Bei dieser Arbeit handelt es sich um eine übersichtliche, stichpunktartig formulierte Zusammenfassung der Theorien und Modelle von Wirtschaftsgeographie.
Spezialisierte Wirtschaftsräume
Theorien & Modelle
1. Kreatives Milieu (Aydalot & Canagni)
- Das kreative Milieu, auch innovatives Milieu genannt, ist ein Konzept zur Beantwortung der Frage, warum einige Wirtschaftsregionen bei der Erzeugung von Innovationen erfolgreicher als andere sind
- das entscheidende Merkmal kreativer Milieus liegt in einer besonderen Qualität der Kooperation regionaler Schlüsselpersonen aus verschiedenen Organisationen. Speziell informell-persönliche, von Vertrauen geprägte Kontaktnetze zwischen Individuen spielen dabei eine Rolle, weil sie regionale Informationsflüsse beschleunigen und weitere sozial fundierte Förderwirkungen auf die betriebliche Innovationstätigkeit mit sich bringen
- ein kreatives Milieu bildet sich aus der Kombination dichter informell-sozialer Beziehungen von qualifizierten Entscheidungsträgern mit einem nach außen wie innen wirkenden Image sowie Zusammengehörigkeitsgefühl der Betreffenden auf regionaler Ebene, welche über induzierte kollektive Lernprozesse in Synergie die örtliche Innovationsfähigkeit steigern
2. Zirkulär-kumulatives Wachstum (Myrdal)
- Unterteilt in motorischen & abhängigen Bereich
- Motorischer Bereich = Basic-Bereich, das heißt Wachstum über Exporte aus der Region (Unternehmen, Zulieferer/Weiterverarbeiter, Reservoir qualifizierter Arbeitskräfte, Arbeitsplätze/betriebliche Ausbildung
- Abhängiger Bereich = Non-Basic-Bereich (Bevölkerung, Betriebe zur Versorgung der Bevölkerung, Steueraufkommen Infrastrukturinvestitionen der Kommunen
- Kann man sich wie einen geschlossenen Kreis vorstellen à die verschiedenen Bereiche wirken auf-/& untereinander
3. Wirtschaftliche Cluster (Porter)
- Porter definiert einen Cluster als räumliche Konzentration von Unternehmen, spezialisierten Zulieferern, Dienstleistern, Firmen verwandter Branchen und Institutionen (wie z. B. Universitäten oder Unternehmensverbänden), die in einer Wertschöpfungskette miteinander verbunden sind
- Der Zufall, Faktorbedingungen, Verwandte & unterstützende Branchen, Staat, Nachfragebedingungen sowie die Unternehmensstrategie, Struktur & Wettbewerb bedingen sich alle untereinander
- Beispiel: Cluster-Faktor „Inlandswettbewerb“–Vorteile der räumlichen Nähe:
- Innovationen gut sichtbar
- Fluktuation von Beschäftigten zwischen Unternehmen
- Rahmenbedingungen vergleichbar
- Wettbewerbsbedingungen vergleichbar
- Entwicklung verschiedener Wettbewerbsstrategien
- Zwang zu Marktexpansion im Ausland
- Eindringen ausländischer Konkurrenten erschwert
- Emotionalität / persönliche Aspekt
4. Polarisationstheorie (Myrdal)
- Das regionale Wirtschaftswachstum sorgt für Ausbreitungs- & Entzugseffekte, die Effekte beeinflussen aber auch das Wirtschaftswachstum
- Entzugsseffekte sind:
- Arbeitskräfte
- Kapital
- Unternehmen
- Ausbreitungseffekte sind:
- Standort sperriger Infrastruktur
- Erholung
- Versorgung ( Rohstoffe, Nahrungsmittel, Luft/Wasser)
- Wohnstndort
5. Neoklassische Wachstumstheorie (Borts & Stein)
- Es wird davon ausgegangen, dass sämtliche Preise und Löhne flexibel sind. Folglich sind Märkte für Güter und Produktionsfaktoren jeweils durch einen Ausgleich von Angebot und Nachfrage gekennzeichnet. Es herrscht vollkommene Konkurrenz
- Der Produktionsprozess eines Landes wird anhand einer aggregierten Produktionsfunktion beschrieben: Das Sozialprodukt wird durch den Einsatz von physischem Kapital (Sachkapital) und Arbeit erzeugt. Es wird angenommen, dass das Einsatzverhältnis der Produktionsfaktoren variabel ist und dass die Grenzerträge der Produktionsfaktoren mit zunehmendem Einsatz sinken. Ferner beinhaltet die Produktionsfunktion einen als konstant angenommenen Faktor, mit dem berücksichtigt wird, dass die Produktivität der neu eingesetzten Faktoren im Zeitablauf steigt (etwa durch verbesserte Techniken und qualifiziertere Ausbildung). Allerdings wird dieser Faktor auch als „Restgröße” der Produktionsfunktion bezeichnet, weil alle Steigerungen des Outputs, die nicht auf einen rein zahlenmäßig erhöhten Einsatz der Faktoren Arbeit und Kapital zurückgeführt werden, diesem Faktor zugerechnet werden. Möglich ist damit auch, dass mit dieser Restgröße positive Einflüsse auf den Output gemessen werden, die nicht explizit in der Produktionsfunktion benannt sind
- ein Teil des Einkommens wird gespart. Da das Modell als geschlossene Volkswirtschaft konzipiert ist, beschreibt diese Ersparnisbildung zugleich den Umfang der Investitionen in neues Sachkapital. Der Kapitalbestand einer Volkswirtschaft ist im Zeitablauf ferner durch eine abnutzungsbedingte Wertminderung gekennzeichnet
6. Pfadtheorie ( Arthur & David)
- Erklärt über die Zeit stabile Phänomene als Resultat eines historischen Prozesses mit bestimmten charakteristischen Merkmalen
- Organisationale Pfadabhängigkeiten sind sozial eingebettete Prozesse der Entwicklung einer rganisatorischen Lösung, die
- Durch kleine oder große Ereignisse ausgelöst werden
- Durch positive Rückkopplungen gesteuert bzw rekursiv stabilisiert werden
- Dabei ein Momentum gewinnen, dass potenziell in einen entsprechenden Lock-inn führt
- Gründe für Pfadentstehung:
- Steigende Skalenvorteile
- Komplementarität
- Umstellungs-/Umlernkosten
Typen von Gründern & Gründerökosystemen in Deutschland
1. Wissenspreneurs in wissenschaftlichem urbanem Umfeld àKlassisches Model
2. Produktions-und Handwerksentrepreneurs weniger verdichtete, mittelständische Regionen àAnchor-Firm-Modell / Local-Hero-Modell
3. Kulturpreneurs künstlerisch kreatives Umfeld von Metropolen
4. Mikro-und Ethnopreneurs Prekäres urbanes Umfeld àEvent-driven-Modell
Entstehen von vielen Unternehmen der neuen Branche
- Vorraussetzungen für Spin-Off-Gründungen:
- Wissen leicht ablösbar
- Markt für neues Produkt
- rel. geringer Kapitalbedarf
- gutes Gründungsklima
- Gründungsbereitschaft
- Spin-Off-Gründung ( Gründung, bei der die beteiligten Personen Know-how einsetzen, dass se in ihren vorangegangenen Beschäftigungen erworben haben
- Originäre Spin-Offs (Neugründungen)
- Split-Off (Neugründung, ohne Einverständnis & Unterstützung der Inkurbatororganisation)
- Sponsored Spin-Off ( Einvernehmliche Neugründung mit Unterstützung des Inkurbatorunternehmens)
- Spin-Off ohne Inkurbatorbeteiligung ( Einvernehmliche Spin-Offs, keine finanzielle Beteiligung, evtl. Aufträge, Bereitstellung on geräten & Beratung
- Deritative Spin-Offs (Gründung mit vorheriger Struktureffizienz)
- Spin-Outs ( Auslagerung von Teileinheiten, Gründung einer 100%-Tochter)
- Buy-Out ( Partieller & vollständiger Verkauf von Unternehmenseinheiten an außenstehende oder eigenes Personal
Kostenvorteile von spezialisierten Wirtschaftsräumen
- Interne Kostenvorteile (sinkende Stückkosten durch Kapazitätsausweitung)
- Externe Kostenvorteile
- Lokalisierungsvorteile
- Produktionsverbindungen
- Facharbeiter
- Spezifisches Dienstleistungsangebot
- Herkunfts-Goodwill
- Innovationsförderung
- Sortimentabsprachen
- Urbanisierungsvorteile
- Transportkostenvorteile
- Günstiger Arbeitsmarkt
- Marktvorteile
- Spezialisiertes Dienstleistungsangebot
- Negative externe Kosten
Rezession in der spezialisierten Wirtschaftsregion durch Marktsättigung / -schrumpfung
- Beispiel Porzellanherstellung in D
Niedergang der spezialisierten Wirtschaftsregion (zirkulär kumulative Schrumpfung), sofern kein neuer Wachstumspfad eingeschlagen wird
- Faktoren, die einen neuen Wachstumszweig blockieren:
- Produktionsfaktoren blockiert oder teuer
- Mangel an Pionier-Unternehmern
- „Upas-Tree-Effekt“
- Starke und dichte regionale Netzwerke (Lock-in-Situation)
Altindusrialisierte Räume in Deutschland
- Frühe Industrialisierung, Branchen am Ende des Produktlebenszyklus bzw. in späten Phasen des Zyklus
- Intensiver internationaler Konkurrenzdruck auch von Seiten der Schwellenländer, gesättigte Märkte
- Monostruktur & einseitiger Arbeitsmarkt
- Hoher Besatz durch Großunternehmen
- Wenig unternehmensnahe Dienstleistungen
- Arbeitslosigkeit, Abwanderung & soziale Erosion
- Oft Blockade neuer Entwicklungen
- Altlast-Probleme, Brach-Flächen
- Geringes Potenzial innovativer Branchen
Globale Disparitäten
Indikatoren der Unterentwicklung
- Typisierung der Länder nach den Pro-Kopf-Einkommen
- Wert drückt die wirtschaftliche Leistung aus, beschreibt nicht die Einkommenssituation der Bevölkerung!
- Nach Kaufkraftparität
- Räumliche Unterschiede in den Aufwendungen zum Kauf eines BigMacs (Wie lange muss man in welchem Land durchschnittlich arbeiten, um sich einen BicMac leisten zu können?
- Benachteiligung von Frauen nach dem Gender Inequality Index
- Zum sozialen/gesellschaftlichen Stand
- Gesundheit
- Lebenserwartung bei der Geburt in Jahren
- Säuglingssterblichkeit je 1000 Geburten
- Bildung
- Analphabetenrate Erwachsener
- Einschulungsrate Grundschule
- Haushaltsausstattung
- Zugang zu sauberen Trinkwasser auf dem Land
- Zugang zu Elektrizität
- Ernährung
- Verbreitung von Unterernährung bei Kindern unter 5 Jahren
- Tägliche Nahrungsaufnahme pro Kopf
Ursachen von Unterentwicklung
- Interne Ursachen
- Natürliche Einflussfaktoren (Erdbeben, Tsunamis, Überschwemmungen, Dürren, etc.)
- Sozialpsychologische Einflussfaktoren ( international Konflikte, Bürgerkrieg, Grenzstreitgkeiten, schwere innere Unruhen, etc.)
- (Politisch-institutionelle Einflüsse)
- Externe Einflüsse
- Kolonialismus
- Ungleiche Einbindung in den Welthandel
- Deformation interner Wirtschaftsstrukturen (Dualismus)
- Entwicklungshilfe
- Dependenz-Theorie (Schulz)
- Ursache von Unterentwicklung = Fremdbestimmung (zB. Kolonialismus)
- Entwicklung erfolgt über Überwindung der Abhängigkeit, Loslösung vom Weltmarkt
- Im wirtschaftlichen & sozialen Bereich!
- These vom Versagen der Wirtschaftshilfe (Begründung)
- Vielfalt unvereinbarer Ziele
- Instrument der Außenpolitik àStabilisierung korrupter Regimes
- Staaten als Empfänger àBürokratie, Infrastruktur, Großbauprojekte
- Dauersubventionà sinkende Eigeninitiative
- Rivalität/mangelnde Koordination der Geber
- Existenzsicherung für Helfer à „Expansion“
- Strategien der Entwicklungshilfe
- Strategien der Entwicklungszusammenarbeit
- Abkopplung vom Weltmarkt (nicht bewährt)
- Importsubvention (nicht bewährt)
- Exportdiversifikation (nicht bewährt)
- Weltmarkt-Integration
- Konkrete Maßnahme der Entwicklungshilfe als
- Katastrophenhilfe (Nahrung, Medikamente, etc.)
- Ausbau Infrastruktur
- Hilfen zur Bildung / Emanzipation
- Transfer von technologischer Kompetenz
- Förderung von Unternehmensgründungen
Globalisierung
- Definition: „Zunahme internationaler Verflechtungen von Gesellschaft, Kultur, Politik und Wirtschaft.“ (Kulke)
- Theorie „Internationaler Handel“ von Ricardo & Krugmann
- Rahmenbedingungen
- Verbesserung und Ausbau der Transport- und Kommunikationsmittel
- Verstärkte internationale Zusammenarbeit
- Erklärungsansätze
- Nichtverfügbarkeit von Gütern
- Komparative Kostenvorteile = Spezialisierung & Austausch àWohlstand der Beteiligten steigt
- Beim Außenhandel steigt die Absatzmenge, was wiederum zur Steigerung der internen Skalenvorteile führt. Die Steigerung der internen Skalenvorteile führt zu Senkung der Stückkostenpreise und damit zur Erhöhung des Wohlstandes der Beteiligten
- Warenströme à grenzenlose Produktion
- Europa (zentral), Nordamerika und Süd-&Ostasien Spitzenreiter im Anteil von Handelsvolumen
- Nimmt stetig zu
- Verkehrswege
- Seeverkehr à Handelshäfen mit Weltbedeutung vorläufig in Nordamerika, Zentraleuropa, Süd- & Ostasien vorzufinden
- Gefahr Piraterie
- Globale Steueroasen
- Vor allem in Afrika & Asien, amerikanische Inseln
- Kapitalströme
- Emissionen führen zu globalen Klimawandel & das führt zu
- Investition = Kapitalbeschaffung global führender Börsen
- Transport = Konkurrenz der Verkehrsträger & Umschlagplätze
- Investition=Kredite àGlobale Rating-Agenturen
- Rohstoffsicherung à Kauf von Land/Firmen
- Gewinne à globale Steueroasen
- Transport ist das Ziel der Piraterie & führt zu internationalen Militäreinsätzen
- Vision der globalen Polarisierung
- Modell „Globale Fragemntierung“ Scholz
- Verbesserung und Ausbau der Transport- und Kommunikationsmittel
- Im Zeitalter der Globalisierung wird die bis dahin geltende internationale Arbeitsteilung abgelöst von einer globalen Arbeitsteilung, die durch exzessiven Wettbewerb gekennzeichnet ist, begünstigt durch Liberalisierung, Deregulierung und Privatisierung. Akteure dieses umstrukturierenden Prozesses stellen nicht mehr Nationalstaaten, sondern Global Player und das entgrenzte, global agierende Kapital dar. Mit dem Begriff Fragmentierung wird nach Scholz die „bruchhafte Trennung zwischen Gewinnern und Verlierern, zwischen Aufsteigern und Absteigern, zwischen Teilhabern, temporären Teilhabern (Scheingewinnern), Marginalisierten und Überflüssigen in sozialer, wirtschaftlicher und räumlicher Dimension (Fragment) verstanden“ , die gleichzeitig und in räumlichem Nebeneinander stattfindet.
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- Arbeit zitieren
- Saskia Böhm (Autor:in), 2017, Spezialisierte Wirtschaftsräume. Theorien und Modelle, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/424442
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