Fritz Mattejat und Beate Lisofsky haben den Bedarf erkannt und eine Fachpublikation herausgebracht, die sich nicht nur an professionell Tätige richtet, sondern auch Betroffene und Angehörige, insbesondere die bisher oftmals vergessenen Kinder der Erkrankten, anspricht.
Besonders deutlich wird in allen Kapiteln des Buches „Nicht von schlechten Eltern“, dass die Bedürfnisse der Kinder und Jugendlichen lange Zeit nicht wahrgenommen wurden. Hinsichtlich dem, aus der elterlichen Krankheit resultierenden, erhöhten Risiko für die kindlichen Entwicklungsgefährdungen wird der akute Handlungsbedarf sehr deutlich.
Zeitgleich dient dieses niedrigschwellige Werk als Ratgeber und liefert fundierte, ressourcenorientierte Ansätze als Lösungsstrategien. Fachlich fundiertes Wissen kann über die Beispiele und Hinweise von den Lesern praxisbezogen bzw. auf alltägliche Situationen transferiert werden. Betroffene werden wertschätzend angesprochen und Hemmschwellen abgebaut.
Diese Literatur unterstützt methodisch und didaktisch den noch nicht vollendeten Bewusstseinswandel und den Umgang mit psychisch erkrankten Menschen und derer Symptome.
Inhaltsverzeichnis
1. Bibliographie
2. Mattejat, Fritz & Lisofsky, Beate (Hg.) (2008). Nicht von schlechten Eltern: Kinder psychisch Kranker. Bonn: BALANCE buch + medien verlag
3. Praxistransfer
4. Lernbilanzierung
Literaturverzeichnis:
1. Bibliographie
Kinder psychisch kranker Eltern - Problemlagen und Hilfsangebote
Jugendhilfe (2009-2014)
Lenz, A. (2014). Kinder psychisch kranker Eltern - Risiken, Folgen und Herausforderungen für die Jugendhilfe. Jugendhilfe, 52(3), 166–175.
Schulz-Du Bois, A. C. (2014). Psychiatrische Krankheitsbilder verstehen - der Kindeswohlge- fährdung durch Zusammenarbeit entgegenwirken. Jugendhilfe, 52(3), 175–182.
Braiger, B. (2014). Das Projekt KiP im Landkreis Ravensburg. Jugendhilfe, 52(3), 182–187.
Kilian, S. (2014). FIPS - Schnittstelle Psychiatrie und Jugendhilfe. Jugendhilfe, 52(3), 188- 194.
Schmutz, E. (2014). Hilfen aus einer Hand für psychisch erkrankte Eltern und ihre Kinder – leistungsbereichsübergreifend Hilfen gestalten. Jugendhilfe, 52(3), 195–202.
Abel, J., Otto, W., & Schliebs, I. (2014). "Seelensteine". Eine spezialisierte Familienhilfe für Kinder psychisch kranker Eltern. Jugendhilfe, 52(3), 202–209.
Wiegel, D. (2014). Leuchtfeuer Köln. Arbeit mit psychisch kranken Eltern an der Schnittstelle zur Jugendhilfe. Jugendhilfe, 52(3), 210–216.
Schrappe, A. (2014). Erziehungsberatungsstellen als präventive Hilfe für Kinder und ihre psychisch erkrankten Eltern. Jugendhilfe, 52(4), 303-308.
Plass, A., Ohntrup, J. M. & Wiegand-Grefe, S. (2010). Das familienorientierte Forschungs- und Präventionsprojekt CHIMPs (Children of mentally ill parents). Übersicht und aktuel- ler Forschungsstand. Jugendhilfe, 48(2), 71–75.
Gehrmann, J., Söhle, M. & Boida, E. (2009). Kinder psychisch kranker Eltern. Die "verges- senen" kleinen Angehörigen. Jugendhilfe, 47(1), 50–60.
Kindheit und Entwicklung,
Zeitschrift für Klinische Entwicklungspsychologie (2012-2016)
Wiegand-Grefe, S. & Petermann, F. (2016). Kinder psychisch erkrankter Eltern. Kindheit und Entwicklung, 25(2), 63–67.
Pretis, M. & Dimova, A. (2016). Resilienzprozesse bei hochbelasteten Kindern psychisch kranker Eltern. Kindheit und Entwicklung, 25(2), 68–76.
Wiegand-Grefe, S., Alberts, J. & Petermann, F. (2016). Familienfunktionalität und familiäre Beziehungen im Perspektivenvergleich. Effekte einer manualisierten Intervention für Familien mit einem psychisch kranken Elternteil. Kindheit und Entwicklung, 25(2), 77– 88.
Hefti, S., Kölch, Michael & Di Gallo, A. (2016). Welche Faktoren beeinflussen, ob psychisch belastete Kinder mit einem psychisch kranken Elternteil Hilfen erhalten? Kindheit und Entwicklung, 25(2), 89–99.
Plass, A., Haller, A.-C. & Habermann, K. (2016). Faktoren der Gesunderhaltung bei Kindern psychisch belasteter Eltern. Ergebnisse der BELLA-Kohortenstudie. Kindheit und Entwicklung, 25(1), 41-49.
Wiegand-Grefe, S., Cronemeyer, B. & Plass, A. (2013). Psychische Auffälligkeiten von Kin- dern psychisch kranker Eltern im Perspektivenvergleich. Effekte einer manualisierten Familienintervention. Kindheit und Entwicklung, 22(1), 31-40.
Wiegand-Grefe, S., Werkmeister, S. & Bullinger, M. (2012). Gesundheits-bezogene Lebens- qualität und soziale Unterstützung von Kindern psychisch kranker Eltern. Effekte einer manualisierten Familienintervention. Kindheit und Entwicklung, 21(1), 64-73.
2. Mattejat, Fritz & Lisofsky, Beate (Hg.) (2008). Nicht von schlechten Eltern: Kinder psychisch Kranker. Bonn: BALANCE buch + medien verlag.
Rezensentin:
Sie hat 2013 die Ausbildung zur staatlich anerkannten Ergotherapeutin beendet und arbeitete zunächst drei Jahre in einem gemeindepsychiatrischen Kontext. Sie verstärkte die Arbeitstherapie für junge Erwachsene mit diagnostizierter psychiatrischer Diagnose sowie Patient/Innen mit Doppeldiagnose und übernahm die Leitung für die tagesstrukturierenden Angebote.
2016 wechselte die Rezensentin zu einem Anbieter der integrativen Versorgung in den Krisendienst und begleitet als Fallmanagerin Menschen in herausfordernden Lebenssituationen. Sie übernimmt verschiedene Aufgaben der Krisenprävention und -begleitung. 2018 hat sie die systemische Weiterbildung „offener Dialog“ mit dem Fokus auf Netzwerkarbeit in Krisensituationen absolviert.
Autoreninformation:
Prof. Dr. phil. Fritz Mattejat wurde 1945 geboren. Nach seinen zahlreichen Ausbildungen als Diplom-Psychologe, Kinder- und Jugendpsychotherapeut und psychologischer Psychotherapeut ist er heute leitender Psychologe der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie der Universität Marburg. Er kann auf mehr als 40 Jahre Berufserfahrung zurückblicken. Darüber hinaus ist er im Vorstand und als Ausbildungsleiter des Instituts für Verhaltenstherapie und Verhaltensmedizin an der Phillips-Universität Marburg tätig.
Er ist als namhafter Verfasser und Herausgeber mehrerer Lehrbücher zum Thema Psychiatrie und Psychotherapie im Kindes- und Jugendalter bekannt und erhielt 2013 den Diotima-Ehrenpreis der Bundespsychotherapeutenkammer. Sein systemisch geprägter Blick für Familienzusammenhänge machte ihn auf Kinder psychisch kranker Eltern aufmerksam. Mattejat legte seine Forschungsschwerpunkte auf diese Gruppe, denn sie sind bis heute einem besonders erhöhten Risiko ausgesetzt, selbst an psychischen Störungen zu erkranken.
Beate Lisofsky, geboren 1958, arbeitete zunächst als diplomierte Journalistin, anschließend als Redakteurin der Psychosozialen Umschau und seit 2000 ist sie Pressesprecherin des Bundesverbandes der Angehörigen psychisch Kranker e.V..
Publikationsabsicht:
Die 2008 im BALANCE Verlag erschienene Neuausgabe ist eine Überarbeitung des im Psychiatrie Verlag verlegten, gleichnamigen Erstwerks. Ziel der Autorenschaft ist es, die Kommunikation mit betroffenen Kindern und Familien zu fördern, Informationen zu bisher tabuisierten Erkrankungen zu veröffentlichen und Wahrnehmungen, sowie Handlungsalternativen aus der Sicht von Betroffenen und professionell Tätigen zu beschreiben.
Seit der Erstausgabe sind bereits zahlreiche Entwicklungen vollzogen worden. Dennoch propagiert das Buch zu mehr Akzeptanz von psychischen Störungen, versucht Stigmatisierungen entgegen zu wirken und führt einen langsamen, aber beobachtbaren, Bewusstseinswandel auf. Auf der Grundlage der empirisch nachgewiesenen Effizienz sollen die politischen Rahmenbedingungen für Präventivangebote in der Jugendhilfe verbessert werden. Nicht nur die finanziellen Gegebenheiten erschweren adäquate Entwicklungsmöglichkeiten für Kinder psychisch kranker Eltern, auch institutionelle Strukturen benötigen Entwicklung und Engagement, um Fortschritte in der Präventiv- und Krisenversorgung zu erreichen.
Dieses Buch soll allen Betroffenen Mut zusprechen. Über die Erfahrungsberichte ist es möglich, dass sich Professionelle aller Fachrichtungen ebenso wie betroffene Kinder im Erwachsenenalter, als auch psychisch kranke Eltern mit der Thematik identifizieren und wertfrei in Lösungsideen mit einbezogen werden.
Aufbau:
Die Publikation gliedert sich in drei große Teile und beginnt mit einem einladenden Vorwort der beiden Herausgeber Mattejat und Lisofsky. Im 1. Teil (70 Seiten) werden dem Leser unter der Überschrift „Mit der Psychiatrie groß werden: Zur Situation der Kinder psychisch Kranker. Berichte von Kindern und Eltern“ 7 Erfahrungsberichte eröffnet.
Der 2. Teil (60 Seiten) enthält Wissenswertes zur Entwicklung der Kinder und ihren Familien und ist in 6 Kapitel untergliedert. An jedes Kapitel schließt ein Literaturverzeichnis an.
Im 3. Teil werden daran anknüpfend, verschiedene praktische Hilfen in 7 Kapiteln vorgestellt. Anschließend wird dem Leser im 12-seitigen Anhang eine Checkliste zur Risikoeinschätzung von Kindern psychisch erkrankter Eltern, Literaturempfehlungen sowie weitere unterstützende Internetadressen zur Verfügung gestellt. Abschließend werden die Herausgeber und Autoren aufgeführt.
Inhalt:
Im 1. Teil werden die Gefühle, Wahrnehmungen, Hilfebedarfe und alltagsrelevante Einschränkungen auf persönlichen Erfahrungen von betroffenen Kindern, Angehörigen und psychisch kranken Eltern basierend, abgebildet. Jedes Kapitel bezieht sich auf eine spezifische psychische Störung und verdeutlicht die entsprechende Symptomatik und Auswirkungen für das Umfeld. Im 1. Kapitel beschreibt Wiebke Scherber als Tochter einer an Schizophrenie erkrankten Mutter, ihr kindliches Erleben. Im 2. Kapitel führt dieses die Tochter einer depressiven Mutter aus. Im 3. Kapitel erfahren die Leser eine psychische Erkrankung aus der Perspektive einer Mutter, die das Zusammenleben mit ihrer Tochter darstellt. Im folgenden Kapitel schildert eine Familie, die seit 2 Generationen mit den Auswirkungen von psychischen Erkrankungen lebt, ihre Erfahrungen. Susanne Webel beschreibt im 5. Kapitel ihre Wahrnehmungen im Zusammenhang mit ihrer Mutter, die unter einer bipolaren Störung litt. Im 6. Kapitel berichtet Susanne Webel über die Folgen der Krankheit ihrer Mutter für ihre Kindheit und fordert dazu auf, Kinder aus der Verantwortung für ihre kranken Eltern zu holen. Im 7. Kapitel nimmt die Hilfebedarfe von Eltern und Kindern in Krisensituationen in den Fokus und Susanne Heim, Autorin dieses Kapitels, betont die Notwendigkeit der sensiblen und verantwortungsvollen Unterstützung aller Beteiligten.
Der 2. Teil beginnt mit Kapitel 8. In diesem stellt Fritz Mattejat zunächst die aktuellen Forschungserkenntnisse zur Verteilung und Heritabilität psychischer Erkrankungen dar und skizziert Entwicklungsverläufe unter Berücksichtigung der aufkommenden Belastungs- und Resilienzfaktoren. Das folgende Kapitel, geschrieben von Albert Lenz, informiert den Leser über Resilienzförderung, Krisenplan und Netzwerkarbeit. Michael Franz verdeutlicht im 10. Kapitel die Relevanz der Vernetzung von der Erwachsenen- mit der Kinder und Jugendpsychiatrie. Im 11. Kapitel wird diese auf den Bereich der ambulanten Psychotherapie übertragen. Susanne Wunder beschreibt die Notwendigkeit der kindgerechten Aufklärung über psychische Störungen im familiären Umfeld und führt konkrete Umsetzungsideen an. Im 12. Kapitel klärt Reinhold Schone den Leser über die rechtlichen Zusammenhänge institutioneller Leistungen in Bezug auf Sorgerechts- und Kindeswohlfragen auf, um gesellschaftlich bekannten Stigmata entgegenzuwirken.
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- Quote paper
- Sina Eichler (Author), 2018, Kinder psychisch kranker Eltern. Problemlagen und Hilfsangebote. Portfolio, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/441160
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