Angesichts der derzeitigen Flüchtlingssituation erlangt Stuart Halls Text "Das Spektakel des Anderen" eine besonders große Aktualität. Denn mit den Flüchtlingen gelangen bestimmte Bilder und Vorstellungen nach Europa, die Ängste schüren und Stereotype wach rufen. Diese Bilder werden unter anderem geformt durch Begegnungen, koloniale Erfahrungen, aber auch durch Repräsentationen in den Medien, in Literatur, Kultur und in politischen Diskursen.
Die Belästigung und Vergewaltigung von mehr als 500 Frauen in der Silvesternacht 2015 in Köln und Hamburg, wofür hauptsächlich männliche Flüchtlinge verantwortlich gemacht wurden, ließ gängige Repräsentationen aufkeimen. So seien muslimische Männer aus dem arabischen Raum kriminell und hätten eine andere Vorstellung von Sexualität. Frauen besäßen in ihren Herkunftsländern einen Objektstatus und das Kopftuch der Muslima kennzeichne diese Unterdrückung der Frau. Solche Repräsentationen von Muslimen und männlichen Flüchtlingen werden besonders in der Medienberichterstattung deutlich. Anlässlich der sich seit 2015 zuspitzenden Flüchtlingssituation stellt sich daher die Frage, wie deutsche Leitmedien Flüchtlinge repräsentieren.
Diese Arbeit basiert auf einem Referat zum Text "Das Spektakel des Anderen" von Stuart Hall mit dem Ziel, dessen Aktualität aufzuzeigen. Dafür werden wichtige Aspekte am Beispiel aktueller Bilder und Debatten dargelegt. Ansonsten wird sich an Halls Text gehalten. Zunächst werden vier theoretische Ansätze zur Begründung von Differenz beschrieben. Das dritte Kapitel erklärt die Entstehung der Differenz anhand des Waren-Kolonialismus und der Plantagen-Sklaverei. Es folgt ein geschichtlicher Rückblick zu den Stereotypen im amerikanischen Kino. Anschließend werden die Machtstrukturen von Stereotypen und dem Orientalismus aufgezeigt. Als aktuelles Beispiel dient die Darstellung von Flüchtlingen in den deutschen Medien. Anhand von Magazincover und Titelbilder werden die vorliegenden Repräsentationen und Machtstrukturen herausgearbeitet. Anschließend werden Strategien zur Bekämpfung solcher Bilder und Stereotype nach Hall beschrieben, bevor ein Fazit gezogen wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Wichtigkeit von Differenz
- Die Entstehung rassischer Differenz
- Der Waren-Rassismus
- Die Plantagen-Sklaverei in den USA
- Die Inszenierung der Differenz
- Die Macht der Repräsentationen
- Stereotypisierung
- Orientalismus
- Macht und Wissen über Flüchtlinge in den deutschen Medien
- Die Veränderung von Stereotypen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Aktualität von Stuart Halls Text "Das Spektakel des Anderen" im Kontext der gegenwärtigen Flüchtlingssituation. Sie beleuchtet, wie die Begegnung mit Flüchtlingen bestimmte Bilder und Vorstellungen nach Europa bringt, die Ängste schüren und Stereotype reaktivieren. Die Arbeit analysiert Halls Ausführungen zur Entstehung und Darstellung von Differenzen, insbesondere im Hinblick auf die Machtstrukturen, die aus diesen Differenzen resultieren. Sie zeigt anhand aktueller Beispiele aus den deutschen Medien, wie Flüchtlinge repräsentiert werden und welche Strategien zur Bekämpfung von Stereotypen möglich sind.
- Die Rolle von Differenz in der Bedeutungskonstitution
- Die Entstehung von rassischer Differenz durch Kolonialismus und Sklaverei
- Die Macht von Repräsentationen und Stereotypen
- Der Einfluss des Orientalismus auf die Darstellung des Anderen
- Die Repräsentation von Flüchtlingen in den deutschen Medien
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Aktualität von Stuart Halls Text "Das Spektakel des Anderen" vor dem Hintergrund der aktuellen Flüchtlingssituation heraus. Sie beleuchtet, wie die Begegnung mit Flüchtlingen bestimmte Bilder und Vorstellungen nach Europa bringt, die Ängste schüren und Stereotype reaktivieren.
Das zweite Kapitel beschreibt vier theoretische Ansätze zur Begründung von Differenz: den linguistischen Ansatz von Ferdinand de Saussure, den dialogischen Ansatz von Mikhail Bakhtin, den anthropologischen Ansatz von Mary Douglas, Emile Durkheim und Claude Lévi-Strauss sowie den psychoanalytischen Ansatz von Sigmund Freud.
Das dritte Kapitel erklärt die Entstehung der Differenz anhand des Waren-Kolonialismus und der Plantagen-Sklaverei in den USA. Es zeigt auf, wie die Ausbeutung von Menschen zu einer Konstruktion von rassischen Differenzen führte, die bis heute nachwirken.
Das vierte Kapitel behandelt die Inszenierung der Differenz und beleuchtet die Machtstrukturen von Stereotypen und dem Orientalismus. Es analysiert, wie die Darstellung des Anderen in Film, Literatur, Kultur und Politik zu einer Verfestigung von Vorurteilen und Stereotypen führt.
Das fünfte Kapitel untersucht die Repräsentation von Flüchtlingen in den deutschen Medien. Anhand von Magazincover und Titelbilder werden die vorliegenden Repräsentationen und Machtstrukturen herausgearbeitet.
Das sechste Kapitel beschreibt Strategien zur Bekämpfung von Stereotypen nach Hall und zeigt auf, wie die Veränderung von Repräsentationen zu einer konstruktiven Auseinandersetzung mit Differenz führen kann.
Schlüsselwörter
Differenz, Repräsentation, Stereotypisierung, Orientalismus, Flüchtlinge, Medien, Machtstrukturen, Rassismus, Kolonialismus, Sklaverei, Kultur, Identität, Bedeutungskonstitution, Dialog, Anthropologie, Psychoanalyse.
- Quote paper
- Raphaela Kaiser (Author), 2016, "Das Spektakel des Anderen" von Stuart Hall und die Flüchtlingsdebatte. Strategien zur Bekämpfung von Stereotypen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/424396