Kurze Einführung in das Thema
Die Medienwirkungsforschung durchzieht die gesamte Medienlandschaft. Will ein neues Medium den Markt erobern, so muss es sich zunächst einmal den sehr kritischen Beobachtungen von Pädagogen, Eltern und Forschern unterziehen, auf seine möglichen schädlichen Auswirkungen auf das Wohl einer sich gut entwickelnden Gesellschaft hin.
Besonders häufig und zu besonders brisanten Diskussionen führte und führt das Medium Film.
Seit die Bilder „laufen lernten“ mit der Entwicklung des Kinematographen Ende des 19. Jahrhunderts wurden immer wieder Feindrufe laut, z. Bsp. dass „häufiges Anschauen von Schundfilms mit fast mathematischer Sicherheit zu einer Verrohung des Jugendlichen führen muss“ (Hellwig 1911 in Kunczik 1996, S.11) oder dass „ein deutlicher Zusammenhang zwischen dem Konsum jugendgefährdender Videos (z. Bsp. Horrorvideos) und aggressivem Verhalten“ bestünde (Glogauer 1993, S. 121).
Anlässe so zu denken, bieten sich in der Vergangenheit zahlreich an. Im April 1999 laufen zwei Jugendliche an der Columbine Highschool in Littelton, Colorado, USA Amok und erschießen dreizehn Menschen. Im April 2002 erschießt der ehemalige Schüler Robert Steinhäuser am Gutenberg Gymnasium in Erfurt 16 Menschen und richtet danach sich selbst. All diese Ereignisse geschahen völlig unerwartet und mit höchster Brutalität. Umso brutaler wirken die Taten, da die Täter allesamt noch Jugendliche waren. Schnell sucht man nach Antworten und schnell scheint man sie gefunden zu haben: Die Medien sind schuld. In beiden Fällen konsumierten die Täter harte Videos, harte Musik oder „übten“ bereits am PC das Ausführen von Gräueltaten.
Inhaltsverzeichnis
I. Einleitung
1. Kurze Einführung ins Thema
2. Zielsetzung der Arbeit
3. Aufbau der Arbeit
II. Theoretische Grundlagen
1. Entwicklung der Medienwirkungsforschung
1.1 Die Gewaltdebatte und ihre Anhänger
1.2 Die experimental-psychologische Erforschung von Gewaltwirkungen
1.3 Momentaner Stand der Medienwirkungsforschung
1.4 Zusammenfassung
2. Rezeptionsforschung
2.1 Der Uses-And-Gratifications-Ansatz
2.2 Medien-Interaktion
2.3 Rezeption von gewalthaltigen Filmen
2.3.1 Action- versus Horrorfilm
2.3.2 Verwendung von Gewalt im Film
2.3.3 Motivation zur Nutzung von gewalthaltigen Filmen
2.3.4 Lebensweltlicher Zweck
2.3.5 Täter- und opferzentrierte Rezeption
2.4 Zusammenfassung
3. Publikumskulturen
3.1 Typologie der Rezipienten
3.2 Angst - Typen
3.3 Die Karriereleiter
3.4 Soziologische Charakterisierung der Rezipienten
3.4.1 Milieubeschreibungen nach Schulze
3.4.2 Filmverhalten der einzelnen Milieus
3.5 Zusammenfassung
4. Mediensozialisation
4.1 Sozialisationsphasen
4.2 Einflussfaktoren
4.3 Integration der Medien in den Alltag
4.4 Zusammenfassung
III. Praktischer Teil
1. Zielsetzung und Hypothesenbildung
2. Forschungsdesign
2.1 Zielgruppe
2.2 Setting
2.3 Fragebogen
2.3.1 Inhaltlicher und methodischer Aufbau
2.3.2 Der Fragebogen
3. Ergebnisse und Interpretationen
3.1 Statistische Angaben
3.2 Klassifizierung der unterschiedlichen Zuschauertypen
3.3 Verteilung der Rezipiententypen an den Bildungsinstitutionen
3.3.1 Verteilung der Rezipiententypen an Gymnasien
3.3.2 Verteilung der Rezipiententypen an Hauptschulen
3.3.3 Der Vergleich: Hauptschule – Gymnasium
3.4 Viel- und Wenigseher unter den verschiedenen Rezipiententypen
3.5 Der Besitz eines eigenen Fernsehers
3.6 Motivation und emotionales Filmerleben der Schüler
3.6.1 Gymnasiasten
3.6.2 Hauptschüler
3.6.3 Der Vergleich: Hauptschule – Gymnasium
3.7 Einfluss von Horrorfilmen auf die Einschätzung realer Gewalt bei Hauptschülern und Gymnasiasten
IV. Ausblick
V. Literaturliste
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abb. 1: Filmplakat: Bowling for Columbine http://images-eu.amazon.com/images/P/B0000916TJ.03.LZZZZZZZ.jpg gefunden am 10.05.04
Abb. 2: Buchdeckel: „Der Amoklauf von Erfurt“ http://images-eu.amazon.com/images/P/393606864X.03.LZZZZZZZ.jpg gefunden am 30.04.04
Abb. 3: Szene: Kill Bill http://www.kill-bill.de/index1.htm gefunden am 10.05.04
Abb. 4: Szenen der Homepage: Nacht der 1000 Schreie Festival http://www.1000schreie.com/pages/film.html http://www.1000schreie.com/pages/dawn.html http://www.1000schreie.com/pages/tale.html http://www.1000schreie.com/pages/toolbox.html http://www.1000schreie.com/pages/card.html gefunden am 23.05.04
Abb. 5: Szene: Hitchcocks Psycho http://www.8ung.at/alfredhitchcock/artothek.htm gefunden am 23.05.04
Abb. 6: Filmplakat: Hitchcocks Frenzy http://www.8ung.at/alfredhitchcock/artothek.htm gefunden am 23.05.04
Abb. 7: Szene: Hitchcocks Psycho http://www.8ung.at/alfredhitchcock/artothek.htm gefunden am 23.05.04
Abb. 8: Szene: Hitchcocks Psycho http://www.8ung.at/alfredhitchcock/artothek.htm gefunden am 23.05.04
Abb. 9: Buchdeckel: Jürgen Barthelmes „Fernsehen und Computern in der Familie“ http://images-eu.amazon.com/images/P/3466304776.03.LZZZZZZZ.jpg gefunden am 29.05.04
Abb. 10: Grafik: Verteilung der Geschlechter an Hauptschulen und Gymnasien
Abb. 11: Grafik: Altersverteilung an Hauptschulen und Gymnasien
Abb. 12: Grafik: Verteilung der Rezipiententypen an den Hauptschulen
Abb. 13: Grafik: Verteilung der Rezipiententypen an den Gymnasien
Abb. 14: Grafik: Viel- und Wenigseher unter den verschiedenen Rezipiententypen (Gymnasium)
Abb. 15: Grafik: Tageszeiten, zu denen vorwiegend Ferngesehen wird (Gymnasium)
Abb. 16: Grafik: Viel- und Wenigseher unter den verschiedenen Rezipiententypen (Hauptschule)
Abb. 17: Grafik: Tageszeiten, zu denen vorwiegend Ferngesehen wird (Hauptschule)
I. Einleitung
1. Kurze Einführung in das Thema
Die Medienwirkungsforschung durchzieht die gesamte Medienlandschaft. Will ein neues Medium den Markt erobern, so muss es sich zunächst einmal den sehr kritischen Beobachtungen von Pädagogen, Eltern und Forschern unterziehen, auf seine möglichen schädlichen Auswirkungen auf das Wohl einer sich gut entwickelnden Gesellschaft hin.
Besonders häufig und zu besonders brisanten Diskussionen führte und führt das Medium Film.
Seit die Bilder „laufen lernten“ mit der Entwicklung des Kinematographen Ende des 19. Jahrhunderts wurden immer wieder Feindrufe laut, z. Bsp. dass „häufiges Anschauen von Schundfilms mit fast mathematischer Sicherheit zu einer Verrohung des Jugendlichen führen muss“ (Hellwig 1911 in Kunczik 1996, S.11) oder dass „ein deutlicher Zusammenhang zwischen dem Konsum jugendgefährdender Videos ( z. Bsp. Horrorvideos ) und aggressivem Verhalten“ bestünde (Glogauer 1993, S. 121).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Anlässe so zu denken, bieten sich in der Vergangenheit zahlreich an.
Im April 1999 laufen zwei Jugendliche an der Columbine Highschool in Littelton, Colorado, USA Amok und erschießen dreizehn Menschen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Im April 2002 erschießt der ehemalige Schüler Robert Steinhäuser am Gutenberg Gymnasium in Erfurt 16 Menschen und richtet danach sich selbst. All diese Ereignisse geschahen völlig unerwartet und mit höchster Brutalität. Umso brutaler wirken die Taten, da die Täter allesamt noch Jugendliche waren.
Schnell sucht man nach Antworten und schnell scheint man sie gefunden zu haben: Die Medien sind schuld. In beiden Fällen konsumierten die Täter harte Videos, harte Musik oder „übten“ bereits am PC das Ausführen von Greueltaten.
Dass gewalthaltige Medien reale Gewalt evozieren, vermutet man schon lange und meint man bisweilen auch bewiesen zu haben. Fälle wie die oben genannten werden dann als zusätzliche Beweise herangezogen.
Die Befürchtung, dass Gewalt in den Medien Aggression und reale Gewalt provozieren könnte, hegte man bereits im 19. Jahrhundert. Damals war es das Märchen und seine gewalthaltigen Inhalte, welches die kritische pädagogische Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte. Besonders zu Beginn des 19. Jahrhunderts, als die Gebrüder Grimm ihre Kinder- und Hausmärchen erstmals veröffentlichten, hatte man sich zunehmend mit der Brutalität in Märchen und ihrer Auswirkung auf Kinder auseinandergesetzt.
Der Schriftsteller Achim von Arnim, obwohl ein Freund der Gebrüder Grimm kritisierte zum Beispiel die Obszönität in „Der Fuchs mit den neun Schwänzen“ und die Brutalität im „Märchen vom Schlachtenspielen“ (vgl. Rölleke in Wardetzky 1997), woraufhin nachfolgende Ausgaben der Kinder- und Hausmärchen von den Gebrüder Grimm überarbeitet und „zensiert“ wurden.
Seit der Entwicklung der Psychoanalyse und der Kinderpsychologie war man der Ansicht, die kindliche Psyche sei stark von Gewalt und Angst beherrscht. Solch destruktive Gedankenansätze würden durch die Greueltaten im Märchen nur noch bekräftigt.
Befürworter des Märchens wie der bekannte Kinderpsychologe Bruno Bettelheim entkräften solche Vorwürfe. Die größte Verwirrung für das Kind, sagt er, seien seine eigenen Schattenseiten. Zu allererst müsse das Kind lernen mit dem „brutale[n], instinktgetriebene[n] Ungeheuer“ (Bettelheim 2002 S. 135) umzugehen, das in ihm selbst steckt. Das Märchen biete eine geeignete Anleitung dazu das innere Ungeheuer zu bändigen. Die Kinder identifizieren sich mit dem Helden der Geschichte. Dieser hat – analysiert man Märchen einmal auf ihrer Metaebene - verpackt in unterschiedlichste Abenteuer, psychologische Themenkomplexe zu bewältigen wie Unabhängigkeit erlangen, Verlust der Eltern verarbeiten, Abschied nehmen, Ödipuskomplex und Geschwisterbeziehungen. Für den Helden nehmen die Abenteuer immer ein gutes Ende, solange er zuversichtlich ist. Durch die Identifikation mit ihm erlernen die Kinder ein Muster, ihre Probleme, die den im Märchen angedeuteten ähneln, zu bewältigen. (vgl. Bettelheim 2002) Für den Horrorfilm gilt Ähnliches. In dem Slasherfilm „Friday the 13th“ spiegelt sich zum Beispiel „der Schrecken des Erwachsenwerdens“ (Hroß in Hausmanninger 2002, S. 81) wieder. Vordergründig werden in dem indizierten Film Jugendliche von einem psychopathischen Mörder niedergemetzelt.
Laut einer Filmanalyse von Gerhard Hroß liegen die Hintergründe für dieses sinnlose Morden in einer Art Ödipuskomplex: „Der männliche Mörder hat ein dominantes mütterliches Über-Ich, das die Ausbildung einer eigenen Identität verhindert.“ (Hroß in Hausmanninger 2002, S.83) In diesem Ödipuskomplex liegt, laut Hroß, ein entwicklungspsychologischer Grundkonflikt Jugendlicher: „Sie verlassen die Kindheit, um Erwachsene zu werden. Dabei müssen sie sowohl ihre Sehnsucht nach kindlicher Unschuld wie auch die Bevormundung der Eltern überwinden.“ (Hroß in Hausmanninger 2002, S. 81/82) „In der Chancenlosigkeit des Kampfes, den die Figuren gegen das Böse führen,“ zeigt sich „das grundlegende Lebensgefühl, [...] für sich als Jugendlicher keine Zukunft zu sehen.“ (Hroß in Hausmanninger 2002, S.81).
Der Killer ist also die „Verkörperung der Ängste und Gefahren des Erwachsenwerdens“ (Hroß in Hausmanninger 2002, S. 95) und der Film „Friday the 13th“ ein modernes Initiationsmärchen.
Die Heldin des Films, also die Identifikationsfigur gewinnt den Kampf gegen das Böse – vorerst, denn die Slasher-Serie umfasst ganze neun Teile. Im Verlauf des Films entwickelt sie Fähigkeiten und das nötige Selbstbewusstsein, um dem Tod und ihren Ängsten ins Auge zu blicken und den Kampf um ihr Leben aufzunehmen. Die Konsumenten derartiger Filminhalte dagegen entwickeln im Laufe ihrer Rezipienten-Vita Fähigkeiten mit dem medial präsentierten Grauen umzugehen. (vgl. Vogelgesang 1991, Winter 1995)
Trotz zahlreicher moderner Thesen, die besagen, dass der Rezipient, vornehmlich der Jugendliche, solchen Horrorfilmen nicht hilflos ausgesetzt ist und sich unvoreingenommen von ihnen beeinflussen lässt, sondern im Gegenteil durchaus in Eigenverantwortung Bewältigungsstrategien entwickelt, hält sich die Gewaltdebatte hartnäckig. Forderungen nach schärferer Zensur werden immer wieder laut. Damals wie heute, im Märchen wie im Film.
Zahlreiche Institutionen sollen dafür sorgen, dass jugend- oder sittengefährdende Szenen nicht mehr über den Bildschirm laufen: Die Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen, die Freiwillige Selbstkontrolle der Filmindustrie, die Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften, um nur einige zu nennen.
Doch immer mehr Forscher wie Waldemar Vogelgesang, Rainer Winter, Jan – Uwe Rogge oder Michael Kunczick versuchen der doch stark polemisierenden und oberflächlichen Gewaltdebatte einen differenzierten wissenschaftlichen Blickwinkel zu verleihen. Sie richten ihren Focus auf die Rezipienten und speziell ihren Umgang mit gewalthaltigen Medien.
Nicht nur die Tatsache, dass Leute sich solche einschlägigen Filme ansehen, wird beachtet, es werden auch wichtige begleitende Faktoren berücksichtigt wie allgemeine Filmgewohnheiten, Sehhäufigkeit der Rezipienten, das Umfeld, in dem diese Filme gesehen werden und Nutzermotivationen.
Allgemein wirft man heute nicht nur auf die Medienwelt, sondern die Lebenswelt jugendlicher Rezipienten einen Blick. Denn diese spielt beim Umgang mit Medien und der Mediensozialisation eine große Rolle.
2. Zielsetzung der Arbeit
Ein wichtiger Faktor der Sozialisation und der Lebenswelt Jugendlicher ist die Bildung. Die Schule formt nicht nur die Bildung des Schülers, sondern, da sie einen großen Teil seiner Zeit beansprucht, auch sein soziales Umfeld.
Nun äußere ich die Vermutung, dass an niedrigeren Bildungsinstitutionen wie z. Bsp. der Hauptschule Gewalt, in Form von Waffen, verbal oder physisch häufiger auftritt als an Gymnasien, somit im Alltag und im Umfeld von Hauptschülern eine größere Rolle spielt als in der gewohnten Umgebung eines Gymnasiasten.
Dahin leiten mich Aussagen wie „[...] wer im Bildungsbereich verloren hat, wer da nur die Hauptschule erreicht, der ist aus Frust schon in einem hohen Risiko Gewalttäter zu werden. Wenn jetzt wieder die Signale kommen, dass angeblich 50.000 Jugendliche keine Lehrstelle finden, dann ist die nächste Generation von Hauptschülern völlig demotiviert. [...] dann steigt ganz sicher die Gewalt, weil sie aus der Frustration über Perspektivlosigkeit entsteht." (Prof. Christian Pfeiffer vom Kriminologischen Forschungsinstitut Niedersachsen aus „hemmungslose gewalt – vom alltag an deutschen schulen“).
Stellt man einen Bezug zwischen Gewalt im Alltag und dem Umgang mit gewalthaltigen Filmen her, könnte man vermuten, dass beide sich gegenseitig beeinflussen.
Sicherlich wirkt sich die Häufigkeit, mit der reale Gewalt den Alltag und das Umfeld einer Person bestimmt, auf die Wahrnehmung, Einschätzung und möglicherweise auch die Auswirkungen von filmischer Gewalt aus.
Stellt man hier nun einen möglichen Zusammenhang zwischen Schulbildung und alltäglicher Gewalt her, wobei der Grad der Schulbildung für Jugendliche Zukunftsaussichten oder Chancenlosigkeit, mit Herrn Pfeiffers Worten damit verbunden Frustration und höhere Gewaltbereitschaft bedeuten kann, stelle ich mir die Frage, ob und inwiefern sich der Umgang mit gewalthaltigen Filmen bei Rezipienten mit unterschiedlich hoher formaler Bildung unterscheidet.
Gibt es hier tatsächlich Unterschiede zwischen Hauptschülern und Gymnasiasten, die nicht nur in ihrer persönlichen Entwicklung, sondern auch in ihrer Mediensozialisation vom schulischen Umfeld und ihrem Herkunftsmilieu beeinflusst werden?
Würden sich bei den Rezipienten unterschiedlichen Bildungsgrades solche Unterschiede in der Rezeption von gewalthaltigen Filmen herausstellen, könnte man diese Tendenz z. Bsp. als Anlass für die Förderung von mehr Medienkompetenz an den entsprechenden Schulen nehmen.
Ein Vergleich kann aber sicher auch unabhängig vom Bildungsgrad allgemein interessante Einblicke in den Umgang Jugendlicher mit Horrorfilmen geben.
Auch möchte ich gerne einen Vergleich zwischen den beiden Geschlechtern vornehmen.
Aktuelle Gewaltdebatten verlangen immer wieder nach schärferen Zensurmaßnahmen. Wenn schon der hartnäckige Verdacht geäußert wird, dass jugendliche Gewalttäter durch den Konsum von harten Medieninhalten, wie Horrorfilmen zu ihren Taten animiert würden, sollte man vielleicht besser an einer geschulten, selbstverantwortlichen Rezeption ansetzen, möglicherweise durch Förderung der Medienkompetenz der jugendlichen Rezipienten, anstelle zu versuchen die Jugendlichen in ihrer Lust auf Horrorfilme zu beschneiden.
Wie zahlreiche moderne Studien zeigen, besteht nämlich durchaus ein Bedarf an solchen Filmen unter den Jugendlichen und erneute Verbote scheinen diese Lust nur noch zu bestärken. Hilfreicher ist es hier sicherlich, den Umgang der Jugendlichen mit solchen Filminhalten verstehen zu lernen.
3. Aufbau der Arbeit
Nach dem I. Teil meiner Arbeit, bestehend aus der Einleitung, beschäftigt sich der II. Teil mit den grundlegenden theoretischen Ansätzen zum Thema Gewalt in den Medien und ihre Wirkung auf den Rezipienten.
Aus der Fülle vorhandener Theorien habe ich jene herausgegriffen und genauer vorgestellt, welche meiner Befragung und dem besseren Verständnis meines Vorgehens dienen.
Um den brisanten Schwerpunkt der Gewaltdebatte innerhalb der Medienwirkungsforschung deutlich zu machen, gehe ich in Punkt II / 2 kurz auf ihre lang anhaltende Tradition, aber besonders auf ihre modernen Vertreter ein. Hier sollen einige Namen und deren Ansichten für sich sprechen.
Ein weiterer wichtiger Schritt in der Entwicklung der Medienwirkungsforschung war die experimental-psychologische Erforschung von Gewaltwirkungen, welche ich ebenfalls kurz vorstelle.
Abschließend beleuchte ich den momentanen Stand der Forschung, welche bis heute durch kontroverse Standpunkte gekennzeichnet ist.
Unter Punkt II / 3 werden die moderne Rezipientenforschung und ihre aktuellen Ergebnisse zunächst allgemein beleuchtet, dann speziell in Bezug auf den Konsum von gewalthaltigen Videos.
Unter all den Wirkungsthesen ist die Erkenntnis vom Uses-And-Gratifications-Ansatz am herausragendsten. Er hat der Rezipientenforschung sozusagen den Weg geebnet. Daher gehe ich unter Punkt II / 3.1 speziell auf diesen Ansatz genauer ein.
Eine wichtige Rolle spielt bei der Rezipientenforschung die Tatsache, dass Medien in den Alltag der Rezipienten eingebunden sind und wie diese deren Einsatz erlernt haben, also die Mediensozialisation, welche ich unter Punkt II / 5 behandle.
Zuvor allerdings beschreibe ich unter Punkt II / 4 die verschiedenen Publikumskulturen, welche eine zentrale Basis für meine Fragestellung darstellen.
Ich teile das Publikum, in diesem Fall auch meine Zielgruppe, nach Rezipiententyp und dem sozialen Status des Rezipienten auf. Ich kombiniere sozusagen die Erkenntnisse aus Vogelgesangs und Winters Rezipiententypologie und die milieubezogenen Filmgewohnheiten nach Schulze.
Nun folgt der III. und zwar der empirische Teil meiner Arbeit.
In einem ersten Schritt möchte ich die Bildung meiner Hypothesen erklären. Dann erläutere und begründe ich mein Forschungsdesign, wie Auswahl und Merkmale meiner Zielgruppe und die Auswahl der Methode und des Settings.
Punkt III / 2.3.1 gibt Einblick in den inhaltlichen und methodischen Aufbau des Fragebogens. Dieser wird unter Punkt III / 2.3.2 in vollständiger Form präsentiert.
Abrundend präsentiere und interpretiere ich die Ergebnisse.
In einem Schlusswort ziehe ich nochmals Folgerungen aus meinen Ergebnissen und versuche mit ihrer Hilfe einen möglichen Ausblick für zukünftige Medienarbeit zu geben.
II. Theoretische Grundlagen
1. Entwicklung der Medienwirkungsforschung
Die Medienwirkungsforschung blickt auf eine sehr lange Tradition zurück. Ihre Wurzeln gehen bis auf die griechische Antike, nämlich den großen Philosophen Aristoteles zurück. Bei seinen Überlegungen zur Wirkung der griechischen Tragödie, kam er zu dem Schluss, dass diese Art der Aufführung eine Katharsis, „die homöopathische Reinigung der Affekte“ (Aristoteles nach Vogelgesang 1991) bewirke – allererste Überlegungen zur Katharsisthese, einer Wirkungsthese, welche besagt, dass in den Medien rezipierte und somit in der Phantasie durchlebte Gewalt das eigene reale Gewaltpotenzial mindern würde. Seit der Ausgangsstudie von Feshbach konnte diese These bisher allerdings nicht mehr bestätigt werden. (vgl. Hausmanninger / Bohrmann 2002)
Den Beginn der modernen Medienwirkungsforschung läutet die Kinoreformbewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein. Mit der Erfindung und wachsenden Popularität des Kinematographen werden auch Contra-Stimmen immer lauter.
Albert Hellwig hatte bereits 1911 die Gefahren, welche durch die so genannten „Schundfilms“ für die gesellschaftliche Sitte bestünden, aufgezählt. 15 Jahre später versucht C. Moreck mit „Sittengeschichte des Kinos“ vor dem Sittenverfall durch die bewegten Bilder zu warnen. (vgl. Vogelgesang 1991)
Victor Noack hat im Jahre 1912 in dem Beitrag „Der Kientopp“ schon damals auf die Gefahr der Reizüberflutung und der Abstumpfung aufmerksam gemacht (vgl. Kunzcik 1994).
Seit damals formulieren Gegner in Form einer immer wiederkehrenden Medien-Gewalt-Diskussion, der so genannten Gewaltdebatte ihre Befürchtungen.
1.1 Die Gewaltdebatte und ihre Anhänger
Was machen die Medien mit den Rezipienten?
Um kurz einige international anerkannte und viel zitierte Gegner des so bezeichneten „Gewaltfilms“ zu nennen: Dave Grossmann, Gloria De Gaetano, Centerwall und Johnson aus den USA. Besonders in den USA überwiegen die Gegner der „Gewaltfilme“. (vgl. Hausmanninger in medien praktisch, 1 / 03)
Ich möchte mich allerdings in meiner Arbeit auf deutsche Vertreter und ihre Thesen und weniger auf den internationalen Vergleich beziehen.
Wichtige Namen, auf die ich mich im Verlauf dieser Arbeit immer wieder stützen werde, die sich um eine differenzierte Sicht der Dinge bemühen, sind Michael Kunczik, Jan-Uwe Rogge, Rainer Winter und Waldemar Vogelgesang. Auf diese werde ich später noch ausführlich zu sprechen kommen.
Die Gewaltdebatte erfreut sich nicht nur an höchstem öffentlichem Interesse, auch geben Politiker häufig ihre Meinung zu diesem Thema preis, allerdings ohne fundiertes Hintergrundwissen. Ihre Äußerungen entsprechen der allgemeinen öffentlichen, durch einseitige Berichterstattung immer wieder geschürten Meinung, Medien würden unsere Gesellschaft krank und gewalttätig machen. So kann man über die sozial verankerten Ursachen für Gewalt, die immer auch ein Thema und Problem der Politik sind, hinwegtäuschen und Popularität beim Wähler genießen, denn auch wenn diese These zur Gewaltdebatte einseitig und auch nur teilweise richtig ist, eines ist sie auf jeden Fall – populär.
Im November 1979 rief der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt gegen zu viel Gewalt im Fernsehen auf.
1992 meldete sich der ehemalige Bundeskanzler Helmut Kohl zu Wort, indem er sich beim SWF über die Ausstrahlung des Films „Terroristen“ beschwert.
1993 plädierte Ministerpräsident Edmund Stoiber für „eine gesellschaftliche Ächtung von Mediengewalt“. (Mikos 2000, S. 3) (vgl. Mikos 2000)
Bekannte Medienpädagogen wie Werner Glogauer bestätigen zudem die Befürchtungen der Politiker.
Wie die meisten Vertreter der Gewaltdebatte geht auch Glogauer von einem monokausalen Zusammenhang zwischen Gewaltdarstellungen in den Medien und realen Gewalthandlungen aus. Allein in den Titeln seiner Werke wird sein Standpunkt klar: „Kriminalisierung von Kindern und Jugendlichen durch Medien“ (1991), „Die neuen Medien verändern die Kindheit“ (1993) oder „Auswirkungen von Gewalt, sexuellen Darstellungen und Pornographie in den Medien auf Kinder und Jugendliche“ (1996).
Um kurz dessen Meinung und Argumentationsweise zu schildern, führe ich hier einige Beispiele aus dem letztgenannten Beitrag an. Dort beschreibt Glogauer eine Untersuchung der Filmzeitschrift CINEMA. Demnach wurden Pulsfrequenz und Muskelaktivität der Zuschauer des Sience-Fiction-Films „Alien – Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt“ gemessen. Die Pulsschwankungen seien bei zwischen 80 und 140/150 gelegen. Im Anschluss zitiert Glogauer einen Mediziner: „„Bei einer Pulsfrequenz von 180 ist das Stadium des Herzflimmerns erreicht, der Patient fällt ins Koma.““ (Glogauer in Bundesministerium des Innern 1996, S. 164)
Man darf nicht vergessen, es geht hier um das Anschauen eines Filmes, wenn auch eines sehr spannenden und nicht um die Warnung vor erhöhtem Herzinfarktrisiko.
Ähnlich fährt Glogauer fort: Wer regelmäßig und lange Action-Filme und so genannte Schocker konsumieren würde, werde „zwangsläufig“ (Glogauer in Bundesministerium des Innern 1996, S. 164) von Stress und Angstzuständen geplagt. Nun ist spätestens seit Veröffentlichung von Vogelgesangs Werk „Jugendliche Videocliquen“ bekannt, dass Jugendliche beim regelmäßigen Konsum von harten Filminhalten eigene Bewältigungsstrategien entwickeln, um das Gesehene zu verkraften.
Die Habitualisierungsthese geht sogar von einer Gewöhnung an die Brutalität in den Filmen aus.
Um seine Sichtweise zu untermalen, stützt Glogauer sich auf das Ergebnis einer von der US-Regierung eingesetzten Kommission. Diese ist zu folgendem Ergebnis gekommen: „Die überwältigende Mehrheit der Studien, ..., zeigte, dass der Konsum von Fernsehgewalt aggressives Verhalten fördert“ (Glogauer in Bundesministerium des Innern 1996, S. 165).
Medienwirkungsforscher aus den USA werden von Befürwortern der Gewaltdebatte gerne und viel zitiert, da jene, wie eingehend bereits erwähnt, hauptsächlich auf einer direkten Wirkung von Gewalt im Film und in der Realität ausgeübter Gewalt beharren.
Glogauer prangert sogar eine Folge der „Schwarzwaldklinik“ an. Sie würde bei Kindern und Jugendlichen eine Selbstjustizmentalität entwickeln (Glogauer 1996, S. 160). Wer die Serie kennt, tut sich mit diesem Urteil vielleicht etwas schwer, da die Serie sich nicht gerade durch Brutalität und heikle Inhalte auszeichnet.
Ferner verteufelt er die amerikanische Zeichentrickserie „The Simpsons“, „hinter [deren] vordergründig menschlich anrührenden Komik sich eine radikale Entmenschlichung verbirgt.“ (Glogauer in Kunczik 2000, S. 7)
Diese Art der Argumentation polemisiert gegen den Sündenbock Medien und schürt eine unsachliche Hexenjagd gegen diese, welche durch die öffentliche Diskussion schon beinahe zu einer Anti-Medien-Hysterie zu führen scheint.
Sicherlich können in Einzelfällen die von Glogauer genannten Auswirkungen beim Rezipienten auftreten. Doch überträgt man diese Wirkungsthesen auf das gesamte Publikum, so stellt man die Zuschauer als unmündige „tumbe“ (Hausmanninger 2001, S. 188) Seher hin, die nicht eigenwillig denken oder selbst bestimmt handeln können. Unbestritten können Medien negative Wirkungen auf den Zuschauer haben.
Jan-Uwe Rogge gibt allerdings zu bedenken: „Weckt ein Film (…) negative Gefühle, dann kann es zu heftigen Reaktionen beim Kind kommen – egal um welches Genre es sich handelt“. (Rogge in medien und erziehung, 2/96, S. 87) Somit sind die Ursachen weniger bei einem bestimmten Genre zu suchen als im Umgang mit diesem.
Ähnlich einseitig ist das Vorgehen allgemein bei Studien, die einen monokausalen Zusammenhang zwischen fiktiver und realer Gewalt nachzuweisen suchen. Diese beschränken meist die ganze Aufmerksamkeit auf die Medien und ihren Einfluss auf die Jugend. Man vergisst, weitere wichtige soziale Einflüsse wie die Sozialisationsinstanzen Elternhaus, Schule und Peergroup in das Wirkungsgeflecht einzubeziehen.
Lothar Mikos macht die Absurdität solcher Ursache-Wirkungs-Thesen anhand von „einem Witz, der nach dem Amoklauf von Erfurt im Internet kursierte“ deutlich: „Der Amokläufer habe vor seiner Tat Vollkornbrot gegessen; deshalb müsse dies als Ursache für die Tat angesehen und verboten werden.“ (Mikos in Archiv der Jugendkulturen 2003, S.55)
Ein weiterer Kritikpunkt von Studien der Medienwirkungsforschung allgemein ist die mangelnde Definition des Gewaltbegriffes. Gegner von harten Filmen beziehen kaum eine Differenzierung der Art der Gewalt in ihre Überlegungen mit ein. Allein für Gewalt im Film gibt es sechs voneinander zu unterscheidende Formen: die psychische Gewalt (bewusste Verletzung der Psyche), die physische Gewalt (bewusster Eingriff in das leibliche Wohl von Mensch oder Tier), die strukturelle Gewalt (u. a. Macht, Unterdrückung, Ungerechtigkeit) und die physiologische Gewalt (betrifft die Wahrnehmung des Publikums). Außerdem gilt es zu unterscheiden, ob Gewalt für das fiktive z. Bsp. Filmgeschehen inszeniert oder für non-fiktive Inhalte wie Nachrichten, Dokumentationen oder Reportagen medial bearbeitet wurde. (vgl. Mikos in Archiv der Jugendkulturen 2003)
Besonders wichtig ist jedoch die Tatsache, dass Gewalt im Film, egal in welcher Form, für den Rezipienten eine eigene Symbolik entwickelt, da jeder Nutzer Filmmaterial, auch gewalthaltiges in für sich spezifischen Kontexten rezipiert. Die Bedeutung, die der Nutzer solchen Gewaltinhalten zukommen lässt, hängt wiederum in hohem Maße davon ab, wie Gewalt im lebensweltlichen Kontext wahrgenommen und beurteilt wird. (vgl. Mikos in Archiv der Jugendkulturen 2003)
Es ist daher falsch von einem speziellen Fall, in dem z. Bsp. ein Jugendlicher nach Filmmotiven eine Gewalttat begangen hat, auf die allgemeine Wirkung von gewalthaltigen Filmen auf das gesamte Publikum zu schließen.
1.2 Die experimental-psychologische Erforschung von Gewaltwirkungen
Auch bei den experimental-psychologischen Laborversuchen gestaltete sich eine Übertragung der Ergebnisse auf die Allgemeinheit als kompliziert. Mit Hilfe von Messungen, die in gestellten Situationen durchgeführt wurden, untersuchte man das Verhalten der Probanden und versuchte durch die Ergebnisse auf das Verhalten in natürlichen Situationen zu schließen.
Als ersten möchte ich Albert Bandura anführen. Er unternahm Ende der 70er Jahre Versuche zum Modell Lernen. Dabei wandte er aggressives Filmmaterial an. Bandura et al. führten einen Versuch mit Kindern im Vorschulalter von vier bis sechs Jahren durch. Drei Gruppen wurde eine aggressive Szene dargeboten, real und filmisch. Einer vierten Gruppe wurde eine nicht-aggressive Filmszene vorgeführt. Nach der Vorstellung wurden die Kinder durch den Entzug von Spielzeug frustriert. Beim darauf folgenden Spielverhalten ließ sich bei den Kindern, die aggressives Verhalten real oder in einem Film beobachtet haben ein höheres Aggressionspotential nachweisen als bei den Kindern, die harmlose Dinge gezeigt bekamen. Besonders verstärkt wurde die Aggression bei den Kindern, wenn die Vorbilder für ihr aggressives Verhalten belohnt wurden. (vgl. Vogelgesang 1991)
Auf diesen Versuch geht die sozial-kognitive Lerntheorie zurück. Er zeigte, dass durch das Beobachten medialer Gewaltinhalte aggressive Verhaltensweisen erlernt werden können. Ob Aggression auch ausgeübt wird, hängt stark von den Persönlichkeitsstrukturen, von der sozialen Umwelt und von den Konsequenzen des Verhaltens ab. (vgl. Bonfadelli 2000)
Auch Berkowitz et al. sind bekannt für eines ihrer Laborexperimente. Die Probanden wurden zu Beginn des Versuchs frustriert, indem der Versuchsleiter sie für falsche Antworten mit Elektroschocks bestrafte. Daraufhin bekamen Test- und Kontrollgruppe einen gewalthaltigen bzw. einen nicht gewalthaltigen Film zu sehen. Im Anschluss wurde die Aggressivität der Studenten mit Hilfe von Einstellungsskalen gemessen. Außerdem bot man den Studenten nach der Filmvorführung die Möglichkeit, die Versuchsleiter mit Elektroschocks für falsches Verhalten zu bestrafen. Länge und Intensität der Elektroschocks galten als Indiz für die Aggression. Bei den Probanden konnte so eine Aggressionssteigerung nach dem Sehen von gewalthaltigem Filmmaterial gemessen werden. (vgl. Vogelgesang 1991)
Auf diesem Versuch basiert die Auslöse-Hypothese oder der Priming-Effekt. Laut dieser These können also gewalthaltige Szenen als Auslöser für kurzfristige Aggressionen wirken, besonders wenn die Szenen Ähnlichkeit mit einer aktuellen Situation oder vergangenen Erlebnissen des Rezipienten haben. (vgl. Bonfadelli 2000) Besser bekannt ist diese These auch unter dem Begriff Stimulationsthese.
1961 erfolgte ein Experiment von Seymour Feshbach, der sich bereits Mitte der 50er Jahre für die Katharsisthese einsetzte. Seine Versuchpersonen wurden durch Beleidigungen frustriert. Danach bekamen die Probanden einen Boxkampf als aggressiven Filminhalt oder eine Fabrikszene als harmlosen Inhalt dargeboten. Die Aggression wurde anhand eines Wort-Assoziationstests und anhand der Einstellung der Probanden gegenüber dem Versuchsleiter gemessen. Feshbach beobachtete, dass das Ansehen eines aggressiven Films bei den Probanden zu einer Aggressionsminderung führte. (vgl. Vogelgesang 1991) Hierin bestätigt sich wieder die Katharsisthese, von der Feshbach ein großer Anhänger war, welche bisher aber nicht mehr empirisch belegt werden konnte.
Man sieht, die Experimente ähneln sich in ihrer Vorgehensweise und natürlich in der Zielsetzung, nämlich die Wirkung gewalthaltiger Filminhalte auf die Rezipienten zu erforschen. Sehr unterschiedlich, teils geradezu gegensätzlich sind dagegen die Ergebnisse, zu denen man gekommen ist. Bis heute gibt es in der Literatur der Medienwirkungsforschung keinen Konsens.
Die Tradition der Laborexperimente hielt sich in der Medienwirkungsforschung eher kurz. Ein großer Kritikpunkt der Laborexperimente ist das Problem der externen Validität. Treten die beobachteten Verhaltensweisen auch außerhalb der Laborbedingungen in natürlicher Umgebung auf?
Die Bedingungen im Labor sind künstlich geschaffen und entsprechen nicht den natürlichen Gegebenheiten. Die Künstlichkeit der Bedingungen kann zu einer Verfälschung des Ergebnisses führen. Darum ging man Anfang der 70er Jahre zur so genannten Felduntersuchung über, bei der das Verhalten der Probanden in einer möglichst natürlichen Umgebung untersucht wird. Diese Art der Untersuchung geht auf Milgram und Shotland zurück.
1973 führten sie ein Experiment mit Kinobesuchern durch. Diesen versprach man zu Beginn eine Belohnung für ihre Teilnahme am Versuch. In einem öffentlichen Kino sahen die Probanden drei Diebstahlszenen. Nach der Vorführung sollten sie in einem anderen Raum die Belohnung erhalten. Um die Zuschauer zu frustrieren, wurde entgegen dem Versprechen keine Belohnung ausgeteilt. Dagegen stand in dem Raum, in welchem die Probanden auf ihren „Lohn“ warteten eine Spendenbüchse aus der ein Geldschein herausragte. Es galt zu verfolgen, ob die zuvor rezipierten Diebstahlszenen die Zuschauer zu einem wirklichen Diebstahl anregen würden. Das Ergebnis dieses Versuchs zeigte keinerlei Auswirkung des deliquenten Filminhaltes auf das Verhalten der Zuschauer. (vgl. Vogelgesang 1991)
Auch in der heutigen Rezipientenforschung wird sehr stark auf eine natürliche Umgebung der „Probanden“ geachtet. Man versucht weniger durch Experimente das Rezipientenverhalten zu bestimmen, da die Forschung immer wieder zu unterschiedlichsten Ergebnissen gekommen ist, wie sich in den genannten Beispielen bereits zeigte.
1.3 Momentaner Stand der Medienwirkungsforschung
Was macht der Rezipient mit den Medien?
Nach Einsicht in frühere Fehler und Schwachstellen sind die Forscher heute darum bemüht, durch Beobachten, Befragen und durch Interviews mit den Rezipienten selbst, die Mediensozialisation, die Einbindung der genutzten Medien in den Alltag, den Zweck des Filmkonsums und das Filmerleben der einzelnen Rezipienten herauszuarbeiten.
Federführend hierbei ist Waldemar Vogelgesang. In seiner Studie „Jugendliche Videocliquen“ vom Jahr 1991 befragte er Jugendliche. Dabei kristallisierten sich verschiedene Rezeptionsmuster heraus, die entgegen der Gewaltdebatte von einem mündigen, handlungsbewussten Zuschauer zeugen.
Er befragte die Videofans nach den Gründen, aus denen sie sich Horror- oder Actionfilme ansehen, in welcher Umgebung sie die Filme konsumierten, allein oder in der Gruppe, mit den Eltern, ohne sie. Er befragte sie nach ihrem Angstempfinden und wie sie damit umgingen. Er teilte die Rezipienten von Horrorfilmen in verschiedene Stufen ein. Kriterium für den jeweiligen Grad waren Konsumhäufigkeit von Horrorfilmen, der Gefallen, den die Zuschauer daran gefunden hatten und weiteres Interesse am Genre, gemessen z. Bsp. an der Informationssuche in Fanmagazinen oder am passiven oder aktiven Mitwirken an der Horrorfilm-Szene. Die verschiedenen Stufen der so genannten Karriereleiter sind der Fremde, der Tourist und der Freak.
Auch Rainer Winter geht in seinem Werk „Der produktive Zuschauer“ (1995) eingehend auf die Strategien der Rezipienten ein. Auch er beschreibt eine Karriereleiter, die Novizen, Touristen, Buffs und Freaks voneinander unterscheidet. Auf diesen Punkt gehe ich in Kapitel II / 3.1 ausführlich ein.
Ebenfalls nennenswert ist Michael Kunczik. Er vertritt die These, dass durchaus eine negative Wirkung von gewalthaltigen Filmen anzunehmen ist, allerdings nur in speziellen Fällen wie bei Problemgruppen. Besonders ausschlaggebend für eine negative Wirkung von harten Filmen sei in erster Linie das familiale Umfeld. Gewalttätigkeit und starker Konsum von gewalthaltigen Filmen der Eltern begünstigten negative Wirkungen. Kinder aus intakten Familien seien weniger gefährdet, da die Familie ihnen genügend kompensierende Einflüsse biete, so Kunczik.
(Kunczik 2000, S. 16)
Kunczik stützt sich bei seinen Forschungsergebnissen hauptsächlich auf die Erkenntnisse der Lerntheorie, welche in Kapitel II / 1.2 ausführlich beschrieben wird. Besondere Merkmale, welche die Wahrscheinlichkeit zu aggressivem Verhalten steigern, seien niedriges Selbstbewusstsein und soziale Isolation, welche wiederum mit erhöhtem Fernsehkonsum verbunden sei.
Zu einer möglichen Problemgruppe zählt Kunczik Kinder und Jugendliche, die mit psychischen Störungen in psychologischer oder psychiatrischer Behandlung sind.
Durch die Expertenbefragung von 250 Psychiatern und Psychologen, die mit problematischen Kindern und Jugendlichen zusammenarbeiten, kam er auf folgende Ergebnisse:
Die Psychiater und Psychologen gaben an, dass sie Auswirkungen von gewalthaltigen Filmen auf Kinder und Jugendliche beobachtet hätten, wie aggressives Verhalten und Schlafstörungen. Knapp die Hälfte gab an, solche Beobachtungen häufig gemacht zu haben. Doch auch die betroffenen Kinder und Jugendlichen sprachen von sich aus über solche an sich beobachteten Symptome.
Alle Befragten sahen also eine mögliche negative Auswirkung von gewalthaltigen Filmen auf die Kinder und Jugendlichen. Doch sahen die Befragten auch einen „deutlichen Zusammenhang zwischen der häuslichen Situation und dem Gewaltfilmkonsum“ (Kunczik 2000, S.17).
Das Auftreten von negativen Effekten wurde nur in Zusammenhang mit anderen Einflüssen, wie eben der Familie aufgezählt.
Auch in jugendlichen Straftätern sieht Kunczik eine geeignete Problemgruppe. Die Befragung von Richtern und Staatsanwälten ergab, dass vor Gericht Gewalt in den Medien häufig als Auslöser oder Einflussquelle auf das delinquente Verhalten angegeben wird. Kunczik gibt dabei zu bedenken, dass in vielen Fällen die Medien als Rationalisierungsversuche genannt werden, d.h. die Straftäter versuchen die Schuld auf die Medien „abzuwälzen“ - ein Prinzip, das durch die Gewaltdebatte, die öffentlich die Schuld bei den Medien sucht, zunehmend Schule macht. Dennoch gaben Richter und Staatsanwälte Bedenken an, dass Gewalt in den Medien negative Auswirkungen auf die Entwicklung von Jugendlichen haben könnte. Doch auch sie nannten Medien als mögliche Einflussquelle nur in Zusammenhang mit anderen Umweltfaktoren wie Erziehung, sozialer Umgang, Alkohol und Drogen.
Kunczik schließt daraus, dass es sinnvoll wäre, sich in der Rezipientenforschung besonders mit Probanden zu beschäftigen, bei denen ein ausgeprägtes Aggressionsbild vorherrscht oder die psychisch bzw. charakterlich nicht als sehr gefestigt gelten. (Kunczik 2000, Kunczik / Zipfel 2002)
In Bezug auf die Medienwirkungen ist noch der dynamisch-transaktionale Ansatz von Früh und Schönbach zu erwähnen. Die beiden Forscher gehen von einer gegenseitigen Beeinflussung zwischen den Bedürfnissen der Rezipienten und den Medienbotschaften der Kommunikatoren aus. Hierin verbinden sie quasi den Stimulus-Response-Ansatz und den Uses-And-Gratifications-Ansatz. Der Stimulus-Response-Ansatz geht von einem Reiz-Reaktions-Schema aus. Die Medienbotschaften senden Reize an den Rezipienten aus, auf welche dieser reagiert. Der Uses-And-Gratifications-Ansatz besagt, dass Rezeption ein durch die Bedürfnisse des Rezipienten gesteuerter und auf deren Befriedigung ausgerichteter Prozess ist. Auf diesen Ansatz gehe ich in Punkt II / 2.1 ausführlich ein.
Laut dynamisch-transaktionalem Ansatz hängen die Medienwirkungen also sowohl vom Kommunikator als auch vom Rezipienten ab. Das Publikum entscheidet mit Hilfe seiner Bedürfnisse und Interessen, welches Medium oder Programm es nutzen möchte.
Die Kommunikatoren, sprich Redakteure und Produzenten beobachten dieses Publikumsverhalten mit Hilfe von Kontrollinstrumenten wie Einschaltquoten oder Auflagenzahlen. Das Publikum beeinflusst somit die Kommunikatoren in ihrer Programmgestaltung, denn diese richten in Folge ihr Programm auf die überwiegenden Interessen des Publikums aus. Durch die Medienbotschaft an sich, kann der Kommunikator wiederum das Denken, die Weltsicht oder die Meinungen des Rezipienten beeinflussen.
Diese wechselseitigen Prozesse der gegenseitigen Beeinflussung werden von Früh und Schönbach als „Inter-Transaktionen“ bezeichnet. Doch selbst im kognitiven System des Rezipienten spielen sich Interaktionsvorgänge ab, so bezeichnete „Intra-Aktionen“. Sein Vorwissen zu einem bestimmten Thema beeinflusst sein weiteres Interesse an diesem und somit die Aufmerksamkeit, die er den entsprechenden Medienbotschaften schenkt. (vgl. Schönbach in Schulz 1992)
1.4 Zusammenfassung
Auch wenn die Sichtweisen teils stark auseinander driften, ist man sich heute überwiegend einig, dass man sich weniger auf die Auswirkungen der Medien, die bisher nicht eindeutig bestimmbar waren, konzentrieren sollte, sondern dass die Forscher ihre Aufmerksamkeit mehr dem Rezipienten und seinem Verhältnis zum Medium widmen müssen.
Viel aussagekräftiger als die unzähligen pauschalen Wirkungsthesen sind Fragen wie: In welchem Kontext und Umfeld konsumiert der Rezipient gewalthaltige Filme? Zu welchem Zweck gebraucht er sie? Wie sieht das emotionale Filmerleben aus?
Ferner sollte man sich an einem ganzheitlichen Wirkungskomplex von Rezipienten, Medienbedürfnissen, Medienbotschaften und Interessen der Kommunikatoren orientieren, wofür u. a. das dynamisch-transaktionale Modell die Richtung weist. Wissenschaftler sollten nicht in der Öffentlichkeit unsachgemäße Schwarz-Weiß-Malerei und die Polemik gegen das Fernsehen schüren, sondern für eine differenzierte, kompetente Sicht der Dinge stehen.
Man kann nicht einzelne Faktoren wie die Gewalt in den Medien für Gewaltkarrieren verantwortlich machen. „Um [diese] zu verstehen, müssen wir biologische Dispositionen, psychologische, situative und soziale Faktoren zusammenbringen.“ meint auch der deutsche Gewaltforscher Friedrich Lösel (Possemeyer in GEO 03 / 04, S. 152).
Was die Medien betrifft, heißt das, die für den Zuschauer spezifische Rezeptionsweise, seine eigene Art der Mediensozialisation und die lebensweltliche Verankerung der von ihm genutzten Medien zu beachten. Diese Faktoren müssen dann in einem Zusammenwirken von sozialem Umfeld und sozialem Status verstanden werden.
Auf die Untersuchung dieser miteinander verwobenen Punkte geht die Rezeptionsforschung ein.
2. Rezeptionsforschung
Seit den 80er Jahren wendet sich die Forschung weniger den Medienwirkungen als dem Medienumgang und seiner Verankerung im Lebenskontext zu. Der Rezipient und seine Verarbeitung der Medieninhalte stehen im Mittelpunkt. Die Wissenschaftler gehen von einem aktiven und nicht von passiven, unmündigen Sehern aus. Ausschlaggebend hierfür war die Entwicklung des Uses-And-Gratifications-Ansatzes Mitte der 70er Jahre. (vgl. Baacke in Kardoff / Keupp / Rosenstiehl / Wolff 1995)
2.1 Der Uses-And-Gratifications-Ansatz
Nach dem Uses-And-Gratifications-Ansatz ist die Mediennutzung ein aktiver, zielgerichteter und sinnhafter Prozess, der von den Problemen, Erwartungen und Bedürfnissen des Rezipienten abhängt. Der Rezipient lernt im Laufe seiner Entwicklung die Medien zur Befriedigung seiner Bedürfnisse und zur Lösung bestimmter Probleme einzusetzen. Somit sind sie Auslöser für die Wahl des Mediums, die Wahl der Medieninhalte, die Qualität der Mediennutzung und auch für die aus der Mediennutzung resultierenden Wirkungen.
Bonfadelli unterteilt die Bedürfnisse nach einer bestimmten Typologie. Es gibt kognitive Bedürfnisse wie Neugier oder das Verlangen nach Wissenserweiterung oder affektive Bedürfnisse wie Ablenkung, Unterhaltung oder Entspannung.
Bei einem sozial-interaktiven Bedürfnis sehnt sich der Rezipient nach (para)sozialen Kontakten und Anerkennung. Diese findet er z.Bsp. in gemeinschaftlichen Filmabenden, in Gesprächen über Medieninhalte oder in der Identifikation mit dem Hauptdarsteller. Das integrativ-habituelle Bedürfnis wird durch ritualisierte Nutzungsmuster in gewohntem Umfeld befriedigt.
Kompliziert könnte die empirische Erschließung aller Bedürfnisse des Rezipienten sein, da seine Bedürfnisse manifester oder latenter Natur sein können. Ein Bedürfnis, dessen er sich nicht bewusst ist, kann er bei der Befragung auch nicht angeben.
Ferner bietet der Nutzen-Ansatz keine Aussage über die Qualität der Bedürfnisbefriedigung durch Mediennutzung. In vielen Studien zum Nutzen-Ansatz werden die so genannten „needs“ und „gratifications“ nicht voneinander getrennt betrachtet. Erst in neueren Studien geht man explizit auf die Erwartungen und die nachfolgende Bewertung durch den Rezipienten ein, aus denen sich erst die tatsächliche Bedürfnisbefriedigung durch Medien erschließen lässt. (vgl. Bonfadelli 2001)
Eine sehr bekannte Studie zum Nutzen-Ansatz ist die Israel-Studie von Katz et al. aus dem Jahre 1973. 1500 Probanden wurden nach ihren Bedürfnissen, der Wichtigkeit dieser Bedürfnisse und danach befragt, inwiefern Medien diese Bedürfnisse befriedigten. Außerdem wurde die Bedürfnisbefriedigung durch Medien in Vergleich zur Bedürfnisbefriedigung durch face-to-face-Kommunikation gesetzt.
In den standardisierten Fragebögen wurden 35 mögliche Medienbedürfnisse genannt. (vgl. Bonfadelli 2001) Dies zeigt, wie viele verschiedene medienbezogene Bedürfnisse es geben kann. Die Erfassung solcher Bedürfnisse ist nicht nur aufgrund ihrer hohen Anzahl sehr komplex, sondern insbesondere aufgrund ihrer individuellen Beschaffenheit.
2.2 Medien-Interaktion
Der Prozess der Rezeption umfasst Aufmerksamkeitszuwendung, die Decodierung des rezipierten Medieninhaltes und die kognitive Verarbeitung des Rezipierten. Die Medien-Interaktion beschreibt das Verhältnis Rezipient-Medium während der Rezeption. Diese funktioniert auf drei Arten.
Einerseits kann die Rezeption auf Basis der Identifikation geschehen. Der Rezipient identifiziert sich mit den dargebotenen Vorbildern. Er übernimmt Verhaltensmuster von ihnen. Durch die Identifikation mit dem Filmhelden kann der Zuschauer die positiven Gefühle, die er mit dem jeweiligen Vorbild verbindet, nachempfinden.
Eine weitere mögliche Form der Rezeption ist der Eskapismus: Fernsehen als Möglichkeit der Realitätsflucht, als Mittel zum Vergessen und Abschalten. Folgen können der Rückzug aus dem Alltag sein, das Meiden oder Vernachlässigen von sozialen Kontakten oder das Verdrängen von realen Problemen.
Die dritte Variante ist die parasoziale Interaktion. Es ist zu beobachten, dass der Rezipient bei regelmäßigem Serienkonsum eine parasoziale Bindung zu den Serienfiguren aufbaut. Solche parasoziale Bindungen sind ohne Risiko wie Enttäuschung , Zurückweisung oder Trennung, welche mit realen Bindungen einhergehen. In parasozialen Bindungen trägt man keine Verantwortung und muss kein soziales Engagement aufbringen wie bestimmte Verhaltensregeln oder ein gewisses Konversationsgeschick im Umgang miteinander. (vgl. Bonfadelli 2001)
[...]
- Citar trabajo
- Nina Fischer (Autor), 2004, Gewalt im Film. Zur Rezeption und Publikumskultur von Horrorfilmen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/42553
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