Männer sind in sozialen Berufen immer noch weitgehend unterrepräsentiert. Diese Arbeit geht der Frage nach, inwieweit ein höherer Männeranteil in der Sozialen Arbeit sinnvoll bzw. sogar notwendig ist. Dabei werden im ersten Teil Erklärungsansätze für das Fehlen von Männern in der sozialen Berufen dargestellt. Hierbei wird vor allem Bezug auf die soziale Konstruktion von Männlichkeit sowie auf das Leitbild des Familienernährers Bezug genommen. Diese führen immer noch dazu, dass sich Männer teilweise gegen einen sozialen Beruf entscheiden, obwohl Interesse bestehen würde. Zusätzlich wird auf mögliche Auswirkungen eines höheren Männeranteils in der Sozialen Arbeit Bezug genommen. Hierbei stehen die Profession Soziale Arbeit, deren Perspektive aufgrund von ‚mehr Männern’ neu betrachtet werden kann, sowie bestehende Geschlechterverhältnisse im Vordergrund. Die Auswirkungen auf vorherrschende Geschlechterverhältnisse können sowohl positiv als auch negativ betrachtet werden und spielen auch in der Frage nach einer geschlechtergerechten Praxis eine bedeutende Rolle. Die Notwendigkeit von mehr Männern in sozialen Berufen wird im weiteren Verlauf vor dem Hintergrund der Sozialen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen betrachtet, wobei ein höherer Männeranteil Auswirkungen auf die Vorbildfunktion, die Geschlechtsidentitätsbildung sowie auf schulische Leistungen von Kindern und Jugendlichen haben kann. Positive Auswirkungen in den genannten Bereichen sowie die Möglichkeit einer geschlechtergerechten Praxis innerhalb der Sozialen Arbeit beinhalten unter anderem die Forderung nach einem Ausbau von Aus- und Weiterbildung in Bezug auf Genderkompetenzen.
Inhaltsverzeichnis
1. Männer in der Sozialen Arbeit heute
2. Gründe für das Fehlen von Männern in sozialen Berufen
2.1 Soziale Konstruktion von Männlichkeit
2.2 Ernährer - Modell
3. Mögliche Auswirkungen eines höheren Männeranteils in der Sozialen Arbeit 8
3.1 Veränderung bezüglich der Professionalisierungsperspektive
3.2 Auswirkungen auf vorherrschende Geschlechterverhältnisse
3.3 Möglichkeit einer geschlechtergerechten Praxis
4. Männer in der Sozialen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen
4.1 Vorbildfunktion für Kinder und Jugendliche
4.2 (Geschlechts-)ldentitätsbildung
4.3 Leistungssteigerung in Bildungseinrichtungeninleitung
5. Ausblick
6. Literatur
Abstract
Männer sind in sozialen Berufen immer noch weitgehend unterrepräsentiert. Diese Arbeit geht der Frage nach, inwieweit ein höherer Männeranteil in der Sozialen Arbeit sinnvoll bzw. sogar notwendig ist. Dabei werden im ersten Teil Erklärungsansätze für das Fehlen von Männern in der sozialen Berufen dargestellt. Hierbei wird vor allem Bezug auf die soziale Konstruktion von Männlichkeit sowie auf das Leitbild des Familienernährers Bezug genommen. Diese führen immer noch dazu, dass sich Männer teilweise gegen einen sozialen Beruf entscheiden, obwohl Interesse bestehen würde. Zusätzlich wird auf mögliche Auswirkungen eines höheren Männeranteils in der Sozialen Arbeit Bezug genommen. Hierbei stehen die Profession Soziale Arbeit, deren Perspektive aufgrund von ,mehr Männern’ neu betrachtet werden kann, sowie bestehende Geschlechterverhältnisse im Vordergrund. Die Auswirkungen auf Vorherrsehende Geschlechterverhältnisse können sowohl positiv als auch negativ betrachtet werden und spielen auch in der Frage nach einer geschlechtergerechten Praxis eine bedeutende Rolle. Die Notwendigkeit von mehr Männern in sozialen Berufen wird im weiteren Verlauf vor dem Hintergrund der Sozialen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen betrachtet, wobei ein höherer Männeranteil Auswirkungen auf die Vorbildfunktion, die Geschlechtsidentitätsbildung sowie auf schulische Leistungen von Kindern und Jugendlichen haben kann. Positive Auswirkungen in den genannten Bereichen sowie die Möglichkeit einer geschlechtergerechten Praxis innerhalb der Sozialen Arbeit beinhalten unter anderem die Forderung nach einem Ausbau von Aus- und Weiterbildung in Bezug auf Genderkompetenzen.
1. Männer in der Sozialen Arbeit heute
Soziale Arbeit gilt bekanntlich als typischer ,Frauenberuf. Auch Zahlen belegen, dass in sozialen Berufen prozentual mehr Frauen als Männer tätig sind. Dies bestätigt sich vor allem in gesundheitlichen Bereichen der Sozialen Arbeit sowie anderen Sozialen Diensten, die ״mit 80% weiblichen Beschäftigten als ein Sektor typischer ,Frauenbe- rufe’ zu bezeichnen [sind].“ (May/Rose 2014: 9) Dies zeigt sich unter anderem am Anteil männlicher Studenten, die in den ״Komplexe[n] ,Medizin/Gesundheit/Pflege’ und ,Pädagogik/Sozialwesen’ [...]“ (May/Rose 2014: 11) sowie in weiteren Bereichen zahlenmäßig weit unterrepräsentiert sind. Im Studienfach Sozialwesen liegt der Männeranteil laut einer Studie im Wintersemester 2011/2012 bei 24%, wobei diese Zahl in etwa auch im Studium der Sozialen Arbeit zu vermerken ist (vgl. May/Rose 2014:11f.). Vor diesem Hintergrund wird ״sowohl die Abwesenheit von männlichen Fachkräften [...] als auch ihre Anwesenheit [...] politisch und fachlich problematisiert.“ (Schulz 2014: 275) Dabei stellt sich vor allem die Frage, warum Männer in sozialen Berufen eine Minderheit darstellen. Von Interesse ist zudem, inwieweit es notwendig ist, dass sich der Männeranteil vor allem in der Sozialen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen vergrößert und welche Auswirkungen mit einem höheren Männeranteil einhergehen. Im Folgenden werden zunächst unterschiedliche Erklärungsansätze dargestellt, welche die Unterrepräsentation von Männern begründen. Des Weiteren werden einige mögliche Auswirkungen eines höheren Männeranteils in sozialen Berufen aufgezeigt sowie die Auswirkungen von ,mehr Männern’ in der Soziale Arbeit mit Kindern und Jugendlichen dargelegt.
2. Gründe für das Fehlen von Männern in sozialen Berufen
Für die Tatsache, dass Männer in sozialen Berufen in der Minderheit stehen, gibt es einige unterschiedliche Erklärungsansätze, die unter anderem in Bezug zu Vorherrsehenden Geschlechterverhältnissen bzw. Geschlechterrollenbildern stehen. Um den Männeranteil in der Sozialen Arbeit erhöhen zu können, geht es vor allem darum, die Ursachen zu kennen, die hinter der Unterrepräsentation von Männern stehen. Dabei spielen die soziale Konstruktion von Männlichkeit sowie das noch immer bestehende Ernährer - Modell eine große Rolle. Im Folgenden wird daher auf diese Punkte Bezug genommen.
2.1 Soziale Konstruktion von Männlichkeit
Dass Geschlecht nicht nur biologisch, sondern auch durch Sozialisation produziert wird, ist ein bekanntes Phänomen in der konstruktivistischen Theorie. Gesellschaftliche Normen und stereotype Geschlechterrollenbilder führen immer noch zu EinSchränkungen innerhalb der Identitätsbildung von Männern und Frauen. Die soziale Konstruktion von Männlichkeit, also das, was ״als ,normal’ männlich [angesehen wird]“ (Schaffer 2013:17), beeinflusst somit die Geschlechtsidentitätsbildung von ״Jun- gen und jungen Männern“ (Schaffer 2013: 17).
Die ״Heteronormativität kann hierbei [...] als eine vorherrschende gesellschaftliche Norm verstanden werden“ (Paulus 2015, 71). In traditionellen Rollenbildern von Männlichkeit steht vor allem ״die körperliche Leistungsfähigkeit [...]“ (Schaffer 2013: 15) im Vordergrund. Die Identitätsbildung hängt zudem eng mit der beruflichen Identität zusammen, sodass traditionelle Rollenbilder auch oftmals die Entscheidung für oder gegen einen bestimmten Beruf beeinflussen. ״Die geschlechtlichen Selbstkonzeptionen spielen also bei der Wahl des Berufes eine entscheidende Rolle [...]“ (Schaffer 2013: 23) ״Liebe und Zuwendung, Sorge, Fürsorge und moralisches Pflichtgefühl werden vor allem auf Frauen projiziert und ihnen als Fähigkeiten zugeschrieben [...]“ (Böhnisch, u.a. 2015: 136), die durchaus im Berufsfeld der Sozialen Arbeit eine bedeutende Rolle spielen. Diese Fähigkeiten werden somit als ״nicht - männlich“ angesehen, was dazu führt, dass sich viele Jungen und Männer gegen einen sozialen Beruf entscheiden, obwohl sie ״an sorgenden Tätigkeiten [...] interessiert wären.“ (Böhnisch, u.a. 2015: 139) Diese Art der sozial konstruierten Männlichkeit hängt vor allem ״mit der Berufsmotivation [zusammen], die bei Männern eng an eine Erwerbsrolle außerhalb der ,Sor- gezone’ gebunden ist.“ (Böhnisch, u.a. 2015: 139) Dieses traditionelle Geschlechterrollenbild lässt sich durch die familiäre und differenzierte Aufgabenteilung im häuslichen Bereich begründen, die heutzutage noch immer Anwendung findet (vgl. Böhnisch, u.a. 2015: 139). Doch nicht nur die Eigenschaften, die als ״nicht - männlich“ gelten, sondern auch Vorurteile wie Z.B. pädophile Neigungen, die den Männern in der Arbeit mit Kindern teilweise zugeschrieben werden (vgl. Ganß 2011: 86) führen dazu, dass Männer auch aufgrund von Vorurteilen auf die Berufswahl in einem sozialen Bereich verzichten.
Zusätzlich lässt sich das genannte traditionelle bzw. stereotype Geschlechterrollenbild durch das Habitus-Konzept von Pierre Bourdieu begründen, das eng in Verbindung mit der sozialen Konstruktion von Männlichkeit steht. ״Der [...] verwendete Begriff des Habitus [...] bezeichnet eine durch die soziale Herkunft geprägte Haltung, [die sich in bestimmten Verhaltensweisen von Menschen wiederspiegelt].“ (Böhnisch, u.a. 2015: 46) Zusätzlich ״wird durch diesen Begriff die [Beständigkeit] sozialer Strukturen betont [...].“ (Möller-Dreischer 2012: 83) Der Vorgang der Habitualisierung hat daher mit bestimmten Sichtweisen zu tun, die mit Gewohnheiten und unbewusst angenommene Einstellungen sowie Verhaltensmustern einhergehen (vgl. Möller-Dreischer 2012: 87f.). Diese Einstellungen und Verhaltensweisen lassen sich hierbei auch auf Geschlechterdifferenzen sowie stereotype Geschlechterrollenbilder übertragen. Diese stellen wiederum eine ״Objektivierung [dar, durch die] alle gesellschaftlichen Gegenstände und Praktiken anhand des Gegensatzpaares männlich-weiblich objektiviert werden, wobei immer das jeweils männlich konnotierte als das überlegene gilt.“ (Möller-Dreischer 2012: 87). Die Objektivierung von Verhaltensweisen lässt sich somit auch auf berufliche Tätigkeiten sowie bestimmte Berufsbilder übertragen, was bedeutet, dass Soziale Arbeit als ein eher weiblich konnotiertes Berufsfeld gilt und somit mit einer weiblichen Tätigkeit verbunden wird, von der es sich von männlicher Seite abzugrenzen gilt. ״Der männliche Habitus ist danach also an eine gesellschaftlich und kulturell tradierte männ- liehe Hegemonialität [geknüpft].“ (Böhnisch, u.a. 2015: 47) Anhand der Einverleibung bestimmter Verhaltensweisen durch Gewohnheit wird deutlich, dass Männer teilweise auch unbewusst soziale Berufe meiden, da diese mit weiblichen und somit ,weniger anerkannten’ Tätigkeiten verbunden werden und dies den gewohnten Vorstellungen widersprechen würde.
Die Rollen der Geschlechter - Männlichkeit sowie Weiblichkeit - sind also durch gesellschaftliche Vorstellungen sozial konstruiert und werden auch heute noch durch Stereotype und traditionelle Normativitätsvorstellungen aufrechterhalten. Diese beeinflussen daher auch die Berufswahl von Männern und Frauen, was dazu führt, dass auch heute noch wenig Männer in sozialen Berufen tätig werden.
2.2 Ernährer - Modell
Bei den Gründen für das Fehlen von Männern in der Sozialen Arbeit spielen nicht nur gesellschaftliche Normativitätsvorstellungen und die soziale Konstruktion von Mann- lichkeit eine wesentliche Rolle, sondern auch die auf stereotypen Geschlechterrollenbildern basierende Annahme, dass Männer als Ernährer der Familie fungieren sollen.
״Das Leitbild des Familienernährers“ (Thiessen 2014: 93) wird immer noch unter anderem durch die soziale Konstruktion von Männlichkeit aufrechterhalten. Mit dem Berufsfeld der Sozialen Arbeit geht ein ״geringe[r] Verdienst“ (Thiessen 2014: 93) einher. Aus diesem Grund wenden sich viele junge Männer davon ab, einen sozialen Beruf zu erlernen bzw. Soziale Arbeit zu studieren. Viele Studenten technischer Fachrichtungen, wie beispielsweise Maschinenbau, sind ״der Meinung, dass Männer für ausreichend Gehalt zu sorgen haben, um ihre Familie zu versorgen“ (Haffner 2014: 141), wobei Studenten der Sozialen Arbeit ״die Zustimmung [...] bei Aussagen, die dem modernen Männlichkeitsbild entsprechen, größer [ist].“ (Haffner 2014: 141) Daran lässt sich erkennen, dass sich bei Studenten der Sozialen Arbeit traditionelle Geschlechterrollenbilder aufzulösen scheinen, wobei dies wiederum nur einer kleinen Anzahl von Man- nern entspricht, da in dieser Fachrichtung nur ein geringer Männeranteil vorzufinden ist. Männer ״möchten den Frauen [einerseits] entgegenkommen, [andererseits] jedoch die Ernährerrolle nicht gerne aufgeben“ (Böhnisch 2015: 65) Zudem würden Männer gerne mehr Zeit mit ihren Kindern und auch der Erziehung der Kinder verbringen, aber trotzdem wollen sie die traditionelle Männerrolle nicht vernachlässigen (vgl. Böhnisch 2015: 65). ״Die geringe Bezahlung, die hohe Zahl an befristeten Arbeitsverträgen und die überproportional hohe Zunahme von Teilzeitarbeitsplätzen [bringen unter anderem mit sich, dass] ein eigenes existenzsicherndes Einkommen bzw. ein Familieneinkommen kaum noch zu erwirtschaften sind.“ (Ehlert 2013: 121) Mittlerweile führen also solche Veränderungen bezüglich traditioneller Geschlechterrollenbilder sowie veränderte Ansprüche an das, was von Männern ,verlangt’ wird, dazu, dass diese zunehmend in Bezug auf Lebensplanung sowie Rollenvorstellungen verunsichert sind (vgl. Prietl 2016: 125). Dies betrifft vor allem die ״neu beschriebene^] Vorstellungen von Vaterschaft.“ (Prietl 2016: 125) Es lässt sich also ein Widerspruch feststellen, da Manner zum einen (hegemoniale) und traditionelle Männlichkeitsrollen einnehmen, aber dennoch an der Erziehung und Elternschaft aktiv beteiligt sein wollen.
Trotz allem stellt das immer noch vorherrschende Ernährer - Bild des Mannes einen wesentlichen Bestandteil dar, wenn es um die Berufswahl geht. Dieses Leitbild scheint somit tief in der sozial konstruierten Vorstellung von Männlichkeit verankert zu sein.
3. Mögliche Auswirkungen eines höheren Männeranteils in der Sozialen Arbeit
Neben der Frage nach den Gründen für das Fehlen von Männern in der Sozialen Arbeit, ist es essentiell, sich auch damit auseinanderzusetzen, welche Auswirkungen mit einem höheren Männeranteil in der Sozialen Arbeit einhergehen würden. Daher werden im Folgenden einige mögliche Auswirkungen aufgezeigt. Zunächst wird kurz auf die Profession bzw. die Professionalisierungsperspektive der Sozialen Arbeit Bezug genommen, die sich aufgrund eines höheren Männeranteils sowohl positiv als auch negativ entwickeln kann. Des Weiteren wird dargestellt, welche Auswirkungen dies auf die vorherrschenden Geschlechterverhältnisse hat und inwieweit Geschlechterhierarchien dadurch aufrechterhalten oder reduziert werden. Schlussendlich wird die Möglichkeit einer eventuell damit einhergehenden geschlechtergerechten Praxis betrachtet.
3.1 Veränderung bezüglich der Professionalisierungsperspektive
Geht man davon aus, dass ein höherer Männeranteil in sozialen Berufen durchaus gewünscht ist, so geht es vor allem auch darum, die Perspektive der Professionalisie- rung in der Soziale Arbeit neu zu betrachten. Wichtig ist also zu klären, ״was im professionellen Handeln [sowie] gegebenenfalls auch in der Qualifikation der (weiblichen und männlichen) Fachkräfte konkret verbessert werden müsste“ (Kimmerle 2014: 102), um mehr Männer für die Soziale Arbeit zu gewinnen.
Essenziell ist dahingehend vor allem ״eine auf die Herstellung der beruflichen Professionalität bezogene Weiterbildung [...], um noch mehr gut qualifizierte Fachkräfte - Männer wie Frauen - für die Felder sozialer und nicht zuletzt früh- und elementarpädagogischer Arbeit gewinnen [...] zu können.“ (Kimmerle 2014: 102) Dabei geht es vor allem um ״Verbesserungen bezüglich Anerkennung/Status, Entlohnung und Aufstiegsmöglichkeiten [...].“ (Kimmerle 2014: 102) Dies lässt sich auch anhand der sozialen Konstruktion von Männlichkeit und dem Ernährer - Modell erkennen. Wichtig ist in
diesem Zusammenhang unter anderem, dass das Berufsbild Soziale Arbeit dadurch mehr Anerkennung gewinnen soll, indem es ״stärker als sozialpolitisch und sozialökonomisch begründeter Beruf und nicht nur als Helfer - Beruf öffentlich gemacht [wird].“ (Böhnisch, u.a. 2015: 140f.) Dadurch kann zudem erreicht werden, dass die Soziale Arbeit als ein Berufsfeld angesehen wird, das als qualitativ hochwertig angesehen wird, und somit mit mehr Anerkennung einhergeht. Dies gelingt jedoch ״nicht ohne eine Weiterentwicklung von Fachlichkeit und Professionalität [sowie] von Ausbildung und Arbeitsfeldern [...].“ (Kimmerle 2014: 102) Männer sind vermehrt in Arbeitsfeldern vertreten, in denen die Arbeit mit einem höheren Lohn und Status sowie guten Aufstiegs- und Weiterbildungsmöglichkeiten einhergeht (vgl. Kimmerle 2014: 103) Eine Veränderung der Professionalisierungsperspektive ist nicht nur ein wichtiger Bestandteil, um Männer für die Soziale Arbeit zu begeistern, sondern kann auch als eine Folge eines höheren Männeranteils in diesem Berufsfeld gesehen werden, weshalb dieser Aspekt nicht als Grund, sondern als mögliche Auswirkung aufgeführt ist. Bereits durchgeführte ״Kampagnen und Strategien zur Erhöhung des Männeranteils in [sozialen Berufen mit Kindern zeigen], dass die Beschäftigung mit [diesem] Thema nicht nur zu mehr Geschlechtersensibilität, sondern auch zu mehr Professionalität [führt].“ (Cremers/Krabel 2013: 19)
Ein höherer Männeranteil sowie auch die Bestrebungen dahin, sollten daher mit einer Veränderung innerhalb der Professionalisierungsperspektive einhergehen, was allerdings einen langwierigen Prozess darstellt, der unter anderem zusätzlich ״Verände- rungen am bestehenden Geschlechterverhältnis voraussetzt.“ (Haffner 2014: 138)
3.2. Auswirkungen auf vorherrschende Geschlechterverhältnisse
Dass Veränderungen am bestehenden Geschlechterverhältnis vor allem in der Praxis durchaus schwierig umzusetzen sind, soll im weiteren Verlauf aufgezeigt werden. Einerseits kann innerhalb der Debatte um ״Mehr Männer in der Sozialen Arbeit“ eine ״Chance für neue geschlechterpolitische Konstellationen“ (May 2014: 84) entstehen. Andererseits besteht eine ״Gefahr der Re-Traditionalisierung von Männlichkeitsbildern“ (Thiessen 2014: 96) sowie auch eine Gefahr der ״Bestätigung von Geschlechterdifferenz sowie [...]
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- Citation du texte
- Sozialarbeiterin (B.A.) Rebecca Rederer (Auteur), 2016, Über die Notwendigkeit von Männern in der Sozialen Arbeit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/439461
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