Diese Arbeit enthält ausführliche Antworten auf Fragen bezüglich der Thematik "Lerncoaching". Folgende Fragestellungen werden behandelt: 1) Faktoren, die den Lernerfolg beeinflussen, 2) Das Bewerbungsanschreiben eines Lerncoaches, 3) Die Anamnese einer Lerncoaches, 4) Ein Fallbeispiel der Dyskalkulie, 5) Die Orientierung am Klienten und 6) Wichtiges Aspekte des Lerncoachings und der Elternarbeit.
Lerncoaching in der Praxis – von der Diagnose zur Förderung
Lösungen der Aufgaben 1-7
zu Aufgabe 1 – Faktoren, die den Lernerfolg beeinflussen
Der Lernerfolg wird durch personenbezogene und externe Faktoren beeinflusst, die sich gegenseitig beeinflussen. In Bezug auf die persönlichen Entwicklungsvoraussetzungen und die Lernfähigkeiten (z.B. auditive, visuelle, motorische Fähigkeiten), die grundlegend für das schulische Lernen sind, sind Aufmerksamkeit, Konzentration und Motivation zu nennen. Nur wenn es ein Kind schafft, z.B. bei einem Fußballspiel seine Wahrnehmung bewusst auf die Erklärungen seines Trainers zu lenken, dabei alle ablenkenden Umgebungsreize auszuschalten und die Wahrnehmung über einen längeren Zeitraum konzentriert auf die Erklärungen seines Trainers zu lenken, kann es diesen folgen, daraus etwas lernen und seine Techniken für das nächste Spiel verbessern. In diesem Zusammenhang spielt auch die Motivation eine wichtige Rolle, denn verfolgt das Kind das Fußballspiel nur als Hobby, weil es seine Eltern so wollen, nicht aber weil es selbst möchte, so ist gerade im Fall eines Misserfolgs oder Enttäuschungen einerseits die Anstrengungsbereitschaft, sich weiter zu verbessern, andererseits aber auch die Merkfähigkeit und die Gabe, sich selbst zu motivieren und zu begeistern, stark eingeschränkt und kann ein Lernen behindern oder gar unmöglich machen.
Neben diesen personenbezogenen Faktoren spielt auch die eigene Lernbiografie eine wesentliche Rolle für den Lernerfolg, die wiederum durch das familiäre Umfeld und weitere Lehr- und Förderpersonen außerhalb der Familie geprägt wird. Wächst ein Kind z.B. in einem bildungsfernen Umfeld auf, in dem schulische Leistungen keinen hohen Stellenwert haben und nur wenig Anerkennung erfahren, so kann dies dazu führen, dass ein Kind hinter seinen Fähigkeiten zurückbleibt, um z.B. nicht als Sonderling der Familie zu gelten und sich auch externen Hilfsangeboten verschließt, zumal durch den fehlenden familiären Rückhalt die Einsicht in die Sinnhaftigkeit solcher Maßnahmen fehlen kann. Auch externe Lehrpersonen wie z.B. ein Lerncoach haben Einfluss auf den Erfolg des Lernens, denn nur wenn es eine Lehrperson schafft, durch persönliche, fachlich-methodische und didaktische Fähigkeiten positiv auf den Lerner einzuwirken, ihn z.B. empathisch und geduldig Sachverhalte im Rahmen eines auf ihn individuell zugeschnittenen Förderkonzeptes selbst entdecken zu lassen (z.B. Training von Rechtschreibregeln mithilfe von Sätzen rund um das Hobby des Lerners (Fußball)), kann Lernen gelingen.
zu Aufgabe 2 – Bewerbungsanschreiben eines Lerncoaches
Sehr geehrte Damen und Herren,
bezugnehmend auf Ihr Inserat möchte ich mich gerne auf die ausgewiesene Stelle als Lerncoach in Ihrem Lerninstitut bewerben und mich Ihnen im Folgenden kurz vorstellen.
Mein Name ist xxx und bereits während meiner eigenen Schulzeit und auch später während meines Studiums habe ich im Rahmen von privatem Nachhilfeunterricht meine Freude daran entdeckt, gemeinsam mit Menschen zu arbeiten, sie bei ihrer schulischen Ausbildung zu begleiten, zu fördern und zu fordern, zu motivieren und sie dadurch in ihrem Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl zu bestärken, dass man Fehler und Schwächen trotz Rückschlage und der aufzubringenden Geduld nicht als Makel ansieht, sondern als Chancen der Weiterentwicklung der personalen Ressourcen, Möglichkeiten und der eigenen Persönlichkeit.
Die empfundene Begeisterung war für mich auch der Anlass, ein Lehramtsstudium zu beginnen, das ich vor vier Jahren erfolgreich beendet habe. Durch die intensive Zusammenarbeit mit Schüler/innen, Lehrer/innen und Eltern kann ich nachvollziehen, welche Belage, Ängste und Sorgen die individuelle Situation von Lernern beeinflussen können.
Um mich persönlich weiterzubilden und Inhalte des Studiums zu vertiefen, die meine Arbeit als Lehrerin verbessern und bereichern können, habe ich ein Fernstudium zum Thema Lerncoaching begonnen, das ich erfolgreich beenden werde. Über ein umfangreiches Wissen über all die Faktoren hianusgehend, die ein Lernen negativ beeinträchtigen oder positiv beeinflussen können, konnte ich in diesem Studium mein Wissen über Lernstörungen vertiefen und mich persönlich in Bezug auf meine Lehrerpersönlichkeit dahingehend weiterentwickeln, dass ich nun in der Lage bin, Schüler/innen mit Lernstörungen vielfältigster Art kompetent zu betreuen und ein individuelles Förderkonzept für sie zu erarbeiten.
Sehr gerne würde ich mich mit meinen Fähigkeiten in Ihr Lerninstitut einbringen.
Über eine Einladung zu einem persönlichen Gespräch würde ich mich sehr freuen.
zu Aufgabe 3 – Anamnese einer Lerncoaches
Eine fundierte Anamnese für ein Lerncoaching setzt sich aus verschiedenen Bestandteilen zusammen, denn Ziel ist es, möglichst viele Informationen über den Klienten, seine Lernvoraussetzungen, seine Lernbiografie und seine Persönlichkeit zu sammeln, um davon ausgehend ein individuelles, auf sie/ihn abgestimmtes Förderkonzept für den optimalen Lernerfolg zu entwickeln. Ausgehend von z.B. einem Fragekatalog, Gesprächsbeobachtungen in Bezug auf den Klienten, die Eltern und ggf. Lehrer sowie von Unterlagen früherer Fördereinrichtungen oder der Schule sollte sich ein Lerncoach einen Überblick über die Lernbiografie verschaffen und dabei Informationen über die allgemeine Entwicklung, die Einstellung des Klienten zum Lernen im Allgemeinen und Speziellen, bisherige Erfahrungen mit (außerschulischen) Fördermaßnahmen, der Schullaufbahn und solchen Faktoren verschaffen, die den Klienten motivieren und begeistern. Ausgehend von diesem Rückblick in die Lebensgeschichte sollte auch die aktuelle Situation wesentlicher Bestandteil der Anamnese sein, denn auch das familiäre und private Umfeld und die Lern- bzw. Hausaufgabesituation können Einfluss auf das Lernen haben. Neben diesen externen Faktoren muss sich ein Lerncoach auch einen Überblick über den aktuellen Schulstoff verschaffen, das Anliegen der Coaching-anfrage an sich klären und eine erste Einschätzung zu Fähigkeiten und Schwächen des Klienten in Bezug auf die grundlegenden Fertigkeiten des Lesens, Schreibens und Rechnens erhalten, um davon ausgehend gemeinsam mit dem Klienten ein individuelles Förderkonzept erarbeiten zu können. Stellt sich bereits während der Anamnese heraus, dass die Fähigkeiten des Klienten erheblich beeinträchtigt sind und ein Verdacht auf eine Lernstörung besteht, so sollte dies zunächst durch geeignete Diagnoseverfahren vom Lerncoach selbst oder durch Fachkräfte überprüft werden, bevor das eigentliche Coaching beginnt oder der Klient ggf. an eine Fachkraft überwiesen wird. Wichtig ist, dass all die im Verlauf der Anamnese gesammelten Informationen dem Datenschutz unterliegen und dementsprechend vertraulich zu behandeln sind.
zu Aufgabe 4 – Fallbeispiel Dyskalkulie
Dyskalkulie ist eine Lernstörung, die sich vielfältig auf das Leben auswirken kann. Gerade im Falle des 13-jährigen Jungen ist eine Dyskalkulie dahingehend vor allem für die Entwicklung der Persönlichkeit problematisch, da in diesem Alter die Pubertät beginnt und Jugendliche anfangen, sich von ihren Eltern abzunabeln und eine eigenständige Identität auszubilden. Mit einer solchen Lernstörung gehen vielschichtige Einschränkungen des Alltags einher, die einen solchen Abnabelungsprozess erheblich beeinträchtigen und so das Selbstwertgefühl und Selbstvertrauen negativ prägen können. Aufgrund der bisherigen schlechten Erfahrungen im Umgang mit Zahlen und Rechnen im Allgemeinen sieht sich ein 13-jähriger Junge bereits bei kleinsten Alltagsaufgaben wie Einkaufen, der Umgang mit Fahrplänen etc. vor die Herausforderung gestellt, um Hilfe zu bitten und sich somit sein eigenes Versagen eingestehen zu müssen. Da dies aber konträr zur pubertären Emanzipation steht und gerade vor Freunden als „uncool“ und unmännlich gilt, ist es wahrscheinlich, dass der Junge im Fallbeispiel derartige Situation meidet und sich selbst isoliert, um nicht geächtet und mit seinem Versagen konfrontiert zu werden. Betroffene sind stets bemüht, ihre Lernstörung zu kompensieren oder zu verheimlichen, so dass sie ständig unter Druck stehen, nicht in eine Situation geraten zu müssen, in der ihre Beeinträchtigung offenkundig wird. Gerade in der Pubertät, wenn sich erste Gefühle und Liebeleien entwickeln, ist dies nicht nur unangenehm, sondern auch eine Erfahrung, die gravierenden Einfluss auf die Persönlichkeitsbildung haben kann, wenn er bspw. miterlebt, wie all seine Freunde erste Beziehungen eingehen, er selbst aber aus Angst vor Peinlichkeiten bei einem Date sich eher distanziert.
Neben den privaten Problemen geht mit einer Dyskalkulie auch im schulischen Kontext ein langer Leidensweg einher, denn da eine solche Lernstörung ohne entsprechende Diagnose und Hilfe ein Folgen des normalen Unterrichts unmöglich macht, verliert der Betroffene nicht nur den Anschluss und verpasst damit die Grundlagen für den Mathematikunterricht der nachfolgenden Klassen, vielmehr kann es auch dazu kommen, dass der Junge grundsätzlich das Interesse an der Schule verliert, da er stets mit seinen Misserfolgen konfrontiert und deswegen u.U. ausgegrenzt wird, zumal Mathematik gerade bei Jungen gesellschaftlich neben Sport als Fach gilt, das denen besondere Anerkennung und Beliebtheit zugesteht, die besonders erfolgreich sind. Während bei Mädchen oftmals klischeegetreu mit einem mathematischen Versagen gerechnet wird, so wiegt ein Scheitern auf diesem Gebiet für Jungen schwere und kann wiederum dazu führen, dass gerade Eltern, die sich über die schulischen Leistungen ihres Kindes profilieren und gesellschaftliche Anerkennung sichern wollen, den Leistungsdruck erhöhen und dem Kind eine Gefühl von Enttäuschung vermitteln, da es den Anforderungen der Eltern unmöglich gerecht werden kann. Im Sinne eines Teufelskreises hat dies wiederum negativen Einfluss auf die Lernbereitschaft des Jungen, der sich aufgrund seiner Misserfolge nicht als wertgeschätztes Familienmitglied fühlt, so dass die Wahrscheinlichkeit, dass er sich seiner Familie öffnet und über seine Probleme spricht, die gerade in der Pubertät gravierend sein können und besprochen werden sollten, rapide abnimmt, er sich auch im Privatleben zurückgesetzt und isoliert fühlt und auch hier jegliche Situationen meidet, in der seine Lernstörung offensichtlich werden könnte, wie bspw. der Planung oder Unterstützung eines Wocheneinkaufs.
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- Citation du texte
- Anna Kuhlmann (Auteur), 2018, Das Lerncoaching in der Praxis, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/436423
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