Was genau ist Scham überhaupt? Wie äußert sich Scham und woran erkennt man sie? Und vor allem: Was ist die Ursache für Scham? Um diese und weitere Fragen der Scham beantworten zu können, werden sie in dieser Arbeit besprochen. Zunächst wird die Scham auf ihre Erscheinungsform hin, das heißt phänomenologisch betrachtet. Hierbei wird insbesondere auf die Schamanlässe, also die Auslöser für Scham, sowie deren Strukturmerkmale eingegangen. In einem weiteren Schritt werden die psychologischen Hintergründe und Funktionen bzw. Folgen der Scham für menschliches Erleben und Leben untersucht. Ist Scham zwingend ein negativer Affekt mit ausschließlich negativen Folgen?
Im zweiten Teil dieser Arbeit wird das Phänomen Scham dann schließlich grundlegender erfasst, nämlich ausgehend von dem Menschen an sich; genauer: von seiner besonderen Existenzweise. Hier soll eine bestimmte, von dem Philosophen Helmuth Plessner formulierte, philosophisch anthropologische Herangehensweise an die menschliche Existenz expliziter aufgearbeitet werden mit dem Ziel in ihr die Ursache der Scham zu finden und diese zu bestimmen.
Sicher gibt es noch andere nennenswerte Philosophen, wie z.B. Max Scheler, der ebenfalls der Frage nachging, wie existiert der Mensch und worin begründet sich menschliches Schamerleben? In seiner Abhandlung „Über Scham und Schamgefühl“ lassen sich viele brauchbare Elemente zur Klärung der Schamursache finden, jedoch bietet sich Plessners Herangehensweise eher für die Beantwortung der Frage nach der Ursache der Scham für diese Arbeit an. Max Scheler kann aufgrund der begrenzten Kapazität dieser Arbeit hier nur angerissen, nicht aber ausführlich diskutiert werden. Zunächst einmal soll versucht werden, die Scham phänomenologisch, das heißt auf ihre Erscheinungsform hin, zu definieren. Wie tritt Scham auf? Woran erkennt man, dass sich eine Person schämt?
Scham ist allgegenwärtig; jeder Mensch hat sich sowohl schon einmal selbst geschämt, als auch eine Schamsituation bei Fremden oder Bekannten beobachten können. Eine ‚Unverschämtheit‘ impliziert eine negative Konnotation der Scham; ebenso die Aussage, „im Boden versunken“ zu sein. In letzterer Aussage wird außerdem noch der Wunsch erkennbar, in einer beschämenden Situation verschwinden zu wollen, nicht mehr gesehen werden zu wollen.
Inhaltsverzeichnis
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Das Phänomen Scham
- Schamanlässe und Variationen der Scham
- Strukturmerkmale der Scham
- Entwicklungsvoraussetzungen der Scham und Abgrenzung zu verwandten Phänomenen
- Funktionen und Folgen der Scham und Schamabwehr
- Helmuth Plessner und die „Exzentrische Lebensweise des Menschen”
- Die „Exzentrische Positionalität“ als Ursache der Scham
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Phänomen der Scham und untersucht dessen Ursachen, Auswirkungen und Entwicklung im menschlichen Erleben.
- Phänomenologische Analyse der Scham: Schamanlässe, Strukturmerkmale und Variationen
- Psychologische Hintergründe und Funktionen der Scham
- Entwicklung des Schamempfindens und Abgrenzung zu verwandten Phänomenen
- Philosophische Anthropologie Helmuth Plessners und die „Exzentrische Positionalität“ als Ursache der Scham
- Bedeutung von Scham und Schamabwehr im menschlichen Leben
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Das Phänomen Scham: Dieses Kapitel untersucht die Erscheinungsform der Scham phänomenologisch, analysiert Schamanlässe, Strukturmerkmale und Variationen der Scham sowie deren Entwicklung im Laufe des Lebens.
- Kapitel 2: Helmuth Plessner und die „Exzentrische Lebensweise des Menschen”: Hier wird die Philosophie Helmuth Plessners vorgestellt, die die „Exzentrische Positionalität“ des Menschen als Grundlage für die Entstehung von Scham betrachtet.
- Kapitel 3: Die „Exzentrische Positionalität“ als Ursache der Scham: In diesem Kapitel wird untersucht, wie die „Exzentrische Positionalität“ des Menschen nach Plessner die Entstehung des Schamgefühls erklärt und welche Bedeutung sie für menschliches Verhalten und Erleben hat.
Schlüsselwörter
Scham, Schamanlässe, Strukturmerkmale, Entwicklung, Funktionen, Folgen, Schamabwehr, Helmuth Plessner, Exzentrische Lebensweise, Exzentrische Positionalität, Selbstbild, Selbstbeobachtung, Selbstbewertung, Soziale Normen, Kultur, Psychologische Anthropologie.
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- Annika Klement (Autor), 2016, Anthropologische Ursachen der Scham. Exzentrische Positionalität nach Helmuth Plessner, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/440907