Zu Beginn dieser Arbeit wird die Kontrastive Hypothese, darunter ihre starke und schwache Version erklärt. Diese ist wichtig für das Verständnis der anschließenden Diskussion. Danach möchte ich die Interferenz erläutern. Da es sich in dieser Arbeit hauptsächlich um die interlinguale Interferenz handelt, ist es nötig, intralinguale und interlinguale Interferenz zu differenzieren.
Anschließend werde ich die Interferenz auf verschiedene Sprachebenen, zum Beispiel auf der Ebene der Phonetik, der Ebene der Vokabulare usw. diskutieren. Als eine Deutschsprachlernende möchte ich anhand meiner eigenen Lernerfahrung und der Fachliteratur einige Bespiele der Interferenz vom Chinesischen auf das Deutsche zeigen. Im Anschluss daran werden mögliche Ursachen der Interferenz und Vorschläge zur Vermeidung der Interferenz verdeutlicht.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2 Kontrastive Hypothese beim Fremdsprachenerwerb
2.1. Starke Version
2.2. Schwache Version
3 Interferenz unter dem Begriff „Kontrastive Hypothese"
3.1. Begriffserklarung „interlinguale Interferenz" und Interferenz"
3.2. Interlinguale Interferenz auf der Ebene der Phonetik
3.3. Interlinguale Interferenz auf der Ebene der Vokabulare
3.4. Interlinguale Interferenz auf der Ebene der Grammatik
4 Mogliche Ursachen der Interferenz
5 Vorschlage zur Vermeidung der Interferenz
6 Fazit und Ausblick
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Der Zusammenhang zwischen der Muttersprache und dem Fremdsprachenerwerb ist seit langem ein wichtiges Thema der Fremd- und Zweitspracherwerbsforschung. Es ist unbestreitbar, dass die Muttersprache und die Fremdsprache beim Fremdspracherwerb in komplizierte Wechselbeziehungen zueinander treten (Ahmad 1996: 37). Inwiefern gibt es einen Zusammenhang zwischen der Muttersprache und dem Fremdspracherwerb? Kann die Muttersprache gar hilfreich sein oder behindert sie den Fremdspracherwerb? Um diese Fragen zu beantworten haben auf diesem Gebiet viele Linguisten, darunter Charles C. Fries (1945) und Robert Lado (1957), eine wichtige Theorie, namlich die „Kontrastive Hypothese" aufgestellt.
Als eine wichtige und grundlegende Theorie in der Fremd- und
Zweitsprachenerwerbsforschung, geht die Kontrastive Hypothese davon aus, dass ein Lernender muttersprachliche Kenntnisse und Fertigkeiten in die Fremdsprache ubertragt, wobei diese Ubertragung je nach dem Verhaltnis zwischen den entsprechenden muttersprachlichen und fremdsprachlichen Erscheinungen entweder einen fordernden (Transfer) oder einen hemmenden Einfuss (Interferenz) auf die Aneigung der Fremdsprache ausuben konnen (Ahmad 1996: S. 37). Da die Interferenz eine groBe Rolle beim Fremdspracherwerb spielt, konzentriert sich die vorliegende Arbeit besonders drauf.
Zu Beginn der vorliegenden Arbeit wird die Kontrastive Hypothese, darunter ihre starke und schwache Version erklart. Diese ist wichtig fur das Verstandnis der anschlieBenden Diskussion. Danach mochte ich die Interferenz erlautern. Da es sich in der folgenden Arbeit hauptsachlich um die interlinguale Interferenz handelt, ist es notig, intralinguale und interlinguale Interferenz zu differenzieren. AnschlieBend werde ich die Interferenz auf verschiedene Sprachebenen, z.B. auf der Ebene der Phonetik, der Ebene der Vokabulare usw. diskutieren. Als eine Deutschsprachlernende mochte ich anhand meiner eigenen Lernerfahrung und der Fachliteratur einige Bespiele der Interferenz vom Chinesischen auf das Deutsche zeigen. Im Anschluss daran werden mogliche Ursachen der Interferenz und Vorschlage zur Vermeidung der Interferenz verdeutlicht. AbschlieBend folgt das Fazit und der Ausblick der vorliegenden Arbeit.
2. Kontrastive Hvpothese beim Fremdspracherwerb
2.1. Starke Version
Die kontrastive Hvpothese wurde auf Basis behavioristischer Lernthorien entwickelt.
Eine Vorstellung der behavioristischen Lernthorien des Fremdspracherwerb lieferten:
„... the acquisition of an L2 was seen as the acquisition of a new set of habits, a process that was obstructed by first language habits. Theses LI habits had to be overcome in order for SLA to be successful. Obvously, SLA is not always immediately successful. This lack of success was blamed in part on transfer and transfer was said to occur when habits from the LI were used in attempting to produce the L2.“ (VanPatten/Williams 2007: S. 20-21).
Daraus wurde von Charles C. Fries (1945) und Robert Lado (1957) die populare Kontrastive Hvpothese formuliert (vgl. Draxler 2008: S. 15). Ihre starke Version besagt:
,,dass die Muttersprache des Lerners den Erwerb einer Zweitsprache in der Weise beienflufit dass, in der Mutter- und Zweitsprache identische Elemente und Regeln, leicht und fehlerfrei zu erlernen sind, unterschiedliche Elemente und Regeln dagegen Lernschwierigkeiten bereiten und zu Fehler fuhren“(vgl. Edmonson/House 2000: S.222, zittiert nach Bausch/Kasper 1979: S. 5).
Der EinfluB der Grundsprache auf die Zielsprache wird Transfer genannt. Je nachdem, ob sich Grund- und Zielsprache an einem bestimmten Punkt ahneln oder sich unterscheiden, verlauft der Transfer positiv oder negativ. Negativer Transfer wird als Interferenz bezeichnet, positiver Transfer gilt als Lernerleichterung (Edmonson/House 2000: S. 222). Geht man von der starken Version aus, meint man, dass Unterschiede zwischen der Muttersprache und der Zielsprache eine primare Ursache von Lernschwerigkeiten haben. Je groBer der Unterschied zwischen L1 und L2 ist, desto groBer ist der Schwerigkeitsgrad (Edmonson/House 2000: S. 223).
Bei genauerer Untersuchung der starken Version der Kontrastiv Hvpothese, musste man aber feststellen, dass sie keine Allgemeingultigkeit besitzt. Es wurde eine neue Version, namlich die schwache Version entwickelt.
2.2. Schwache Version
Da der starken Version der Konstrativhypothese viele Schwachen aufgezeigt werden konnten, mochte ich mich in der nachstehenden Beschreibung auf die zentralen Kritikpunkte sowohl in der Auflistung von H. Daxler (2008) als auch W. Edmonson/ J. House (2000) beziehen.
Die Vorhersagen von Lernerfehlern auf der Basis kontrastiver Analysen der Mutter- und Fremdsprache seien nicht zuverlassig, so Edmonson und House (Edmonson/House 2000: S. 225). In empirischen Untersuchungen wurde teilweise sogar genau das Gegenteil festgesteilt, namlich, dass gerade eben Kontrastmangel zwischen der Grund- und der Fremdsprache zu Schwerigkeiten beim Lernen bestimmter Strukturen fuhren kann (Daxler 2008: S. 17).
Ebenfalls heftig kritisiert wird, dass die Muttersprache in der Kontrastivhypothe als der wichtigste Einflussfaktor auf den Fremdspracherwerb angesehen wird. Der Fremdspracherwerb ist in der Tat nicht nur durch die Muttersprache, sondern auch durch viele andere Faktoren, wie z. B. eine andere schon erworbene Fremdsprache, die Sprachbegabung usw. beeinflusst. Nicht alle Lernschwerigkeiten sind auf die Unterschiede zwischen der Muttersprache und der Fremdsprache zuruckzufuhren. Die Ubergeneralisierung -also Transfer- und Interferenzphanomene innerhalb der Zielsprache spielen auch eine nicht zu unterschatzende Rolle (Daxler 2008: S. 17). Diese Faktoren werden aber in der Kontrastivhypothese nicht beruchsichtigt.
Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass unterschiedliche Elemente und Regeln zwischen der Muttersprache und der Fremdsprache Lernschwerigkeiten bereiten und zu Fehler fuhren. Aus meiner eigenen Erfahrung hilft eigentlich sehr oft der Vergleich zwischen der Muttersprache und der Fremdsprache beim Lernen. Man kann durch den Vergleich die Unterschiede zwischen den zwei Sprachen feststellen und dadurch die Fremdsprache leichter und besser lernen.
Die schwache Version wurde somit als Reaktion der massiven Kritik fomuliert. Sie geht davon aus, dass zwischensprachliche Transfer- und Interferenzerscheinungen den zentralen Prozess im Zweitspracherwerb darstellen. Die oben genannte Ubergeneralisierung wurde aber, als fur den Zweitspracherwerb relevante Faktoren mit einbezogen (Daxler2008: S. 18).
3. Interferenz unter dem Begriff ..Konstrative Hypothese“
3.1. Begriffserklarung .interlinguale Interferenz“ und .intralinguale Interferenz“
Wie bereits festgestellt, wird negativer Transfer der Muttersprache auf die Fremdsprache als Interferenz bezeichnet. Da es in den nachsten Kapiteln nur um interlingualer Interferenz geht, mochte ich zuerst die Paarbegriffe intralinguale und interlinguale Interferenz differenzieren.
Als intralinguale Interferenz bezeichnet man, dass bisher erworbene Kenntnisse der Zielsprache durch Anwendung falscher Analogien auch dort eingesetzt werden, wo sie nicht gebraucht sind (/House 2000: S. 233). In diesem Sinne spricht man auch von Ubergeneralisierung innerhalb der Zielsprache.
Fur ein besseres Verstandnis von interlingualer Interferenz mochte ich in dieser Arbeit auf die Prazisierung von Borgwardt (1993) eingehen. Nach Borgwardt kann beim Fremdspracherwerb dieser hemmende Einfluss auf die zu erlernende Zielsprache von der Muttersprache, von einer (anderen) Fremdsprache oder bereits ausgebildetem Wissen und Konnen innerhalb der Zielsprache ausgehen. Zu Interferenzen infolge bewusster oder unbewusster Ubertragung kommt es, wenn die Formen bzw. der Gebrauch der bereits angeeigneten sprachlichen Erscheinungen mit den neu anzueignenden nicht ubereinstimmen. Eine solche Ubertragung erfolgt von der Muttersprache zur Fremdsprache oder von einer ersten zu einer zweiten Fremdsprache, die von Schulern gelernt wird. In beiden Fallen liegt zwischensprachliche Interferenz, namlich interlinguale Interferenz vor (Borgwardt 1993: S. 193).
Interlinguale Interferenzen konnen auf verschiedenen Sprachebenen auftreten. Im folgenden mochte ich dies anhand von Bespielen des Chinesischen auf das Deutsche auf den drei Ebenen, namlich der Phonetik, dem Vokabular und der Grammatik konkretisieren.
3.2. Interlinguale Interferenz auf der Ebene der Phonetik
Phonetische und phonologische Interferenz wird als Ubernahme einer lautlichen Einheit der einen Sprache in die andere Sprache betrachtet (Li 2004: S. 40). Da das Chinesisch und das Deutsch zwei vollig unterschiedliche Sprachen sind, treten phonetische und phonologische Interferenzen beim chinesischen Deutschlernenden haufig auf. Ich mochte nun einige besonders auffallige Aspekte der phonetischen und phonologischen Interferenz betrachten:
1. Vokallange
Deutsche Vokale sind durch das Merkmal Quantitat, namlich lange und kurze Vokale, gekennzeichnet (Hunold 2009: S. 43). Im Chinesischen hingegen wird die Lange der chinesischen Vokale durch den Ton (Betonung) des Wortes beeinflusst (Hunold 2009: S. 89). Die Lernenden bilden manchmal undifferenzierte halblange deutsche Vokale. Es ist schwer fur sie Worter wie Staat-Stadt, bieten-beten, Beet-Bett, Taler- Teller zu differenzieren.
2. Diphthonge
Sowohl im Deutschen als auch im Chinesischen kommen Diphthongen vor. Diese auch als Zwie- oder Zweilaute bekannten Vokalverbindungen stellen fur chinesische deutschlernende ein Problem dar, wenn vorallem, nicht wie im Chinesischen, einer eindeutigen Aussprache eine eindeutige schreibweise zugeordnet werden kann. Als Beispiele konnen hierfur ei und ai in Leim und Mais oder eu und au in Heu und Laufer genannt werden. (http://de.wikipedia.org/wiki/Diphthong). Im chinesischen hingegen ist durch die Betonung z.B. ao in hao (gut) bzw. ao in yao (mochten) die schreibweise eindeutig zugeordnet.
3. Triphtonge
Desweiteren gibt es im Chinesischen neben Diphthongen durch Vorangehen der Halbvokale /w/ und /j/ an Monophthonge die Sequenzen /ja/ (M, lia, Liebespaar), (^,jie, Feiertag), /wa/ (% , guang, Licht), (^ , duo, viel), (^ xiong, alterer Bruder) (http://de.wikipedia.org/wiki/Diphthong) eine Anzahl von Triphthongen, wie z.B. ^ (kuai) (schnell) oder 0 (hui eigentlich huei) (Ruckkehr oder ruckkehren) usw. (Hunold 2002: S. 16). Im Deutschen kommen Triphthonge dagegen, ausser bei einigen Wortern, wie den Interjektionen yeah und wow oder in manchen Dialekten, wie z.B. dem Nordbairischen (jaulen und Jauche) fastnie vor (http://de.wikipedia.org/wiki/Triphthong). Chinesische Deutschlernende neigen so zu langgezogenen Vokalen.
4. einige Konsonanten
Den Chinesischen Deutschlernenden fallt die Differenzierung des vokalischen R (z.B. erleben /e/) und besonders die Aussprache des, nicht wie im Deutschen vorhandenen konsonantischen gerollten R schwer. Der chinesische R-Laut klingt wie das /r/ in reach im Englischen. Im Deutschen existieren auch zahlreiche plosiv-frikativ-Verbingdungen z. B. /ts/, /pf/ usw., die es im Chinesischen nicht gibt (Hunold 2002: S. 13). Bestimmte Verbindungen wie ch sowohl hart als auch weich gibt es im chinesischen hingegen auch nicht. Das Ausprechen dieser Konsonanten ist eine nicht zu unterschatzte Herausforderung fur chinesische Deutschlernende.
Viele Lernende sprechen wegen der muttersprachlichen Interferenz oft die von der Norm des Deutschens abweichende Aussprache. Der fremde Akzent bildet ein groBes Hindernis fur die interkulturelle Kommunikation.
3.3. Interlinguale Interferenz auf der Ebene der Vokabulare
Im allgemeinen haben deutsche Vokabulare, im Vergleich mit dem chinesischen Vokabular viel mehr Merkmale. Beim Vokabularerlernen machen chinesische Lernenden wegen dem Einfluss der Muttersprache viele Fehler. Die haufigsten auftretenden Fehler sind im Folgenden aufgefuhrt.
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- Quote paper
- Na Chen (Author), 2012, Über die Interferenz unter dem Begriff "Kontrastive Hypothese", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/428352
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