Hugo von Hofmannsthal schrieb 1894, im Alter von 19 Jahren, das kleine Drama „Der Tor und der Tod“. Im Jahr 1898 wurde das Stück in München uraufgeführt. Das lyrische Drama handelt von dem Ästheten Claudio, der sein eigenes Leben wie ein Zuschauer wahrnimmt und sich nach einem erfüllten Dasein sehnt. Ihm gelingt es nicht das Leben zu genießen, Emotionen und zwischenmenschliche Beziehungen sind ihm fremd. In seinem Eingansmonolog spricht er über sein bisheriges Leben und stellt fest, dass er kein erfülltes Dasein verlebte, wie er es sich schon seit seiner Kindheit erhoffte.
Während er in seinem Studierzimmer sitzt, andere durch das Fenster beobachtet und über sein Leben sinnt, bekommt er Besuch vom Tod. Dieser weist ihn zurecht und führt ihm bereits verstorbene Menschen vor, die Claudio zu ihren Lebzeiten geliebt haben, aber von diesem zurückgestoßen und verletzt wurden. Die Möglichkeit mit diesen drei Personen zu sprechen wird Claudio nicht gegeben, lediglich zwischen dem Tod und Claudio, dem Toren, kommen Dialoge zustande. Durch den Auftritt des Todes und durch die Monologe der drei Toten begreift Claudio was es heißt zu leben. Er erkennt den Sinn des Lebens und er lernt schließlich das Leben zu ehren. Es wird ihm auch bewusst, was er in seinem Dasein versäumt hat und was er hätte anders machen müssen, um seine Träume vom Leben verwirklichen zu können.
Die vorliegende Hausarbeit analysiert im ersten Teil Claudios ästhetische Lebenseinstellung , beschreibt ihre Ursachen und setzt sie in Bezug zur Ideologie der Jahrhundertwende, des Fin de Siécle.
Im zweiten Teil der Hausarbeit soll herausgearbeitet werden, welche Erkenntnisse Claudio in seiner Todesstunde, durch den Tod selbst sowie durch die drei, von diesem präsentierten, Personen gewinnt.
Inhaltsverzeichnis
1.Einleitung
2.Der Ästhet Claudio
2.1. Ursachen für Claudios Lebensfremdheit
2.2. Der Ästhetizismus in der Gesellschaft des Fin de Siécle
3. Die Begegnung mit dem Tod
3.1. Claudios Erkenntnisse durch die Begegnung mit dem Tod
4. Schluss
Literatur
1.Einleitung
Hugo von Hofmannsthal schrieb 1894, im Alter von 19 Jahren, das kleine Drama „Der Tor und der Tod“. Im Jahr 1898 wurde das Stück in München uraufgeführt.
Das lyrische Drama handelt von dem Ästheten Claudio, der sein eigenes Leben wie ein Zuschauer wahrnimmt und sich nach einem erfüllten Dasein sehnt. Ihm gelingt es nicht das Leben zu genießen, Emotionen und zwischenmenschliche Beziehungen sind ihm fremd. In seinem Eingansmonolog spricht er über sein bisheriges Leben und stellt fest, dass er kein erfülltes Dasein verlebte, wie er es sich schon seit seiner Kindheit erhoffte.
Während er in seinem Studierzimmer sitzt, andere durch das Fenster beobachtet und über sein Leben sinnt, bekommt er Besuch vom Tod. Dieser weist ihn zurecht und führt ihm bereits verstorbene Menschen vor, die Claudio zu ihren Lebzeiten geliebt haben, aber von diesem zurückgestoßen und verletzt wurden. Die Möglichkeit mit diesen drei Personen zu sprechen wird Claudio nicht gegeben, lediglich zwischen dem Tod und Claudio, dem Toren, kommen Dialoge zustande.
Durch den Auftritt des Todes und durch die Monologe der drei Toten begreift Claudio was es heißt zu leben. Er erkennt den Sinn des Lebens und er lernt schließlich das Leben zu ehren. Es wird ihm auch bewusst, was er in seinem Dasein versäumt hat und was er hätte anders machen müssen, um seine Träume vom Leben verwirklichen zu können.
Die vorliegende Hausarbeit analysiert im ersten Teil Claudios ästhetische Lebenseinstellung, beschreibt ihre Ursachen und setzt sie in Bezug zur Ideologie der Jahrhundertwende, des Fin de Siécle.
Im zweiten Teil der Hausarbeit soll herausgearbeitet werden, welche Erkenntnisse Claudio in seiner Todesstunde, durch den Tod selbst sowie durch die drei, von diesem präsentierten, Personen gewinnt.
2.Der Ästhet Claudio
Der Protagonist aus Hugo von Hofmannsthals lyrischem Drama „Der Tor und der Tod“, Claudio, hat sein Leben dem Ästhetizismus verschrieben. Gleich zu Beginn des Stückes zeigt sich, dass er aus dem wirklichen Leben in eine Welt von Künstlichkeit geflohen ist. Noch bevor sein Eingangsmonolog beginnt, in dem er Bilanz über sein bisheriges Leben zieht, wird sein Studierzimmer beschrieben. Es wird deutlich, dass Claudio eine Vorliebe dafür hat, sich mit Gegenständen zu umgeben, insbesondere mit solchen aus vergangenen Zeiten, die ein treffliches Ambiente für seine Träumereien schaffen. Neben Kunstgegenständen, wie einer dunklen Truhe, altertümlichen Musikinstrumenten und einem dunklen Bild, ist in seinem Zimmer, durch große Fenster und Glastüren, viel Raum dem Draußen gewidmet, was einen Kontrast zu den dunklen Dingen darstellt.
Claudio ist sich dessen bewusst, dass seine Sehnsucht nach innerer Erfüllung nicht durch Gegenstände befriedigt werden kann. In früheren Zeiten waren diese Dinge von Lebendigkeit erfüllt, doch nun da Claudio sein Leben lang nur durch diese Dinge empfand, hat sich diese Lebendigkeit für ihn verflüchtigt. „Und wie ich eurer eigensinn’gen Seelen / Jedwede, wie die Masken durchempfunden, War mir verschleiert Leben, Herz und Welt“[1]. Die Gegenstände erinnern ihn bloß daran, wie ein erfülltes, volles Sein aussehen könnte.
Claudio beobachtet durch das Fenster seines Studierzimmers die abendliche Landschaft. Durch das Fenster ist sein Blick wie ein Bild umrahmt. Die Aussicht, die sich ihm bietet beschriebt er mit den Worten: „So malen die Meister von den frühen Tagen / Die Wolken, welche die Madonna tragen“[2]. Die natürliche Schönheit der Abendlandschaft bekommt für Claudio erst durch den Vergleich mit der Kunst einen Wert, er braucht das Künstliche, um das Natürliche genießen zu können. Claudios Leben ist lediglich der Kunst gewidmet, durch die er versucht Zugang zum wirklichen Leben zu bekommen. Da ihm dies nicht gelingt, bleibt sein Leben weiterhin inhaltslos und leer.
Wie die Abendlandschaft transportiert er auch menschliche Beziehungen und Arbeit in ein Verhältnis ästhetischer Distanz. So stellt Claudio „die gute Mattigkeit der Glieder“[3] der Arbeitenden, die wie „die wilden Bienen sind / Um […] Gottes helle, heiße Luft“[4], in Bezug zu seiner eigenen Müdigkeit. Er wünscht sich, diese durch Arbeit zu verspüren und nicht durchs Nichtstun und Nachdenken. In allem Reichtum, in dem Claudio lebt, sehnt er sich nach einem einfachen Leben in der Natur, da er annimmt, dass die Menschen dort ein erfüllteres Leben führen als er es tut. Durch das Beobachten der Arbeiter auf dem Berg wird ihm bewusst, wie sehr er selber aus dem Leben ausgeschlossen ist.
Claudio kennt zwar Stimmungen, von denen er sich gerne tragen lässt, es fehlt ihm aber an Tiefe des Gefühls sowie an leidenschaftlicher Hingabe. Sobald er in seinem Leben nur den Hauch von Gefühlen verspürte, hat er diese so gründlich analysiert und durchdacht, dass tiefere Emotionen nicht entstehen konnten. Wenn ihn ein Schmerz gestreift hat, kam „Unbehagen […] an Schmerzes Statt“[5]. Der Schmerz stellt hier etwas Positives dar, weil man erst richtig leben kann, wenn man Gefühle wie Schmerzen erfahren hat. Da Claudio nie Schmerz oder Traurigkeit empfunden hat, war es ihm auch nicht möglich positive Gefühle zu entwickeln.
Claudio sagt in seinem Eingangsmonolog, er habe das Menschenleben verstanden, sich aber nie darein verweben oder sich daran verlieren können.[6] Er konnte sich also nie gehen lassen und für das Leben offen sein, da er sich dem Leben nicht aussetzte ohne vorher abzuwägen und zu durchdenken was passieren wird.
Claudio lebt ohne soziale Bindungen zurückgezogen in seinem Wohlstand. Wie schwer es ihm fällt Kontakt zu anderen Menschen aufzubauen wird deutlich, wenn er sagt, dass er sich fühlt als müsse er erst „an sieben vernagelte Pforten / Mit blutigen Fingern schlagen“[7], um ein Gespräch mit seinen Mitmenschen aufzubauen. Soziale Kontakte bereiten ihm also große Mühe. Zu anderen Menschen verhält sich Claudio lediglich als Beobachter. Er beobachtet das Leben dieser und malt sich deren Welt aus, die für ihn unerreichbar scheint, ohne sich selbst darin zu verlieren. Dieses Zuschauen des eigenen Lebens und des Lebens anderer sowie seine Sehnsucht nach einem vollen Dasein vergrößern seine Distanz zum Leben, da beides seinen Blick in die Ferne schweifen lässt.
Claudio weiß, dass er sich „an Künstliches verloren“[8] hat und dass er aus toten Augen gesehen und mit toten Ohren gehört hat.[9] Er erlebt sein Studierzimmer als „Rumpelkammer voller totem Tand“[10]. Er ist sich darüber im Klaren, dass er sich durch seine Besitztümer zwar über sein nicht existentes Leben hinweggetröstet, durch diese aber keinen Weg ins Leben gefunden, hat. Aus seinem Unzufriedenheit heraus versucht er, aus der Sicht des klugen Ästheten, Genuss daraus zu ziehen „So schmerzlich klug und so enttäuschter Sinn / in müdem Hochmut liegend, in Entsagen / Tief eingesponnen leb ich ohne Klagen / In diesen Stuben, in dieser Stadt dahin“[11].
[...]
[1] Hofmannsthal, Hugo von: Der Tor und der Tod. In: Hugo von Hofmannsthal. Gesammelte Werke in Einzelausgaben. Gedichte und Lyrische Dramen. Hrsg. von Herbert Steiner. Frankfurt am Main [u.a.] : S. Fischer Verlag 1965. S.203
[2] Hofmannsthal 1965: S.200
[3] Hofmannsthal 1965: S.200
[4] Hofmannsthal 1965: S.200
[5] Hofmannsthal 1965: S. 202
[6] Vgl. Hofmannsthal 1965: S. 201
[7] Hofmannsthal 1965: S.201
[8] Hofmannsthal 1965: S.203
[9] Kobel, Erwin: Hugo von Hofmannsthal. Berlin: Walter de Gruyter & Co 1970. S. 31
[10] Hofmannsthal 1965: S.202
[11] Hofmannsthal 1965: S.204
- Citar trabajo
- Lenka Eiermann (Autor), 2005, Der Ästhet Claudio in Hugo von Hofmannsthals 'Der Tor und der Tod', Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/44088
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