Besonders interessant an dem Konzept der Lebensweltorientierung ist, dass sie keine Theorie im klassischen Sinne beinhaltet. Vielmehr begründet sich das Konzept auf vier theoretische Säulen aus unterschiedlichen Bereichen. An erster Stelle verfolgt die Lebensweltorientierung die hermeneutisch-pragmatische Traditionslinie der Erziehungswissenschaften,wie sie u.a. von Dilthey, Nohl und Weniger im Laufe des 20. Jahrhundert etabliert wurden. Diese beinhaltet die alltägliche Praxis des Verstehens und dem daraus resultierten Handeln. Die zweite Säule stellt das phänomenologisch-interaktionistische Paradigma da, wo der Alltag und die Lebenswelt analysiert wird.
Dabei wird die alltägliche Lebenswelt der Betroffenen rekonstruiert,um die alltäglichen Verhältnisse zu beleuchten, von denen sie zum einen geprägt werden, aber auch gleichzeitig Einfluss nehmen können. Als nächstes folgt der kritische Ansatz der Alltagstheorie, die das dritte Fundament der Lebensweltorientierung bildet. Hierbei geht es in erster Linie darum Ressourcen im Alltag aufzudecken und gleichzeitig Destruktives abzubauen, damit eine selbstständige Alltagsbewältigung ermöglicht werden kann. Als letzten Punkt bezieht die Lebensweltorientierung die Analyse gesellschaftlicher Strukturen, die die Lebenswelt des Menschen umfassen. Für die Lebensweltorientierung sind die Ressourcen innerhalb der Lebenswelt sowie die Untersuchungen zur gesellschaftlichen und sozialen Bestimmung von Lebensmustern relevant.
Diese Merkmale und Handlungsstrategien sollen in der vorliegenden Hausarbeit im Einzelnen kurz vorgestellt werden, da sie das Fundament des lebensweltorientierten Ansatzes bilden. Anschließend wird anhand eines Praxisbeispiel erörtert, wie das Konzept der Lebensweltorientierung Anwendung in der Praxis finden kann. Abschließend wird bezugnehmend auf die Professionalisierungsdebatte der Sozialen Arbeit anhand des Praxisbeispiel kurz erläutert, wie wichtig fundiertes Wissen in diesem Fall ist. Ziel ist es, dadurch zu verdeutlichen, inwiefern die Soziale Arbeit die Berechtigung erhalten sollte, sich eine Profession nennen zu dürfen, auch wenn sie nicht die klassischen Kriterien erfüllt.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Entstehung der Lebensweltorientierung nach Hans Thiersch
2.1 Konzept der Lebensweltorientierung nach Thiersch
2.2 Das Selbstverständnis der Lebensweltorientierung und ihre Handlungsmaxime
2.3 Hermeneutisch-pragmatische Tradition nach Nohl
2.4 Die Theorie der Lebenswelt als Basis für die lebensweltorientierte Arbeit
3 Das Konzept einer lebensweltorientierten Jugendhilfe
3.1 Lebensweltorientierte Jugendhilfe in der Praxis
3.2 Professionalisierung in der Offenen Jugendarbeit
4 Resümee
- Arbeit zitieren
- Melanie Strittmatter (Autor:in), 2017, Konzept der lebensweltorientierten Jugendhilfe, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/434889
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