Die Gesundheitsausgaben sind in den letzten drei Jahrzehnten in fast allen Industriestaaten massiv angestiegen. Der Gesundheitssektor hat dadurch eine immer größere Bedeutung erlangt. Die demographische Entwicklung – der steigende Anteil älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung- lässt erwarten, dass dieser Trend in Zukunft anhalten wird. Der technische Fortschritt im Gesundheitswesen verstärkt ihn noch, indem er zur Erhöhung der durchschnittlichen Lebenserwartung beiträgt. Darüber hinaus ist er selbst Ursache massiver Ausgabensteigerungen, denn durch neue Diagnose- und Therapieverfahren entsteht eine zusätzliche Nachfrage, die sonst nicht vorhanden gewesen wäre.
Dabei ist die Höhe der Gesundheitsausgaben besorgniserregend, weil den Leistungsausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) nicht immer hinreichend hohe Einnahmen gegenüberstehen. Das liegt daran, dass die Einnahmen der GKV in erster Linie aus den Beiträgen der Versicherten bestehen und diese werden Einkommensabhängig erhoben. Vom Bruttoeinkommen jedes gesetzlich versicherten Arbeitnehmers wird ein fester Prozentsatz einbehalten und an die Krankenkasse abgeführt. Dieser Grundsatz führt dazu, dass die Einnahmen der GKV prinzipiell an die Summe der beitragspflichtigen Einkommen gekoppelt sind und nicht am Bedarf an Gesundheitsleistungen orientiert werden.
INHALTSVERZEICHNIS
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
1. Die Gesamtwirtschaftliche Bedeutung der Versicherung
1.1. Die Aufgaben und die Funktionen der Versicherung
2. Die Probleme auf dem Krankenkassenmarkt
2.1. Die Informationsverteilung auf dem Versicherung- und Krankenkassenmarkt
3. Die Krankenversicherung
3.1. Das Basismodell
4. Adverse Selektion
4.1. Die Wirkweise von Adverser Selektion
5. Moral-Hazard
5.1. Moral-Hazard in der gesetzlichen Krankenversicherung
6. Ex-ante-Moral-Hazard
6.1. Der Einfluss auf die Erkrankungswahrscheinlichkeit
6.2. Bei symmetrischer Information
6.3. Bei asymmetrischer Information
7. Ex-post-Moral-Hazard
7.1. Bei symmetrischer Information
7.2. Bei asymmetrischer Information
8. Der volkswirtschaftliche Verlust durch Moral-Hazard in der Krankenversicherung
9. Die Schlussfolgerung der asymmetrischen Information
9.1. Die Zusammenfassung der Ergebnisse
9.2. Die Schlussbetrachtung
9.3. Die Zukunftsaussichten und – probleme
LITERATURVERZEICHNIS
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1. Die gesamtwirtschaftliche Bedeutung der Versicherung
Will man sich die Bedeutung der Versicherungen verdeutlichen, so gibt es mehrere Parameter, welche betrachtet werden können. Ein Indiz sind die Anzahl der Versicherungsunternehmen, die Anzahl der Beschäftigten, der Prämienrahmen, sowie der Anteil an der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung sowie dem Wertschöpfungsanteil der Versicherung und Banken am Bruttoinlandsprodukt (BIP).
Für den internationalen Vergleich werden meist die Prämieneinnahmen herangezogen. Dabei ist im direkten Vergleich mit Schweiz und Österreich zu erkennen, das Deutschland mehr als 171 Mrd. $ Bruttoeinnahmen hat, was fast 400 % mehr sind, als Österreich und die Schweiz zusammen.[1]
1.1. Die Aufgaben und die Funktionen der Versicherung
Man kann die Bedeutung der Versicherung indirekt auch aus den volkswirtschaftlichen Aufgaben oder Funktionen ermitteln. Diese Aufgaben werden in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) widergespiegelt. Je mehr die Versicherung hierzu beträgt, Ausgaben einzusparen, desto geringer ist ihr Beitrag zum BIP. In der modernen Marktwirtschaft fördert die Versicherung, bzw. das Versicherungswesen die wirtschaftliche Effizienz zumindest auf sechs verschiedenen Wegen. Das sind im Einzelnen, die Verbesserung der Allokation, der Schutz des Vermögens, die Kapitalakkumulation, die Mobilisierung von finanziellen Ressourcen, die Kontrolle des Unternehmensverhaltens und die Entlastung des Staates.[2]
2. Die Probleme auf dem Krankenkassenmarkt
Die Gesundheitsausgaben sind in den letzten drei Jahrzehnten in fast allen Industriestaaten massiv angestiegen. Der Gesundheitssektor hat dadurch eine immer größere Bedeutung erlangt. Die demographische Entwicklung – der steigende Anteil älterer Menschen an der Gesamtbevölkerung- lässt erwarten, dass dieser Trend in Zukunft anhalten wird. Der technische Fortschritt im Gesundheitswesen verstärkt ihn noch, indem er zur Erhöhung der durchschnittlichen Lebenserwartung beiträgt. Darüber hinaus ist er selbst Ursache massiver Ausgabensteigerungen, denn durch neue Diagnose- und Therapieverfahren entsteht eine zusätzliche Nachfrage, die sonst nicht vorhanden gewesen wäre.[3][4]
Dabei ist die Höhe der Gesundheitsausgaben besorgniserregend, weil den Leistungsausgaben der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) nicht immer hinreichend hohe Einnahmen gegenüberstehen. Das liegt daran, dass die Einnahmen der GKV in erster Linie aus den Beiträgen der Versicherten bestehen und diese werden Einkommensabhängig erhoben. Vom Bruttoeinkommen jedes gesetzlich versicherten Arbeitnehmers wird ein fester Prozentsatz einbehalten und an die Krankenkasse abgeführt. Dieser Grundsatz führt dazu, dass die Einnahmen der GKV prinzipiell an die Summe der beitragspflichtigen Einkommen gekoppelt sind und nicht am Bedarf an Gesundheitsleistungen orientiert werden.
2.1. Die Informationsverteilung auf dem Versicherung- und Krankenkassenmarkt
Die Versicherungsökonomie ist eines der klassischen Gebiete der Prinzipal-Agent-Theorie. Der Versicherte als Agent beeinflusst durch sein Verhalten die finanzielle Situation der Versicherung als Prinzipal.
Zunächst wird das Basismodell der Versicherungsökonomie dargestellt, das eine symmetrische Informationsverteilung zwischen Versicherer und Versichertem annimmt. Danach wird das Modell dahin verändert, dass der Versicherte besser über seinen Gesundheitszustand und damit über die voraussichtliche finanzielle Belastung des Versicherers informiert ist, als der Versicherer selbst. Durch diese Informationsasymmetrie kann es zu zwei Phänomenen kommen, Adverse Selektion und Moral-Hazard.[5]
Moral-Hazard bedeutet, dass der Patient im Wissen um den Versicherungsschutz sein Verhalten ändert, also beispielsweise gesundheitsförderliche Verhaltensweisen unterlässt oder sogar bewusst gesundheitliche Risiken eingeht und so oder anders einen unnötigen hohen Schaden verursacht.[6]
3. Die Krankenversicherung
3.1. Das Basismodell
Es wird davon ausgegangen, dass alle Individuen identisch sind. Jedes Individuum hat ursprünglich ein Einkommen und eine Wahrscheinlichkeit krank zu werden. Diese Erkrankung würde einen finanziellen Verlust bringen. Die Erkrankungswahrscheinlichkeit und die Höhe des möglichen Verlustes sind sowohl dem Individuum selbst, als auch dem Versicherer bekannt.[7]
4. Adverse Selektion (hidden information)
Abweichend von diesem Grundmodell nimmt man jetzt jedoch an, dass es auf dem Markt für Versicherungsleistungen auf der Nachfragerseite zwei verschiedene Typen von Individuen gibt. Der eine Typ hat eine geringe Erkrankungswahrscheinlichkeit, stellt dadurch aus Sicht des Versicherers gute Risiken dar. Dem gegenüber steht der Typ mit den schlechten Risiken, welcher eine höhere Wahrscheinlichkeit hat, zu erkranken. Diese beiden Typen und deren Häufigkeit sind allen Marktteilnehmern bekannt.
Kann der Versicherer stets den Typ eines Individuums erkennen, so lässt sich eine First-Best-Lösung erreichen. Der Markt teilt sich deshalb in zwei Teilmärkte, einen für die guten und einen für die schlechten Risiken. Auf jedem der beiden Märkte stellt sich ein Gleichgewicht ein wie im Basismodell. Alle Individuen schließen eine Vollversicherung ab.[8][9] Solange der Versicherungskäufer keine Wahl der Vertragsform hat, kann er vielfach nur eine Second-Best-Lösung erreichen.[10]
4.1. Die Wirkweise von Adverser Selektion
Die Wirkweise adverser Selektion wurde zuerst von Akerlof für einen Gütermarkt mit nicht homogenen Gütern beschrieben. Der Verkäufer eines Gutes ist über dessen Qualität informiert, der Käufer nicht. Will man Akerlofs Beispiel auf den Versicherungsmarkt übertragen, dann entspricht der Versicherer dem Käufer eines Gutes (Prinzipal) und der Versicherte dem Verkäufer (Agent).[11]
[...]
[1] vgl.: Eisen, R. / Zweifel, P., 2003, Seite 8-15
[2] vgl.: Eisen, R. / Zweifel, P., 2003, Seite 15-20
[3] vgl.: Stade, U., 2002, Seite 9 f.
[4] vgl.: Eisen, R. / Zweifel, P., 2003, Seite 458 f.
[5] vgl.: Stade, U., 2002, Seite 19 f.
[6] vgl.: Stade, U., 2002, Seite 20
[7] vgl.: Stade, U., 2002, Seite 28
[8] vgl.: Stade, U., 2002, Seite 38
[9] vgl.: Eisen, R. / Zweifel, P., 2003, Seite 320-340
[10] vgl.: Eisen, R. / Zweifel, P., 2003, Seite 93
[11] vgl.: Akerlof, G., 1970, Seite 485-500
- Citation du texte
- Sebastian Selzer (Auteur), 2005, Asymmetrische Informationsverteilung im Versicherungswesen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43469
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