Faszination Amnesty International – kaum eine andere INGO genießt eine so starke Medienpräsenz, wie die in den 60er Jahren gegründete non-profit Organisation. Eine medienwirksame Aktion jagt die nächste, ob es nun hunderte Aktivisten innerhalb einer
Demonstration, Kundgebungen oder Konzerte sind. Damit sicherte sich Amnesty International eine bemerkenswerte Stellung innerhalb der NGO’s und damit auch regelmäßige Spenden und öffentliche Erwähnungen. In meinem Essay widme ich mich der
Frage welche Rolle die Medien im Erfolg der Organisation spielen. Wäre die INGO so groß ohne die Medien? Und kann durch diese Wechselbeziehung eigentlich die Unabhängigkeit und freie Meinungsgewalt gegeben sein, die Amnesty International propagiert?
Faszination Amnesty International - kaum eine andere INGO genießt eine so starke Medienpräsenz, wie die in den 60er Jahren gegründete non-profit Organisation. Eine medienwirksame Aktion jagt die nächste, ob es nun hunderte Aktivisten innerhalb einer Demonstration, Kundgebungen oder Konzerte sind. Damit sicherte sich Amnesty International eine bemerkenswerte Stellung innerhalb der NGO's und damit auch regelmäßige Spenden und öffentliche Erwähnungen. In meinem Essay widme ich mich der Frage welche Rolle die Medien im Erfolg der Organisation spielen. Wäre die INGO so groß ohne die Medien? Und kann durch diese Wechselbeziehung eigentlich die Unabhängigkeit und freie Meinungsgewalt gegeben sein, die Amnesty International propagiert? Ich beginne mit einer kurzen Vorstellung von Amnesty International, bevor ich dann die unterschiedlichen Aktionsformen, die Kampagnen und die bekanntesten Medienbeiträge der Organisation vorstelle. Im Fazit reflektiere ich dann alle Erkenntnisse in Hinblick auf die Fragestellung.
Amnesty International versteht sich als eine internationale non-profit Organisation, dessen Ziele sich im Kern um die Erhaltung der Menschenrechte auf globaler Ebene drehen. Als Organisationstrategie beruft sich die im 28. Mai 1962 gegründete INGO auf die internationale Menschenrechtserklärung von 1948. Ein wichtiges Merkmal von Amnesty International ist, dass sich die Organisation als genuin INGO - oder auch GINGO versteht.
Das bedeutet, dass Amnesty International ausschließlich aus Privatpersonen besteht und sich allein durch Spenden finanziert (vgl. Amnesty International: 2017). Ein Einfluss der Regierung ist hier daher auszuschließen.
Öffentlichkeitsarbeit war seit den Gründungsjahren der Organisation ein fundamentaler Teil der Arbeit. Dies zeigt sich nicht nur an dem seit 1961 jährlich erschienenem Jahresbericht. Durch Konferenzen, Artikel und Pressemitteilungen bemüht sich die INGO stets die Presse ausreichend über ihre Arbeit zu informieren. Ein weiterer fundamentaler Bereich ist die Lobby Arbeit. Klassische Kommunikationsmittel sind: Newsletter, Plakate, Flyer, öffentliche Demonstrationen, Mahnwachen und Briefkampagnen. Um sein Alleinstellungsmerkmal zu halten, hat Amnesty International aber auch eine Reihe ganz eigener und typischer Aktionsformen ins Leben gerufen. Diese werden zwar vermehrt auch von anderen NGO's genutzt, die Radikalität und Individualität der Amnesty International Projekte bleibt aber trotzdem unantastbar und wird zum Markenzeichen der Organisation (vgl. Voss: 2007).
Fallarbeit
Diese Form versteht sich seit der Gründung der NGO als wesentlicher Bestandteil der Arbeit. Prisoner of conscience, also gewaltlose politische Gefangene werden durch eine oder mehrere Amnesty International Gruppen langfristig, mit dem Ziel der Freilassung, betreut. Ein wichtiger Grundsatz der Organisation ist hier beispielsweise, dass sich die Gruppen Gefangene außerhalb ihres eigenen Landes aussuchen.
- Urgent actions (Eilaktionen)
Dies bezeichnet eine schnelle Maßnahme oder Reaktion auf eine drohende oder bereits vollzogene Menschenrechtsverletzung. Innerhalb von 48 Stunden sollen so viele Mitglieder wie möglich mobilisiert werden, um einen entsprechend großen Druck auf die verantwortliche Institution oder Regierung auszuüben. Per Klick auf der Homepage kann heutzutage jederzeit eine urgent action ausgelöst werden.
- Briefe gegen das Vergessen
In Form eines Briefmailings werden pro Monat drei unterschiedliche Fälle von Menschenrechtsverletzungen weltweit vorgestellt. Häufig handelt es sich bei diesen Fällen um Langzeitinhaftierte, ungerecht Verurteilte oder verschwundene Personen.
- Menschenrechtsbildung
Hier steht die Vermittlung von Wissen im Fokus. Bei öffentlichen Vorträgen und Veranstaltungen in Schulen klärt Amnesty International über die Menschenrechte auf.
- Onlinekampagnen
Onlinepetitionen und E-Cards im Internet dienen der INGO als digitales Protestmedium und Verbreitungskanal.
Nun möchte ich etwas genauer auf die Kampagnen von Amnesty International und deren Medienwirksamkeit eingehen. Ich beginne mit einer allgemeinen Einführung. Die Kampagnen von Amnesty International unterscheiden sich grundsätzlich je nach Sektion.
Man differenziert daher zwischen lokalen und globalen Aktionen, die dann eine weltweite Position der INGO repräsentieren. Dazu zählen beispielsweise die Kampagnen Demand Dignity und Counter Terror with Justice. Beispiele deutscher Kampagnen sind Mutter werden, ohne zu sterben und Wohnen in Würde. Ohne genau auf die Inhalte dieser speziellen Kampagnen einzugehen, lässt sich bereits die thematische Brandbreite erahnen, die häufig nicht ganz im thematischen Kern einer Menschenrechtsorganisation liegt. Dies sorgt auch für einige Kritik gegen Amnesty International. Stimmen wurden laut die INGO sei ein Menschenrechts-Gemischtwarenladen und zu willkürlich in der Auswahl seiner Themen (vgl. Streeck: 2006). 2001 kam dann verstärkt der Druck auf sich auf die Verteidigung der bürgerlichen und politischen Rechte zurück zu besinnen, da viele Mitglieder einen wachsenden Profilverlust befürchteten. Zu den medienwirksamsten Kampagnen von Amnesty International gehörten:
Die Frau im Koffer
Um die Thematik des Menschenhandels medien- und öffentlichkeitswirksam zu inszenieren, griff Amnesty International Deutschland 2009 zu einer aufsehenerregenden Maßnahme. Folgendes Bild bot sich an mehreren Flughäfen: eine Frau, eingezwängt in einen durchsichtigen Koffer kauernd, fährt über das Fließband der Gepäckabholung. Die Frau macht einen verängstigten und hilflosen Eindruck. Amnesty International trat mit dieser Aktion in das Rampenlicht der Medien. Im Nachhinein berichtete die Organisation über die Aktion auf ihrer Homepage, war aber während der Inszenierung voll auf die Berichterstattung der Medien angewiesen. Da es Amnesty International nicht genug war ihre Aktion an einem so prominenten Ort wie dem Flughafen zu starten, um genügend Aufmerksamkeit zu erzeugen, sorgte die Präsenz der Medien vor Ort natürlich dafür, dass der gesamte Flughafen Zeuge wurde und sich die Aufmerksamkeit entsprechend potenzierte. Hätte sich der Schock des Bildes einer eingezwängten Frau sonst bloß unter den vorderen Augenzeugen verbreiten können. Für die erfolgreiche Vermittlung der Botschaft, war es unabdingbar, dass das Gefühl der Befremd lieh keit und Ohnmacht durch die Medien nach außen transportiert wurde.
Es geschieht nicht hier, aber jetzt
Eine spannende Ambivalenz zwischen Medium und Message sorgt bei dieser Amnesty International Kampagne von 2006 für Aufsehen. Plakate werden in den Innenstädten aufgestellt. Zu sehen: ein abgemagerter Mann der mitten auf der offenen Straße geschlagen wird, Frauen die scheinbar von Polizisten gefoltert werden, Kindersoldaten die mit leerem Blick ihre Waffe heben. Die Kombination zwischen dem sehr klassischen Kommunikationsmedium und den sehr starken und brutalen Bildern verfehlt ihren Effekt keineswegs und sorgt auch hier wieder für Gesprächsstoff.
Folter
Ein gern genutztes Verbreitungsmedium für die Amnesty International Kampagnen ist das bewegte Bild - also das Video. Die Organisation legt dabei ihren Fokus nicht nur auf die Botschaft, sondern auch auf die Geschichte und audiovisuelle Aufbereitung. Alleine der deutsche YouTube Kanale verzeichnet über 3000 Follower, deren Videos bis zu 90.000 Aufrufe. Damit bedient sich die Organisation einem sehr beliebten Werbekanal - dem viralen Marketing. Das Prinzip ist einfach: Je besser ein Video empfunden wird, je interessanter die Aufmachung, desto häufiger wird es im virtuellen Netz weiterempfohlen, geteilt, geliked oder kommentiert. Dies führt zu einer wahnsinnig schnellen Verbreitung der Kampagne und der Message - der viralen Menschenrechtsbotschaften. Dabei fällt gerade hier die Ausdrucksstarke des gewählten Verbreitungsmediums auf, nichts gibt einem das Gefühl Teil einer gewissen Situation zu sein stärker als ein Video.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Medien eine fundamentale Rolle in der Arbeit von Amnesty International spielen. Und dies in zweierlei Weisen: zum einen bedient sich die INGO gerne ausdrucksstarken und visuellen Verbreitungsmedien. Hier ist der Faktor Schock und Aufmerksamkeit beim Empfänger am höchsten, denn Bilder werden immer mit Emotionen verbunden. Zum anderen setzt Amnesty auf eine breite Berichterstattung der externen Medien, um seine monopolistische Stellung innerhalb der Menschenrechtsorganisationen aufrecht zu erhalten.
[...]
- Citar trabajo
- Maria Korosteljow (Autor), 2018, Faszination Amnesty International. Wie abhängig ist die International Non Governmental Organization (INGO) von den Medien wirklich?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/438861
-
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X. -
¡Carge sus propios textos! Gane dinero y un iPhone X.