Mandalas sind Bilder, Ornamente oder ornamentartig angelegte Gegenstände, die in vielen Kulturen als Meditationszeichen dienen und drei Dinge gemeinsam haben: die Grundform Kreis, eine Mitte und einen auf dieses Zentrum konzentrierten symmetrischen Aufbau (Friebel, 1998; Wuillemet/ Cavelius, 1997; Bernhardt 1996; Hoppe, 1995). Durch die kreisförmig um einen Mittelpunkt angeordneten und miteinander verbundenen geometrischen Figuren, abstrakten Symbole, gegenständlichen Abbildungen oder realen Objekte soll der Betrachter und Gestalter des Mandalas zur Ruhe kommen, seine ganze Aufmerksamkeit auf sich selbst konzentrieren (Bernhardt, 1996) und zu seiner eigenen Mitte zu finden.
Mandalas wirken durch Meditation. Jedoch nicht die Existenz oder Betrachtung seiner Darstellung allein macht dessen entspannenden Effekt aus. Vielmehr ist es zum einen die Art, es anzuschauen, es zu betrachten, es auf sich wirken zu lassen und sich innerlich gedanklich ebenso wie emotional von den ihm zugrunde liegenden Strukturen (Kreis, Mitte, sich berührende, verbindende, verschlängelnde Ornamente etc.) leiten zu lassen. Zum anderen sollte die Betrachtung eines Mandalas kombiniert sein mit seiner Herstellung und Gestaltung. Erst bei einem entspannten, aber bewussten und konzentrierten Gestaltungsvorgang wie dem Malen, Zeichnen oder Legen von Mandalas kann sich der Körper auf Selbstbesinnung, Ruhe und Gelassenheit einstellen.
Nicht nur Erwachsene fühlen sich vom Stress und von den Alltagsbelastung der heutigen Zeit überfordert, auch immer mehr Kinder weisen psychisch bedingte Symptome wie Nervosität und Unkonzentriertheit auf oder Verhaltens- und Entwicklungsstörungen (Wuillemet/ Cavelius, 1997, S. 6) wie beispielsweise Aggressivität, Depressionen, Leistungsabfall in der Schule u.a. Das Resultat sind nicht nur kurzfristige Probleme in Schule, Alltag und Umwelt, sondern auch eine unterschiedlich starke Minderung des kindlichen Selbstwertgefühls, die auf lange Sicht schwerwiegende Schäden der Persönlichkeit des Kindes auslösen kann.
Mandalas werden im Unterricht von vielen Lehrerinnen und Lehrern zweckentfremdet eingesetzt, d.h. beispielsweise als Füllungsaufgabe für Vertretungsstunden, zwischendurch oder für Kinder, die schneller mit ihren Aufgaben fertig sind als die übrigen. Diese Zweckentfremdung wird jedoch weder den Kindern noch der Idee der Mandalas gerecht.
Diese Arbeit zeigt, wie die Wirkung der Mandalas im Unterricht der Grundschule sinnvoll und effektiv eingesetzt werden kann.
Inhalt
1 Was sind Mandalas?
2 Herkunft von Mandalas
2.1 Europa
2.2 Asien
2.3 Australien
2.4 Amerika
3 Wirkung von Mandalas
3.1 Wirkung auf das psychische Befinden
3.2 Wirkung auf das körperliche Befinden
4 Mandalas für Kinder
4.1 Weshalb benötigen Kinder Entspannung und Meditation?
4.2 Weshalb Mandalas malen als Entspannungstechnik für Kinder?
5 Mandalas im Unterricht
5.1 Didaktisch-methodische Umsetzung
5.2 Ideen für den Unterricht
5.2.1 Sand-Mandalas
5.2.2 Transparente Mandalas
5.2.3 Schnur-Mandalas
5.2.4 Mandalas aus Scherben
5.2.5 Mandalas schreiben
5.2.6 Mandala-Tänze
5.2.7 Natur-Mandalas
6 Literaturhinweise und –empfehlungen
1 Was sind Mandalas?
Der Begriff Mandala stammt aus dem Altindischen und bedeutet Kreis (Brockhaus, 1986; Bernhardt 1996, S. 6; Hoppe, 1995, S. 7) oder Ring (Friebel, 1998, S. 7) .
Mandalas sind Bilder, Ornamente oder ornamentartig angelegte Gegenstände, die in vielen Kulturen als Meditationszeichen dienen und drei Dinge gemeinsam haben: die Grundform Kreis, eine Mitte und einen auf dieses Zentrum konzentrierten symmetrischen Aufbau (Friebel, 1998; Wuillemet/ Cavelius, 1997; Bernhardt 1996; Hoppe, 1995). Durch die kreisförmig um einen Mittelpunkt angeordneten und miteinander verbundenen geometrischen Figuren, abstrakten Symbole, gegenständlichen Abbildungen oder realen Objekte soll der Betrachter und Gestalter des Mandalas zur Ruhe kommen, seine ganze Aufmerksamkeit auf sich selbst konzentrieren (Bernhardt, 1996) und zu seiner eigenen Mitte zu finden.
Die Grundstruktur von Mandalas - der Kreis – ist ein sog. Archetypisches bzw. archaisches Symbol, ein Urbild (Wuillemet/ Cavelius, 1997, S. 8, Bernhardt, 1996, S. 12), das im Unbewussten aller Menschen und aller Völker verankert ist. Der Kreis hat keinen Anfang und kein Ende; er steht für die innere Ordnung der Natur, die Vollkommenheit, die Welt, den Kosmos, das Göttliche, die Unendlichkeit aber auch für die Schöpfung, das Leben und nicht zuletzt den Menschen selbst. Der Kreis ist auch die Urform kindlichen Zeichnens; Kinder zeichnen oft ganz spontan und intuitiv, also unbewusst Kreise (Bernhardt, 1996, S. 7, 12).
Mandalaartige Formen sind auch überall in der Natur zu finden: bei Schneeflocken, dem Mond, der Sonne, den Jahresringen eines gefällten Baumstamms, Blumen und Blüten, Schneckenhäusern, Spinnennetzen, der Wellenbewegung, wenn ein Stein ins Wasser fällt, u. v. m. (Friebel, 1998, S.7; Wuillemet/ Cavelius, 1997, S. 8; Bernhardt 1996, S.12 f.; Hoppe, 1995, S. 66). Vielleicht üben Mandalas deshalb seit Urzeiten und in allen Kulturen solch eine Faszination auf die Menschen aus. Die Dinge in der Natur sind jedoch nicht von sich aus Mandalas. Sie werden erst durch die meditative Betrachtung und Interpretation der Menschen dazu. Oder wie Friebel (1996, S. 7) sagt: „’Mandala’ zu sagen ist eine Art, Dinge anzuschauen. ‚Mandala’ zu sagen heißt die Dinge zu sehen – und eine Struktur, die ihnen zugrunde liegt: der Kreis.“
2 Herkunft von Mandalas
Mandalas gab es in den alten Hochkulturen wie auch bei den sog. primitiven Völkern. Alle verfolgten mit der Erstellung der Kreisbilder das Ziel, intuitiv ihren Geist und ihre Seele zu beruhigen und sich so wieder der eigenen Natur zu nähern (Wuillemet/ Cavelius, 1997).
2.1 Europa
Bereits in der Frühgeschichte Europas war den Menschen die Urform Kreis wichtig und heilig und fand sich im Grundriss ihrer Wohnstätten, Zelte, Hütten, ihrer rituellen Stätten. So ist auch der Aufbau von Stonehenge, des heiligen Platzes der keltischen Druiden, konzentrisch aufgebaut; ebenso fand man spiralförmige Höhlenmalereien in der französischen Höhle von Lascaux.
Im Mittelalter und in der Neuzeit beschäftigten sich zunehmend Künstler mit der Kreisform und beeinflussten besonders im abendländischen Raum die christliche Baukunst, wie z. B. Fensterrosetten in gotischen Kirchen, Kuppelbauten, sog. Sternstädte in Italien, Heiligenbilder etc. Auch das berühmte Labyrinth von Chartres und das Schloss Castlemonte in Süditalien erinnern an ein Mandala.
2.2 Asien
China
In China weisen Pagoden, Tempel- und Grabanlagen immer einen kreisförmigen Grundriss auf. Im künstlerischen Kulturgut wie Stein-, Holz- und Papierschnitten kann man ebenfalls Mandala-Strukturen finden. Nicht zuletzt das Tai Gi, Symbol des Uranfangs und der Vereinigung von Yin und Yang, gibt durch den Kreis die perfekte Harmonie, die Einheit allen Seins wieder.
Indien
Obwohl Mandalas in allen Kulturen dieser Welt auftauchen, sind sie nirgends so dominant vorhanden wie im vorderindischen Raum, insbesondere im Tantrischen oder Tibetischen Buddhismus. So kehrt auch hier die Mandala-Kunst architektonisch in Gottesstätten wieder, wie beispielsweise beim Javanischen Wallfahrtsort Boro Budur, der wie ein terrassenförmiger Berg aussieht, zu dessen Gipfel Gläubige hinaufsteigen wie zu einem kosmisch-göttlichen Mittelpunkt.
Die Mandala-Tradition in Indien beinhaltet seit eh und je ganze Mandala-Rituale als Teil religiöser Meditationszeremonien, bei denen buddhistische Mönche gemeinsam unter völligem Schweigen und Versunkensein in die Tätigkeit mit buntem Sand ein riesiges Mandala auf den Boden des Klosterhofes legen. Das Streuen des Sandes erfordert äußerste Konzentration und Vorsicht, denn ein kleiner ‚Ausrutscher’, ein Niesen oder ein falscher Tritt mit dem Fuß würden nicht nur das Zeichen sondern den gesamten meditativen Vorgang zerstören und das Mandala müsste von neuem begonnen werden.
Interessant ist ebenso, dass das Sand-Mandala der Mönche kein bleibendes Kunstwerk ist, sondern ausschließlich als Meditationszeichen dient und nach der Erstellung wieder aufgelöst wird. Dahinter steckt die Überzeugung, dass das Mandala den gegenwärtigen Seelen- und Geisteszustand eines Menschen bei der Meditation wiederspiegelt, welcher jedoch immer, in jeder Sekunde, jedem noch so kleinen Augenblick unseres Lebens einmalig und authentisch ist und nach ebenso kurzer Zeit wie die seiner Existenz wieder verfliegt, sich dadurch aber auch stetig weiterentwickelt.
Durch das Versinken in die Herstellung des Mandalas erfahren die gläubigen Buddhisten den Weg zu Buddha, ihre Einheit mit den kosmischen Kräften, und finden ihren Platz innerhalb der natürlichen Orndung. Das Chaos, das um einen herum herrscht, wird durch die geordneten Muster des Mandalas gebändigt.
[...]
- Quote paper
- Katja Krenicky-Albert (Author), 2003, Mandalas im Unterricht der Grundschule, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43981
-
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X.