Ziel der Arbeit ist es, mit Hilfe der Serie "Doktor Who" und Erkenntnissen aus den Sozialwissenschaften, der Psychologie und der Historik aufzuzeigen, was Identität konstituiert und zu welchen Handlungsweisen dieses Konzept führt. Denn Identität, also die Abgrenzung von sich selbst gegenüber den anderen, ist zwar ein lebenswichtiges Konzept, aber auch ein Nährboden für Feindschaft und Gewalt. Ferner gilt es die Prozesse von Feindschaft erkennen und verstehen zu können.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Begründung der Vorgehensweise
3. Der Mensch-Zygonen-Konflikt
4. Identitätskonzepte
4.1 „Das bin ich.“ - Ich-Identität
4.2 „Ich bin ich und auf keiner Seite.“ – Duale-Identität
5. Feindschaft
5.1 „Sie waren seltsam.“ – Feinde
5.2 „Sie wissen alle, wozu die fähig sind. Fallen Sie nicht ihren Tricks zum Opfer.“ – Feindbilde
5.3 „Ich verhandle doch nicht mit denen.“ – ausgelebte Feindschaft
6. Identitätsfallen und Feindschaft überwinden
6.1 „Ich bin Osgood.“ – Akzeptanz von Dualen-Identitäten
6.2 „Was ist, wenn der Krieg zu Ende ist?“ – Feindschaft als negative Lösung für Konflikte
7. Schluss
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die Themen Identität und Feindschaft haben bisher wenig Anklang im Bereich der Philosophie erfahren. Viel mehr werden sie in der Wissenschaft in den Bereichen Soziologie, Psychologie oder Historik angesiedelt. Das Problem ist, dass diese Themenbereiche in den genannten Wissenschaftsdisziplinen oftmals in einem bestimmten Kontext behandelt werden. Dabei müsste es möglich sein, diese beiden Themengebiete auch kontextfrei zu beschreiben, also alleine auf Basis der liegenden Prozesse beschreibend.
Beide Themen haben, durch die Entwicklungen der Gesellschaft und die zunehmende Globalisierung, mit der einher verstärkt Migrationsprozesse zu beobachten sind, eine aktuelle Bedeutung. Identität beruht nicht mehr allein auf dem Konzept, dass diese ausgebildet wird, beeinflusst durch die gesellschaftlichen Faktoren, denen ein Individuum ausgesetzt ist. Identität ist gerade auf Grund der genannten Faktoren zu einem Prozess geworden (vgl. Horatschek / Pistor-Hatam 2016). Aber Identitäten werden nicht nur aus ihrem Verständnis befreit irgendwann als abgeschlossen und gefestigt zu gelten, sondern das Thema Identität hat auch neue Dimensionen erreicht. Neben der Ich-Identität kann auf Grund der neuzeitlichen Migrationsprozesse eine Zunahme von Dualen-Identitäten beobachtet werden. Diese entstehen wenn Individuen durch Migrationsprozesse beide Identitäten, also die der Herkunftsgesellschaft und die der Ankunftsgesellschaft, in sich vereinen und gleichermaßen ausleben. Ferner können solche Identitäten die Entwicklung von politischen Kollektiven-Identitäten fördern, wenn diese Ablehnung gegenüber ihrer Herkunftsidentität erleben. Dabei ist das Phänomen der Kollektiven-Identitäten nicht neu. Wie diese sich politisieren und welche Ausmaße dies annehmen kann, ist im aktuellen Kontext von Migration von Bedeutung. Eben hier ist auch die Schnittstelle zur Entwicklung von Feindschaften zu sehen. Können Konflikte nicht aufgelöst werden, so entstehen durch die gefühlte Bedrohung Anreize zum Handeln. Durch diese Handlungsbestrebungen gegen das Bedrohliche werden zunächst Feindbilder für Kollektiva generiert, um diese für eine ausgelebte Feindschaft zu motivieren. Ein Zusammenhang der beiden Konzepte Identität und Feindschaft kann also durchaus geknüpft werden. Theorien zu Feindbildern sind in der Literatur immer kontextbezogen und erfahren dadurch nur bedingt eine theoretische Einordung (vgl. Sobich / Bischoff 2016, S.9).
In einer Welt voller Konflikte und damit zumindest Gegnerschaften ist es unabdingbar zu wissen, wie Gegner zu Feinden werden, welche Bilder entlang von welchen Konflikten entstehen, wie eine Gesellschaft sich ihr Gegenüber imaginiert und inwieweit das Bild vom Feind das Handeln gegenüber dem Feind beeinflusst (ebd.).
Das Problem das sich bei einer kontextfreien Beschreibung ergibt ist, wie diese trotzdem anschaulich beschrieben werden kann. Hierzu soll der Rückgriff auf drei Folgen der britischen Serie Doktor Who Hilfestellung leisten. In den Folgen wird der Konflikt zwischen Menschen und Zygonen dargelegt. In den Serienteilen werden die Themen Identität und Feindschaft gemeinsam abgehandelt und anschaulich dargestellt. Es wird einerseits aufgezeigt, welche Prozesse in der Bildung von verschiedenen Identitätskonzepten zum Tragen kommen und wie diese das Handeln eines Jeden beeinflussen. Andererseits wird deutlich, welche Prozesse in der Entwicklung von Feindschaft ablaufen. Es zeigt sich, dass Identität und Feindschaft als ineinandergreifende Prozesse zu verstehen sind.
Ziel der Arbeit ist es, mit Hilfe der Serie Doktor Who und Erkenntnissen aus den Sozialwissenschaften, der Psychologie und der Historik aufzuzeigen, was Identität konstituiert und zu welchen Handlungsweisen dieses Konzept führt. Denn Identität, also die Abgrenzung von sich selbst gegenüber den anderen, ist zwar ein lebenswichtiges Konzept, aber auch ein Nährboden für Feindschaft und Gewalt. Ferner gilt es die Prozesse von Feindschaft erkennen und verstehen zu können.
Um den Darstellungen in der Arbeit besser folgen zu können, wird zunächst der Plot der drei Folgen Der Tag des Doktors (2015), Invasion der Zygonen (I) und Invasion der Zygonen (II) kurz dargelegt. Auf besondere Einzelheiten wird dann im Text, immer im Kontext zum betreffenden Thema, näher eingegangen. Daran anschließend wird der Themenblock Identitätskonzepte bearbeitet. Hier werden drei Arten von Identitätskonzepten vorgestellt: Die Ich-Identität, die Duale-Identität und die Kollektive-Identität. Danach wird das Thema Feindschaft in seinen Prozessen beschrieben werden. Hierzu muss zunächst geklärt werden, was einen Feind ausmacht. Nachdem dieser Begriff hinsichtlich seiner Eigenschaften definiert ist, kann die Generierung von Feindbildern erläutert werden, welche eine wichtige Basis für das Ausleben von Feindschaften darstellt. Sind die Problemfelder der einzelnen Konzeptionen und die mit ihnen einhergehenden Prozesse aufgedeckt, gilt es Lösungsansätze für die einzelnen Problematiken zu finden. Hierbei wird zum einen das Themenfeld Identität behandelt, wobei die Lebens- und Handlungsweisen der Figur Osgood als Vorbild gesehen werden. Im Themenbereich Feindschaft wird soll aufgezeigt, dass diese eine negative Lösung von Konflikten darstellt. Die Ausführungen des Doktors in der Mediation der beiden Parteien Menschen und Zygonen sind hierfür grundlegend. Abschließend werden die Ausführungen dieser Arbeit reflektiert und kritisch betrachtet.
2. Begründung der Vorgehensweise
Um eine philosophische Betrachtung der Themen Identität und Feindschaft zu ermöglichen, müssen beide Themen auf einem abstrakten Level, einer Metaebene, betrachtet werden. Das Thema Identität wird in der Regel immer im Kontext gesellschaftlicher Prozesse betrachtet und so werden verschiedene Identitätsvorstellungen immer im Bezug zur jeweiligen Gesellschaft und somit auch Kultur betrachtet. Das heißt, dass auch Identitätsprozesse immer in Abhängigkeit zu diesen stehen. Ähnliches gilt für das Thema Feindschaft. Literatur zum Thema Feindschaft steht stets im Kontext bestimmter Feindschaften und den damit einhergehenden historischen Vorgeschichten. So ist auch die Feindschaft in der Regel ein kontextbezogener Untersuchungsgegenstand und muss immer in diesem Rahmen betrachtet werden.
Ziel dieser Arbeit ist es aber zum einen Identitäts- und Feindschaftsprozesse kontextunabhängig zu erklären und zum anderen aufzuzeigen, wie diese vor allem vor dem Hintergrund von Migrationsprozessen miteinander zusammenhängen. Um dies aber trotz des fehlenden historischen oder soziologischen Kontextes möglich zu machen, werden in dieser Arbeit Informationen aus der Fachliteratur mit den Darstellungen von Identität und Feindschaft in der Serie Doktor Who miteinander verknüpft.
Die Serie beinhaltet eine Reihe von drei Folgen, die den Konflikt der Menschen mit den Zygonen behandelt. Bei genauerer Betrachtung des Dargestellten kann beobachtet werden, dass die Serie auf eine abstrakte Art und Weise die Probleme Identität, Migration und daraus resultierende Feindschaft behandelt. Durch die Verknüpfung von Literatur und Serie wird es möglich auf einer philosophischen Ebene die Probleme dieser Felder zu betrachten und zu analysieren. Es können Prozesse aufgezeigt werden, ohne vorbelastete historische Ereignisse heranzuziehen und ohne auf die Besonderheiten mancher Gesellschaften und Kulturen eingehen zu müssen.
Serien ermöglichen es, durch ihre nahezu unendlichen Möglichkeiten, Sachverhalte abstrakt darzustellen und so dem Zuschauer eine unvoreingenommene Sicht auf bestimmte Prozesse zu geben. Diese Funktion soll hier genutzt werden, um sich den Themen Identität und Feindschaft gleichzeitig abstrakt und anschaulich zu nähern.
3. Der Mensch-Zygonen-Konflikt
Doktor Who ist die Hauptfigur der gleichnamigen britischen Serie. Hierbei handelt es sich um einen Timelord, der mit Hilfe seiner Tardis, einer Art Raumschiff in Form einer Police Box, zu jedem Ort im Universum zu jedem Zeitpunkt reisen kann. Neben diesem außergewöhnlichen Raum-Zeit-Gefährt verfügt er über verschiedene Erfindungen, die ihm bei seinen Abenteuern, die er stets in Begleitung – in den hier behandelten Folgen Clara – erlebt, hilfreiche Instrumente darstellen.
In diesem Kapitel soll der Plot der drei Doktor Who Folgen, die sich mit der Invasion der Zygonen und dem damit einhergehenden Konflikt auseinandersetzen, kurz dargelegt werden. Dadurch können die anschließenden Ausführungen besser verstanden und nachvollzogen werden. Bei den drei Folgen handelt es sich um die fünfzehnte Folge der siebten Staffel „Der Tag des Doktors“ und die siebte und achte Folge der neunten Staffel „Invasion der Zygonen“[1].
Der Tag des Doktors (2013, Staffel 7, Folge 15):
In der Folge „Der Tag des Doktors“ wollen die Zygonen ihren lang gehegten Plan, die Erde zu übernehmen, umsetzen. Mit Hilfe von sogenannter Timelordkunst haben sie es geschafft, sich selber in einem Bild zu konservieren, um die Zeit zwischen der Vernichtung ihres Planeten und der Übernahme der Erde zu überbrücken. Diese muss überbrückt werden, da die Welt der Zygonen bereits zerstört wurde, als die Erde sich noch im 16. Jahrhundert befand und diese somit noch nicht fortgeschritten genug war, um auf ihr ein komfortables Leben zu führen. Als es nun im Jahr 2015 so weit ist, schleichen sie sich aus den Bildern und setzen ihren Plan, die Erde von den Menschen zu übernehmen, in die Tat um. Dabei soll ihnen ihre gestaltenwandlerische Fähigkeit helfen. Diese ermöglicht es ihnen, sich in alle möglichen Dinge zu verwandeln, indem sie diese kopieren. Aber darüber hinaus können sie damit auch ganze Identitäten stehlen, weil sie eben nicht nur die Gestalt annehmen können, sondern auch alle identitätsstiftenden Merkmale, wie Erinnerungen, von ihren Vorlagen kopieren können. Also beginnen sie Schritt für Schritt Menschen zu kopieren und lagern die Originale in so genannten Zygonenschoten, da sie nur die Form der Originale halten können, solange diese am Leben sind. Zudem wird durch die Schote eine Art Standleitung zu den Originalen hergestellt, mit Hilfe dieser sie alle benötigten Informationen erhalten und keiner bemerkt, dass sie keine Originale sind. Als der Doktor dem auf die Spur kommt, gilt es die feindliche Übernahme des Planeten zu stoppen und einen Weg zu finden, wie beide Spezies gemeinsam auf der Erde leben können. Nach einigen Auseinandersetzungen zwischen Menschen und Zygonen, in denen beide Parteien versuchen die andere auszulöschen, bringt Doktor Who sie mit Hilfe eines Tricks an einen Tisch. Er löscht die Erinnerungen beider Parteien dahingehend aus, dass keiner weiß, ob sie Mensch oder Zygon ist, da nur so ein Vertrag ausgehandelt werden kann, der keine der beiden Parteien bevorzugt. Für beide Parteien gibt es Stellvertreter, die den Vertrag aushandeln. Für die Zygonen sind dies die Anführer ihrer Spezies. Die Menschen werden von den Hauptverantwortlichen von UNIT – einer Organisation, die sich um außerirdische Belange auf der Erde kümmert – vertreten. Dabei hat die Figur Osgood einen besonderen Status, weil sie und ihre Zygonenkopie als Wahrer des Friedens eingesetzt werden.
Invasion der Zygonen (I) (2015, Staffel 9, Folge 7)
Die beiden Osgoods erklären den Friedensvertrag zwischen den beiden Parteien Menschen und Zygonen. Der zygonische Friedensvertrag wird im Rahmen der Operation Verdopplung ausgehandelt, bei der es darum geht eine fremde Spezies – die Zygonen – auf der Erde heimisch zu machen. Zwanzig Millionen Zygonen nehmen eine menschliche Gestalt an und leben mitten unter den Menschen auf der Erde verteilt. Der Vertrag gilt als gebrochen, wenn die Zygonen demaskiert werden oder einer der beiden Osgoods stirbt. Dabei ist es egal, ob die Menschen oder die Zygonen den Vertrag brechen. Mit Vertragsbruch gilt der Waffenstillstand als aufgehoben. Als Absicherung für beide Seiten dient die Osgood-Kiste, die nur bei Vertragsbruch geöffnet und eingesetzt werden darf und als Ultima Ratio zu betrachten ist. Die Zygonen werden als eine Rasse beschrieben, die, bis auf ihre gestaltenwandlerische Fähigkeit, den Menschen sehr ähnlich ist. Daher stellt es auch kein Problem dar, diese auf der Erde heimisch zu machen.
Wie sich aber herausstellt, hat sich eine Gruppe Zygonen zusammengefunden, die gegen die Vereinbarungen des Vertrages, dass die Zygonen in Menschengestalt auf der Erde leben sollen, in Zygonengestalt auf der Erde leben wollen. Auslöser für diesen Konflikt ist ein Zwischenfall, in dem sich ein Zygonenkind versehentlich demaskiert und die Menschen um sich herum in Panik versetzt. Die anwesenden Zygonen empfinden diese Art der Ablehnung als so verletzend, dass sie sich entscheiden für ihre Identität als Zygonen einzustehen. Da sich nicht alle Zygonen an dieser Revolution beteiligen wollen – es gibt durchaus welche, die mit ihrem Leben auf der Erde so zufrieden sind – radikalisiert sich die Gruppe der Zygonen, die gegen ihre Ablehnung kämpfen will. Unter dem Motto „Truth or Consequences“ starten sie ihre Rebellion. Um ihre Ziele durchsetzen zu können, entführen sie zunächst Osgood und entledigen sich dem bisherigen Oberkommando der Zygonen, um so Druck auf alle anderen Zygonen auszuüben. Alle, die sich gegen ihr Vorhaben stellen, werden zu Verrätern erklärt. Ihren Feinden, also den Menschen und den Verrätern unter sich, erklären sie den Krieg. Um sich auf den Krieg vorzubereiten, bilden sie ein Basislager, in dem die Zygonen für die bevorstehenden Auseinandersetzungen vorbreitet werden. Auch die Menschen haben indes begonnen, militärische Maßnahmen gegen die Zygonen vorzunehmen. Um eine kriegerische Auseinandersetzung zu verhindern, reist Doktor Who nach Turmesistan, wo sich das Basislager der Zygonen befindet. Die Hauptverantwortliche von UNIT reist in die Stadt, in der es zu dem ersten Zwischenfall zwischen Zygonen und Menschen gekommen ist und Clara, die den Doktor auf seinen Abenteuern begleitet, bleibt in London, um mehr über das Vorhaben der Zygonen herauszufinden.
Clara bringt in Erfahrung, dass die Zygonen abermals damit begonnen haben, die Menschen nach und nach zu ersetzen und die Originale in Schoten unter der Erde zu verstecken. Währenddessen erfährt die Hauptverantwortliche von UNIT, wie die Beziehung zwischen den Zygonen und den Menschen eskalieren konnte. Nachdem es zur Demaskierung des Zygonenkindes kam, vereinigte sich eine Gruppe von Zygonen, um an den Menschen Rache zu nehmen. Es kam erst zu vereinzelten Morden an jenen, die ihre Ablehnung gezeigt haben, bis alle Menschen in der Stadt von den Zygonen umgebracht wurden. Daraufhin bildeten die Zygonen eine Rebellengruppe mit Basiscamp, in dem andere Zygonen angeworben und ausgebildet werden sollten. Der Doktor erlebt indes, wie gewaltvoll die Zygonen gegen die Menschen vorgehen. Mit Hilfe ihrer gestaltenwandlerischen Fähigkeit locken sie eine Gruppe von Soldaten in einen Hinterhalt und töten sie. Immerhin gelingt es dem Doktor, Osgood zu befreien und beide machen sich auf den Weg zurück nach London, um Schlimmeres zu verhindern.
Abschließend kommt zum Vorschein, dass Clara gar nicht Clara ist, sondern in einer Schote eingesperrt ist, während der Zygon Bonny in ihrer Gestalt handelt, um UNIT ausschalten zu können. Zuletzt stellt diese die Forderungen der Zygonen klar. Sie wollen demnach, dass jeder weiß, wer sie sind und dass sie als Zygonen wahrgenommen werden. Die Zygonen sollen so leben dürfen, wie sie sind, egal um welchen Preis und sie wollen ein Land, das ihnen als Heimat dient.
Invasion der Zygonen (II) (2015, Staffel 9, Folge 8):
In der Fortsetzung der Invasion der Zygonen ist zu sehen, wie die Zygonen die Übernahme des Planeten weiter vorantreiben. Um ihr Vorhaben umsetzen zu können, treffen sie zweierlei Maßnahmen. Die erste dient dem Zweck alle Zygonen auf ihre Seite zu holen. Dafür zwingt die Anführerin der Zygonen, Bonny, einen Zygon seine Gestalt zu verlieren. Diesen Vorgang filmt sie und verbreitet ihn über die Medien. Dabei ist in dem Video nicht nur die Demaskierung zu sehen, sondern auch mit welcher Ablehnung und Angst die Menschen auf den Zygon reagieren. Das Video soll zu einer Massenpanik auf beiden Seiten führen. Die Menschen werden Angst vor den Zygonen haben und so wohlmöglich welche attackieren, während die Zygonen Angst vor einer erzwungen Demaskierung und den Folgen daraus bekommen sollen, was dazu führen soll, dass diese sich den Rebellen anschließen. Denn wie sich herausstellt, sind nicht alle Zygonen an der Rebellion interessiert, weil sie mit ihrem Leben als Zygon-Mensch zufrieden sind. Als zweiten Schritt will sich Bonny Zugang zur Osgood-Kiste verschaffen, um in den Besitz der ultimativen Waffe zu kommen, die die Erreichung ihrer Ziele garantieren soll.
Als Bonny sich Zugang zu besagter Waffe verschafft, stellt sie fest, dass die Waffe nicht das ist, was sie sich darunter vorgestellt hat. Das Problem: Es handelt sich nicht um eine Osgood-Kiste mit einem großen roten Knopf, der nur gedrückt werden muss, um alle Probleme zu lösen, sondern es gibt zwei Osgood-Kisten mit zwei Knöpfen. Diese sind entsprechend dem Motto der Rebellen mit „Truth“ und „Consequences“ beschrieben. Während Bonny an der Waffe Osgood-Kiste verzweifelt, treffen der Doktor und die Hauptverantwortliche von UNIT im schwarzen Archiv – hier waren die Osgood-Kisten versteckt – ein.
Wie sich herausstellt, dient jeweils eine Kiste einer Partei zur Absicherung. Die Stellvertreterin der Menschen positioniert sich an einer Kiste, während Bonny, als Stellvertreterin der Zygonen, sich vor die andere Kiste stellt. Beide fordern den Doktor auf, ihnen zu verraten, welchen Knopf sie drücken müssen, um die jeweils andere Spezies auszulöschen. In der Box, die den Menschen zur Absicherung dient, bewirkt ein Knopf die Auslöschung der Zygonen, während der andere einen Atomsprengkopf auslöst, der London zerstört. Die Box, die den Zygonen zur Absicherung dient, enthält einen Knopf, der alle Zygonen demaskiert und einen, der sie für immer zu Menschen macht, sie also ihrer gestaltenwandlerischen Fähigkeit beraubt. Somit haben beide eine fünfzig prozentige Chance den Krieg zu gewinnen. Die dargestellte Szene steht stellvertretend für eine kriegerische Auseinandersetzung. Beide Parteien sind nur darauf erpicht ihre Ziele zu erreichen. Der Doktor aber schlägt eine weitere Option vor, die darauf beruht, die Revolution abzusagen und einen neuen Friedensvertrag zu vereinbaren. Zunächst sind beide Parteien damit nicht einverstanden. Als der Doktor ihnen aber klar macht, welche Konsequenzen ein Krieg nach sich ziehen wird und wie riskant ihr Vorhaben ist, sich auf eine fünfzig prozentige Chance zu verlassen, lassen sie sich von ihrem Vorhaben abbringen. Bonny ist am Anfang noch nicht von einem erneuten Frieden überzeugt, weil sie sich sicher ist, dass das bereits Geschehene nicht verzeihbar ist und auch nicht rückgängig gemacht werden kann. Der Doktor redet aber weiter auf sie ein und mit der Zeit wird ihr klar, dass die Kisten leer sind und allein dazu gedient haben, beide Parteien an einen Ort zu locken, damit diese wieder zu einem Friedensvertrag bewegt werden können. Auf die Frage hin, wie der Zustand vor der Rebellion wiederhergestellt werden kann, antwortet der Doktor, dass der Friedensvertrag einfach wieder in Kraft gesetzt wird. Danach weist die Stellvertreterin der Menschen darauf, dass aber nun alle Beteiligten wissen, dass die Kisten leer sind, es also keine Absicherung mehr für den Friedensvertrag gibt. Darauf antwortet der Doktor: „Nein, äh, also… Das sagten Sie die letzten 15 Male schon.“, und löscht wieder das Gedächtnis aller Beteiligten, um den Zustand vor der Rebellion wiederherzustellen.
Einzig Bonnys Gedächtnis wird nicht gelöscht. Auf die Rückfrage, warum sie sie in dem Wissen lassen, bekommt sie zur Antwort, dass sie sich nun durch ihre Erfahrung und ihre Einsicht zur nächsten Wahrerin des Friedens neben Osgood qualifiziert hat. Da Osgood zu Beginn der Rebellion ihre Schwester verloren hat, wird Bonny zu ihrer neuen Schwester und Doppelgängerin und nennt sich ab diesem Zeitpunkt ebenso Osgood.
4. Identitätskonzepte
4.1 „Das bin ich.“ - Ich-Identität
Die eigene Identität ist für jeden Menschen bedeutend, da sie ermöglicht, uns von anderen zu unterscheiden und abzugrenzen. Daher ist es nicht verwunderlich, dass Königin Elisabeth I. voller Entsetzen den Satz: „Das bin ich.“ (Der Tag des Doktors 2013, 00:23:30) ausstößt, als sie im Wald auf eine perfekte Kopie von sich selbst trifft.
Bei der perfekten Kopie handelt es sich um das Werk eines Zygonen. Die Zygonen sind eine außerirdische Rasse mit gestaltenwandlerischen Fähigkeiten. Das bedeutet, dass sie in der Lage sind perfekte Ebenbilder von Menschen, Tieren oder Gegenständen zu erschaffen (vgl. Der Tag des Doktors 2013, 00:23:36 – 00:24:10). Diese Fähigkeit ist in erster Linie aber nicht als Waffe zu verstehen, sondern als ein wichtiger Überlebensmechanismus dieser Spezies (vgl. Invasion der Zygonen (I) 2015, 00:02:00 – 00:02:32). Dabei wird je nach Zweck bestimmt, was kopiert werden soll (vgl. Der Tag des Doktors 2015, 00:49:09 – 00:49:19). Prinzipiell werden die Zygonen als Wesen beschrieben, die ein Leben in Frieden und Harmonie bevorzugen (vgl. Invasion der Zygonen (I) 2015, 00:02:00 – 00:02:32). Dennoch wissen sie sich in bedrohlichen Situationen mit ihren Giftdrüsen in der Zunge (vgl. Der Tag des Doktors 2015, 00:28:17 – 00:28:45) und taktisch intelligentem Einsatz ihrer Gestaltwandelfähigkeit (vgl. ebd., 00:34:40 – 00:35:00) zu verteidigen. Ihr Verhalten, ihr Umgang miteinander und die Art der Kommunikation unterscheiden sich im Grunde nicht von der Art der Menschen untereinander, so dass der wesentliche Unterschied zwischen Menschen und Zygonen auf biologischer Ebene zu verorten ist.
Die Zygonen, die in erster Linie durch ihr außerirdisches Erscheinungsbild vom Menschen unterschieden werden können, bedienen sich mit Hilfe ihrer Fähigkeit, die Gestalt anderer Wesen anzunehmen, eines Identitätsdiebstahls auf zwei Ebenen: Der biologischen Identität und der psychologischen Identität. Diese Aufteilung ist so auch im Metzler Lexikon Philosophie unter dem Stichwort Identität zu finden (vgl. Prechtl / Burkard 2008, S. 258).
Biologische Identität ist dem Menschen in Form von eineiigen Zwillingen bekannt. Das bedeutet, dass zwei Lebewesen „genetisch identische Organismen“ (Henning 1998, S.148) darstellen. Dies führt unter anderem dazu, dass Zwillinge in ihren äußeren Merkmalen nahezu identisch sind. Bei der Vorgehensweise der Zygonen ist das Kopieren der äußeren Merkmale aber nur ein Faktor, den die Zygonen mit ihren Originalen, also jenen die sie kopieren, teilen. Die Gestalt eines anderen Menschen zu übernehmen funktioniert, ohne jegliche Berührung oder andere Übertragungsprozesse, Sichtkontakt genügt (vgl. Der Tag des Doktors 2013, 00:49:28 – 00:49:36). Aber es werden nicht nur die Oberflächen, also die äußeren Erscheinungsbilder, kopiert, sondern auch die damit einhergehenden Eigenschaften. Dazu gehören Eigenschaften wie Stärke oder Schwäche (vgl. Der Tag des Doktors 2013, 00:47:03 – 00:47:25), die Stimme und das zugehörige Stimmprofil (vgl. ebd., 00:51:52), Krankheiten (vgl. ebd., 00:35:31 – 00:36:05), bis hin zum Puls und dem emotionalen Erleben (vgl. Invasion der Zygonen (II) 2015, 00:15:55 – 00:17:20). Die körperliche Verbindung zwischen dem Zygon und dem Original ist so stark, dass der Zygon Einfluss auf die Vorgänge im Gehirn des Originals nehmen kann, das Original aber ebenso – insofern es einen starken Geist hat – Einfluss auf den Zygon und sein Handeln nehmen und beeinflussen kann, auf welche Informationen im Gehirn der Zygon zugreifen kann oder auch nicht (vgl. ebd., 00:15:55 – 00:17:20).
Die biologische Identität stellt also einen Teil unserer Ich-Identität dar. Dabei ist ihr Zweck aber nicht nur unser Aussehen zu bestimmen, sondern durch sie werden wir in dem Sinne zu Individuen, als dass wir von anderen erkannt und unterschieden werden können. Mit dem Begriff der Ich-Identität ist aber mehr verbunden, als nur unser Erscheinungsbild. Denn unsere Identität wird vor allem durch unser Verhalten und Handeln, sowie, durch das was wir denken und was unserer Meinung entspricht, hervorgebracht. Die Zygonen übernehmen auch diese Komponente, wenn sie Menschen kopieren.
Wenn von der Identität eines Menschen im nicht-biologischen Sinn gesprochen wird, wird darunter psychologische Identität verstanden. Also alles, was mit dem Charakter, den Denk- und Handlungsweisen und Ähnlichem einhergeht. An dieser Stelle wird darauf verwiesen, dass Identität nicht mit Rollen verwechselt werden darf. Jeder hat in seinem Leben verschiedene Rollen und damit einhergehende Rollenmuster, die er erfüllt, wie beispielsweise die des Lehrers, des Schülers, der Schwester, des Vaters, des Freundes. Rollen werden durch Normen definiert, deren Strukturen Institutionen und Organisationen der Gesellschaft obliegen (vgl. Castells 2002, S.8f). Eine Rolle hat somit eine organisierende Funktion in unserem Leben, während die Identität den Sinn, der hinter uns steckt, organisiert (vgl. ebd., S.9).
Maalouf (2012, S.16) empfiehlt bei der Untersuchung der Identität so vorzugehen, wie bei der Untersuchung des Bewusstseins. Die eigenen Erinnerungen sollen nach allem, was identitätsstiftend wirkt, abgesucht werden, ohne dabei auch nur einen Teil zu leugnen (vgl. ebd.). Er geht also davon aus, dass alle unsere Erfahrungen, egal wie sie zu einem späteren Zeitpunkt bewertet werden, identitätsstiftend auf uns einwirken. Dazu gehören sowohl positive Erfahrungen und die damit einhergehenden positiven Eigenschaften unserer Identität als auch die negativen. Was das eigene Wesen und somit die Identität ausmacht, ist immer nur demjenigen vollumfänglich zugänglich, der sie besitzt (vgl. Knoblauch 2007, S. 34). Die Faktoren, die unsere Identität beeinflussen, sind dabei unzählig (vgl. Maalouf 2012, S.10). In den gängigen Untersuchungen zur Ausbildung von Identität, werden in der Regel soziologische, psychologische, historische, politische und ökonomische Einflüsse genannt. Selbst wenn zwei Menschen auf ähnliche Weise aufwachsen, können sie sehr verschiedene Identitäten entwickeln. Dies liegt daran, dass nicht allein die genannten Faktoren auf die Identitätsbildung Einfluss nehmen, sondern vor allem auch daran, welchen identitätsstiftenden Faktoren wie viel Gewicht gegeben wird und wie sie unser Denken, Fühlen und Handeln beeinflussen. Maalouf (2012, S.13) verweist darauf, dass viele Menschen die gleichen Faktoren wie andere Menschen nutzen, um ihre Identität zu bilden und darzustellen. Als Beispiele werden Faktoren wie Sprache, Herkunft, Beruf, Vorlieben oder Religionszughörigkeit genannt. Viele haben gleiche Faktoren in ihrer Liste von Identitätsmerkmalen (vgl. ebd.). Welche Priorität - also ob die Identität eher über die Herkunft oder die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Religion bestimmt wird - verschiedenen Faktoren gegeben wird, liegt im Ermessen des Identitätsträgers. Dabei verändert sich die Hierarchie der verschiedenen Identitätsfaktoren fortwährend und nimmt Einfluss auf das Handeln und Denken des Identitätsträgers (vgl. ebd.). Dies führt dazu, dass Identität stets etwas Temporäres ist und eigentlich als ständiger Entwicklungsprozess verstanden werden muss (vgl. Jaeggi 2014, S.23 / Castells 2002, S.9 / Maalouf 2012, S.11f, 23).
Identität ist somit ein Prozess, der fortwährend der Veränderung unterliegt, da im Laufe des Lebens stets neue Erkenntnisse gewonnen und Erfahrungen gemacht werden, die sowohl die Hierarchie unserer Identitätsfaktoren beeinflussen als auch die Art, wie wir denken und handeln.
Identität ist, auch wenn sie einem fortwährenden Prozess unterliegt, ein essentielles Konzept für das Leben. Jeder hat das Bedürfnis, sich selbst zu erfahren und von anderen abgrenzen zu können. Auch wenn viele Bausteine zur Identitätsbildung von mehreren Individuen genutzt werden, so wird gerade durch die Zusammensetzung dieser, das Spezifische von jedem Einzelnen hervorgebracht: „But the more ties I have the rarer and more particular my own identity becomes“ (Maalouf 2012, S. 18). Während die Identität herausgebildet wird, geht es vor allem auch darum ein Selbstbild zu schaffen (vgl. Kaschuba 2016, S.138). Dieses hilft uns den Sinn des eigenen Ichs zu verstehen und Beziehungen zu anderen mit ähnlichen Selbstbildern herzustellen (vgl. ebd.). Identitätskonstruktionen haben dabei stets einen Doppelcharakter (vgl. ebd., S.137). Einerseits geht es bei der Identität und den damit vermittelten Selbstbildern stets darum das eigene Ich argumentativ darlegen zu können, andererseits geht es aber auch immer darum die eigenen affektiven Potentiale, also Gefühle, Wünsche, Fiktionen und Projektionen zu erklären (vgl. ebd.). Dabei ist Identität aber nicht nur an diese abstrakten Faktoren geknüpft, sondern wird auch durch Symbole und Äußerlichkeiten projiziert (vgl. Maalouf 2012, S.120). Identität ist in diesem Sinne zum einen dadurch konstituiert, welche Bausteine ich zur Bildung meiner Identität verwende und in welcher Hierarchie sich diese für mich befinden. Zum anderen wird Identität durch die daraus entstehenden Selbstbilder dargestellt.
Ein weiteres wichtiges identitätsstiftendes Moment ist, neben der Bildung von Selbstbildern, die Bildung von Fremdbildern (vgl. Kaschuba 2016, S.137). Palaver (2003, S.72) fasst diesen wichtigen Prozess mit den Worten „Wir wissen wer wir sind, wenn wir wissen, wer wir nicht sind und gegen wen wird sind.“, zusammen. Damit ein Individuum sich abgrenzen kann, werden vom Selbstbild die Fremdbilder abgegrenzt. Sie stellen meist Oppositionen zu dem erschaffenen Selbstbild dar. Dabei müssen die Begriffe das Andere und das Fremde, auch wenn sie zunächst beide den gleichen Bedeutungsinhalt, nämlich alles, was man selber nicht ist, haben, unterschieden werden (vgl. Sobich / Bischoff 2015, S.11). Wird von dem Anderen gesprochen, so wird impliziert, dass es zwar Gemeinsamkeiten gibt, aber eben auch grundlegende Unterschiede (vgl. Knoblauch 2007, S.35ff). Die Wahrnehmung von Gemeinsamkeiten oder Ähnlichkeiten gibt es beim Sprechen vom Fremden nicht (vgl. ebd.). Jemanden als fremd zu empfinden kann positiv konnotiert sein oder negativ. Bei positiver Konnotation wird das Fremde als etwas Interessantes empfunden, das kennengelernt werden möchte, während bei negativer Konnotation das Fremde als etwas Bedrohliches empfunden wird (vgl. Sobich / Bischoff 2015, S.11). Der Fremde ist aber wichtig, um etwas über die eigene Identität zu erfahren. Denn bei jedem Aufeinandertreffen mit einem Fremden wird etwas über das eigene Selbstbild gelernt (vgl. Platt 2003, S.16). Obwohl der Fremde als spezifische Person nicht bekannt ist, wird er daran erkannt, dass er eine Opposition des eigenen Ichs darstellt (vgl. ebd., S.22), was zu einem distanzierenden Prozess führt (vgl. ebd., S.23).
Wie die Menschen, scheinen auch die Zygonen, trotz ihrer gestaltenwandlerischen Fähigkeit, Identität zu besitzen. Von ihrem Erscheinungsbild her sind sie kaum voneinander zu unterscheiden, aber sie weisen verschiedene Charakterzüge und Handlungsarten auf. In vielerlei Hinsicht sind sie dem Menschen ähnlich, doch auf Grund ihres Aussehens und ihren Fähigkeiten fremd. Somit stellen sie Fremdbilder dar. Allein dadurch wird ein Distanzierungsprozess zwischen Menschen und Zygonen angestoßen.
Genau betrachtet sind die Zygonen mit den Menschen, die sie kopiert haben nur bis zu dem Moment des Kopierens identisch. Denn, wie auch Maalouf (2012, S.10) richtig feststellt, kann ein Klon – und dies stellen die Zygonen in einem gewissen Sinn dar – nur solange mit sich selbst identisch sein, bis er beginnt sein eigenes Leben zu leben. Die Zygonen erschaffen perfekte Ebenbilder auf biologischer, aber auch auf der Bewusstseinsebene, da sie auf das gesamte Gehirn ihrer Originale, also jegliche identitätsstiftende Faktoren, zugreifen können (vgl. Der Tag des Doktors 2013, 00:35:31 – 00:36:05 / 00:23:36 – 00:24:10). Sie kennen die Erinnerungen ihrer Originale und wissen, wie diese denken, fühlen und handeln würden. Aber sie müssen es nicht. Dies bedeutet, dass Zygonen eine besondere Identität haben, sobald sie jemanden kopiert haben. Es liegt in ihrem eigenen Ermessen, ob sie die Identität des Originals ausleben oder ob sie im Sinne ihrer eigenen Identität weiterleben und handeln. Entscheiden sie sich für Zweiteres, ist es für jene, die das Original kennen, kein Problem diese als Zygon zu enttarnen, da sie im Verhalten und Handeln die Identität erkennen.
Damit ein Zygon von einem Menschen die benötigten Informationen erlangen kann, wickelt er ihn in eine Schote und stellt somit eine Art Standleitung zu dessen Bewusstsein her. Um die Identität auf der Bewusstseinsebene aufrechthalten zu können, greifen die Zygonen also auf jegliche Erlebnisse, Lernprozesse, Erinnerungen und andere identitätsstiftende Faktoren zurück.
Die Fähigkeit der Zygonen, die Identität eines Menschen zu kopieren, ist insofern problematisch, als dass die Identität das ist, was einen Menschen zu einem ganz bestimmten Individuum macht. Das Bestreben klar zu machen, wer man ist, indem Identität gebildet wird, wird in dem Moment zu Grunde gerichtet, in dem sie uns gestohlen wird, weil sie dann nichts mehr ist, was in einem alleine zugrunde liegt. Identität ist etwas, das ein Selbstbild stiftet, aber auch etwas, das einen Wiedererkennungswert für Andere darstellt. Wenn diese Identität nun verloren geht, wird nicht nur das eigene Selbst verloren, sondern auch das, womit man sich von anderen Personen abgrenzt und wodurch sie einen erkennen können. Diese Irritation wird in den Folgen, die das Problem mit den Zygonen behandeln, immer wieder deutlich, wenn Original und Kopie – in Form des Zygons – gemeinsam auftreten. Der andere kann nicht erkennen, wer der Mensch ist, den er vermeintlich kennt, und wer der Zygon ist, der lediglich die Identität kopiert.
Nach Kaschuba (2016, S.141) werden Identitäten im Grunde hoch ideologisch auf drei Dimensionen gebildet: Die erste Dimension umfasst dabei die Arbeit am eigenen Bild, also dem eigenen Mythos und der inneren Logik. Hier findet Identitätsarbeit im Sinne inkludierender und integrativer Effekte statt. Die zweite Dimension stellt die Arbeit an den Bildern der Anderen, Fremdbildern, Identifikationsmustern des „Draußen“ und der Herstellung von Differenz dar. Ohne existenziell kontrastive Fremdbilder sind Selbstbilder nicht zu denken. Die dritte Dimension umfasst den relationalen Prozess zwischen den ersten beiden Dimensionen, also die wechselseitigen Bezüge und Beziehungen zwischen Selbst- und Fremdbildern. Diese müssen ständig neu vermessen und entsprechend korrigiert werden. (vgl. Kaschuba 2016, S.141)
Die Serie verfolgt neben dem Problem der kopierten Ich-Identität, weitere Probleme mit Identitätskonzepten. Dies sind zum einen Probleme, die durch Duale-Identitäten zustande kommen, aber auch Probleme, die durch Kollektive-Identitäten zustande kommen. Diese beiden sollen in den folgenden Kapiteln weiter behandelt werden. Eröffnet werden diese Problemfelder in der Serie durch eine Rebellion, die durch eine jugendliche Splittergruppe Zygonen zweiter Generation auf der Erde hervorgerufen wird. Jugendliche haben ein sehr starkes Bedürfnis danach, ihre eigenen Identität zu suchen (vgl. Glasser 1972, S.19). Die Art und Weise, wie die vorherigen Generationen – meistens reicht dazu schon die Elterngeneration – gelebt haben, stellt meistens keine Option für neue Generationen dar, da ihre Lebenslage eine andere, weiter entwickelte ist und sich somit ihre Erwartungen hinsichtlich der Lebensführung unterscheiden (vgl. Jaeggi 2014, S.67). Die Rebellion, angeführt durch den Zygon Bonny, startet ihren Kampf gegen die Menschen auf Grund von drei Identitätsproblemen, die auf der Ich-Identität basieren: (1) Sie möchten sich von der Generation und somit von der Entscheidung ihrer Vorfahren distanzieren und unterscheiden, um ihre eigene Identität bilden zu können. (2) Sie möchten ihre eigene Art schützen und ihr ein Vorankommen ermöglichen. Dieser Aspekt, auch Generativität genannt, ist ein ebenso wichtiges Moment der Identität (vgl. Jaeggi 2014, S.68). (3) Sie verfolgen mit den Zielen ihrer Rebellion den Wunsch, der hinter Identität steckt, mit sich selbst übereinzustimmen und dafür Bestätigung durch Andere zu erfahren (vgl. Kaschuba 2016, S. 138). Denn nicht nur identisch-sein ist für die Identität wichtig, sondern auch authentisch-sein (vgl. ebd.). Um die Konflikte der rebellischen Gruppe und die damit einhergehenden Identitätsprobleme zu verstehen, soll im Folgenden das Problem der Dualen-Identität näher erläutert werden.
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[1] Im Original tragen beide Folgen den Titel „Invasion der Zygonen“. Für diese Arbeit werden sie behelfsweise Invasion der Zygonen (I) und Invasion der Zygonen (II) genannt, um sie besser voneinander trennen zu können.
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