Die Bewusstwerdung des Geschlechts geschieht mit circa vier bis fünf Jahren. Heute ist dabei von Bedeutung, dass die traditionellen Rollenverteilungen ihre Gültigkeit verloren haben und die Frau aus ihrer eher zurückhaltenderen Rolle herausgetreten ist. An den Mann sind neue Anforderungen herangetreten.
Es ist heute möglich, dass sich Männer und Frauen in sehr vielfältiger Weise erleben und ausleben dürfen und ihr Leben nach einer viel breiteren Pallette von Möglichkeiten bestreiten.
Schon das Zusammenleben in der traditionellen Mann und Frau Beziehung erfordert ein schrittweises Herantasten an einen partnerschaftlichen, gleichberechtigten Umgang, da es kaum Orientierungsmuster dafür gibt.
Wie so oft bedeutet Freiheit und die Möglichkeit der Entscheidung auch eine Verantwortung und Last.
Diejenigen, die einen jungen Menschen auf seinem Weg begleiten, haben die Geschlechtsunterschiede unter Berücksichtigung der individuellen Persönlichkeit des Kindes oder Jugendlichen zu beachten.
Die damit einhergehende Auflösung des eindeutigen Geschlechtsstereotyps verunsichert, da sie das Sicherheit spendende Schubladisieren und Kategorisieren in Frage stellt oder teilweise sogar unmöglich macht.
Schlüsselwörter: Geschlecht, Rollenverteilung, Geschlechtsunterschiede, Stereotyp, Kategorisieren und Gleichberechtigung.
Inhaltsverzeichnis:
Diskussion der Publikation: „Gefangene des Geschlechts-was biologische Theorien über Männer und Frauen aussagen“ von Anne Fausto- Stering
Diskussion von: „Männer, Mythos, Wissenschaft“ von Barbara Schaeffer- Hegel und Barbara Watson- Franke
Differentielle Psychologie nach Dr. Anna Vobruba
„Texte“ von Eva Ptak-Wiesauer
„Psychoanalyse der Frau jenseits von Freud“ von Susan Spieler
„Säulen des Patriarchats“ von Barbara Schaeffer- Hegel
„Geschlecht und Kindheit: Weiblich und Männlich,- über Probleme der Wahrnehmung“ von Barbara Rendtorff
„Geschlechterrollen und geschlechtstypisches Verhalten“ von Dorothee Alfermann
„Gefangene des Geschlechts-was biologische Theorien über Männer und Frauen aussagen“ von Anne Fausto- Stering
Im 19. Jahrhundert kam es zu völlig frauendiskriminierenden Ansichten bezüglich der weiblichen Biologie. Selbstverständlich beruhten diese „wissenschaftlichen“ Erkenntnisse zu einem Großteil auf Untersuchungen der überwiegend männlichen Forscher. Die Erwerbstätigkeit der Frau wird etwa als „Kampf gegen die Natur“ beschrieben und macht durch diese Aussage schon recht deutlich, daß es sich offensichtlich weniger um seriöse Wissenschaft, als um kapitalistische Machtverteilung im Geschlechterkampf handelte.
Frauen würden durch intellektuelle Weiterbildung und Studium ihren Fortpflanzungsapparat schädigen- interessanter Weise wird also die Biologie als Ausrede für Diskriminierung verwendet! Die Frage, ob Gleiches nicht auch für den Mann zutrifft stellt sich den Biologen des 19. Jhd. erst gar nicht, obgleich ich anmerken möchte, daß zuviel Sitzen in engen Hosen für Männer doch schon viel eher als fortpflanzungsschädigend angesehen werden muß!
Besonders schockierend ist der Rückblick in das so nahe 19. Jhd., wenn man sich die Wahlrechtsdiskussionen für Frauen ansieht; Auch hier verweist die angeblich seriöse Wissenschaft auf die Evolution unter deren Aspekt das Wahlrecht der Frau als entwicklungspsychologischen Rückschritt bezeichnet wird!
Die Feministin Eliza Gamble argumentierte somit ebenso angriffslustig indem sie von einer Überlegenheit des weiblichen Geschlechts spricht.
Leider artet meiner Meinung nach alles in einen Kampf aus, da auf provozierende Aussagen nur ebensolche Gegenargumente folgen können; Die gegenseitige Wertschätzung bleibt dabei völlig auf der Strecke!
Doch nicht nur die Aufteilung zwischen Männern und Frauen schien sich dadurch zu entwickeln, sondern auch innerhalb der Frauen spaltete sich dadurch das Lager: so konnte sich die britische Ärztin Dalton offensichtlich nicht den feministischen Meinungen anschließen und richtete sich daher (?) ganz nach den Vorstellungen der männlichen Wissenschaft indem sie etwas pauschalisierte: die Frau leide monatlich an derartigen Hormonschwankungen, daß sie etwa blaue Flecken als Verletzung durch ihren Ehemann vorzeigen konnte, ohne zu wissen, daß sie sich diese selbst zugefügt hatte!!!
Diese Wahnsinns- Idee, die kaum wirklich belegt werden kann wird zu einer ungeheuren Gefahr, zu einer Abwertung der Frau in ihrer Fähigkeit zu Selbstwahrnehmung und persönlicher Verantwortung! Daß sich die Untersuchungen von Dalton tatsächlich ausbreiten konnten- und sei es nur des Interesses wegen- finde ich nicht mehr vorstellbar für das 20. Jhd..
Autor Gilder machte einige Bemerkungen, die ich äußerst schmunzelhaft finde und von denen ich mir schwerlich vorstellen kann, daß sie jemals ernst genommen werden konnten: im Hinblick unserer Vorzeit, in der die Männer noch jagten und die Frauen in ihren Höhlen blieben sei es seiner Meinung nach selbstverständlich, daß Frauen auch heute noch nichts lieber täten, als Zuhause bei ihren Kindern zu sein und- dies ist der interessante Punkt,- sie daher auch beruflich nie die selben Leistungen wie Männer erbringen könnten. Diese Unterschiede wirken sich daher natürlich auf die Gehaltsunterschiede aus. Wobei wir wieder bei den Aussagen der Biologen wären, die tatsächliches wirtschaftliches Machtstreben durch biologische Argumente vertuschen wollen.
Levin greift daraufhin auf die gleichen wirkungsvollen, aber bodenlosen Argumente, wie Gamble zurück, indem er in umgekehrter Form die Frauen als biologisch einfach minderwertiger abtut!
Der Text von Anne Fausto-Sterling wurde wahrscheinlich, vom Text her, in den 70er Jahren publiziert und ich finde es so interessant, was sich in den letzten 30 Jahren an Veränderungen durch die Frauenbewegungen getan hat.
Die Autorin führt z.b. Untersuchungen über Mathematikkenntnisse von Mädchen und Buben an, die sich in den letzten Jahren stark verbessert haben: so wurde etwa früher einfach ein mathematischer Test gemacht um die Leistungen von B. und M. zu ermitteln und alleine von diesen Ergebnissen schlossen die Wissenschaftler auf eine generell höhere mathematische Begabung bei Buben. Später erst begannen die Forscher mehr Augenmerk auf Schulung und Training zu legen und es zeigte sich, daß Buben auch tatsächlich mehr mathematische Anregungen erhielten!
Es entstanden also durch blinde Flecken der Wissenschaftler teils falsche Schlüsse; Schlüsse, die der Forscher selbst aufgrund seines gesellschaftlichen Backgrounds hatte und die aber auch wieder rückwirkten auf die Gesellschaft und diese dadurch prägten!
Heute nähern wir uns langsam einem Glauben an Gleichheit an, doch die Entwicklung ist unterbrochen und sie ist noch nicht abgeschlossen: gegenseitige Wertschätzung – auch keine Geringschätzigkeit des Männlichen sollte das Ziel der Zukunft sein- in der Realität- in der Gesellschaft!
„Männer, Mythos, Wissenschaft“ von Barbara Schaeffer- Hegel und Barbara Watson- Franke
Daß Persönlichkeitstests nie ganz objektiv sein können formulierte Rosenthal erstmals sehr schön 1968 in dem nach ihm benannten Rosenthaleffekt. Ich denke, daß dies ein sehr wesentlicher, wichtiger Beitrag für die Entwicklung zu einer seriöseren Wissenschaft war- vor allem für uns bedeutend- machte diese Entdeckung einen Unterschied in Experimenten zu Geschlechtsunterschieden aus!
Denn manchmal verhalten sich die Menschen tatsächlich so, wie es von ihnen erwartet wird, ganz abgesehen von den blinden Flecken des Versuchsleiters, der die Ergebnisse mißinterpretiert!
Sarkastisch auf den Punkt gebracht haben die beiden Autorinnen, daß Biologen „zuweilen annehmen, sie seien dazu berufen, die Bestimmung des Menschen zu definieren, indem sie von Beobachtungen an Tieren ausgingen und auf Menschen schlossen“!
Es scheint mir wesentlich die Untersuchungsergebnisse über Unterschiede des Testosteronspiegels festzuhalten: ausgegangen wird von der Hypothese, daß Testosteron Aggressivität, Konkurrenzverhalten und Dominanz hervor ruft- doch das Untersuchungsergebnis konnte diese Hypothese nicht belegen!
Bei Säugetieren ändert sich der Testosteronspiegel nicht zur Aggressivität, Dominanz etc.. Nach einer Untersuchung 1970 produzieren alle männlichen Säugetiere größere Mengen an Testosteron als Weibliche, ABER viele dieser männlichen Säugetiere sind weder aggressiv, noch Jäger. Bei einige Primatenarten zeigen sogar Weibchen ein viel höheres Maß an Dominanz und Konkurrenzbewußtsein.
Auch ein, von der menschlichen Gesellschaft völlig abgelehntes, Bild zeigt sich bei einigen dieser Primaten: die Männchen kümmern sich um Pflege und Aufzucht des Nachwuchs, wogegen die Weibchen die Tiere nur zum Füttern berühren.
Die Hypothese kann demnach nicht standhalten; die Geschlechtshormone allein sind kein Indiz für Rollenverteilung!
Wie kommt nun die Wissenschaft zu absurden Schlußfolgerungen vom Tierreich ins Menschenreich, die noch dazu genau das Rollenverhalten belegen, das von der Gesellschaft akzeptiert und GEWÜNSCHT ist?
Sicher hat vieles mit dem bekannten Rosenthaleffekt und Versuchsleitererwartungseffekt zu tun- aber, und das darf nicht unterschätzt werden, auch die Machtkomponenten innerhalb eines Gesellschaftssystems spielen eine Rolle: Ergebnisse, die nicht adäquat sind, dürfen nicht an die Öffentlichkeit gebracht werden. Vielleicht ist es aber tatsächlich, falls man so naiv annehmen möchte, ein Zufall, daß von der Wissenschaft zu Beginn und Mitte des 20. Jhd. gerade die Schimpansen erforscht wurden, bei denen das Rollenverhalten dem gewünschten traditionellem Rollenbild Mann-Frau entspricht.
Für jedes zitierte geschlechtsspezifische Rollenverhalten im Tierreich wurde heute ein Gegenbeispiel gefunden, einschließlich der männlichen „Mutter“ wie bei den Krallenaffen.
Alle Experimente mit Primaten können demnach nichts aussagen, außer der Erkenntnis, daß es KEIN angeborenes, „natürliches“ Rollenverhalten gibt.
Untersuchungen über verschiedenste Kulturen (vgl. auch „Säulen des Patriarchats“) weisen demnach ähnliche Problematik auf; es wird von bereits starren, festgesetzten Meinungen ausgegangen, die sozialen Bedingungen werden zuwenig berücksichtigt und es wird zu rasch pauschalisiert.
Will man gültige Aussagen über soz. Verhalten der Frau treffen muß das gesamte System, in dem die Frau lebt, berücksichtigt werden: die bestehende Gesellschaftsform, die ökonomischen Bedingungen und die individuellen Unterschiede.
Maccoby zeigte 1966 auf, daß keine intellektuellen Begabungsunterschiede zwischen Buben und Mädchen existieren; solange, bis Mädchen von den sozialen Erwartungen eingeholt werden und erwartungsgemäß schlechtere Ergebnisse, als Buben erzielen.
Noch sind die geschlechtsspezifischen Forschungen nicht abgeschlossen und werden es wohl solange nicht sein, solange keine wahre Akzeptanz der Unterschiedlichkeit zwischen Mann und Frau entstanden ist.
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- Arbeit zitieren
- Evelyn Mohr (Autor:in), 2001, Geschlechtsunterschiede, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/42897
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