„Dein schöner Stoff, Christa, ging mir tief unter die Haut. [...] Aber glaubst Du, dass man so entblößt leben kann, dass Du so leben kannst?“ fragt die früh verstorbene Schriftstellerin Maxie Wander, die mit authentischen Protokollen von Frauen aus der DDR unter dem Titel „Guten Morgen, Du Schöne“ bekannt wurde, ihrer Freundin Ende der 1970er Jahre. An Christa Wolf fasziniert nicht zuletzt das Engagement und die Unbedingtheit, mit der sie sich selbst als Mensch, als Persönlichkeit in die Literatur und in das öffentliche Geschehen einbringt.
Das Eingangszitat ist die verkürzte Version des Satzes „Reden geht nicht, schweigen will ich nicht, trottlig dabeisitzen?“ aus einem Brief Christa Wolfs, mit dem sie im März 1978 etwas ratlos auf eine Frauentagskarte von Franz Fühmann antwortet, der sich vorsichtig erkundigt hatte, ob sie denn „zu Schriftstellers zu Kongress“ [sic] gehe. Christa Wolf hat sich immer wieder redend eingemischt und dabei auch Vergeblichkeit, Aussichtslosigkeit kennen gelernt, so dass das Reden ihr gelegentlich als unzureichende Handlungsmöglichkeit erschienen ist. Doch zwischen reden und schweigen liegt für sie eben nicht „trottlig dabeisitzen“, sondern schreiben: „Doch hat es Sinn, sich zum Sprechen zu zwingen, auch wenn einem vor den Fakten, den Taten und dem was zu tun ist, das Wort im Hals stecken bleiben will.“ Sprechen und Schreiben sind für Christa Wolf die wichtigsten Instrumente zur Überwindung dieses Zustandes der Sprachlosigkeit, den sie in verschiedenen, inzwischen historisch gewordenen Situationen an sich selbst und anderen erlebt hat. Kassandra und Medea sind in der Version von Christa Wolf also nicht zufällig Frauen, die ihre eigenen Gegenwartserfahrungen gerade unter widrigen Umständen zur Sprache bringen.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
1. Einleitung: Zeitgenossenschaft und Authentizität
2. Literatur und Zeitgeschichte
2.1 Situation I - Von Biermann zu Kassandra
2.2 Situation II - Die Wende zwischen Kassandra und Medea. Stimmen
2.3 Schreibimpuls: Gegenwartserfahrung
2.4 Nachdenken über Mythen
3. Das Kassandra - Projekt
3.1 Eine Poetik-Vorlesung auf der Suche nach Poetik
3.2 Kassandra -Erzählung
3.2.1 Ein Monolog mit leiser Stimme
3.2.2 Die innere Geschichte der Kassandra
3.2.3 Die äußere Geschichte der Stadt Troia
4. Medea. Stimmen
4.1 Jetzt hören wir Stimmen
4.2 Im Spiegel der anderen
4.2.1 Medea - Die wilde Frau?
4.2.2 Von Glauke zu Agameda – Frauenschicksale
4.2.3 Jason, Leukon und Akamas – Zwischen Anpassung und Macht
5. Schreiben und Sprechen
5.1 Wer wird und wann die Sprache wiederfinden? Sprache in Kassandra
5.2 Jeder spricht für sich allein – Sprache der Medea. Stimmen
5.3 Weibliches Schreiben – Weibliches in der Sprache
6. Umdeutung von Mythen zur Utopie?
6.1 Utopie und Heterotopie in Kassandra
6.2 Keine Utopie, nirgends in Medea. Stimmen ?
7. Was bleibt? - Ein Schlusswort
8. Bibliographie
1. Einleitung: Zeitgenossenschaftund Authentizität
„Macht Verfolgung kreativ?“ fragt der Kritiker Marcel Reich-Ranicki 1987 in seinen „polemischen Anmerkungen aus aktuellem Anlaß“[4] bewusst provokativ und kritisiert darin nicht nur Christa Wolfs Rede zur Verleihung des Kleist-Preises an den Autoren Thomas Brasch, sondern auch, und in erster Linie, die bekannte Schriftstellerin als Person: „Mut und Charakterfestigkeit gehören nicht zu den hervorstechenden Tugenden“ von „Deutschlands humorloseste[r] Schriftstellerin“[5]. Im Juli des glei-chen Jahres hat schon Hans Noll, wie Brasch ein Schriftsteller, der die DDR verlassen hat, in der Tageszeitung Die Welt anklagend und unumwunden polemisiert: „Ihre große Lebenslüge besteht darin, dass sie sich einem politischen System zur Verfügung stellt, dessen Amoralität ihr bewusst ist.“[6] Damit werden Argumente des späteren Literaturstreits im (vor allem west-) deutschen Feuilleton vorweg-genommen, in dem nach der Wende besonders Christa Wolf die Idee der Einheit von Autor, Werk und moralischen Ansprüchen mitunter schadenfroh als gescheitert vorgehalten wird. Andere, wie der Schriftstellerkollege Heinrich Böll, finden versöhnlichere und vielleicht auch verständnisvollere Worte für das Phänomen Christa Wolf. In seinen Überlegungen zu Kindheitsmuster, mit der Überschrift „Wo habt ihr bloß gelebt?“, eine bestürzende Frage, die ein ehemaliger KZ-Häftling in Kindheitsmuster an die ahnungslose Charlotte Jordan richtete, heißt es:
„Grelle Töne sind Christa Wolfs Sache nie gewesen; nicht als Autorin, nicht als Zeitgenossin hat sie je zu Lautstärke geneigt und doch nie Zweifel an ihrer Haltung gelassen.“[7]
Beide, Reich-Ranicki und Böll, beschreiben auf ihre Art im Grunde dasselbe Problem. Es scheint nicht möglich, bei Christa Wolf streng trennen zu können zwischen ihrem Werk und ihrer Haltung als Persönlichkeit. Die Dimension des Autors[8] ist eine der wichtigsten Interpretationsebenen bei der Beschäftigung mit Christa Wolf. Auf einer Begegnung zur Friedensförderung, die Ende 1981 in Berlin stattfindet, sagt sie auf die Frage, „wie man leben soll in einer solchen Zeit“:
„[...] indem man, als Autor, schreibt, so dass die Gesellschaft, in der man lebt, den meisten Nutzen davon hat. Das bedeutet: kritisch. Das heißt, die Gesellschaft, in der man lebt, durch die Kritik, die man an ihr übt, auf das aufmerksam zu machen, was ihr helfen könnte, zu leben und zu überleben.“[9]
Wenn also ein Autor seine Arbeit in Bezug setzt zu den existentiellen Fragen einer Gesellschaft, der er sich zugehörig fühlt und deren Verbesserung durch Kritik er als seine Aufgabe betrachtet, ist in der Tat, „der Schriftsteller nämlich ein wichtiger Mensch.“[10] Dabei geht es Christa Wolf nicht um ein vordergründiges ‚Sich-Wichtig-Machen’ sondern darum, die eigene Position innerhalb der Gesellschaft zu formulieren. Der Ort, an dem Christa Wolf lebt, genauer die Gesellschaft, in der sie sich verankert fühlt, ist bei der Beschäftigung mit ihrem Werk eine nicht zu vernachlässigende Größe. Gerade dieser Umstand hat sie, auf beiden Seiten der Mauer und erst recht nach der Wiedervereinigung, zu einer umstrittenen, häufig attackierten Person gemacht und Kritiker gelegentlich zu eindimensionalen Bewertungen verleitet, die sich mehr auf die Persönlichkeit denn auf das Werk beziehen.
Aus der Feder von Frank Schirrmacher stammt die disqualifizierende Feststellung: „Christa Wolf interessiert nicht als künstlerischer Fall.“[11] Hier aber muss hinzugesetzt werden, in welcher Situation der damalige FAZ-Literaturchef Schirrmacher zu solcher Überzeugung kommt. Ausgangspunkt des ersten großen Literaturstreits im wiedervereinigten Deutschland des Jahres 1990, auf den bereits kurz hingewiesen wurde und in dessen Anfangsgründe dieses Zitat gehört, ist das Erscheinen der Erzählung Was bleibt, die Christa Wolf zwar 1979 geschrieben, jedoch erst in der Wendephase, im Herbst 1989, überarbeitet und 1990 veröffentlicht hat. Für eine Beschreibung der „Zersetzung des Subjekts durch die Belagerung der Macht“[12] hätte sie, das wirft man ihr vor, keinen unpassenderen Zeitpunkt wählen können. So entzündet sich der Streit, der von einigen verstanden wird als „exemplarische Abrechnung mit exemplarischen Lebensläufen“[13] um Position und Wirkungsmöglichkeit von Schriftstellern und Intellektuellen in der sich inzwischen auflösenden DDR besonders an ihr, die im Jahr zuvor noch für den Nobelpreis im Gespräch war und sich immer heftiger den Vorwurf, eine „Staatsdichterin“ gewesen zu sein, gefallen lassen muss.[14]
Die Dimension des Autors hat mithin zwei Koordinaten, die untrennbar miteinander verbunden sind: den Raum und die Zeit in der er lebt und schreibt. Der angemessene Begriff für diese Positionierung ist schon bei Böll gefallen: Zeitgenossenschaft. Christa Wolf ist sich dessen sehr bewusst, wenn sie schreibt: „Von einem bestimmten Zeitpunkt an, der nachträglich nicht mehr zu benennen ist, beginnt man, sich selbst historisch zu sehen; was heißt: eingebettet in, gebunden an seine Zeit.“[15] In seiner einfühlsamen Beschreibung des Lebens- und Schaffensweges der Christa Wolf bezeichnet der Literaturwissenschaftler Heinrich Mohr sie als eine „zeitgemäße Autorin“[16] und kommt zu dem Schluss, dass es ihr oft, vielleicht unbewusst, gelungen ist, mit so manchem ihrer Werke den richtigen Zeitpunkt zu treffen, was nicht heißt, sie habe populistische Strömungen aufgegriffen, sondern, und das zeigt gerade der Streit um Was bleibt, brennende Fragen aufgegriffen und notwendige Diskussionen angestoßen. Mohr geht es darum, „zu zeigen, dass ihre Dichtungen in genau beschreibbare zeitgeschichtliche Situationen hineinsprechen.“[17]
Mit dem Argument der Zeitgenossenschaft allein ist Christa Wolf jedoch nicht auf die Spur zu kommen, wollte man nicht auf der biographisch-politischen Ebene verharren. Gerade die Werke Kassandra und Medea, aber auch Kein Ort. Nirgends, sind ja nicht vordergründig und ausschließlich auf die von der Autorin erlebten Gegenwart bezogen. Man könnte, um dieser Frage auszuweichen, die genannten Werke als „Umwege“ über „Literaturgeschichte (Kleist, Günderrode) oder [über den] Mythos“[18] bezeichnen, als ein Ausweichen oder Zurückweichen also vor aktuellen Auseinandersetzungen. In verschiedenster Form, nicht nur in ihren Prosaarbeiten, hat Christa Wolf immer wieder über ihr Schreiben Auskunft gegeben. In diesen Stellungnahmen finden sich denn auch ausführliche Überlegungen, die Aufschluss geben über das Verhältnis von Realität und literarischer Arbeit, wie es sich für die Autorin darstellt:
„Literatur und Wirklichkeit stehen sich nicht gegenüber wie Spiegel und das, was gespiegelt wird. Sie sind ineinander verschmolzen im Bewusstsein des Autors.“[19]
Christa Wolf fasst dieses Verhältnis in den Begriffen „innere“ oder „ subjektive Authentizität “[20] des Autors, der „gezwungen sein kann, das strenge Nacheinander von Leben, ‚Überwinden’ und Schreiben aufzugeben und [...] den Denk- und Lebensprozess, in dem er steht, fast ungemildert [...] im Arbeitsprozess mit zur Sprache zu bringen.“[21] Schreiben ist für Christa Wolf weit mehr, als die Produktion eines Werkes. Es ist vorrangig „die Suche nach einer Methode, [der] Realität schreibend gerecht zu werden“[22]. Das individuelle Erleben und Schreiben des Autors werden hier verstanden als eng verwobene, sich wechselseitig bedingende Prozesse, die bei Christa Wolf als solche dem Leser sichtbar gemacht werden. Mit Kassandra und Medea, aber auch mit den Voraussetzungen einer Erzählung, den Frankfurter Poetik-Vorlesungen, hat sie jeweils eine literarische und sprachliche Formen dafür gefunden.
Diese Arbeit wird im doppelten Sinne von der These der besonderen Zeit-genossenschaft Christa Wolfs ausgehen. Zum einen soll es darum gehen, zu analysieren, vor welchem zeitgeschichtlichen Hintergrund die Entstehung der beiden Werke Kassandra und Medea. Stimmen zu sehen ist. Dabei beschäftigt es mich, zu beleuchten, warum und wie Christa Wolf zweimal in ihrer Schriftstellerlaufbahn auf mythologische Themen zurückgreift, in welcher Weise sie damit sowohl historische und aktuelle Bezüge herstellt, als auch überzeitliche Phänomen andeutet. Zum anderen wird mich die Sprache Christa Wolfs beschäftigen als ein Interpretations-feld, das subjektiver Ausdruck der Schriftstellerin ist und zugleich über die Dimension der Autorin hinausführt. In der Tat ist das von Mohr gewählte Verb hineinsprechen ein interessanter Ansatzpunkt, um Konzeption und Sprache beider Werke differenzierter zu sehen.
Die Erzählung Kassandra als ein Monolog der Kassandra kurz vor ihrem gewaltsamen Tod und die Stimmen der unterschiedlichen Figuren in Medea. Stimmen, die angesichts der verhängnisvollen Geschichte Medeas zu sprechen beginnen, sind Gestaltungsformen für eine Geschichtsauffassung, die an den Philosophen Walter Benjamin erinnert, ohne sich direkt auf ihn zu beziehen:
„Vergangenes historisch artikulieren, heißt nicht, es erkennen, ‚wie es eigentlich gewesen ist’. Es heißt, sich einer Erinnerung bemächtigen, wie sie im Augenblick einer Gefahr aufblitzt.“[23]
Christa Wolf hat sich der Erinnerung zweier mythologischer Frauen angenommen, hat ihnen eine Stimme gegeben und hat sie jeweils in Gefahrensituationen ihre Erinnerungen artikulieren lassen. Mit diesem Thema ist nicht zuletzt auch die Frage nach dem zeitgenössischen (weiblichen) Schreiben verbunden, um das es im vorletzten Kapitel gehen soll, während zum Abschluss nach der hoffnungsvollen, zukunftsweisenden (Blochschen) Utopie im Werk Christa Wolfs zu fragen sein wird, um eine möglichst breite Übersicht zu geben über die Vielfältigkeit der möglichen Gesichtspunkte, unter denen man die beiden Werke Christa Wolfs betrachten kann.
2. Literatur und Zeitgeschichte
2.1 Situation I - Von Biermann zu Kassandra
Am 13. November 1976 tritt der Dichter und Sänger Wolf Biermann in einer Sporthalle in Köln auf. Sein Konzert wird vom WDR live übertragen. 3 Tage später beschließt das Politbüro, dem unbequemen Biermann, der 1953 in die DDR übergesiedelt war, die Rückkehr mit der Begründung zu verweigern, er „habe sich mit seinem feindseligen Auftreten [...] den Boden für die Gewährung der Staatsbürgerschaft der DDR entzogen“[24]. Biermann erfährt es, so schreibt er im Begleitheft zu einer seiner CD, aus dem Autoradio auf der Fahrt zum zweiten der sechs Konzertorte seiner Tournee.
„Die DDR hatte ihrer Spottdrossel die Staatsbürgerschaft aberkannt. Mein Ostberliner Käfig, den ich nach 11 Jahren Verbot für eine kleine Singerei verlassen hatte, wurde also hinter mir zugesperrt.“[25]
Damit hat nicht nur Biermann, sondern vor allem der Staat eine Grenze überschritten. Für Christa Wolf wiederholt sich dabei „ein Muster aus der Nazi-Zeit [...] gegen jemanden, dessen Vater in der Nazi-Zeit umgekommen war, der ein Linker war“, so beschreibt sie es im Jahr 2000 rückblickend in einem Interview.[26] Christa Wolf gehört zu den 13 Schriftstellerinnen und Schriftstellern, die sich am 17. November bei Stephan Hermlin zusammenfinden und einen Protest verfassen. Darin heißt es: „Wir identifizieren uns nicht mit jedem Wort und jeder Handlung Wolf Biermanns und distanzieren uns von dem Versuch, die Vorgänge um Biermann gegen die DDR zu mißbrauchen. Biermann selbst hat nie, auch nicht in Köln, Zweifel darüber gelassen, für welchen der beiden deutschen Staaten er bei aller Kritik eintritt. Wir protestieren gegen seine Ausbürgerung und bitten darum, die beschlossenen Maßnahmen zu überdenken.“[27]
Möglicherweise ist diese Art des bedächtigen, aber entschiedenen Widerspruchs auch „ein Lehrbeispiel dafür, wie sich Mut und Zaghaftigkeit, Aufbegehren und Demut in taktischer Vorsicht durchdringen können“[28]. Vor allem aber reagieren hier anerkannte Autoren, unter ihnen Stefan Heym, Volker Braun, Franz Fühmann, Sarah Kirsch, Günter Kunert, Heiner Müller und Gerhard und Christa Wolf, auf eine Maßnahme, die sie alle auch für ihre eigene Position, für ihr eigenes Schaffen als bedrohlich empfunden haben.
Der Dichter Reiner Kunze war bereits am 29. Oktober des gleichen Jahres aus dem Schriftstellerverband ausgeschlossen worden, da seine hintergründige Abrechnung mit den Gesellschaftszwängen der DDR in Form der Wunderbaren Jahre im westdeutschen S. Fischer Verlag erschienen waren. Christa Wolf hatte ihrer Ablehnung dieses Ausschlusses anläßlich einer Lesung im Deutschen Theater Ausdruck verliehen. Nun zeigt sie in einer Gruppe Solidarität mit Biermann und äußert öffentlich Kritik an der Vorgehensweise des Staates. Die Wortwahl des Protestschreibens liest sich abwehrend nach allen Seiten. Es richtet sich nicht nur gegen die Ausbürgerung, die „zu überdenken“ sei, sondern auch gegen die zu befürchtende Instrumentalisierung ihres Protestes von seiten der BRD. Gleichwohl geben die Unterzeichner ihren Text sowohl an die Nachrichtenagentur der DDR, als auch an die französische Agentur AFP, um sicherzugehen, daß er nicht ungelesen und ungehört verschwindet.
In den folgenden Tagen und Wochen schließen sich Hunderte Menschen, vor allem aus dem Bereich Kunst und Kultur, diesem Protest an. Ganz unterschiedlich sind ihre Motive dafür, manche mögen vielleicht „schon an einen neuen Wind glauben, in den sie ihre Jacken hängen könnten“[29]. Ähnlich unterschiedlich fallen Strafen und Sanktionen aus, die Partei und Schriftstellerverband über die Protestler verhängen. Zunächst veröffentlicht die Zeitung Neues Deutschland eine Gegenliste mit Namen und Stellungnahmen von Schriftstellern, die die Ausbürgerung Biermanns befürworten. Das Ehepaar Wolf bekommt zu spüren, wie offensichtlich mit verschiedenem Maß gemessen wird: Während Christa Wolf und Stephan Hermlin mit einer „scharfen Rüge“ abgestraft werden, folgt für Gerhard Wolf, für Sarah Kirsch und Jurek Becker, der Ausschluss aus der Partei. Andere werden unter Hausarrest gestellt (Robert Havemann) oder verhaftet (Jürgen Fuchs).
Diese Ungleichbehandlung, sowie andere Versuche, die Gruppe der Unterzeichner zu spalten, sähen Missgunst und Resignation gleichermaßen. Christa Wolf bemüht sich um Konsens. Sie versucht, eine Eskalation zu vermeiden und wehrt sich immer wieder gegen die Vereinnahmung des Schriftstellerprotestes von westlichen Medien. Das Gerücht, sie habe ihre Unterschrift zurückgezogen, hält sich hartnäckig, ist inzwischen allerdings als von der Stasi gezielt gestreut entlarvt worden. Im Dezember des selben Jahres erscheint Kindheitsmuster, mit großem Erfolg, denn es passt in die kritische Atmosphäre der Zeit, setzt sich dieses Werk doch sowohl in ungewohnt kritischer und schonungsloser Weise mit der deutschen Vergangenheit, als auch, in der Gegenwartsebene des Textes, mit aktuellen Problemen (Chile, Vietnam, Südafrika) auseinander. Es zielt damit über den Tellerrand der ostdeutschen Querelen hinaus.
Die Biermann-Ausbürgerung jedoch setzt eine Welle der Übersiedlung von Schriftstellern in Gang. Thomas Brasch verlässt die DDR Ende 1976. Ein westberliner Verlag hatte für das kommende Jahr die Veröffentlichung eines Sammelbandes mit seinen Prosastücken angekündigt und daraufhin war die Ausreise von der ostdeutschen Obrigkeit (womöglich mit Erleichterung) gebilligt worden, war Brasch doch bereits mehrmals in Ungnade gefallen, vor allem mit einem Flugblattprotest gegen die Besetzung der CSSR durch den Warschauer Pakt. Besonders betroffen ist Christa Wolf 1977 vom Weggang der befreundeten Lyrikerin Sarah Kirsch. „Der Schock der Biermann-Ausbürgerung und deren vielfältige Folgen haben Christa Wolf ganz ungewöhnlich hart getroffen, Lebensgefühl und Selbstverständnis erschüttert.“[30] In ihrer Laudatio anlässlich der Verleihung des Kleist-Preises an Brasch bringt sie 1987 rückblickend diese Erschütterung auf den Punkt: „Plötzlich gab es eine neue Frage, die hieß: Warum bleiben?“[31]
Hinzu kommt ein Verlust von Identifikations- und Handlungsmöglichkeiten, den nicht nur Christa Wolf als solchen empfindet:
„Eine Gruppe von Autoren wurde sich darüber klar, dass ihre direkte Mitarbeit in dem Sinne, wie sie sie selbst verantworten konnte und für richtig hielt, nicht mehr gebraucht wurde.“[32]
Brasch sei für sie „der erste, dem [sie] nicht mehr abraten konnte“[33]. Sie kann, auch für sich selbst, die Frage nach dem Gehen oder Bleiben längst nicht mehr eindeutig und unumwunden zugunsten des Bleibens beantworten. Dennoch setzt sie sich anders damit auseinander, als viele ihrer Kollegen.
„Und ich werde mich immer an den Augenblick erinnern - es war nach der Biermann-Ausbürgerung, es war in Ungarn, im Bus von Hevis zum Flughafen, als ich mir versprach: Wenn ich mich frei machen und weiter schreiben kann, ganz unabhängig, kann ich hier bleiben; wenn nicht, muss ich gehen.“[34]
Sie versucht also, diese existentielle Frage „hauptsächlich arbeitende“ zu bewältigen, „denn nur die Produktion kann jene innere Freiheit hervorbringen, die den Zweifel über die Wahl des Lebens- und Arbeitsortes aufhebt.“[35] Damit trägt Christa Wolf ganz bewusst die Zweifel und Fragen, die die äußere Welt, die politische und gesellschaftliche Situation an sie herantragen, in ihre Arbeit hinein. Austragungsort für Konflikte wie diesen ist somit das Innere, ihr eigenes und das der Literatur:
„Immer noch geht es, wenn ich unwillkürlich mich denken lasse, um die Bewältigung des Schocks dieses Jahres - Biermann-Ausbürgerung und die Folgen. Immer noch bin ich verstrickt in einen inneren Monolog über dieses Thema, bemüht um Rechtfertigung und Selbstrechtfertigung.“[36]
Dieser Schock reiht sich ein in die Kette von enttäuschenden Erlebnissen und Ereignissen, die Christa Wolfs Hoffnungen aus der Aufbau- und Aufbruchszeit der DDR, die ihre Erzählung Der geteilte Himmel[37] bei aller Differenziertheit des dargestellten Konflikts durchzogen, zunichte machen. Dabei begann der Weg der Schriftstellerin hoffnungsvoll und erfolgreich. 1963 erhielt sie den Heinrich-Mann-Preis der Akademie der Künste und wurde als Kandidatin für das Zentralkomitee der SED aufgestellt. 1964 folgte der Nationalpreis für Kunst und Literatur der DDR. Die anfängliche Kritik an „politische[r] Aussage und ästhetische[r] Form“ ihrer allzu subjektiven Darstellungsweise war zu einer Grundsatzdiskussion um die Literatur-kritik in der DDR geworden und hatte der Popularität des Werkes keinen Abbruch getan.
Der erste Einschnitt erfolgte Ende 1965 mit dem berühmt-berüchtigten 11. Plenum des Zentralkomitees der SED, das „zu einem Kulturplenum ausartete“[38] und auf dem Christa Wolf erfolglos gegen den „Weg zurück“ und für das Romanfragment Rummelplatz des Schriftstellers Bräunig eintrat, weil sie sich wehrte gegen den grundsätzlichen und „viel umfassenderen Angriff auf die Kultur“[39]. In Nachdenken über Christa T. ging Christa Wolf Ende 1968 dann einen Schritt weiter und zeigte sich weit weniger optimistisch als in Der geteilte Himmel. Der Figur der Christa T. mit ihrer „Schwierigkeit Ich zu sagen“ und der Erkenntnis, dass der „Versuch, man selbst zu sein“ zu unpassender Zeit kommt („Ich bin zu früh geboren. Denn sie weiß, nicht mehr lange wird an dieser Krankheit gestorben“[40]), ist die Sehnsucht nach Veränderung der Verhältnisse, an denen sie scheitert, eingeschrieben. Erst 1973 erscheint die Erzählung offiziell in der DDR. Die Art des Fragens, Zweifelns und In-Frage-Stellens, die das Werk charakterisiert, ist zugleich Stein des Anstoßes für Zensur und Kulturpolitik der DDR und Erfolg des Werkes. Mit Biermanns Ausbürgerung und der Ausreise wichtiger Schriftstellerkollegen kommt zu diesen Zweifeln und kritischen Fragen gegenüber der gesellschaftlichen und politischen Situation in der DDR die Frage nach der Wahl des Lebensorts hinzu: Gehen oder bleiben? Wie eine Antwort auf diese Frage liest sich da Kein Ort. Nirgends. aus dem Jahr 1977. „Das war in einer Zeit, da ich mich selbst veranlasst sah, die Voraussetzungen von Scheitern zu untersuchen, den Zusammenhang von gesellschaftlicher Verzweiflung und Scheitern in der Literatur.“[41]
Mit Kein Ort. Nirgends, der wörtlichen Übersetzung des griechischen Wortes Utopia (topos = Ort / ou = Negation), das auch bei Christa Wolf die Hoffnung auf eine machbare Variante, eine „echte, nämlich konkret vermittelte und prozeßhaft offengehaltene“[42] Utopie im Sinne Ernst Blochs (vgl. Kap. 6) umschreibt, wendet sich Christa Wolf von der Gegenwart oder unmittelbaren Vergangenheit ab und der Romantik zu, ohne dabei ihre eigenen Gegenwartserfahren aus dem Blick zu lassen. Sie erklärt diesen doppelten Bezug ihrer Arbeit:
„Das reine Zurückgeworfensein auf die Literatur brachte den einzelnen in eine Krise; [...] Daraus ist bei mir unter anderem die Beschäftigung mit dem Material solcher Lebensläufe wie denen von Günderode und Kleist entstanden. Das Problem am Gegenwartsmaterial zu bearbeiten wäre mir gar nicht möglich gewesen, das wäre naturalistisch und banal geworden.“[43]
Doppelt ist auch ihre Fragestellung an die Lebensläufe der beiden: „Wo hat sie eigentlich angefangen, diese entsetzliche Gespaltenheit der Menschen und der Gesellschaft?“[44] und die Frage nach der Herausdrängung des „weibliche[n] Element[s] aus der Gesellschaft“[45]. Dieser fragende Blick aus einer problematischen Gegenwart in die Vergangenheit und der Blick auf die besondere historische Situation der Frau führt Christa Wolf Ende der 1970er Jahre dann zum Thema der mythologischen Gestalt Kassandra. In dieser Zeit entsteht auch Was bleibt, „ein Selbstgespräch im Schatten der Überwachung“[46], wie sie die Schriftstellerin, nicht nur bei ihren Lesungen, bei denen nicht selten trotz Anwesenheit der Staatssicherheit angeregt und unerschrocken diskutiert wird, selbst erlebt hat. Christa Wolfs Lesungen kompensieren für die oft andächtigen Zuhörer und Diskussionsteilnehmer eine „nicht vorhandene politische Öffentlichkeit“[47]. Dieser Funktion ist sich die Autorin sehr bewusst. Als ihr im Oktober 1980 in Darmstadt der Georg-Büchner-Preis der (West-) Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung, der sie seit einem Jahr angehört, verliehen wird, zeigt sich, dass sie inzwischen längst eine gesamtdeutsche Erscheinung geworden ist.
Ihr Interesse und Engagement verlässt mehr und mehr das rein ostdeutsche Parkett und wendet sich gesamtdeutschen, europäischen, im Grunde internationalen Problematiken zu. In ihrer Preisrede „Von Büchner sprechen“[48] scheinen die Fäden früherer Arbeiten zu enden und zugleich neue Fäden für Zukünftiges geknüpft zu werden. Die Beschäftigung mit Georg Büchner, dem „Revolutionär, Dichter, Wissenschaftler“[49], hilft ihr „die eigene Lage schärfer [zu] sehn [sic]“[50] und führt sie zu den Vorgängern, die sich an den gesellschaftlichen Mauern „die Stirnen wund rieben“[51] bis hin zu Kassandra, die „Troja mehr geliebt haben [muss] als sich selbst, als sie es wagte, ihren Landsleuten den Untergang ihrer Stadt zu prophezeien“[52].
Christa Wolf deutet hier an, was sie noch lange beschäftigen wird: die „untergründigen Verflechtungen von Schreiben und Leben“[53], Probleme von Selbstzerstörung und Schweigen, die Suche nach einer „anderen, zutreffenden Sprache“[54] in Zeiten der Gefahr einer „atomaren Auseinandersetzung“[55] und sie gipfelt in der oft zitierten Forderung: „Literatur heute muss Friedensforschung sein“[56]. In der Dankesrede für einen Preis, der in ihr das Gefühl von „Ungenügen“, auch „Selbstzweifel“[57] auslöst, ist „in der Werkchronik [als] eine Art Scharnier“[58] zu sehen. Sie führt die intensive Beschäftigung mit den literarischen Vorgängern weiter, die mit Kein Ort. Nirgends im „Projektionsraum Romantik“[59] begann, und findet so, deutlicher noch als in ihrer Auseinandersetzung mit der Günderrode, zu einer Problematisierung der Situation der Frau. „Wenn hier bis jetzt vor mir nur vier Frauen standen – was bedeutet das?“[60] fragt sich Christa Wolf, als sie in der Liste der 35 Büchner-Preisträgern nur die Namen Seghers, Langgässer, Kaschnitz und Bachmann findet. Frauen und Krieg, Unterdrückung und Bedrohung sind denn auch die Grundthemen des Kassandra -Projekts, das hier seine Anfangsgründe hat.
2.2 Situation II - Die Wende zwischen Kassandra und Medea . Stimmen
Zwischen Kassandra und Medea. Stimmen liegt nicht nur ein Jahrzehnt Abstand, sondern auch und vor allem eine weitere grundlegende Erschütterung, die nicht nur, wie die Biermann-Ausbürgerung, in erster Linie Intellektuelle und Kulturschaffende der DDR betrifft, sondern einen tiefen Einschnitt in der gesamtdeutschen Geschichte markiert – der Mauerfall und damit der Beginn der Wiedervereinigungsbestrebungen zur Jahreswende 1989/90.
Nach dem Erscheinen von Kassandra nimmt sich Christa Wolf in der Öffentlichkeit zunächst zurück. Nur selten bekommt sie eine Genehmigung Lesungen zu halten und lehnt ihrerseits für sie problematische Ansinnen ab, wie beispielsweise den Auftrag der ostdeutschen Obrigkeit anlässlich des 200. Geburtstags der Bettina von Arnim zu sprechen. Auch den Ehrendoktortitel der Universität von Ohio, der ihr 1983 nach George Bush zugesprochen werden soll, weist sie zurück. Gerade in diesem Bereich achtet sie darauf, sich nach beiden Seiten abzugrenzen. Hoffnungslosigkeit und zugleich ungeduldiges Warten auf Veränderung sprechen aus ihren Zeilen an die Redaktion des „Sonntag“, einer Wochenzeitung der DDR, die im August 1985 um einen kurzen Beitrag zum 85. Geburtstag der Anna Seghers ersucht.
„Wie oft und wie lange sollen wir denn noch so tun, als wäre es das Normalste von der Welt, von hinten eine ins Genick zu kriegen und vorne weite druckbare Statements abzugeben? [...] Das geht, wie Sie wohl glauben werden, in keiner Weise gegen Sie, eigentlich geht es überhaupt gegen niemanden. Es ist nur ein Versuch zu erklären, warum sich mir die Sprache versagt [...].“[61]
Dieser Brief, in dem sie auch auf die Schwierigkeiten des Kollegen Volker Braun bei der Veröffentlichung seines kritischen Werks Hinze und Kunze verweist, kritisiert weit mehr als nur das Ansinnen der Zeitung. Er spiegelt die paradoxe Situation der Schriftsteller in diesem Land wieder, die dann gebraucht und instrumentalisiert werden, wenn sie sich linientreu und kritiklos äußern, denen aber jede Grundlage für tatsächliche Kunstausübung, für die Freiheit von Meinung und Überzeugung nicht zugestanden wird. So entsteht Sprachlosigkeit und Verstummen, auch bei Christa Wolf. Dementsprechend weiß sie zu der Serie „Positive Utopien“ des Senders Freies Berlin (SFB) nichts beizutragen: „Ich kann solche Utopien nicht entwickeln. Mir fällt dazu nichts ein“[62], schreibt sie zur Begründung ihrer Ablehnung. Sie hätte durchaus ‚nichts mehr’ schreiben können; Hoffnungen und Zukunftsgläubigkeit aus der Anfangszeit ihres Wirkens scheinen sich überlebt zu haben.
Dies bestätigt sich in dramatischer Weise am 26. April 1986 mit der Reaktor-katastrophe in Tschernobyl. Christa Wolf drängt es auch in diesem Fall zur schreibenden Be- und Verarbeitung des schockhaften Ereignisses, das die Medien und die Menschen gleichermaßen beherrscht. „Ich könnte mein Leben beschreiben, ist mir eingefallen, als eine Folge solcher Einschnitte, als eine Folge von Eintrübungen durch immer dichtere Schatten. Oder, im Gegenteil, als fortlaufende Gewöhnung an immer härtere Beleuchtung, schärfere Einsichten, größere Nüchternheit“[63], lässt sie die Erzählerin in Störfall feststellen, die in die Tiefe eines quälend langen Tages eintaucht, der geprägt ist von Unsicherheit, Widersprüchen und Katastrophenstimmung und zugleich in die Tiefen des menschlichen Gehirns, das des Bruders der Erzählerin, der sich am selben Tag einer Tumoroperation unterziehen muss. Technik, die zerstört und Technik, die zur Heilung eines kranken Menschen unerlässlich ist, stehen sich hier gegenüber, als die zwei Seiten der Medaille des technischen Fortschritts, der einst, zu Zeiten von Gagarin und Sputnik noch ausschließlich und ungetrübt mit der Hoffnung auf den Sieg des Sozialismus verbunden war und nun mit verstörenden Nachrichten aus der Sowjetunion aufwartet. Einzig im Kleinen, im Alltäglichen, in der Mitmenschlichkeit und in den aufrichtigen, schonungslosen Reflexionen der Erzählerin scheint eine Zukunft zu liegen.
In der Folgezeit engagiert sich Christa Wolf nicht nur weiterhin öffentlich für Frieden und Abrüstung, sondern auch, angeregt in der Atmosphäre von Glasnost und Perestroika unter Gorbatschow, für eine Annäherung an die in den Westen abgewanderten Schriftstellern und andere sogenannte Republikflüchtlinge.
„Seit langem vermisse ich Äußerungen von Erschrecken und Trauer über den Verlust von Kollegen und ich vermisse vor allem ein kollektives Nachdenken, eine tiefgreifende Analyse der Ursachen von Resignation und Entmutigung, die dem Entschluss, die DDR zu verlassen, bei vielen vorausgingen“[64],
so die Autorin eindringlich und mahnend. Im Schriftstellerverband beginnt Christa Wolf konsequent eine Position einzunehmen, die sie in der Wendezeit behalten wird. Noch einmal setzt sie auf Erneuerung, auf neue und bessere Wege zum Sozialismus. Das Jahr 1989 beginnt für sie persönlich vielversprechend, denn Kindheitsmuster erscheint als Taschenbuch, Kassandra endlich einschließlich der zensierten Stellen, die Geschichte Selbstversuch wird verfilmt und im März erscheint Sommerstück. Lange hat Christa Wolf an dieser Erzählung gearbeitet, die intensiv auf einer sehr persönlichen Ebene, im ländlichen Freundeskreis die Themenkreise Abschied, Resignation und Alltagsglück verbindet.
Im Juli 1989 verweigert sie ihre Unterschrift zur Bestätigung ihrer Mitgliedschaft in der SED, in der sie schon seit der Biermann-Ausbürgerung nicht mehr aktiv war. Bestes Beispiel für ihre Reaktion auf die Ausreisewelle im Sommer, die Friedens-gebete und die anschließenden Demonstrationen in Leipzig und anderen Städten, ist ihre Rede am 4. November auf dem Berliner Alexanderplatz. In diese Rede mit dem sprechenden Titel Sprache der Wende analysiert sie die sprachliche Dimension des Befreiungsprozesses in ihrem Land, in dem endlich offen demonstriert und diskutiert wird.
Bei allem Beharren auf das kollektive „Wir“, das die Sprecherin, die Schriftstellerin und die Demonstranten vereinen soll, versucht sie, auf den Unterschied zwischen „Wende“ (einschließlich der berühmten „Wendehälse“) und „revolutionärer Erneuerung“ hinzuweisen, mahnt zur Nutzung der einmaligen Möglichkeiten und ruft dazu auf, „mit hellwacher Vernunft“[65] zu träumen. Damit wählt sie bewusst eine zwiespältige und eher unpopuläre Position. Zwar greift sie die Losung der Demonstranten „Wir sind das Volk“ auf, meint damit aber, im Gegensatz zu vielen von ihnen: „Stell dir vor, es ist Sozialismus, und keiner geht weg!“[66] Vier Tage später spricht sie im DDR-Fernsehen:
„Was können wir Ihnen versprechen? Kein leichtes, aber ein nützliches Leben. Keinen schnellen Wohlstand, aber Mitwirkung an großen Veränderungen. Wir wollen einstehen für Demokratisierung, freie Wahlen, Rechtssicherheit und Freizügigkeit. [...] Helfen Sie uns, eine wahrhaft demokratische Gesellschaft zu gestalten, die auch die Vision eines demokratischen Sozialismus bewahrt. [...]“[67]
Die Bedeutung des „Wir“ hat sich demnach seit der Rede auf dem Alexanderplatz verschoben. Hier spricht die Schriftstellerin beinahe im Duktus einer Politikerin, die Versprechen gibt und zur Mitarbeit aufruft. Das kollektive „Wir“ scheint sich bei Christa Wolf immer weiter auszudehnen, die Politik des Landes mit einbeziehen zu wollen und selbst die Ausreisewilligen dazu einzuladen, sich ebenfalls unter diesem „Wir“ einzufinden, um ihre Vision von einem „neuen“ Sozialismus zu verwirklichen. Dieser Erfahrung des Beharrens auf ein gutgemeintes „Wir“, dem sich Christa Wolf verpflichtet fühlt und das doch Politik, Herrschaft und Volk nicht zusammenbringen kann, hat sie schon ihre Kassandra-Figur ebenfalls in aller Schärfe ausgesetzt, nun erfährt sie den Widerspruch noch einmal selbst.
In den folgenden Wochen und Monaten engagiert sich Christa Wolf in Aktionen, Foren und Kommissionen der Bürgerbewegung und erlebt „die „Schule der Demokratie“, die sie sich wünschte“[68]. Immer wieder nutzt sie ihre Popularität und die öffentliche Aufmerksamkeit, die ihrer Person gewidmet wird, um für ihre Überzeugungen einzutreten. Ende November ist sie eigentlich eingeladen, in Leipzig eine Poetik-Vorlesung anzubieten. Doch die Poetik wird zugunsten der Politik verdrängt, dazu sind die Probleme und Gefahren, die sie in der Gegenwart und der unmittelbaren Zukunft wittert, viel zu brennend. „Was jetzt kommen müßte, ist eine große Initiative zur Rettung der bewahrenswerten Züge in unserem Land. [...] Ich gehöre zu denen, die 40 Jahre Geschichte nicht löschen wollen.“[69] In dieselbe Richtung geht der Aufruf „Für unser Land“ vom 26. November, in dem auf die „Eigenständigkeit der DDR“ bestanden und gegen den „Ausverkauf unserer materiellen und moralischen Werte“ argumentiert wird und der zwar von einem niederländischen Pfarrer entworfen wurde, aber nicht nur von Schriftstellern wie Christa Wolf und Stephan Heym, sondern auch von „mehr als eine[r] Millionen DDR-Bürger“[70] unterzeichnet wird und dennoch ins Leere geht. Christa Wolf fordert und preist auf allen Veranstaltungen, vor jeder Art von Publikum, selbst vor Schulklassen bei einer Lesung im Westberliner Zehlendorf, die Suche nach einer tragfähigen sozialistischen Alternative zum System der Bundesrepublik, die in erster Linie von den ostdeutschen Bürgern selbst geleistet werden müsse. Sie setzt damit auf das Bewahrenswerte in einem „Gemeinwesen[...], in dessen Substanz sie, wie verschüttet auch immer, menschengemäße Möglichkeiten sehen wollte, die sich unter günstigeren Bedingungen würden entfalten können“[71]. Diese Einschätzung, die sie einige Jahre später in einer einfühlsamen Beschreibung der Lebensstationen ihres einstigen Vorbilds, der Schriftstellerin Anna Seghers zuschreibt, gilt gerade in der Wendezeit auch und in erster Linie für sie selbst.
Damit steht sie auf verlorenem Posten, wird zur Außenseiterin; eine Erfahrung, die sie in ihre Figur Medea einschreiben wird. Christa Wolf bleibt die „loyale Dissidentin – noch über 1989 hinaus“[72]. Auch der Stellenwert von der Literatur in der Öffentlichkeit hat aus ostdeutscher Sicht mit der Wende eine entscheidende Änderung erfahren: „Die Arbeit der Presse muss die Literatur nun nicht mehr machen, manche Bücher, die noch vor Monaten auf Schwierigkeiten stießen, sind durch die radikale Kritik der Öffentlichkeit zur Makulatur geworden.“[73] Mit dem deutsch-deutschen Literaturstreit, der sich 1990 zwar an der Erzählung Was bleibt entzündet, in dem es aber vor allem um politische Position und das loyale Engagement der Autorin zu DDR-Zeiten geht und mehr noch mit den öffentlichen Angriffen, die 1992/93 der Entdeckung, dass sie zwischen 1959 und 1962 als IM der Staatssicherheit der DDR geführt wurde, folgen, bekommt sie die Unerbittlichkeit und Härte der Medien, den „zuweilen mörderisch[en] [...] Kriegsschauplatz [des] Literaturbetrieb[s]“[74] in der Bundesrepublik an der eigenen Person zu spüren. Alle Euphorie, alle Hoffnungen der Wendemonate sind damit zerschlagen. Christa Wolf klagt über das von ihr als „bewusste[...], gezielte[...] Demontage“[75] gewertete Vorgehen der Medien, versucht in einer „Auskunft“ ihre Verdrängung der eigenen Stasi-Tätigkeit zu beschreiben und macht das Erscheinen eines Bandes zur Akteneinsicht möglich, einer Zusammenfassung von Dokumenten aus der IM- und der „Opfer“-Akte, sowie Ausschnitten aus Zeitungsartikeln und Briefen.
In dieser Situation nimmt sie 1992 ein mehrmonatiges Stipendium des „Getty-Center for the History of Art and Humanities“ in Kalifornien an, eine Entscheidung, die ihr des Öfteren als Flucht ausgelegt wird. Sie selbst erahnt im fernen Kalifornien „das Lebensgefühl von Exilanten“[76] und kann sich des Eindrucks „wie man sich fühlen muss, wenn man wurzellos ist“ nicht erwehren. In der Fremde, aus der nötigen Distanz heraus beginnt Christa Wolfs Auseinandersetzung mit dem überlieferten Medea -Stoff. Medea. Stimmen erscheint 1996 als erster längerer Erzähltext Christa Wolfs, der vollständig nach der Wende entstanden ist. Nicht zuletzt mit Blick auf das politische und essayistische Engagement der Autorin während und nach der Wende werden in diesem Roman von Kritikern und Interpreten vor allem Stellungnahmen und Rechtfertigungen der Autorin zu Ereignissen der jüngsten Vergangenheit vermutet.
2.3 Schreibimpuls: Gegenwartserfahrung
Der kurze Blick auf Stationen des Lebens- und Arbeitsweges der Christa Wolf zeigt, in welchen Zusammenhängen die Entstehung einiger ihrer Werke, nicht nur Kassandra und Medea. Stimmen, zu sehen ist. Dabei wird deutlich, dass sich die Autorin in zunehmendem Maße, auch politisch, in aktuelle Diskussionen und Auseinandersetzungen begibt und zu den kritischen Stimmen des 20. Jahrhunderts gezählt werden kann.
„Ich bin eigentlich nur an diesem Land brennend interessiert gewesen. Die scharfe Reibung, die zu produktiven Funken führt, fühlte ich nur hier mit aller Verzweiflung, dem Kaltgestelltsein, den Selbstzweifeln, die das Leben hier mit sich bringt. Das war mein Schreibgrund.“[77]
In der Wendezeit, als das Ende vieler Hoffnungen abzusehen ist, findet sie diese eindringlichen Worte für den inneren Zusammenhang von Lebensort und Schreibgrund. Schriftstellerische Produktivität, so hat sie es für sich erlebt, entsteht nicht trotz, sondern wegen und in der Auseinandersetzungen mit der Realität. Der Impuls zum Schreiben, ihr Schreibgrund, findet sich in den Gegenwartserfahrungen, die ihr in der DDR zuteil wurden. Nicht zufällig steht der letzte Satz des obigen Zitats in der Vergangenheitsform. Mit dem Fall der Mauer scheint zunächst der Schreibgrund erschöpft zu sein. Das Weiterschreiben nach 1990 ist also auch zu lesen als Versuch der produktiven Auseinandersetzung mit der neuen Situation.
Doch Christa Wolf schreibt nicht vordergründig über die Position der Schriftsteller nach Biermanns Ausbürgerung oder über die Vorgänge während und nach der Wende. Es stellt sich mithin die Frage, ob man ihr Schreiben überhaupt auf historisch-politische Ereignisse beziehen kann, wenn man vermeiden wollte, Kassandra und Medea. Stimmen auf bloße Analogien zur deutsch-deutschen Geschichte zu reduzieren. Gegen eine solche Reduktion spricht nicht zuletzt das Selbstverständnis der Autorin: „Ich aber bin Europäerin.“ heißt es schon in der Frankfurter Vorlesungen und weiter: „Es [Europa] wird nur als Ganzes überleben oder als Ganzes zugrunde gehen.“[78] Eine Vereinnahmung Christa Wolfs für ausschließlich ostdeutsche Befindlichkeiten wäre demnach mehr als einseitig.
„Was sich aktuell in der prekären Lage von Biermann zeigt, ist ein grundsätzliches Problem der gesamtdeutschen Gegenwart. Sich gegen die übersichtlichen Fronten zu stellen, ohne Verrat an seinen politischen Überzeugungen zu üben, und diese historische Dialektik, die sich im Verhältnis von BRD und DDR alltäglich abspielt [...], als produktiven Widerspruch auszuhalten und zu entfalten, ist nur mit großem Kraftaufwand und im Grunde gegen den Strom möglich. Lieber ist beiden Seiten, dass man sich eindeutig auf eine der Fronten schlägt [...].“[79]
Diese „grundsätzlichen Problemen“, die hier am Beispiel Biermann festgemacht werden, und die produktive Reibung, die abwägende, oft unbequeme Auseinander-setzung mit den Problemen ihres Landes, die oft symptomatisch für gesamtdeutsche, europäische Probleme sind, das ist auch Christa Wolfs Spur.
„Das Ergebnis der Gegenwartsorientierung war paradoxerweise die Hinwendung zur Vergangenheit.“[80] staunt ein Biograph über das Interesse Christa Wolfs an der mythologischen Gestalt Kassandra. Zum selben Ergebnis könnte man mit Blick auf die Entstehung des Werkes Medea. Stimmen kommen. Als ein Paradox erscheint diese Blickrichtung Christa Wolfs nur dann, wenn man Gegenwart und Vergangenheit als getrennte, voneinander unabhängige Zeitebenen versteht. Doch Christa Wolfs Geschichtsverständnis ist von jeher ein anderes: „Das Vergangene ist nicht tot; es ist nicht einmal vergangen. Wir trennen es von uns ab und stellen uns fremd.“[81] Sie bezieht sich dabei vor allem auf die verdrängten Elemente in der individuellen Geschichtserinnerung. So hebt die Erzählung Kindheitsmuster an, in der gefragt wird, „Wie sind wir so geworden, wie wir sind?“, womit dort in erster Linie die Prägung durch eine Kindheit im Nationalsozialismus gemeint ist. Für ihren Roman Medea. Stimmen wählt Christa Wolf ein Zitat, das dieses Vergangenheits-verständnis so beschreibt:
„Achronie ist nicht das gleichgültige Nebeneinander, sondern eher ein Ineinander der Epochen nach dem Modell eines Stativs, eine Flucht sich verjüngender Strukturen.“[82]
In diesem Sinne ist Christa Wolfs Auseinandersetzung mit Vergangenheit, Über-lieferungen und Mythen zugleich eine Beschäftigung mit dem Gegenwärtigen, das mit dem Vergangenen in Zusammenhang steht und zudem ebenfalls einmal vergangen sein wird. Der Fluss der Zeit beschäftigt Christa Wolf auch vor dem Hintergrund der Frage, was vom eigenen Leben und von dem, was gegenwärtige Generationen hervorbringen, von den Zukünftigen erinnert werden wird: „Werden aus dem Gestrüpp von Motiven, die wir Zeitgenossen in unserer Zivilisation erkennen, nur wenige übrigbleiben: Macht. Reichtum. Größenwahn?“[83] Der kritische, oft besorgte Blick auf die Gegenwart führt Christa Wolf nicht nur in die Vergangenheit sondern auch in die Zukunft. Der Vorgang des Erinnerns als das Einüben eines zeitübergreifenden Blicks ist somit die Triebkraft ihres Schreibens und eine „erinnerte Zukunft“[84] ihr wiederkehrendes Thema.
2.4 Nachdenken über Mythen
Unter ‚Mythen’, einem Begriff, der „immer dunkel und einleuchtend zugleich“[85] ist, versteht man, um „die banalste, unumstrittenste Definition“ zu nehmen, „traditionelle Erzählungen“, die „nicht mit einer bestimmten literarischen Gattung“ zusammenfallen.[86] Mythen bilden unter literarischen Gesichtspunkten somit einen Stoff, der in vorliterarischer Zeit mündlich, später in Dichtertexten schriftlich tradiert wird und dabei Variationen erfährt. Mythen sind also „immer Vielfalt an Möglichkeiten, immer Polymythen“[87]. Von den „großen Zügen festgelegter Handlungsabläufe mit ebenso festen Personen“[88] wird jedoch kaum abgewichen. Ein Grund für diese kontinuierliche Tradition von Mythen über Generationen hinweg liegt darin, dass der Mythos Anspruch auf eine übergeordnete Verbindlichkeit erhebt: „Er will Gültiges aussagen über [...] alles, was die menschliche Existenz bestimmt.“[89] Dieser Gültigkeitsanspruch ist nicht statisch, sondern bewirkt, dass Mythen gemäß den jeweiligen Gegebenheiten der Gesellschaft , innerhalb der sie tradiert werden, veränderbar und hauptsächlich an „einen sozialen Ort“, an „feste, rituelle Anlässe“ des Erzählens gebunden sind. So bewahren Mythen ihre „Lebensfähigkeit“ über Generationen hinweg.[90] Zugleich manifestiert sich der Wahrheitsanspruch der jeweiligen Variation eines Mythos „als sprachlich entfaltete Totalität“, die „den älteren mythischen Glauben herabdrückt.“[91] Für Christa Wolf sind Mythen Modell und Hilfsmittel zugleich:
„Manchmal hilft es ja, Hunderte von Kilometern wegzufahren oder Hunderte von Jahren zurückzugehen, in eine Vergangenheit, die wir nur durch Sagen und Mythen kennen, um zu sehen, was man da findet – ohne sich darüber zu täuschen, dass man sein Reisegepäck immer bei sich haben, nie loswerden wird: sich selbst.“[92]
So beschreibt sie rückblickend ihre Beschäftigung mit den Stoffkreisen um die beiden mythologischen Gestalten Kassandra und Medea. Nun war einer Autorin wie Christa Wolf zu DDR-Zeiten das Reisen leichter möglich als anderen, doch gehört das „Hunderte von Kilometern“ weit Wegfahren nicht zu ihrem alltäglichen Tun. Es bleibt ihr als Hilfsmittel für ein Problem, das zwar nicht näher bezeichnet, aber in ihren Fragestellungen an die Mythen deutlich wird, die Beschäftigung mit Vergangenem, vergleichbar einer Bewegung im Raum, um eine (vor allem kritische) Distanz zum unmittelbar Erlebten zu erreichen. Dabei ist sie angewiesen auf die ihr zugänglichen schriftlich fixierten Überlieferungen der Sagen und Mythen und stößt, wie beim tatsächlichen Reisen, an Grenzen dieses Projektionsraums.
Schon durch ihre Person, mit der sie sich vom Heute aus der Vergangenheit zuwendet, kommt die Gegenwart mit ins Spiel, die sich nie ganz ausblenden lässt. Die eigene Persönlichkeit und persönliche Erfahrungen prägen die subjektive Sicht auf die Vergangenheit. Die Beschäftigung mit Überlieferungen, Mythen und Geschichten vollzieht sich mit einem „heutigen Blick“[93], der zuweilen, in dem Maße wie mythologische Figuren als historische Subjekte begriffen werden, „aus der Tiefe der Zeit von uralten Figuren“[94] erwidert wird. Durch diesen fragenden Blick auf bekannte Sagen und Mythen, auf der Suche nach dem, „was man da findet“, schwinden überkommene Gewissheiten und eröffnet sich eine neue Sicht auf das vermeintlich Bekannte. Für Christa Wolf sind Sagengestalten historische Figuren, die zu Zeiten einmal lebende, gegenwärtige Personen gewesen sein können. Aus dieser potentiellen Gegenwart schöpft sie ihre Möglichkeiten für das Erzählen. So fragt sie mit Bezug auf die Figur der Kassandra: „Besteht ihre Zeitgenossenschaft in der Art und Weise, wie sie mit Schmerz umgehn [sic] lernt?“[95] Der Unterschied zwischen heutigen Personen und mythischen Figuren besteht demnach nicht so sehr in der Spanne der vergangenen Zeit, sondern in ihrem jeweiligen Umgang mit Gegenwart. Darüber hinaus trägt die konsequente Festlegung der Handlung sowohl in Kassandra wie in Medea auf Geschehnisse, die über dreitausend Jahre zurückliegen und zudem räumlich weit entfernt vom Lebensort der Autorin und ihrer Leser stattfinden, dazu bei, literarisch nicht nur Zeitengrenzen zu überschreiten, sondern auch die „geopolitischen DDR-Grenzen“[96], selbst die Grenzen Gesamtdeutschlands, zu überwinden. So öffnet sich der Blick auf übergreifende Fragestellungen.
Christa Wolf formuliert ganz konkrete Fragen, die sie sowohl an die Mythen als solche, als auch an die literarischen Überlieferungen richtet. Am Kassandra -Mythos interessiert sie die Frage, „wann und wodurch [...] dieser selbstzerrstörerische Zug in das abendländische Denken, in die abendländische Praxis gekommen“[97] ist, während die Beschäftigung mit Medea von der Frage, „Warum brauchen wir Menschenopfer. Warum brauchen wir immer noch und immer wieder Sündenböcke“[98] geleitet wird. Schon bei ihrer Arbeit an Kein Ort. Nirgends über die erwünschte und erfundene Begegnung zwischen den Frühromantikern Heinrich von Kleist und Karoline von Günderrode hat Christa Wolf gelegentlich das Gefühl, sich „unter Zeitgenossen zu bewegen“[99], während sie an diesen Figuren die „Voraussetzungen von Scheitern“[100] untersucht. Die Erfahrung des Scheiterns, der menschlichen Zerrstörungswut und der Suche nach Sündenböcken hat Christa Wolf selbst oder bei Menschen ihrer Umgebung erlebt. Indem sie, mit einem zeitübergreifenden Blick und allgemeingültigen Fragen, an die Vergangenheit, an Überlieferungen aus fernen Zeiten herantritt, begibt sie sich auf die Suche nach Ursprüngen, nach Anfängen, die helfen könnten die geschichtliche Entwicklung bis zur Gegenwart zu verstehen und für andere, für ihre Leser nachvollziehbar zu machen.
Warum aber gerade die Beschäftigung mit griechischer Mythologie? In den Vorlesungen gibt Christa Wolf Auskunft darüber. Die Beschäftigung mit dem „griechische[n] Altertum“ als „die Kindheit des abendländischen Menschen“[101], so ihr geschichtliches, durchaus vom Marxismus geprägtes Wissen, sowie die Beschäftigung mit Texten der klassischen Autoren machen deutlich, dass „die Literatur des Abendlandes mit der Verherrlichung eines Raubkrieges“[102], den Trojanischen Kriegen beginnt. Dieser Zusammenhang zwischen Krieg und Schrift fasziniert Christa Wolf vor dem Hintergrund ihrer Gegenwartserfahrungen. Zeitübergreifend ist die daran anknüpfende Frage nach dem Kern, dem Ursprung der Mythen, die die klassische Literatur transportiert.
Es zeigt sich, dass die Autorin bei dieser Arbeit selbst auf die Suche geht nach einer passenden Definition für den Begriff „Mythos“, der im Alltagsverständnis nicht nur eine Überlieferung bezeichnet, sondern mit Vorliebe für eine „Person, Sache, Begebenheit, die [...] glorifiziert wird“[103] Anwendung findet. Dem ursprünglichen Verständnis von ‚Mythos’ als „das wahre Wort“, „der Sachverhalt“[104] scheint Christa Wolf in ihrer Arbeit eher zugeneigt. Sie begibt sich, wie der Schriftsteller Thomas Mann und der Altphilologe Karl Kerényi, deren Briefwechsel sie mit Bewunderung liest und auf den sie in den Vorlesungen ausdrücklich hinweist, auf die Suche nach „der tieferen seelischen Realität hinter dem Mythos“[105], der für Kerényi „eine eigenständige Denk- und Ausdrucksform“ aus der „Frühphase der Menschheit“[106] darstellt. In den Briefen der beiden findet sie Überlegungen zu den Schwierigkeiten, die mit einer Beschäftigung mit Mythen verbunden ist. Vor dem Hintergrund des Nationalsozialismus (die Briefe entstanden in den 1930/40er Jahren), wo der Rückgriff auf Mythen zum Rückfall in die Idealisierung früherer Gesellschaftszustände bis hin zum „Blut- und Boden-Mythos“ als Fortschritt propagiert wurde, versucht Thomas Mann den Mythos diesen „faschistischen Dunkelmännern aus den Händen zu nehmen und ihn ins Humane umzufunktionieren“[107]. Sein Mittel dafür ist die Psychologisierung der mythologischen Figuren. Christa Wolf greift in ihrer Beschäftigung mit dem Phänomen ‚Mythos’ ebenfalls auf diese Strategie zurück. In beiden Texten, Kassandra und Medea finden sich sowohl erzählerisch vielfältig gestaltete Anklänge an das Postulat des Begründers der Tiefenpsychologie, Siegmund Freud, von der inhaltlichen und formalen Verwandtschaft zwischen Mythen und Träumen[108], an die auf Jean Piaget gründende Annahme eines intuitiven Verständnisses mythischer Bilder, die, um mit dem Freud Schüler Karl Abraham zu sprechen, „Bruchstücke des kindlichen Seelenlebens“ und „Wünsche aus der Kindheit der Menschen“ transportieren.[109]
Der überlieferte Sachverhalt von Kassandra und Medea, wird, wie im folgenden zu zeigen ist, bei Christa Wolf nicht lediglich nacherzählt, sondern als „lebendige[s] Material“[110] begriffen, für das sie angemessene ästhetische Formen sucht, in denen sich Gegenwart und Vergangenheit in psychologisch differenziert gestalteten Figuren und deren Lebenswege treffen, ohne dass die so entstehenden Texte auf platte Gegenwartsbilder reduzierbar wären.
„In diesem Sinne, als Modell, das offen genug ist, um eigene Erfahrungen aus der Gegenwart aufzunehmen, das einen Abstand ermöglicht, den sonst oft nur die Zeit bringt, dessen Erzählung fast märchenhaft, sehr reizvoll und doch so wirklichkeitsgesättigt sind, dass wir Heutigen uns in die Verhaltensweisen der handelnden Personen erkennen können – in diesem Sinne scheint mir der Mythos brauchbar zu sein für den heutigen Erzähler, die heutige Erzählerin.“[111]
So fasst sie ihre Vorgehensweise und zugleich die Vorzüge einer Beschäftigung mit Mythen zusammen. Die reizvolle Offenheit der Überlieferungen aus der Zeit vor der eigentlichen Geschichtsschreibung nutzend, geht es ihr dabei um die Entmythologisierung der Personen, die sie in „die (gedachten) sozialen und historischen Koordinaten“[112] zurückzuführen sucht, um sie aus „Mythos und Literatur herauslösen“[113] und als tatsächlich denkbare Charaktere gestalten zu können. Auch damit entfernt sich Christa Wolf nur scheinbar von den eigentlichen Mythen, denn sie greift damit zurück auf das verbreitete Verständnis der Griechen bis zum Ende der Antike, die vor allem im „Heroenmythos Geschichte ihrer Vergangenheit“ sahen und entsprechend Realgeschichte für „aus den Mythen ablesbar oder rekonstruierbar“ hielten.[114] Die Autorin sucht jedoch vordringlich nach der verschütteten, marginalisierten Geschichte der Frauen innerhalb dieser Heroenmythen: „Nur in den Lücken zwischen den Schlachtbeschreibungen schimmert das Alltagsleben durch, die Welt der Frau.“[115]
Für diese Tätigkeit ist Christa Wolf zwar angewiesen auf die von verschiedenen Autoren (Homer, Aischylos, Euripides u.a.) gestalteten schriftlichen Varianten der Mythen, doch sucht Christa Wolf vor allem den dahinter liegenden ursprünglichen Mythos Christa Wolf zu fassen. So versteht sich der folgende Vorwurf zugleich als Hinweis darauf, auch die Quellen, nicht nur die mythologischen Figuren an sich, in ihrem historischen Kontext zu sehen.
„Völlig unberücksichtigt bleibt in dieser [Christa Wolfs] Sicht der Dinge, dass die Orestie, die Eumeniden zumal, Reflex der Zeitgeschichte ihres Verfassers sein könnten. Was für die Autorin der Erzählung Kassandra und deren Voraussetzungen gelten mag, könnte ebenso gut den attischen Tragiker betreffen: dass nämlich der mythische Stoff selbst als Allegorie des Hier und Jetzt instrumentalisiert ist.“[116]
Ob Christa Wolf den mythologischen Stoff instrumentalisiert, soll hier noch nicht die Frage sein. Vielmehr ist zunächst darauf hinzuweisen, dass die Autorin, gerade in den Frankfurter-Vorlesungen, Einblick in ihre intensive Auseinandersetzung mit historischen und literarischen Quellen gewährt. Fragen danach, was „der griechische Dichter [meint]“[117], belegen, dass ihr der Funktion der Mythenüberlieferung bei den Griechen als „Erklärung und Legitimation der Gegenwart“[118] auf der Spur ist. Ausgangspunkt dafür ist bei Christa Wolf die Frage nach der „Vor-Geschichte“, der „Wirklichkeit“ hinter dem Bild der mythologischen Gestalt, das in den Überlieferungen vermittelt wird. Das Wort „Wirklichkeit“ setzt sie selbst jedoch mit Bedacht in Anführungszeichen.[119]
[...]
[1] Maxie Wander an Chr. Wolf in einem Brief vom 7. Mai 1977. In: Maxie Wander: Leben wär' eine prima Alternative. Tagebuchaufzeichnungen und Briefe. Hrsg.: Fred Wander. Frankfurt a. Main: Luchterhand, 1989. S. 169f.
[2] Franz Fühmann an Chr. Wolf, 6.3.1978. In: Monsieur - Wir finden uns wieder, 1998, S. 62.
[3] Christa Wolf: Probe Vietnam. In: Lesen und Schreiben, 1972, S. 28.
[4] Artikel der FAZ vom 12.11.1987. Zitiert nach: Anz, 1995, S. 35.
[5] Ebd. S. 35f.
[6] Hans Noll: „Die Dimension der Heuchelei“ in: Die Welt, 4.7.1987. Zitiert nach Magenau, 2003, S. 356. Noll bedient sich als einer der ersten der vorwurfsvollen Etikettierung Christa Wolfs als „Staats-dichterin“ und ist sich sicher, sie habe ihre Unterschrift gegen die Ausbürgerung Biermanns im Stillen zurückgezogen.
[7] Heinrich Böll: Wo habt ihr bloß gelebt?“ In: Sauer, 1979, S. 7.
[8] So betitelt sie selbst eine Auswahl von Essays, Aufsätzen, Reden und Gesprächen aus den Jahren 1959 bis 1985, die 1987 erscheint.
[9] Zitiert nach Stephan, 1991, S. 7.
[10] Christa Wolf: Lesen und Schreiben – Realitäten. In: Lesen und Schreiben, 1972, S. 213.
[11] Zitiert nach Magenau, 2003, S. 406.
[12] Ebd. S. 404.
[13] Anz, 1995, S. 10.
[14] Mit dem Erscheinen von Was bleibt entzündet sich im Juni 1990 ein deutsch-deutscher Literatur-streit, der das Feuilleton fast ein Jahr beschäftigt und bis in ausländische Zeitungen wie Le Monde und New York Times seine Wellen schlägt. In diesem Streit wird Autoren wie Christa Wolf und Stephan Hermlin vorgeworfen, „autoritätsgläubige ‚Stilhalteliteratur’ geschrieben“ zu haben und nicht mutig genug gewesen zu sein, die Verhältnisse in ihrem Land kritisch beim Namen zu nennen. Dagegen befürchten ehemaligen DDR-Literaten und Intellektuelle, nach der Wende, mit der Umwertung aller Werte nun im westdeutschen Kulturbetrieb unterzugehen. Diese Debatte, in der gelegentlich das DDR-Regime vorschnell mit der NS-Diktatur verglichen wurde, ist symptomatisch für die dahinterstehende Frage nach den Verdiensten und dem Versagen von „linksintellktuellen Positionen der Gegenwart und Vergangen“. Vgl. Anz, 1995, S. 7ff.
[15] Christa Wolf: Mein siebenundzwanzigster September. In: Ein Tag im Jahr, 2003, S. 7.
[16] Heinrich Mohr: Die zeitgemäße Autorin. In: Mauser, 1985, S. 17.
[17] Ebd. S. 52.
[18] Krogmann, 1989, S. 118.
[19] Christa Wolf: Lesen und Schreiben – Realitäten. In: Lesen und Schreiben, 1972, S. 213.
[20] Christa Wolf im Gespräch mit Hans Kaufmann. In: Die Dimension des Autors, 1987, S. 778f.
[21] Ebd. S. 778.
[22] Christa Wolf im Gespräch mit Hans Kaufmann. In: Die Dimension des Autors, 1987, S. 780f.
[23] Walter Benjamin: Über den Begriff der Geschichte. In: Abhandlungen. Gesammelte Schriften. Bd. 1.2, 1991, S. 695.
[24] Zitiert aus Magenau, 2003, S. 267.
[25] Wolf Biermann im Heft zur CD „Ermutigung im Steinbruch der Zeit“, 2001.
[26] Vgl. Magenau, 2003, S. 268.
[27] Zitiert nach Magenau, 2003, S. 270.
[28] Magenau, 2003, S. 270.
[29] So die bittere Einschätzung Manfred Krugs. Zitiert nach Magenau, 2003, S. 272.
[30] Magenau, 2003, S. 42.
[31] Christa Wolf: Laudatio für Thomas Brasch. In: Drescher, 1989, S. 437.
[32] Christa Wolf in: Projektionsraum Romantik. Gespräch mit Frauke Meyer-Gosau. In: Die Dimension des Autors, 1987, S. 878.
[33] Christa Wolf: Laudatio für Thomas Brasch. In: Drescher, 1989, S. 437.
[34] Christa Wolf, 27. September 1979. In: Ein Tag im Jahr, 2003, S. 252.
[35] Ebd.
[36] Ebd. S. 217.
[37] Christa Wolf: Der geteilte Himmel, 1994. Diese Erzählung erscheint 1963. Darin werden das Weltbild und die positive Alternative DDR noch ungebrochen verteidigt, vor allem zum Ende des Entwicklungsprozesses der Hauptfigur Rita: „Sie hat keine Angst, dass sie leer ausgehen könnte beim Verteilen der Freundlichkeit. Sie weiß, dass sie manchmal müde sein wird, manchmal zornig und böse. Aber sie hat keine Angst.“ (S. 199).
[38] Christa Wolf: Rummelplatz 11. Plenum 1965. Erinnerungsbericht. In: Auf dem Weg nach Tabou. 1996. S. 58.
[39] Ebd. S. 59.
[40] Christa Wolf: Nachdenken über Christa T, 1978, S. 180.
[41] Christa Wolf: Kultur ist, was gelebt wird. Gespräch mit Frauke Meyer-Gosau. In: Sauer, 1983, S. 67.
[42] Vgl. Definition Utopie in: Georg Klaus/Manfred Buhr (Hrsg.): Philosophisches Wörterbuch, Bd. 2. Berlin: das europäische buch, 1972.
[43] Christa Wolf: Kultur ist, was gelebt wird. Gespräch mit Frauke Meyer-Gosau. In: Sauer, 1983, S. 68.
[44] Ebd. S. 69.
[45] Ebd.
[46] Magenau, 2003, S. 315.
[47] Ebd. S. 321.
[48] Christa Wolf: Von Büchner sprechen. Darmstädter Rede. In: Die Dimension des Autors, 1987, S. 611 – 625.
[49] Ebd. S. 612.
[50] Ebd. S. 611.
[51] Christa Wolf: Gesichter der Anna Seghers. In: Auf dem Weg nach Tabou, 1996, S. 222.
[52] Christa Wolf: Von Büchner sprechen. Darmstädter Rede. In: Die Dimension des Autors, 1987, S. 623.
[53] Ebd. S. 611.
[54] Ebd. S. 614.
[55] Ebd. S. 623.
[56] Ebd.
[57] Ebd. S. 611.
[58] Vgl. Magenau, 2003, S. 325.
[59] Ebd.
[60] Zitiert nach Magenau, 2003, S. 325.
[61] Brief aus dem Wolf-Archiv, AdK, Signatur 247. Zitiert nach Magenau, 2003, S. 341.
[62] Wolf-Archiv, AdK, Signatur 247. Zitiert nach Magenau, 2003, S. 342.
[63] Christa Wolf: Störfall, 1987, S. 44.
[64] Wolf-Archiv, AdK, Signatur 247. Zitiert nach Magenau, 2003, S. 361.
[65] Christa Wolf: Sprache der Wende. Rede auf dem Alexanderplatz. In : Auf dem Weg nach Tabou, 1996, S. 12.
[66] Ebd. S. 13.
[67] Christa Wolf: Bleiben Sie bei uns. In: Taz, 10.11.1989. Zitiert nach Magenau, 2003, S. 385.
[68] Magenau, 2003, S. 387.
[69] Wolf-Archiv, AdK, Signatur 260; Zitiert nach Magenau, 2003, S. 391.
[70] Vgl. Magenau, 2003, S. 391ff.
[71] Christa Wolf: Gesichter der Anna Seghers. Zu einem Bildband. In: Auf dem Weg nach Tabou. 1996, S. 228.
[72] Magenau, 2003, S. 399.
[73] Christa Wolf, Januar 1990, in Hildesheim anlässlich der Verleihung der Ehrendoktorwürde. Zitiert nach Magenau, 2003, S. 396f.
[74] Christa Wolf in ihrer Dankrede zu ihrer Ernennung zum „Officier des Arts et des Lettres“ im September 1990 in Frankreich. Zitiert nach Magenau, 2003, S. 413.
[75] Christa Wolf auf dem Bertelsmann-Colloquium in Potsdam am 14.6.1990. Zitiert nach Magenau, 2003, S. 410.
[76] Christa Wolf: Warum Medea? Gespräch mit Petra Kammann am 25.1.1996. In: Hochgeschurz, 1998, S. 55.
[77] Christa Wolf: Schreiben mit Zeitbezug. Gespräch mit Aafke Steenhuis am 11.12.1989. In: Im Dialog, 1994, S. 148.
[78] Christa Wolf: Voraussetzungen einer Erzählung: Kassandra. Frankfurter Poetik-Vorlesungen, 1993, S. 88.
[79] Oskar Negt im Vorwort zu Detlef Horster: Bloch zur Einführung. 1977, S. 7.
[80] Magenau, 2003, S. 418.
[81] Christa Wolf: Kindheitsmuster, 1981, S. 9.
[82] Zitat von Elisabeth Lenk von Christa Wolf als Motto dem Roman Medea vorangestellt.
[83] Christa Wolf: Voraussetzungen einer Erzählung: Kassandra. Frankfurter Poetik-Vorlesung, 1993, S. 74.
[84] Christa Wolf: Lesen und Schreiben. In: Die Dimension des Autors, 1987, S. 500.
[85] Adorno/Horkheimer: Dialektik der Aufklärung, 1989, S. 12.
[86] Vgl. Graf, 1987, S. 7f.
[87] Pak, 1989, S. 141.
[88] Graf, 1987, S. 8.
[89] Graf, 1987, S. 9.
[90] Ebd.
[91] Adorno/Horkheimer: Dialektik der Aufklärung, 1989, S. 24.
[92] Christa Wolf: Von Kassandra zu Medea. In: Hierzulande – Andernorts, 1999, S. 159.
[93] Ebd.
[94] Christa Wolf: Von Kassandra zu Medea. In: Hierzulande – Andernorts, 1999, S. 159.
[95] Christa Wolf in: Voraussetzung einer Erzählungen: Kassandra. Frankfurter Poetik-Vorlesung, 1993, S. 89.
[96] Sevin, 1994, S. 136.
[97] Christa Wolf: Von Kassandra zu Medea. In: Hierzulande – Andernorts, 1999, S. 160.
[98] Ebd. S. 165.
[99] Christa u. Gerhard Wolf im Gespräch mit Annegret Herzberg. In: Sonntag, 14.1.1973. Zitiert nach Stephan, 1991, S. 133.
[100] Christa Wolf: Projektionsraum Romantik. Ein Gespräch mit Frauke Mayer-Gosau, 1982. Zitiert nach Stephan, 1991, S. 134.
[101]. Christa Wolf: Voraussetzungen einer Erzählung: Kassandra. Frankfurter Poetik-Vorlesung, 1993, S. 18
[102] Ebd. S. 19.
[103] Vgl. Definition in: Duden Deutsches Universalwörterbuch. Herausgegeben u. bearbeitet vom Wissenschaftlichen Rat und den Mitarbeitern der Dudenredaktion unter Leitung von Günther Drosdowski. Mannheim [u.a.]: Dudenverlag, 21989, S. 1049.
[104] Christa Wolf: Voraussetzungen einer Erzählung: Kassandra. Frankfurter Poetik-Vorlesung, 1993, S. 99.
[105] Ebd.
[106] Graf, 1987, S. 37.
[107] Christa Wolf: Voraussetzungen einer Erzählung: Kassandra. Frankfurter Poetik-Vorlesung, 1993, S. 18.
[108] Vgl. Graf, 1987, S. 40f.
[109] Vgl. Graf, 1987, S. 40f.
[110] Christa Wolf: Voraussetzung einer Erzählung: Kassandra. Frankfurter Poetik-Vorlesung, 1993, S. 8.
[111] Christa Wolf: Von Kassandra zu Medea. In: Hierzulande – Andernorts, 1999, S. 164.
[112] Christa Wolf: Voraussetzungen einer Erzählung: Kassandra. Frankfurter Poetik-Vorlesung, 1993, S. 111.
[113] Ebd. S. 17.
[114] Vgl. Graf, 1987, S. 117.
[115] Christa Wolf: Voraussetzungen einer Erzählung: Kassandra. Frankfurter Poetik-Vorlesung, 1993, S. 92.
[116] Preußer, 2000, S. 25.
[117] Christa Wolf: Voraussetzungen einer Erzählung: Kassandra. Frankfurter Poetik-Vorlesung, 1993, S. 16.
[118] Graf, 1987, S. 129.
[119] Vgl. Christa Wolf: Voraussetzungen einer Erzählung: Kassandra. Frankfurter Poetik-Vorlesung, 1993, S. 16.
- Arbeit zitieren
- Sandra Schmidt (Autor:in), 2005, Zu Christa Wolfs "Von Kassandra zu Medea", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/42412
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