Medizin in Indien unterliegt wie überall sonst auf der Welt der Logik und den Mechanismen des Marktes. Dies führte bereits im letzten Jahrhundert zu einer weitreichenden Kommerzialisierung der ayurvedischen Pharmazie. Die Vermarktung und Modernisierung des Ayurveda wird in Indien vor allem von der entsprechenden Pharmaindustrie vorangetrieben. Die Motivation der ayurvedischen Pharmaunternehmen sind dabei kurzfristige Profite. Um diese Gewinne zu realisieren, setzen die Unternehmen vermehrt auf den Verkauf überteuerter „over-the-counter“ Produkte.
In welcher Form verändert der Mechanismus der Kommerzialisierung den „klassischen“ Ayurveda und wie werden die Medikamente durch die entsprechende Pharmaindustrie vermarktet? Welche Veränderungen entstehen dadurch für Praktizierende des Ayurvedas in Indien und die entsprechenden Patienten? Um diesen Fragen nachzugehen, soll als erstes die geschichtliche Entstehung der ayurvedischen Pharmaindustrie thematisiert werden, um anschließend einen Überblick über den Prozess der Kommerzialisierung ayurvedischer Formeln und Präparate durch die entsprechenden Unternehmen, zu geben. Es soll erarbeitet werden, welche Zielgruppe die Medikamente in Indien anspricht und welche, teilweise ambivalente, Argumente und Marketingstrategien dazu verwendet werden.
Die Vermarktung des Ayurvedas in Indien und im Westen greift bestimmte kulturelle Ängste und Wünsche auf. Auch soll gezeigt werden, dass der Konsum von Medikamenten mit dem menschlichen Wunsch nach Magie und Kontrolle der Natur in Verbindung gebracht werden kann, und dass die Pharmaunternehmen diesen Mechanismus zur Vermarktung ihrer Produkte nutzen, oder zumindest von ihm profitieren. Die Verbreitung neuartiger „ayurvedischer“ Pharmazeutika führt zu einer Reihe an Veränderungen, von denen vor allem sozial schwächere Menschen betroffen sind. Entsprechende Auswirkungen des Aufkommens von „over-the-counter“ Präparaten auf bestimmte Gesellschaftssichten sollen ebenfalls besprochen werden. Abschließend werden neue Ansätze einer Nutzbarmachung des pharmazeutischen Wissens des Ayurvedas thematisiert und gezeigt, warum die Entwicklung neuer Medikamente durch den Markt beeinflusst wird.
Inhaltsverzeichnis
- 1.0 Einleitung und Ziel der Arbeit
- 2.0 Die Geschichte des Ayurvedas und seiner Pharmaindustrie
- 3.0 Die ayurvedische Pharmaindustrie
- 4.0 Standardisierung, Qualität und Produktion ayurvedischer Medikamente
- 4.1 Kategorisierung indischer Medikamente
- 4.2 Der Produktionsprozess
- 4.3 Qualität und Standardisierung ayurvedischer Medikamente
- 5.0 Biopiraterie der ayurvedischen Pharmaindustrie
- 6.0 Marketingstrategien indischer Pharmakonzerne und die entsprechende Zielgruppe
- 6.1 Großmutters Küche und die „,Moderne“
- 6.2 Kulturelle Muster, Ängste und Spiritualität
- 6.3 Die Funktion moderner ayurvedischer Pharmazeutika
- 7.0 Auswirkungen der Kommerzialisierung
- 7.1 Auswirkungen auf sozial Schwächere
- 7.2 Die Institution des Vaidyas
- 7.3 Auswirkungen auf den Patienten
- 8.0 Die wissenschaftliche Nutzbarmachung der ayurvedischen Pharmazie
- 9.0 Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Kommerzialisierung der ayurvedischen Pharmazie in Indien, die durch den Einfluss des Marktes auf das medizinische System entstanden ist. Sie analysiert die Motivationen der Pharmaunternehmen und die Strategien, die zur Vermarktung von ayurvedischen Produkten eingesetzt werden. Darüber hinaus wird die Auswirkung der Kommerzialisierung auf die traditionelle Praxis des Ayurveda, sowie auf die Patienten und insbesondere auf sozial schwächere Bevölkerungsgruppen beleuchtet.
- Die Geschichte der ayurvedischen Pharmaindustrie und ihre Entwicklung
- Die Marketingstrategien der ayurvedischen Pharmaindustrie und ihre Zielgruppen
- Die Auswirkungen der Kommerzialisierung auf den traditionellen Ayurveda
- Die ethischen und sozialen Implikationen der Kommerzialisierung
- Die Potenziale der ayurvedischen Pharmazie für die moderne Medizin
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Die Einleitung erläutert das Ziel der Arbeit, welches darin liegt, die Kommerzialisierung des Ayurvedas in Indien zu untersuchen. Dabei werden die wichtigsten Forschungsfragen vorgestellt, die im Laufe der Arbeit behandelt werden.
- Kapitel 2: Dieses Kapitel befasst sich mit der Geschichte des Ayurvedas und seiner Pharmaindustrie. Es werden die Entwicklung des Systems, die wichtigsten Texte und die Einflüsse anderer Traditionen auf den Ayurveda beleuchtet.
- Kapitel 3: Das Kapitel gibt einen Überblick über die ayurvedische Pharmaindustrie in Indien und beschreibt die Struktur und Organisation der Unternehmen.
- Kapitel 4: Dieses Kapitel widmet sich den Themen Standardisierung, Qualität und Produktion ayurvedischer Medikamente. Es werden die verschiedenen Kategorien indischer Medikamente, der Produktionsprozess und die Qualitätsstandards untersucht.
- Kapitel 5: Dieses Kapitel behandelt die Biopiraterie der ayurvedischen Pharmaindustrie und die damit verbundenen ethischen Probleme.
- Kapitel 6: Dieses Kapitel analysiert die Marketingstrategien indischer Pharmakonzerne und die entsprechenden Zielgruppen. Es werden die Strategien erläutert, die zur Vermarktung von ayurvedischen Produkten eingesetzt werden, sowie die kulturellen Ängste und Wünsche, die dabei angesprochen werden.
- Kapitel 7: Dieses Kapitel untersucht die Auswirkungen der Kommerzialisierung des Ayurvedas auf verschiedene Akteure, insbesondere auf sozial Schwächere, die Institution des Vaidyas und die Patienten.
Schlüsselwörter
Ayurveda, Kommerzialisierung, Pharmaindustrie, Indien, traditionelle Medizin, Marketing, Biopiraterie, sozial Schwächere, Vaidyas, Qualität, Standardisierung, Wissenschaftliche Nutzbarmachung.
- Citation du texte
- Martin Kleefeldt (Auteur), 2013, Die Ayurvedische Pharmaindustrie. Historische Transformation und Kommerzialisierung eines Medizinsystems, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/425415