Problemstellung
Bildungsexpansion, Life-Long-Learning und Wissensgesellschaft. Diese Schlagwörter zwischen Feuilleton und bildungssoziologischer Fachdebatte haben in den letzten Jahren eine politische Dimension (zurück- )gewonnen, welche sie erneut ins Rampenlicht einer akademischen Betrachtung rückt. Dabei gilt es, von einer stark programmatischen Diskussion über Bildungsexpansion als Allheilmittel für soziale Ungleichheit zu einer empirisch fundierten Kenntnis ihrer Mechanismen und Folgen zu gelangen und ihre Wechselwirkung mit anderen sozialen Bereichen, etwa dem Arbeitsmarkt oder Institutionen der politischen Teilhabe zu ergründen.
In dieser Arbeit will ich dem Problem der egalisierenden Potenz der Bildungsexpansion nachgehen. Führt die Ausweitung von Bildungsteilhabe zu einer Verringerung von Bildungsungleichheit ? – Welches sind die Mechanismen, über die sich Bildungsungleichheit trotz Bildungsexpansion reproduziert ?
Vor dem Hintergrund einer Erörterung zweier konträrer Bildungsverständnisse werde ich zunächst die bildungspolitische Diskussion der 60er und 70er Jahre abrissartig darstellen, welche zahlreiche Schlagwörter, die heute in einem Atemzug mit Bildungsexpansion genannt werden (etwa Bildungsbeteiligung und Lebenslanges Lernen), hervorgebracht hat. Im vierten Abschnitt sollen theoretische Modelle von Bildungsexpansion und Bildungsungleichheit vorgestellt werden. Während Boudon, Erikson/Jonsson und Esser hier als Vertreter des methodologischen Individualismus gelten können, vertritt Becker einen neoinstitutionstheoretischen Ansatz. Die Spezifika der jeweiligen Ansätze werden begleitend in einem fortlaufenden Beispiel illustriert und abschließend im Hinblick auf die Ausgangsfrage zusammengeführt.
Inhaltsverzeichnis und Gliederung
- Problemstellung
- Paradigmatische Bildungsverständnisse
- Bildung als Konsum- und Investitionsgut
- Bildung als positionales Gut
- Zwischenfazit
- Die bildungspolitische Diskussion der 60er und 70er Jahre
- „Schule als soziale Dirigierungsstelle" — Schelsky
- „Bildung als Bürgerrecht" — Dahrendorf
- Zwischenfazit
- Modelle von Bildungsexpansion und Bildungsungleichheit
- Boudon — Reproduktion von Bildungsungleichheit
- Becker — Erweiterung um institutionelle Faktoren
- WE-Modell I (Erikson und Jonsson)
- WE-Modell 11 (Esser)
- Mehrebenenmodell (Becker)
- Fazit
- Literaturverzeichnis
- Abbildungsverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der Frage, ob Bildungsexpansion zu einer Verringerung von Bildungsungleichheit führt und welche Mechanismen die Reproduktion von Bildungsungleichheit trotz Bildungsexpansion bewirken. Sie untersucht die bildungspolitische Diskussion der 60er und 70er Jahre, stellt verschiedene Modelle von Bildungsexpansion und Bildungsungleichheit vor und analysiert die jeweiligen Ansätze im Hinblick auf die Ausgangsfrage.
- Bildungsexpansion und ihre Auswirkungen auf Bildungsungleichheit
- Konträre Bildungsverständnisse: Bildung als Konsum- und Investitionsgut vs. Bildung als positionales Gut
- Theoretische Modelle von Bildungsexpansion und Bildungsungleichheit
- Die Rolle von institutionellen Faktoren bei der Reproduktion von Bildungsungleichheit
- Der Einfluss von Klassenlage und individuellen Bildungsentscheidungen auf die Bildungsungleichheit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Problemstellung der Hausarbeit liegt in der Frage nach der egalisierenden Potenz der Bildungsexpansion. Sie beleuchtet, ob die Ausweitung der Bildungsteilhabe zu einer Verringerung von Bildungsungleichheit führt und welche Mechanismen die Reproduktion von Bildungsungleichheit trotz Bildungsexpansion bewirken.
Das Kapitel „Paradigmatische Bildungsverständnisse" diskutiert zwei konträre Auffassungen von Bildung: Bildung als Konsum- und Investitionsgut und Bildung als positionales Gut. Während die Konsumtheorie Bildung als Eigenwert betrachtet, der um seiner selbst willen erstrebt wird, verstehen Kosten-Ertragskonzepte Bildung als Investitionsgut, dessen Erwerb durch Renditeerwartungen motiviert ist. Die Signaltheorie und konflikttheoretische Ansätze der Soziologie hingegen kritisieren die Vorstellung von Bildung als Konsum- und Investitionsgut und sehen Bildung als Selektionsmechanismus, der zur Reproduktion sozialer Ungleichheit beiträgt.
Im Kapitel „Die bildungspolitische Diskussion der 60er und 70er Jahre" werden die Ansätze von Schelsky und Dahrendorf zur Bildungsexpansion und Bildungsungleichheit vorgestellt. Schelsky betrachtet die Schule als soziale Dirigierungsstelle, die zur Reproduktion von Bildungsungleichheit beiträgt, und plädiert für eine Stärkung der Sozialisationsfunktion der Schule und eine Entlastung von ihrer Selektionsfunktion durch Bildungsexpansion. Dahrendorf hingegen sieht Bildung als Bürgerrecht und Bildungsexpansion als Mittel zur Egalisierung von Bildungschancen.
Das Kapitel „Modelle von Bildungsexpansion und Bildungsungleichheit" stellt verschiedene theoretische Modelle vor, die den Zusammenhang zwischen Bildungsexpansion und Bildungsungleichheit erklären. Boudon verbindet sozialstrukturelle Überlegungen mit einem Modell rationalen Handelns und argumentiert, dass Bildungsungleichheit durch klassenspezifische Bildungsaspirationen und Kosten-Nutzen-Kalkulationen reproduziert wird. Becker erweitert Boudons Modell um institutionelle Faktoren und betont die Bedeutung des „Framings" von Bildungsentscheidungen durch das Bildungssystem.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Bildungsexpansion, Bildungsungleichheit, Bildungsverständnisse, Bildung als Konsum- und Investitionsgut, Bildung als positionales Gut, Bildungsexpansion und Bildungsungleichheit, Bildungsmotivation, Investitionsrisiko, Bildungssystem, Klassenlage, Bildungsentscheidungen, Bildungsaspirationen, Kosten-Nutzen-Kalkulation, institutionelle Faktoren und Bildungsreformen.
- Citation du texte
- Alexander-Kenneth Nagel (Auteur), 2004, Bildungsexpansion und Bildungsungleichheit. Zwischen Fahrstuhleffekt und Nivellierung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/42512
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