In dieser Proseminararbeit, die sich mit dem Thema die Hofgesellschaft Ludwigs XIV. befaßt, habe ich versucht anhand der Memoiren des Herzogs von Saint-Simon mir ein Bild über diese Gesellschaft zu machen. Hauptsächlich habe ich mit deutschen Übersetzungen der Memoiren gearbeitet, v. a. mit der Übersetzung von Norbert Schweigert, da sie meiner Meinung nach, nachdem ich einige Auszüge mit der französischen Originaledition von 1791 verglichen habe, die beste Übersetzung darstellen. Weiters habe ich mir die französische Ausgabe von 1791 auf Kapiteleinteilung durchgesehen, um ein Bild darüber zu bekommen, in welchem Verhältnis die Beschreibungen des Hofes Ludwigs XIV. zu den gesamten Memoiren stehen, da die deutschen Übersetzungen nur Auszüge der Memoiren, die die Regierungszeit Ludwigs XIV. beschreiben, bieten. Weiters habe ich versucht die Beschreibungen Saint-Simons im Kontext der damaligen Zeit zu sehen und die Memoiren kritisch als Quelle zu betrachten.
INHALTSVERZEICHNIS:
Vorwort
1. Louis de Rouvroy - Duc de Saint-Simon
2. Beschreibungen Ludwigs XIV
3. Beschreibungen des Hofes Ludwigs XIV
3.1. Der Hof von Versailles
3.2. Intrigen, Machenschaften - Prunk und Pracht
4. Die Memoiren des Saint-Simon
4.1. Rezeption und Wirkung der Memoiren
Resümee
Literaturverzeichnis
VORWORT:
In dieser Proseminararbeit, die sich mit dem Thema die Hofgesellschaft Ludwigs XIV. befaßt, habe ich versucht anhand der Memoiren des Herzogs von Saint-Simon mir ein Bild über diese Gesellschaft zu machen. Hauptsächlich habe ich mit deutschen Übersetzungen der Memoiren gearbeitet, v. a. mit der Übersetzung von Norbert Schweigert, da sie meiner Meinung nach, nachdem ich einige Auszüge mit der französischen Originaledition von 1791 verglichen habe, die beste Übersetzung darstellen. Weiters habe ich mir die französische Ausgabe von 1791 auf Kapiteleinteilung durchgesehen, um ein Bild darüber zu bekommen, in welchem Verhältnis die Beschreibungen des Hofes Ludwigs XIV. zu den gesamten Memoiren stehen, da die deutschen Übersetzungen nur Auszüge der Memoiren, die die Regierungszeit Ludwigs XIV. beschreiben, bieten. Weiters habe ich versucht die Beschreibungen Saint-Simons im Kontext der damaligen Zeit zu sehen und die Memoiren kritisch als Quelle zu betrachten.
1. Louis de Rouvroy - Duc de Saint-Simon:
Louis de Rouvroy, Herzog von Saint-Simon, wurde am 15. Jänner 1675 in Paris[1] als Sohn Claude Rouvroys de Saint-Simon, der aus einem verarmten Adelsgeschlecht entstammt und am Hofe Ludwigs XIII. dessen Gunst erwarb und als Emporkömmling im Jahre 1635 die Titel Pair und Herzog (Duc) erhielt,[2] und seiner zweiten Frau Charlotte de l`Aubespine geboren. Louis "war der Sohn eines Greises" und "wie alle Kinder alter Eltern ... frühreif."[3] Wie er selbst beschriebt besaß er "mangelndes Interesse für literarische und naturwissenschaftliche Dinge" aber eine "eingeborene Neigung zur Lektüre, vor allem der Geschichte."[4] Er wurde im elterlichen Haus erzogen "unter den Augen einer aufmerksamen Mutter."[5] "Am 28. Oktober 1691 brachte der alte Herzog Claude seinen Sohn Ludwig, den es nach dem Dienst in der Armee gelüstete, an den Hof, wo ihn der König sehr wohl aufnahm."[6] Louis trat in das Regiment der grauen Musketiere ein, nahm an verschiedenen Kriegen des Königs teil (Namar, Nerwinden, Charleroi etc.)[7] und kaufte sich 1693, nachdem sein Vater kurz zuvor gestorben war und Louis in den Besitz seines Vermögens gelangt war, ein Kavallerieregiment und wurde zum Oberst.[8] 1695 vermählte er sich mit der Tochter des Herzogs de Lorge, Marie-Gabrielle de Lorge.[9] 1702 nahm er seinen Abschied von der Armee, sei es, daß er sich nie besonders in der Armee hervorgetan hatte, ihm deshalb die Karriere versagt geblieben war[10] oder ihm "durch seine spezifische gesellschaftliche Position als hoher Adliger, der nicht um königlichen Hause selbst gehörte, entsprechend der positionsgemäßen Königsstrategie Ludwigs XIV., der Zugang zu Regierungsämtern und darüber hinaus zu jeder offiziellen politischen Machtposition verstellt"[11] war. In seinem Entlassungsbrief hatte Saint-Simon dem König mitgeteilt, daß ihm sein Entschluß wenigstens den Vorzug gewähre, häufiger um ihn zu sein und ihn regelmäßiger zu sehen. Dies hieß als Höfling schmeicheln; ... Jedenfalls war er mit der Hoffnung an den Hof gekommen, eine Rolle als Günstling oder Minister zu spielen."[12] Dieser Aufenthalt am Hofe von Versailles ermöglichte Saint-Simon die spätere Aufzeichnung seiner Memoiren, die alle Geschehnisse am Hofe, die er direkt als Augenzeuge oder durch Berichte anderer Höflinge indirekt beobachtete, detailliertest beschreiben. Nach dem Tod Ludwigs XIV. wurde er in den Regentschaftsrat des Regenten Philipp von Orléans berufen, nach dessen Tod 1723 zog er sich aus dem politischen Leben zurück, verließ Versailles und zog sich auf sein väterliches Schloß Ferté-Vidame zurück.[13] Hier fand er genügend Zeit, sich der Niederschrift seiner Memoiren zu widmen.[14] Louis de Rouvroy, Duc de Saint-Simon, starb am 2. März 1755 zu Paris[15] als verarmter Adeliger, da er es nicht verstanden hatte zu wirtschaften, nachdem er nicht mehr auf die Gunst des Königs als Quelle beständiger Einkünfte zurückgreifen konnte.[16]
2. Beschreibungen Ludwigs XIV.:
Die erste umfassende Edition der Memoiren erschien 1791 in 13 Bänden. Diese Edition widmet den Beschreibungen der Regierungszeit Ludwigs XIV. sechs Bände. Dabei behandelt der erste Band fast nur Charakterbeschreibungen Ludwigs XIV., während im zweiten Band seine Liebesaffairen und seine Mätressen den meisten Platz der Beschreibungen einnehmen. Weiters werden im sechsten Band noch Testament und Tod des Königs abgehandelt.[17] Es werden Ludwig XIV. ungefähr 350 Seiten an Platz reserviert (ein Band umfaßt im Durchschnitt 150-200 Seiten) oder mehr, da die Person Ludwig XIV. in vielen anderen Beschreibungen des Hofes zumindest im Hintergrund, als Vermittler, überstehende Autorität des ganzen Geschehens eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Demgegenüber steht eine gekürzte deutsche Edition von ungefähr 170 Seiten, die allein dem Sonnenkönig gewidmet ist.[18] Saint-Simon hat demzufolge viel Zeit damit verbracht, über den Sonnenkönig, seine Charakterzüge, seine Stärken und Schwächen nachzudenken, und es ist ein bestimmtes Interesse Saint-Simons herauszulesen, der Nachwelt sein Bild Ludwigs, nicht das glorreiche Bild des Sonnenkönigs, wie es zu seiner Zeit bis zur Revolution von offizieller Seite vermittelt wurde, zu hinterlassen. Das literarische Portrait des Königs ist wie alle Personenbeschreibungen Saint-Simons sowohl mit positiven als auch mit negativen Elementen behaftet, wobei insgesamt jedoch ein überwiegend negatives Bild vermittelt wird. Ludwig erscheint nicht als glorreicher, erhabener König, sondern eher als ungebildeter, ehrgeiziger, herrschsüchtiger und eingebildeter Herrscher, der den Reizen der Frauen auf Verderb ausgeliefert ist. "Er war ein Fürst, dem man viel Gutes und sogar Großes nicht absprechen, in dem man noch mehr Kleinliches und Schlechtes nicht übersehen kann."[19] Zwar war er "von Natur weise, gemäßigt, verschwiegen, beherrscht ... gut und gerecht"[20] wurde aber durch die Schmeicheleien und Lobeshymnen seiner Minister, Feldherren, Mätressen und Höflinge so verdorben, daß er immer mehr nach Ruhm trachtete und seine Eitelkeit und sein Stolz nur mehr geschürt wurden.[21]
Saint-Simon spricht von einer sehr schlechten Bildung, die "in seiner frühen Kindheit so vernachlässigt worden war," daß er "kaum Lesen und Schreiben"[22] konnte. Diese Beschreibung Saint-Simons, die Ludwig XIV. als enorm ungebildet, ja nahezu als Idioten hinstellt, wurde nach der Veröffentlichung der Memoiren von der Nachwelt rezipiert,[23] wird von Bertrand in seinem Buch "Der Hof von Versailles" aber stärkstens kritisiert und widerlegt.[24] Hier scheint die Aussage Saint-Simons wirklich stark übertrieben zu sein, was u. a. auf eine hohe Subjektivität Saint-Simons schließen läßt. Auch kann man hier eine starke Opposition Saint-Simons gegen Ludwig XIV. herauslesen, den er anscheinend nicht des Regierens fähig hielt.
[...]
[1] vgl. Grimal, 1958, S. 1302
[2] vgl. Weigand, 1913, S. 145
[3] Weigand, 1913, S. 145
[4] Schweigert, 1983. S. 6
[5] Michaud, 1854ff., S. 428; Übersetzung B. H.
[6] Weigand, 1913, S. 146
[7] vgl. Grimal, 1958, S. 1302
[8] vgl. Weigand, 1913, S. 147
[9] vgl. Weigand, 1913, S. 147
[10] vgl. Weigand, 1913, S. 146-148
[11] Elias, 1994, S.33-34
[12] Weiland, 1913, S. 148
[13] vgl. Weiland, 1913, S. 151-152
[14] vgl. Weiland, 1913, S. 152
[15] vgl. Grimal, 1958, S. 1302
[16] vgl. Weiland, 1913, S. 152
[17] vgl. Saint-Simon, 1791, Bde. I-VI
[18] vgl. Bous, S. 1-172
[19] Schweiger, 1983, S. 349
[20] Schweiger, 1983, S. 360-361
[21] vgl. Schweigert, 1983, S. 362-365
[22] Schweigert, 1983, S. 361
[23] vgl. Bertrand, 1947, S. 50
[24] vgl. Bertrand, 1947, S. 27-37, S. 50
- Citation du texte
- Birgit Hittenberger (Auteur), 1997, Die Memoiren des Herzogs von Saint-Simon: Am Hofe Ludwigs XIV., Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/42491
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