Wenn man die Lebensform Ein - Eltern - Familie in Bezug auf das Armutsrisiko untersucht, stellt man fest, dass die Gründe für Armut unter Alleinerziehenden sehr unterschiedlich sein können und sich auf bestimmte Subgruppen beschränken. Die Bevölkerungsgruppe der alleinstehenden Eltern mit Kindern ist also nicht generell von Armut betroffen oder bedroht, vielmehr wird diese bedingt durch unterschiedliche Faktoren und vielfältige Handlungsmuster.
Im Folgenden werde ich versuchen diese zahlreichen Bedingungen herauszuarbeiten. Zunächst an Hand einer Gegenüberstellung von Alleinerziehenden, die ökonomisch depriviert und solchen, die ökonomisch privilegiert sind. Danach sollen die zentralsten Einflussfaktoren auf das Armutsrisiko ausführlich verdeutlicht und die daraus resultierenden Anforderungen an die Sozialpolitik näher charakterisiert werden.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Vergleich von depriviert und privilegiert Alleinerziehenden
3. Die eigene Erwerbstätigkeit als primäres Instrument gegen das Armutsrisiko
3.1 Erwerbsbeschäftigung in Abhängigkeit von der Berufsqualifikation
3.2 Kinderbetreuung
3.3 Die typische Erwerbsbiographie der Frau und dessen Folgen
3.4 Alleinerziehende Mütter und Väter im Vergleich
4. Familienarmut gleich Kinderarmut?
5. Handlungsanforderungen an die Sozialpolitik
1 Einleitung
Wenn man die Lebensform Ein - Eltern - Familie in Bezug auf das Armutsrisiko untersucht, stellt man fest, dass die Gründe für Armut unter Alleinerziehenden sehr unterschiedlich sein können und sich auf bestimmte Subgruppen beschränken. Die Bevölkerungsgruppe der alleinstehenden Eltern mit Kindern ist also nicht generell von Armut betroffen oder bedroht, vielmehr wird diese bedingt durch unterschiedliche Faktoren und vielfältige Handlungsmuster.
Im Folgenden werde ich versuchen diese zahlreichen Bedingungen herauszuarbeiten. Zunächst an Hand einer Gegenüberstellung von Alleinerziehenden, die ökonomisch depriviert und solchen, die ökonomisch privilegiert sind. Danach sollen die zentralsten Einflussfaktoren auf das Armutsrisiko ausführlich verdeutlicht und die daraus resultierenden Anforderungen an die Sozialpolitik näher charakterisiert werden.
2 Vergleich von depriviert und privilegiert Alleinerziehenden
Ein elementares Problem, das sowohl depriviert als auch privilegiert Alleinerziehende betrifft ist die Alleinverantwortung des erziehenden Elternteils. Im Unterschied zu Eltern - Familien können sich Alleinerziehende nicht auf die laufende Teilhabe am Einkommen des Partners und auf die abgeleiteten Sozialversicherungsansprüche verlassen, sondern sind im Wesentlichen für Betreuung und Erziehung des Kindes wie auch für die finanzielle Versorgung durch Erwerbsarbeit allein verantwortlich.
Im Vergleich ökonomisch privilegiert und depriviert Alleinerziehnder fällt auf, dass die Gruppe, der privilegiert Alleinerziehenden überwiegend geschieden sind, was zumeist auf ein höheres Alter der allein stehenden Eltern, als auch ihrer Kinder schließen lässt. Dies wiederum hat einen nicht unwesentlichen Einfluss auf das Einkommen von Ein - Eltern - Familien insofern, dass sich das Arrangement von Erwerbstätigkeit und Familie insbesondere bei Kleinkindern zusätzlich erschwert. Hierfür sind diverse Gründe zu nennen, auf die später noch genauer eingegangen wird. Entscheidend ist jedoch, dass die Erwerbsarbeit sowohl nach Häufigkeit als auch nach Beschäftigungsvolumen mit zunehmenden Alter des jüngsten im Haushalt lebenden Kindes ansteigt. 43 % der geschiedenen Frauen mit einem Kind unter drei Jahren gehen einer Erwerbstätigkeit nach, gegenüber 71,6 % mit einem Kind zwischen 15 und 18 Jahren ( s. Tab. 1 ). Entsprechend dazu befinden sich in der Gruppe der depriviert Alleinerziehenden häufig ledige Eltern unter 25 Jahren mit Kindern unter drei Jahren. Dies hat zur Folge, dass sie auf Grund der familiären Situation nicht erwerbstätig sind und somit ihr Einkommen überwiegend aus staatlichen Quellen beziehen. Nur etwa 50% der ledigen Frauen mit einem Kleinkind sind erwerbstätig. Auch hier steigt die Zahl der Erwerbsbeschäftigten auf 64,7 % mit zunehmenden Alter des Kindes ( Tab. 1 ).
Tab.1: Erwerbstätige Frauen im April 2002 nach Familienstand und Alter der Kinder
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten unter 3 Jahren 50,7 % 43,6 % -
Quelle: Statistisches Bundesamt, Statistisches Jahrbuch 2003
Ferner setzt sich das Einkommen ökonomisch depriviert Alleinerziehender aus mehreren, überwiegend staatlichen Quellen zusammen wie Sozialhilfe, Arbeitslosenhilfe sowie Wohn- und Kindergeld. Eine Abhängigkeit von mehreren Quellen folgert jedoch niedrigere Einkünfte, da es sich in den meisten Fällen um staatliche Transferleistungen handelt, die nach dem Subsdiaritätsprinzip darauf ausgelegt sind nur ein Existenzminimum als Voraussetzung zur Selbsthilfe zu gewährleisten. Die drohende Armut wird zwar bekämpft, allerdings müssen die Betroffen an der (Re-)Integration in normale Gesellschaftstrukturen entscheidend mitwirken. Solange dies jedoch von den Alleinerziehenden z. B. auf Grund der familiären Situation nicht geleistet wird, bleiben sie abhängig von den staatlichen Leistungen und somit meist von einem vergleichsweise niedrigem Einkommen. Die Gruppe der privilegiert alleinstehenden mit Kind hingegen bezieht ihr Einkommen in der Regel nur aus ein bzw. zwei Quellen. Hauptein - nahmequellen sind hier Kindergeld und vor allem die eigene Erwerbstätigkeit. Wie die Untersuchung des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend herausfand , beziehen von 103 Befragten, 91 Alleinerziehende ihre Haupteinkünfte aus der eigenen Erwerbtätigkeit. Dies entspricht in etwa 70 %. Allerdings ist die Erwerbsarbeit allein noch kein Garant für ein hohes Einkommen. Von entscheidender Bedeutung sind ebenfalls Einkommensstärke und Volumen der Erwerbstätigkeit. Privilegiert Alleinerziehende sind zumeist Vollzeit beschäftigt, während die Deprivierten, wenn sie einer Erwerbstätigkeit nachgehen, häufiger im Teilzeitbereich zu finden sind.
Die Höhe der Einkünfte durch Erwerbsbeschäftigung stehen desweiteren deutlich in Bezug zu den Schulabschlüssen und der Berufsqualifikation des alleinerziehenden Elternteils. Alleinstehende Eltern ohne oder nur mit einem geringen Schulabschluss wie Hauptschulabschluss, sowie ohne oder nur mit einer niedrig qualifizierenden Berufsausbildung sind überwiegend in den unteren Einkommenskategorien anzutreffen. Dies ist zwar ein generelles Problem, dass den Erwerbszugang, gerade in einer schwierigen Arbeitsmarktsituation, für alle Erwerbsfähigen unabhängig von dem Familienstand, eklatant erschwert und auf diese Weise ein dauerhaftes Armutsrisko darstellen kann. Allerdings ist hier die Ein - Eltern - Familie in besonderer Hinsicht belastet, weil das allein verantwortliche Elternteil der einzige Begründer der sozioökonomischen Situation für sich und das Kind oder die Kinder ist, da die Last der finanziellen Versorgung nicht auf zwei Erwerbstätige verteilt werden kann. Auf Grund der mangelnden bzw. eher niedrigen Schul - oder Berufsausbildung, ist es für diese Alleinerziehenden also besonders schwer überhaupt in den Zustand der Erwerbstätigkeit zu treten, oder wenn sie einer Erwerbsarbeit nachgehen, befinden sie sich, resultierend aus der schlechten Qualifikation, oftmals trotz Vollzeitbeschäftigung in den niedrigen Einkommenskategorien. Umgekehrt verfügen die ökonomisch Privilegierten durch gute Berufsausbildungen, zum Teil sogar durch Hochschulabschlüsse, über eine sehr gute Berufsqualifikation, die ihnen den Eintritt ins Erwerbsleben erleichtert und die Verdienst - und Aufstiegschancen, vor allem bei Vollzeitbeschäftigung verbessert. Bilanzierend kann man aus diesem Vergleich von ökonomisch depriviert und ökonomisch privilegiert Alleinerziehenden die Erwerbsarbeit als zentralen Faktor in Bezug auf das Armutsrisiko von Ein - Eltern - Familien festhalten. Alleinerziehende sind, sofern sie einen angemessenen Lebensstandard erreichen wollen, auf die eigene Erwerbstätigkeit angewiesen. Sie können sich nicht allein auf staatliche Transferleistungen verlassen, da diese, wie oben bereits beschrieben, nur ein Mindesteinkommen gewährleisten. Dabei sind sowohl die Möglichkeiten des Zugangs zur Erwerbsarbeit, bedingt durch das Alter des jüngsten im Haushalt lebenden Kindes und durch die Berufsqualifikation des Alleinerziehenden, als auch der zeitliche Umfang der Erwerbstätigkeit von entscheidender Bedeutung für die Einkommenshöhe.
3 Die eigene Erwerbstätigkeit als primäres Instrument gegen das Armutsrisiko
Im ersten Abschnitt wurde die Erwerbsarbeit als zentraler Faktor in Bezug auf das Armutsrisiko Alleinerziehender herausgearbeitet. Dieser Aspekt soll im Folgenden genauer beleuchtet werden. Sowohl Bedingungen für den Zugang zur Erwerbsarbeit, als auch für die Höhe des Einkommens werden thematisiert. Desweiteren geht es um die Frage, ob die Nichterwerbstätigkeit alleinerziehender Frauen und die damit häufig verbundene Armutslage, von außen auf oktroyiert wird, oder ob es sich um eine selbst gewählte Entscheidung handelt und welche weiterreichenden Folgen eine dementsprechende Entscheidung für betreffende Personen in unserem Sozialsystem haben kann. Daran anschließend ein kurzer Vergleich von alleinerziehenden Männern und Frauen um den Gesichtspunkt dieser Frauenerwerbsbiographie stärker zu verdeutlichen.
3.1 Erwerbsbeschäftigung in Abhängigkeit von der Berufsqualifikation
Wie bereits im ersten Teil ausführlich beschrieben steht der Zugang zur Erwerbstätigkeit natürlich vor allem, und dies gilt unabhängig von der Familienform, in Verbindung mit der Schul - bzw. Berufsqualifikation.
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- Nicole Wilbrandt (Autor), 2005, Sozioökonomische Situation alleinerziehender Frauen und Männer, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43941
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