1. Die Hintergründe der Sprachuntersuchungen in der Geschichte
Jede natürlich-historische Sprache hat die Eigenschaft sich im zeitlichen Verlauf zu verändern. Das ist durch ein großes sprachwissenschaftliches Interesse gekennzeichnet. Viele Möglichkeiten zur Untersuchung dieses Problems bietet die Geschichte selbst.
Seit der Entstehung zweier souveräner Staaten nach dem zweiten Weltkrieg - der kapitalistischen BRD und sozialistischen DDR - auf dem Territorium des ehemaligen Deutschen Reiches wurde von der Sprachwissenschaft ins Zentrum der Untersuchungen die Frage gestellt, welche Konsequenzen damit für die weitere Entwicklung der deutschen Sprache verbunden sind. Diese Frage wurde auf unterschiedlichste Weise beantwortet, was durch ihre politische Relevanz zu erklären ist. Zwei Fragen, zwei Aspekte stehen im Mittelpunkt der Ausführungen: zum Einen, die
,,Besonderheit der Sprache in einem der beiden Staaten, die durch die Konfrontation zur Sprache im jeweils anderen Staat gewonnen wurde, und zum Anderen, Man beschäftigte sich de facto, nämlich in bezug auf das zugrunde gelegte Corpus, mit der deutschen Sprache in einem der beiden Staaten." (Welke 1992, 1)
Zudem fällt auf, dass die Linguisten sich mehr mit der politischen Situation, als mit der Sprache selbst, bzw. mit den Unterschieden im Wortschatz, auseinandersetzen.
Nach Jahrzehnten der Zweitstaatlichkeit in Deutschland fand nun der umgekehrte Prozess statt. Seit dem 3.10.1990 existiert wieder eine vereinigte BRD, die eigentliche ,,alte BRD", der sich der andere Staat angeschlossen hat. Die frühere Deutsche Demokratische Republik ist als Staat aufgelöst. Damit erhebt sich nun die Frage nach den sprachlichen Konsequenzen dieses Prozesses.
Insbesondere im Vergleich zweier verschiedener Staaten mit der mehr oder weniger gleichen Sprache, wird allerdings die Problematik der Benennung dieser Spracherscheinung offenbar. Waren ,,Ost- und Westdeutsch" zwei Varietäten einer gemeinsamen Sprache? Oder waren die Unterschiede zwischen DDR- und BRD-Deutsch so groß, dass es eines anderen Begriffes bedarf, z. B. ,,Nationalsprache"?
In dieser Arbeit wird versucht, diese Fragen anhand einiger wissenschaftlicher Werke zu beantworten. Zuerst werden einige Arbeiten von DDR- und BRD - Linguisten betrachtet, die in verschiedenen Jahren ihre Meinungen zu diesem Problem geäußert haben. Allerdings lässt sich diese Frage ohne Untersuchung der Sprache selbst nicht beantworten. Als nächstes werden dementsprechend die wesentlichen Aspekte der Sprache vorgestellt, die diesen Entwicklungsabschnitt der deutschen Sprache charakterisieren.
Inhaltsverzeichnis
- Die Hintergründe der Untersuchungen in der Geschichte
- Reflexion in der Linguistik
- Warnung von einer Auseinanderentwicklung der Sprache in der BRD und DDR
- Sonderung der DDR-Sprache
- Einfluss der Politik auf die Sprache
- Die Schwächung des politischen Druckes
- Sprache in der DDR
- Kernwortschatz des Marxismus
- Neubenennungen
- Typen der Benennungen nach dem benannten Objekt
- Komplexe Benennungen, Kurzformen, Initialwörter
- Hauptwege zur Schaffung von Neubenennungen: Neubedeutungen, Entlehnungen
- Korrespondenz
- Alltagssprachliche Kritik als Ausdruck eines symbolischen Gegendruckes gegen das System
- Zwei Duden
- Kommunikative Schwierigkeiten nach der Wiedervereinigung
- Zwei Staaten — zwei Sprachen?
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die sprachlichen Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutsch im Kontext der deutschen Teilung und Wiedervereinigung. Sie analysiert die Entwicklung der deutschen Sprache in der DDR im Vergleich zur BRD, beleuchtet den Einfluss der politischen Systeme auf die Sprache und untersucht die sprachlichen Herausforderungen, die sich nach der Wiedervereinigung ergaben.
- Die Entwicklung der deutschen Sprache in der DDR im Vergleich zur BRD
- Der Einfluss der politischen Systeme auf die Sprache
- Die Rolle von Neubenennungen und Entlehnungen in der DDR-Sprache
- Die sprachlichen Herausforderungen nach der Wiedervereinigung
- Die Frage, ob Ost- und Westdeutsch als separate Varietäten der deutschen Sprache betrachtet werden können
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 beleuchtet die historischen Hintergründe der sprachwissenschaftlichen Untersuchungen zur Entwicklung der deutschen Sprache in der BRD und DDR. Es wird die Frage aufgeworfen, ob die Teilung Deutschlands zu einer Auseinanderentwicklung der deutschen Sprache führte und welche linguistischen Konsequenzen die Wiedervereinigung hatte.
Kapitel 2 untersucht die Reflexionen in der Linguistik zur Sprache in der DDR. Es werden verschiedene Etappen der DDR-Linguistik beschrieben, die sich durch unterschiedliche Schwerpunkte und Ansätze in der Sprachforschung auszeichnen. Der Einfluss der politischen Situation in der DDR auf die Sprachforschung und die Herausbildung einer „Sonderentwicklung" der deutschen Sprache in der DDR werden beleuchtet.
Kapitel 3 analysiert die Sprache in der DDR anhand verschiedener Aspekte. Es werden der Kernwortschatz des Marxismus, die Entstehung von Neubenennungen und Entlehnungen aus dem Russischen sowie charakteristische Merkmale des Sprachgebrauchs in der DDR untersucht. Das Phänomen des Sprachwitzes als Ausdruck einer alltagssprachlichen Kritik am politischen System wird beleuchtet.
Kapitel 4 befasst sich mit den kommunikativen Schwierigkeiten nach der Wiedervereinigung Deutschlands. Es werden verschiedene Faktoren diskutiert, die zu Kommunikationsproblemen zwischen Ost- und Westdeutschen führten, wie z. B. unterschiedliche Kommunikationssituationen, kognitive Unterschiede und sprachliche Gewohnheiten.
Kapitel 5 untersucht die Frage, ob Ost- und Westdeutsch als zwei separate Varietäten der deutschen Sprache betrachtet werden können. Es werden die Argumente für und gegen diese These diskutiert, die auf linguistischen und soziokulturellen Faktoren basieren.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Ostdeutsch, Westdeutsch, DDR-Sprache, BRD-Sprache, Sprachentwicklung, Sprachvergleich, Wiedervereinigung, Neubenennungen, Entlehnungen, Sprachgebrauch, Kommunikationsschwierigkeiten, Varietät, Sprachliche Unterschiede, Politisierung der Sprache, Code-Switching.
- Quote paper
- Natalia Schlichter (Author), 2001, Ostdeutsch-Westdeutsch. Ein linguistischer Vergleich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/427
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