Viele sehr unterschiedliche Dinge und Sachverhalte, das aktuelle Geschehen in Politik, Wirtschaft und Berufsleben beschäftigen die Gesellschaft von heute – nur nicht das unumgängliche: der Tod.
Mitten in einen aktiven und erfüllten Leben möchte kaum jemand an den Tod denken; der Tod wird schlicht verdrängt, in irgendwelche Ecken geschoben, aber nur scheinbar umgangen. Der Tod, ein Problemkreis, über den man nicht spricht, den man aus dem Leben verbannt und dabei völlig übersieht, dass es sich hier um einen Punkt handelt, gegen den es keine Versicherung gibt, dem niemand ausweichen kann, auch dann nicht, wenn Geld und Macht in allen Bereichen eine wichtige Rolle für den einzelnen Menschen spielen.
Es ist völlig unstrittig, dass es sich bei der Frage nach dem eigenen Tod und der dann damit verbundenen thematischen Auseinandersetzung um ein Thema handelt, das Betroffene bis in das Mark trifft und verdrängt wird. Dieses Buch will Ihnen liebe Leser/innen dabei helfen einen „kühlen“ Kopf zu bewahren, um alle Fragen gelassen anzugehen.
Im vorliegenden Text steht immer die Frage „Wessen Wille zählt?“ im Vordergrund; nur so können die Fragen nach dem „Was, Warum, von wem und wie zu geschehen hat“ echt geklärt werden.
Aus dem täglichen Leben sind wir das Warten gewöhnt – beim Arzt, an Kassen, in Ämtern oder anderen Alltagsaktionen. Oft wird die Wartezeit als unangenehme und vergeudete Zeit empfunden; nur schnell weg, um so der Situation zu entkommen.
Natürlich ist das Warten auf den Tod ein völlig anderes Warten, denn es ohne Erfahrung und damit fremd und unvertraut.
Diese Gedanken wollen eine Hilfe und Anregung dabei sein, bewusst Abschied vom Leben in Würde zu nehmen und sich auf den letzten Weg vorzubereiten, einzustellen!
Es geht nicht um allgemeine, konkrete Ratschläge oder „Rezepte“, denn Ratschläge sind eben auch „Schläge“, wenn auch verbal und nicht physisch. Es soll Mut dazu gemacht werden, sich auch mit unliebsamen Themen auseinander zu setzen; die Fragestellung Tod ist nicht verdrängbar. In diesem Buch werden sich viele Aspekte beleuchtet und Schlüsselbegriff zur Vorsorge in ihrer Vielfältigkeit dargestellt.
In vielen Familien ist nichts geregelt; die Angehörigen wissen deshalb auch nicht, was der/die Verstorbene (Freund/in) tatsächlich gewollt hätte. Es geht in diesem Buch darum das Bewusstsein, dass Sterben und Tod zu uns Menschen gehört, ein Bestandteil des Lebens ist in das Leben klar einzubeziehen.
Der Autor
Inhaltsverzeichnis
Gedanken zum Buch
Kapitel 1
Was versteht man allgemein unter „die letzen Dinge?“
Da begegnet uns Menschen der einsame Tod
Die letzten Dinge regeln – ein mutiger, notwendiger und tapferer Schritt
Exkurs: Meine letzte Ölung – Versehen
Die traditionellen Beisetzungsformen
Die Erd – und Feuerbestattung
Was versteht man unter einer Feuerbestattung
Sonderformen der Bestattung
Die Seebestattung
Die anonyme Urnenbestattung
Kolumbarium
Die Beschränkung der Urnenzahl
Die Baumbestattung
Kapitel 2
Was ist der Tod?
Der menschliche Tod
Juristische Grundlagen: Die Todeserklärung
Weitere Definitionen zum Tod und zu Todesursachen
Nicht natürliche Todesursachen
Was versteht man unter dem „Scheintod“?
Der Scheintod tritt unter verschiedenen Ursachen auf
Der Tod, ein endgültiges Geschehen?
Der Hirntod und die damit verbundene Diagnostik
Grafik zu Hirntod – Diagnostik
Die Diagnose des Hirntodes
Diagnose Tod früher und heute
Eine mögliche Definition von Tod
Berufsschüler und ihre Einstellung zu den letzen Dingen
mit dem Wissen um den unausweichlichen Tod zu ordnen
Der Tod wird heute schlicht aus dem Leben verbannt
Was würden Sie wenn Sie wüssten, dass Sie nur noch 3 Monate zu leben
hätten?
Der anonyme Tod und die angewendete Kosmetik
rasieren, schminken, beerdigen
Fönfrisur für eine Leiche
Der Tod aus theologischer Sicht
Ein Blick dazu in die christliche Glaubensverkündigung
Der Tod aus medizinischer Sicht
Stadien und Formen des Todes
Die drei Todesarten
Der Vergleich von früher und heute
Der Reifungsprozess der Sterbenden
Fünf wichtige Gründe aus katholischer Sicht um über den Tod nachzudenken
Die Phasen des Sterbens nach Elisabeth Kübler – Ross
Die Kunst des Sterbens, die Sterbephasen nach Albert Mauder
Kapitel 3
Der Mensch und seine unterschiedlichen Ängste
Die Angst bei allen mit dem Tod verbundenen Fragen
Stefan T., ein Unfallopfer
Angst – Definition und allgemeines Verständnis
Die körperlichen Symptome der Angst
Angst vor einzelnen Menschen
Ängste von Schülern konkret benannt
Ich habe Angst – Schülerantworten schlagen Alarm
Die totale Verzweiflung von Kindern auf Grund von Angst
Ängste konkret benannt
Die Angst vor dem Tod beherrschen,
Das Leben nach dem Tod
Nahtoderfahrungen
Folteropfer und der Nathtod
Kritische Forscher zu diesem Thema
Wann treten Nahtoderfahrungen auf?
Nahtoderfahrungen nach eigener Operation bei einem Mitpatienten
Nahtoderfahrungen
Die Erforschung und Systematisierung von Nahtoderfahrung
Die Problematik Hirntod
Merkmale einer Nahtoderfahrung
Das Gefühl tot zu sein
Frieden und Schmerzfreiheit empfinden
Die Außerkörperlichkeit
Das Tunnelerlebnis
Die Lichterfahrung
Die Lebensrückschau
Die Widerwillige Rückkehr
Exkurs: Praktikum im Krankenhaus und das
Erleben von Nathoderfahrung bei Patienten
Ein weiteres Beispiel
Nahtoderfahrung, Dr. Eben Alexander
Was sagt der Forscher aus persönlicher Erfahrung dazu?
Tod und Religion
Die christlichen Religionen
Die Reinkarnation
Kapitel 4
Schüren kirchliche Aussagen Ängste?
Was sagen Bibel und Theologie zu diesem Thema?
Was ist nach dem Tod?
Was sagen die Bibel und die Theologie dazu?
Leben – Tod – Hölle
Wo beginnt und wo hört aus philosophischer und juristischer
Sicht ethische Verantwortung auf?
Grafik: „Konzeption Menschenwürde“
Gottes Ebenbildlichkeit
Der Tod ist im Licht des Evangeliums als eine Gnade
der Erlösung zu verstehen
Drei Gesichtspunkte zu dieser Fragestellung
1. Der Tod ist im ursprünglichen Licht des Schöpferwillens
als eine Berufung zur Furcht und Liebe zu sehen
2. Er ist im Licht des Gesetzes Gottes, als eine Erfahrung
des Gerichtes zu betrachten
3. Der Tod ist im Licht des Evangeliums als Gnade
der Erlösung zu verstehen
Allgemeines zum Fegefeuer
Das Fegefeuer in Verbindung mit „Heilig“ gesprochenen“
Lehrtext der katholischen Kirche
Was das Fegefeuer nicht ist
Kirchliche Aussagen – Ängste schüren oder verstärken?
Fragen zum Lebensende, Prof. Dr. Peter Egger,
katholischer Theologe
Vortrag zu „Die letzten Dinge“, kirchliche und
theologische Aussagen
Der Tod
Das Gericht
Der Himmel
Die Hölle
Kapitel 5
Vorsorge treffen
Der plötzliche Tod – Fassungslosigkeit und Trauer –
Vorsorge treffen für die letzte Stunde
Die wichtigen und sinnvollen Vollmachten
(Hinweis auf Kapitel 9)
Die Vorsorgevollmacht
Die Betreuungsverfügung
Die Problematik der Organspende, Prof. Korsch
Der Organspendeausweis
Die wichtigsten Informationen zur Organspende
im Überblick (Hinweis auf die thematische
Auseinandersetzung in Kapitel 9)
„Nur“ ein Stück Papier
Statistik zur Trauer und zur Spendensituation
Überlegungen zu einem neuen Organspendeausweis,
vom Kirchentag der evangelischen Bischöfe
Die Patientenverfügung
Die christliche Patientenvorsorge
Die Sorgerechtsverfügung
Die Sterbefallvorsorge – Sterbegeldversicherung
Das Testament und die zu beachtenden Formalien (Hinweis auf
Kapitel 8)
Der Erbvertrag
Die Regelungen zum Nachlass
IT - E - Mail - Konto, Facebook
Die Notfallmappe
Traueranzeige mit Wünschen
Kapitel 6
Gedanken, Wegweisung und Todesverständnis in anderen Kulturen
Bestattung, Grabbeigaben, Trauerzeremonien
Das Todesverständnis in anderen Kulturen
Die östlichen Religionen
Der Hinduismus
Der Buddhismus
Der Universumsglauben in China
Die chinesischen Religionen
Im Islam werden Veränderungen im Begräbniskult sichtbar
Der Totenkult und die Totenverehrung
Bräuche und Rituale in Indonesien
Das Bis – Ritual
Bräuche auf der Insel Sulawesi
Das Totenfest in Mexiko
Grabbeigaben – Vielfältigkeit und Unterschiedlichkeit
In Stammgesellschaften – Religionsgesellschaften
Voraussetzungen eines Weiterbestehens (Leben) nach dem Tod
Fast immer ist im Tod ein Element enthalten
Abschied nehmen und die letzten Dinge regeln
Abschied nehmen
Schwellen nehmen und die Schwellenangst überwinden
Letzte Dinge regeln
Materielles loslassen – das Testament
Neun Schritte zum Testament
Den Körper loslassen – die Patientenverfügung
Den Körper loslassen – die Visualisierung
Das spirituelle Testament
Ein Fragebogen zum spirituellen Testament
Kapitel 7
Die unterschiedlichen Formen einer Bestattung
In Deutschland ist die Bestattung Pflicht; Verantwortung
für Ehegatten, Kinder, Enkel oder auch Geschwister
Zwei Beispiele von Todesanzeigen
Fünf gute Gründe dafür die eigene Bestattung zu planen
Diskurs: Diskussion um die Würde des Menschen
Grafik zur Frage der Menschenwürde
Mögliche Formen einer Bestattung
Grafik: Bestattungsformen im Überblick
(auch europäische Formen)
Beispiele einer kirchlichen Bestattung
an einer Grafik dargestellt
Der Bestattungsvorsorgevertrag
Die Erd – Urnen und Reihengrabbestattung
Das Tiefgrab
Die Gruftbestattung
Das Kolumbarium
Das Gemeinschaftsgrab
Das anonyme Grab
Das Patenschaftsgrab
Grafik: Unterschiedliche Formen der Bestattung
Die Erdbestattung
Die Feuerbestattung
Die Waldbestattung
Foto „Friedwald in Gelnhausen – Hailer
Die Naturbestattung
Die anonyme Bestattung
Die See – und Luftbestattung
Die Diamant oder auch Edelsteinbestattung
Beispielfotos einer Diamant – Edelsteinbestattung
Kapitel 8
Das eigene Testament.
So wird ein Testament richtig verfasst
Testamentbeispiele in unterschiedlichen Formen:
Das Einzeltestament
Erblasser bestimmen den/die Alleinerben (Ehefrau)
Einige Beispiele möglicher Testamentsergänzungen
- ein altes Testament gleichzeitig widerrufen
- Sie haben mehrere Erben
- Erbzeitpunkt durch den Erblasser bestimmt
Die Sicherheitsergänzung
Die Salvatorische Klausel
Auflagen für Erben im Testament
Sie möchten Verwandte enterben
Bestimmte Dinge an festgelegte Personen (Kinder) vererben
Testamentsanordnung einfügen
Ein Vermächtnis testamentarisch anordnen
Das gemeinschaftliche Testament und zusätzliche Verfügungen
Das Berliner Testament mit gegenseitiger Einsetzung als Alleinerbe
Das Berliner Testament mit Pflichtteilklausel
Was ist ein Berliner Testament?
Ausnahme im Berliner Testament
Das Erbe und der erforderliche Schriftverkehr
Das Ausschlagen einer Erbschaft
Der Antrag auf einen Erbschein
Das genaue Nachlassverzeichnis
Vollmachten, Verfügungen und andere unterschiedliche Dokumente:
Vollmacht zur Gesundheitsvorsorge bei Pflegebedürftigkeit
Eine umfassende Vollmacht
Vollmacht bei Aufenthalts – und Wohnungsangelegenheiten
Vollmacht gegenüber Behörden
Vollmacht für die Vermögensvorsorge
Genehmigung zu Untervollmachten
Mögliche Ergänzung zur Betreuungsvollmacht
Mögliche Anträge die sich auf das Testament beziehen
Schlussbestimmung und Unterschriften
Antrag auf Nachlassverwaltung
Die Enterbung
Zehn ganz grundsätzliche Gedanken die zu beachten sind:
-Muss ich ein Testament verfassen?
-Voraussetzungen zum Verfassen des eigenen Testaments
und was bedeutet Testierfähigkeit?
-Was bedeutet „Testierfähigkeit“ konkret?
-Zu welchem Zeitpunkt ist die
Erstellung eines Testamentes sinnvoll?
-Die verschiedenen Formen ein Testament zu verfassen
-Sollte ein Testament von einem Notar beglaubigt werden?
-Wie sieht ein holografisches Testament aus?
-Wie kann ich im Notfall mein Testament ändern?
-Kann ein Testament frei geschrieben werden?
-Wo bewahre ich mein Testament auf?
Die Inhaltlich unterschiedlichen Formen eines Testamentes
Die erbrechtlichen Verfügungen die getroffen werden können
Das öffentliche oder auch notarielle Testament
Den Pflichtteil berücksichtigen
Zum Pflichtteilentzug
Die Enterbung wegen groben Undanks
Die Schenkung zu Lebzeiten
Die Formen der Errichtung eines Testamentes
Das eigenhändige Testament
Das öffentliche Testament
Das Ehegatten – auch gemeinschaftliches Testament genannt
Die Sicherung eines Testamentes
Das bundesweite Testamentzentralregister
Der Widerruf eines Testamentes
Der Widerruf eines „gemeinschaftlichen“ Testamentes
Das Testament für Ehegatten mit gemeinsamen Kindern
Kapitel 9
Die Patientenverfügung
Die Vorsorgevollmacht und
die Betreuungsverfügung
Die Frage nach der Organspende und dem Spenderausweis
Kernfragen dazu
Voraussetzungen für einen Organspendeprozess
Mögliche Kosten
Argumente die für eine Organtransplantation sprechen
Argumente gegen eine Organtransplantation
Klagen der Spender über
Zwei kurze Exkurse
1. Die Problematik der Mehrorganentnahme
2. fehlende Informationen bei Explantationen
Zu einem möglichen, konkreten Ablauf einer Organtransplantation
Auch Hirntote sind Sterbende
Dokumentation Patientenverfügung
Euthanasie - Erklärung aus Holland
Abschließende und zusammenfassende Gedanken
Die 4 Phasen von „Ich regel jetzt die letzten Dinge“ im persönlichen
Erleben von Annegret Zander
Phase 1: Frischer Mut: Ärmel hoch
In Ausnahmesituationen verfüge ich anders
Phase 2: Langsam dünnhäutiger: Wer soll für mich entscheiden?
Phase 3: , ich werde sterben
Phase 4: Geschafft: Ich bin frei!
Zusammenfassung christlicher Aspekte
1. „Christ sein“ als Glaube und Bekenntnis
2. „Christ sein“ als Nachfolger
3. „Christ sein“ als Gemeinschaft
4. als Mensch „Christ sein“
Eine wichtige Erfahrung im Operationssaal
Muss ich als Christ Angst vor dem Sterben und dem Tod haben?
Warum haben wir Angst vor dem Tod?
Wie können wir mit der Angst vor dem Sterben und dem Tod
umgehen?
Die Lehre der christlichen Kirchen auf biblischen Aussagen begründet
Was ist der Tod?
Provokante Fragen
Bibelstellen chronologisch geordnet
altes Testament
neues Testament
Dokument - und Bildnachweis
Predigtbeispiele einer Trauerpredigt
Literaturnachweis
Glossar
Biografie/Bibliografie
Gedanken zum Buch
Viele sehr unterschiedliche Dinge und Sachverhalte oder auch das aktuelle Geschehen in Politik, Wirtschaft und Berufsleben beschäftigen die Gesellschaft von heute – nur eines nicht „DER TOD“! Mitten in einen aktiven und erfüllten Leben denkt doch niemand an den Tod; dabei weiß jeder Mensch, dass er selbst oder auch die nächsten Angehörigen für die nun kommenden Kosten einer Bestattung aufzukommen. Eine Tatsache ist es aber, dass der Tod schlicht verdrängt, in irgendwelche Ecken geschoben und so scheinbar umgangen wird;
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Der Tod gehört zur Ordnung dieser Welt, völlig unabhängig davon ob das den Menschen gefällt oder auch nicht. Menschen haben jedoch von jeher und fast ausnahmslos gegen die Botmäßigkeit (Gerichtsuntertänigkeit) des Todes protestiert, sie nicht zur Kenntnis genommen oder sogar geleugnet. Berichte wie wir sie im Buch Genesis in Kapitel 25, Vers 8[1] finden, nach denen die Menschen früher satt vom Leben zufrieden gestorben sind, oder die Auffassung vom „guten Tod“ nach einem erfüllten Leben (so das Verständnis im Konfuzianismus) bleiben aber die absolute Ausnahme. Der Protest gegen den Tod liegt zwar schon dem Tod zugrunde, zeitgleich dienen aber diese Kulte der Verarbeitung der durch den Tod eines Menschen bei den Überlebenden (beispielsweise die Trauer) hervorgerufenen psychischen und sozialen Konflikte; niemand stellt dabei letztlich in Frage, dass schließlich das Zusammenleben von vielen Menschen, ganz besonders in Städten, eben auch eine geregelte Form der Bestattung (Begräbnis) erfordert und staatlicherseits gefordert wird. Alle mit dem Übergang eines Menschen aus der Welt der Lebenden in den Status eines Toten verbundenen Handlungen sind also darum als ein Bestandteil des Todes zu bezeichnen.
Der Tod, ein Problemkreis, über den man nicht gerne spricht, den man aus dem Leben verbannt und dabei dann völlig übersieht, dass es sich hier um einen Punkt handelt, gegen den es keine Versicherung gibt, dem niemand ausweichen kann, auch dann nicht, wenn Geld und Macht in allen Bereichen eine wichtige Rolle für den einzelnen Menschen spielen.
Es ist völlig unstrittig, dass es sich bei der Frage nach dem eigenen Tod und der dann damit verbundenen thematischen Auseinandersetzung um ein Thema handelt, das Betroffene bis in das Mark trifft und deshalb so weit wie möglich verdrängt wird. Auch der Tod eines Angehörigen ist schwer, ist sehr schmerzhaft. Darum will dieses Buch versuchen, Ihnen liebe Leser/innen dabei helfen einen „kühlen“ Kopf zu bewahren, um alle möglichen und vielleicht unverständlichen Fragen gelassen anzugehen.
Im vorliegenden Text steht immer die Frage „Wessen Wille zählt?“ im Vordergrund; daraus ergibt sich als mögliche Antwort „mein Wille“ die Konsequenz unbedingt Vorsorge zu treffen und alles gebündelt schriftlich festzuhalten; nur so können die Fragen nach dem „Was, Warum, von wem und wie zu geschehen hat“ wirksam geklärt werden. Dieses Buch will Ihnen mögliche Antworten und Hilfestellungen für Ihre ganz persönliche Situation geben, denn kein Mensch möchte in der Tiefe seines Herzens einen anderen Verlauf als den, den er für sich sieht und erwartet. Aus diesem und vielen anderen Gründen ist es auch sinnvoll zu Lebzeiten den Kontakt zu einem Bestatter herzustellen und einen entsprechenden Bestattungsvertrag abzuschließen. Damit ist dann ausgeschlossen, dass die Familie oder die Kommune eigene Entscheidungen trifft, die Sie eigentlich nicht wollten.
Das Warten auf den Tod
Aus dem täglichen Leben sind wir das Warten gewöhnt – beim Arzt, an Kassen, in Ämtern, bei einem Kino oder auch Theaterbesuch und an vielen anderen Stellen auch; oft wird die Wartezeit als unangenehm empfunden, erscheint als vergeudete Zeit und die Reaktionen sind dementsprechend: sich vordrängeln, aggressives Schimpfen; das alles nur, um der Situation so schnell wir möglich zu entkommen.
Auf den Tod zu warten ist ein völlig anderes Warten, ist ohne vorherige Erfahrung, denn er schleicht ein Leben lang um den Menschen herum, denn auch er wartet auf den Zeitpunkt, an dem er in das Leben eingreifen kann.
Vom Leben Abschied nehmen und sich auf den letzten Weg vorbereiten und einstellen!
Dazu gehören folgende Schritte:
- wertvolle Fotos die das Leben von „früher“ Revue passieren lassen bewusst anschauen und auch zeigen, darüber sprechen; Erklärungen und Erinnerungsgeschichten der Angehörigen und Freunde zulassen; Fotos gemeinsam betrachten, Erlebnisse schildern und neu aufleben lassen.
- Was persönlich „bewegt und beschäftigt“ aussprechen und möglich klar und unmissverständlich darstellen; Unklarheiten beschreiben und/oder erfragen.
- Adressbuch auf noch bestehende Kontakte überprüfen, Eintragungen aktualisieren, auch im Blick auf eine spätere Trauerfeier.
- Mögliche medizinische Diagnosen, auch wenn sie in der persönlichen Situation wie ein „Damoklesschwert“ scheinbar über dem Menschen hängen akzeptieren und aus der Information über den nun geltenden „Ist – Zustand“ angemessen reagieren.
- morbide Lebenssituation annehmen;
- begreifen und verstehen, dass das Leben nicht unbegrenzt so weitergehen kann und gehen wird, wie es bisher gelebt wurde;
- Ungewissheiten im Blick auf die Gesundheit nicht bei einem ärztlichen beschwichtigen (es wird schon wieder) belassen, nicht in der Schwebe bleiben sondern Klarheit verschaffen; auf Klarheit bestehen, sich nicht über Ausflüchte wie „wir müssen noch die Befunde abwarten“ vertrösten lassen und somit in der Ungewissheit bleiben; mögliche onkologische Eingriffe zulassen, sich damit auseinandersetzen.
- Das Signal des Todes, „er hat angeklopft“ nicht verdrängen, denn das Klopfen war möglicherweise schon sehr laut.
- über Palliativmedizin informieren und eigene Entscheidungen dazu treffen;
- mit einem möglichen Aufenthalt in einem Hospiz durch Information und auch einem Besuch, sofern möglich, zu einer Entscheidung kommen;
- letzte und ganz persönliche Wünsche und Vorstellungen im Bezug auf eine Trauerfeier (Ablauf, Texte, Lieder, gewünschter Liturg/Liturgin), mögliche Erbschaftsfragen mit Betroffen wenn gewünscht besprechen, aber in jedem Fall schriftlich formulieren und beispielsweise durch einen kirchlichen Mitarbeiter als Zeugen bestätigen lassen.
- Nicht in eine Resignation verfallen, sondern auch diesen letzten Lebensabschnitt sehr bewusst leben; es wird für alle dadurch leichter, am deutlichsten für den oder die Betroffene/n.
- Sich klar darüber werden was ich will, wenn das Sterben beginnt: Christlichen Beistand, Gebete, Besuche, eine Krankensalbung oder die Heilige Kommunion (heiliges Abendmahl), klärende und versöhnliche Gespräche führen, jemanden um Verzeihung bitten, Streitereien ausräumen
Der Tod wird aus dem Leben verbannt, „tot“ – geschwiegen; es ist leise, still und heimlich geschehen und so ist das „tot – schweigen“ gesellschaftsfähig geworden und wird als völlig in Ordnung angesehen; Probleme die nicht gesehen werden wollen werden medial verdrängt, „Fern“ – gesehen werden; hier kommen die „Geschwister“ich kann nicht und ich will nicht zum Tragen; wie überraschend aber der Tod altersunabhängig in das Leben eingreifen kann, auch in jungen Jahren, zeigen Schlagzeilen wie die folgenden, die wir regelmäßig in der Presse[2] und allen anderen Medien zu lesen und zu hören bekommen:
- Ein Mann stirbt im Schlaf;
- Motorradunfall endet für junge Frau tödlich;
- vierjähriges Mädchen kommt in einem Schwimmbad ums Leben
Klare Entscheidungen sind gefragt, wenn es um die Regelung der letzten Dinge geht; wer auf die vielen Empfindlichkeiten Rücksicht nimmt, in seinem Denken, Handeln und darüber hinaus in der Sprache übervorsichtig geworden ist, lenkt damit von den tatsächlichen Notwendigkeiten ab; weder eine klare Ansage noch absolute Deutlichkeit verletzen einen Menschen, sondern ganz das Gegenteil ist der Fall, denn sie schaffen Sicherheit auf allen Seiten, bei den Hinterbliebenen, den Angehörigen und den Freunden, nur sie müssen dazu schriftlich vorliegen.
Es geht mir in diesem Buch primär darum, dass für den/die Leser ihre persönliche Entscheidungsfreiheit deutlich geschärft wird, der Blick ganz sachlich auf die im Regelfall vermiedenen Themen gelenkt wird und die damit verbundnen auch ethischen Fragen und Probleme, angesprochen werden.
Es geht nicht darum hier Oberlehrerhaftigkeit allgemeine konkrete Ratschläge und „Rezepte“ zu erteilen, denn Ratschläge sind eben auch „Schläge“, wenn auch verbal und nicht physisch. Im Gegenteil, es soll Entscheidungshilfen gegeben werden und Mut dazu gemacht werden, sich mit einem unliebsamen Thema ernsthaft auseinander zu setzen, denn die Problematik lässt sich nicht verdrängen, jedenfalls nicht so, dass niemand Schaden dabei nimmt. Aus diesem Grund geht es in diesem Buch aus vielen Aspekten beleuchtet um den Schlüsselbegriff Vorsorge (verbunden mit Informationen zu einem absoluten „Tabuthema“) in seiner Vielfältigkeit.
Gestorben wird in der sachlichen Kühle eines Sterbezimmers im Krankenhaus oder alleine im noch bewohnten Pflegezimmer in einer Pflegeeinrichtung oder einer Betreuungseinrichtung.
Dieses Verhalten hat dann zur Folge, dass in vielen Fällen nichts geregelt wurde und die Angehörigen deshalb auch nicht wissen und nicht wissen können, was der Verstorbene (Freund/in) tatsächlich gewollt hätte, sich für seinen/ihren Abschied aus dieser Welt vorgestellt und für sich persönlich angedacht hatte; es geht also in diesem Buch ganz deutlich darum, dass Bewusstsein von der Tatsache, dass das Sterben und Tod zu uns Menschen gehört, ein Bestandteil des Lebens ist deutlicher in das Leben einzubeziehen.
Ich erinnere mich an viele Gespräche mit Schülern, Nachbarn, Menschen in meinem und auch Freunden in meinem direkten und auch weiteren Umfeld, dass auch da immer wieder auf derartige Gesprächimpulse die gleiche Antwort kam und auch heute noch kommt: „Ich bin noch so jung, ich habe noch viel Zeit. Ich bin gesund und brauche doch jetzt noch nichts zu regeln!“ „So alt bin ich nicht, dass ich das nicht noch rechtzeitig regeln könnte; irgendwann nehme ich das in Angriff!“ Die Ungeheuerlichkeit des sich hinter dieser Aussage verbergenden und damit fatalen Irrtums lässt sich aus meinem Erleben mit einer tschechischen, älteren und sehr Dame so klar beschreiben, dass es dazu keines weiteren Kommentars mehr bedarf: Eine mir sehr lieb gewordene Missionsschwester, eine tschechische Dame und ich sitzen zusammen und unterhalten uns angeregt über „Gott und die Welt“; die Dame aus Tschechien ist eine selbstbewusste, resolute und absolut nicht auf den Mund gefallene Persönlichkeit; als wir das Thema Tod und Sterben während des lockeren Plauderns ansprechen sagt sie mit ernsten Ton und einem noch ernsterem Gesichtsausdruck: „Wenn ich einmal sterbe, dann muss man mir dem Mund (wörtlich Gusche) extra tot schlagen, sonst steht er (sie) nicht still“. Sie hatte es kaum ausgesprochen, da fiel sie vom Stuhl auf dem sie saß auf den Boden und war tot – auch ihr Mund war nun geschlossen, er musste nicht mehr auch noch extra totgeschlagen werden!
Kapitel 1 Was versteht man unter „die letzten Dinge?“
Der Tod tritt keineswegs nur als Alterstod auf, sondern er „überrascht“ die Menschen oft auch mitten in ihrem Leben, mitten im Schlaf; dabei handelt sich nicht immer um Informationen über einen Unfalltod, ein Verbrechen oder auch einen Suizid, sondern häufig eben um einen natürlichen, also um einen durch Krankheit bedingten Tod; vielen Menschen erscheint der Tod in jungen Jahren als widernatürlich, manchmal sogar auch als äußerst bitter, aber mit weiten Teilen der Gesellschaft übereinstimmend als eine furchtbare Wirklichkeit.
„Auf welche Weise werde ich sterben?“ Darüber machen sich in dieser unserer Gesellschaft dem Eindruck und den Gesprächserfahrungen nach wohl die wenigsten Menschen gerne Gedanken. Menschen aller Länder machen sich aber sehr wohl Gedanken darüber, ob der Tod wohl Schmerzen verursacht, denn die will letztlich kein Mensch, wo auch immer er lebt und wie auch er immer gelebt hat nicht erleiden müssen!
Da begegnet uns Menschen der einsame Tod
Der geschichtliche Entwicklungsschritt des Sterbens führt zu einem heimlichen und somit verdrängten Tod im Krankenhaus, beziehungsweise zu einem Sterben im Alten – und Pflegeheimen. Diese Entwicklung hat ihren Ursprung schon in den dreißiger Jahren und wird seit der Mitte des 20. Jahrhunderts als Regel praktiziert.
Von einem Jahrzehnt zum anderen Jahrzehnt wurden Kranke im eigenen Haushalt als immer lästiger und belastender empfunden. Ein sich ständig steigender Lebensstandard und das zunehmende Hygienebewusstsein machten die Menschen immer gegenüber Krankheiten leider immer empfindlicher und anfälliger. Die Menschheit, also unsere heutige Gesellschaft mag die Anblicke und Gerüche der Kranken nicht mehr so wie ihre vorherigen Generationen ertragen, die mit einer Pflege von Schwer – und Schwerstkranken unvermeidbar verbunden sind.
Allerdings verteilten sich früher die Lasten der Pflege und Betreuung auch auf deutlich mehr Menschen. Verwandte, Die Nachbarn und die Freunde halfen dabei tatkräftig mit. Im Vergleich dazu ist die Gruppe der Helfer heute sehr viel kleiner geworden und beschränkt sich in den meisten Fällen auf den Ehepartner; auch die Kinder wollen ihre kranken und alten Eltern heute oft nicht mehr versorgen. Auch finanzielle Überlegungen, die Verwirklichung der eigenen Bedürfnisse und des eigenen Ichs, die hohen Belastungen aus dem Alltag, dem sehr stressgeladenen Berufsleben und der hohen Verantwortung in Fragen der Kindererziehung bringen heute die jungen Menschen an die absoluten Grenzen ihrer Belastbarkeit. So werden Schwerkranke im Regelfall fast nur noch „stationär“ und nicht mehr häuslicher in der häuslichen Umgebung gepflegt; durch die Krankenhäuser auf der einen Seite, wie durch die Alten – und Pflegeheime auf der anderen Seite werden die Familien zwar entlastet, aber auf diese Weise werden soziale Einrichtungen zeitgleich mit der Entlastung aber auch zu einem abgeschiedenen Ort einem Ort des einsamen Todes. Kranke wie Gesunde wünschen sich den Tod nicht mehr wahrnehmen zu müssen. „Ich werde um meinen Tod betrogen“, sagte ein Patient, der mit Schläuchen und Röhren „gespickt“ auf der Intensivstation lag.
Die letzten Dinge regeln – ein mutiger, notwendiger und tapferer Schritt
Niemand spricht gerne über dieses Thema, aber irgendwann wird jeder Mensch mit einem Trauerfall konfrontiert, auch ungewollt, denn darauf hat eben niemand einen Einfluss. In einer solchen Situation ist es dann ausgesprochen gut, wenn man sich rechtzeitig informiert hat, um mit den dann anfallenden Fragen und vielleicht auch Problemen klar zu kommen. Ein Trauerfall, selbst, wenn er nicht unverhofft sondern „angemeldet und absehbar“ kommt, löst eine Vielzahl von Emotionen und Reaktionen aus die ebenfalls nur sehr schwer zu steuern sind. Es stehen Entscheidungen an, die in allernächster Zeit getroffen werden müssen und bei denen man auch auf eine kompetente Beratung angewiesen ist. Ein zeitig geführtes Informationsgespräch hilft schon oft dabei in Ruhe und ohne Druck aus dem Geschehen heraus zu überlegen, um was es alles im Falle des Todes geht; außerdem ist es wesentlich leichter über diese Thematik zu sprechen, solange die „Welt noch scheinbar in Ordnung“ ist, denn zum regeln „der letzten Dinge“ gehören auch Mut und Tapferkeit.
Für die Vorbereitung auf den Tod und auch für den Sterbevorgang als solchen finden wir im der katholischen Kirche ein Sakrament, dass auf Wunsch eines Sterbenden, der Angehörigen oder auch von Freunde der sterbenden Person gespendet wird: Die letzte Ölung wird heute Krankensalbung genannt, ist ein Sakrament[3] in der katholischen Kirche.
Exkurs: Wie ich als Protestant der Krankensalbung ohne zutun begegnete:
Als Protestant und Patient wurde ich auf eine Intensivstation in einem katholischen Krankenhaus behandelt, in dem ich schon häufig Gottesdienste gehalten hatte eingewiesen, nicht ansprechbar, spendete der katholische Krankenhausseelsorger mir das Heilige Sakrament3 der letzten Ölung [4] ; der katholische Seelsorger war mir seit langer Zeit persönlich bekannt, hatten wir doch schon an mehreren Stellen gemeinsam in der Klinik Aufgaben übernommen und durchgeführt; obwohl wir uns schon häufig ganz privat unterhalten und auch miteinander gelacht hatten, erkannte der Priester mich in dieser besonderen Patientenposition und der doch recht schummerigen Beleuchtung auf der Intensivstation nicht; ich war zudem nicht ansprechbar, konnte infolgedessen auch in keiner Weise korrigierend in das dann folgende Geschehen eingreifen.
Es ist schon ein Erleben der ganz besonderen Art, wenn an einem Protestanten in einer körperlich schwierigen Situation die Krankensalbung, früher noch letzte Ölung genannt, unvermittelt und ohne jeglichen Bezug vollzogen wird.
Was war eigentlich mit mir geschehen? Ich hatte in Folge einer sehr massiven Halsentzündung einen relativ kurzen stationären Aufenthalt in eben einem katholischen Krankenhaus vor Ort. Bei der angewendeten und Regelfall immer erfolgreichen Therapie der behandelnden HNO Ärztin handelte es sich um eine Behandlung (mit täglichen Infusionen) mit Penicillin. Alles verlief unauffällig und scheinbar ohne weitere Probleme, es ging mir sehr schnell wieder sehr gut und schon nach einer Woche konnte ich sehr zu meiner Freude an einem Freitagabend wieder aus der Klink entlassen werden.
Es wurde ein ganz besonderer Freitagabend an den ich mich noch heute sehr lebhaft erinnere; ich war nur wenige Stunden wieder zuhause, als mich ein nicht beschreibbarer Juckreiz am ganzen Körper zu quälen begann. Da der Juckreiz auch nach längerer Wartezeit nicht geringer wurde, legte ich mich in die Badewanne, zunächst in warmes Wasser, dann in kaltes Wasser, um mir nicht die Haut vom meinem Körper zu kratzen.
Ich konnte nach einer sehr unruhigen Nacht nicht glauben, was ich zu sehen bekam, als ich mich anschaute: Mein Körper war von den Haarwurzeln bis zu den Fußspitzen rot, mit unendlich vielen, winzigen roten Pünktchen „übersät“. Ich rief in der Klinik an, denn nun war es inzwischen ja Samstag geworden und die behandelnde Ärztin in ihrer Praxis auch nicht erreichbar; die Auskunft der Klinik: Die mich behandelnde Ärztin sei auch für die Klinik im Augenblick nicht zu erreichen, aber ich sollte am Montag in die Praxis der HNO – Ärztin gehen, dort würde sich dann alles klären. Ich folgte diesem Rat.
In der Arztpraxis angekommen traf ich direkt auf meine Ärztin, die für mich wahrnehmbar bei meinem Anblick sichtbar erschrak. Sie spritze mir sofort ein Gegenmittel, sprach von einer Allergie und wies mich sofort wieder in die Klinik ein. So machte ich mich von der Praxis aus direkt auf den Weg in die Klinik und die Station, auf der ich die letzte Woche verbracht hatte. Man erwartete mich bereits, nahm mir alle mitgegebenen Papiere ab und brachte mich ohne auch nur eine weitere Minute zu verlieren zur die Intensivstation.
Ich legte mich in diesem Zimmer (es waren mehrere Patienten zur Behandlung in diesem Raum) in das mir zugewiesene Bett; auch ein Arzt war rund um die Uhr zur Beobachtung der Patienten auch in diesem Zimmer. Dann ging alles sehr schnell. Ich durfte noch etwas essen und dann kam die große Leere. Ich habe nichts mehr wahrgenommen, weiß nichts von dem weiteren Verlauf des Tages. In den sehr frühen Morgenstunden nach einer Erinnerungslosen Nacht wachte ich dann wieder auf. Der Morgen graute schon, als der katholische Krankenhausseelsorger an meinem Bett stand. Er war gerade im Begriff mir die Heilige letzte Ölung zu spenden. Ich setzte meine abgelegte Brille auf und da erkannte er mich. „Ach sie sind das! Na ja, sie sind zwar evangelisch, aber schaden kann das alles auch ihnen nicht!“
Meine Augen müssen bei diesem Geschehen weit aufgerissen gewesen sein, denn er spürte, dass hier etwas völlig anders lief, als er angenommen hatte. Er brach sein Tun wieder ab, bete mit mir und ging wieder aus dem Zimmer. Er hatte sich im Dämmerlicht und auch im Raum geirrt und war deshalb so an das falsche Bett getreten.
Lange Zeit hatte ich mit diesem Geschehen und den damit bei mir verbundenen Gefühlen zu kämpfen, denn ich war doch erst Anfang 30 und hatte mit diesem Erleben „dem Tod schon buchstäblich in das Auge geblickt“. Meine Frau und unsere beiden Kinder, die mich am Mittag hatten besuchen wollen, durften nicht mehr zu mir an das Bett treten, was dann in der Konsequenz geheißen hätte, dass ich gestorben wäre, ohne von meiner Familie oder auch anderen mir wichtigen Menschen Abschied nehmen zu können, still, leise und in der überaus sachlichen und doch sehr kühlen und unpersönlichen Atmosphäre einer Intensivstation; von diesem Tag an änderte sich mein Lebensstil, denn heute lebe ich jeden Tag so, als wäre es mein letzter Lebenstag; so viel zu meiner Begegnung mit der Krankensalbung und einem möglichen Tod.
Wieder zurück zum Thema: In Deutschland gibt es sehr unterschiedliche Bestattungsformen. Sie unterscheiden sich primär danach, ob die Beisetzung des Verstorbenen in einem Sarg, also einer Erdbestattung oder einer Urne (Feuerbestattung) vollzogen wird. Häufig wird der Begriff Feuerbestattung als ein Synonym für eine anschließende Urnenbestattung verwendet und im eigentlichen Sinn versteht man unter der Feuerbestattung die Kremierung von Verstorbenen. Der Terminus Urnenbestattung meint ganz schlicht die Beisetzung der Urne auf einem Friedhof, wobei eine Urne problemlos auch im Wasser, also der Seebestattung oder auch im Wurzelbereich eines Baumes, also einer Baumbestattung, beigesetzt werden kann.
Vielen Menschen ist keineswegs bewusst, welche doch sehr unterschiedlichen Bestattungsarten heute in Deutschland möglich sind. An dieser Stelle sollen nur einige genannt und auch nur knapp umrissen werden, um unterschiedliche Bestattungsarten und die damit notwendigen Informationen als eine mögliche Hilfe bei einer anstehenden Entscheidung zu erleichtern. Grundsätzlich wird aber im Regelfall nur zwischen einer Erdbestattung und einer Feuerbestattung unterschieden.
Die traditionellen Beisetzungsformen:
Die heute absolut übliche Erd oder auch Feuerbestattung (Feuer) sind nach den Ergebnissen der zahlreichen Grabungsfunden der Archäologie unbestritten die ältesten und die am meisten verbreiteten Formen. Daneben hat es jedoch auch Aufbahrung auf Bäumen oder Gestellen wie beispielsweise in Sibirien praktiziert oder auch das Aufbahren auf den „Türmen der Schweigens“, wo der Leichnam damit dem Geierfraß ausgesetzt wurde (Parsismus; Iranische Religionen); in Tibet wurden die Toten zum Teil auch an zuvor bestimmten Örtlichkeiten den Hunden und Vögeln überlassen (Tibet. Religionen); des Weiteren gab es früher schon das Versenken eines Toten im Wasser oder das Aussetzen der Toten in einem Schiff auf dem Meer unter anderen Gewässern. Gelegentlicher Toten – Kannibalismus lässt sich aber kaum als regulärer Brauch erweisen. Bekannt ist aus Ägypten die Mumifizierung als eine weitere und andere Form der Konservierung von Toten. Die Beisetzung von Toten in natürlichen oder künstlichen Erdhöhlen (Katakomben) oder aber in zum Teil sehr großartigen Grabbauten (Mausoleen, Pyramiden) ist ebenfalls in früheren Zeiten verbreitet. Verschiedene Formen der Bestattung können also völlig problemlos nebeneinander auftreten oder sogar auch kombiniert werden, wie es schon im antiken Rom geregelt war, denn hier galt klar auf Grund einer Pontifikalvorschrift, dass auch bei einer Feuerbestattung zumindest ein Glied in der Erde begraben werden musste. Städtische Siedlungen haben fast überall zur Anlage von Friedhöfen und Gräberstraßen oder Nekropolen (Totenstadt), die in der Regel außerhalb der Städte lagen geführt.
Die Erdbestattung ist die ursprünglichste aller Bestattungsarten und ist gerade im ländlichen Lebensraum auch heute noch deutlicher verbreitetet als in den Großstädten. Bei dieser Form des Abschied Nehmens treffen sich die Trauergemeinde und die Angehörigen der Familien im Regelfall auf dem jeweiligen Friedhof, auf dem sich auch die Grabstätte befindet; gegebenenfalls geht dieser Beisetzungsform auch ein Gottesdienst in der örtlichen Pfarrkirche oder Friedhofskapelle voraus. Die Erdbestattung symbolisiert somit für jeden noch nachvollziehbar den Kreislauf des Lebens.
Jeder Friedhof hat jedoch seine eigene Satzung; in dieser Satzung sind unter anderem auch die jeweiligen Ruhefristen geregelt. Die Ruhefrist legt zum einen fest, für welche Zeitspanne eine Grabstelle nach einer Beisetzung gesichert sein muss und zum anderen, wie viele Erdbestattungen in diesem Grab möglich sind, da bei einem einfachen Erdgrab innerhalb der Ruhefrist zwei Erdbestattungen möglich sind. Nach Ablauf der Ruhefrist können immer wieder zwei Beisetzungen erfolgen.
Sollte innerhalb der Ruhefrist ein dritter Trauerfall eintreten, so muss entweder eine zweite Grabstelle erworben oder doch eine Feuerbestattung durchgeführt werden, da Urnen in den meisten Friedhöfen die Ruhefrist nicht durchbrechen.
Bestattungsformen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Bei der Erdbestattung handelt es sich ganz grundsätzlich um die Beisetzung des Leichnams in einem Sarg. Bei dieser Beisetzungsform haben Sie die Auswahl zwischen einer normalen und einer anonymen Erdbestattung. Bei einer anonymen Bestattung wird die genaue Grabstelle nicht gekennzeichnet und bleibt somit für die Angehörigen, Freunde und Bekannte unbekannt. Den Angehörigen ist es nicht gestattet, bei der Beisetzung anwesend zu sein. Bei dieser Bestattungsform sollten Sie ernsthaft überlegen, ob es für Sie und andere Angehörige wichtig ist, die genaue Grabstätte zu kennen oder ob sie auch darauf verzichten wollen und können. Ein anonymes Grab kann im Nachhinein nicht mehr gekennzeichnet werden. Ein Wahl – oder Reihengrab kann dagegen mit einem Grabstein und den persönlichen Daten versehen werden.
- die Erdbestattung
- die anonyme Erdbestattung
- das Wahlgrab
- das Reihengrab
- der Grabstein
Art und Umfang des Grabes,
der Grabbeigaben und der Trauerveranstaltungen hängen vom sozialen Status und Vermögen der Toten ab. Sklaven (Sklaverei) und nicht initiierte Kinder wurden vielfach ohne große Zeremonien bestattet. Jedoch dürfte die umstandslose und pietätslose Beseitigung der Leichname von Sklaven wie zum Beispiel auf Jamaica und auch anderen westindische Inseln im 17. und 18. Jahrhundert die Ausnahme sein. Ungetauften und Exkommunizierten (Kirchenbann) wurde bis in das 20.Jahundert hinein ein Begräbnis auf einem christlichen Friedhof verweigert. Heute ist die Bestattung weitgehend staatlich geregelt.
Was versteht man unter einer Feuerbestattung?
Bei der Feuerbestattung werden die verstorbenen Personen in einem Krematorium eingeäschert und ihre dabei entstandene Asche anschließend in einer Urne beigesetzt. Diese kann auf einem Friedhof ebenso beerdigt werden wie ein Sarg. Es besteht außerdem die Möglichkeit, die Grabstelle mit einem Grabstein zu markieren oder doch eine anonyme Feuerbestattung zu wählen. Eine Trauerfeier kann vor oder nach der Kremierung stattfinden. Der von Ihnen gewählte Bestatter kann und wird Ihnen Informationen zu den jeweiligen Möglichkeiten anbieten:
Urne
Kremation
anonyme Feuerbestattung
Trauerfeier
Nach dem bayerischen Bestattungsgesetz ist es beispielsweise noch formal erforderlich, dass eine Feuerbestattung von der verstorbenen Person auch zu Lebzeiten angeordnet beziehungsweise gewünscht wurde; sie kann aber auch von einem der verstorbenen Person nahe stehenden Familienangehörigen bestimmt werden.
Für eine eigene Willensbekundung gilt hierbei auch wie auch bei einem Testament der Satz „Ich wünsche eine Feuerbestattung“ mit dem Ort, einem genauen Datum, der unverzichtbaren persönlichen Unterschrift; die Erklärung muss handschriftlich formuliert und ausgeführt werden; nur eine Unterschrift auf einem vorgeschriebenen Formular durch eine andere Person ist nicht für eine durchzuführende Feuerbestattung ausreichend. Sie symbolisiert das Ende der Körperlichkeit.
Im Gegensatz zu einer Erdbestattung, bei der die vollständige Trauerfeier und auch die Beisetzung auf dem jeweiligen Friedhof stattfinden an dem sich auch die Grabstätte befindet, kann wie bereits beschrieben eine Feuerbestattung den Wünschen der verstorbenen Person nach einem anderen Beisetzungsort in voller Umfang entsprochen werden und an unterschiedlichen Orten stattfinden. So kann beispielsweise die Trauerfeier mit dem Sarg an (fast) jedem beliebigen und frei gewählten Ort stattfinden, einem Friedhof nach eigener Wahl oder auch in einem kirchlichen Raum; danach wird dann der Sarg dann zu dem entsprechend vereinbarten Krematorium überführt.
Natürlich kann (wird in der Regel auch von den Familienangehörigen so praktiziert) einer Trauerfeier auf einem Friedhof auch ein entsprechender Gottesdienst in der örtlichen Kirche vorausgehen. Die Urne wird im Anschluss an die kirchliche Trauerfeier zu dem jeweiligen Bestimmungsort überführt; das wiederum kann durchaus ein Friedhof sein, wenn die Urne in einer Grabstelle oder einer Urnennische beigesetzt werden soll oder beispielsweise auch eine Seebestattungsrederei, wenn die Urne auf offener See beigesetzt werden soll. Ein völlig anderer Sachverhalt findet sich, wenn die Urne anonym beigesetzt werden soll; auch hier ist es zwar ebenfalls erforderlich eine eigenhändige Verfügung zu Lebzeiten zu verfassen, da in manchen Städten, so wie beispielsweise auch in München, die anonymen Urnenbeisetzungen nur noch dann durchgeführt werden, wenn auch die entsprechende Verfügung der verstorbenen Person selbst vorliegt; eine solche Anordnung durch die Angehörigen ist hier nicht mehr möglich.
Sonderformen einer Bestattung
Die Seebestattung
Die Seebestattung ist eine Sonderform der Feuerbestattung; nach erfolgter Trauerfeier und der anschließenden Einäscherung wird die Urne dann an eine Seebestattungsreederei übergeben. Die Asche wird anschließend in eine Urne umgefüllt, die beispielsweise aus Muschelkalk besteht, damit sie sich dann nach der Beisetzung später im Meerwasser problemlos auflösen zu können.
Dabei wird immer nur die völlig geschlossene Urne dem Meer übergeben; die Asche wird nicht aus der Urne entnommen und dann wie auch immer über dem Wasser „verstreut“. Im Regelfall erfolgt diese Sonderform der Bestattung an den Beisetzungsorten Nord – oder der Ostsee. In Binnengewässern sind keine Urnenbeisetzungen möglich; eine Ausnahme dabei bildet nur das Stettiner Haff. Bei dieser Bestattungsform ist es aber auch möglich, dass die Angehörigen die Beisetzungen mit in dem Schiff zur Seebestattung begleitend mit hinausfahren und so am Trauerakt teilnehmen.
Die anonyme Urnenbeisetzung
Auch bei der anonymen Urnenbeisetzung wird stets die völlig geschlossene Urne beigesetzt; die Möglichkeit, dass die „Asche einer verstorbenen Person „in alle Winde verstreut wird“ ist bisher in Deutschland noch nicht möglich. Die Beisetzung erfolgt nur in einer besonderen Sektion eines Friedhofes; in ihr ist ein anonymes Gräberfeld ausgewiesen; nicht auf allen Friedhöfen gibt es ein anonymes Gräberfeld. Die anonyme Urnenbeisetzung erfordert in manchen Orten, wie etwa in München, eine persönliche Willenserklärung, die von den/der verstorbenen Person/en zu Lebzeiten geschrieben wurde.
Die Kosten der Bestattungsarten unterscheiden sich zum Teil sehr deutlich voneinander. Eine anonyme Beisetzung ist die günstigste Art einer Beisetzung, eine Erdbestattung in der Regel die teuerste Form. Da es keine Preisbindungen gibt, kann es aber auch innerhalb der einzelnen Bestattungsformen auf Grund der Ausführung oder auch der jeweiligen Region in der die Bestattung durchgeführt wird, durchaus zu großen Preisunterschieden kommen.
Kolumbarium
Der Terminus Kolumbarium leitet sich vom lateinisch columbarium, wörtlich Taubenschlag ab und dient einer oberirdischen Beisetzung der nach der Einäscherung vorhandenen Asche von Verstorbenen in einer Urne. Am häufigsten wird auch das Wort „Urnenwand“ für das Kolumbarium verwendet.
Baumbestattung – Friedwald in Gelnhausen – Hailer
* alle Bilder auf Seite 21 und Seite 22 sind Privatbesitz des Autors
Das Kolumbarium ist meist eine kostengünstige Alternative zum Urnengrab. Die Urne mit der Asche des Verstorbenen wird dabei in einer Wandnische beigesetzt. Je nach Friedhofsträger dauert die Ruhezeit zwischen 10 und 30 Jahren. In Deutschland wird die Urnenwand deutlich beliebter. Viele Friedhöfe planen daher den Aufbau von Kolumbarien ein. Im Regelfall liegt die Herstellung der Urnenwände in der Verantwortung von Steinmetzen oder Bildhauern; dabei können natürlich die unterschiedlichsten Formen entstehen.
Beschränkungen der Urnenanzahl
Es ist allgemein üblich, dass pro Nische nur eine Urne bestattet wird. In manchen Kolumbarien sind die Urnenkammern sogar von so geringer Größe, dass sie nur die Aschenkapsel, die direkt von dem zuständigen Krematorium kommt, aufnehmen können. Diese Kapsel ist geschehensbedingt aus Keramik oder Eisenblech gefertigt und dient der reinen Sicherung der Asche nach der Kremation. Für eine schmückende Überurne ist dann kein Platz mehr vorhanden. Es gibt aber auch Kolumbarien, die darüber hinaus die Möglichkeit bieten, mehrere Urnen zusammen bestatten zu lassen. Einige der Kammern sind dann so groß, dass sie zwei oder sogar noch mehr Urnen aufnehmen können. In diesen Fällen ist eine Verwendung der Kammer als Familiengrab erlaubt.
Die Baumbestattung
Bei dieser Sonderform einer Bestattung sollte unbedingt beachtet und daran gedacht werden, dass eine Kennzeichnung einer Grabstätte durch Blumen, einen Grabstein oder wie auch immer nicht möglich ist.
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Kapitel 2 Was ist der Tod?
Die Frage nach dem Tod ist in unserer Zeit ein Thema über das man nicht gerne spricht. Er wird aus unserem Umfeld, unseren Wohnungen und nach Möglichkeit auch aus den Krankenhauszimmern verbannt, denn darüber spricht man nicht, man schweigt ihn buchstäblich tot. Jedem Menschen ist natürlich bewusst, dass jeder, also auch er selbst auch zu einem ihm nicht bekannten Zeitpunkt sterben wird/muss, nur davon will er im Regelfall nichts wissen.
Für den heute bewusst lebenden Menschen sind sowohl das Sterben müssen einerseits, wie der Tod in seinen unterschiedlichsten Erscheinungsformen andererseits, das ein denkbar abstoßendes und abscheuliches Geschehen auf dieser Erde. Natürlich wird der Tod in manchen, nicht seltenen Fällen als eine „gnädige Erlösung“ angesehen und auch verstanden.
Es ist daher nicht verwunderlich, dass sich in unserer Gesellschaft zunehmend eine gewisse Protesthaltung gegen die vermeintliche „Abscheulichkeit des Todes“ und die damit unweigerlich verbundene Zerstörung des Körpers und das Ende aller persönlichen und privaten geschäftlichen Beziehungen ausbildet; damit verdeutlicht und begründet sich der stattfindende Kampf der Naturwissenschaften gegen den vermeintlich unbesiegbaren Tod, denn bis heute kann er nicht verhindert werden; bisher kann er nur hinausgezögert werden.
Diese „Lebensverlängerung“ ist aber in keiner Weise auch nur ansatzweise als ein erster Schritt im Kampf gegen den Tod zu verstehen, denn im Allgemeinen führt genau dieses Tun, diese doch an sehr vielen Stellen sehr fragwürdige „Lebensverlängerung“ den Tod für die Betroffen zu einem nur noch qualvoller „Leben“, und für die Angehörigen fast nicht mehr zu ertragenden Geschehen.
In seinem biologischen Ablauf ist der Tod einerseits etwas ganz Natürliches, denn mit der Geburt, der Entstehung des Menschen ist ihm bereits der Tod in die Wiege gelegt, was dann aber in der Fortführung auch zur Folge hat, dass nach diesem biologischen Zeitablauf auch der genetisch einprogrammierten, begrenzten Zahl von Zellteilungen, der Tod von selbst eintritt. Der Tod kann aber selbstverständlich auch unnatürliche Ursachen haben; an dieser Stelle mögen die Hinweise auf die weltweiten Katastrophen mit ihren hohen Zahlen von Todesopfern, tödliche Unfälle und die leider zunehmenden Gewalttaten ausreichend sein.
Der menschliche Tod unterscheidet sich vom Tod anderer Lebewesen im Wesentlichen dadurch, dass jeder Mensch in dem Bewusstsein lebt, dass er einmal sterben wird, also jeder Mensch von jedem anderen Menschen weiß, dass er eines Tages sterben wird; niemand kann sich von Tod und Sterben „freikaufen“. Die Menschheit geht klar in ihrem Denken und Handeln davon aus, dass Individuum dem Tod wirklich entgehen kann, sondern diesem Endpunkt unweigerlich und unvermeidbar entgegen geht.
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Weitere Definitionen zum Tod und zu Todesursachen
Der Tod ist der endgültige Verlust der für ein Lebewesen typischen und wesentlichen Lebensfunktionen. Der Übergang vom Leben zum Tod wird Sterben genannt.
Zu den nicht natürlichen Todesursachen rechnet man die Verletzungen die Unfälle, Verbrechen, Krieg, Vergiftungen und den Suizid zuzuordnen sind. Infolge von Verkehrsunfällen sterben beispielsweise sehr viele der Unfallopfer an den Folgen eines Polytraumas.
Was versteht man unter dem Scheintod?
Scheintod (lateinisch: Vita reducta oder Vita minima – das reduzierte oder auch geringe Leben) ist eine veraltete Bezeichnung für einen Zustand, in dem ein Mensch ohne Bewusstsein war und leblos wirkte, so dass teilweise auch für die Ärzteschaft manchmal unklar war, ob er Betroffene noch lebte oder schon tot war. Ursächlich dafür war, dass die Mediziner lange Zeit nur mit Hilfe von Pulskontrolle, dem Abhören des Herzschlags und der Wahrnehmung der Atmung feststellen konnten, ob ein Mensch noch lebte oder tot war. Man ging schlicht davon aus, dass jeder vor seinem Tod zunächst in einen solchen „Zwischenzustand“ gelangte.
Um festzustellen, ob ein Mensch nur ohne Bewusstsein war oder tatsächlich schon der Tod eingetreten war, standen den Ärzten früher nur einfachste Hilfsmittel zur Verfügung, die in einer von Johann Georg Krünitz[6] bedeutenden Oeconomischen Encyclopädie des 18. Jahrhunderts beschrieben werden. So wurde vermeintlich „Scheintoten“ ein Spiegel vor den Mund gehalten, um dadurch sehen zu können, ob der Spiegel durch den Atem beschlägt, der Mensch also noch lebte. Weitere Hilfsmittel mit dem gleichen Ziel der „Diagnostik“ waren Kerzen und Federn, die ebenfalls vor die Nase des „Sterbenden“ gehalten wurden, oder auch ein Glas mit Wasser, das den betroffenen auf die Brust gestellt wurde, um dann an Wasserbewegungen zu erkennen, ob sie sich leicht hebt und senkt und damit Leben zeigt.
Einige der markantesten Gedanken möchte ich an dieser Stelle einfügen:
Der Scheintod tritt unter den verschiedensten Umständen ein:
01. Scheintod durch innere Krankheitszustände. Hierher gehören die tiefe Ohnmacht nach großer Ermüdung von langem marschieren, nach überstandenen schweren Geburten, ferner der Scheintod nach heftigen Krampfanfällen bei Hysterie, Epilepsie und Eklampsie, bei der Starrsucht und Lethargie, manchmal bei der Cholera, bei manchen narkotischen Vergiftungen (Opium, Blausäure, Chloroform).
02. Scheintod durch äußere Störungen: nach einem hohen Graden einer Gehirnerschütterung, nach schweren Verwundungen mit gleichzeitiger Erschütterung oder mit bedeutendem Blutverlust, nach starken Blutungen überhaupt, besonders bei Wöchnerinnen und kleinen Kindern.
03. Scheintod durch spezifische Ursachen. Hierzu gehören:
04. Der Scheintod der Neugeborenen wegen einer noch nicht eingeleiteter Atmung,
05. Scheintod durch Gewalt von außen wie erwürgen,
06. der Scheintod durch Ertrinken, Erhängen oder ähnlichen Ursachen,
07. der Scheintod bedingt durch irrespirable Gase oder auch durch fremde Körper im Schlund, um nur einige Ursachen zu nennen.
Der Tod, ein endgültiges Geschehen
Menschen die von körperlichen und seelischen Schmerzen gepeinigten werden sehnen sich sehr häufig den Tod herbei. Sie fühlen sich außer Stande, das Leid, das sie getroffen hat zu ertragen. Das Fernsehen zeigt sie uns fast täglich in allen möglichen Variationen der Berichterstattungen. Es ist sicher keine richtige Formulierung zu sagen, dass diese Menschen sich uneingeschränkt auf den Tod freuen, und doch ist diese Aussage in einer nicht beschreibbaren Weise zutreffend: Schmerzen können aber auch zu nahezu unverständlichen Gedanken führen, wobei Psychologen und Psychotherapeuten dieses Problem aus ihrem Arbeitsalltag kennen, die eine unbeschreibliche Sehnsucht nach dem Tod auslösen; ich denke dabei auch an den Suizid, da der Tod für die Betroffenen eine Erlösung von all dem Leid bedeutet, das sie vielleicht über Monate oder sogar schon Jahre lang bedrückt hat.
In diese Überlegungen hinein stellt sich nun immer die Frage: „Was geschieht nach dem Tod?“ Jeder Generation eine andere Antwort für sich gefunden, denn diese Fragestellung ist so alt wie die Menschheitsgeschichte. Heute verbinden in den westlichen Kulturen die Menschen mit dem Gedanken an den Tod eine Reinkarnation, ihre persönliche Wiedergeburt. Sie glauben, dass sie nach diesem irdischen Tod in irgendeinem anderen Lebewesen weiterleben. Nach einer Gallup Studie (US – amerikanisches Meinungsforschungsinstitut) glaubt in Europa jeder fünfte an diese Hypothese.
Auf die neueren, ebenso wie die sich besonders an junge Menschen ausgerichteten religiösen Sondergemeinschaften möchte ich nicht eingehen. Sie sind für den gläubigen Menschen zwar eine Herausforderung, aber nicht bei der angesprochenen Fragestellung weiterführend. Die unendliche Sehnsucht des einzelnen Menschen nach einem Weiterleben nach dem Tod, nach einer endgültigen Vollendung, ruft geradezu unüberhörbar nach einer von allen Zweifeln freibleibenden Antwort. Diese Antwort wird dann dem gläubigen Menschen im Buch der Offenbarung und in den Schriften des Alten und Neuen Testamentes gegeben.
Der Hirntod und die damit verbundene Diagnostik
Der Tod ist aber nicht nur ein leiblicher Tod, sondern auch ein Tod, der jegliche Leibhaftigkeit ereilt. Dem steht die dualistische Theorie der Trennung von Leib und Seele entgegen, nach der die Seele weiter lebt; aber auch die parapsychologischen Phänomene können das existentielle Wissen um die Totalität des Todes nicht entkräften. Der Tod macht damit unmissverständlich deutlich, dass unser Leben ein Leben auf Endlichkeit und Begrenztheit ist, das so auf alle anderen Lebewesen direkt übertragen werden kann.
Den Ablauf der Hirntod – Diagnostik möchte ich an einem einfachen Schaubild verdeutlichen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
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Der Tod ist danach also nicht unbedingt definierbar[8], aber noch viel weniger definierbar ist der genaue Zeitpunkt seines Eintritts. Die Definition von Tod der Französischen medizinischen Akademie liest sich Tod so: Danach darf ein Arzt einen Menschen nur dann für tot erklären, wenn die Gehirnfunktion völlig erloschen ist. Heinz Angstwurm[9] argumentiert bei der Frage nach dem Hirntod so, dass er sagt, dass das gesamte Gehirn beim Hirntod trotz intensiver, einschließlich einer maschinellen Behandlung abgestorben ist; damit ist dann die notwendige und unersetzliche Grundlage für das verlorenen gegangen, was am Menschen auf Erden Geist, Person und Seele ist/ausmacht.
Früher galten bereits der Atem – und Herzstillstand als Tod. Heute weiß man, dass zu diesem Zeitpunkt eine Reanimation noch möglich ist. So kann man die vegetativen Funktionen nach einem Hirntod apparativ noch „lange“ aufrecht erhalten, obwohl der Mensch eigentlich schon „lange“ tot ist.
Eine mögliche Definition für den Todkönnte aus diesen Überlegungen heraus folgendermaßen lauten:
Der Tod ist der Zustand nach dem irreversiblen Ausfall der (aller) Organe und Lebensfunktionen.
Damit stellt der Tod ganz klar den Abschluss eines Alterungsprozesses dar, dem jedes Lebewesen schon von Geburt an unwiderruflich unterworfen ist. Daraus ergibt sich dann die Erkenntnis dass das menschliche Leben immer im Tod sein Ende findet, das alle Lebewesen mit ihm teilen. Der Tod ist somit also ein genetisch vorprogrammiertes Ereignis zu sehen und zu verstehen.
Grenzt man bei allen Überlegungen den Mehrzeller vom Einzeller ab, so kommt man zu folgendem Ergebnis: Die Einzeller könnten unter normalen Bedingungen Tausende von Generationen leben; Einzeller werden in der Wissenschaft biologisch als „potentiell unsterblich“ eingestuft, da in ihrer Zellteilung ein Alterungsprozess nicht erkennbar ist. Daraus wiederum ergibt sich daraus in der Folge die Erkenntnis, dass der Tod erst dann bei den Mehrzellern zu finden ist, sobald sich die Zellen in mehrzelligen Lebewesen differenziert (entwickelt) haben. Wissenschaftlich betrachtet ergibt sich daraus dann, dass Altern und Sterben bereits mit der Empfängnis beginnt; in der Konsequenz lässt sich daraus klar ableiten ab, dass das Leben an sich den Tod schon mit sich bringt.
Für das einzelne Leben ist der Tod das unvermeidbare Ende, eine unbedingte und absolut nicht überschreitbare Grenze. Er zeigt sich dann ganz klar in einem Verwesungsprozess.
Was bedeutet das nun auf den Menschen, die Menschheit bezogen? Der Tod der Menschen unterscheidet sich vom Tod aller anderen Lebewesen durch seinen Verstand, sein Denkvermögen, denn jeder Mensch lebt, auch wenn es im Regelfall erfolgreich verdrängt in dem Bewusstsein, dass er einmal sterben wird, also jeder Mensch von jedem anderen Menschen weiß, dass sowohl er, wie auch der andere Mensch sterben wird, unabhängig von einem genauen Zeitpunkt. Wir Menschen gehen in unserem Denken und Handeln ganz klar davon aus, dass wir dem Tod, wie sehr wir uns auch immer bemühen, nicht entgehen können, sondern ihm unweigerlich und schon fast hilflos ausgeliefert entgegen gehen.
In fast allen Gesprächen wurde deutlich, dass wir als Gesellschaft viel Erfolg in der Verdrängung dieses Themenbereiches aus unserem Leben haben, denn ich musste leider immer wieder feststellen, dass meine Gesprächspartner sich nur sehr auf ein Gespräch einlassen wollten und darum auch bedauerlicherweise vordergründig und oberflächlich antworteten; ihr großes Unbehagen darüber, sich auf ein Derartiges Gespräch eingelassen zu haben, wurde an allen Stellen deutlich.
Berufsschüler und ihre Einstellung zu den letzten Dingen mit dem Wissen um den unausweichlichen Tod zu ordnen
Berufsschüler haben beispielsweise auf die Frage „Was würden Sie tun, wenn Sie wüssten, dass Sie mit Sicherheit (durch medizinische Untersuchungen nachgewiesen) nur noch drei Monate zu leben hätten?“ so geantwortet:
- „Schulden machen,
- mich sinnlos betrinken,
- ganz viel Sex haben,
- das Leben genießen, so weit möglich,
- in den Urlaub fahren,
- alles das machen, was ich bisher nicht gemacht habe,
- weiterleben wie bisher;
- auch Straftaten wäre mit egal, denn auch Banküberfall wäre reizvoll; mir kann doch nicht mehr passieren, eine Bestrafung wäre ja nicht möglich!
Es soll an dieser Stelle aber nicht verschwiegen werden, dass sich die Jugendlichen durchaus haben in Frage stellen und deutlich verunsichern lassen, wenn sie gefragt wurden, ob wohl eine genießen des Lebens, des Urlaubs mit diesem Wissen überhaupt noch möglich ist. Der Hinweis auf die notwendige Wahrnehmung der Verantwortung, die ein Mensch doch eigentlich für sein Leben hat, erscheint mit einem Banküberfall aber doch recht zweifelhaft!
Der Tod wird heute schlicht aus dem Leben der Menschen verbannt
Eigentlich ist er ein Tabuthema in unserer Gesellschaft, der eigene Tod oder der Tod eines geliebten Angehörigen. Die norddeutsche Messe Leben und Tod bricht mit diesem Tabu und sorgt für Gesprächsstoff – und zwar miteinander. Geschultes Fachpersonal, Privatbesucher/innen sowie Aussteller/innen, die mit den verschiedensten Beratungsangeboten und Produkten vor Ort sind, finden sich auf dieser Veranstaltung Leben und Tod zusammen, die teilweise parallel zum Bremer Pflegekongress in der Messe Bremen stattfindet.
Der anonyme Tod und die angewendete Kosmetik
Die Frage nach dem Tod ist in unserer Zeit ein Thema über das man nicht spricht. Er wird geradezu aus unserem Umfeld, unseren Wohnungen und nach Möglichkeit auch aus den Krankenhauszimmern verbannt. Darüber spricht man nicht, man schweigt ihn buchstäblich tot. Jeder Mensch weiß zwar, dass man sterben muss, nur „nicht“ von sich selbst.
Viele Menschen stellen sich vor, dass Tote „geschminkt“ werden. Das ist aber nicht grundsätzlich so, sondern eigentlich nur dann gemacht, wenn es von den Angehörigen wünschen. Eigentlich ist es doch völlig normal, dass Tote keine Farbe mehr im Gesicht haben und es wirkt doch unnatürlich, wenn diese Leichenblässe dann überschminkt wird und Menschen dann sich einreden „sieht aus, als würde er/sie schlafen“. So ist nun einmal der Tod ! Ich plädiere an dieser Stelle für einen natürlichen, also „ungeschminkten“ Umgang mit dem Tod.
Rasieren, schminken, beerdigen
Über Monate war ein Mann in Westdeutschland auf Montage gewesen. Dann sollte es endlich wieder heim nach Sachsen gehen. Doch auf der Autobahn kurz vor Dresden stirbt der Mann bei einem Autounfall. Die Eltern wollen ihren Sohn vor der Beerdigung unbedingt noch einmal sehen. Das Sehen und den Anblick zu verkraften sind dabei als ganz entscheidende und prägende Gesichtspunkte, die an dieser Stelle sehr eng miteinander verknüpft sind und nicht außer Acht gelassen werden dürfen.
So haben zum Beispiel bisher nur einzelne Bestatter eine Zusatzausbildung, zum Teil in Großbritannien, zu einem Einbalsamierer gemacht; der Grund dafür: für die praktische Ausbildung gibt es in Deutschland bisher nur wenige Möglichkeiten. Den Angehörigen wird aus diesem Grund zum Schutz der eigenen Person sehr häufig angesichts von Verletzungen des Toten/Opfers von einer Leichenschau abgeraten und darauf zu verzichten, um im erinnernden Gedanken an den/die Verstorbene das vertraute Bild bei ihnen zu erhalten.
In ganz Sachsen gibt es nur sechs qualifizierte Thanatologen, also Bestatter mit der Zusatzausbildung zum Einbalsamierer. Sie machen es möglich, dass mit Hilfe der plastischen Rekonstruktion und von Schminke die Verletzungen eines Verstorbenen fast unsichtbar werden und den Angehörigen so einen Abschied von ihren Verstorbenen am offenen Sarg ermöglicht werden kann.
Die Aufbahrung von verstorbenen Menschen hat das Ziel den Angehörigen einen angemessenen Abschied ermöglichen, ehe der offene Sarg dann für immer verschlossen wird und in der Erde verschwindet. Darum ist es auch unvermeidbar, dass die Auszubildenden die Verstorbenen auch waschen, sie frisieren und sie manchmal auch schminken müssen; die Begründung lautet, dass sie dadurch auch ihre eigene Scheu vor den Tod leichter überwinden.
Fönfrisur für eine Leiche
Ein junger Mann beschreibt in seinem Freundeskreis/Umfeld seine berufliche Tätigkeit; diese Schilderung ruft bei seinen Zuhörern sofort zwei doch sehr unterschiedliche, beziehungsweise gegensätzliche Reaktionen hervor:
1. auf der einen Seite eine gewisse Neugierde und
2. auf der anderen Seite ein nur schwer definierbares Gruseln.
Eigentlich kein Wunder, auch für ihn nicht, denn der 23 jährige ist zur Zeit noch Auszubildender zum Bestatter und muss zu Beginn dieser Ausbildung selbst noch sehr viel ganz persönliche Scheu überwinden. Mittlerweile hat er aber natürlich gelernt, den persönlichen „Horrorfilm im Kopf“ auszuschalten.
Der Auszubildende zum Bestatter berichtet weiter, dass er, als das erste Mal einen Leichnam berührte, ihn die Kälte des toten Körpers zusammenzucken ließ. „Ich habe mich anfangs kaum getraut ihn anzufassen, denn ich hatte davor Angst möglicherweise etwas zu zerbrechen“.
„Ich mache manchmal das Radio an, das hilft mir. Mit Radio ist alles immer ein bisschen normaler“. Der Auszubildende dreht an der kleinen Stereoanlage in der Hallenecke. Dann streift er mit einer raschen Bewegung hautfarbene Gummihandschuhe über, sammelt alles was er gleich braucht auf einem Tablett und trägt es zu dem Tisch, auf dem der/die Verstorbene Mensch liegt. Im Hintergrund ist sehr gedämpfte Musik zu hören, die Eurythmics wünschen „Sweet Dreams“. Die wird der junge Mann heute Nacht nicht unbedingt haben. Alpträume wird ihm die Frau auf dem Tisch aber auch nicht bereiten. Mit einem leisen Klirren stellt der Auszubildende ein Tablett neben der Leiche ab.
So beschreibt er dann seine Tätigkeit: Das Procedere der Leichenvorbereitung für eine Aufbahrung erfolgt nach folgenden, feststehenden Schritten: Er besprüht zuerst die verstorbene Person am ganzen Körper mit dem Desinfektionsmittel Sterillium; danach legt er den Kopf in eine Nackenstütze aus Plastik. Mit viel Watte in Sterillium getränkt und um eine Pinzette gewickelt, säubert er die Ohren, streicht unter den Wimpern entlang und unter die Spitzen der schon schwarz verfärbten Fingernägel.
Aus einem Becken mit einer Dusche am Fußende des Tisches sprenkelt der junge Mann kaltes Wasser über die Tote; warum kaltes Wasser erforderlich ist erklärt er so: „Warmes Wasser würde die Bildung von Bakterien begünstigen“. Mit einem nassen Naturschwamm tupft er das Gesicht ab, schäumt die Haare mit etwas Shampoo auf formt sie dann mit Hilfe einer Fönbürste; im Hintergrund ist Musik wahrzunehmen, die dezent summend durch die Halle tönt. Dabei spitzt der Auszubildende konzentriert die Lippen. „Ich überlege immer, ob ich die Haare richtig hinbekomme. Ob der/die Verstorbene sich die Haare selbst auch so gefönt hätte. Die Leiche soll doch möglichst so aussehen, wie ihre Familie sie in der Erinnerung hat, soll sie so aussehen, als ob sie schlafen würde“.
Behutsam streut er das Mittel Ardol in Mund und Nase, ein Puder, das sich zu einer silikonartigen Masse verfestigt, sobald es mit der Körperflüssigkeit in Berührung kommt. Dann stopft er große Wattestücke tief hinterher. „So wird verhindert, dass noch Körperflüssigkeit ausläuft“. Es ist immer wieder so, dass sich auch die Augen der Verstorbenen wieder öffnen; das, so erläutert er, könnte dieser Anblick für die Angehörigen dann eine traumatisierende Auswirkung haben, da man ein so erschreckendes Bild als ein Angehöriger nie wieder aus dem Kopf bekommt; er lernt in seiner Ausbildung auch, dass er um solchen Schockerlebnissen vorzubeugen, im weiteren Verlauf seiner Tätigkeit einen speziellen Kleber namens Lipofix unter die Augenlider träufelt muss, bevor er sie dann sanft nach unten biegt und dadurch die Lider dann geschlossen bleiben.
Ein ähnliches Problem stellt der Mund dar: Ein nachträgliches Öffnen der Lippen soll und muss vermieden werden; deshalb muss auch zunächst die Leichenstarre des Mundes gelöst werden, indem die Wangen von den Schläfen zur Mitte hin massiert werden. In einem weiteren Schritt werden dann von ihm die Lippen und die Nase mit einer speziellen Halterung verbunden. Die „Ligatur[10] “ soll den Mund festzurren: Mit einer gebogenen Nähnadel, an der ein Baumwollfaden hängt, vernäht er durch die Mundhöhle und den Gaumen, Nase, Lippen und Kinn und verknotet das Fädchen im Mund, so dass man es nicht zu sehen ist. Zusätzlich lässt der Auszubildende einen Mundformer aus gebogenem Plastik hinter die Lippen gleiten und bestreicht sie mit Vaseline, damit ihre rote Farbe länger erhalten bleibt.
Dann heben in der Regel der Chef und sein Auszubildende die Leiche in den Sarg. Die Kleidung der Leiche wird an der Rückseite aufgeschnitten: Die Hose, ein Pullover, ein Schlüpfer. „So können die Kleidungsstücke der verstorbenen Person später wieder leichter übergestreift werden“. Zum Schluss wird der Kopf der Leiche in ein Kissen gebettet und die Beine werden mit einer weißen Decke bedeckt. Geduldig werden Finger massiert, damit die Hände gefaltet werden können. Zum Abschluss wird mit einem Pinsel Puder über das Gesicht gestäubt. Fertig!
Der Auszubildende streift seine Handschuhe ab und verreibt zwischen seinen den Fingern etwas Sterillium. Es folgt ein langsames ausatmen. Dann herrscht dann wieder Totenstille im Raum, denn der junge Mann hat das Radio wieder ausgemacht. Nun sieht die Leiche im Sarg tatsächlich schlafend aus.
Rund die Hälfte der Angehörigen wünscht inzwischen eine offene Aufbahrung der Verstorbenen, so die Bestatter. Die meisten Toten werden er dabei nur hygienisch versorgt: Sie werden gewaschen, eingekremt und auch angekleidet. Frauen werden manchmal geschminkt, die Männer noch einmal rasiert. Um den doch als unangenehm empfundenen Totengeruch zu verhindern, werden die Luft – und Speiseröhre mit Watte gefüllt, der Mund wird desinfiziert und anschließend von innen mit einem Faden verschlossen. Wenn der Tote über einen längeren Zeitraum offen aufgebahrt werden soll, muss er vom Bestatter konserviert werden. Erst danach wird das aus dem Körper gepumpte Blut durch eine Chemikalienmischung ersetzt es um so den Verwesungsprozess für die gewünschte Dauer zu stoppen.
Der Tod aus theologischer Sicht
Die bedeutendste vorchristliche Beschreibung des Todes stammt von Platon[11] (347 vor Christus). Nach seinem Verständnis ist der Tod die Trennung von Leib und einer unsterblichen Seele. Da bei Platon die geistige, unsterbliche Seele eins ist, die den Menschen in seiner Gesamtheit ausmacht, kann der Tod dem Menschen eigentlich nichts anhaben, ganz im Gegenteil, denn er stellt die Befreiung der Seele aus einem Kerker dar, die mit der Auferstehung aus einer Grabstätte verbunden ist. Der Leib ist also unerheblich, denn, wenn das „Ich“ gerecht gelebt hat, erreicht es einen seligen Zustand, und erfreut sich an der Begegnung mit im Tod vorangegangenen Gerechten.
Mit diesem dualistischen Denken trösteten sich viele christliche Generationen. In der Theologie wurden häufig nur die Stellen der Bibel berücksichtigt, die sich mit dem Sterben beschäftigen, nicht aber mit allen, die das Thema Tod aufnehmen. Dieses ungleichmäßige Beachten und behandeln der biblischen Aussagen führte dazu, dass der Tod als Straffolge für die Ursünde „Adams“ dargestellt wurde.
Von diesem Gedanken ausgehend, wurden der Tod und seine Ursache bis in die 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts hinein als eine Folge der Sünde verstanden und auch so gesehen und damit sein Einbruch in die biologische Geschichte mit dem Sündenfall im Paradies verbunden. Nach der Heiligen Schrift wurde die Todesandrohung (1. Buch Mose, Kapitel 2, Vers 17: „aber von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen sollst du nicht essen; denn an dem Tage, da du von ihm issest, musst du des Todes sterben“.) vor dem Sündenfall „Adams“ von einigen Theologen als eine Vorauswirkung der Ursünde im Blick auf die Menschheit herangezogen und ausgegeben. Nach der Bibel wurde diese Todesandrohung aber nicht wahr gemacht, sondern als etwas Natürliches dargestellt (1. Buch Mose, Kapitel 3, Vers 19: „Im Schweiße deines Angesichts sollst du dein Brot essen, bis du wieder zu Erde werdest, davon du genommen bist. Denn du bist Erde und sollst zu Erde werden“).
Wirft man einen Blick in diesem thematischen Zusammenhang in die Bibel, dann liest man dort, dass ein erfülltes und wirklich gelebtes Leben nur den/die Menschen zufrieden sterben (ableben) lässt; lebenssatt, mit dem Leben zufrieden, sehnen sich diese Menschen nach dem Ende ihres Lebenskampfes (1. Buch Mose, Kapitel 25, Vers 8: „Und Abraham verschied und starb in einem guten Alter, als er alt und lebenssatt war, und wurde zu seinen Vätern versammelt“; Genesis (1. Buch Mose), Kapitel 35, Vers 28 und 29: „Und Isaak wurde hundertundachtzig Jahre alt, verschied und starb und wurde versammelt zu seinen Vätern, alt und lebenssatt. Und seine Söhne Esau und Jakob begruben ihn“.); in unserem heutigen Denken ist ein solches, unendlich fortgesetztes irdisches Leben nahezu nicht mehr denkbar.
Ein Blick dazu in die christliche Glaubensverkündigung:
Nach dem Abendmahl mit seinen 12 Jüngern ging Jesus mit ihnen an den Ölberg. Als sie Fuß des Berges angekommen waren, ließ er seine Jünger alleine zurück. Nur Petrus und die beiden Söhne des Zebedäus nahm er mit sich, trennte sich dann aber auch von ihnen mit dem Hinweis, dass sie wachen bleiben und beten sollten. Er selbst ging ein kleines Stück weiter, als ihn Angst und Traurigkeit ergriffen und er sagte: „Meine Seele ist zu Tode betrübt“ (Matthäusevangelium, Kapitel 26, Vers 37 – 38). Im Markusevangelium wird uns von einem Gebet des Herrn berichtet. Danach betet Jesus nach der Bibel (Markusevangelium, Kapitel 14, Vers 36): „Abba, Vater, alles ist dir möglich. Nimm diesen Kelch von mir! Aber nicht, was ich will, sondern was du willst soll geschehen“. Das Lukasevangelium beschreibt diese „Szene“ noch etwas ausführlicher mit folgenden Worten: „Er betete in seiner Angst noch inständiger, und sein Schweiß war wie Blut, das auf die Erde tropfte“ (Lukasevangelium, Kapitel 22, Vers 44).
Als Jesus Tage später gekreuzigt wurde/war und am Kreuz hing, überfiel ihn noch einmal diese unendliche Todesangst, sodass er noch sehr viel inständiger betete: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ (berichtet das Matthäusevangelium, in Kapitel 27, Vers 46). Das Geschehen am Ölberg und Jesu Rufen am Kreuz ist nicht ein Ruf der Verzweiflung nach einem Eingreifen Gottes, seiner absoluten Verlassenheit, sondern ein vertrauensvolles Gebet um die Hilfe des himmlischen Vaters. Es ist der Ausdruck seines ungebrochenen und unerschütterlichen Vertrauens zu seinem Vater, das bei ihm, im Gegensatz zu uns Menschen, damals wie heute, auch im Dunkel der Verlassenheit nicht verliert. Dieses Klagelied mündet ein in eine sehr vertrauliche Aussage: „Dir haben unsere Väter vertraut, und du hast sie gerettet. Zu dir riefen sie und wurden befreit, dir vertrauten sie und wurden nicht zuschanden“ (Psalm 22, Vers 5f). Im Lukasevangelium wird die Kreuzigungsszene mit den Worten: „Und Jesus rief mit lauter Stimme: „Vater, in deine Hände lege ich meinen Geist.“ Nach diesen Worten hauchte er den Geist aus“ (Lukasevangelium, Kapitel 23, Vers 46). Todesangst und Todeskampf sind für Jesus Christus die „Mittler zum Vater“. Nur auf diesem Hintergrund konnte der Apostel Paulus im Brief an die Philipper schreiben: „Er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz“. (Brief an die Philipper, Kapitel 2, Vers 8).
Ein katholischer Pfarrer berichtet über seinen Abschied aus dem Berufsleben im Internet: http://physik-theologie.de/Der-Ernst-der-Entscheidung-fuer-die-Nachfolge-Christi-in-der-Todesstunde.184.0.html
http://physik-theologie.de/drum-fahr-ich-hin-mit-Freuden.179.0.html
Jedes Mal, wenn ich bei meinen Schriftlesungen an diese Stelle komme, denke ich an ein Ereignis aus meiner seelsorglichen Tätigkeit. Bei einem Besuch im Krankenhaus machte die Krankenschwester mich auf einen Mann aufmerksam, der aus meiner Pfarrgemeinde kam. Sie sagte: „Herr Pastor, gehen sie mal in das Zimmer Nr. NN, da ist eine Kranker aus ihrer Gemeinde. Er ist vom Tod gezeichnet und wird nicht mehr lange leben. Er hat noch mit keinem Wort über den Besuch eines Priesters gesprochen oder nach den heiligen Sakramenten verlangt“.
Seit einem Hausbesuch vor gut einem halben Jahr bekundete er eine ablehnende Haltung gegenüber der Kirche. Ich kam an der Krankenhauskapelle vorbei, empfahl den Kranken und mich der Fürbitte des Heiligen Geistes und betete: „Herr, lege mir die rechten Worte in den Mund und schließe das Herz dieses Vaters noch einmal auf für dich!“ Zagenden Herzens klopfte ich an die Tür des Krankenzimmers, und auf ein hörbares „herein“ betrat ich dann das Krankenzimmer. Das freundliche Lächeln des Kranken wertete ich als einen Willkommensgruß. Nachdem wir uns eine Zeitlang über seine Familie und seine Krankheit unterhalten hatten, unterbrach er dieses Gespräch und bat mich: „Herr Pastor, ich spüre, dass mein Leben zu Ende geht. Ich möchte gern die heiligen Sakramente empfangen“.
Ich gab dem Kranken noch einige kurze Hinweise, und dann vertraute er mit in einer ergreifenden Aussprache sein Leben an. Das Bußsakrament erklärte ich ihm als eine Christusbegegnung. Auch über ihn spreche der Herr die Warte der Vergebung; auch seine Schwächen und Armseligkeiten habe der Herr in sein Leiden und Sterben hinein genommen.
Im Sakrament der Krankensalbung hörte er noch einmal die froh machenden und beglückenden Worte: „Durch diese heilige Salbung helfe dir der Herr in seinem reichen Erbarmen; er stehe dir bei mit der Kraft des Heiligen Geistes. Amen! Der Herr, der dich von Sünden befreit, rette dich, in seiner Gnade richte er dich auf! Amen!“
Der vom Tod gezeichnete Vater drückte mir noch einmal die Hand und sagte mit Tränen in den Augen: „Herr Pastor, ich freue mich, dass sie hier gewesen sind, und dass ich einen guten Abschluss in meinem Leben gefunden habe. Ich weiß, wie es um mich bestellt ist. Ich sterbe im Frieden mit Gott und in der Hoffnung auf die Auferstehung“. Beim Verlassen des Krankenhauses machte ich noch einmal einen Besuch in der Krankenhauskapelle. Ich dankte dem Herrn für das Wunder seiner Gnade, für seine Zeichen des Heils. Die Todesangst war dem Kranken „Mittlerin“ zu Gott!“
„Die Todesangst ‚Mittlerin zu Gott’![12] – Was ist es nun um den Tod, um das Wunder des Todes? Wie bei vielen anderen Fragen unseres Glaubens können wir auch hier sagen und fragen: Was ist es um das Geheimnis des Todes?
Stadien und Formen des Todes
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten[13]
Der Tod aus medizinischer Sicht
Medizinisch und rein biologisch gesehen ist der Tod der Ausfall von allen Lebensfunktionen; er ist damit die Folge des Verlustes aller im lebenden Organismus innewohnenden Systemeigenschaften, die eine unbedingte biologische Voraussetzung für die Aufrechterhaltung des Fließgleichgewichtes für den menschlichen Körper sind. Der Tod ist genetisch gesehen aber auch eine unbedingte Voraussetzung für die Evolution aller Lebensarten, die nur über die Abfolge von Generationen möglich ist.
Medizinisch tritt der Tod in den meisten Fällen als eine Folge von doch sehr unterschiedlichen Krankheitsprozessen und/oder den Alterungsvorgängen auf. Man unterscheidet deshalb, wie bereits erwähnt, die beiden Todesursachen an Hand der Ursachen des Todeseintritts:
- den natürlichen Tod – Krankheit und Alter als Ursache von
- dem unnatürlichen Tod – Gewalt, Gift und Suizid.
Dem Tod geht unweigerlich das Sterben[14] als ein Prozess voraus. Aus Sicht der Medizin leitet sich der Tod durch den absoluten Ausfall von drei wichtigen, miteinander verbundenen Funktionen ein:
1. der Atmung
2. dem Kreislauf
3. dem zentrales Nervensystem
Daraus ergibt sich dann die Unterscheidung zwischen den folgenden drei Todesarten:
-den Lungentod
-den Herztod
-den Gehirntod
Sind die Lebensfunktionen noch vorhanden, aber bereits so schwach geworden, dass sie nur noch über ein EEG oder dem EKG nachgewiesen werden können, dann spricht man in der Medizin heute von einem „Scheintod“.
Welche Probleme sich aber hinter dem Gedanken an einen Scheintod in unserer Gesellschaft halten, möchte ich an dieser Stelle ein Erlebnis aus meiner Pflichtpraktikumszeit während meines Studiums in einem Krankenhaus verdeutlichen:
„Ich war im städtischen Krankenhaus meiner Heimatstadt in der medizinischen Abteilung eingesetzt. Da man mir als Student immer zusätzlichen Verdienst zuspielen wollte, wurde ich bei einem Todesfall in der Klink gerufen, um mit einem Krankenpfleger oder einer Krankenschwester den/die Verstorbene/n in die Leichehalle zu bringen; So auch eines Abends nach 2000 Uhr; da wir schon in der Übergangszeit vom Herbst in den Winter lebten, war es außerhalb des Hauses dunkel. Die Leichenhalle befand sich in unmittelbarer Nähe vor dem Ärzteparkplatz mit einem Ausgang zu diesem Parkplatz, der unter anderem auch von den Bestattungsunternehmen als Anfahrtsstelle für das Abholen Verstorbener genutzt wurde. Eine Schwesternschülerin hatte mit mir einen verstorbenen Patienten in die Leichenhalle gebracht, die erforderlichen Formalitäten erledigt und machte sich mit mir auf den Weg das Bett des Verstorbenen in die Bettenzentrale zu bringen; um den langen und schwach beleuchteten Gang besser zu bewältigen lachte sie und redete sie auf mich ein, als plötzlich eine ruhige Männerstimme „guten Abend“ sagte. Ein gellender Schrei der Schwesternschülerin und ihr kreidebleiches Gesicht zeigten dem Arzt, der über den beschrieben Eingang/Ausgang in die Klinik gekommen war, dass hier jemand zu Tode erschreckt hatte. In einem kurzen Gespräch wurde geklärt, dass die Stimme von ihm und nicht von einem „Scheintoten“ kam, also kein Grund zur Sorge vorlag!“
Der Tod als solcher ist also nicht unbedingt eindeutig definierbar[15], noch viel weniger definierbar ist somit der genaue Zeitpunkt des Todeseintritts. Die Französische medizinische Akademie definiert den Tod so:
- Ein Arzt darf danach einen Menschen für tot erklären, wenn die Gehirnfunktion völlig erloschen ist.
- Heinz Angstwurm[16] argumentiert bei der Frage nach dem Hirntod dahingehend, dass er sagt, dass das gesamte Gehirn beim Hirntod trotz intensiver und einschließlich einer maschinellen Behandlung abgestorben ist.
Mit diesem Todesverständnis ist die bisher notwendige und unersetzliche Grundlage leider für das verlorenen gegangen, was auf unserem Planeten den Menschen mit seinem Geist, seiner Person und seiner Seele zu sehen ist.
Früher galten der Atem – und Herzstillstand eindeutig als Tod. Heute ist zu diesem Zeitpunkt schon fast völlig problemlos und als Routineeingriff eine Reanimation möglich. Heute kann man ohne Schwierigkeiten die vegetativen Körperfunktionen nach einem Hirntod apparativ noch „lange“ aufrechterhalten Erlangener Baby, obwohl der Mensch im eigentlichen Sinne schon „lange“ tot ist.
Ein Beispiel zur Verdeutlichung: Am 5. Oktober 1992 verunglückte eine 18 jährige Zahnarzthelferin mit ihrem Pkw auf einer Landstraße. Sie war zu diesem Zeitpunkt in der fünfzehnten Woche schwanger. Bei diesem Unfall erlitt sie ein Schädel – Hirn – Trauma; dabei wurden die linke Augenhöhle und der Schädelknochen zertrümmert. Mit einem verständigten Hubschrauber, aus der gebotenen Dringlichkeit heraus, wurde sie in das Universitätsklinikum Erlangen geflogen, wo am 8. Oktober der Hirntod festgestellt wurde. Das Kind und die inneren Organe der Mutter waren jedoch noch gesund und voll funktionsfähig.
Die Ärzte entschieden sich, die lebenserhaltenden Maßnahmen fortzuführen. In den darauf folgenden Wochen verschlechterte sich der Zustand der hirntoten Schwangeren. So musste ein verletztes Auge wegen Entzündungen entfernt werden. Am 16. November starb das Kind bei einem Spontanabort in der 19. Schwangerschaftswoche. Die bis dahin lebenserhaltenden Maßnahmen für Schwangere wurden noch am selben Tag eingestellt.
An dieser Stelle ist sicher eine Hinweis in Richtung vor einer zu unüberlegten und vielleicht sogar rücksichtslosen Betreibung wissenschaftlichen Fortschritts notwendig und auch erforderlich, eine Mahnung, die zur Abstinenz von bestimmten, nicht berechenbaren Experimenten in ihrer Auswirkung verlaufen kann, die eine durchaus berechtigte Kritik am Einsatz rechtfertigt (ich denke an die Reanimationsbemühungen nach acht und mehr Minuten, da, wenn sie überhaupt Erfolg haben, unvorhersehbare Folgen für die Betroffen haben können) und sich gegenwärtig bevorzugt in Begriffen wie Respektierung der Menschenwürde und der Achtung vor der Würde der Person ausgedrückt werden.
Ich möchte hier nur einige Beispiele aus dem medizinischen Bereich benennen:
-Wenn es etwa um den Sachverhalt der künstlichen Fortsetzung der Schwangerschaft einer Hirntoten geht, („Und was den „hirntoten“ Männern recht ist, das ist „hirntoten“ Frauen billig. Denn sie können unter Umständen als moderne „Zombies“ oder „Untote“[17], wie man sie auch schon tituliert hat, noch Kinder gebären. Der Vorgang und die Diskussion um das Erlanger Baby haben zur Genüge gezeigt, welcher Sprengstoff in anthropologischer und ethischer Hinsicht hier verborgen ist. Das nahezu gesamte emanzipatorische Lager entrüstete sich, wieso man denn einer toten Frau noch zumuten könne, ein Kind zu gebären, sie also zu missbrauchen, bemühten sich hoch qualifizierte Experten, wenigstens das Leben des Kindes zu retten. Das Kind kam dann doch noch durch eine Spontangeburt leider tot zur Welt. Man hatte übrigens auch schon Erfahrungen auf diesem Gebiet gesammelt. denn schon häufiger wurden Kinder von totgesagten Müttern lebend geboren worden; auch die Erlanger Rettungsaktion hat aber unmissverständlich erwiesen, dass diese Frau keine Leiche war, dass also eine Leiche kein Kind gebären kann. Eine Spontangeburt ist ohne Einwirkung und Steuerung des tot geglaubten Gehirns ebenfalls nicht möglich“)[18],
-wenn die Möglichkeit des Klonens von Menschen zur Debatte steht, wenn der Austausch genetischen Materials in der menschlichen Keimbahn diskutiert wird,
-wenn damit eine experimentelle Forschung an menschlichen Stammzellen erwogen wird, lautet die kritische Frage stets, ob dieses oder jenes wissenschaftlich gestützte Verfahren mit der Würde der menschlichen Person vereinbar ist.
Die Fragestellung nach der Würde des Menschen, hat auch hier in der Transplantationsmedizin in Deutschland ein ganz besonderes Gewicht, da in Artikel 1 des Grundgesetzes[19] auf dem historischen Hintergrund einer leider verschuldeten politisch – rechtlichen und einer moralischen Katastrophe des vergangenen Jahrhunderts erschüttert wurde. Es ist in der Folge also in keiner Weise eine Überraschung, wenn heute die kritischen Stimmen, unter anderem auch das politische Gemeinwesen auf die Achtung und den Schutz der Würde des Menschen verpflichten. Eine neue Interpretation des Terminus „der Würde/Menschenwürde“ ist vielleicht an dieser Stelle angebracht, da er im gegenwärtigen Sprachgebrauch mehrdeutig ist, leider mit sehr viel Pathos beladen und eine lange und verzweigte, leider auch ideologisch umstrittene Geschichte hat.
Fünf wichtige Gründe um aus Sicht der katholischen Kirche über den Tod nachzudenken
Für viele Menschen, insbesondere junge Menschen, liegt es nicht gerade nahe, über das Sterben nachzudenken. Auf der Internetplattform Katholisch.de beschreibt Johanna Heckeley[20] fünf gute Gründe, warum es objektiv betrachtet in jedem Fall doch sinnvoll ist, die Gedanken, Wünsche, Erwartungen und Regelungen für das eigene Leben und damit auch für das eigene Lebensende besser nicht auf die lange Bank zu schieben, sondern sich zu einem Zeitpunkt, an dem alle „Hirntechnischen“ funktionstüchtig sind damit zu befassen.
Ich möchte an dieser Stelle auf die dringende Notwendigkeit einer thematische Auseinandersetzung mit einem Beispiel aus meiner Gemeindearbeit hier verdeutlichen, dass einerseits das Problem mit dem persönlichen Umgang und der Wahrheit im Blick auf die Erkrankung zeigt, andererseits sich in der inneren Zerrissenheit und Hilflosigkeit, die sich dann in einer Sprachlosigkeit äußert ausdrückt:
Einer meiner Konfirmanden kam nicht in den Konfirmandenunterricht und informierte mich auch nicht; nach mehrmaligen Fehlen sprach die Eltern an und erfuhr die Ursache – die schreckliche Wahrheit: Er hatte Leukämie und keine Aussicht mehr auf eine Heilung. Nach einigen Wochen, die Lage hatte sich sehr zugespitzt und der Zustand des Jungen deutlich verschlechtert, wurde ich gebeten, mit dem Jungen über den Tod, seinen Tod zu sprechen.
Ich besuchte ihn und setzte mich auf seine Bettkante. Ich nahm seine Hand und suchte nach einem guten Gesprächseinstieg, um keine unnötigen Floskeln zu gebrauchen; wir waren alleine im Zimmer. Er spürte mein Ringen nach den richtigen Worte ganz offensichtlich, denn völlig gelassen und ruhig ergriff er das Wort: „Ich weiß, dass sie mir sagen wollen, dass ich sterben muss; das weiß ich. Sie brauchen mir nichts zu sagen!“ Wir führten dann ein gutes Gespräch und ich spürte, dass der Junge längst mit Gott im Reinen war und voller Gelassenheit seinen Weg gehen wollte. Nur wenige Wochen nach diesem Hausbesuch starb der Junge in Frieden, ruhig und gefasst, so wie ich ihn erlebt habe.
Sie stellt auf der Internetplattform Katholisch.de fünf gute Gründe vor, warum es dennoch sinnvoll ist, die Gedanken an das eigene Lebensende besser nicht bis ins Alter aufzuschieben, sondern sich lieber frühzeitig mit diesem Thema auseinanderzusetzen:
1. Weil die Auseinandersetzung von den unterschiedlichsten Ängsten befreien kann
- Werde ich Schmerzen haben?
- Werde ich einsam sein?
- Werde ich bei mir zuhause sterben können?
Solche Fragen stellen sich viele in Verbindung mit ihrem Lebensende. Nicht alles lässt sich regeln, aber für bestimmte Fälle kann jeder Vorsorge treffen: Wollen Sie zum Beispiel nicht künstlich ernährt oder nicht wiederbelebt werden, dann können Sie genau diesen Sachverhalt in einer sogenannten Patientenverfügung festhalten. Wer ihr Betreuer werden oder ihre Vertretung zum Beispiel bei Bankgeschäften übernehmen soll, können Sie festlegen. So stellen Sie sicher, dass Ihre Wünsche, sollten Sie sich nicht mehr dazu äußern können, unzweifelhaft klar sind. Wer weiß, dass er bis zu seinem Tod nach seinen Vorstellungen leben und in Würde sterben kann, kann dem Tod etwas gelassener entgegensehen.
2. Weil man nie zu jung ist um zu sterben
Unabhängig vom Alter kann jeder in eine lebensgefährliche Situation kommen; deshalb ist es richtig schon früh darüber nachzudenken – und Vorsorge zu treffen; eine immer wieder auftauchende Formulierung macht das deutlich: Der Alte muss und der Junge kann sterben!“ Wer aber keine Patientenverfügung ausfüllen möchte sollte sich der Sinnhaftigkeit darüber bewusst sein, seine Passwörter und Zugangsdaten für den persönlichen Computer, das Smartphone und den Online – Accounts besser in einer Notfallmappe zu hinterlegen und diese dann auch an einem sicheren Ort aufzubewahren; nicht nur Sie selbst profitieren davon falls Ihre Festplatte einmal den funktionsuntüchtig sein sollte, sondern auch Ihre Angehörigen, denn diese sollen im Regelfall auch Ihren digitalen Nachlass verwalten.
3. Weil es Ihnen nicht egal sein darf oder sein sollte wie die Menschen mit Ihnen und Ihrem Tod umgehen
-Eine Patientenverfügung,
-ein Testament oder
-schriftliche Wünsche, was die Gestaltung des Begräbnisses und der Trauerfeier angehen,
-können den Angehörigen den Abschied erleichtern:
Sie müssen sich dann in einer Zeit der Trauer nicht auch noch mit sehr schwierigen und für viele Menschen sogar problematischen Entscheidungen wie beispielsweise
-über eine mögliche Organspende, auseinandersetzen.
-Wenn Sie Ersparnisse haben, sollten Sie außerdem rechtzeitig über die Verwendung Ihres Geldes nachdenken; über das Begräbnis sollte ebenfalls nachgedacht und die finanzielle Seite bedacht werden, denn hier können sehr schnell mehrere tausend Euro Kosten auf die Hinterbliebenen zukommen. Verantwortungsbewusstsein bestimmt an dieser Stelle, dass es für die Hinterbliebenen keinesfalls zu einer finanziellen Belastung und damit zu einer Bürde wird.
[...]
1 Die Bibel, „Und Abraham verschied und starb in einem guten Alter, als er alt und lebenssatt war, und wurde zu seinen Vätern versammelt.“
2 Gelnhäuser Neue Zeitung, Seite 5, vom 07.02.2018 im Bericht „Helfer in traurigen Zeiten“
3 Auf dem Konzil von Trient, 1545 – 1563, wurde über die Zahl der Sakramente verhandelt. Dabei wurde in der Geschäftsordnung des Konzils der Sessio VII Dekret über die Siebenzahl der Sakramente: Taufe, Firmung, Eucharistie, Buße, Krankensalbung, Weihe und Ehe festgelegt.
4 Sakramente sind heilige Zeichen, in denen sichtbar wird, dass Gott sich den Menschen schenkt. Das Wort der Verkündigung richtet sich an alle Menschen – Glaubende und an die Nichtglaubenden. Die Sakramente dagegen werden innerhalb der Glaubensgemeinschaft an die bereits Glaubenden gespendet.
5 Sonder – Mobo für Theologiestudenten der Evangelischen Kurhessen und Waldeck, Seite 2,
1999
6 Johann Georg Krünitz, * 28. März 1728 in Berlin; † 20. Dezember 1796 in Berlin, war ein bedeutender deutscher Enzyklopädist, Lexikograph, Naturwissenschaftler und Arzt. Von besonderem Wert ist sein Beitrag zur Oeconomischen Encyclopädie.
7 Sonder – Mobo für Theologiestudenten der Evangelischen Kurhessen und Waldeck 1999
8 Wann ist der Mensch tot? J. Hoff, J in der Schmitten, RO RO RO Verlag 1995
9 Thema Organspende – Seite 24, Arbeitskreis Organspende, Romerskirchen Verlag, 04.1994
10 Unter einer Ligatur (von lateinischen ligare „binden“, „verbinden“ abgeleitet; ligatur „es wird gebunden“) versteht man in der Chirurgie das Unterbinden eines Hohlorganes mit einem chirurgischen Faden, zum Beispiel eines Blutgefäßes. Die Ligatur kann damit zur Blutstillung bei Operationen dienen. In besonderen Situationen wird bei einer Ligatur das Gewebe zusätzlich mit der Nadel durchstochen, um ein Abrutschen zu verhindern (scharfe Ligatur).
11 Platon (altgriechisch Πλάτων Plátōn), latinisiert Plato; * 428/427 vor Christus in Athen oder Aigina; † 348/347 vor Christus in Athen) war ein antiker griechischer Philosoph. Er war Schüler des Sokrates, dessen Denken und Methode er in vielen seiner Werke schilderte. Die Vielseitigkeit seiner Begabungen und die Originalität seiner wegweisenden Leistungen als Denker und Schriftsteller machten Platon zu eine der bekanntesten und einflussreichsten Persönlichkeiten der Geistesgeschichte. Sowohl in der Metaphysik und Erkenntnistheorie, wie auch in der Ethik, Anthropologie, Staatstheorie, Kosmologie, Kunsttheorie und Sprachphilosophie setzte er Maßstäbe auch für alle diejenigen, die ihm, wie sein Schüler Aristoteles, in zentralen Fragen widersprachen.
12 http://physik-theologie.de/Das-Wunder-des-Todes.185.0.html
13 Sonder – Mobo für Theologiestudenten der Evangelischen Kurhessen und Waldeck 1999
14 Phasen des Sterbens in Interviews mit Sterbenden, Kübler – Ross, Kreuz Verlag Stuttgart, 1969
15 Wann ist der Mensch tot? J. Hoff, J in der Schmitten, RO RO RO Verlag, 1995
16 Thema Organspende – Seite 24, Arbeitskreis Organspende, Romerskirchen Verlag, 04.1994
17 Als Untote werden die fantastischen Wesen bezeichnet, die bereits verstorbene Menschen verkörpern, sich körperlich weiter unter den Lebenden aufhalten oder auch schon zu ihnen zurückkehren. Untote entstammen der Mythologie, der Folklore und der Religion.
18 M. Balkenohl, Gentechnologie und Humangenetik. Ethische Orientierungen, Stein am Rhein 1989, Seite 81ff
19 „Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt. Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschenrechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in der Welt.“
20 Johanna Heckeley, Redakteurin bei der Internetplattform www.katholisch.de; Johanna Heckeley, Jahrgang 1985, studierte Philosophie, Anglistik und Sinologie. Als Journalistin und Online – Redakteurin bei dem Internetportal der katholischen Kirche in Deutschland katholisch.de schreibt sie mit Vorliebe über das, was Menschen antreibt. Seit 2018 ist sie Leiterin der Online – Redaktion beim Solinger Tageblatt.
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- Religionspädagoge Günter-Manfred Pracher (Author), 2018, Tabuthema Tod, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/437888
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