In dieser Arbeit wird die Frage, inwiefern Beziehungen zwischen ideologischen Gesinnungen sich auf Prozesse der gesellschaftlichen, ökonomischen und politischen Entwicklung in ehemals kommunistisch regierten Staaten auswirken mit Bezugnahme auf die Debatte „tabula rasa“- vs. „path dependency“- Hypothese und Webers Theorie der protestantischen Ethik behandelt.
Das Ende des Kalten Krieges und das Ende des Systemkonfliktes Ost - West wurde in politischer Hinsicht 1989 durch den symbolträchtigen Fall der Mauer besiegelt. Es hat sich gezeigt, dass der Prozess der Angleichung der Systeme mit Hürden auf gesellschaftlicher Ebene einhergeht. Neben unterschiedlichen wirtschaftlichen Voraussetzungen und weiteren Einflussgrössen, könnte einer dieser Faktoren darin bestehen, dass aufgrund einer durch eine Staatsform des realen Sozialismus geprägten Vergangenheit grundlegende Unterschiede in ideologischen Grundsätzen und Werthaltungen mit den von einem kapitalistischen System ausgehenden Forderungen konfligieren. Diese These wird mit Bezugnahme auf eine Analyse der psychischen Folgen der Diktatur vor der Wende und die bereits genannten theoretischen Ansätze diskutiert.
Im ersten Teil der Arbeit erfolgt eine grobe Skizzierung ideologischer Grundlagen. Ausgehend vom ursprünglichen Dialektikbegriff, der Auseinandersetzung mit der idealistischen Auslegung nach Hegel und der materialistischen Interpretation der Dialektik nach Marx, werden zentrale Inhalte der von Adorno postulierten negativen Dialektik erörtert. Die Frage nach ideologischen Grundzügen des Kapitalismus wird mit Bezugnahme auf einen vom Soziologen Max Weber postulierten Zusammenhang zwischen einer protestantischen Ethik und dem Erfolg kapitalistischer Wirtschaftssysteme behandelt. Anschliessend erfolgt der Versuch einer Integration von Webers Thesen in die eingangs erwähnten Modelle des postkommunistischen Wandlungsprozesses („transition processes“).
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Ideologische Hintergründe und Grundlagen des Marxismus-Leninismus
- 2.1. Idealistischer Dialektikbegriff
- 2.2. Materialistischer Dialektikbegriff
- 2.3. Begriff der negativen Dialektik nach Adorno
- 3. Ideologische Aspekte des Kapitalismus
- 3.1.1. Rationalitätsverständnis nach Weber
- 3.1. Protestantische Ethik und der „Geist des Kapitalismus“
- 3.1.2. Webers These im Kontext säkularisierter Postmoderne
- 4. ,,Friedliche Revolution“ von 1989 und Übergang ins postkommunistische Zeitalter
- 4.1. „Tabula rasa“ vs. „path dependency“
- 4.2. Innere Disposition der Bevölkerung ehemals kommunistischer Staaten
- 4.2.1. Psychische Folgen des Kalten Krieges
- 5. Diskussion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert die ideologischen Grundlagen des Marxismus-Leninismus und des Kapitalismus, um deren Einfluss auf die Entwicklung von ehemals kommunistisch regierten Staaten im postkommunistischen Zeitalter zu untersuchen. Der Fokus liegt dabei auf den Auswirkungen des Kalten Krieges und der Debatte um die „tabula rasa“- und „path dependency“-Hypothese, sowie auf Webers Theorie der protestantischen Ethik.
- Ideologische Grundlagen des Marxismus-Leninismus
- Ideologische Aspekte des Kapitalismus
- Der Einfluss des Kalten Krieges auf die Gesellschaften im postkommunistischen Zeitalter
- Die Debatte um „tabula rasa“ und „path dependency“
- Webers Theorie der protestantischen Ethik im Kontext der postkommunistischen Transformation
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der ideologischen Grundlagen von Marxismus-Leninismus und Kapitalismus ein und stellt die zentrale Forschungsfrage nach den Auswirkungen dieser Ideologien auf die gesellschaftliche, ökonomische und politische Entwicklung ehemals kommunistisch regierter Staaten nach dem Kalten Krieg. Sie beleuchtet die Relevanz der Debatte um die „tabula rasa“- vs. „path dependency“-Hypothese und die Bedeutung von Webers Theorie der protestantischen Ethik in diesem Kontext.
Kapitel 2 skizziert die ideologischen Grundlagen des Marxismus-Leninismus, beginnend mit dem ursprünglichen Dialektikbegriff und dessen Auslegung durch Hegel sowie Marx. Es werden die zentralen Inhalte der negativen Dialektik nach Adorno erörtert.
Kapitel 3 behandelt die ideologischen Aspekte des Kapitalismus, insbesondere Webers These vom Zusammenhang zwischen protestantischer Ethik und dem Erfolg kapitalistischer Wirtschaftssysteme. Es wird versucht, Webers Thesen in die Modelle des postkommunistischen Wandlungsprozesses zu integrieren.
Schlüsselwörter
Marxismus-Leninismus, Kapitalismus, Dialektik, negative Dialektik, protestantische Ethik, „Geist des Kapitalismus“, Kalter Krieg, „tabula rasa“, „path dependency“, postkommunistische Transformation, gesellschaftliche Entwicklung, ökonomische Entwicklung, politische Entwicklung.
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- Mirjam Peter (Autor), 2007, Ideologisches Vermächtnis realsozialistisch geprägter Gesellschaften und der "Geist des Kapitalismus", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/428984