Diese Arbeit soll sich einzig und allein mit dem Theologischen Gesetzesverständnis von Paulus im Römer- und Galaterbrief beschäftigen. Wir wollen uns fragen, wie Paulus das Gesetz verstanden hat, nachdem er Christ wurde. Durch scheinbare Differenzen zwischen Gesetzesaussagen im Galater- und Römerbrief kommen verschiedene kontroverse Meinungen zutage, welche Probleme und Herausforderungen im theologischen Bereich auslösen können. In dieser Arbeit versuche ich, in großes Bild des Gesetzesverständnisses von Paulus zu malen. Daher muss schon vorgewarnt werden, dass nicht jedes der mit inbegriffenen Themen in seiner ganzen Tiefe zur Sprache kommt, sondern angeschnitten oder weggelassen wird.
Die theologische Gesetzesthematik von Paulus ist von großer Relevanz und Herausforderung, denn gerade in vielen reformierten Kirchen gilt „die Freiheit vom Gesetz“ als einer der Kerngrundsätze des christlichen Glaubens. Im neunzehnten Jahrhundert stellten die Gebrüder Grimm in ihrem „Deutschen Wörterbuch“ die Gesetzlichkeit als etwas Positives dar. Wenn sich jemand an das Gesetz hielt und beispielsweise die Steuern zahlte, war dieser „gesetzlich“ und dies war positiv zu bewerten. Heutzutage wird dieses Wort im Gemeindekontext eher als Schimpfwort gebraucht. In Predigten und Vorträgen werden Juden und Pharisäer als die „gesetzlichen“ Menschen beschrieben, die versuchen, mit ganzer Kraft die Gebote Gottes einzuhalten. Nach Ansicht und Ermessen mancher Menschen hingegen, müssen sich Christen nicht mehr an die Gebote halten, denn Jesus hat sie ja schließlich vom Gesetz freigemacht. „Wenn Christen sich an das Gesetz halten, tun sie dies freiwillig und nur so weit, wie sie es für angemessen halten.“ Daraus resultiert, dass für viele Menschen die Freiheit des Gesetzes als Rechtfertigung gilt, alles tun und lassen zu können, was sie wollen. Diese Einstellung und Haltung zeigt sich darin, dass für viele Christen das Alte Testament für Gesetz und nicht für Freiheit steht, für sie ist es überholt und obsolet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Einleitende Gedanken
- Allgemeine Problematik, Herausforderung und Relevanz
- Aufbau der Ausarbeitung
- Herkunft und Wesen des Gesetzes
- Bedeutung des Gesetzes im Alten Testament
- Tora
- Die Juden und die Tora
- Die Tora im Frühjudentum
- Die Bedeutung des Gesetzes im Neuen Testament
- Gesetz in der Umwelt der Neutestamentlichen Schreiber
- Gesetz in der Kulturgeschichtliche
- Zusammenfassung
- Juden
- Kulturgeschichtlich
- Verfasser des Neuen Testaments
- Das Gesetz bei Paulus im Diskurs
- Gesetzesthematik
- Auslegung der Gesetzeswerke (εpywv voμov) bei Luther
- Auslegung der Gesetzeswerke (εpywv voμov) in der neueren Diskussion
- R. Bultmann
- E.P. Sanders
- J.D.G. Dunn
- Die diachrone Analyse
- Damaskus Erlebnis
- Zusammenführung der Diachrone Analyse
- Die synchrone Analyse
- Auswertung der Synchronen Analyse
- Gesetz im Galaterbrief
- Hinführung
- Gal. 3,1-13
- Gal. 3,15-19
- Gal. 3,19-29
- Gal. 4,1-7
- Gal. 4,21-31
- Gal. 5,14
- Gal. 6,2
- Gesetz im Römerbrief
- Hinführung
- Röm. 2,12-14
- Röm. 4,1-22
- Röm. 5,13
- Röm. 6,1-7,6
- Röm. 7,7-12
- Röm. 7,14
- Röm. 7,21-23
- Röm. 10,4
- Röm. 13,8-10
- Die Theologie und Lehre des Gesetzes bei Paulus
- Das Gesetz als ganzheitliche Größe
- Das Tun des Gesetzes
- Das Gesetz als heilige Macht des Fluches und der Verurteilung
- Das Gesetz zur Aufdeckung der Sünde und Anklage durch die Sünde
- Die Befreiung vom Fluch des Gesetzes durch Jesus Christus
- Durch Jesus Christus wurde das Gesetz erfüllt
- Funktion des Gesetzes
- Zusammenfassung der Ergebnisse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit dem Verständnis des Gesetzes in der Theologie des Apostels Paulus, insbesondere im Kontext des Römer- und Galaterbriefes. Der Fokus liegt darauf, zu ergründen, wie Paulus das Gesetz nach seiner Bekehrung verstand und welche Rolle es in seinem Denken spielte. Besonderes Augenmerk wird auf die scheinbaren Unterschiede in den Gesetzesaussagen der beiden genannten Briefe gelegt und deren Implikationen für die Theologie diskutiert. Die Arbeit zielt darauf ab, ein umfassendes Bild von Paulus' Sichtweise auf das Gesetz zu zeichnen.
- Die Interpretation des Gesetzes bei Paulus im Vergleich zu anderen Interpreten (Luther, Bultmann, Sanders, Dunn)
- Die Beziehung zwischen dem Gesetz und dem Glauben im Werk des Paulus
- Die Rolle des Gesetzes als Ausdruck der Gnade Gottes und als Weg zur Befreiung
- Die Entwicklung des Paulus'schen Gesetzesverständnisses anhand seiner Briefe
- Die praktische Relevanz der Paulinischen Gesetzeslehre für das heutige christliche Leben
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, in der die Problematik des Gesetzesverständnisses von Paulus aufgezeigt wird, sowie die Relevanz und Herausforderung der Untersuchung erläutert werden. Die Einleitung bietet zudem einen Überblick über den Aufbau der Arbeit.
Kapitel 2 befasst sich mit der Herkunft und dem Wesen des Gesetzes, sowohl im Alten Testament als auch im Kontext der Umwelt des Neuen Testaments. Dabei werden unterschiedliche Ansichten und Deutungen des Gesetzes beleuchtet.
Kapitel 3 untersucht die Diskussion über das Gesetz im Werk des Paulus. Es werden verschiedene Interpretationen des Gesetzes, wie zum Beispiel die von Luther, Bultmann, Sanders und Dunn, dargestellt und verglichen. Außerdem wird die diachrone und synchrone Analyse des Gesetzes in der Paulinischen Theologie vorgestellt.
Kapitel 4 fokussiert auf den Galaterbrief und die Bedeutung des Gesetzes darin. Es werden verschiedene Stellen im Galaterbrief analysiert, die sich mit der Frage der Rechtfertigung durch das Gesetz befassen.
Kapitel 5 beleuchtet den Römerbrief und die Rolle des Gesetzes in diesem wichtigen Brief des Paulus. Verschiedene Stellen aus dem Römerbrief werden auf ihre Gesetzesaussagen hin analysiert.
Kapitel 6 beschäftigt sich mit der Theologie und Lehre des Gesetzes bei Paulus. Es werden verschiedene Aspekte der Paulinischen Sichtweise auf das Gesetz erörtert, wie zum Beispiel seine Funktion als Ausdruck der Gnade Gottes, als Weg zur Befreiung, als Mittel zur Aufdeckung der Sünde und als Ausdruck der heiligen Macht des Fluches.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter der Arbeit sind: Gesetz, Paulus, Römerbrief, Galaterbrief, Tora, Gnade, Glaube, Befreiung, Rechtfertigung, Sünde, Fluch, Christentum, Theologie, Judaismus.
- Quote paper
- Nathanael Mertens (Author), 2018, Das Gesetz in der Paulinischen Theologie. Eine biblisch-theologische Ausarbeitung mit besonderen Fokus auf dem Römer- und Galaterbrief, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/435647