Kürzlich irgendwo in Deutschland: Mutter und Tochter betreten eine Buchhandlung. Die Buchhändlerin mittleren Alters wendet sich den beiden hilfsbereit zu und fragt die Tochter: „Was liest du denn gerne, Kleine?“ – „Facebook!“
Im Februar 2010 ermittelte Facebook weltweit 400 Millionen Nutzer, davon allein vier Mio. in Deutschland. 65 % der User sind dabei zwischen 18 und 34 Jahre alt. Laut Börsenblatt ist in dieser Altersgruppe die Zahl der Leser, die ein- oder mehrmals am Tag ein Buch in die Hand nehmen, im letzten Jahr von 37 auf 33 Prozent gesunken. Dieser Abfall muss die Verlage und Buchhandlungen in Bezug auf Kundenfindung und Werbung wachrütteln.
Laura Köhninger
WS 09/10
Social Media in der Buchbranche –
Werben unter Freunden
Kürzlich irgendwo in Deutschland: Mutter und Tochter betreten eine Buchhandlung. Die Buchhändlerin mittleren Alters wendet sich den beiden hilfsbereit zu und fragt die Tochter: „Was liest du denn gerne, Kleine?“ – „Facebook!“
Im Februar 2010 ermittelte Facebook weltweit 400 Millionen Nutzer, davon allein vier Mio. in Deutschland. 65 % der User sind dabei zwischen 18 und 34 Jahre alt. Laut Börsenblatt ist in dieser Altersgruppe die Zahl der Leser, die ein- oder mehrmals am Tag ein Buch in die Hand nehmen, im letzten Jahr von 37 auf 33 Prozent gesunken. Dieser Abfall muss die Verlage und Buchhandlungen in Bezug auf Kundenfindung und Werbung wachrütteln.
Die Generation ist mit dem Computer groß geworden, sie fordert Information auf vielen Kanälen und wechselt mit Leichtigkeit zwischen realer und digitaler Welt hin und her. Auch wichtig in diesem Zusammenhang: 2/3 aller Kaufentscheidungen werden laut einer McKinsey-Studie durch Mundpropaganda beeinflusst – in unserer virtuellen Zeit somit auch im Web 2.0. „Wer heutzutage nicht in den sozialen Netzwerken unterwegs ist, dem kann es passieren, dass er für seine Zielgruppe praktisch nicht existiert“, warnt Klaus Peter Stegen, verantwortlich für Marketing und Vertrieb bei Oetinger Audio.
Wenn es um Ideen geht, hat der Nachwuchs der Branche, die Digital Natives, die Nase vorn. Sie integrieren Facebook selbstverständlich in ihren Alltag, sind offen gegenüber Neuerungen und sammeln so Erfahrung im Internet, die sich für sie und ihre Arbeitgeber in der Zukunft auszahlen.
Ein großer Vorteil in sozialen Netzwerken ist die passive Weiterleitung von Information. Im Gegensatz zu Offline-Werbestrategien wie Prospekte und Plakate mit großem Streuverlust und wenig direkter Feedback-Möglichkeit, ist es durch Kommentare und dem „Gefällt-mir“-Button bei Facebook ein leichtes, sofort und ohne Verzögerung die eigene Meinung zu äußern, positiv oder negativ. An diesem Punkt setzt der Multiplikator-Effekt ein: Sobald der Benutzer aktiv am Online-Geschehen teilnimmt, durch Kommentare, Benutzung von Applikationen, Teilnahme an Umfragen oder einem Quiz, erscheint sofort ein Hinweis auf der Startseite aller seiner Freunde über diese Aktivität. Ist sie interessant und macht aufmerksam? Dann werden sie sie mit hoher Wahrscheinlichkeit anklicken und deren Freunde wiederum einen Hinweis erhalten. Die Reichweite ist dabei fast unüberschaubar groß, in Schnelligkeit kaum zu übertreffen, außerdem ist die Hemmschwelle der User um einiges geringer als bei mündlicher Kommunikation.
Bei dieser aktiven und direkten Interaktion mit potenziellen Kunden muss aber darauf geachtet werden, dass die Unternehmenspage auf Facebook nicht nur reine Werbebotschaften enthält – Themen statt Marken muss die Devise lauten. Eigenlob schreckt ab und vergrault, gemeinsame Interessen bauen eine Beziehung auf. Auch lustige und unterhaltsame Inhalte wie Videos, Applikationen, Spiele oder Aktionen, bei denen man selbst aktiv werden muss, wecken Neugier und Anklickfreudigkeit und steigern so die Markenbekanntheit. „User erwarten echten Mehrwert. Es reicht nicht, nur darauf hinzuweisen, dass ein Buch erschienen ist“, so Boris Udina, Vertriebs- und Marketingleiter beim Audio Media Verlag. Im Vordergrund steht die Community, der Spaß und das Schaffen eines Vertrauensverhältnisses zwischen Anbieter und Kunden – das Verkaufen folgt erst im zweiten Schritt.
Ist Social Media also nur großes Gerede mit geringer Verkaufsgarantie? Das wäre eine völlig falsche Annahme. Obwohl das Betreuen von Unternehmensseiten, nicht nur bei Facebook, auch bei Twitter oder Xing, sehr zeitaufwändig und betreuungsintensiv ist, darf der Schritt in die digitale Welt der sozialen Netzwerke nicht ausgelassen werden. Neue Leser zu gewinnen und bisherige zu halten ist das höchste Ziel eines Verlages, einer Buchhandlung – unter Freunden im Web 2.0 ist dies möglich.
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- Arbeit zitieren
- Laura Köhninger (Autor:in), 2010, Social Media in der Buchbranche. Werben unter Freunden, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/435120
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