Diese Arbeit setzt sich mit der kurzen, 1963 von Theodor W. Adorno veröffentlichten Schrift „Résumé über Kulturindustrie“ auseinander. Im Folgenden stelle ich Theodor W. Adornos Gedankengang dar, wobei ich zur Übersicht die Darstellung in „Definition des Begriffs“, „Verlust der Autonomie“, „Verhältnis zur Kulturindustrie“ und „Auswirkungen“ unterteile, und komme schließlich zum Fazit.
Adorno und sein Kollege Max Horkheimer, beide Wissenschaftler des Frankfurter Instituts für Sozialforschung, gelten als Begründer der Kritischen Theorie bzw. einer Kritischen Theorie der Frankfurter Schule. Nach der Emigration des Instituts 1933 nach New York befasste sich Theodor W. Adorno mit der Analyse der Massenmedien am Beispiel des Rundfunks. Dabei lehnten er und Max Horkheimer die kapitalistische Massenkultur ab, da sie von ihrem negativen Einfluss auf das Bewusstsein der Menschen und ihren tödlichen Auswirkungen auf die Individualität überzeugt waren.
Diese Manipulationsthese wird der Kritischen Theorie einverleibt und findet ihren Niederschlag auch in der Theorie der Kulturindustrie. Jener wird ein eigenes Kapitel in dem von Horkheimer und Adorno 1947 veröffentlichten, berühmten Werk „Dialektik der Aufklärung“ zugewiesen. Bei dem „Résumé über Kulturindustrie“, einer Zusammenfassung der bereits bekannten Theorie, handelt es sich nicht einfach um einen Forschungsbericht eines Sozialwissenschaftlers, sondern um ein Werk eines Soziologen, Philosophen, Psychologen, Komponisten, Musikwissenschaftlers und Literaturkritikers in einer Person.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Résuméüber Kulturindustrie
2.1 Definition des Begriffs Kulturindustrie
2.2 Verlust der Autonomie
2.3 Verhältnis zur Kulturindustrie
2.4 Auswirkungen
3. Fazit
4. Literaturhinweise
1.Einleitung
Diese Arbeit setzt sich mit der kurzen, 1963 von Theodor W. Adorno veröffentlichten Schrift „Résuméüber Kulturindustrie“ auseinander. Adorno und sein Kollege Max Horkheimer, beide Wissenschaftler des Frankfurter Instituts für Sozialforschung, gelten als Begründer der Kritischen Theorie bzw. einer Kritischen Theorie der Frankfurter Schule. Nach der Emigration des Instituts 1933 nach New York befasste sich Theodor W. Adorno mit der Analyse der Massenmedien am Beispiel des Rundfunks. Dabei lehnten er und Max Horkheimer die kapitalistische Massenkultur ab, da sie von ihrem negativen Einfluss auf das Bewusstsein der Menschen und ihren tödlichen Auswirkungen auf die Individualitätüberzeugt waren. Diese Manipulationsthese wird der Kritischen Theorie einverleibt und findet ihren Niederschlag auch in der Theorie der Kulturindustrie. Jener wird ein eigenes Kapitel in dem von Horkheimer und Adorno 1947 veröffentlichten, berühmten Werk „Dialektik der Aufklärung“ zugewiesen (Vgl. Schnell: 266). Bei dem „Résuméüber Kulturindustrie“, einer Zusammenfassung der bereits bekannten Theorie, handelt es sich nicht einfach um einen Forschungsbericht eines Sozialwissenschaftlers, sondern um ein Werk eines Soziologen, Philosophen, Psychologen, Komponisten, Musikwissenschaftlers und Literaturkritikers in einer Person (Vgl. Lutz 1995: 8).
Im Folgenden stelle ich Theodor W. Adornos Gedankengang dar, wobei ich zur Übersicht die Darstellung in „Definition des Begriffs“, „Verlust der Autonomie“, „Verhältnis zur Kulturindustrie“ und „Auswirkungen“ unterteile, und komme schließlich zum Fazit.
2. Résuméüber Kulturindustrie
2.1 Definition des Begriffs Kulturindustrie
Adorno eröffnet das „Résuméüber Kulturindustrie“ mit der Erklärung, für was der von ihm und Horkheimer ausgewählte Ausdruck „Kulturindustrie“ stehe und warum sie sich für diesen entschieden haben. Dieser Begriff bezeichne die kritische Analyse der Massenkultur, wobei Massenkultur als Volkskunst missverstanden werden könnte. Allerdings habe die „aus den Massen selbst aufsteigende Kultur“ (Adorno 1963: 337) nichts mit dem allgegenwärtigen, spätkapitalistischen System gesellschaftlicher Integration gemeinsam. „Die einzelnen Sparten gleichen der Struktur nach einander oder passen wenigstens ineinander. Sie ordnen sich fast lückenlos zum System. Das gestatten ihnen die heutigen Mittel der Technik wie der Konzentration von Wirtschaft und Verwaltung. Kulturindustrie ist willentliche Integration ihrer Abnehmer von oben.“ (Adorno 1963: 337) Sie ist ein rationalisiertes Netzwerk der Kulturvermittlung, in ihr treffen sich Produktion, Distribution, Reproduktion und Konsumption der Kulturgüter zusammen. Adorno betont die Oberflächlichkeit und den kapitalistischen Charakter des Netzwerks in seiner Konzentration auf Konsum und Reproduktion, auf „Altgewohntes“ in „einer neuen Qualität“ (Adorno 1963: 337). Die Gewalt der Kulturindustrie erkennt der Autor besonders in dem Transportieren der Kunst in die Konsumsphäre. Dies geschehe durch ihre Methoden, der „Spekulation auf den Effekt“ und der „zivilisatorischen Bändigung“ (Adorno 1963: 337). Neben dem Verlust des Respekts vor der Kunst klagt Adorno die Position der Menschen innerhalb der Kulturindustrie an, die durch die Methode der Manipulation auch in Ware verwandelt werden. „Während die Kulturindustrie dabei unleugbar auf den Bewusstseins- und Unbewusstseinsstand der Millionen spekuliert, denen sie sich zuwendet, sind die Massen nicht das Primäre sondern ein Sekundäres, Einkalkuliertes; Anhängsel der Maschinerie. Der Kunde ist nicht, wie die Kulturindustrie glauben machen möchte, König, nicht ihr Subjekt, sondern ihr Objekt.“
(Adorno 1963: 337) Auch warnt Adorno vor der herrschaftsstabilisierenden Vormundschaft der Massenkommunikation, vor dem „Geist, der ihnen eingeblasen wird, die Stimme ihres Herrn“ (Adorno 1963: 338), die sich ebenfalls hinter dem Begriff Kulturindustrie versteckt. Die Massenmedien behandeln die soziale Wirklichkeit pseudorealistisch, indem sie diese verdoppeln, simulieren und wiederholen, aber eigentlich verzerren und letztlich vorschreiben. Der Mensch, die Masse, wird auf ein Konsumentendasein reduziert. „Kulturindustrie missbraucht die Rücksicht auf die Massen dazu, ihre als gegeben und unabänderlich vorausgesetzte Mentalität zu verdoppeln, zu befestigen, zu verstärken. Durchweg ist ausgeschlossen, wodurch diese Mentalität verändert werden könnte. Die Massen sind nicht das Maßsondern die Ideologie der Kulturindustrie [...]“(Adorno 1963: 338).
2.2 Verlust der Autonomie
Nach der wesentlichen Definition des Begriffs Kulturindustrie verdeutlicht Adorno den Zerfall der bürgerlichen Kultur und den völligen Verlust der Autonomie von Kunstwerken. Kultur und Kunst waren von den Gesetzen des Marktes relativ autonom und konnten die soziale Realität transzendieren. Sie waren auch in gesellschaftliche Verhältnisse eingebettet und wurden von den Profitinteressen verfolgt, trugen also auch hin und wieder Warencharakter. Doch im Spätkapitalismus wird die Autonomie spurlos „beseitigt“: „Geistige Gebilde kulturindustriellen Stils sind nicht länger auch Waren, sondern sind es durch und durch.“( Adorno 1963: 338) Der Sinn dieser Waren der Kulturindustrie liege nicht im eigenen Gehalt, Form oder Ausdruck, sondern - mit Hilfe von technischen und standardisierten Produktionsbedingungen - im Verkauf, Profit und Konsum. „Neu an der Kulturindustrie ist der unmittelbare und unverhüllte Primat der ihrerseits in ihren typischsten Produkten genau durchgerechneten Wirkung.“( Adorno 1963: 338) Dazu erinnert der Autor den Leser an die Bedeutungszunahme der Werbung, die zum Erfolg der Wirkung beiträgt. Um Konsumentenverhalten zu erreichen, werden selbst sogar die Medien zu Objekten der Werbebranche. „An den Mann gebracht wird allgemeines unkritisches Einverständnis, Reklame gemacht für die Welt, so wie ein jedes kulturindustrielles Produkt seine eigene Reklame ist.“( Adorno 1963: 339) Auch entblößt er das verschleierte, regressive Prinzip der Kulturindustrie. Sie präsentiert die Konsumgüter stets als Neues und Unerwartetes, doch die Produktvielfalt folgt nur dem Prinzip der Wiederholung, der Reproduktion und der massenpsychologischen Wirkung. Es „[...] bleibt die Umbekleidung eines Immergleichen;überall verhüllt die Abwechslung ein Skelett, an dem sich so wenigändere wie am Profitmotiv selber, seit esüber Kultur die Vorherrschaft gewann.“ (Adorno 1963: 339)
Anschließend erläutert Theodor W. Adorno den in die Kulturindustrie eingebetteten Ausdruck Industrie. Dieser verweise auf „Standardisierung der Sache selbst“ (Adorno 1963: 339), auf die „Rationalisierung der Verbreitungstechniken“ (Adorno 1963: 339) und auf „industrielle Organisationsformen“ (Adorno 1963: 340), wobei aber dennoch individuelle Produktionsprozesse erhalten bleiben. Der Autor kritisiert gerade diese Scheinhaftigkeit, denn der Pseudoindividualismus, neben dem Star- und Persönlichkeitskult, dient nur der Fetischisierung der Waren und der Glaubwürdigkeit der geschaffenen, präsentierten Wirklichkeit. Auch vergisst der Autor nicht, seine Abneigung gegenüber der Verantwortungslosigkeit der Kulturindustrie für ihre Ideologie und Technik zuäußern. Er beschimpft sie als „parasitär“ (Adorno 1963: 340). Obwohl sie die Gesetze der Kunst missachtet, z. B. Walter Benjamins auratisches Prinzip, weigert sie sich ein eigenes Prinzip zu entwickeln und „konserviert“ stattdessen „die verwesende Aura“ (Adorno 1963: 340). So produziert sie kommerzielle, triviale, vergängliche, pseudoexpressive und reproduzierbare „Kunst“- Waren.
2.3 Verhältnis zur Kulturindustrie
Schließlich stellt Adorno kritisierend zwei Positionen der Intellektuellen vor. Die einen betonen die ernst zu nehmende Bedeutung der Kulturindustrie für das Bewusstsein der Konsumenten, während andere die Macht der Kulturindustrie erdulden und Entschuldigungen für den ihnen wohl bekannten, oberflächlichen und trivialen Gehalt der Kulturprodukte erfinden, wie z.B. die Behauptung: die Kulturprodukte würden sich auf das nachfragende Publikum beziehen, es auch informieren und anleiten. Adorno hingegen verschmäht diese konstruierten Muster als leer, hohl, „gleichgültig“ und „konformistisch“ (Adorno 1963: 342). Er ermahnt zu kritischen, ernsthaften Auseinandersetzung mit diesem Phänomen, dass die gesellschaftlichen Verhältnisse ausdrückt und reproduziert, mit dem „Moment des heute herrschenden Geistes“ (Adorno 1963: 341), wobei die Maßstäbe der Kunst, „[...] Fragen nach ihrer Qualität, nach Wahrheit oder Unwahrheit, nach demästhetischen Rang des Übermittelten unterdrückt [...]“ (Adorno 1963: 341) werden. Wie der Autor hervorhebt, haben neben den Intellektuellen selbst die Konsumenten ein zwiespältiges Verhältnis zur Kulturindustrie: „Man darf annehmen, dass das Bewusstsein der Konsumenten selbst gespalten ist zwischen dem vorschriftsmäßigen Spaß, den ihnen die Kulturindustrie verabreicht, und einem nicht einmal sehr verborgenen Zweifel an ihren Segnungen. Der Satz, die Welt wolle betrogen sein, ist wahrer geworden, als wohl je damit gemeint war.[...] [Die Menschen] wollen bereits einen Betrug, den sie selbst durchschauen.“ (Adorno 1963: 342, Zusatz von J.B.) So manipuliert die Kulturindustrie das Bewusstsein und Unbewusstsein der Konsumenten nicht völlig, sie konsumieren suchtartig das Unterhaltsame, aber mit Vorbehalt. Mit ihrem Bedürfnis nach Zerstreuung und Unterhaltung entfliehen sie der Komplexität des Lebens in eine Scheinwelt, wobei sie deren Scheinhaftigkeit und ihre eigene Verkümmerung erspüren. „Uneingestanden ahnen sie, ihr Leben werde ihnen vollends unerträglich, sobald sie nicht länger an Befriedigungen klammern, die gar keine sind.“( Adorno 1963: 342)
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- Quote paper
- Elisabeth Kahlo (Author), 2005, Zu Theodor W. Adornos Schrift "Résumé über Kulturindustrie", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/429083
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