Das Wort Interesse ist eines der meistgebrauchten Wörter der deutschen Sprache. Neben der vielschichtigen Verwendung in den verschiedensten Bereichen und Wissenschaften, wie zum Beispiel in der Philosophie, Psychologie, Ökonomische Soziologie, gehört der Begriff Interesse ebenso wie die Begriffe Konflikt, Macht und Konsens zu den Kernbegriffen der Politikwissenschaft.
Trotz dieser immensen Bedeutung des Begriffes oder vielleicht gerade wegen dieser Vielschichtigkeit, ist eine theoretische Bemühung der präzisen Definition selten.
Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes stammt aus dem Lateinischen „interesse“ mit der Bedeutung des Dazwischenseins in Raum und Zeit.
Allmählich entwickelten sich Wortbedeutungen bzw. Verwendungsweisen des Wortes wie Dabeisein, Beiwohnen und Anteil nehmen.
Hieraus entstand der Sinngehalt der geistigen Anteilnahme bzw. der Bewertung. Im 16 Jahrhundert kristallisierte sich die Bedeutung des Nutzens heraus und zwar einerseits im subjektiven Sinn, im Sinne des Erzielens eines Nutzens (aus Interesse handeln) und andererseits im objektiv Sinn, wobei hier Interesse zum Gegenstand wird (an etwas Interesse haben).
Inhaltsverzeichnis
I. Interesse: Begriffsbestimmung und Wortentwicklung
II. Ideengeschichte des Wortes Interesse
III. Interesse als Arbeitsbegriff
IV. Transformation von Interessen
V. Interessengruppen (politikwissenschaftliche Erfassung)
VI. Organisation von Interessen
VII. Vereinigung als Beteiligungsfeld
VIII. Literaturverzeichnis
I. Interesse: Begriffsbestimmung und Wortentwicklung
Das Wort Interesse ist eines der meistgebrauchten Wörter der deutschen Sprache. Neben der vielschichtigen Verwendung in den verschiedensten Bereichen und Wissenschaften, wie zum Beispiel in der Philosophie, Psychologie, Ökonomische Soziologie, gehört der Begriff Interesse ebenso wie die Begriffe Konflikt, Macht und Konsens zu den Kernbegriffen der Politikwissenschaft.
Trotz dieser immensen Bedeutung des Begriffes oder vielleicht gerade wegen dieser Vielschichtigkeit, ist eine theoretische Bemühung der präzisen Definition selten.
Die ursprüngliche Bedeutung des Wortes stammt aus dem Lateinischen „interesse“ mit der Bedeutung des Dazwischenseins in Raum und Zeit.
Allmählich entwickelten sich Wortbedeutungen bzw. Verwendungsweisen des Wortes wie Dabeisein, Beiwohnen und Anteil nehmen.
Hieraus entstand der Sinngehalt der geistigen Anteilnahme bzw. der Bewertung.
Im 16 Jahrhundert kristallisierte sich die Bedeutung des Nutzens heraus und zwar einerseits im subjektiven Sinn, im Sinne des Erzielens eines Nutzens (aus Interesse handeln) und andererseits im objektiv Sinn, wobei hier Interesse zum Gegenstand wird (an etwas Interesse haben).[1]
II. Ideengeschichte des Wortes Interesse
In der englischen Philosophie beschreibt zunächst Thomas Hobbes 1651 in seinem Aufsatz „System der Interessen“ das Chaos der Einzelinteressen. welches eine Bedrohung für den Staat darstellt. Er sagt, dass die durch den freien Wettbewerb konkurrierender Einzelinteressen zur einer Instabilität des Staates führen, so dass der Staat, um die Stabilität zu erlangen bzw. zu erhalten, mit Stärke ( i.S. des Starken Staates ) gegen die Einzelinteressen vorgehen muss.
Diese negative Auffassung des Interessenbegriffs erfährt allerdings schon wenig später eine positive Wendung, indem John Locke 1690 das Streben nach Eigentum ausdrücklich rechtfertigt. Francis Hutcheson geht vor dem Hintergrund des Utilitarismus noch weiter, indem er Interesse als primäres Motiv allen menschlichen Handelns definiert. Bis schließlich von David Hume über Adam Smith bis Jeremy Bentham der gesamte Lebensprozess der Gesellschaft als gesteuert von der freien Konkurrenz rivalisierender Einzelinteressen beschrieben wird, was sich in ihrer Theorie des natürlichen Interessenausgleichs widerspiegelt.
Demnach ist das Gemeinwohl nicht a priori feststellbar, sondern bildete sich jeweils aus den Kompromissen der Konflikte gesellschaftlicher Gruppen a posteriori heraus, das heißt, dass die Verwirklichung des Gemeinwohls das Resultat des politischen Wettbewerbs darstellt. Das Gemeinwohl wird also als die Summe des von den vielen gleichwertigen Interessenvertretern erstrebten individuellen Nutzens gebildet. Wenn dieses Prinzip funktioniert, wirken die Interessen nicht konzentriert gegen den Staat, sondern neutralisieren sich gegenseitig.
Auch in der französischen Aufklärung ist der Interessenbegriff im moralischen Sinne zunächst negativ behaftet, obwohl er andererseits im engen Sinne mit finanziellem Vorteil gedacht wird.[2]
Rousseau sieht den Interessenbegriff differenzierter. Er geht davon aus, dass das theoretische Allgemeinwohl a priorie gegeben ist und nur noch ins Praktische umgesetzt werden muss. Rousseau unterscheidet partikulare Interessen (intérêt personnel) und allgemeine Interessen (intérêt public) wobei partikulare Interessen solche seien, die nur dem Einzelnen nutzen, und somit egoistisch und als negativ zu erachten sind. Allgemeine Interessen hingegen sollen solche sein, die der Allgemeinheit nutzen, so dass durch ihre Verwirklichung die Vernunft verwirklicht wird.
Erst Paul Henry Thiry d’Holbach und Claude Adrien Helvetius bewerten Interessen als uneingeschränkt positiv. So beruhe jedes menschliche Handeln auf Interessen und bilde so die Grundlage des gesellschaftlichen Systems.
In Deutschland beschäftigt sich zunächst Kant mit dem Interessenbegriff in seiner „Kritik der praktischen Vernunft“. Er unterscheidet als erster zwischen Interessen und Bedürfnissen. So bestreitet er den Ansatz der französischen Aufklärung, wonach das Streben nach Vergnügen auf Interessen zurückgeführt wird. Kant würde dies eher als ein menschliches Bedürfnis ansehen. Interesse hingegen ist die Basis der Vernunft bzw. die Ursache, die den Menschen veranlasst, vernunftgemäß zu forschen. Alles menschliche Interesse vereint sich in den drei grundlegenden Fragen: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen?
Hegel betont vor allem die subjektive Dimension des Interesses. Jedes Individuum hat seine eigenen Interessen. Ebenso hat jeder Stand seine eigenen Interessen, die es durchzusetzen gilt, woraus unvermeidliche Konflikte in der Interessenauseinandersetzung zu anderen Einzel- bzw. Gruppeninteressen entstehen.. So ist die Verfolgung der partikularen Interessen immer mit Konflikten, Konkurrenz und Kampf verbunden. Hegel sieht den Prozess der Interessenauseinandersetzung als Selbstreinigungsprozess, wobei die Vernunft in dem Maße zunimmt, indem durch Kompromissfindung die partikularen Interessen zu allgemeinen Interessen mutieren. Im Staat ist nach Hegels Ansicht der vollkommenen Ausgleich aller Interessen erreicht und so der Sieg der Vernunft vollendet.
Karl Marx dagegen ist weder einverstanden mit der Theorie, dass der Staat das allgemeinste Interesse darstellt, noch mit der englischen Liberalismustheorie, des natürlichen Interessenausgleichs. Er beschreibt in seiner ideologiekritischen Interessentheorie, dass Interesse allein Ausdruck der Klassenlage des Menschen ist. Er sagt, dass durch die Verfolgung von Privatinteressen nie ein Allgemeininteresse zustande kommen kann. Die angeblichen Allgemeineiteressen der bürgerlichen Gemeinschaft seien nur ideologische Verschleierungen der selbstsüchtigen Interessen der herrschenden Klasse. Marx stellt den auf Egoismus basierenden unwahren Klasseninteressen der Bourgeoisie die revolutionären wahren Klasseninteressen des Proletariats gegenüber.[3]
[...]
[1] (vgl. Nohlen 1995, S.217)
[2] (vgl, Nohlen 1995, S.218 ff.)
[3] (vgl. Nohlen 1995, S. 219 ff.)
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- Anónimo,, 1999, Interesse und Interessengruppen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/43174
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