In einer Doppelstunde sollen die Schüler Picassos Werk "Femme acrobate" kennenlernen und die Darstellungsweise erfassen. Die Schüler werden dazu angeregt, eigene "Akrobaten" zu erfinden und zu zeichnen, um sie später vor der Klasse zu präsentieren.
Der Unterrichtsentwurf enthält neben einer Situations- und Sachanalyse eine ausführliche didaktische Analyse. Nach Festlegung der Grob- und Feinlernziele wird der Unterrichtsverlauf methodische analysiert. Zudem umfasst die Arbeit eine tabellarische Verlaufsplanung.
Inhalt
1. Organisatorische Angaben
2. Situationsanalyse
2.1. Anthropogene Voraussetzungen
2.2. Soziokulturelle Voraussetzungen
2.3. Situative Voraussetzungen
3. Sachanalyse
3.1. Pablo Picasso (1881-1973)
3.2. Das Werk „Akrobatin“
3.3. Hauptmerkmale des Expressionismus und Surrealismus
3.4. Das Gestaltungsmittel Linie
4. Didaktische Analyse
4.1. Bezug zum Bildungsplan
4.2. Gegenwartsbedeutung
4.3. Zukunftsbedeutung
4.4. Didaktische Konzeption
4.4.1. Inhaltliche (thematische) Komponente
4.4.2. Gestalterische Komponente (Bildnerisches Problem)
4.4.3. Technische (mediale und pragmatische) Komponente
5. Lernziele
5.1. Groblernziele
5.2. Feinlernziele
5.2.1. Kognitive Lernziele
5.2.2. Sensorische Lernziele
5.2.3. Pragmatische Lernziele
5.2.4. Affektive Lernziele
6. Methodische Analyse
6.1. Initiationsphase
6.2. Explorationsphase
6.3. Objektivierungsphase
6.4. Integrationsphase
7. Medien und Arbeitsmittel
8. Literaturangaben
9. Anlagen
1. Organisatorische Angaben
Schule: Clara-Grunwald-Schule, Freiburg Rieselfeld
Klasse:
Schülerzahl:
Fach: Bildende Kunst
Bereich: Zeichnen/ Grafik
Thema: Picassos „Akrobatin“ (Femme acrobate)
Zeichnen in einer durchgehenden Linie
2. Situationsanalyse
2.1. Anthropogene Voraussetzungen
Die 4. Klasse der Clara-Grunwald-Schule, einer Montessori-Grundschule in Freiburg, besteht aus 16 Mädchen und 7 Jungen. Die SchülerInnen sind zwischen acht und neun Jahren alt. In der Klasse befinden sich einige wenige Kinder anderer Nationalität mit guten Deutschkenntnissen. Die Kinder werden überwiegend von ihrer Klassenlehrerin unterrichtet, Musik- und Kunstunterricht bekommen sie von einer anderen Lehrerin.
Neben den verbreiteten Arbeits- und Sozialformen wie Frontalunterricht, Einzelarbeit, Partnerarbeit oder Gruppenarbeit wird sehr häufig die Form des Stuhlkreises praktiziert. Andere Sozialformen wie Lernzirkel, Lernen an Stationen oder die für die Montessori-Pädagogik typische Freiarbeit sind in dieser Klasse ebenfalls gut durchführbar und führen zu positiven Ergebnissen, da die Kinder diszipliniert und kooperativ sind. Sie sind es gewohnt, während solcher Arbeitsformen auf Teppichen auf dem Boden zu sitzen, zu hocken, zu liegen und nur im Flüsterton miteinander zu kommunizieren, was sowohl für SchülerInnen als auch Lehrer eine angenehme Unterrichtsatmosphäre schafft.
In der Klasse herrscht ein positives soziales Klima, welches durch die ungleiche Geschlechterverteilung oder die Anwesenheit ausländischer SchülerInnen keineswegs gestört wird. Die Kinder sind stets hilfsbereit, sowohl untereinander als auch gegenüber den Lehrern. Die ausländischen Kinder haben sich hervorragend in die Klasse integriert. Lediglich ein Mädchen aus dem Iran wird durch ihr Elternhaus immer wieder in eine Sonderrolle gedrängt, da es an vielen schulischen Aktivitäten wie am Schwimmunterricht oder an Weihnachtsfeiern nicht teilnehmen darf.
Unterrichtsstörungen sind selten, und wenn sie vorkommen, holt die Lehrerin die Kinder sehr schnell wieder durch vereinbarte Zeichen in das Unterrichtgeschehen zurück, wie z.B. durch ihr eigenes Schweigen, das Rasseln eines sogenannten Regenmachers oder den Ton eines Triangels.
Die Arbeitshaltung der Kinder ist sehr positiv. Im Unterricht zeigen sie viel Motivation und Engagement und melden sich besonders bei Aufgaben, die ihre Assoziationsfähigkeit und Fantasie anregen, wie z.B. beim Einstieg über eine stummen Impuls. Sie sind gut ansprechbar über Belohnungen und Versprechen, am meisten aber dann, wenn ihre Neugier geweckt wird. Vor allem handlungsorientierter Unterricht scheint ihnen äußerst viel Spaß zu machen.
Manche Kinder haben allerdings Schwierigkeiten mit selbständigem Nachfragen, wenn sie eine Sache nicht verstanden haben, so dass die Lehrerin häufig in der Klasse herumgehen und die Zwischenergebnisse insbesondere leistungsschwächerer Kinder überprüfen muss.
Andererseits zeigen alle Kinder große Eigeninitiative und Verlässlichkeit beim Ausführen von Aufgaben während der Freiarbeit. Diese bietet die Gelegenheit zur Nacharbeitung, Wiederholung und Vertiefung von bisherigen Kenntnissen, zur Vorbereitung auf Arbeiten sowie zur Beschäftigung mit neuen Themen im voraus oder zusätzlich aus eigenem Interesse. Für die Lehrerin ist hierbei die individuelle Förderung jedes einzelnen Kindes und gezielte Hilfestellung für schwächere SchülerInnen möglich.
Dem Kunstunterricht im speziellen stehen die Kinder sehr aufgeschlossen und interessiert gegenüber. Sie nehmen aktiv am Unterrichtsgeschehen teil, sind aber gerade durch die Freiarbeit auch selbständiges und konzentriertes Arbeiten über einen längeren Zeitraum gewohnt. Aus den ersten drei Schuljahren besitzen sie bereits Kenntnisse über die grafischen Gestaltungsmittel Punkt, Strich und Linie sowie Erfahrungen mit klassischen Zeichentechniken mit Bleistiften unterschiedlicher Härte, Buntstiften, Filzstiften, Wachsstiften, Zeichenkohle und Kreide sowie mit Feder und Tusche.
2.2. Soziokulturelle Voraussetzungen
Bei den gesellschaftlichen Bedingungen der einzelnen Kinder gibt es sicherlich Differenzen, die allerdings nicht immer offensichtlich und objektiv feststellbar sind und daher hier nicht weiter ausgeführt werden.
2.3. Situative Voraussetzungen
Die Arbeitsbedingungen in der Klasse und in der Schule sind ausgezeichnet. Die Clara-Grunwald-Schule ist erst vor kurzem erbaut worden und daher ganz neu und modern eingerichtet. Die kindgerechte Ausstattung zeichnet sich gegenüber anderen Grundschulen durch besondere, gemäß den von Maria Montessori entwickelten, Lernmaterialien aus, die möglichst viele Sinne beanspruchen. Schülerarbeiten schmücken das ganze Klassenzimmer, an Wänden, Fenstern und Decke. Jedes Kind besitzt sein eigenes Fach, in dem es seine gesamten Schulsachen, Hefte, Arbeiten usw. aufbewahren kann.
Auch die räumlichen und zeitlichen Grenzen sind weniger starr festgelegt. Die Klassenzimmertür steht die gesamte Unterrichtszeit über offen; in der Freiarbeit dürfen sich die Schüler auf den Flur und den gegenüberliegenden Gruppenraum (wo sie einen Computer benutzen können) verteilen, haben also immer genügend Platz und Freiraum zum Arbeiten. Ebenso wenig gibt es ein Klingelzeichen, welches zu unerwünschten Unterbrechungen führen könnte. Der Schultag wird lediglich durch den Lehrer in Einheiten geteilt und lässt fließende Übergänge zu.
3. Sachanalyse
3.1. Pablo Picasso (1881-1973)
Maler, Grafiker, Bildhauer, Keramiker, Dichter
Pablo Picasso, eigentlich Ruiz y Picasso, gehört zu den bekanntesten und den bedeutendsten Künstlern der Neuzeit.
Er wurde am 25. Oktober 1881 in der spanischen Stadt Málaga geboren, besuchte die Kunstschule in Barcelona und studierte an der Academia San Fernando in Madrid.
1904 ließ er sich in Paris nieder. Schon seit 1901 hatte er dort bei kürzeren Aufenthalten den Stil seiner ersten Bilder entwickelt, die alle in einem bestimmten blauen Ton gehalten sind, so dass diese Phase in der Kunstgeschichte als Picassos „blaue Periode“ bekannt ist. In seiner „rosa Periode“ ab 1905 bevorzugte Picasso Zirkusmotive in heiteren Farben. Erste Radierungen und Kupferstiche entstanden.
Für den erneuten Stilwechsel waren vor allen Dingen afrikanische Masken ausschlaggebend. Picasso brach mit der bisher geltenden Ästhetik und wurde zusammen mit Georges Braque (1882-1963) zum Begründer des Kubismus: Er begann, die Formen und Farben expressionistisch zu übersteigern. Das Gegenständliche löste sich in geometrische Formen auf, die Strukturen näherten sich immer mehr der Abstraktion.
Ab 1917 schuf Picasso auch Werke klassizistischen Stils, die sich an der Realität orientierten. Es entstanden viele naturalistisch dargestellte Portraits, bei denen er auf antike mythologische Vorbilder zurückgriff. Dabei gelangen ihm zahlreiche Umrisszeichnungen von zarter Linienschönheit. Er lernt die Tänzerin Olga Koklowa kennen, die er 1918 heiratete.
Mitte der 20er Jahre wendete sich Picasso mehr und mehr dem Surrealismus zu. Er bot ihm die Möglichkeit zur Verschlüsselung und zur mythologischen Überhöhung psychischer Erfahrungen. Seine Formen wurden abstrakter und verzerrter.
Von 1944 bis 1956 gehörte Picasso der kommunistischen Partei Frankreichs an. Am 8. April 1973 starb er in Mougins (bei Cannes) und wurde im Garten seines Schlosses beigesetzt. 1985 wurde das Musée Picasso in Paris eingeweiht.
Kennzeichnend für Picasso ist die sich ständig wandelnde Vielfalt seiner Kunst, die Werke völlig gegensätzlicher Art hervorbrachte.
3.2. Das Werk „Akrobatin“
Picassos Werk „Femme acrobate“, auf deutsch „Akrobatin“, stammt aus dem Jahre 1930 und ist heute Bestandteil der Marina Picasso Sammlung in Paris. Es handelt sich um ein Ölgemälde; der Malgrund wird von einer 64 ´ 49 cm großen Sperrholzplatte gebildet. Die Farben beschränken sich auf ein helles und ein dunkles Rosa sowie das Schwarz der Konturlinie.
Das Motiv ist die surrealistische Darstellung einer nackten weiblichen Figur mit unrealistischen Körperproportionen und in einer anatomisch nicht möglichen Haltung. Ihre im Stil des Expressionismus überdimensional lang und groß dargestellten Extremitäten füllen fast das gesamte Bild aus. Die vielen Kurven, Rundungen und gebogenen Linien bringen Bewegung und Dynamik in die relativ einfache Komposition. Es wird der Eindruck einer sich übermäßig verrenkenden Person erweckt, die an Akrobaten im Zirkus erinnern lässt.
Obwohl das Werk der Technik der Malerei zuzuordnen ist, wirkt es sehr grafisch, da die Figur allein durch eine einzige schwarze Umrisslinie charakterisiert ist. Es sind keinerlei raumschaffende Gestaltungstechniken erkennbar, die die Illusion einer dreidimensionalen Figur herstellen würden. Der einzige Farbkontrast besteht zwischen Figur und Hintergrund als Hell-Dunkel-Kontrast, wobei die schwarze Konturlinie als ein Bruch dazwischenliegt.
3.3. Hauptmerkmale des Expressionismus und Surrealismus
Beide Richtungen liegen eng nebeneinander und gelten als die „Kunst des seelischen Ausdrucks“. Als Gegenbewegung zum Impressionismus und Jugendstil, wurde eine Abkehr von der realen Welt und der naturgetreuen Darstellung, die nur das Oberflächliche, das äußerlich Schöne und Sichtbare berücksichtigte, angestrebt. Statt dessen sollte das Irrationale, das Innere, das Emotionale betont werden. Werke wurden als in der Persönlichkeit des Künstlers entstandene Gegenbilder zur Wirklichkeit geschaffen und projizierten somit Emotionen auf die Bildfläche.
Besonders der Surrealismus wollte im Gegensatz zur sichtbaren Welt die Existenz einer zweiten Wirklichkeit zeigen. „Der Surrealismus beruht auf dem Glauben an die höhere Wirklichkeit gewisser bis heute vernachlässigter Assoziationsformen, an die Allgewalt des Traumes, an das absichtsfreie Spiel des Gedankens.“[1]
Die Gestaltungsprinzipien beruhen auf der Reduktion des naturalistischen Objekts auf seine Grundstrukturen. Die Künstler wollten zu den Urelementen der Malerei und Grafik vorstoßen und ihrem reinen Künstlerinstinkt folgen. Bezeichnend war der Verzicht auf Programme. Durch die übersteigert dargestellten Formen (und Farben) gewinnen die Bilder eine stark suggestive Ausdruckskraft.
3.4. Das Gestaltungsmittel Linie
Das kleinste grafische Gestaltungselement ist der Punkt. Die Spur eines bewegten Punktes führt zum Strich (gerade) bzw. zur Linie (gebogen). Dies schafft beim Zeichnen die erste Dimension. Durch Verschiebung von Linien und Strichen entstehen zweidimensionale Fläche und schließlich die Illusion von dreidimensionalen Räumen. Schließt sich eine einzelne Linie, so umschreibt sie eine Fläche und wird zur Umriss- bzw. Konturlinie. Sie bildet die Grenze zwischen der Figur, die sie umschreibt, und dem Hintergrund.
In der Regel verwendet der Zeichner eine ganze Reihe von grafischen Grundelementen, um die Illusion einer realistischen Darstellung zu vermitteln, wie z.B. perspektivische Gesetzmäßigkeiten, Kontraste von Formen, Helligkeiten und Richtungen, Symmetrien usw. Die Darstellung eines Gegenstandes nur mit Hilfe seiner Umrisslinie ist daher eine Verschlüsselung, die erlernt werden muss und viel Übung erfordert.
„Wenn ich auf ein Blatt Papier mit einer Feder die Silhouette eines Pferdes zeichne, indem ich diese Silhouette durch eine durchgezogene elementare Linie verwirkliche, wird jeder bereit sein, in meiner Zeichnung ein Pferd zu erkennen; und doch ist die ganze Eigenschaft, die das Pferd auf der Zeichnung hat (die durchgezogene schwarze Linie) die einzige Eigenschaft, die das wirkliche Pferd nicht hat.“[2]
[...]
[1] Vgl. du Ry van Beest Holle, S.720
[2] Eco,U.: Einführung in die Semiotik. München 1972, S.204f., vgl. Eid/ Langer/ Ruprecht, 2000, S.43f
- Citation du texte
- Katja Krenicky-Albert (Auteur), 2002, Kunstunterricht: Picassos Akrobatin. Zeichnen in einer durchgehenden Linie. Unterrichtsentwurf für eine 4. Klasse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43980
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