Das vorliegende, kurze Werk beinhaltet eine stichhaltige Zusammenfassung der Person Clausewitz seiner Sichtweise auf Krieg und deren Bedeutung für politische Konflikte. Im Mittelpunkt dieser Sichtweise steht das Werk "Vom Kriege" als Orientierung bzw. Analysegrundlage. Das Werk „Vom Kriege“ ist im Generellen eine Sammlung der Lebenserfahrung Clausewitz‘.
Es thematisiert die Vorstellung von Krieg, genauso wie die Details des Krieges hinsichtlich Kampf, Strategie und Vorbereitung. Es ist ein Werk, welches mehrere Theorien hinsichtlich Krieg, Frieden und Strategie beinhaltet. Clausewitz arbeitete an diesem Werk die Hauptzeit seines Lebens, er schrieb und überarbeitete, wobei er immer selbstkritischer wurde. Er selbst schrieb in einer Nachricht: „Ich betrachte die ersten sechs Bücher, welche sich schon ins Reine geschrieben finden, nur als eine noch ziemlich unförmliche Masse, die durchaus noch einmal umgearbeitet werden soll. Bei dieser Umarbeitung wird die doppelte Art des Krieges überall schärfer im Auge behalten werden […]“.
Anhand dieses Zitats erkennt man die Selbstkritik Clausewitz‘, dieses Werk sollte nicht nur eine grobe Beschreibung oder Charakterisierung werden, dieses Werk sollte sein Lebenswerk sein. Der Krieg sollte mit all seinen Mechanismen und Vorgängen, mit jedem Detail beschrieben, begründen und verstanden sein. Wie gesagt arbeitete Clausewitz an diesem Werk fast sein ganzes Leben, bis zu seinem Tod. Er selber wollte noch so viel überarbeiten und umschreiben, wozu es leider nicht mehr kam. Die Veröffentlichung des Werkes geschah ein Jahr nach Clausewitz‘ Tod, 1832, durch seine Frau Marie von Clausewitz.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Biografie
3 Äußerer Rahmen
4 Über die Natur des Krieges: Was ist Krieg? – Eine Analyse
5 Die Moral
6 Die Hauptschlacht
7 Clausewitz Definition von Krieg (Clausewitzsche Sichtweise)
8 Bedeutung
9 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Auf den folgenden Seiten beschäftige ich mich, wie der Titel schon verrät, mit der Clausewitzsche Kriegstheorie und seinem damit verbundenen Werke „Vom Kriege“. Ich habe dieses Thema gewählt, da ich es sehr interessant finde. Geschichte wird meist nur aus politischer oder gesellschaftlicher Sichtweise betrachtet, militärisch aber selten. Diese Theorien stellen für mich eine riesige Erneuerung in der Kriegsführung dar, und selbst heute gibt es noch Lesungen für dieses Werk. Zudem ist es, zumindest in meinen Augen, die wichtigste preußische bzw. deutsche Kriegsdoktrin, welche sich zu einer der Welt wichtigsten Lehren entwickelt hat. Außerdem ist die Geschichte der Person Carl von Clausewitz an sich interessant. Ich werde mich in dieser Facharbeit zu allererst mit der Biografie des Carl von Clausewitz beschäftigen. Danach wird der äußere Rahmen des Werkes „Vom Kriege“ dargestellt. Um Clausewitz‘ Sichtweise auf den Krieg zu analysieren verwende ich das erste Kapitel („Was ist Krieg?“) des ersten Buches („Die Natur des Krieges“). Außerdem verwende ich das dritte Buch („Von der Strategie überhaupt“), wobei ich das Augenmerk auf die Moral lege, und das vierte Kapitel „Die Hauptschlacht. Ihre Entscheidung“ des vierten Buches („Das Gefecht“). Ich wählte diese Ausschnitte, da sie fast alle Information für das Fazit liefern, und ich mir nicht anmaße, ein so riesiges und bedeutendes Werk in so kurzer Zeit in einer Facharbeit so geringen Umfanges zu analysieren zu können, geschweige denn zu deuten. Das würde diesem großartigen Werk nicht gerecht werden. Danach bilde ich das Fazit, heißt die Definition von Krieg in den Augen Clausewitz‘. Zuletzt zeige ich die enorme Bedeutung dieses Werkes in der nahen Geschichte, als auch in der Gegenwart im Schlussteil auf.
2 Biografie
Carl Philipp Gottlieb von Clausewitz wurde am 1.Juli 1780 in Burg, im heutigem Sachsen-Anhalt, als Sohn des Steuereinnehmers Friedrich Gabriel Clausewitz (1740-1802) und Friederike Dorothea Charlotte Clausewitz, gebürtig Schmidt, geboren. Er war das dritte Kind, neben seinen Brüdern Friedrich Volmar Karl Heinrich von Clausewitz (1771-1854), preußischer Generalleutnant, und Wilhelm Benedikt von Clausewitz(1773-1849), preußischer Generalmajor. Die adlige Abstammung Clausewitz war sehr lange umstritten, weshalb sein Vater aus dem preußischen Heer entlassen, seinen Rang als Offizier verlor und trotz Gesuch auf Wiedereinstellung abgelehnt wurde. Im Alter von zwölf Jahren wurde Clausewitz durch die Beziehungen seines Vaters die Möglichkeit eröffnet im Frühsommer 1792 in das Infanterieregiment „Prinz Ferdinand“ einzutreten, wo er als Carl von Clausewitz vermeldet war. Dort wurde er Fähnrich. Auch seine beiden Brüder erhielten eine Anstellung in der Armee. Schon im Alter von 13 Jahren zog Clausewitz mit seinem Infanterieregiment in den ersten Koalitionskrieg (1792-1797) und erlebte somit in der Belagerung von Mainz schon als Junge den Krieg. Von 1796 bis 1801 begann Clausewitz eigenständige Studien durchzuführen. Im Oktober 1801 gehörte er zum ersten Jahrgang der von Gerhard von Scharnhorst gegründeten Allgemeinen Kriegsschule in Berlin. Dort herrschten von Scharnhorst selbst und Immanuel Kant zu den stärksten Einflüssen und bewogen ihn zur Erstellung des Werkes „Strategie von 1804“, welches nie zur Veröffentlichung, sondern eher als „Notiz“ gedacht war. 1804 schloss Clausewitz die Militärschule als bester seiner Klasse ab und wurde dadurch der Adjutant des Prinzen August von Preußen, Bruder des späteren Friedrich II. Dadurch kam Clausewitz mit sehr hoher Gesellschaft bzw. höherer in Kontakt, wo er auch 1803 Marie Sophie von Brühl, geboren 1779 in Warschau, seine spätere Gemahlin, kennenlernte. Ihrer Beziehung standen viele Schwierigkeiten im Weg: Zum einen der einjährige Altersunterschied, welcher nicht so verheerend war, zum Anderen die Unterschiede des Standes, da Clausewitz seinen Adel noch nicht einmal vorweisen konnte und Marie von Brühl zum sächsischen Hochadel gehörte, das große Problem. Zu Beginn des dritten napoleonischen Krieges (Feldzug gegen Preußen), auch genannt vierter Koalitionskrieg, wird Clausewitz von seiner Angebeteten getrennt. Clausewitz, immer noch Adjutant, zieht als Stabskapitän gegen Frankreich. Er kämpfte zusammen mit Prinz August von Preußen bei der Schlacht von Jena und Auerstedt, die in eine Niederlage Preußens mündete, und ergab sich folglich nach mehreren verzweifelten Fluchtversuchen, Verfolgungsjagden und Gefechten am 28.Oktober 1806 dem französischen Marshall Murat. Er wurde zusammen mit August von Preußen zum in Berlin residierenden Napoleon I. gebracht und ihm dort vorgestellt. In einem kurzen Gespräch stellte Napoleon Preußen als Aggressor dar, was Clausewitz als ein späteres Bonmot („Der Eroberer ist immer friedliebend, er zöge ganz gerne ruhig in unseren Staat ein“) als Witz auslegte. Clausewitz tat das Jahr 1807 in Kriegsgefangenschaft in drei französischen Städten (Nancy, Soissons und Paris) zu. Dort verfasste er sein nächstes Werk „Historische Briefe über die großen Kriegsereignisse im Oktober 1806“. Nach seiner Kriegsgefangenschaft wurde Clausewitz auf Willen Gerhard von Scharnhorst in dessen Stab einberufen. Dort arbeitete er als Reformer und wirkte somit an den Preußischen Heeresreformen[1] mit. Im Folgejahr wurde Clausewitz zum Major befördert und war der Bürochef Scharnhorst. Er arbeitete auch als Lehrer für Generalstabsdienst und Taktik und unterrichtete als Hauslehrer viele preußische Prinzen, darunter auch Wilhelm I., späterer Kaiser des Deutschen Kaiserreiches. Im August des Jahres 1810 folgt doch noch nach allen Diskrepanzen die Verlobung von Carl von Clausewitz und Marie von Brühl. Nur knapp vier Monate später folgt am 17.Dezember die Heirat. Clausewitz verließ 1812 die preußische Armee und trat in die russische Armee ein, da Napoleon gegen Russland zog. Clausewitz war von dem Fall und dem Scheitern Napoleons überzeugt und würde bis zum letzten kämpfen. Er nahm an allen wichtigen Schlachten teil und diente bei der Konvention von Tauroggen, dem Waffenstillstand zwischen Preußen und dem Zarenreich Russland und auch einer der Gründe für das Bündnis zwischen Preußen und Russland, als Vermittler. Während der Befreiungskriege blieb Clausewitz der Wiedereintritt in die preußische Armee durch den preußischen König verwehrt, allerdings nahm er trotzdem als Stabschef eines russischen Korps teil. Im April 1814 wurde ihm erlaubt sogar als Oberst wieder in den Dienst Preußens zu treten. Im Jahre 1815 nahm Clausewitz als Stabschef an der Schlacht von Waterloo teil. Von 1815-1818 war Clausewitz Stabschef bei August Neidhardt von Gneisenau in Koblenz. 1818 wurde er Direktor der Allgemeinen Kriegsschule in Berlin, an der er selbst unterrichtet wurde, durfte aber nicht lehren. September des gleichen Jahres erfolgte die Beförderung im Alter von 38 Jahren zum Generalmajor. Somit war Clausewitz der jüngste General der preußischen Armee. Trotzdem stellte er Versetzungsanträge, da er sich sozusagen mehr erhoffte, welche allesamt abgelehnt wurden. 1821 wurde er in den Generalstab der preußischen Armee aufgenommen. Um 1824 entstand das Werk „Nachrichten über Preußen in seiner größten Katastrophe“, das, wie auch schon „Historische Briefe über die großen Kriegsereignisse im Oktober 1806“, die Geschehnisse des Jahres 1806 aufarbeitete. Während dieser Zeit als Direktor der Kriegsschule fand die Hauptarbeitsphase an dem Werk „Vom Kriege“ statt. 1827 wurde Carl von Clausewitz so wie seine beiden Brüder vom preußischen König geadelt, als Bestätigung des vorher schwer nachweisbaren Familienadels. 1830 wurde Clausewitz zur 1.Artellerie-Inspektion nach Breslau berufen. Im Juli des gleichen Jahres begann der Novemberaufstand in Polen. Die preußischen Truppen agierten als Observationstruppen unter Gneisenau. Im russischen Zarenreich brach zu dieser Zeit die Cholera aus und die russischen Truppen brachten die Cholera nach Polen. Sie verbreitete sich rasant. Gneisenau starb an der Cholera, sodass Clausewitz den Oberbefehl über die Truppen erhielt. Dieses Glück wehrte jedoch nicht lange, Clausewitz erkrankte selbst daran und kehrte im Herbst 1831 nach Breslau zurück. Kurz darauf, am 16.November 1831, starb Carl Philipp Gottlieb von Clausewitz im Alter von 51 Jahren. Die Todesursache wurde nie geklärt, wobei die Cholera die Naheliegendste ist. Trotz langer Trennungsphasen führte Clausewitz eine glückliche Ehe über 21 Jahre. Seine Frau unterstütze und ermunterte ihn immer wieder, zum Beispiel bei dem Werk „Vom Kriege“. Durch die Feldpost der damaligen Zeit, sieht man noch heute die besondere Art ihrer Beziehung in den Trennungsphasen. Clausewitz wurde in Breslau bestattet, später jedoch mit den sterblichen Überresten seiner Frau 1971 auf den Ostfriedhof der Stadt Burg umgebettet. An seinem Grab steht ein Denkmal ihm zu Ehren, dass bis heute von Militärs und Personen der Öffentlichkeit besucht und geehrt wird.
3 Äußerer Rahmen
Das Werk „Vom Kriege“ ist im Generellen eine Sammlung der Lebenserfahrung Clausewitz‘. Es thematisiert die Vorstellung von Krieg, genauso wie die Details des Krieges hinsichtlich Kampf, Strategie und Vorbereitung. Es ist ein Werk, welches mehrere Theorien hinsichtlich Krieg, Frieden und Strategie beinhaltet. Clausewitz arbeitete an diesem Werk die Hauptzeit seines Lebens, er schrieb und überarbeitete, wobei er immer selbstkritischer wurde. Er selbst schrieb in einer Nachricht: „Ich betrachte die ersten sechs Bücher, welche sich schon ins Reine geschrieben finden, nur als eine noch ziemlich unförmliche Masse, die durchaus noch einmal umgearbeitet werden soll. Bei dieser Umarbeitung wird die doppelte Art des Krieges überall schärfer im Auge behalten werden […]“. Anhand dieses Zitats erkennt man die Selbstkritik Clausewitz‘, dieses Werk sollte nicht nur eine grobe Beschreibung oder Charakterisierung werden, dieses Werk sollte sein Lebenswerk sein. Der Krieg sollte mit all seinen Mechanismen und Vorgängen, mit jedem Detail beschrieben, begründen und verstanden sein. Wie gesagt arbeitete Clausewitz an diesem Werk fast sein ganzes Leben, bis zu seinem Tod. Er selber wollte noch so viel überarbeiten und umschreiben, wozu es leider nicht mehr kam. Die Veröffentlichung des Werkes geschah ein Jahr nach Clausewitz‘ Tod, 1832, durch seine Frau Marie von Clausewitz. Diese erwähnt in einem Vorwort zum Werk, dass sie sich nie getraut hätte dieses Werk zu veröffentlichen ohne den Zuspruch von Freunden und Familie. Des Weiteren beginnt ihr Vorwort mit: „Es wird mit Recht befremden, dass eine weibliche Hand es wagt, ein Werk von solchem Inhalt, wie das vorliegende, mit einer Vorrede zu begleiten. Für meine Freunde bedarf es hierüber keiner Erklärung […]“ und erklärt warum sie sich das Recht nimmt, ein Vorwort zu einem solchem Werk zu machen. Trotz dessen erwähnt sie im Vorwort, dass sie selbst an dem Werk teilhatte und oftmals in die Gedankengänge ihres Mannes verwickelt wurde. Somit sieht sie sich als Mitautorin des Werkes, aber keinesfalls als Urheberin und Erfinderin der Theorien, eher als seelische Unterstützung während der Schaffungszeit und als Ratgeber. Aus heutiger Sicht kann man ihr eine ungeheure Bedeutung zukommen lassen. Ohne sie wäre das Werk vielleicht niemals in diesem Umfang verfasst, geschweige denn veröffentlicht worden, denn das Werk so wie viele andere Werke Clausewitz‘ wurden von ihr, finanziert aus ihrem eigenen Vermögen, nach dem Tod ihres Mannes als Andenken und Würdigung herausgegeben. Das Werk an sich ist in sechs „fertiggestellte“ Bücher und zwei „Skizzen“ zu Büchern unterteilt (insgesamt acht Bücher). Das erste Buch „Über die Natur des Krieges“ ist in sieben Kapitel aufgeteilt, das zweite Buch „Über die Theorie des Krieges“ ist in fünf Kapitel aufgeteilt, das dritte Buch „Von der Strategie überhaupt“ ist in siebzehn Kapitel aufgeteilt, das vierte Buch „Das Gefecht“ ist in acht Kapitel aufgeteilt, das fünfte Buch „Die Streitkräfte“ ist in zwei Kapitel aufgeteilt, das sechste Buch „Verteidigung“ ist in zwölf Kapitel aufgeteilt. Die beiden Skizzen „Der Angriff“ und „Der Kriegsplan“ sind in sieben und neun Kapitel aufgeteilt. Clausewitz gilt durch seine Denkansätze in der damaligen Zeit als Reformer.
4 Über die Natur des Krieges: Was ist Krieg? – Eine Analyse
„Was ist der Krieg“- so lautet die erste Frage im Werk „Vom Kriege“. Sie ist die das erste Kapitel des ersten Buches. Mit diesem ersten Kapitel des ersten Buches werden wir uns in diesem Teil der Facharbeit hauptsächlich beschäftigen(alle Zitate entstammen daraus). Clausewitz definiert den Krieg als große Materie, die man nur verstehen kann, wenn man jedes noch so kleine Element, angefangen beim Zweikampf in der Schlacht, verstanden hat. Der Krieg ist immer ein Zweikampf, ein Zweikampf zweier aufeinandertreffender Parteien, die mittels physischer Gewalt versuchen das einzige und wichtigste Ziel des Krieges zu erreichen: Die Niederwerfung und Widerstandsunfähigkeit des Feindes herbeizuführen. Denn wenn der Gegner widerstandsunfähig ist, dann tritt der eigentliche Zweck ins Blickfeld: „Der Krieg ist also ein Akt der Gewalt, um den Gegner zur Erfüllung unsers Willens zu zwingen.“[2]. Der Zweck des Krieges ist ein Aufzwingen des eigenen Willens, welcher durch das Ziel des Krieges, der Wehrlosigkeit des Feindes, erfüllt wird. Dieses Ziel erreicht man wiederrum durch den Einsatz der physischen Gewalt, eingeschränkt durch die völkerrechtliche Sitte. Somit ist der Zweck nie zugehörig zum Krieg, er ist segregiert vom Krieg. Der Kampf zwischen Menschen besteht aus zwei Elementen: Zum einen aus dem feindseligen Gefühl, zum anderen aus der feindseligen Absicht. Einfache Völker sind mehr auf ihr Gemüt bedacht, das heißt sie lassen sich oft von ihrem Gefühl leiten, und so auch einen Krieg aufgrund eines feindseligen Gefühls provozieren. Entwickelte Völker sind auf ihren Verstand bedacht, das heißt sie wiegen die Situation ab, bevor sie einen Krieg provozieren. Aber auch gebildete Völker können wie einfache bzw. rohe Völker in Hass entbrennen. Die Leidenschaft des Hasses, des feindseligen Gefühls, braucht eine feindliche Absicht, wiederum braucht eine feindliche Absicht keinen Hass. Gutmütigkeit ist nie ein Gegenstand des Krieges, in einem solchem Akt der Gewalt kann neben Brutalität und Härte keine Gutmütigkeit vorherrschen. Der Krieg reißt tiefe Wunden in jede Nation. Die Völker handeln immer aus ihrer eigenen Situation heraus, dabei gilt meist je schlechter ihr Zustand desto grausamer wird der Krieg. Durch die schwere Situation der Menschen werden diese verzweifelt und würden bis zum letzten gehen, jedes Abkommen brechen um sich zu retten bzw. ihre Situation zu verbessern. Hierbei dient das Beispiel des „Volksturms“ (1944): das Volk und die Führung ist verzweifelt. Um vielleicht noch einmal den Kopf aus der Schlinge zu ziehen, versucht man jeden möglichen Mann unter Waffen zu stellen und den Feind aufzuhalten. Und als die Situation sich 1945 noch weiter verschlechtert, stehen plötzlich 12-Jährige Mädchen in Berlin an der PaK[3]. Die Situation des Volkes gehört nicht zur Philosophie des Krieges, sie ist im Kriegsgeschehen nicht zu betrachten. Der Krieg ist nicht nur ein bloßer Kräftevergleich der Truppen, er ist viel mehr als das: Taktik, Strategie, Wille und Weiteres. Gebildete Völker nutzen ihre Intelligenz, sie verbrennen zum Beispiel keine Städte mehr oder töten Gefangene, trotzdem ist Krieg kein reiner Verstandesakt, denn selbst Intelligenz wird zur Zerstörung und faktischen Vernichtung des Gegners durch harte, rohe physische Gewalt, wie zum Beispiel Pulver und Gewehr, herbeigeführt, denn Krieg rüstet sich auch immer mit Erfindungen und Wissenschaft. Ein weiteres Beispiel hierfür wäre die Entwicklung der Chlorgase und ihr verheerender Schaden im Ersten Weltkrieg. Deutschland setzte diese zuerst ein, darauf zog Frankreich nach und nutze sie auch. "Der Krieg ist ein Akt der Gewalt und es gibt in der Anwendung derselben keine Grenzen; so gibt jeder dem anderen das Gesetz, es entsteht eine Wechselwirkung, die dem Begriff nach zum Äußersten führen muss. Dies ist die erste Wechselwirkung und das Äußerste, auf das wir stoßen. (Erste Wechselwirkung)"[4]. Somit gilt, dass man den Krieg immer aufs Äußerste, auf die Grenze des Möglichen, teils auch Unmöglichen, hinaustreibt. Ausnahme bilden z.B. Situationen, die durch die äußeren Faktoren beeinflusst werden, aber später mehr dazu . Um seine Forderungen im Krieg durchzusetzen muss der Gegner faktisch wehrlos sein, oder damit bedroht sein, wehrlos zu sein, denn „Die schlimmste Lage in die ein Kriegsführender kommen kann ist diejenige gänzlicher Wehrlosigkeit.“[5]. Die nachteilige Situation des Feindes muss noch schlechter oder gleich schlecht sein als das Opfer das man von ihm fordert, also den Willen bzw. die eigene Forderung. Man spricht hier immer mindestens von einer Äquivalenz. Diese nachteilige Situation darf nicht vorübergehend wirken, selbst wenn sie vorübergehend ist, damit der Feind nicht abwartet und die Situation aussitzt, sondern der Forderung nachkommt. Clausewitz distanziert sich auch von der Theorie des aktiven Aggressor und passiven Verteidigers. Es gibt keine „lebendige Kraft und eine tote Masse“ (aktive Kraft und passive Kraft), sondern zwei „lebendige Kräfte“ (aktive Kräfte). Beide versuchen aktiv ihre Ziele zu erreichen und arbeiten gegeneinander. Dies ist eine weitere Wechselwirkung "Solange ich den Gegner nicht niedergeworfen habe, muss ich fürchten, dass er mich niederwirft, ich bin also nicht mehr Herr meiner selbst, sondern er gibt mir das Gesetz, wie ich es ich gebe. Dies ist die zweite Wechselwirkung, die zum zweiten Äußersten führt. (Zweite Wechselwirkung)"5. Das heißt, sowie der Gegner mich beeinflusst so beeinflusse ich ihn, beide wirken aktiv aufeinander ein. Es gibt laut Clausewitz zwei äußere Faktoren, die den Krieg stark beeinflussen: die Größer der vorhanden Mittel und die Stärke der Willenskraft. Dabei kann man die Größe vorhandenen Mittel bestimmen, da sie rein theoretisch ein Zahlenwert ist. Die Willensstärke allerdings ist nicht berechenbar, und doch schürt sie den Widerstand des Feindes immens. Wenn wir diese beiden Mittel einsetzen um unsere Anstrengungen äquivalent zu der Widerstandskraft des Feindes zu machen, dann wir der Feind seine Widerstandskraft erhöhen. Clausewitz betitelt dies als „Dritte Wechselwirkung“. Mit „der menschliche Wille erhält seine Stärke nie durch logische Spitzfindigkeiten“[6] drückt Clausewitz die Unergründlichkeit des Willens aus. Hierzu kann man wieder das Beispiel der NS-Zeit nehmen, in der der Wille des Endsieges über jeglicher Vernunft stand, gerade auch noch mal beispielsweise zurückblickend auf den oben genannten Volksturm. Des Weiteren definiert Clausewitz den Krieg als einen niemals isolierten Akt. Der Krieg ist ein Akt, der durch sehr viele äußere Faktoren beeinflusst wird. Die wichtigsten Faktoren beschreibt Clausewitz durch Kräfte: „die eigentlichen Streitkräfte, das Land mit seiner Oberfläche und Bevölkerung, und die Bundesgenossen.“[7]. Dabei sieht Clausewitz den Krieg auch als Zusammenspiel von Militär, Geographie und Volk. „Je kleiner das Opfer ist,“ (also die Forderung bzw. unser politischer Zweck) „welches wir von unserem Gegner fordern, umso geringer dürfen wir erwarten, dass seine Anstrengungen sein werden, es uns zu versagen.“[8], dabei gilt auch wieder im Kehrschluss wie in einer Wechselwirkung „je kleiner unser politischer Zweck ist, […] umso kleiner werden auch […] unsere Anstrengungen sein.“8. Somit gilt, dass auch immer der eigentliche Zweck entscheidend für den Verlauf des Krieges ist. Hierzu ist aber auch entscheidend, welche Meinung bzw. Spannung in der Bevölkerung herrscht: „Es können in zwei Völkern und Staaten sich solche Spannungen, eine solche Summe feindseliger Elemente finden, dass ein an sich sehr geringes politisches Motiv des Krieges“(der politische Zweck) „eine weit über seine Natur hinausgehende Wirkung, eine wahre Explosion hervorbringen kann.“ 8. Dass „Der politische Zweck wird als Maß umso mehr vorherrschen und selbst entscheiden, je gleichgültiger sich die Massen verhalten, je geringer die Spannungen sind, die auch außerdem in beiden Staaten und ihren Verhältnissen sich finden, und so gibt es Fälle, wo er fast allein entscheidet.“ 8
[...]
[1] Als Preußische Heeresreform bezeichnet man die Reorganisation der preußischen Armee in den Jahren 1807 bis 1814.
[2] 1.Absatz
[3] Panzerabwehrkanone
[4] 3.Abschnitt
[5] 4.Abschnitt
[6] 6.Abschnitt
[7] 8.Abschnitt
[8] 11.Abschnitt
- Arbeit zitieren
- Sascha Koziol (Autor:in), 2018, Die Clausewitzsche Sichtweise von Krieg und ihre Bedeutung für den Umgang mit politischen Konflikten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/436279
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