Als Christian Kracht 1995 seinen Debütroman "Faserland" veröffentlichte, ging nach kürzester Zeit ein Aufschrei durch weite Teile der bundesrepublikanischen Feuilletons. Polemisierend bezeichnete die Literaturkritik den Roman „als reaktionäres Schnöseltum ohne Biß“, als „Life-Style-Geschwätz“ und „Pennäler-Prosa“, sah in Christian Kracht eine „ausgekotze kleine Seele im Weltmeer der definitiven Orientierungslosigkeit“ und ein „Sinnbild der Flachheit“ und übersah dabei das Innovative an seinem Werk.
Denn Christian Krachts "Faserland" ist wie sein Nachfolgeroman "1979" vor allem eine reflexive Auseinandersetzung mit der literarischen Sinnsuche, jener Quest, die als archetypische Grundstruktur seit den antiken Epen das narrative Erzählen strukturiert. Zahllose Variationen hat die Quest erfahren, eine kontinuierliche Weiterentwicklung, die neben erfolgreichen Sinnsuchern vor allem im vergangenen Jahrhundert auch zahllose, verzweifelte Helden und scheiternde Reisen hervorgebracht hat.
Christian Krachts Romane aber markieren das Ende der bisher geschriebenen Geschichte der literarischen Quest. Ganz im Zeichen der Postmoderne collagiert und montiert Kracht die literarischen Sinnsuchen seiner Vorläufer, von Salingers „The Catcher in the Rye“ und Jack Kerouacs „On the Road“ bis zu Gralsroman und Jenseitswanderung, entleert und zerstört dabei die Quest mittels Affirmation und Destruktion seiner Prätexte und führt sie damit ins 21.Jahrhundert.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Einleitende Betrachtung der literarischen Sinnsuche
3. Die Sinnsuchen in den literarischen Vorlagen
3.1. Die Sinnsuche in den Vorlagen zu „Faserland“
3.1.1. Die Suche nach Identität in Salingers „The Catcher in the Rye“
3.1.2. Die Suche nach Selbstverwirklichung in Kerouacs „On the Road“
3.2. Die Sinnsuche in den Vorlagen zu „1979“
3.2.1. Die Suche nach Erlösung in der Jenseitswanderung
3.2.2. Die Suche nach Erlösung im Gralsroman
4. Analogien zwischen den Romanen und ihren Vorlagen
4.1. Vorüberlegung
4.2. Schnittpunkte in „Faserland“
4.2.1. Analogien zu Salingers „The Catcher in the Rye“
4.2.2. Analogien zu Kerouacs „On the Road“
4.3. Schnittpunkte in „1979“
4.3.1. Analogien zum Gralsroman
4.3.2. Analogien zur Jenseitswanderung
5. Differenzen zwischen den Romanen und ihren Vorlagen
5.1. Vorüberlegung
5.2. Differenzen in der Figurencharakteristik
5.3. Differenzen in der Gestaltung der Sinnsuchen
6. Abschließende Betrachtung der Queste im Erzählvorgang
7. Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Verstehen wir Sie richtig? Über Inhalte reden muss allein deshalb schiefgehen, weil schon so oft darüber geredet worden ist?
Ja absolut. Das Sprechen über Inhalte ist zum Scheitern verurteilt.
So lautete Christian Krachts Antwort auf Stephan Leberts und Christoph Amends Frage während ihres Interviews für den Tagesspiegel vom 30. Juni 2001.[1] Sein Kommentar, der die beiden Interviewer offensichtlich irritierte, erweist sich im Kontext zeitgenössisch, postmoderner Literaturproduktion jedoch keineswegs als erstaunlich oder gar innovativ. Von den Schwierigkeiten der postmodernen Schriftsteller Originäres zu schaffen oder der Literatur neue Inhalte zuzuführen, ist spätestens seit John Barths Diktum der sogenannten „literature of exhaustion“[2], der erschöpften und ausgeschöpften Literatur, allgemein die Rede. Die romantische Vorstellung der Genieästhetik, des genial kreativen Schöpfers, der seinen Text gleichsam aus dem Nichts schafft, gilt längst verloren. Alles scheint bereits tausendmal gesagt, tausendfach geschrieben und die einzige Möglichkeit subjektiv-schöpferischen Schaffens präsentiert sich unter diesen Umständen scheinbar in der Neuarrangierung von bereits Vorhandenem und im plagiatorisch und parodistischen Spiel mit Tradiertem. In den postmodernen Zeiten erfindet der Schriftsteller somit seine Texte nicht mehr, sondern findet sie. „Er stellt sie nicht her, er entziffert sie, schreibt sie nach.“[3] Dementsprechend erweisen sich Intertextualität, Collage und Montage als die prägendsten und charakteristischsten Techniken der literarischen Produktion in den vergangenen 40 Jahren.[4]
Auch Christian Krachts Romane sind in dieser Hinsicht ganz im Kontext der Postmoderne zu sehen. Sie erweisen sich bei näherer Betrachtung als Wieder- und Weitergeschriebenes, sind in weiten Teilen Überzeichnungen von bereits Vorhandenem. Montiert werden literarische, wie nicht literarische Elemente, Versatzstücke cinematographischer, religiöser, musikalischer und trivialer, wie hochliterarischer Art. Gleichzeitig stehen seine Romane mit der literarischen Verarbeitung von Elementen des alltäglichen Lebens in der Tradition der sogenannten Popliteratur, denn Themen wie Drogen, Alkohol, zielloses Dahintreiben und die Verarbeitung von Alltagssprache und – gegenständen sind alles Elemente, die schon einmal in den 60er Jahren in der angloamerikanischen Beat-Literatur und der deutschen Popliteratur für Furore gesorgt hatten.
Als 1995 der damals gerade mal 28 Jahre alte Schriftsteller seinen Debütroman „Faserland“ publizierte war dementsprechend auch schnell die Rede von einer „Renaissance der Popliteratur“[5]. Andererseits aber stand sein Roman Pate für eine ganz neue literarische Richtung, der eine ganze Gruppe junger Autoren folgen sollte, unter anderem Benjamin von Stuckrad-Barre, Elke Natters und Eckhart Nickel, und die die ursprünglich durchaus politische und engagierte in eine „Form unterhaltsamer Popliteratur“[6] umwandelte. Von weiten Teilen der Literaturkritik wurde sie daher häufig als seicht und oberflächlich angeprangert und Christian Kracht als ihr Hauptvertreter galt vielen lange Zeit als „Sinnbild der Flachheit“[7]. Dies sollte sich erst mit seinem zweiten Roman „1979“ ändern, den er im Herbst 2001 veröffentlichte. Dieser Roman schien so gar nicht in das Bild unterhaltend seichter Literatur zu passen, als deren Repräsentant viele Kritiker Christian Kracht sahen. In der Folge machte sich ein Meinungsumschwung in der Kritik bemerkbar. Lutz Hoyer etwa sprach in seiner Rezension zu „1979“ von einer „Läuterung der Spaßfraktion“[8], Bernhard Manati titelte in MAX mit dem „Ende der Popliteratur“[9] und im Stern war gar von einer Beerdigung der Popliteratur durch Christian Kracht[10] zu lesen.
Inwieweit Christian Krachts Romane nun tatsächlich unter den bisher noch nicht klar definierten Begriff der Popliteratur zu fassen sind, soll an dieser Stelle nicht mehr weiter erläutert und diskutiert werden. Interessant für die Arbeit erweist sich dagegen die bereits eingangs erwähnte, für die Postmoderne und Popliteratur prägende Technik der Intertextualität, denn innerhalb der Collagen in den beiden Romanen Christian Krachts lassen sich deutliche Gewichtungen erkennen. Die quantitative Präsenz bestimmter literarischer Vorlagen in Reise-, wie Figurengestaltung sticht geradezu ins Auge. So treten die Patenschaften von Salingers „The Catcher in the Rye“ und Jack Kerouacs „On the Road“ für „Faserland“ und der beiden mittelalterlichen Gattungen der Jenseitswanderung und des Gralsromans für „1979“ mehr als deutlich zu Tage. Interessant erscheint in diesem Zusammenhang und damit kommen wir auch zum Thema dieser Arbeit, daß sich alle diese Vorlagen trotz ihrer teilweise starken, zeitlich und inhaltlichen Diskrepanzen um ein gemeinsames Thema zentrieren, um die Thematik der Sinnsuche und der mit ihr verbundenen Frage nach Identität und sinnerfüllter Existenz. Durch die erhebliche Präsenz der Vorlagen wird die Sinnsuche damit also auch zur zentralen Thematik in beiden Romanen Christian Krachts.
Somit stellt sich also nunmehr die Frage nach den Formen der Verarbeitung der prätextuellen Sinnsuchen, der semantisch, wie strukturellen Analogien und Differenzen, die sich bei der Montage der Vorlagen in ihren neuen Kontext ergeben. In der nun folgenden Untersuchung werden hierzu zunächst die Struktur und der Inhalt der Sinnsuchen in den Vorlagen näher beleuchtet werden. Im Anschluß werden die Analogien und Entlehnungen in den beiden Romanen Christian Krachts näher untersucht, um zu zeigen, auf welche thematischen Schwerpunkte der prätextuellen Sinnsuchen intertextuell rekurriert wird. Im letzten großen Teil der Arbeit sollen schließlich die entscheidenden und markanten Differenzen zwischen den Romanen und ihren Vorlagen analysiert werden, um die spezifische Umsetzung und Gestaltung der Sinnsuche und Identitätsthematik in den Romanen Christian Krachts herauszuarbeiten.
2. Einleitende Betrachtung der literarischen Sinnsuche
Bevor im folgenden Kapitel die jeweiligen, thematischen Schwerpunkte der prätextuellen Sinnsuchen näher untersucht werden, scheint es zunächst sinnvoll, sich jenes archetypische Grundschema vor Augen zu führen, das seit den antiken Epen die literarische Sinnsuche strukturiert, die sogenannten Queste. Von Erzähl- theoretikern wie Georg Lucazs[11] und Tzvetan Todorov[12] als die typischste Art des Erzählens bezeichnet, erweist sich die Queste von der „Odyssee“ über die „Beowulf“ und „Don Quixote“ bis hinein in die Moderne als progressive Suche und Annäherung an ein bestimmtes Ziel. Dabei zentriert sich das Sujet um die Thematik der Reise und der mit ihr verbundenen Metaphorik der Lebensfahrt.
In ihrer archetypischen Grundstruktur weist die Queste eine dreiteilige Abfolge auf, geht über Ausgang, Übergang und Eingang, Auszug, Fremde und Rückkehr der Helden und versinnbildlicht zugleich einen Wandlungs- und Reifungsprozess des jeweiligen Protagonisten. Die Fahrt in die Fremde erweist sich dabei als eine Form der Prüfung für die Protagonisten, eine Reise der Wandlung und Reifung an den verschiedenen Bewährungsproben, die „als Stationen der Entwicklungsthematik“[13] erscheinen. Somit kennzeichnet das Grundschema der Queste von jeher die Analogie zwischen innerer und äußerer Bewegung, die Fahrt als Reise in die Vielfalt der Erklärungsmodelle, die die soziale Umwelt bereithält, und als Reise zum inneren Selbst. Die „lokale Ortsveränderung“ entpuppt sich damit als Zeichen „eines psychischen Standortwechsel“[14] und ist somit auf engste mit der Identitätsthematik des Helden in der Literatur verbunden.
Bei einer Untersuchung ihrer historischen Formen, wie sie auch Ihab Hassan in seiner Arbeit „Selfs at risk“ unternahm, zeigt sich die Queste ursprünglich mit dem Mythos verbunden, mit jenen Erzählungen vom schamanistischen Nachtflug oder der sogenannten Nachtfahrt des Helden und seiner Suche nach letzter Erkenntnis.[15] Entsprechend entwickelte sich im 20. Jahrhundert eine literarische Theorie um den sogenannten Quest-Mythos. Northrop Frye, einer ihrer Vertreter, etwa unterschied bei der Reise und Suche des Helden vier aufeinanderfolgende, prozessuale Phasen. Agon ( Konflikt), Pathos (Todeskampf), Sparagmos (Zerstückelung) und Anagnorisis (Wiederkehr) fügen sich bei ihm zu einem „central unifying myth“.[16]
Einen wichtigen und äußerst aufschlußreichen, wenn auch wegen seiner angeblichen Simplifizierung äußerst umstrittenen[17], Beitrag zum Quest-Mythos formulierte 1949 Joseph Cambell in seinem „ The hero with a tousand faces“, in dem er versuchte, sämtliche Erzählungen als Modifizierungen ein und desselben Grundschemas zu deuten. Dieses Modell bezeichnete er selbst mit dem von James Joyce entliehenen Begriff des Mono-Mythos und gliederte es auf in die drei Phasen der „Trennung – Initiation – Rückkehr“.[18] Gleichzeitig rekurrierte er mit der Ablaufsequenz seiner Heldenfahrt auf das elementare Schema der sogenannten rites de passage, jenem Modell, das bereits 1889 von Arnold van Gennep im Zusammenhang mit seiner Untersuchung magisch-religiöser Übergangsriten geprägt worden war. Nach Gennep bilden „Trennung[], Umwandlung[] und Angliederung[]“[19] die wesentlichen Elemente der rituellen Sequenz, die den Ausgang aus der einen, den Übergang und Eingang in eine andere Phase religiöser oder sozialer Existenz, die sogenannte Initiation, kennzeichnen. Analog hierzu finden sich auch bei Campbell rituelle Rückbezüge. Demnach werden in der Literatur Beginn und Ende jener Phasen durch das Übertreten bestimmter Schwellen gekennzeichnet, damit als bewußt vollzogene Schritte markiert und der Beginn eines neuen Zyklus in rituellem Tod und ritueller Wiedergeburt des Helden symbolisiert.
Die Forschung des vergangenen Jahrhunderts erstellte somit vielfache Bezüge zwischen der Queste und bestimmten Formen der Initiationsriten[20]. Der Auszug des Helden, seine Erreichung und Bewährung in der Fremde und seine siegreiche Rückkehr wurden immer wieder mit jenem Weg des Novizen durch die verschiedenen Stufen der Einweihungszeremonie in Verbindung gebracht.
Andererseits gab es auch verschiedentliche Ansätze aus der Psychoanalyse, besonders um den Kreis um C.G.Jung[21], die die Queste als jorney into the interior, als Abstieg in die Tiefen des eigenen Unbewußten und als Reise ins eigene Selbst, auslegten. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang auch noch die psychologische Deutung der Gralsqueste von Emma Jung und Marie Louise von Franz[22], die jene als Grundmuster eines Entwicklungsprozesses deuteten und die Queste als Individuations- und Sozialisationsprozeß des Helden, als Weg der Selbstfindung und als Weg zur gesellschaftlichen Integration, auslegten.
Der kurze Überblick hat letztlich gezeigt, daß die Queste im vergangenen Jahrhundert eine Reihe verschiedener Deutungszugänge erfuhr, seien sie aus der ethnologischen, anthropologischen oder psychologischen Forschung. Über Wert oder Unwert der verschiedenen Interpretationsansätze soll an dieser Stelle nicht diskutiert werden. Es sei jedoch darauf verwiesen, daß sämtliche angewendeten Modelle eine Gefahr der Simplifizierung in sich bergen und letztlich dazu verleiten, an die Queste ein allzu starres Schema von außen heranzutragen. So lassen sich Strukturmerkmale der Queste beispielsweise auch in Werken nachweisen, in denen das Ziel aus den Augen verloren wird und die Suche im Nichts mündet, der Held scheitert und damit auch die Dreiteiligkeit des so häufig angewendeten Modells durchbrochen wird.[23]
3. Die Sinnsuchen in den literarischen Vorlagen
3.1. Die Queste in den Vorlagen zu „Faserland“
3.1.1.Die Suche nach Identität in Salingers „The Catcher in the Rye“
Mit den Analogien zu Salingers „The Catcher in the Rye“ rekurriert Christian Kracht in „Faserland“ auf den wohl bekanntesten, amerikanischen Zeitgeist- roman der 50er Jahre. Kaum ein anderes Buch dieser Zeit konnte in Amerika einen derartigen Erfolg vorweisen wie der 1951 publizierte Roman des damals 42-jährigen Jerome D. Salinger. Der Roman avancierte innerhalb kürzester Zeit zum „Key book“[24] der College-Generation und zählt mittlerweile zu den Klassikern der amerikanischen Nachkriegsliteratur. Für die vom Komformitätsdruck der beginnenden Massen- und Konsumgesellschaft geplagte, amerikanische Jugend wurde der Roman „zum Sinnbild eines wenn auch vagen Protests gegen das bestehende Establishment“[25], der ihre eigene „existentielle Erschütterung [...] mit seismographischer Exaktheit“[26] widerspiegelte. So fand der Roman innerhalb kürzester Zeit Eingang in die Lektürelisten der amerikanischen Universitäten und Colleges, während gleichzeitig sein angeblich verderblicher Einfluß von weiten Teilen der Kulturkritik angeprangert und der Roman in In- und Ausland vorübergehend auf den Index gesetzt wurde.[27]
Thematisch steht Salingers „The Catcher in the Rye“ in jener langen Tradition amerikanischer Adoleszenzromane, für die sich seit Mark Twains „Huckleberry Finn“ allgemein die Bezeichnung novel of initiation oder Initiationsreiseroman etabliert hat. Strukturell und inhaltlich entspricht die Initiationsreise des jugendlichen Helden jener bereits im vorhergehenden Kapitel beschriebenen Queste als Weg der Wandlung und Reifung. Der klassische, amerikanische Adoleszenzroman thematisiert jedoch nicht alleine die Entwicklung und Reifung des Einzelnen, sondern gleichzeitig seine Auseinandersetzung mit den Werten und Normen der Gesellschaft, in die er sich auch am Ende seiner Entwicklung wieder eingliedern soll. Die Handlung zentriert sich dabei auf jene kurze Phase des Übergangs von der Kindheit in die Erwachsenenwelt und zeigt somit den Verlust der kindlichen Unschuld. Im Zentrum der Romane steht stets der jugendliche Held in seiner Identitätskrise, in jener Phase des vorübergehenden Orientierungsverlustes, der Isolation und Entfremdung von der Gesellschaft, in der er sich „fern von [ihren] Bindungen und Ordnungen seine Antworten selber sucht“[28]. Somit ist die Auseinandersetzung mit dem eigenen Selbst und die Suche nach der eigenen Identität Kernthema der klassischen Adoleszenzromane.
Auch der 16jährige Holden Caulfield, der Protagonist in „The Catcher in the Rye“, zeigt sich im Roman zerrissen zwischen der Welt der Kindheit, der er bereits entwachsen ist und der Welt der Erwachsenen, in die er nicht reifen will, zu oberflächlich und verlogen erscheinen ihm ihre Leitbilder. Vom Internat relegiert, von Elternhaus und Altersgenossen entfremdet geht Holden auf eine zweitägige Odyssee durch New York und erlebt in einer Reihe bitterer Konfrontationen die Einsamkeit, Anonymität und Brutalität der Großstadt. Vergeblich versucht er im Laufe seiner Reise Kontakt zur Umwelt aufzubauen und in verschiedenen Rollenexperimenten eine angemessene Identität in der Erwachsenenwelt zu finden. Seine Entfremdung zur Umwelt steigert sich zusehends im Laufe des Romans und er zieht sich immer mehr zurück in eine kindliche Traum- und Wunschwelt, um seine eigene Weiterentwicklung, vor allem seine sexuelle Reifung, hinauszuzögern. Am Ende seiner Reise muß er sich jedoch die Unaufhaltsamkeit der eigenen Entwicklung eingestehen und findet in der Begegnung mit seiner Schwester Phoebe, dem einzigen Menschen mit dem er während seiner Irrfahrt kommunizieren kann, zu sich selbst zurück. So stellt er sich am Ende seiner Odyssee der Verantwortung für seine Schwester und „den Aufgaben des wirklichen Lebens“[29].
In den vielfältigen Interpretationen und Analysen zu Salingers Roman wurde immer wieder auf die Dreiteiligkeit der Reise Holdens hingewiesen.[30] Seine Odyssee durch New York folgt demnach dem Modell der rites de passage, jener Abfolge von Ausgang, Übergang und Eingang. Der Aufbruch vom Internat zeigt sich als Schritt aus der alten Entwicklungsstufe, die „initiation out of society“[31] ist damit vollzogen, die erste Schwelle überschritten. Holden tritt seine Reise ins innere Selbst an, geht auf eine jorney into the interior und seine scheinbar ziellose Fahrt durch New York entpuppt sich als „Suche nach weitergehenden Werten das Selbst neu zu definieren.“[32] Holdens Wandlung zeigt sich schließlich in Form eines symbolischen Todes, mit dem auch der Schwellenübertritt in eine neue Existenz vollzogen wird.
Andererseits ist jene Rückkehr Holdens durchaus ambivalent zu sehen, denn die Rahmenhandlung des Romans zeigt ihn ein Jahr nach dem Geschehen in therapeutischer Behandlung in einem Sanatorium an der Westküste. Seine Identitätsfindung ist demnach ebenso wenig endgültig abgeschlossen wie die Reintegration und Initiation in die soziale Umwelt. So findet Holden am Ende seiner Reise zwar zu sich selbst und überwindet die eigene Kompromißlosigkeit mit der Gesellschaft, indem er sich mit den Schwächen seiner Mitmenschen abfindet, die Entwicklung einer neuen, klar definierten, sozialen Rolle und Identität bleibt jedoch unvollendet. Am Ende seiner Odyssee ist er somit keineswegs zu „einem bejahenden Mitglied der ihn umgebenden Gesellschaft“[33] geworden, vielmehr verharrt er „im neutralen Niemandsland“, in dem er seinem „Individualismus und Nonkonformismus treu [bleibt], wenn auch nicht mehr in destruktiver Weise.“[34] Holdens Wandel ist somit eine „Entscheidung für einen individuellen Menschen, nicht für eine bestehende Gesellschaftsform“[35], zu fragwürdig und absurd erscheinen ihm die gesellschaftlichen Leitbilder, zu repressiv wirken die Mechanismen der Umwelt auf die Selbstverwirklichung und die Freiheit des Einzelnen.
3.1.2. Die Suche nach Selbstverwirklichung in Kerouacs „On the Road“
Entfremdung, Verzweiflung, Ausweglosigkeit und das Leiden an der bestehende Gesellschaft thematisiert auch Jack Kerouacs 1957 publizierter Roman „On the Road“. Kerouacs Roman erreichte eine vergleichbare Popularität wie Salingers „The Catcher in the Rye“ und zählt gleichzeitig zu den Hauptwerken der sogenannten Beat Generation, jener Gruppe von Schriftstellern[36], „die sich als Außenseiter der Gesellschaft und [als] Vertreter einer neuen Literatur verstanden“[37]. In ihren Romanen und ihrer Lyrik entfalteten sie aus einer durchwegs antibürgerlichen Haltung heraus „Alternativen zur Reglementierung der Zivilisation“[38] und unternahmen „Konstruktionsversuche alternativer Lebensrahmen“[39] gegen die als langweilig und rigide empfundenen Attraktionen der amerikanischen Gesellschaft. Neben der Kritik am hohlen Konformismus der Gesellschaft und der Suche nach einer alternativen Lebensführung vollzogen die Texte der Beats auch einen Bruch mit den ästhetischen Normen der literarischen Tradition. Die Thematik der Massenkultur und die Verwendung jugendlicher, teilweise obszöner Slangbegriffe, mit der sich bereits in Salingers Roman eine Vermischung von Hoch- und Trivialliteratur andeutete, steigerte sich in der Beat-Literatur. Dort fanden authentische „Sex-, Drogen- oder auch Elendserfahrungen“[40] Eingang in die Romane und die verwendete Umgangssprache verstärkte den „dokumentarischen Charakter“[41] der Texte der Beats. Mit ihrem Protest gegen den formalen Kanon der Hochkultur leiteten die Beatniks die amerikanische Postmoderne ein und können zugleich als Vorläufer der sogenannten Popliteratur in Deutschland gelten.[42]
Wie Salingers „The Catcher in the Rye“ greift auch Kerouacs Roman auf eine lange originär amerikanische Tradition zurück, auf die der sogenannten open road. Mit ihr verband sich der Mythos von Amerika als Land der weiten Räume und der unbegrenzten Möglichkeiten. Die open road wurde in der Literatur zum Sinnbild des american dream, jener Vorstellung der Wiedergewinnung der eigenen, persönlichen Freiheit in den noch offenen, unzivilisierten Gebieten Amerikas, deren Bereich sich historisch und traditionell auf den Westen des Landes bezog. Die Metaphorik der sogenannten open frontier, der Unbegrenztheit der Entfaltungsmöglichkeiten und der freien Räume, findet sich vielfach in der amerikanischen Literatur, beispielsweise in Walt Withmans „Song of the open road“ oder John Steinbecks „Highway 66“, in denen die Helden aus dem zivilisierten Landstrichen auf die Straßen und Highways des Kontinents Richtung Westen flüchten. Die open road, „jener freiheitsverheißende und die Möglichkeit zu neuem Leben versprechende Weg“[43], wird zum „Symbol der Sehnsucht“[44] und Schauplatz der äußeren und inneren Entwicklung der Helden. In ihr verbindet sich die Lust an der Mobilität mit „der Suche nach dem Neuem und der Sehnsucht nach dem Abenteuer“[45].
Auch Sal Paradise, der Protagonist in Kerouacs „On the Road“ befindet sich auf der Flucht vor der Leere der amerikanischen Zivilisation. Gemeinsam mit seinem Freund Dean Moriarty macht er sich auf die Suche nach einer „neuen Sinngebung des Ichs“[46], nach einer Möglichkeit der freien Selbstverwirklichung. Sal Paradise ist der Paradiessucher[47], wie schon sein Name andeutet, und Dean, ruheloser und nomadisierender Vagabund selbst auf der Suche nach seinem verschollenen Vater, wird zu Sals Führer, für ihn gleichzeitig Verkörperung einer besseren Welt und Erlöserfigur. Gemeinsam durchfahren sie in insgesamt fünf Reisen den gesamten amerikanischen Kontinent bis nach New Mexiko, besuchen Freunde und erleben in Alkohol- und Drogenräuschen freiheitsverheißende Ekstasen. Im Laufe ihrer Reisen bewegen sie sich an den Peripherien der Zivilisation auf Seiten der sozialen Randexistenzen, bei denen sie glauben, „die geheimsten Sehnsüchte noch am ehesten realisieren“[48] zu können. Das Ausleben rauschhafter Daseinsfreude, der natürlichen Lebensfülle und des tiefsten Inneren, des sogenannten IT wird dabei den gleichmachenden Zwängen der Konsumgesellschaft entgegengestellt. Doch die Ausbrüche aus der beengenden Wirklichkeit sind nicht von Dauer, dem rauschhaftem Erleben des Momentes folgt die Ernüchterung und den Ankünften stets der erneute Aufbruch. Die Weite des Kontinents zeigt sich längst geschrumpft, der american dream kann sich nicht mehr erfüllen, zu begrenzt erscheinen die Möglichkeiten des „als höchst reduziert begriffenen Amerikas“[49]. Eine „end-of-the-continent-sadness“[50] breitet sich aus und Sal kehrt von Mal zu Mal ausgebrannter von seinen Reisen zurück. Die versprochene „Vision von anderen Tropen“[51] ist nur temporär und der Mythos der open frontier bietet keine Chancen mehr zum Neubeginn. Alleine in der Bewegung scheint für beide noch Hoffnung zu liegen. Die insgesamt fünf Reisen gipfeln schließlich im endgültigen psychisch und physischen Zusammenbruch des Protagonisten in New Mexiko. Von Dean verlassen muß Sal sich dort die Uneinlösbarkeit des Mythos Amerika eingestehen. Er kehrt schließlich zurück in die Welt der squares, findet eine Frau und läßt sich in New York nieder, während Dean „als gebrochener Westernheld, als Figur des ewigen Juden“[52] weiter sein Leben auf der Straße führt.
Inhaltlich weist der Roman die Dreiteiligkeit der Queste auf, auch wenn sich die Abfolge der rites de passage hier nicht mehr auf nur eine einzelne, sondern auf insgesamt fünf Reisen erstreckt. Letztlich aber stellen alle Reisen einen Weg der zunehmenden Erkenntnis des Protagonisten dar, gehen über einen Aufbruch, mehrere Aufenthalte in der Fremde zu einer endgültigen Rückkehr. Die fünf Reisen zeigen somit strukturell in sich geschlossene Episoden, die sowohl in sich selbst als Questen deutbar sind und zugleich jeweils nur Stationen einer gesamten Queste darstellen. Demnach zeigen das Aufbruchsmotiv, die Scheidung und der Weltekel Sal Paradises, bereits zu Beginn des Romans die bewußte Trennung von der alten Existenz, die initation out of society und die Thematik der Suche nach Neuem. Zugleich kulminieren die im Roman immer wieder neuen Formen der Initiation, auf die auch Eike Gebhardt[53] hingewiesen hat, in einer letzten großen Wandlung des Protagonisten in New Mexiko in Form eines symbolischen Todes. Die permanenten Initiationen Sal Paradise bereiten ihn somit auf die neuen Prüfungen und Reisen vor und ermöglichen ihm zugleich eine stetig wachsende Erkenntnis über seinen Wegbegleiter Dean Moriarty.[54] Somit sind die verschiedenen Reisen Stationen eines gesamten, einzelnen Erkenntnisweges hin zur tragischen Einsicht der Sinnlosigkeit der Bewegung und Unmöglichkeit der Einlösung des american dream. Die progressive Suche des Protagonisten ist somit desillusionierend. Die in der Figur Deans verkörperten Versprechungen der Selbstbefreiung durch Bewegung und rauschhaftes Erleben des Momentes, lassen sich nicht mehr einlösen. Die „jenseits der zivilisatorischen Filter“[55] gesuchte Vitalität, Individualität und Spontaneität entpuppt sich für Sal am Ende als Chimäre. Ähnlich wie schon in „The Catcher in the Rye“ wird die Queste hier zu einem Individuationsprozeß ohne versöhnenden Sozialisationsprozeß. Die Rückkehr und Reintegration Sals in die Gesellschaft ist auch hier zutiefst resignativ, es ist eine Rückkehr um des Überlebens willen.[56]
3.2. Die Queste in den Vorlagen zu „1979“
3.2.1. Die Suche nach Erlösung in der Jenseitswanderung
Thematisierten die bisher beschriebenen Questen einen Erkenntnisweg der Protagonisten zu sich selbst und zu ihrer zukünftigen Rolle in der Gesellschaft, folgt nun mit der peregrinatio ad deum eine Form der Suche, deren Zielbereich ins Transzendente verlegt ist. Die Gattung der fiktiv-allegorischen Jenseitswanderungen entstand etwa im 12. Jahrhundert zunächst in Frankreich und breitete sich von dort mit Ausnahme Deutschlands über gesamt Europa aus. Zur Gattung der peregrinatio zählen sowohl die Traumreisen durch die drei jenseitigen Reiche – Hölle, Fegefeuer und Himmel, wie auch die fiktiven Pilgerfahrten in Bereiche mit jenseitigem Charakter, wie die „Pelerinage de la Vie Humaine“ (Die Pilgerfahrt des Menschenlebens) des Guillaume de Degullevilles. Zwei ihrer bedeutendsten Umsetzungen erfuhr die Metaphorik der peregrinatio im 17. Jahrhundert in John Bunyans „ The pilgrims progress“ („Die Pilgerreise zum Berge Zion“) und natürlich in der wohl berühmtesten fiktiven Jenseitswanderung, in Dante Alighieris „Divina Commedia“, die zwischen 1307 und 1321 in Italien entstand.
Im Bild der peregrinatio verkörpert sich die mittelalterliche Vorstellung, daß das Leben auf Erden eine Wanderung zum Göttlichen darstellt. Die peregrinatio erweist sich dabei als eine Art „weltdeutende Metapher“[57] für die Bestimmungen des Menschen auf Erden, dieses metaphysische Ziel aufzuspüren und sich selbst für die Einweihung oder den Eingang ins Transzendente vorzubereiten, denn der „Pilger“ ist - nach christlicher Determinierung des Begriffes - nicht der bereits fromme Mann, der seines Weges sicher auf ein Ziel zugeht, sondern der irrende Sünder, der sich „seinen Weg durch das dornenvolle Dickkicht“[58] der irdischen Versuchungen erst bahnen muß. „Das Idealbild des Pilgers ist der arme Sünder in Not und seelischer Pein“[59], der leidet und auf seine Befreiung im Jenseits hofft, denn alleine dort war nach mittelalterlicher Vorstellung dem Mensch Heil und Erlösung sicher. Die Reise und Suche erfährt damit eine Spannung auf das Jenseits, die eine Entwertung der Welt nach sich zieht und daher einer realistischen Darstellungsweise in der peregrinatio -Dichtung entgegenwirkt. Die Elemente der peregrinatio erhalten so allesamt symbolisch-verweisenden Charakter und die Fremde trägt Züge des Jenseits oder ist gar selbst jenseitiges Reich. In der peregrinatio wandelt sich die Pilgerreise zur Suche nach Gott und nach der Erlösung im Göttlichen und die Reise dient dabei der Läuterung und der Vorbereitung des Menschen für den Eingang ins Metaphysische, der Reifung und Wandlung des Protagonisten in einen neuen und höheren Seinszustand, „sei es durch Verweilen am heiligen Ort [...], sei es durch innere Veredelung im Glauben [...]“[60]
Die Protagonisten der Jenseitswanderungen zeigen sich zu Beginn in tiefen, seelischen Krisen, in einem Zustand der Versündigung gegen Gott und die göttliche ordo. Sie erfahren allesamt durch ein einbruchartiges Erlebnis ihre Berufung zum Aufbruch und zur Suche nach Erlösung. Sie trennen sich aus ihrem bisherigen Leben, lassen ihre irdischen Bindungen und weltlichen Güter zurück und vollziehen derart eine Seklusion von der Alltagswirklichkeit. Meist mit Hilfe von Helfern und Geleitern durchwandern sie im Anschluß die Welt, die bereits jenseitige Züge trägt, oder durchschreiten wie Dante mit Hilfe des Dichters Vergil die drei jenseitigen Reiche. Im Laufe ihrer Wanderung und Pilgerfahrt erhalten sie Einblicke und Einweihungen in religiöses Wissen und erfahren gleichzeitig Prüfungen in Form von seelischen und körperlichen Leiden, die ihrer Läuterung und Buße dienen. Die Wanderung erweist sich damit als „journey into knowledge“[61], als Reise ins Reich der Erkenntnis. Doch erst am Ende ihres entbehrungsreichen und langen Läuterungsweges erreichen die Pilger ihr Ziel, das metaphysische Jerusalem oder wie bei Dante das Paradies, und erfahren dort ihre endgültige religiöse Wandlung. So werden sie entweder zu Asketen und Streitern Gottes auf Erden oder erleben in der Trennung von Körper und Seele ihre Aufnahme in das Paradies.
In den Jenseitswanderungen zeigt sich also deutlich die archetypisch dreiteilige Struktur des Questeschemas, die Abfolge der rites de passage in Ausgang, Übergang und Eingang. Der Aufbruch und die Berufung der Protagonisten versinnbildlicht den Schritt aus ihrer bisherigen, weltlich geprägten Existenz und ihr Streben nach neuer Seinserfüllung. Nach diesem ersten Schwellenübertritt begeben sie sich auf eine Reise der inneren Läuterung und religiösen Wandlung. Sämtliche Prüfungen in der Fremde erweisen sich dabei als Stationen des Heilsweges, die den Eingang der Protagonisten in eine neue religiöse oder transzendente Existenz vorbereiten.
Interessanterweise wurden in der Forschung zwischen der peregrinatio ad deum und der Vorstellungswelt der Initiation immer wieder Analogien hergestellt.[62] Bei Cusani, Campbell und Freese finden sich beispielsweise Anspielungen auf eine Initiationsthematik in Dantes „Divina Commedia“. Cusani etwa interpretierte die „Göttliche Komödie“ als Initiationsreise[63], Campbell erkannte in Vergil den Initiationshelfer und -geleiter für Dantes Prüfungen[64] und Freese deutete die „Divina Commedia“ als literarische Umsetzung und Ausgestaltung des christlichen Initiationsritus. Demnach zeigt sich im Abstieg des Dichters in die Dunkelheit der Hölle der symbolische Tod und der Schwellenübertritt aus der alten Existenz, in der anschließenden Läuterung und der Reinigung der Seele im Fegefeuer die Auferstehung und die Taufe zu neuem Leben. Die Wiedergeburt in eine neue religiöse Existenz erweist sich dabei jedxoch nicht mehr als Selbstzweck, sondern als „notwendige Vorbereitung für das Betreten des Paradiso.“[65]
3.2.2. Die Suche nach Erlösung im Gralsroman
Um die Thematik der religiösen Läuterung und der göttlichen Erlösung zentriert sich auch die Handlung der Gralsromane und –epen. Historisch ausgelöst durch das ständische Krisenerlebnis des mittelalterlichen Rittertums öffnete erstmals Chretien de Troyes im 12. Jahrhundert mit seinem „Perceval“ den Artusstoff einem gänzlich neuen Bereich und leitete ihn in eine ernste, religiöse Richtung. Sein „Perceval“ oder auch „Le conte du Graal“ blieb jedoch unvollendet. Die Forschung geht heute davon aus, daß er über diesem, seinem letzten Werk verstorben ist. Gerade die Unvollendetheit aber führte zu immer neuen Bearbeitungen des Gralsstoffes und zu verschiedentlichen Fortsetzungen der Parzivalhandlung[66], deren berühmteste und einflußreichste sich bei Wolfram von Eschenbach findet. Sein zwischen 1200 und 1210 entstandener „Parzival“ gilt heute als Höhepunkt der deutschen Artusepik.[67] Interessanterweise setzte sich die Rezeption und Neubearbeitung des Parzivalstoffes bis in das 20. Jahrhundert fort und erfuhr dort eine geradezu neuerliche Blütezeit.[68]
Im Gegensatz zu den Protagonisten der peregrinatio beschreiten die Helden der Gralsromane und –epen nicht alleine den Weg der Selbssalvation, sondern treten gleichzeitig in einen heilsgeschichtlichen Kampf mit dem Bösen. So zeigt sich im Gralsroman die Artus- und Ritterwelt vom Bösen bedroht und liegt in der Figur des sogenannten Fischerkönigs, des verwundeten Gralsherrschers, darnieder. Das einstmalige Zentrum des Friedens erweist sich somit als erlösungsbedürftig. Diese Aufgabe tragen die Helden der Gralsromane, die sich als Auserwählte ausweisen und mit ihrer eigenen Läuterung und Buße gleichzeitig das gesamte versündigte Rittertum von der Schuld erlösen sollen. Mit der Aufnahme der Gralsthematik in den höfischen Roman wandelte sich somit „das profane Befreiungsabenteuer“ der ritterlichen Helden „zur allumfassende Erlösungstat.“[69]
Auch Parzival[70], jener typische Held im Gralsroman[71], erweist sich als Auserwählter, als Abkömmling des Gralsgeschlechtes und zukünftiger Gralsherrscher. Zunächst aber fehlen ihm sämtliche Attribute der ritterlich-höfischen Existenz. Er ist der unwissende, ungebildete, namenlose, tumbe Tor, der vaterlos mit seiner Mutter Herzeloyde im Wald aufwächst, die ihn aus Angst vor dem ritterlichen Dasein bewahren will und ihn fern von der Welt und ihrem Wissen hält. Eines Tages jedoch begegnet Parzival im Wald mehrerer Rittern und strebt nun fortan ebenfalls nach ritterlicher Existenz. Als Narr gekleidet bricht er von zu Hause auf und hinterläßt seine Mutter, die daraufhin an Gram stirbt. Er beginnt seine erste Prüfungssequenz der Sozialisation, bewährt sich in verschiedenen Kämpfen, wird von einem Edelmann in die Ritterlehre genommen und erlebt so nach und nach seine Einweihung und Aufnahme in die Artusgemeinschaft. Schließlich gelangt er auf die Gralsburg und sieht dort allerlei wunderliche Dinge und den durch eine Lanze verwundeten Gralskönig Amfortas. Doch im Glauben, die ritterlichen Anstandsregeln verböten jegliche Fragen, versäumt Parzifal die entscheidende Frage nach der Ursache der Verwundung zu stellen und erlöst somit weder den kranken Gralskönig noch das mit ihm darniederliegende, verödete Land. Parzival wird daraufhin von der Gralsbotin Kundrie verflucht und von der Artus- und Gralsgemeinschaft ausgeschlossen. Er erfährt von seiner Schuld am Tod der Mutter, fällt von Gott ab und reist daraufhin auf der Suche nach Abenteuern durch die Lande. Erst die Begegnung mit dem Einsiedler Trevrizent öffnet Parzival die Augen. Er erkennt seine Schuldhaftigkeit und seine Aufgabe der Buße und geht nun ein zweites Mal auf die Suche nach dem Gral. Bei seinem zweiten Besuch auf der Gralsburg aber ist er gereift und gewandelt, kann mit seiner Frage Herrscher und Land erlösen und wird selbst am Ende zum neuen Gralskönig bestimmt.
In seinem Aufbau basiert der Gralsroman grundsätzlich auf den beiden wesentlich Strukturelementen der Artusepik, auf der Queste und dem Doppelten Kursus. Demnach gewinnen sämtliche Artusritter auf ihrem ersten Weg „aus der Tiefe, wo sie nicht mehr oder noch nicht sie selbst sind“[72] durch Bewährung und Erfüllung der höfischen Normen Ehre und Minne und ihre Anerkennung durch die Artusgemeinschaft. Die erste erreichte Stufe und die mit ihr gewonnen Entwicklung und Reifung bleibt jedoch unvollkommen. Es folgt ein Fehlverhalten gegen die Forderung der Gemeinschaft und mit ihm der Ehr- und Selbstverlust. Nun beginnt der zweite Weg der ritterlichen Helden und mit ihm die Wiedergutmachung ihres Fehlverhaltens aus eigener Kraft. Der zweite Kursus trägt moralischen Charakter, führt die Helden auf den inneren Weg „des freiwilligen Selbstverzichtes“[73] und zur Bewährung in demütiger Tatbereitschaft, an dessen Ende die „neue, gewisse und dauernde Möglichkeit von Selbst - und Liebeseinheit “[74] steht und damit die Wiederaufnahme in die Gemeinschaft „als [...] vollwertige[s] Individuum[].“[75]
Die Handlung im Gralsroman folgt deutlich diesem Schema des doppelten Kursus, unterscheidet sich jedoch auch in wesentlichen Elementen von den anderen Artusromanen. Zwar erlebt Parzival auf seinem ersten Weg auch den Austritt aus der Anonymität und die Anerkennung durch die Artusgemeinschaft, sein Aufbruch aber geht anders als in den bisherigen arthurischen Romanen nicht mehr vom höfischen Bereich aus. Gleichzeitig verschiebt sich auch der Zielbereich des Suchers, denn nicht mehr der Artushof, sondern die Gralsgemeinschaft ist das endgültige Ziel Parzivals. Dementsprechend ist sein Fehlverhalten auch nicht gegen die Artusgemeinschaft und die ritterlichen Verhaltensnormen gerichtet, sondern erweist sich als religiöse Verfehlung. Gleichzeitig kann sich Parzival im zweiten Kursus nicht mehr durch Bewährung in ritterlicher Abenteuerfahrt, sondern im Weg der Reue und Buße für seine Aufgabe bereit machen und damit die gestörte Harmonie der Artuswelt wiederherstellen.
Die Queste als zweites wesentliches Strukturelement im arthurischen Roman zeigt die Entwicklung der ritterlichen Helden auf ein Ziel hin „in der stufenweisen Verwirklichung eines vorgegeben Ideals gesellschaftlicher und [im Falle Parzivals] religiöser Vollkommenheit“[76]. In der Darstellung der verschiedenen Stationen der Reifung, Einweihung und Verwandlung tritt das Modell der rites de passage zu Tage, jener Abfolge von Aufbruch, Übergang und Eingang. Auch im Gralsroman steht zu Beginn das Verlassen der Welt als Abschied Parzivals von seiner alten Existenz, gefolgt von seiner stufenweise Entwicklung zum Ritter. Seine Initiation und Aufnahme in die Sozietät erweist sich jedoch bei seinem ersten Besuch auf der Gralsburg nur als eine Station auf seinem Entwicklungsweg. Erst dann folgt der Weg der inneren Reifung in Form der Buße und Reue. Sämtliche Ereignisse befreien Parzival so nach und nach von seiner mangelnden Erziehung, reifen und läutern ihn hin zum neuen Gralskönig. Seine endgültige Wandlung ist damit vollzogen und die Rückkehr wird hier zum Eingang in eine neue Form des Daseins.
[...]
[1] Christoph Amend, Stephan Lebert: Christian Kracht im Gespräch. Der schlechteste Journalist von allen. Ist er der wahre Chronist seiner Generation? Wie blickt so einer auf die Welt? Kracht ist verzweifelt und gelangweilt. Das hat ihn nach Bangkok getrieben, in: Tagesspiegel vom 30.6.2001.
[2] John Barth: The literature of Exhaustion, in Atlantic Monthly 22, August 1967, S.29-34.
[3] Felix Philipp Ingold: Das Buch im Buch: Versuch über Edmond Jabes, in Akzente 26, 1979, S.634, zit.n. Joseph C.Schöpp: Endmeshed in endtanglements. Intertextaulität in Donald Barthelmes The Dead Father, in: Ulrich Broich, Manfred Pfister(Hg.): Intertextualität. Formen, Funktionen, anglistische Fallstudien, Tübingen 1985, S.332-348, S.334.
[4] Intertextualität ist natürlich kein Phänomen, das erst in der Literatur der Postmoderne auftritt. Bereits in Klassik, Romantik und Moderne zählte Montage und Intertextualität zur literarischen Praxis. Allerdings nahm die Quantität und Intensität des Zitierens und Collagierens in den vergangenen Jahrzehnten erheblich zu und wurde geradezu zum Charakteristikum postmoderner Literatur. Vgl.: Ebd., S.332-336.
[5] Eva-Maria Viola Rabini: Wohlstand und Literatur. Zeit- und Lebensgefühl in Texten von Christian Kracht und Benjamin von Stuckrad-Barre, München 2000. (Unveröffentlicht), S.6.
[6] Thomas Ernst: Popliteratur, Hamburg 2001, S.72.
[7] Amend, Lebert: a.a.O.
[8] Lutz Hoyer: Läuterung der Spaßfraktion. Junge Literatur: Berluti-Schuhe sind im Iran nicht geländetauglich: Krachts neuer Roman „1979“, in: Berliner Morgenpost vom 11.10.2001.
[9] Bernhard Manati: Das Ende der Popliteratur?, in: MAX Nr.21 vom 4.10.2001.
[10] Vgl.: Stern Online: Kracht beerdigt die Pop-Literatur, in : Stern Online 2001. URL:
http://www.stern.de/kultur/literatur/literaturwelt/artikel/?id=71699 (20.5.2002).
[11] Vgl.: Georg Lucasz: Die Theorie des Romans, Neuwied 1971, S.51.
[12] Vgl.: Tzvetan Todorov: Poetik der Prosa. Ars Poetica : Studien,16, Frankfurt a.M. 1972, S.145.
[13] Horst Daemmrich, Ingrid Daemmrich: Themen und Motive in der Literatur. Ein Handbuch, Tübingen 1987, S.301.
[14] Gabriele Krämer: Artusstoff und Gralthematik im modernen amerikanischen Roman. Prinzipien der Verarbeitung und Transformation, der Rezeption und Funktion. Eine exemplarische Darstellung an Werken von F. Scott Fitzgerald, Ernest Hemingway, Truman Capote, Jerome D. Salinger sowie Bernhard Malamud, Giessen 1985, S. 129.
[15] Vgl.: Ihab Hassan: Selfes at risk. Patterns of quest in contemporary american letters, London 1990, S.20.
[16] Northrop Frye: Anatomy of Criticism, Princeton/ New York 1966, S.192.
[17] Ursula Brumm etwa sprach ironisch von einer „Vereinte-Nationen-Version der Literatur“. Ursula Brumm: Der neue Symbolismus in Amerika. NDH,5, 1958/59, S.248; zit.n. Krämer: a.a.O., S. 110.
[18] Joseph Campbell: Der Heros in tausend Gestalten, Baden-Baden 1978, S.36.
[19] Arnold van Gennep: Übergangsriten (Les rites de passage), Frankfurt a. M./New York 1986, S. 29.
[20] An dieser Stelle sei auch noch auf die anthropologische Forschung verwiesen:
Vgl.: James George Frazer: The golden bough. A study in Magic and Religion, Basingstoke u.a. 1990.
Jessie L. Weston: From Ritual to Romance, New York 1957.
[21] Vgl.: Jolan Jacobi (Hg.): Psychologische Betrachtungen. Eine Auslese aus den Schriften
von C.G. Jung, Zürich 1945.
Otto Rank: Der Mythos von der Geburt des Helden. Der Versuch einer psychologischen Mythendeutung, Leipzig/Wien 1922.
Heinrich Zimmer: Abenteuer und Fahrten des Seele. Der König mit dem Leichnam und anderen Mythen, Märchen und Sagen aus keltischen und östlichen Kulturbereichen. Darstellung und Deutung. Zürich/Stuttgart 1961.
[22] Vgl.: Emma Jung und Marie Louise von Franz: Die Graalslegende in psychologischer Sicht, Düsseldorf 2001.
[23] Vgl.: Daemmrich: a.a.O., S.301f.
[24] Frank Kermode: Fit Audience, SP CC (30.Mai 1958), S.705, zit.n.: Peter Freese: Die Initiationsreise. Studien zum jugendlichen Helden im modernen amerikanischen Roman, Tübingen 1998, S.183.
[25] Utz Riese: Zwischen Verinnerlichung und Protest. Mc Cullers – Salinger – Malamud – Bellow – Capote, Berlin 1982, S.106.
[26] Arno Heller: Odyssee zum Selbst. Zur Gestaltung jugendlicher Identitätssuche im neueren amerikanischen Roman, Innsbruck 1973, S.97.
[27] Es gab verschiedentliche Versuche den Roman von den Lektürelisten zu bannen. International wurde er 1957 sowohl in Australien, als auch in Südafrika vorübergehend auf die Liste der verbotenen Bücher gesetzt.
[28] Heller: a.a.O.,S.26.
[29] Gisela Heinrichs: Analyse psychologischer Strukturen in den Werken von drei amerikanischen Gegenwartsautoren: Salinger, Bellow, Updike, Marburg/Lahn 1976, S.97.
[30] Vgl.: Freese: Die Initiationsreise, a.a.O., S.272.
Peter Freese: Jerome David Salinger, in: Martin Christadler (Hg.): Amerikanische Literatur der Gegenwart, Stuttgart 1973, S.43 – S.68, S.49.
Heller: a.a.O.,S.99f.
Heinrichs: a.a.O., S.78.
Krämer: a.a.O., S.207.
[31] Ebd.: S.122.
[32] Ebd.: a.a.O., S.140.
[33] Heinrichs: a.a.O.,S.98.
[34] Heller: a.a.O., S.114.
[35] Heinrichs: a.a.O., S.98.
[36] Zu jener Gruppe, die sich 1951 in New York mit Allen Ginsberg, Jack Kerouac und Neal Cassady formierte, zählten auch William Bourroughs, Lawrence Ferlinghetti, Gregory Corso und Gary Snider.
[37] Hubert Zapf: Amerikanische Literaturgeschichte, Stuttgart 1996, S.104.
[38] Ebd., S.104.
[39] Joseph C. Schöpp: Ausbruch aus der Mimesis. Der amerikanische Roman im Zeichen der Postmoderne, München 1990, S.54.
[40] Ernst: a.a.O., S.16.
[41] Ebd., S.16.
[42] Die Texte der Beats gelangten in den 60er und 70er Jahren über Rolf Dieter Brinkmann nach Deutschland, der sie übersetzte und verschiedene Anthologien zur amerikanischen Undergroundszene erstellte. Zugleich schrieb er selbst unter dem Einfluß der Beats Texte, die die Popliteratur als subversive Protestliteratur in Deutschland einleiteten. Vgl: Ebd., S.35ff.
[43] Freese: Die Initiationsreise, a.a.O., S.162.
[44] Ebd., S.162.
[45] Ebd., S.162.
[46] Hans Joachim Possin: Jack Kerouac: On the Road, in: Frieder Busch, Renate Schmidt von Bardeleben (Hgg.): Amerikanische Erzählliteratur 1950-1970, München 1975, S.49 – S.56, S.52.
[47] Vgl.: Ebd. S.52.
[48] Schöpp: Ausbruch aus der Mimesis, a.a.O, S.64.
[49] Ebd., S.65.
[50] Dieter Meindl: Der amerikanische Roman zwischen Naturalismus und Postmoderne 1930 – 1960. Eine Entwicklungsstudie auf diskurstheoretischer Grundlage, München 1983, S.187.
[51] Schöpp: Ausbruch aus der Mimesis, a.a.O., S.65.
[52] Ebd., S.65.
[53] Sie spricht von einer Travestie des Reifeprozesses in einer Form der Dauerinitiation. Vgl.: Eike Gebhardt: Jack Kerouac, in: Martin Christadler (Hg.): Amerikanische Literatur der Gegenwart, Stuttgart 1973, S. 248-267, S. 253.
[54] York Alexander Fanger zeigte in seiner Dissertation die verschiedenen Stufen dieser Entwicklung. Demnach entdeckt Sal auf seiner ersten Reise die Welt mit eigenen Augen, auf der zweiten und dritten Reise mit Deans Augen, während der vierten Reise findet Sal wieder zu seiner eigenen Sichtweise zurück und nimmt schließlich während der letzten Reise endgültig von Deans Sichtweise Abschied. Vgl.: York Alexander Fanger: Jack Kerouacs „America“: Mythos und Vision. Eine Untersuchung seiner Romane „The Town and the City, On the Road und Visions of Cody unter besonderer Berücksichtigung der Spiegelung amerikanischer Mythen, Hamburg 1991, S.202.
[55] Gebhardt: a.a.O., S.255.
[56] Vgl.: Possin: a.a.O., S.56.
[57] Karl Heinz Göller: Romance und novel. Die Anfänge des englischen Romans, in: Karl Heinz Göller (Hg.): Sprache und Literatur. Regensburger Arbeiten zur Anglistik und Amerikanistik, Bd.1, Regensburg 1972, S.118.
[58] Ursula Ganz-Blättler: Unterwegs nach Jerusalem. Die Pilgerfahrt als Denkabenteuer, in: Michel Paul (Hg.): Symbolik von Weg und Reise. Schriften zur Symbolforschung, Bd.8, Berlin/New York 1992, S.83 – S.101, S.83.
[59] Ganz-Blättler: a.a.O., S.98.
[60] Peter Dinzelbacher: Jenseitsvisionen - Jenseitsreisen, in: Volker Mertens, Ulrich Müller (Hgg.): Epische Stoffe des Mittelalters, Stuttgart 1984, S.61 – S.80, S.77.
[61] P. Boyde: Dantes Philomythes and Philosopher. Man in Cosmos, Cambridge 1981, S.51, zit. n. Ulrich Prill: Dante, Stuttgart/ Weimar 1999, S.124.
[62] Vgl.: Ioan P. Couliani: Jenseits dieser Welt. Außerweltliche Reisen von Gilgamesch bis Albert Einstein, München 1995 und Maria Hutter: John Bunyan. „Die Pilgerreise nach dem Berge Zion, in: Michel Paul (Hg.): Symbolik von Weg und Reise. Schriften zur Symbolforschung, Bd.8, Berlin/ New York 1992, S.109-137.
[63] Vgl.: Emma Cusani: Il grande viaggio nei mondi danteschi, Rom 1983.
[64] Vgl.: Campbell: a.a.O., S.75.
[65] Freese: Die Initiationsreise, a.a.O, S.149.
[66] Es entstanden: Heinrich von Türlins „Kriune“ (1220-1240), Albrecht von Scharfenbergs „Jüngerer Titurel“ (ca.1272) und die Prosagralsromane „Didot Perceval“ (1190-1215) und die „Queste del Saint Graal“(1215-1230). Ein detaillierter Überblick über die verschiedenen Fortsetzungen findet sich bei: Karl Otto Brogsitter: Artusepik, Stuttgart 1965.
[67] Zur Wirkungsgeschichte und Bedeutung vgl.: Joachim Bumke: Wolfram von Eschenbach, Stuttgart/ Weimar 1997, S.89f.
[68] Beispielweise: T:S. Eliots „The waste land“ (1922), F. Scott Fitzgeralds „The great Gatsby“(1925), Bernhard Malamuds „The natural“ (1952), Tankred Dorsts „ Parzival auf der anderen Seite des Sees“ (1987), Christoph Heins „Die Ritter der Tafelrunde“ (1989), Peter Handkes „Das Spiel vom Fragen“(1989) und Julian Schuttings „Grallicht“(1994).
[69] Dieter Welz: Gralromane, in: Volker Mertens, Ulrich Müller (Hgg.): Epische Stoffe des Mittelalters, Stuttgart 1984, S. 341-363, S.341.
[70] Ich gehe hier von der Handlung in Wolfram von Eschenbachs „Parzival“ aus, da Chretiens Epos unvollendet blieb und sich daher für die überblickhafte Darstellung der Parzivalhandlung eher als ungeeignet erweist. Zugleich ist Wolframs Epos die berühmteste und auch für spätere Ausformungen prägendste Darstellung der Parzivalhandlung. Sämtliche nachfolgenden Bearbeitungen weisen lediglich geringe Abweichungen von Eschenbachs Ausführungen auf.
[71] Einzige Ausnahmen sind Heinrich von Türlins „Diu Kriune“, in dem Gawain als Gralssucher in Erscheinung tritt und die „Queste del saint graal“, in der Galaat zum Gralskönig berufen ist. Vgl.: Welz: a.a.O, S.352,357.
[72] Hugo Kuhn: Dichtung und Welt im Mittelalter, Stuttgart 1959, S.170.
[73] Kuhn: a.a.O.,S.170.
[74] Ebd., S.171.
[75] Krämer: a.a.O., S.117.
[76] Bumke: a.a.O., S.42.
- Arbeit zitieren
- Stefanie Kraus (Autor:in), 2003, Sinnsuche und Identitätsproblem in Christian Krachts Romanen "Faserland" und "1979", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/42865
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