Die Revolution von 1918/19 gehört zu den am besten erforschten Abschnitten der neueren deutschen Geschichte. Im Gegensatz dazu hat die Rolle der USPD in der Revolutionszeit weniger Beachtung gefunden. Dabei erscheint die Klärung der Ideen, Handlungen und Ziele der USPD von besonderem Interesse, weil sich die programmatischen Perspektiven dieser von der SPD abgespaltenen Partei bis zur Revolution auf Frieden und Selbstbestimmung, ökonomische Modernisierung und Demokratie gerichtet hatten.
Der Autor stellt anhand zahlreicher Quellen das Entstehen und die Politik des unter dem Vorsitz Friedrich Eberts paritätisch aus Vertretern von MSPD und USPD bestehenden Rats der Volksbeauftragten, die Zielrichtung und das Wirken des aus Delegierten der Arbeiter- und Soldatenräte zusammengesetzten Vollzugsrats sowie die Aktionen der „Revolutionären Obleute“ und des linksradikalen Spartakusbundes mit Karl Liebknecht und Rosa Luxemburg dar, die ebenfalls der USPD angehören. Nach einer Analyse des Beitrags der USPD zur Kabinetts- und Gesetzgebungsarbeit der Revolutionsregierungen im Reich und in einzelnen Ländern werden die auf dem Rätekongress Ende 1918 von der USPD vertretenen Positionen zum Verfassungssystem der Republik, zur militärischen Kommandogewalt und zur Sozialisierung der Wirtschaft beleuchtet.
Als Ursachen des Koalitionsbruchs identifiziert der Autor die innere Zerrissenheit der USPD, die Anpassung ihrer Volksbeauftragten an das formalistische Demokratieverständnis der MSPD bei gleichzeitiger Radikalisierung der USPD-Linken sowie die fehlende Bereitschaft zu Kompromissen auf der Grundlage einer sozialen Republik. Die Folgen sind die Spaltung der Arbeiterbewegung, die Auflösung der USPD mit der Klärung der Front zwischen Republikanern und Kommunisten sowie die Schwächung der Weimarer Republik durch den Aufstieg der KPD.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Rat der Volksbeauftragten, Vollzugsrat und Revolutionäre Obleute
- Von der Übergabe der Kanzlerschaft zur Regierungsbildung
- Machtkampf zwischen Vollzugsrat und Regierung
- Rote Garde für den Machterhalt
- Räterepublik statt Nationalversammlung
- Ausübung exekutiver Befugnisse
- Einigung über die Kompetenzen - Theorie und Praxis
- Die Regierungspolitik der USPD bis zum ersten Rätekongress
- Politische Akzente der USPD im Rat der Volksbeauftragten?
- Machtverteilung
- Kabinettsbeschlüsse
- Kontinuierliche Zurückdrängung der Macht des Vollzugsrats
- Demokratisierung von Verwaltung und Militär?
- Sozialisierungsgedanken
- Nationalversammlung
- Differenz zur MSPD?
- Gegenkräfte
- Die USPD als Regierungspartei in einzelnen Ländern
- Preußen
- Bayern
- Baden
- Die USPD in der Reichskonferenz
- Politische Akzente der USPD im Rat der Volksbeauftragten?
- Der erste Rätekongress, der Zentralrat und die USPD
- Kommandogewalt
- Nationalversammlung oder Rätesystem
- Kompetenzen des Zentralrats
- Wahl des Zentralrats
- Sozialisierung
- Krise und Bruch der Koalition
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Rolle der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) im Rat der Volksbeauftragten im Jahr 1918. Sie analysiert die Ideen, Initiativen und Aktionen der USPD in Bezug auf die Gestaltung der zukünftigen Republik.
- Die Machtkämpfe zwischen den verschiedenen politischen Kräften im Rat der Volksbeauftragten
- Die politische Agenda der USPD im Rat der Volksbeauftragten
- Die Rolle der USPD in der Entstehung des Rätesystems
- Die Auswirkungen der USPD auf die Entwicklung der deutschen Republik
- Die Herausforderungen und Konflikte, denen die USPD während ihrer Regierungsbeteiligung begegnete
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung skizziert den historischen Kontext der Revolution von 1918/19 und die Entwicklung der Forschung zu diesem Thema. Sie beleuchtet verschiedene Interpretationen der Revolution und die Rolle der MSPD.
- Kapitel 2 beschreibt die Zusammensetzung des Rats der Volksbeauftragten und die Auseinandersetzungen zwischen den verschiedenen politischen Kräften, insbesondere zwischen dem Vollzugsrat und der Regierung. Es geht um die Frage der Machtverteilung und die Rolle der „Roten Garde“.
- Kapitel 3 untersucht die politische Agenda der USPD im Rat der Volksbeauftragten. Es analysiert die Akzente der USPD in Bezug auf Machtverteilung, Kabinettsbeschlüsse, Sozialisierung und die Frage der Nationalversammlung. Es betrachtet auch die Gegenkräfte, denen die USPD gegenüberstand.
- Kapitel 4 analysiert den ersten Rätekongress und die Rolle der USPD in der Entstehung des Zentralrats. Es beleuchtet die Fragen der Kommandogewalt, des Rätesystems und der Sozialisierung.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Themen der deutschen Revolution von 1918/19, wie der Machtverteilung, der Entstehung des Rätesystems, der Sozialisierung, der Rolle der USPD und der Herausforderungen bei der Gestaltung der neuen Republik. Wichtige Begriffe sind: Rat der Volksbeauftragten, Vollzugsrat, Rote Garde, Räterepublik, Nationalversammlung, USPD, MSPD, Zentralrat, Sozialisierung, Machtbalance, Revolution.
- Quote paper
- Georg Herbert (Author), 2018, Die USPD im Rat der Volksbeauftragten 1918, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/432226