Freundschaft ist eine Form der zwischenmenschlichen Beziehungen mit einem breiten Spektrum von verschiedenen Arten. Sie grenzt sich in westlichen Kulturen von anderen zwischenmenschlichen Beziehungen wie Verwandtschaftsverhältnissen, (ehelichen) Partnerschaften oder Liebesbeziehungen insbesondere dadurch ab, dass sie weitaus weniger Normen folgt und geringere stereotype Rollenzuweisungen aufzeigt. Freundschaft zwischen Mann und Frau ist ein eher spärlich untersuchtes Gebiet unter den verschiedenen Arten von Sozialbeziehungen. Sie kann eine sexuelle Komponente beinhalten, aber auch rein platonisch sein. Bisherige Ergebnisse von sozialpsychologischen Untersuchungen zum Phänomen der (platonischen) Freundschaft zwischen Männern und Frauen deuten darauf hin, dass Männer und Frauen Unterschiedliches meinen, wenn sie von Freundschaft bzw. platonischer Freundschaft sprechen. Unterscheiden Männer und Frauen zwischen Freundschaft und platonischer Freundschaft und was verbinden sie jeweils mit den beiden Begriffen? Die Autorin geht diesen Fragestellungen im Rahmen eines virtuellen Seminars zu zwischenmenschlichen Beziehungen nach. Sie nimmt an, dass die Begriffe Freundschaft und platonische Freundschaft sich stark unterscheiden und dass Männer und Frauen zu Freundschaft und platonischer Freundschaft deutlich unterschiedliche Vorstellungen haben. Zur Überprüfung dieser Hypothesen führte sie eine sozialpsychologische Fragebogenuntersuchung durch. Im zweiten Kapitel der Arbeit nimmt die Autorin zunächst eine Begriffsabgrenzung zwischen Freundschaft und platonischer Freundschaft vor. Auf Basis der verschiedenen sozialpsychologischen Definitionen für Freundschaft entwickelte sie einen Fragebogen mit je einer Bewertungsskala zu Freundschaft und platonischer Freundschaft mit 22 jeweils identischen Items. Der Fragebogen konnte sowohl Online als auch in klassischer Papierform ausgefüllt werden. Insgesamt wurden 118 Fragebögen differenziert nach Geschlecht und Alter ausgewertet. Die Darstellung der Ergebnisse im dritten Kapitel erfolgt deskriptiv und liefert einen Vergleich der Begriffe Freundschaft und platonische Freundschaft sowie eine Differenzierung nach Geschlecht und Jung und Alt.
Zur Autorin: Heike Kunert M.A. hat an der FernUniversität in Hagen Soziale Verhaltenswissenschaften, Rechtswissenschaft und Volkswirtschaftslehre studiert. Zur Zeit ist sie bei der Stadtverwaltung Esslingen am Neckar im Bereich Jugendförderung tätig.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Freundschaft und platonische Freundschaft
2.1 Definitionen von Freundschaft
2.2 Freundschaft zwischen Männern und Frauen
2.3 Platonische Freundschaft zwischen Männern und Frauen
3. Fragebogenuntersuchung
3.1 Untersuchungsgegenstand und Hypothesen
3.2 Fragebogenentwicklung
3.3 Datenerhebung
3.4 Datenauswertung
3.5 Darstellung der Ergebnisse
3.5.1 Vergleich der Begriffe Freundschaft und platonische Freundschaft
3.5.2. Unterschiede zwischen Männern und Frauen
3.5.3. Wie unterscheiden sich Jüngere und Ältere?
3.6 Zusammenfassung der Ergebnisse
4. Ausblick
Literaturverzeichnis
Erklärung
1. Einleitung
Freundschaft zwischen Mann und Frau ist ein bisher eher spärlich untersuchtes Gebiet unter den verschiedenen Arten von Sozialbeziehungen. Es scheint womöglich auch nicht ganz eindeutig zu sein, was damit gemeint ist. Differenziert wird in die sexuelle Freundschaft und die nicht-sexuelle Freundschaft, auch platonische Freundschaft genannt.
Insbesondere bei jungen Männern und Frauen ist es üblich von Freund und Freundin zu sprechen, wenn sie als Liebespaar eine Beziehung eingehen. Der Begriff Freundschaft enthält hier durchaus eine sexuelle Komponente. Ältere gebundene Männer und Frauen pflegen vielleicht eher platonische Freundschaften.
So kann der Ausdruck „mein Freund“ nach Valtin und Fatke (1997) ganz unterschiedliche Bedeutungen haben, je nachdem ob die Aussage von einem Kind, einem Erwachsenen, einer Frau oder einem Mann gemacht wird. Für ein Kind ist „mein Freund“ ganz unverfänglich ein Spielkamerad, eine nicht verheiratete erwachsene Frau meint in der Regel ihren Lebenspartner, ansonsten sagt sie „ein Freund von mir“. Ähnlich drücken sich Männer aus, um die Assoziation von Homosexualität zu vermeiden.
Die Meinungen über das Bestehen von platonischer Freundschaft klaffen auseinander. Es gibt durchaus Menschen die behaupten, keine gegengeschlechtlichen Freunde zu haben, da dies nicht möglich sei. Andere halten Freundschaft an sich für platonisch und können mit dem Begriff platonische Freundschaft wenig anfangen.
Bis zu Beginn des virtuellen Seminars hatte ich keine Schwierigkeiten damit, meine männlichen Freunde einfach als Freunde zu bezeichnen. Hätte mich jemand nach der bestehenden Beziehung zu ihnen gefragt, so hätte ich diese als Freundschaft bezeichnet, ohne den Zusatz platonisch hinzuzufügen. Obwohl ich mir sehr wohl bewusst darüber bin, dass sie Männer sind, spielt die Sexualität bei Freundschaft für mich eine sehr geringe Rolle. Sie ganz auszuschließen halte ich allerdings für zu weitgehend, da meiner Ansicht nach die meisten Menschen nicht völlig vergeistigt und losgelöst von ihren sinnlichen Empfindungen und Trieben sind.
Vertieft man sich in die verschiedenen sozialpsychologischen Untersuchungen, die sich mit dem Phänomen der (platonischen) Freundschaft zwischen Männern und Frauen beschäftigt haben, gewinnt man den Eindruck, dass Männer und Frauen Unterschiedliches meinen, wenn sie von Freundschaft und platonischer Freundschaft sprechen.
Um zu erfahren, ob Männer und Frauen zwischen Freundschaft und platonischer Freundschaft unterscheiden und was sie mit den beiden Begriffen verbinden, entstand die Idee, eine Fragebogenuntersuchung durchzuführen und etwas Licht in das Dunkel der Freundschaft zwischen Männern und Frauen zu bringen. Nicht zuletzt hat mich auch persönliche Neugier getrieben um zu erfahren, was Männer darunter verstehen.
In Kapitel zwei wird versucht, eine Begriffsabgrenzung zwischen Freundschaft und platonischer Freundschaft durchzuführen. Ausgangspunkt ist eine Auswahl von verschiedenen Definitionen von Freundschaft allgemein. Freundschaft zwischen Männern und Frauen wird genauer beleuchtet. Im Anschluss daran folgt ein Versuch einer Begriffsbestimmung für platonische Freundschaft als eine mögliche Art der Freundschaft zwischen Männern und Frauen.
Die Durchführung und Ergebnisse der Befragung werden in Kapitel drei dargestellt und das vierte Kapitel gibt einen Ausblick auf die Zukunft der Freundschaft zwischen Männern und Frauen.
2. Freundschaft und platonische Freundschaft
2.1 Definitionen von Freundschaft
Freundschaft ist eine Form der zwischenmenschlichen Beziehungen mit einem breiten Spektrum von verschiedenen Arten. Sie grenzt sich in westlichen Kulturen von anderen zwischenmenschlichen Beziehungen wie Verwandtschaftsverhältnisse, eheliche Partnerschaft oder Liebesbeziehungen insbesondere dadurch ab, dass sie weitaus weniger Normen folgt und geringere stereotype Rollenzuweisungen aufzeigt, und verbleibt nach Hays (1988) eine nichtinstitutionalisierte Institution. In anderen Kulturen spielt Freundschaft hingegen teilweise eine ernste und wichtige Rolle, die strengen Normen und Regeln folgt.
Freundschaft kann gleichgeschlechtlich oder gegengeschlechtlich sein, beginnt oft schon im Kindesalter, hat in der Jugend ihre ganz eigene starke Bedeutung und bleibt bis ans Lebensende als lebensnotwendige zwischenmenschliche Beziehungen bestehen. Die Bedeutung von Freundschaft kann nach Schuster (1994) im Alter einem Werteverlust unterliegen, da andere soziale Beziehungen Vorrang haben.
Es gibt unterschiedliche Arten von Freunden wie beste Freunde und enge Freunde. Laut Nötzold-Linden (1994, S. 86) „...ist bis heute nicht klar, was die Freundschaft typischerweise von anderen engen persönlichen Beziehungen (wie Liebes- und Ehebeziehungen, Verwandtschaft, Arbeitsbeziehungen) unterscheidet.“
Anhand einer Auswahl von Definitionen und Konzepten werden einzelne Attribute, die zur Begriffsbestimmung und –abgrenzung benötigt werden, ausgewählt. Eine vollständige und systematische Darstellung aller möglichen Definitionen und Konzepte erfolgt nicht. Begriffe, die als Items in den Fragebogen aufgenommen wurden, sind fett gedruckt.
Schlägt man im Lexikon unter Freundschaft nach, findet man in Meyers großem Taschenlexikon (1999) folgende Definition: Freundschaft ist eine Form sozialer Beziehungen zwischen zwei oder mehreren Personen, die besonders durch gegenseitige Anziehung (Sympathie) und ein Verhältnis persönlichem Vertrauens bestimmt ist, in der Erfahrung gemeinsam erlebter Lebensabschnitte wurzeln kann und im Unterschied zu rein zweckbestimmten partnerschaftlichen Verbindungen auch Hilfs- und Opferbereitschaft und freiwillige Verantwortung für den anderen einschließt. Diese Definition grenzt Freundschaft ab gegenüber Partnerschaft und stellt als Hauptmerkmale die Sympathie und das Vertrauen heraus.
Wenn man sich den verschiedenen sozialpsychologischen Definitionen zuwendet, fallen zunächst die unterschiedlichen Ansätze auf. Argyle (1994) unterteilt Sozialbeziehungen, gültig für alle Kulturen, in Freunde, Liebespartner und Lebenspartner, Eltern-Kind-Beziehung, Geschwister und andere Verwandte, Arbeitskollegen, Nachbarn. Er definiert Freunde als Personen, die man mag und denen man vertrauen kann. Man hat mit ihnen viel gemeinsam und fühlt sich zu ihnen hingezogen. Liebe grenzt er aus, Gemeinsamkeit hält er für bedeutend.
Hays (1988) wiederum schlägt eine andere Definition von Freundschaft vor: Eine freiwillige Beziehung zwischen zwei Personen, die zumindest einen längeren Zeitraum andauert, die eingegangen wird um sozialemotionale Ziele zu verwirklichen. In dieser Beziehung sind verschiedene Arten und Stufen von Gesellschaft, Intimität, Anziehung und gegenseitiger Unterstützung enthalten.
In einer weiteren Definition von Freundschaft betont Parlee (1979), dass Freundschaft nicht durch Gesetze reguliert wird. Gefühle von Wärme, Vertrauen, Liebe und Anziehung zwischen zwei Menschen werden außerhalb von strukturierten Rollen und gesellschaftlichen Institutionen entwickelt. Der von ihr durchgeführte „PT’s Survey Report on Friendship“ in Amerika erbrachte als Ergebnis folgende wichtigste Qualitäten: Vertrauen, Loyalität, Wärme und Anziehung, Unterstützung und Offenheit.
Valtin & Fatke (1997) finden hingegen etwas andere Eigenschaften, die auf Freundschaft zu treffen: Geselligkeit und Austausch, Beistand und Unterstützung, Selbstverwirklichung, Sicherheit und Rückhalt.
Demgegenüber definiert Auhagen (1991) Freundschaft als eine dyadisch, persönliche, informelle Sozialbeziehung, die auf Gegenseitigkeit beruht. Sie besitzt für jeden einen Wert mit unterschiedlicher Gewichtung. Vier weitere Kriterien sind wichtig: Freiwilligkeit, zeitliche Ausdehnung, positiver Charakter, keine offene Sexualität. Sie gibt zu, dass das letzte Kriterium das umstrittenste ist. Ihrer Meinung nach ist das Ausleben von Sexualität anderen Beziehungen vorbehalten.
Des weiteren stellt Auhagen (1991) fest, dass viele Freundschaftsuntersuchungen auf Grundlage des eigenständigen Konstrukts „Soziale Unterstützung“ (Social Support Theory) basieren. Zusammenhänge zwischen Unterstützung, Netzwerken und Wohlergehen von Menschen bieten sich als Untersuchungsgegenstand für Freundschaften geradezu an.
Das Phänomen Freundschaft wurde in der Entwicklungspsychologie insbesondere bei Kindern und Jugendlichen untersucht. Heidbrink (1994) bemängelt, dass bisher fast keine Zusammenarbeit zwischen der sozial- und entwicklungspsychologischen Freundschaftsforschung statt gefunden hat, obwohl die entwicklungspsychologische Grundlagenforschung anhand von diversen Konzepten durchaus relevante Ergebnisse vorzuweisen hat.
Schuster (1994) stellt in einem Überblick über bisherige Forschungsergebnisse von Freundschaftskonzepten dar, wie einzelne Dimensionen vom Kindesalter bis zur späten Jugend weiter an Bedeutung gewinnen: Loyalität, Intimität und Authentizität. Von den verschiedenen Dimensionen der Freundschaftserwartungen sind die Akzeptanz, die (räumliche) Nähe und das Helfen (Hilfe), die Ähnlichkeit, die gegenseitige Zuneigung und die Echtheit festgestellt worden.
Refisch (1995) behauptet, dass das Erleben von Freundschaften primär in der Freizeit geschieht. Die Kommunikation mit Freunden dient als Ausgleich zum Arbeitsleben.
Wie sieht es nun mit Definitionen und Untersuchungen zu Freundschaft bzw. platonischer Freundschaft zwischen Männern und Frauen aus?
2.2 Freundschaft zwischen Männern und Frauen
Geschlechterspezifische Untersuchungen haben sich bisher häufig mit Konzepten und Prozessen von Frauen- und Männerfreundschaften beschäftigt und dabei hauptsächlich Unterschiede zwischen weiblichen und männlichen Freundschaftskonzepten festgestellt. Heidbrink (1993) stellt fest, dass geschlechtsspezifische Unterschiede relativ gut belegt sind.
Freundschaft zwischen Männern und Frauen als Untersuchungsgegenstand hat bisher allerdings weniger Beachtung gefunden, da die Beziehungen zwischen Männern und Frauen vorrangig im Bereich Partnerschaften, Ehen und Liebesbeziehungen untersucht wurden. Freundschaft allgemein zwischen Männern und Frauen beinhaltet zunächst sowohl die sexuelle Freundschaft zwischen Männern und Frauen als auch die nicht-sexuelle Freundschaft.
Schon Aristoteles bewertete Freundschaft zwischen Männern und Frauen laut Adomeit (1992) als ein Ziel der naturgegebenen Verbindung. Für ihn schließen Menschen Ehen nicht nur zum Zwecke der Kindererzeugung, sondern zum Zweck des Zusammenlebens. Wie in guten Freundschaften sollen Nutzen, Lust und sittlicher Gewinn in dieser Verbindung zu erhoffen sein. Männer und Frauen sollen ihre Form des Zusammenlebens wie Freund und Freund gemäß den Regeln der Gerechtigkeit suchen. Folgt man dieser Definition, ist Freundschaft zwischen Männern und Frauen eine erstrebenswerte Basis für Liebesbeziehungen, Ehe oder Lebenspartnerschaft.
Zum gleichen Ergebnis kommt die Untersuchung von Davis (1985), die sich mit dem Verhältnis Liebe und Freundschaft beschäftigt. Kurz und prägnant bezeichnet Davis (1985, S. 42) das Verhältnis als „Liebe ist Freundschaft plus ...“. Er findet acht Charakteristika für Freundschaft: Vergnügen, Akzeptanz, Vertrauen, Respekt, gegenseitige Hilfe, Verstehen, Spontaneität und Zutrauen. Alle diese Charakteristika treffen auch auf Liebe zu, allerdings kommen zwei Dimensionen hinzu: die Leidenschaft (Faszination, Sexuelles Verlangen und Exklusivität) und die Anteilnahme (Anwalt und Fürsprecher und Opferbereitschaft). Liebesbeziehungen sind folglich als Freundschaften anzusehen.
Im Gegensatz hierzu fand Rubin (1985) bei ihren Untersuchungen über Freundschaft allerdings heraus, dass Frauen selten ihre Ehemänner oder Liebenspartner als Freund bezeichnen, wohingegen Männer ihre Partnerin als gute Freundin benennen. Sie gibt der Sexualität grundsätzlich keine Chance innerhalb der Freundschaft.
Neben der Freundschaft zwischen Männern und Frauen, welche in Verbindung zu einer Liebesbeziehung steht, gibt es die platonische Freundschaft.
2.3 Platonische Freundschaft zwischen Männern und Frauen
Platonische Freundschaft schließt die sexuelle Komponente aus, soweit diese in Freundschaft vorhanden ist. Definitionen zu platonischer Freundschaft sind nicht vorhanden. Auch im Lexikon ist platonische Freundschaft nicht zu finden. Hier findet man die platonische Liebe, die als geistige, nicht sinnliche Liebe bezeichnet wird. Analog hierzu ist platonische Freundschaft die geistige, nicht sinnliche Freundschaft. Bezogen auf platonische Freundschaft zwischen Männern und Frauen wird in der vorliegenden Arbeit platonische Freundschaft synonym für die nicht-sexuelle Freundschaft zwischen heterosexuellen Männern und Frauen verwandt.
Booth & Hess (1974) bezeichnen Freundschaft zwischen Männern und Frauen als cross-sex Friendship“, gegengeschlechtliche Freundschaft. Sie eliminieren das Wort heterosexuell, um die sexuelle Komponente auszuschließen, die ihrer Ansicht nach bei Freundschaft vernachlässigbar klein ist. In ihrer Untersuchung über die Eigenschaften von Cross-Sex Freundschaft fanden sie heraus, dass gegengeschlechtliche Freundschaften während einer Lebensspanne relativ konstant bleiben und dass Frauen, die angaben Männer als Freunde zu besitzen, eher strukturell und normativ eingeordnet werden können. Sie sind berufstätig, mit einem Mann aus der Mittelschicht verheiratet und ehrenamtlich engagiert. Bei den Männern konnte diese Systematisierung nicht festgestellt werden. Eine Erklärung dieses Ergebnisses könnte ihrer Meinung nach sein, dass Frauen Freundschaft anders definieren als Männer.
Auffallend oft wird in den Untersuchungen zu gegengeschlechtlichen Freundschaften im amerikanischen Sprachraum erwähnt, dass beim Entstehen einer platonischen Freundschaft zwischen Männern und Frauen häufig zu Beginn eine kurze Liebesaffäre steht, um die sexuelle Spannung zu vermindern. Rose (1985) fand heraus, dass Frauen im Gegensatz zu Männern eine gegengeschlechtliche Freundschaft nicht aufgrund von sexuellen Motiven aufbauen. Frauen sind sich aber der sexuellen Motive der Männer durchaus bewusst, was für sie eine Behinderung für die Entstehung von gegengeschlechtlichen Freundschaften darstellten kann.
Valtin & Fatke (1997) entdeckten bei ihrem Vergleich zwischen Ost- und Westdeutschen, dass Westdeutsche weitaus mehr gegengeschlechtliche Freunde hatten, als Ostdeutsche, die die Möglichkeit der platonischen Freundschaft öfter verneinten.
Von Hays (1988) wird bedauert, dass platonische Freundschaft bisher wenig Interesse bei den Forschern gefunden hat. Geschlechtsspezifische Untersuchungen verfolgten in der Vergangenheit eher das Ziel, Unterschiede in der Art, Häufigkeit und Bedeutung von Freundschaft bei Männern und Frauen festzustellen und beschäftigen sich in erster Linie mit Männer- und Frauenfreundschaften. Die Ergebnisse differieren von geringen Unterschieden bis hin zu starken Unterschieden, mit der Tendenz, Frauen eine erneute Rolle zuzuschreiben dahingehend, dass sie Freundschaft grundsätzlich höher bewerten und stärker bereit sind, etwas dafür zu tun.
Durch die Verwässerung der klassischen Rollenverteilung und das Ansteigen des Frauenanteils in der Arbeitswelt, wird sich die Anzahl von gegengeschlechtlichen Freundschaften erhöhen. „The unique value of cross-sex friendship as a significant contributor to greater understanding and equality between the sexes should not be underestimated, and merits investigation.”(Hays, 1988, S. 404).
Sämtliche sozialpsychologische Untersuchungen zu platonischer Freundschaft kommen zu dem Ergebnis, dass manche Menschen solch eine Freundschaft haben, andere die Existenz von platonischer Freundschaft verneinen.
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- Quote paper
- M.A. Heike Kunert (Author), 2001, Freundschaftliche Beziehungen zwischen Männern und Frauen: Vergleich von Freundschaft und platonischer Freundschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43700
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