Mit dem Ende des ersten Weltkrieges und dem Ausrufen des Freistaats Bayern durch Kurt Eisner am 07.11.1918 beginnt nicht nur politisch eine neue Zeit: Auch die Kunst verändert sich maßgeblich. Künstler schöpfen Hoffnung aus den neuen politischen Gegebenheiten und beginnen sich aktiv in dieser zu beteiligen. Künstlerräte, welche direkten Einfluss auf die Politik tragen entstehen und politisch-kulturelle Zeitschriften und Flugblätter, welche zuvor von einem Zeitschriften-Neugründungsverbot verhindert wurden, schießen in Massen aus dem Boden. Die „neue Kunst“ besteht darin, diese zu nutzen um politische Aussagen und Ansichten in die breite Bevölkerung zu transportieren. Fritz Schaefler, ein Expressionist dieser Zeit, entwirft wie viele andere Künstler neben ihm, Titelblätter und Grafiken für verschiedenste revolutionäre Zeitschriften, wie die Süddeutsche Freiheit. Die Relation zwischen Bild und Text spielt hierbei eine große Rolle und soll in dieser Arbeit näher beleuchtet werden.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Fritz Schaefler und seine Rolle in der Räterepublik
3. Fritz Schaefler als Zeitschriften-Illustrator
3.1 Die Deckblätter der Süddeutschen Freiheit
3.2 Die Relation zwischen Text und Bild in Schaeflers Holzschnitten
4. Fazit
5. Literaturverzeichnis
6. Quellenverzeichnis
1. Einleitung
Mit dem Ende des ersten Weltkrieges und dem Ausrufen des Freistaats Bayern durch Kurt Eisner am 07.11.1918 beginnt nicht nur politisch eine neue Zeit: Auch die Kunst verändert sich maßgeblich. Künstler schöpfen Hoffnung aus den neuen politischen Gegebenheiten und beginnen sich aktiv in dieser zu beteiligen. Künstlerräte, welche direkten Einfluss auf die Politik tragen entstehen und politisch-kulturelle Zeitschriften und Flugblätter, welche zuvor von einem Zeitschriften-Neugründungsverbot verhindert wurden, schießen in Massen aus dem Boden. Die „neue Kunst“ besteht darin, diese zu nutzen um politische Aussagen und Ansichten in die breite Bevölkerung zu transportieren. Fritz Schaefler, ein Expressionist dieser Zeit, entwirft wie viele andere Künstler neben ihm, Titelblätter und Grafiken für verschiedenste revolutionäre Zeitschriften, wie die Süddeutsche Freiheit. Die Relation zwischen Bild und Text spielt hierbei eine große Rolle und soll in dieser Arbeit näher beleuchtet werden.
2. Fritz Schaefler und seine Rolle in der Räterepublik
Als Sohn eines Binnen-Zoll Mitarbeiters, wächst Fritz Schaefler in einfachen Verhältnissen auf. Jedoch war es ihm als Schaefler-Nachkomme möglich, drei enorm teure Ausbildungen, zwei davon an der Königlichen Kunstakademie in München, zu absolvieren. Als Folge einer Affäre zwischen einem Sohn und einer Köchin des Wittelsbacher Hauses, richteten diese für alle weiblichen Schaefler-Nachkommen eine Altersvorsorge in Form von kostenfreier Kost und Logie im Kloster Landshut ein – männliche Nachfahren genossen die Finanzierung jeglicher Ausbildungen.[1] Bereits 1914, kurz nach seinem Studium, wird der junge Künstler an die Westfront gerufen, was ihn vorerst daran hindert seinem künstlerischen Schaffen nachzugehen.[2] Dennoch nutzt er das Medium der Bleistiftzeichnung bereits im Krieg um das erlebte zu dokumentieren und zu verarbeiten.[3] Auch seine Verletzung durch einen Kopfschuss 1916 und die damit einhergehende Angst geisteskrank zu werden, verarbeitet er in Radierungen wie der „Erlösung (Irrenhaus)“, in welcher er den Freitod als Ausweg aus der Geisteskrankheit beschreibt.[4] Mit seiner Kunst möchte sich Schaefler, wie auch viele andere Künstler des Expressionismus, ausdrücken und erlebtes, sowie Meinungen und Gedanken anschaulich machen.
Durch die traumatischen Kriegserlebnisse setzt Schaefler große Hoffnungen in die neuen politischen Gegebenheiten der Räterepublik und beginnt sich im kulturellen sowie im politischen Geschehen zu engagieren. Radierungen wie die „Revolution“ oder die „Versammlung“ von 1918 zeigen seine Befürwortung des revolutionären Gedankens dieser Tage.[5]
Fritz Schaefler wird Mitglied im Aktionsausschuss Revolutionärer Künstler, Schriftleiter für Bildende Kunst in „der Weg“ und ist ab April 1919 neben Aloys Wach und Hans Mauermayer für die Titelgestaltung in der „Süddeutschen Freiheit“ zuständig.[6]
3. Fritz Schaefler als Zeitschriften-Illustrator
Während dem ersten Weltkrieg bestand ein Neugründungsverbot für Zeitschriften, was viele Publikationen bis 1918 verhinderte.[7] Eine regelrechte Überflutung politischer, sowie intellektueller Zeitschriften waren die Folge nach dem Krieg. Fritz Schaefler arbeitete wie viele andere expressionistische Künstler, für eine Großzahl dieser. Er entwirft Holzschnitte für unter Anderem „Die Bücherkiste“ – diese fokussiert sich ausschließlich auf Kunst und Literatur, fernab von Politik – sowie für die bereits genannten Publikationen „Der Weg“ und die „Süddeutsche Freiheit“. Neben seinen eigenen Werken in „Der Weg“ war Schaefler außerdem als Schriftleiter für Bildende Kunst dieser Zeitschrift stets „darum bemüht, die wichtigsten deutschen Künstler seiner Zeit für den „Weg“ zu gewinnen.“[8]
Diese Arbeit beschäftigt sich jedoch mit den Arbeiten Schaeflers für die „Süddeutsche Freiheit“ und soll insbesondere die Relation zwischen Text und Bild in diesen Holzschnitten analysieren.
3.1 Die Deckblätter der Süddeutschen Freiheit
Die erste Ausgabe der Wochenzeitung „Süddeutschen Freiheit“ erscheint erstmals am 18. November 1918 und endet mit der Pressezensur vom 14. April 1919 am 07. April 1919. Anfangs noch „Süddeutsche Freiheit. Münchner Montagszeitung“ genannt, lag die Schriftleitung zu Beginn bei Hans Wagenseil, dann bei Walther von Hollander. Am 23. Dezember 1918 übernimmt Gustav Klingelhöfer die Schriftleitung und benennt die Zeitschrift künftig „Süddeutsche Freiheit. Zeitung für das neue Deutschland“[9]. Bis zu Klingelhöfers Übernahme wurden die Titelbilder durch konventionelle Handzeichnungen von unter Anderem Paul Neu gestaltet. Dies ändert sich ab der 6. Ausgabe. Mit dem neuen Schriftleiter ändert sich nicht nur der Titel der Zeitschrift, sondern auch die graphische Gestaltung, welche ab sofort die Expressionisten Heinrich Mauermayer, Aloys Wach sowie Fritz Schaefler übernehmen. Ab der achten Ausgabe werden außerdem Schriftbänder in die Holzschnitte integriert um die expressionistische und symbolische Bildsprache zu unterstützen und zu verdeutlichen. Ab Ausgabe Nr. 10 werden zudem Bildunterschriften hinzugefügt.[10] Fritz Schaefler gestaltet erstmals das Titelblatt für die neunte Ausgabe vom 13. Januar 1919 und entwirft somit sein erstes bekanntes politisches Bildthema.[11] Der Holzschnitt zeigt ein Schriftband, „Brüder tut eure Pflicht für die Menschlichkeit“. Darunter eine Menschenmenge, bestehend aus Köpfen, die größtenteils dem Betrachter zugewandt sind. Viele Gesichter sind von tiefen Stirnfalten geprägt und zeichnen sie damit als „Arbeiter beziehungsweise als vom Leben Gezeichnete“[12] aus. Lediglich die Figur im Zentrum der Menge ist als Brustfigur gezeigt. Diese erhebt ihre Hand mit gespreizten Fingern gen Himmel. Im Vordergrund wird außerdem eine schlafende Figur gezeigt. Darüber, im Hintergrund, ist eine Stadt, bestehend aus vielen Hochhäusern und hohen Schornsteinen, zu sehen. Sie wird durchbrochen durch eine große Sonne, welche ihre Strahlen Kreisförmig über den Köpfen der Menschen ausbreitet. Die Sonne hat für Schaefler in vielen seinen Werken eine große Bedeutung. Sie zeugt von Hoffnung, dem Positiven und zeigt den richtigen Weg an. Ein prägnantes Beispiel hierfür ist das Titelblatt für die erste Ausgabe der Zeitschrift „Der Weg“, das ebenfalls von Fritz Schaefler gestaltet wurde. Zu sehen ist ebenfalls eine Menschenmenge, dahinter ein Weg der in ein Tal zweier Berger führt, welches von einer Sonne erleuchtet wird. Die Sonne stellt hier das Ziel eines Weges dar und erläutert somit im Zusammenspiel mit dem Titel der Zeitschrift auf plakativste Art und Weise das Thema der Publikation. Zurück zur Süddeutschen Freiheit. Gustav Klingelhöfers Leitartikel der Ausgabe lautet: „Es liegen nun auch Tote auf deutschen Straßen. Der soziale Krieg muß überwunden, der Weg zum sozialen Frieden muß gefunden werden.“[13] Dieser Leitartikel steht im direkten Zusammenhang mit der Titelgestaltung Schaeflers. Ziel ist, nach einigen Unruhen, bei denen es auch Tote gab, die Arbeiterschaft an deren Pflicht zu erinnern und gegen Streiks zu appellieren.[14] Justin Hoffmann vergleicht den Holzschnitt zudem mit einer modernen Auferstehung Christi. Die schlafende Figur im Vordergrund „erinnert an das christliche Motiv der Wächter am Grab Jesu, die die Auferstehung Christi nicht bemerken. Die Auferstehung ist hier die Revolution, und der Großteil der Menge hat auch die Zeichen der Zeit erkannt. Ein Mann [die Brustfigur] reißt enthusiastisch seine Arme empor. Einige richten ihren Blick nach oben. Vielleicht zum Licht, denn hinter der Großstadtkulisse ist eine strahlende Sonne zu sehen.“[15] Diese These unterstützt also ebenso die positive, eventuell religiöse Bedeutung der Sonne für Schaefler.
[...]
[1] Schaefler, Christoph: „Fritz Schaefler (1888/89-1954) Expressionist“, unter: http://www.clara-ratzka.de/fritz/index.html (abgerufen am 26.02.2018)
[2] Hoffmann, Justin: Der Expressionist Fritz Schaefler, Ausst.-Kat. Stenden 1989, S. 6
[3] Hoffmann, Justin: Der Expressionist Fritz Schaefler, Ausst.-Kat. Stenden 1989, S. 6
[4] Hoffmann, Justin: Der Expressionist Fritz Schaefler, Ausst.-Kat. Stenden 1989, S. 6f
[5] Hoffmann, Justin: Der Expressionist Fritz Schaefler, Ausst.-Kat. Stenden 1989, S. 11
[6] Hoffmann, Justin: Künstler und ihre Revolution, in: Süddeutsche Freiheit, hrsg. Helmut Friedel, München, 1993, S. 48ff
[7] Schmidt, Christiane: Fritz Schaefler (1888-1954). Expressionistische Arbeiten der Jahre 1918 bis 1919 in München, 2008, München, S.151
[8] Hoffmann, Justin: Künstler und ihre Revolution, in: Süddeutsche Freiheit, hrsg. Helmut Friedel, München, 1993, S. 49
[9] Schmidt, Christiane: Fritz Schaefler (1888-1954). Expressionistische Arbeiten der Jahre 1918 bis 1919 in München, 2008, München, S.153
[10] Schmidt, Christiane: Fritz Schaefler (1888-1954). Expressionistische Arbeiten der Jahre 1918 bis 1919 in München, 2008, München, S.153
[11] Schmidt, Christiane: Fritz Schaefler (1888-1954). Expressionistische Arbeiten der Jahre 1918 bis 1919 in München, 2008, München, S.157f
[12] Schmidt, Christiane: Fritz Schaefler (1888-1954). Expressionistische Arbeiten der Jahre 1918 bis 1919 in München, 2008, München, S.158
[13] Klingelhöfer, Gustav, An das Bürgertum und die Intellektuellen, in: Süddeutsche Freiheit, Nr. 9, 13.01.1919, zitiert nach: Hoffmann, Justin: Künstler und ihre Revolution, in: Süddeutsche Freiheit, hrsg. Helmut Friedel, München, 1993, S. 49
[14] Schmidt, Christiane: Fritz Schaefler (1888-1954). Expressionistische Arbeiten der Jahre 1918 bis 1919 in München, 2008, München, S.158 und Hoffmann, Justin: Der Expressionist Fritz Schaefler, Ausst.-Kat. Stenden 1989, S. 13
[15] Hoffmann, Justin: Der Expressionist Fritz Schaefler, Ausst.-Kat. Stenden 1989, S. 12
- Citar trabajo
- Vanessa Braun (Autor), 2018, Die Relation zwischen Text und Bild anhand Fritz Schaeflers Zeitschriften Illustrationen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/439094
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