Diese Einsendeaufgabe beschäftigt sich mit dem Thema Lerncoaching und Entwicklung im Kindesalter. Dabei werden Aspekte wie die Förderung des Gedächtnisses, die Förderung der Sprachentwicklung, die Vor- und Nachteile eines frühen Erwerbs einer Fremdsprache, Teilbereiche der kognitiven Entwicklung, die man im Vorschulalter fördern kann und Synergieeffekte ausführlich behandelt.
Lerncoaching: Entwicklung im Kindesalter –
Lösungen zu den Aufgaben 1-3
zu Aufgabe 1
a) Analyse des Gesprächs im Hinblick auf die Förderung des Gedächtnisses
Die Förderung des Gedächtnisses ist ein elementarer Bestandteil in der Entwicklungsförderung von Kindern, da die Fähigkeit, sich an Inhalte zu erinnern, zwischen Bekanntem und Neuem differenzieren und es verarbeiten zu können eine Grundvoraussetzung für das Lernen ist. Das zu analysierende Gespräch findet zwischen einem Vater und seinem ca. fünfjährigen Sohn vermutlich am Nachmittag oder frühen Abend nach einem Tag in einem Kindergarten statt. Im Vergleich zu Säuglingen gelingt es Kindern im Vorschulalter bereits besser, sich Vergangenes ins Gedächtnis zu rufen und konkrete Nachfragen von bspw. Erwachsenen zu verstehen, doch fällt es ihnen z.T. noch schwer, diese Erinnerungen zu verbalisieren, da sie Gedächtnisstrategien, also bewusst eingesetzte mentale Aktivitäten, die die Wahrscheinlichkeit erhöhen, sich an konkrete vergangene Ereignisse zu erinnern, noch nicht bewusst einsetzen und darüber hinaus über ein noch begrenztes Arbeitsgedächtnis verfügen. Um die Gedächtnisleistung zu fördern, ist die Interaktion mit Erwachsenen u.a. ein probates Mittel, dessen sich auch der Vater in diesem Gespräch bedient, wenn er seinen Sohn zu Beginn fragt, wie sein Tag gewesen sei (Z. 1). Der Gesprächsbeginn intendiert die Reproduktion von vergangenen Ereignissen, also ein freies Erinnern ohne Hilfestellungen und konkrete Vorgaben einzig auf Grundlage des mentalen Bildes des Kindes vom entsprechenden Tag. Da der Vater die Frage allgemein und offen formuliert, sie auch nicht lokal und/oder temporal spezifiziert, regt er das Kind durch diesen zunächst ausführlichen Stil an, sein autobiographisches Gedächtnis zu trainieren, indem er es durch Fragen zum selbstständigen Erinnern animiert und die Aussagen des Kindes z.T. auch ergänzt, indem er sich bspw. danach erkundigt, ob die zugezogene Verletzung Schmerzen verursacht habe (vgl. „Hat dir das denn wehgetan?“ Z. 5). Im Verlauf des Gesprächs ist allerdings eine Entwicklung vom ausführlichen zum repetitiven Stil erkennbar, denn während der Vater zu Beginn noch eine Frage stellt, die der Sohn frei und nach eigener Schwerpunktsetzung beantworten kann (Z. 1), so schränkt er die intendierte Reproduktion immer weiter ein, wenn er das freie Erinnern durch sprachliche Korrekturen (vgl. Z. 3 „Das heißt: Jan hat mich gehauen. Mich, nicht mir.“ oder Z. 13f.) unterbricht oder Fragen formuliert, die das Kind nur kurz verneinen oder bejahen kann (vgl. Z. 5 „Hat dir das denn wehgetan?“). Dieser repetitive Stil sollte in Gesprächen eher vermieden werden, da das Kind so in seinen Äußerungsmöglichkeiten beschränkt und in die Rolle des Reagierenden gedrängt wird, wenn es nicht die Möglichkeit erhält, autobiographische Erinnerungen frei reproduzieren zu können. Durch die thematische Vorgabe der durch den Erwachsenen gestellten Fragen werden Vorgaben und Hilfestellungen gegeben, so dass das Kind die Geschehnisse des Tages nicht eigenständig reproduziert, sondern nur wiedererkennt (Rekognition).
Um das autobiographische Gedächtnis also nachhaltig zu trainieren und von positiven Effekten in Bezug auf spätere differenzierter und strukturierte Verbalsierungen profitieren zu können, ist das Rekapitulieren von Ereignissen in der Interaktion mit Erwachsenen als soziale Erfahrung empfehlenswert, allerdings sollte man darauf achten, dabei zudem den kindlichen Spracherwerb zu fördern, indem man das Kind bspw. durch gezielte inhaltliche Fragen dazu anregt, seine Erlebnisse zu schildern.
b) Analyse des Gesprächs im Hinblick auf die Förderung der Sprachentwicklung
Insgesamt ist vor allem die soziale Interaktion mit Erwachsenen bspw. in der Form eines ritualisierten freien Erzählens der Geschehnisse des Tages wie im zu analysierenden Gespräch eine geeignete Methode, um die kindliche Sprachentwicklung zu fördern. Allerdings ist es wichtig, dabei darauf zu achten, grammatische Fehler, die das Kind im Laufe seiner Sprachentwicklung naturgemäß macht, nicht zu verurteilen oder direkt zu kritisieren, da dies dazu führen kann, dass das Kind in seinem Selbstbewusstsein geschwächt wird oder ganz allgemein die Freude daran verliert, seine Sprache im Umgang mit anderen zu üben und auszuprobieren. Im Gespräch zwischen Vater und Sohn findet man bereits Äußerungen, die vermutlich (ohne Kenntnis weiterer Gespräche naturgemäß rein spekulativ) darauf schließen lassen, dass die strengen Korrekturen der kindlichen Sprache durch den Vater das freie Reproduzieren von Erinnerungen (nachhaltig) hemmen. So reagiert das Kind bspw. auf die harsche Korrektur des Vaters „Das heißt: Jan hat mich gehauen. Mich, nicht mir.“ (Z. 3) lediglich mit einem kurzen „Ja“ (Z. 4), was also dazu führt, dass das Kind zunächst den Gesprächsfluss abbricht und erst auf eine Nachfrage des Vaters wieder darauf zu sprechen kommt. Selbiges ist in Z. 13f. zu beobachten, wenn das Kind auf die ebenfalls unsensible Kritik des Vaters „Kartoffelsalat. Das hab ich dir doch schon öfter gesagt. […]“ mit einer übertrieben langen Verbalisierung der Silbe reagiert („Ja, Kaaaaaartoffeln.“ Z. 15).
In diesem Zusammenhang ist es ebenfalls nicht empfehlenswert, die falsche Verbalisierung von Wörtern zu wiederholen. Sowohl im ersten wie auch im zweiten Beispiel spricht der Vater zunächst die grammatikalisch bzw. phonologisch korrekte Form aus, wiederholt dann aber nochmals die zuvor falsch ausgesprochene Form des Kindes („Mich, nicht mir.“ (Z. 3) bzw. „Es heißt Kartoffeln, nicht Toffeln“ (Z. 14)), so dass es für jemanden, dessen Sprachentwicklung noch nicht abgeschlossen ist, schwierig ist, zwischen richtigen und falschen Formen zu differenzieren und daraus zu lernen, zumal man die letztgenannte Form meist besser im Gedächtnis behält als die vorherige.
Neben der fehlenden Korrektur der intuitiven Theorie zum „Verstecken“ von Kartoffel (vgl. Nr. 1c) sollte der Vater zudem daran arbeiten, den natürlichen Gesprächsfluss nicht durch Wiederholungen („Hat dir das denn wehgetan?“ (Z. 5) sowie „Am Kopf hat es wehgetan?“ (Z. 7)), geschlossenen Fragen (repetitiver Stil) oder Kommentare („Dann ist ja gut.“ (Z. 9) zu hemmen, sondern das Kind durch offene, konkrete inhaltliche Fragen zur ausführlichen Schilderung der Erlebnisse zu animieren.
Trotz der geäußerten Kritik gelingt es dem Vater in Bezug auf die Sprachförderung bspw. in Z. 11, das vom Kind falsch geäußerte „Wüssen“ (Z. 10) indirekt und respektvoll zu korrigieren, indem er in die korrekte Form ohne Kritik umformt und sie in einen sinnvollen Satz einbettet („Meinst du Würstchen?“ (Z. 11)), so dass der Gesprächsfluss nicht unterbrochen wird. Zudem trägt er auch durch die Wiederholung der korrekten Form („Meinst du Würstchen? Bratwürstchen? (Z. 11) dazu bei, dass das Kind die korrekte Aussprache besser lernen kann, da das Wiederholen eine geeignete Strategie ist, sich Inhalte nachhaltig ins Gedächtnis einzuprägen.
In diesem Beispiel findet sich auch die eine dritte Möglichkeit, den kindlichen Spracherwerb zu fördern, denn im Rahmen der Umformung und Wiederholung der grammatikalisch korrekten Form „Würstchen“ nimmt der Vater zugleich eine Erweiterung vor, indem er durch das Präfix „Brat-Würstchen“ den Wortschatz des Kindes erweitert und diesen Prozess erleichtert, indem er die Anknüpfung des neuen Begriffs „Bratwürstchen“ an den bereits bekannten „Würstchen“ ermöglicht.
c) Intuitive Theorie
Am Ende des Gesprächs berichtet das Kind von seinem Mittagessen an diesem Tag und erklärt dabei nach der Korrektur des Vaters zu den Kartoffeln, dass diese sich selbst in der Erde eingraben und verstecken würden, da sie nicht gefunden werden wollten. Es handelt sich dabei um eine intuitive Theorie, denn da ein Kind im Vorschulalter noch über keine naturwissenschaftlichen, biologischen Kenntnisse verfügt, um sich das unterirdische Wachstum der Kartoffeln zu erklären, erklärt es sich dieses Phänomen mithilfe von Vermutungen aus dem eigenen Lebensumfeld. Es ist davon auszugehen, dass das Kind ausgehend von dem unter Kindern beliebten Spiel „Verstecken“, bei dem man sich bewusst vor jemandem versteckt, von dem man nicht sofort gefunden werden will, selbiges Verhalten auf die Kartoffeln überträgt, da man auch diese nicht sehen kann, solange man sie nicht ausgräbt. Dabei werden oftmals physikalischen Erscheinungen Emotionen und absichtsvolles Handeln unterstellt so wie in diesem Beispiel, wenn die Kartoffel sich bewusst vor jemandem versteckt, weil sie nicht gepflückt werden will. Da solche Theorien oftmals sehr beständig und später nur schwer durch wissenschaftliche Erklärungen ersetzt werden können, ist es für die Förderung der Entwicklung des kausalen Denkens wichtig, solche intuitiven Theorien aufzugreifen, auf einer Metaebene in Bezug auf ihren Ursprung hin zu hinterfragen, um die Akzeptanz einer wissenschaftlichen Erklärung für das unterirdische Wachstum der Kartoffel zu erhöhen. Zwar stellt es für ein Vorschulkind noch eine Überforderung dar, die Vielzahl der Faktoren sowie den Inhalt einer wissenschaftlichen Erklärung nachzuvollziehen, allerdings könnte man diese intuitive Theorie bspw. gemeinsam durch kindgerechtes Material und in Anknüpfung an potentielles Wissen zu weiterem unterirdisch wachsenden Gemüse aufarbeiten (z.B. Möhren) und hinterfragen, da gerade die Fähigkeit des kausalen Denkens, also die Einsicht in den Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung, die Grundlage für späteres wissenschaftliches Denken darstellt.
zu Aufgabe 2
a) Vorteile eines frühen Erwerbs einer Fremdsprache, bspw. im Kindergarten
Gerade in der heutigen Zeit, in der viele Eltern dem Trend folgen, ihre Kinder zweisprachig aufzuziehen oder in einem zweisprachigen Kindergarten betreuen zu lassen, wird oftmals hitzig über Vor- und Nachteile des frühen Erwerbs einer Fremdsprache gesprochen. Für das zweisprachige Aufwachsen eines Kindes spricht die sog. „sensible Phase“ des Spracherwerbs, denn im Alter von ein bis sieben Jahren können Kinder eine neue Sprache sowie deren Aussprache und Grammatik mühelos erlernen, so dass diese später akzentfrei und umfassend beherrscht werden kann. Grund dafür ist, dass Kinder durchschnittlich bereits im vierten Monat damit beginnen, sprachunspezifische Laute zu lallen und erst allmählich lernen, sich zur Verständigung dabei auf Umgebungslaute zu spezialisieren, was ein Indiz dafür ist, dass die Sprache eines Menschen nicht genetisch bedingt, sondern durch die Umwelt geprägt wird. Um die Fähigkeit, z.B. zwischen den Lauten mehrerer Sprachen zu differenzieren und sie darauf aufbauend später zu verbalisieren, beizubehalten, muss das Gehirn vielfältig stimuliert werden, damit sich ein möglichst komplexes und myelinisiertes Gefüge von synaptischen Verbindungen ergibt, die die Grundlage für das spätere Lernen bilden. Fehlt eine solche, in diesem Fall zunächst lautliche Stimulation, werden die synaptischen Verbindungen eingedämmt, das heißt, sie sterben ab oder werden in andere Prozesse eingebunden. Das Gehirn spezialisiert sich dann auf die für die individuelle Umwelt und Kommunikation benötigten Laute und wird den Lauten anderer Sprachen gegenüber funktional taub.
Gerade im Zuge der immer fortschreitenden Bedeutsamkeit der Globalisierung und der vernetzen Welt ist es sinnvoll, den Grundstein für das Erlernen einer Fremdsprache früh zu legen, auch wenn Kinder diese noch nicht verbalisieren können, da sich bereits im Kindesalter ein passiver Wortschatz aufbaut, von dem Kinder später profitieren können, da sie bspw. schulische Inhalte mit bereits Bekanntem verknüpfen und so besser im Gedächtnis behalten können.
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- Citar trabajo
- Anna Kuhlmann (Autor), 2017, Lerncoaching und die Entwicklung im Kindesalter, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/436415
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