Aufgrund eines verspäteten Ausbruchs der AIDS-Erkrankung seit Einführung der antiretroviralen Therapie Mitte der neunziger Jahre, gewinnt die HIV-Fallerfassung in Deutschland zunehmend an Bedeutung. Deshalb kommt der Datenerhebung von HIV-Testergebnissen bei Personen, die sich in einer AIDS-Beratungsstelle vorstellen, besondere Bedeutung hinsichtlich der Epidemiologie zu. Im Jahr 1985 wurde eine AIDS-Beratungsstelle am Gesundheitsamt Wiesbaden eingerichtet. Das vorliegende Manuskript stellt die erhobenen Daten der AIDS-Beratungsstelle von 1996 bis 2004 dar und evaluiert die Ergebnisse in Bezug auf aktuelle Entwicklungen von HIV in Deutschland.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1 Zusammenfassung
2 Einleitung
3 Hintergrund
3.1 AIDS-Beratungsstelle
3.2 HIV und AIDS
3.2.1 HIV und AIDS in der Historie
3.2.2 Infektionswege des HIV
3.2.3 Infektionswahrscheinlichkeit
3.2.4 HIV international
3.2.4.1 HIV-Infektionen weltweit
3.2.4.2 Derzeitige Entwicklung von HIV in Osteuropa und Zentralasien
3.2.5 HIV in Deutschland
3.2.5.1 Infektionsepidemiologische Erfassung von HIV-Infektionen in Deutschland
3.2.5.2 Aktueller Datenstand
3.2.5.3 HIV-Infizierte nach Risikogruppen in Deutschland
4 Vorgehen und Methode
4.1 Ort und Zeitraum der Erhebung
4.2 Fragestellung und Ziel
4.3 Ablauf des Tests
4.3.1 Die Fragebogenvariablen
4.3.2 Das HIV-Testverfahren
4.4 Datenerhebung und Auswertung
4.4.1 Schema der Einteilung der Infektionsrisiken
5 Ergebnisse
5.1 Inanspruchnahme des HIV-Testangebots
5.1.1 Verteilung nach Infektionsrisiken
5.1.2 Verteilung der Partnerinnen und Partner der getesteten Personen mit Infektionsrisiko HETERO nach Infektionsrisiko
5.1.3 Anteil der Partnerinnen und Partner aus HPL der untersuchten Personen mit Infektionsrisiko HETERO stratifiziert nach Jahr des HIV-Tests
5.2 Verwendung von Kondomen
5.3 Ergebnisse des HIV-Tests
5.3.1 HIV-Testergebnisse nach Alter, Geschlecht und Wohnort
5.3.2 HIV-Testergebnisse nach Infektionsrisiko der Klienten
5.3.3 Verwendung von Kondomen bei Männern mit positivem HIV-Antikörpertest
5.3.4 Risikovergleich MSM mit heterosexuellen Klienten
6 Diskussion und Schlussfolgerung
6.1 Personen aus HPL und die Bedeutung für die HIV-Prävention in Deutschland
6.2 Kondomgebrauch im Kontext von aktuellen Entwicklungen in Deutschland
6.3 Interpretation des Relativen Risikos (RR)
6.4 Schlussbemerkung
Literaturverzeichnis
Eidesstattliche Erklärung
Anhang
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 Neu diagnostisierte HIV-Infektionen in Russland, der Ukraine und Deutschland pro 100.000 Einwohner von 1996 - 2003 nach Jahr der Diagnosestellung
Abbildung 2 Gemeldete HIV-Erstdiagnosen nach Jahr der Diagnose von 1993-2004
in Deutschland korrigiert für den Meldeverzug (siehe Erläuterung im Text)
Abbildung 3 Meldungen über bestätigte HIV-Erstdiagnosen in Deutschland im Jahr 1993 und 2004 nach Infektionsrisiko 24
Abbildung 4 Anzahl der HIV-Tests von 1996 - 2004 nach Altersgruppen und Geschlecht (n=7.241) 30
Abbildung 5 Prozentuale Häufigkeitsverteilung männlicher Klienten mit durchgeführten HIV-Test von 1996 bis 2004 nach Infektionsrisiko (n=4.066) 31
Abbildung 6 Prozentuale Häufigkeitsverteilung weiblicher Klienten mit durchgeführtem HIV-Test von 1996 bis 2004 nach Infektionsrisiko (n=3.175)
Abbildung 7 Prozentualer Anteil der männlichen und weiblichen (Sexual-) Partner aus HPL der getesteten Personen mit Infektionsrisiko HETERO nach Geschlecht und Jahr der HIV-Testung
Abbildung 8 Prozentuale Häufigkeitsverteilung der Verwendung von Kondomen aller Klientinnen und Klienten nach Jahr des HIV-Tests
Abbildung 9 Verteilung der Personen mit HIV positiven Testergebnis nach Alter (in Fünf-Jahres-Gruppen) und Geschlecht. Die Männer sind stratifiziert nach Infektionsrisiko MSM und HETERO
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1 Zuordnung der Sexualpräferenz von Klientinnen und Klienten zu den HIV-Infektionsrisikogruppen
Tabelle 2 Prozentuale Verteilung der Infektionsrisiken auf Seiten der Partnerinnen bzw. des Partners von heterosexuellen Klientinnen (n=3.046) und Klienten (n=3.397) mit Infektionsrisiko HETERO
Tabelle 3 Kreuztabelle der Männer mit Infektionsrisiko MSM oder HETERO und HIV-positive sowie negative Testergebnisse
Tabelle 4 Darstellung des Relativen Risikos berechnet mit SPSS 10.1.4
1 Zusammenfassung
Hintergrund: In Deutschland haben sich bis Ende des Jahres 2004 insgesamt 67.500 Menschen mit HIV angesteckt. Davon infizierten sich allein im Jahr 2004 1.830 Personen. Aufgrund eines verspäteten Ausbruchs der AIDS-Erkrankung seit Einführung der antiretroviralen Therapie, gewinnt die HIV-Fallerfassung zunehmend an Bedeutung. Deshalb kommt der Erhebung von Daten und HIV-Testergebnissen bei Personen, die sich zum HIV-Test in einer AIDS-Beratungsstelle vorstellen, besondere Bedeutung hinsichtlich der Epidemiologie und Prävention zu. Im Jahr 1985 wurde eine AIDS-Beratungsstelle am Gesundheitsamt Wiesbaden eingerichtet. Das vorliegende Manuskript stellt die erhobenen Daten von 1996 bis 2004 der AIDS-Beratungsstelle Wiesbaden dar und evaluiert die Ergebnisse in Bezug auf aktuelle Entwicklungen von HIV in Deutschland.
Methode: Das Gesundheitsamt Wiesbaden bietet seit Oktober 1985 eine anonyme Untersuchung von Blutproben auf HIV-Antikörper an. Der Nachweis der Antikörper erfolgt mit einem Antikörpersuchtest (ELISA) und bei positiver Reaktion der Blutprobe mit einem nachfolgenden Bestätigungstest (Westernblot). Mittels eines Fragebogens wurden die Daten der durchgeführten Untersuchungen gesammelt. Diese enthielten zusätzlich Angaben zu soziodemographischen Merkmalen, Infektionsrisiken und Kondomgebrauch der gestesteten Personen. Elektronisch erfasste Daten liegen von 1996 bis 2004 vor und wurden mittels Epi-Info 3.3 und SPSS 10.1.4 archiviert und ausgewertet werden.
Ergebnisse: Zwischen 1996 und 2004 kamen 7.241 Personen in die AIDS-Beratungsstelle und haben sich auf HIV-Antikörper testen lassen. Bei 24 Personen wurde eine HIV-Infektion diagnostiziert (0,3%). Durchschnittlich besuchten jährlich etwa 800 Personen die Beratungsstelle, wovon 73,6% in Wiesbaden wohnten. Das Durchschnittsalter lag bei 30 Jahren, davon waren 56,1% Männer. 14,6% der Männer hatten Sexualkontakte mit Partnern des gleichen Geschlechts. 83% der Männer die Sex mit Männern hatten (MSM) waren zwischen 15 und 39 Jahren alt. Einzelne Personen gaben intravenösen Drogengebrauch an oder stammten aus Hochprävalenzländern (HPL). Unter den getesteten, heterosexuellen Personen ist eine mäßige aber signifikante Zunahme des Anteils der Sexualpartnerinnen und -partner aus Regionen mit hoher HIV-Prävalenz in der Allgemeinbevölkerung Allgemeinbevölkerung zu beobachten. So stieg der Anteil der Sexualkontakte von heterosexuellen Männern (n=3.397) mit Frauen aus HPL von 0,2% im Jahr 1996 auf 3% im Jahr 2004. Der Anteil der Sexualkontakte von heterosexuellen Frauen (n=3.046) mit Männern aus HPL stieg von 1,2% im Jahr 1996 auf 4,2% im Jahr 2004. Des Weiteren ging bei beiden Geschlechtern mit jeglicher Sexualpräferenz der Anteil derer, die immer Kondome verwendeten im Berichtszeitraum zurück (1996: 40,3%; 2004: 25,6%). Hingegen nahm der Anteil der Personen, die gelegentlich bzw. nie Kondome verwendeten zu (1996: 53,4%; 2004: 69,2%). Von 3.397 heterosexuellen Männern wurden seit 1996 bei fünf (0,15%) HIV-Infektionen nachgewiesen. Bei den 596 homosexuellen Männern waren es 18 (3,0%) HIV-Infektionen. Von den 3.175 Frauen wurde bei einer (0,03 %) Person eine HIV-Infektion nachgewiesen. Diese Frau stammt aus einem HPL. Abschließend lässt sich sagen, dass homosexuelle Männer ein 21-fach erhöhtes Risiko einer HIV-Infektion hatten, verglichen mit heterosexuellen Männern in der untersuchten Population (RR 20,52; 95% CI: 7,65 – 55,06). Die HIV-Situation intravenös drogenabhängiger Personen kann aufgrund mangelnder Resonanz nicht eingeschätzt werden.
Diskussion: Das Beratungs- und Testangebot wird überwiegend von jungen Erwachsenen angenommen und erreicht auch die besonders gefährdete Subpopulation homosexueller Männer. Die Ergebnisse lassen den Schluss zu, dass homosexuelle Kontakte in der untersuchten Gruppe mit einem höheren Risiko und heterosexuelle Kontakte mit einem eher geringen Risiko der Übertragung von HIV einhergehen. Der Rückgang der HIV-Infektionsrate auf 0,3% in den letzten neun Jahren (von 1985 bis 1995 betrug die HIV-Infektionsrate 0,9%) spricht für eine erfolgreiche Umsetzung der Strategie, HIV-Infektionen durch Aufklärung zu vermindern, an der auch das Gesundheitsamt Wiesbaden aktiv mitwirkt. Betrachtet man Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI) zu HIV-Infektionen in Deutschland, ergibt sich eine Parallele zu den Beobachtungen der AIDS-Beratungsstelle in Wiesbaden. Das RKI, sowie die Erhebung des Gesundheitsamtes Wiesbaden, verzeichneten in den letzten Jahren eine Zunahme von Personen aus Ländern, in denen HIV sehr stark verbreitet ist. Während das RKI die HIV-infizierten Personen aus den HPL, die hierzulande leben betrachtet, beziehen sich die Ergebnisse des Gesundheitsamtes Wiesbaden auf die Sexualkontakte mit Personen aus HPL. Des Weiteren ist das
Schutzverhalten der sexuell aktiven Menschen nach der Repräsentativerhebung „AIDS im öffentlichen Bewusstsein 2004“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) schlechter geworden. Dies verhält sich ähnlich zu den Ergebnissen der AIDS-Beratungsstelle, bezüglich der Häufigkeit der Verwendung von Kondomen unter den Klientinnen und Klienten. Einschränkend muss darauf hingewiesen werden, dass die untersuchte Population nicht repräsentativ für die Gesamtbevölkerung Wiesbadens ist. Auch die Angaben der Klientinnen und Klienten zur eigenen Sexualpräferenz konnten nicht hinterfragt werden. Lediglich bei den homosexuellen Klienten wird von einer korrekten Angabe ihrer Sexualpräferenz ausgegangen. Somit ist der Anteil homosexueller Männer als Mindestanteil unter allen untersuchten Männern an zusehen. Demzufolge wird das Relative Risiko (RR) der MSM sich mit HIV zu infizieren in der untersuchten Population eventuell unterschätzt. Dennoch sollte das Angebot der AIDS-Beratungsstelle am Gesundheitsamt Wiesbaden auch in Zukunft aufrechterhalten bleiben. So können die bundesweit ansteigenden Neuinfektionsraten auch weiterhin frühzeitig erkannt und erfolgreich bekämpft werden. Außerdem können mögliche Trends aufgezeigt und verlässliche Daten zur Beurteilung der Ausbreitung des HI-Virus in der Wiesbadener Bevölkerung erbracht werden.
2 Einleitung
Die AIDS-Beratungsstelle am Gesundheitsamt Wiesbaden existiert nunmehr über 20 Jahre. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben in den vergangenen Jahren die Bevölkerung in Wiesbaden und Umgebung in vielfältiger Weise und in zahlreichen Veranstaltungen, Vorträgen und Aktionen über das Human Immunodeficiency Virus (HIV) und das Krankheitsbild des Acquired Immune Deficiency Syndrom (AIDS) aufgeklärt. Seit Oktober 1985 wird ein anonymer HIV-Antikörpertest zur Diagnostik einer HIV-Infektion angeboten. Die erhobenen Daten zu den Testergebnissen wurden seit Beginn der Testung in schriftlicher Form gesammelt und seit 1996 durch elektronische Datenverarbeitung archiviert und ausgewertet
Es bestand seitens der Abteilung für Infektionsschutz des Gesundheitsamts Wiesbaden unter der Leitung von Dr. Michael Forßbohm das Interesse, die gewonnenen Daten des Zeitraums von 1996 bis zum Ende des Jahres 2004 neu zu kategorisieren und nochmals einer Analyse zu unterziehen, um eine aktuelle und evaluierte Darstellung über das epidemiologische Geschehen bezüglich HIV in Wiesbaden zu erhalten.
Die vorliegende Diplomarbeit „20 Jahre AIDS-Beratung am Gesundheitsamt Wiesbaden - detaillierte Ergebnisse von 1996 bis 2004“ wertet das oben genannte aus. Ihr Ziel ist es darzustellen, welches Klientinnen- und Klientenspektrum die Beratungsstelle von 1996 bis 2004 aufgesucht hat und wie sich die Verteilung der HIV-Risikogruppen bei der Inanspruchnahme des Testangebots verhält. Des Weiteren wird ein besonderes Augenmerk auf die Infektionsrisiken der (Sexual-) Partnerinnen und (Sexual-) Partner der heterosexuellen Klientinnen und Klienten gelegt.
Im Hintergrund wird kurz auf die Geschichte und die Arbeit der AIDS-Bratungsstelle eingegangen. Danach wird die Infektionskrankheit HIV/AIDS vorgestellt und HIV bezüglich der Infektionswege und Infektionswahrscheinlichkeiten skizziert.
Es folgt ein epidemiologischer Abriss zur Verteilung der Häufigkeiten des HI-Virus auf internationaler und bundesdeutscher Ebene. In Deutschland werden die Risikogruppen zusätzlich detailliert betrachtet.
Im methodischen Abschnitt werden die Fragestellung, der Ablauf der Untersuchung und die Datenerhebung inklusive der Auswertungsform erörtert.
Die Ergebnisse werden im Kontext aktueller Entwicklungen von HIV-Infektionen in Deutschland betrachtet. Die erhobenen Daten werden differenziert nach Inanspruchnahme des HIV-Testangebots durch die Klientinnen und Klienten und den eigentlichen HIV-Testergebnissen. Der Schwerpunkt liegt bei der Inanspruchnahme des Testangebots.
Abschließend werden die Ergebnisse in der Diskussion in Bezug zu aktuellen Entwicklungen von HIV in Deutschland betrachtet und bewertet.
3 Hintergrund
3.1 AIDS-Beratungsstelle
Das Gesundheitsamt Wiesbaden bietet seit dem 1.10.1985 die Möglichkeit einer anonymen AIDS-Beratung an. Hier kann sich jeder, der Fragen zur HIV-Infektion oder zu AIDS hat, kostenlos informieren und einen HIV-Antikörpertest durchführen lassen. Aufgrund der steigenden Nachfrage richtete die Stadt Wiesbaden am 1.7.1987 eine AIDS-Beratungsstelle in eigenen Räumen im Gesundheitsamt ein. Seither wird in Zusammenarbeit mit der AIDS-Hilfe Wiesbaden e.V. das Ziel verfolgt, HIV-Infektionen durch Aufklärung zu verhüten, HIV-Infektionen früh zu erkennen und einer gesellschaftlichen Ausgrenzung Betroffener entgegen zu wirken. Die systematische Datenerhebung am Gesundheitsamt dient als Grundlage für eine evidenzbasierte HIV-Prävention[1] und -bekämpfung in der Wiesbadener Bevölkerung.
3.2 HIV und AIDS
Die Infektion mit dem HI-Virus ist durch einen fortschreitenden Verlust der Immunabwehr gekennzeichnet. Das HI-Virus befällt und vermehrt sich in so genannten T-Zellen[2] des Immunsystems, setzt diese außer Funktion und zerstört sie schließlich. Das körpereigene Abwehrsystem kann – anders als bei den meisten anderen Infektionen – HIV nicht aus dem Körper entfernen. Dises führt infolgedessen zu einer chronischen Infektion, die lebenslang bestehen bleibt. Nach einer symptomarmen Latenzzeit, die bei unbehandelten Personen im Durchschnitt 10 bis 12 Jahre dauert, treten gehäuft so genannte opportunistische Infektionen und verschiedene Tumorerkrankungen auf, die das Vollbild des erworbenen Immunschwächesyndroms AIDS kennzeichnen [1]. Ohne Behandlung führt AIDS zum Tode.
3.2.1 HIV und AIDS in der Historie
Im Laufe des Jahres 1980 traten schwerpunktmäßig in Los Angeles, New York und San Francisco ungewöhnliche Krankheitsverläufe auf, die es in dieser Form vorher nicht gegeben hatte. Die Betroffenen litten unter anderem an dem Kaposi-Sarkom[3] und einer speziellen Lungenentzündung, der Pneumocystis-carinii-Pneumonie[4]. Es waren ausschließlich homosexuelle Männer betroffen. Schon recht früh wurde eine erworbene Immunschwächeerkrankung für die wahrscheinlichste Ursache in Betracht gezogen [2]. Es zeigte sich, dass neben Homosexuellen vorwiegend Drogenabhängige, Empfänger von Blut und Blutprodukten und Kleinkinder von erkrankten Müttern betroffen waren.
Dies führte 1982 zu der Vermutung, dass der Auslöser der neuen Erkrankung ein sexuell und parenteral[5] übertragbarer Erreger sei.
Im Jahr 1983 isolierten der französische Wissenschafter Luc Montagnier und sein Team einen Virus, bei dem sie die Ursache für die Immunschwächeerkrankung vermuteten [3]. Eine kausale Beziehung zwischen dem Virus und der Erkrankung AIDS wurde kurze Zeit später postuliert.
HIV wird unterteilt in den weltweit vorkommenden Stamm HIV-1 mit den Subtypen A bis I sowie O, und den Stamm HIV-2. Während HIV-1 inzwischen weltweit verbreitet ist, kommt HIV-2 hauptsächlich in Westafrika vor [4].
Im Dezember 2004, wurde bei einem homosexuellen Mann aus New York eine Infektion mit einem sehr aggressiven HI-Virus mit rasch fortschreitendem Krankheitsverlauf diagnostiziert.
Die Untersuchung des Virus ergab Resistenzen gegen drei Substanzklassen antiretroviraler Medikamente (ART[6]). Ungewöhnlich an dem Fall scheint, dass das Virus innerhalb sehr kurzer Zeit (ca. drei Monate) bereits zu einem erheblichen Immundefekt geführt hat [5].
3.2.2 Infektionswege des HIV
HIV befindet sich vor allem im Blut und in der Samen- oder Scheidenflüssigkeit infizierter Menschen. Wenn diese stark virushaltigen Körperflüssigkeiten in die Blutbahn eines anderen Menschen eindringen, kann die Infektion weitergegeben werden. HIV wird übertragen durch
- ungeschützte sexuellen Kontakt mit einem infizierten Partner und oder Partnerin
- den gemeinsamen Gebrauch von Spritzenutensilien, meist unter Drogenabhängigen.
Außerdem – allerdings weniger häufig und sehr selten in Ländern, in denen Blutspenden auf HIV untersucht werden – durch
- Transfusion von Blut oder Blutprodukten
- Neugeborene von HIV-infizierten Müttern können vor der Geburt, während der Geburt oder durch Stillen infiziert werden
- sehr selten durch offene Wunden und Hautverletzungen
[...]
[1] Unter evidenzbasierter Prävention versteht man eine Vorgehensweise des vorbeugenden Handelns, individuelle Klienten auf der Basis der besten zur Verfügung stehenden Daten aufzuklären und zu beraten.
[2] T-Zellen sind eine für die Immunabwehr wichtige Gruppe von Blutzellen. Es handelt sich bei ihnen um eine Subpopulation der weißen Blutkörperchen (Leukozyten).
[3] Das Kaposi - Sarkom ist eine sehr seltene bösartige Tumor-Erkrankung. Es tritt vor allem im Zusammenhang mit Organtransplantationen oder einer HIV-Infektion und AIDS auf.
[4] Pneumocystis carinii ist der Erreger der Pneumonie (Lungenentzündung), die besonders bei Säuglingen und AIDS-Kranken auftritt.
[5] parenteral : unter Umgehung des Verdauungsapparates
[6] Die medikamentöse Behandlung einer HIV-Infektion wird unter dem Begriff Antiretrovirale Therapie (ART) zusammengefasst, da das HI-Virus zur Gruppe der Retroviren gehört (Genom liegt im Virus als Ribonukleinsäure [RNS] vor, wird in der Wirtszelle aber als Desoxyribonukleinsäure [DNS] eingebaut) und diese Medikamente wichtige am Stoffwechsel des HI-Virus beteiligte Enzyme hemmen bzw. blockieren.
- Quote paper
- Dipl.-Ges.wirt Daniel Engel (Author), 2005, 20 Jahre AIDS-Beratungsstelle am Gesundheitsamt Wiesbaden - detaillierte Ergebnisse von 1996 bis 2004, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43797
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