Pornografie ist eher keine harmlose kulturelle Erscheinung, wie es die Kulturwissenschaftlerin Corinna Rückert annimmt, sondern das Fallbeil der persönlichen Integrität und der seelisch- romantischen Intimität. Die angenehme pornografische Ergänzung, mit der wir unser Leben verzieren, ist die Sperrung für den wahrhaftig befreiten Sex. Die normative Ordnung der Körperware (90-60-90) trägt zu Depressionen, Gefühlen der Minderwertigkeit im Ranking-Wahn des Pornografischen bei. Pornografie wird massenmedial vermittelt und findet über die Massenmedien ihre Anschlussfähigkeit.
Inhaltsverzeichnis
1. Die Kulturwissenschaftlerin und die ״Porn Studies“
2. Pornografie und persönliche Integrität
3. Länderunterschiede und Subkultur
4. Pornografie und Geist
5. Gesellschaft ohne Pornografie - Fiktion oder Utopie?
6. Fazit
7. Literaturverzeichnis
1. Die Kulturwissenschaftlerin und die ״Porn Studies“
Corinna Rückert ist eine deutsche Kulturwissenschaftlerin, die sich in ihrer Promotion mit Pornografie auseinandergesetzt hat und gegen jegliche Dramatisierung des Pornos wendet. Dem gegenüber stehen kritische ״Ciritcal Porn Studies“, die sich eher mit dem Verhältnis von Sexualität, Pornografie und Kapitalismus befassen. Was Corinna Rückert aufmacht ist typisch für den Pro- Porno-Point-of-Worldview: Pornografie sei nicht gleich Sexualität, Sexuelle Gewalt ist nicht gleich Pornografie und Pornografie habe mit Frauenunterdrückung keine Gleichsetzung anzuerkennen. Zusätzlich ist in den Artikeln und Abschriften zu lesen, dass Pornografie feindefinitorisch gar nicht bestimmt sei, dass es sich um die grafische Abbildung sexueller Handlungen handele, die eine gesellschaftliche Randerscheinung bilden würden (Rückert 2010). Normal sozialisierte Pornokonsumentinnen besäßen die Fähigkeit, zwischen Phantasie und Realen durchaus unterscheiden zu können.
Schön flankiert wird dabei aber jedwede Analyse ausgeklammert, die vielleicht mal erklären kann, warum alle diese Scheinwelt denn brauchen ? Vielleicht ansatzweise mal mit Mitteln psychoanalytischer und kritischer Theorie. Der Kapitalismus hat gelernt, die Pornografie in sein Verwertungssystem zu integrieren. Es ist besser die libidinösen Energien des Menschen warenförmig konsumerabel zu machen, als Sie zu unterdrücken aufgrund moralischer oder religiöser Einstellungen. Für den Kapitalismus gibt es nur den Gott des Profits, und aus den sexuellen Begierden des Menschen lassen sich wunderbar warenförmige Szenerien und Produkte schafften, die das Triebfeuer zu löschen vermögen. Vom Porno in die Sucht, dies ist kein seltenes Phänomen, eine nicht-stoffgebundene Sucht, die die sexuelle Abstumpfung vom Härtegrad befreit, und Sie immer weiter nach oben hin deckelt. Auf Erotik geht schon längst keiner mehr ab, die Pornografisierung hat derbe zugeschlagen auf dem Markt der sexuellen Möglichkeiten. Was ganz früher mal der Erotikkalender war, das ist heute der Hardcore-Porno, der sein muss, um die sexuelle Erregung zu befeuern.
In der Pornografie spiegeln sich gesellschaftliche Einstellungen zur Sexualität wider. Einstellungen heißt ein potentes Leistungsprinzip, das Ying und Yang aus Männlichkeit und Weiblichkeit, eine stringente sexuell ausbeutbare Geschlechterordnung. Pornografie schafft soziale Inklusionsfiguren, wie den allseits immer potenten erigierten Phallus/ Mann, die lüsterne weibliche Figur, die voller Wollust bereitsteht für den sexuellen Akt. Der Pornografie, und da hat Rückert ja recht, geht es um die ״Inszenierung sexueller Phantasien“. Doch wie insezeniert man sexuelle Phantasie am besten? Indem man sich von dem Ideal der romantischen Liebe zunächst entkoppelt, denn diese würde nicht in die warenförmige Fluktuation des Pornifizierten passen. Also ein Porno dauert im Schnitt 15-25 Minuten und ist nach klaren Kriterien gegliedert. Ein bisschen Szenerie drum herum, Villaambiente oder Pool, Kleidung und Make-Up, schon steht die Regie. Romantische Liebe hat im engeren Sinne etwas mit Zärtlichkeit, und weniger mit wollustartiger Sinnlichkeit zu tun (Freud'sche Trennung). Es geht der Romantik, und das kann der Porno bei weitem nicht, um das individuell angepasste Bedürfnis nach Liebe, Vertrauen, Nähe und Zuneigung und seiner Befriedigung. Die gesellschaftlichen Einstellungen zur Sexualität haben sich in den letzten Jahrzehnten gewandelt. Von der Prüderie der 1950er über die 1968er, die die sexuelle Revoultion verkündeten, haben wir heute nach wie vor das herrschende Ideal der intimisierten romantischen Liebe bei einer Ko-Existenz von (perverser) befreiter Lust.
Der Sozialpsychologe Helmut Kentler stellte schon fest: Eine Überflussgesellschaft braucht eine nicht-repressive Sexualmoral (Steffen 2014), da sich alles andere für die Konsumgesellschaft negativ auswirken würden. Warum sollte man in einer Gesellschaft, in der es nur um Warenwerte geht, nicht noch die Sexualität kommerzialisieren? Dagegen spricht, dass Sexualität ein Bereich nicht-kommerzialisierter Intimiät sein sollte, eine Sphäre, die aus dem bunten Schein der Warenwelt heraustritt. Die Erziehung in unserer Gesellschaft zum freudigen Konsumenten versucht an vielen stellen zum Nachsehen des Jugendschutzes und anderer Schutzmechanismen die Pornifizierung zu fördern. Der Utopie-Ansatz in den Porn-Studies sieht den Porno als Befreiung einer sexuell repressiven gesellschaftlichen Entwicklung an, doch der Porno-Konsument setzt sich in der Betrachtung der Porno-Industriellen Ware einer vakanten Selbst-Repression aus.
Pornifizierung ist ein guter Begriff aus der Kombination von Pornografie und Infektion. ״Porn- Infection“. Ein Mensch gilt dann als pornifiziert, wenn sich sein Denken und Handeln nach sexualisierten Kriterien bemisst, was den Bereich seiner Sexualität und der Attraktivität möglicher Geschlechtspartner anbelangt.
Die Antwort einer pornografisierten Sexualgesellschaft ist eine hypersexualisierte MainstreamKultur, die weder Mainstream nach den Bedürfnissen der Konsumenten, noch in der Praxis hypersexuell wird, sie wird eher weniger sexuell (aktiv) Weil sie sich an der Pornifizierung viralisiert! Die hypersexualisierte Oberfläche durch die Pornografie und die Porno-Industrie, die diese steuert, kann die Beziehungslosigkeit unter Menschen fördern.
Pornografie ist eine entgrenzte lllusionierung menschlicher Sexualitäten. Sie ist illusionierend, weil Sie zeigen soll, wie geil der Sex sein kann, und dabei in der Realität doch oftmals nicht ist (wie wir alle wissen). Die mediale Scheinwelt des Pornos ist eine Welt unbegrenzter sexueller Möglichkeiten und Gelüste. Man sollte sich bewusst werden, dass die Pornografie die Sexualität, an die sie ja anknüpft, auf eine rein sexuelle Ebene reduziert. Die Pornografie leistet hierbei eine Komplexitätsreduktion, in dem sich sexuelle Inhalte auf eine billige, schnell konsumierbare Form reduziert und kommodifiziert. Wer täglich Pornografie konsumiert, der wird auf lange Sicht auch die Lust am Sex verlieren, da er zunehmend universalisiert und vereinheitlicht, monoton und langweilig wird. Das Verlangen wird nicht mehr real erprobt oder befriedigt, sondern nur noch digitalisiert durch die heißen Videos.
2. Pornografie und persönliche Integrität
Der Porno verletzt oftmals nicht nur die Würde der Darsteller, die sich körpertechnisch verkaufen, sondern er tastet auch unsere Würde als Pornografiekonsumentinnen an. Integrität ist das Wirken von Lebensprinzipien und realem Handeln. Der Porno-Konsument lässt eine hohe Verletzbarkeit seiner Sexualität in der täglichen Betrachtung zu.
Unsere Wertebasis wird durch die perversen Ausbeutungsmechanismen des Pornos täglich aufs Neue erschüttert. Die kleine Frau, blond, Europid, wird von großen, afroamerikanischen Männern mit XL-Penis penetriert, Der Porno wird dann in der Regel mit ״Tiny blond girl enjoys XL-Black- Cocks“ verkauft und schon ist die halbe Miete für die männliche Erektion bezahlt. Spielerisch greift die Pornografie in unsere Schamgrenzen ein, wir finden es plötzlich geil, wenn die junge Frau ihren Körper hergibt für die maskulinen schwarzen Männer mit den 22x6. Welche Grenzen verletzt die Darstellung? Unser über-lch sagt nicht, dass es schändlich wäre, wenn eine junge Weiße mit Schwarzen ins Bett gehen würde, sondern der Verkauf der jungen Weißen in Form einer Verkörperlichung ruft bei uns Widerstreben hervor. Millionen von Männern werden auf diesen Porno ornanieren, alle moralischen Fragen werden kurzerhand über Bord geworfen. Die perverse Ausbeutung für der kommerzialisierten Porno-Industrie kennt keine menschlichen, moralischen, psychologischen und kulturellen Grenzen! Fragen nach dem Zustand des Mädchen interessieren in dem Video nicht, Sie kann psychisch krank oder behindert sein, ihre Mutter kann gerade gestorben sein, das einzige was zählt die kurzfristige Vefügbarkeit ihres Körpers für den eigenen Orgasmus (Wenn man den denn noch erreicht im Meer der Pornografie). Die Pornografie trifft unsere persönliche Integrität auch im Alltag unserer persönlichen Sexualität- auf Partnerbörsen für Sex wie bei Gayromeo flippt der Screen auf wie auf einer Pornoseite, Tausende Profile mit geilen Männern. Man muss sich nur noch in die richtige Kategorie selektieren. Die Übertragung der Oberfläche von pornografischen Seiten auf Partnerbörsen suggiert eine Multi-Optionalität der Kontaktauswahl. In der Rigidität des Selektionsmechanismus (s.a. sexualisierte Vergesellschaftung), kann sich aber jeder schnell die wahren Chancen ausrechnen. Die Oberfläche alleine erinnert an Pornografie Seiten. Mit dem richtigen Klick zum richtigen Sexpartner. Die Pornofizierung, der wir uns durch die Teilnahme an solchen Plattformen aussetzen, setzt geschickt auf eine Ästhetisierung des Körperlichen, mit der die meisten dieser Profile für sich werben. Ein XL- Schwanz heißt noch lange nicht, dass der Sex zum perfekten Automatismus wird, aber viele denken in diesen sexualisierten Kategorien.
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- Citation du texte
- Janos Pletka (Auteur), 2018, Inszenierte Integration in den Alltag. Anmerkungen zur Pornifizierung in der Gesellschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/432841
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