Diese Arbeit versucht, auf wenigen Seiten Tendenzen der Kriegsbegeisterung der Bevölkerung durch die Instrumentalisierung der Männerchöre zwischen 1890 und 1914 aufzuzeigen.
Nach einer knapp gefassten historischen Einordnung dieses Zeitabschnittes folgt eine Zusammenfassung anhand der ausgewählten Bereiche „Kaiserlicher Einfluss“ und „Volksliederbuch für Männerchor“ (, die sicherlich durch weitere Bereiche zu ergänzen wäre), die zeigt, wie sehr die Institution der Männerchöre für Propagandazwecke genutzt wurde.
Inhalt
1. Einleitung
2. 1890 bis 1914: Historische Einordnung
3. Das Männerchorwesen zwischen 1890 bis 1914
3.1 Kaiserlicher Einfluss
3.2 Volksliederbuch für Männerchor
3.3 Instrumentalisierung zur Kriegsbegeisterung der Bevölkerung
4. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Diese Arbeit versucht auf wenigen Seiten Tendenzen der Kriegsbegeisterung der Bevölkerung durch die Instrumentalisierung der Männerchöre zwischen 1890 und 1914 aufzuzeigen.
Nach einer knapp gefassten historischen Einordnung dieses Zeitabschnittes folgt eine Zusammenfassung anhand der ausgewählten Bereiche „Kaiserlicher Einfluss“ und „Volksliederbuch für Männerchor“ (,die sicherlich durch weitere Bereiche zu ergänzen wäre), die zeigt, wie sehr die Institution der Männerchöre für Propagandazwecke genutzt wurde.
Zu untersuchen wären im Anschluss an diese Arbeit noch weitere Punkte, die zu einer Verifizierung dieser These herangezogen werden müssen, um ein vollständiges Bild entwerfen zu können. Diese Arbeit liefert lediglich Tendenzen und Ansatzpunkte für weitergehende Forschung an diesem Thema.
2. 1890 bis 1914: Historische Einordnung
Das deutsche Kaiserreich unter Wilhelm II. wird allgemein zwischen 1872 und 1918 datiert. Zu seinem Ende hin kommt es zwischen 1914 und 1918 zum ersten Weltkrieg, der gleichzeitig das Ende des Kaiserreichs und den Beginn der Weimarer Republik einläutet. Innerhalb der Zeitspanne zwischen 1890 und 1914, die in dieser Arbeit genauer betrachtet wird, gibt es wichtige Ereignisse, die maßgeblichen Einfluss auf die Weiterentwicklung der Gesellschaft hatten und an dieser Stelle kurz skizziert werden sollen.
Man mag bei näherer Beschäftigung mit dieser Epoche den Eindruck gewinnen, alles drehe sich nur um Militär und Kriegsthematiken, aber auch arbeits- und sozialrechtlich gibt es einschneidende Neuerungen, die zu einer Verbesserung der Arbeitsbedingungen und des Arbeitsschutzes beitrugen. So zum Beispiel der am 4. März 1896 eingeführte Maximalarbeitstag von 12 Stunden[1] oder die bereits im Mai 1890 beschlossene Gewerbeordnungsnovelle und das Gewerbegerichtsgesetz[2]. Es lässt sich trotzdem nicht leugnen, dass „Die beiden einflußreichsten Ideologien im Deutschen Kaiserreich, Nationalismus und Militarismus“[3] sind. Ludwig Thoma beschreibt die Zeit wie folgt: „Es ist, als ob die ganze Welt von heute mit Säbeln über das Pflaster klirrte“[4]. Vor dem ersten Weltkrieg scheint die Kriegsbegeisterung der Deutschen enorm und stetig wachsend. Sie ist letztlich so dominant „daß die gesellschafts- und machtpolitische Stellung des Militärs von 1871 bis zum Weltkrieg eindeutig und recht kontinuierlich stärker wurde, und daß im Weltkrieg selbst das Militär alle Zügel in die Hand nahm und schließlich selbst der Kaiser zur bloßen Randfigur des Geschehens degradierte.“[5]
3. Das Männerchorwesen zwischen 1890 bis 1914
Nach Brusniak liegt die „Gründungsphase der Männerchorbewegung um 1800“.[6] Diese Chöre spielen eine nicht minder große Rolle in der in dieser Arbeit untersuchten Zeit zwischen 1890 und 1914. Wie im zweiten Kapitel bereits erwähnt, sind Kriegsthematik und Militarisierung ein fester Bestandteil des Alltagslebens der Bevölkerung und Veranstaltungen wie die der Männerchöre sind gut besuchte Ereignisse, die von Politikern und Machthabern zu Propagandazwecken genutzt werden. Schon in der Schule lernen Kinder von klein auf an Kriegsbegeisterung und ihre Lehrer, genau damit beauftragt, sind zugleich oft in den Männerchören involviert: „Die Initiatoren von Chorgründungen waren in der Regel Lehrer, die vor allem in ländlichen Gebieten als Chorleiter fungierten“.[7] Im Fokus dieses Kapitels steht der kaiserliche Einfluss auf die Liedauswahl, Preisverleihungen und öffentlichen Veranstaltungen sowie das 1906 veröffentliche „Volksliederbuch für Männerchöre“. Anhand dieser beiden beispielhaft ausgewählten Themenbereiche (,die durch weitere ergänzt werden können), versuche ich Tendenzen der Instrumentalisierung zur Kriegsbegeisterung der Bevölkerung durch Männerchöre aufzuzeigen.
3.1 Kaiserlicher Einfluss
Die machthabenden Organe der Monarchie jener Zeit haben großes Interesse daran, das Männerchorwesen nachhaltig zu fördern. Es ist eins der zahlreichen Instrumente, um Gedankengut zu verbreiten und die Kriegsbegeisterung der Massen weiter anzuheizen. Neben der Musik werden weitere Lebensbereiche von dieser Ideologie durchdrungen. Neben Sportvereinen und der Schule sind auch Kriegsvereine weit verbreitet. Ludwig Quidde bezeichnet sie als „wirksames Mittel, die klein-bürgerliche Gesellschaft mit dem Geist des Militarismus zu durchdringen“[8].
Am 27. Januar 1895 gibt Kaiser Wilhelm II. folgenden Erlass bekannt:
„Zu meiner Freude habe ich in letzter Zeit mehrfach Gelegenheit gehabt, wahrzunehmen, wie die Deutschen Männergesangsvereine bestrebt sind, den vaterländischen Gesang zu pflegen und zu fördern. Eingedenk dessen, daß Deutsches Lied und Deutscher Sang alle Zeit auf die Veredelung der Volksseele einen segensreichen Einfluß geübt und die Nation in der Treue gegen Gott, Thron, Vaterland und Familie gestärkt haben, wünsche Ich am heutigen Tage Meiner warmen Theilnahme an diesen Bestrebungen besonders Ausdruck zu geben. Zu dem Ende will Ich hierdurch einen Wanderpreis stiften, welcher bei einem etwa jährlich zu veranstaltenden Wettstreite Deutscher Männergesangsvereine dem jedesmaligen Sieger für die beste Leistung auf diesem Gebiete zuerkannt werden soll …“[9]
In der Realisierung gibt es schließlich einige Abweichungen. Die Preisverleihung findet nicht jährlich statt und auch nicht direkt 1895, sondern zu folgenden Terminen:
1. Verleihung des Wanderpreises am 25.-27. Mai 1899 in Kassel.
2. Verleihung am 3.-6. Juni 1903 in Frankfurt am Main.
3. Verleihung 1909 in Frankfurt am Main.
4. Verleihung 1913 in Frankfurt am Main.[10]
Zur Teilnahme berechtigt waren nur große Männerchöre mit mindestens 100 Sängern.[11] Lemmermann beschreibt die Veranstaltung als besonders aufwändiges, kaiserliches Zurschaustellen: „Das Ritual der Preisübergabe mit kaiserlichem Gepränge, Herold und Fanfahren war abgestimmt auf eindrucksvolle Demonstration von Macht, Pracht und Herrlichkeit“[12]
Zu Pfingsten 1903 folgt ein weiterer kaiserlicher Erlass: das „Preisausschreiben zur Pflege des deutschen Volksliedes“[13] (Zugelassen waren: „deutsche Lieder mit volkstümlicher Melodie im Höchstumfang von fünfzig Takten.“[14] ). Gewünscht waren von kaiserlicher Seite aus „weniger Lyrisches, dagegen mehr ‚Energisches und Männliches‘, das beim Volk Wirkung zeige und den Patriotismus stärke.“[15] Als mögliche Folge dieser gesamt-gesellschaftlichen Bewegung hin zur Kriegsbegeisterung lässt sich auch im pädagogischen Bereich eine klare Tendenz vernehmen: „Feststellbar ist, daß Schulliederbücher und Schulkonzerte im Jahrzehnt vor dem 1. Weltkrieg deutlich steigende Anteile an patriotischen, besonders kriegsbezogenen Gesängen aufweisen.“[16] Der Nachwuchs (auch für die Männerchöre) wird so von klein auf zur Kriegsbegeisterung erzogen und das Fortbestehen der Monarchie gefördert.
3.2 Volksliederbuch für Männerchor
Wie im vorangehenden Unterkapitel bereits erwähnt, forderte Wilhelm II. „die Pflege des deutschen Volksliedes“[17]. Am 23. November 1903 genehmigt er die Herstellung eines Liederbuchs für den Männergesang, dessen Auswahl er in die Hände einer Kommission übergibt, die es schließlich als das „Volksliederbuch für Männerchor“ in zwei Bänden herausgibt. Die innerhalb von drei Jahren entstandenen und mit 610 Liedern gefüllten beiden Bände (unter anderem auch zu den Kategorien „Vaterland und Heimat“ und „Soldatenlieder“[18] ) erscheinen 1906 bei C. F. Peters[19].
Kaiserliche Vorgabe an die Kommission war „das durch Auswahl und Gestaltung der Lieder dem volkstümlichen Charakter der Kunstgattung genüge leisten sollte“[20], schreibt Rochus Freiherr von Liliencron in der Einleitung.
Die Kommission war in zwei Bereiche, eine Arbeits- und eine beratende Kommission, aufgeteilt. Die Arbeitskommission, aus „namenhaften Persönlichkeiten“[21], hatte folgende Aufgaben:
1. „Auswahl des Besten aus dem reichen Schatz an Volksliedern und volkstümlichen Texten und Gesängen, die sich in den Liederbüchern und Liedersammlungen zusammengefunden haben.“[22]
2. „Auswahl solcher Lieder, die nur den Launen des Tages erlagen und damit mit Unrecht die frühere Gunst der Sänger und Hörer verloren zu haben schienen“.[23]
3. „Auswahl auch derjenigen Lieder, auf die zwar der Begriff des Volksliedes in seiner engsten Umgrenzung nicht zutrifft, die aber im Laufe der Zeit dieselbe Stellung gewonnen haben, … wie wohl Erzeugnisse bewußter Kunst“[24].
[...]
[1] Vgl. Neugebauer, 2001, S. 116.
[2] Neugebauer, 2001, S. 116.
[3] Rohkrämer, 1990, S. 15.
[4] Ludwig Thoma in: Lemmerman, 1984, S.29.
[5] Lemmerman, 1984, S.28.
[6] Brusniak, 2005, S. 22.
[7] Lemmerman, 1984, S.175.
[8] Rohkrämer, 1990. S. 9.
[9] Lemmermann, 1984, S. 176.
[10] Vgl. Brusniak, 2005, S.20.
[11] Vgl. Lemmermann, 1984, S.176.
[12] Ebd. S. 176.
[13] Ebd. S. 24.
[14] Ebd. S. 24.
[15] Ebd. S. 177.
[16] Ebd. S. 178.
[17] Ebd. S. 24.
[18] Lemmermann, 1984, S. 26.
[19] Ebd. S. 20f.
[20] Ebd. S. 20.
[21] Ebd. S. 20.
[22] Ebd. S. 21.
[23] Ebd. S. 21f.
[24] Brusniak, 2005. S. 22.
- Arbeit zitieren
- Anonym,, 2015, Das Männerchorwesen zwischen 1890 und 1914, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/434821
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