Einleitung
Die Reformpädagogik des beginnenden 20. Jahrhunderts hatte das Ziel, eine Pädagogik zu schaffen, die den Bedürfnissen des Kindes angepasst war. Ein französischer Pädagoge, der sich nach einer Kriegsverletzung im 1. Weltkrieg (auch aus Eigennutz) eine Pädagogik erdachte, die ihm das Unterrichten und den Schülern das Lernen erleichtern sollte, ist Célestin Freinet. Sein schulpädagogisches Ideal verfolgte die Absicht, eine Schule zu schaffen, die ohne Klassenunterschiede und Privilegien für alle Kinder des Volkes zugänglich war (Jörg, 1985, S.11). Freinets Schülerschaft gestaltete sich aus Kindern vom Land, die dem heute vorherrschenden Leistungsdruck nicht ausgesetzt waren und- nach heutigen Kriterien- nicht als lernschwach zu charakterisieren sind.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Lebensweg von Célestin Freinet
3. Kritik an Schule und Gesellschaft
4. Die Ziele und Prinzipien der Freinet – Pädagogik
5. Mittel bzw. Methoden zur Verwirklichung der Ziele und Prinzipien der Freinet – Pädagogik
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die Reformpädagogik des beginnenden 20. Jahrhunderts hatte das Ziel, eine Pädagogik zu schaffen, die den Bedürfnissen des Kindes angepasst war. Ein französischer Pädagoge, der sich nach einer Kriegsverletzung im 1. Weltkrieg (auch aus Eigennutz) eine Pädagogik erdachte, die ihm das Unterrichten und den Schülern das Lernen erleichtern sollte, ist Célestin Freinet. Sein schulpädagogisches Ideal verfolgte die Absicht, eine Schule zu schaffen, die ohne Klassenunterschiede und Privilegien für alle Kinder des Volkes zugänglich war (Jörg, 1985, S.11). Freinets Schülerschaft gestaltete sich aus Kindern vom Land, die dem heute vorherrschenden Leistungsdruck nicht ausgesetzt waren und- nach heutigen Kriterien- nicht als lernschwach zu charakterisieren sind.
2. Lebensweg von Célestin Freinet
Célestin Freinet wurde am 15.10.1896 als fünftes von insgesamt acht Kindern geboren. Sein Geburtsort ist das Dorf Gars in den französischen Seealpen. Er führte in seiner Kindheit ein „naturverbundenes Leben, das sein Empfinden und seine Lebensphilosophie geprägt haben“ (Laun, S.25). Die natürliche Umgebung prägte vor allem sein ganzes pädagogisches Denken.
Freinet besuchte die Volksschule und hatte auch die Möglichkeit auf das Gymnasium zu gehen, um das Abitur zu machen. In der Volksschule war er ein guter Schüler, aber auf dem Gymnasium empfand er die Vorgänge, wie man den Schülern etwas beizubringen versuchte, als unzureichend. Laun geht davon aus, dass, wenn er diese Erfahrungen nicht während seiner eigenen Schulzeit gemacht hätte, er vielleicht gar nicht so vehement gegen diese Schulform angekämpft hätte (ebenda).
1913, mit 17 Jahren, besuchte Freinet das Lehrerbildungsseminar, die Ecole Normale, zu dem ihn sein Gymnasiallehrer motivierte, jedoch wurde er 1915 in den Kriegsdienst abkommandiert. Kaum ein Jahr später wurde er in einem Gefecht so schwer verletzt (Lungenschuss), dass er von diesem Zeitpunkt an zu 100% kriegsgeschädigt war. Er verbrachte die nächsten Jahre in vielen Lazaretten und es ist erstaunlich, wie er sich den Umständen entsprechend gut erholte. Am ersten Januar 1920 erhielt er in dem Dorf Bar-sur-Loup seine erste Anstellung als Lehrer (Jörg, 1981, S.138).
Während der Zeit in den Lazaretten las er viele pädagogische Schriften (Rousseau, Rabelais) und durch sein gewonnenes Interesse trat er bald in Kontakt mit den damaligen Reformpädagogen. Herrmann Lietz (Landerziehungsheime), Paul Geheb (Begründer der Odenwaldschule); Peter Petersen (Wochenplanidee) oder Berthold Otto (freier Gesamtunterricht) lernte er auf zahlreichen Studienreisen durch Europa kennen.
Freinet war sehr daran interessiert, einen Unterricht zu schaffen, in welchem der Lehrer in den Hintergrund rückt, denn durch seine Kriegsverletzung war es ihm laut Hans Jörg fast unmöglich, auch nur eine viertel Stunde am Stück das Wort zu ergreifen. Ändern wollte Freinet den Frontalunterricht auch, weil er begriff, „dass der ihm abverlangte Unterricht ohne Beziehung zum Leben der Kinder ist und ihr Interesse mehr dem gilt, was außerhalb des Klassenzimmers im Dorf geschieht“ (Laun, S.25).
Auf Grund seines Interesses gegenüber der Reformpädagogik lernte Freinet den Arzt und Pädagogen Ovide Decroly kennen, durch dessen Anregung er dessen Idee der Schuldruckerei erweiterte, die ihn weltweit bekannt gemacht hat. Aber auch gegenüber anderen reformpädagogischen Ideen war Freinet sehr offen und empfänglich. Hermann Lietz regte seine Interessen an und er lernte Fritz Gansberg und Heinrich Scharrelmann, die Mitinitiatoren der Hamburger Schulreform, kennen. 1923 traf Freinet in Hamburg-Altona mit Peter Petersen zusammen, mit welchem er „bis zu seinem Tod in Brief- und Gedankenaustausch“ (Jörg, 1981, S.139) stand.
Im gleichen Jahr bestand Freinet sein Examen als Professor für Literatur. Er wurde an eine höhere Schule berufen, lehnte dies jedoch ab und blieb an der kleinen Dorfschule.
In Hamburg-Altona lernte Freinet auch die Ideen der Reformpädagogen Hugo Gaudig und Berthold Otto kennen, welche ihn so faszinierten und beeindruckten, „dass sie sich in den später von ihm vertretenen Ideen seiner Selbsttätigkeitspädagogik, seines Sozialidealismus und seiner Persönlichkeitsbildung nachhaltig“ (ebenda, S.140) niederschlugen.
Freinet merkte schnell, dass er all das, was er verwirklichen wollte, nicht allein schaffen konnte. Deshalb gründete er 1924 die `Cooperative de l´Enseignement Laic´ (C.E.L.). Die C.E.L. war ein Zusammenschluss von Lehrern, die die alltäglichen Situationen und Schwierigkeiten hinsichtlich Materialien für die Schule, die kindgerecht sein müssten, kannten. Zusammen versuchten sie eben solche zu erstellen und bereit zu stellen.
Im Jahr 1926 hatte Freinet bereits neun druckende Schulen, die mit ihm und seiner Klasse korrespondierten. Er heiratete Elise, welche auch Lehrerin war. Sie unterstützte ihn zeitlebens.
Freinet begann dann, seine Erfahrungen schriftlich festzuhalten und auch die Druckerpressen wurden stetig weiterentwickelt. 1927 fand der erste Kongress der Schuldrucker in Tours statt. 1928 traf er in Leipzig mit allen namenhaften Reformpädagogen beim internationalen pädagogischen Kongress zusammen. Seine Ideen der Druckerpressen verblieben bei den deutschen Pädagogen, „da sich viele Lehrer für diese neue Möglichkeit, die schriftlichen und künstlerischen Arbeiten der Schüler festzuhalten und zu vervielfältigen“ (ebenda, S.141), interessierten. Durch Petersen, Dewey, Montessori und Decroly angeregt, entwickelte Freinet „eigene Arbeitsmittel, eine Dokumentensammlung und Nachschlagkiste“ (ebenda).
Zwei Jahre später begann Freinet eine Schülerarbeitsbücherei zu erstellen.
Bis zum zweiten Weltkrieg fanden jährlich die Kongresse der C.E.L statt. 1933 waren schon 1500 Menschen als Mitglieder registriert. Im gleichen Jahr wurde Freinet vom Dienst suspendiert, erreicht wurde dies durch Verleumdung seiner Gegner. „Schwelende Differenzen mit dem Bürgermeister wegen krasser materieller Missstände in der Dorfschule, Selbsthilfeaktionen der Eltern und wachsendes Misstrauen der Bevölkerung angesichts einer ausländischen Besucherschar, (...), führen zu Verdächtigungen und Intrigen rechts-reaktionärer Kreise in St. Paul.“ Die Suspendierung erfolgt trotz der Unterstützung durch Kollegen, Eltern und der Bevölkerung von Bar-sur-Loup. Freinet wollte dann mit dem Erbteil seiner Frau ganz nach dem Vorbild von Hermann Lietz und Paul Geheeb ein Landerziehungsheim erbauen. Vor allem sollte es Nähe zur Natur aufweisen. Freinet kaufte ein Haus mit einem Grundstück. Es lag auf einem Hügel in dem Weiler Pioulier. „Mit einer Handvoll Kinder leben sie dort und arbeiten am Aufbau der Schule. Langsam, Stein für Stein, entstehen dezentral gelegene Pavillons, die mit ihren großzügigen Terrassen und hellen Fensterfronten der Natur zugewandt sind. In ihrer freundlichen Architektur verraten sie viel vom Gespür Freinets für eine positive Lernumwelt“ (Laun, S.29).
1935 wurde das Landerziehungsheim eröffnet und wurde von da an `Feinet-Schule´ genannt. Angefangen hatte Freinet mit circa 15 Kindern in seiner Schule. In den folgenden Jahren verfasste Freinet eine Vielzahl von Texten („La Technique Freinet“, „La grammaire française en 4 pages“, „Plus de leçons“, „Plus de manuels scolaires“ und „Le fichier scolaire coopératif“ 1937/38) zu seiner Arbeit und nahm auch regelmäßig an pädagogischen Kongressen teil.
Während des zweiten Weltkrieges wurde Freinet mehrere Male verhaftet, weil er als „unsichere Person“ (ebenda) eingestuft wurde, in politischer Hinsicht. Seine Frau und seine Tochter konnten fliehen aber das ganze Material der C.E.L. wurde beschlagnahmt. In der Zeit schrieb er immer weiter an seinen Texten oder organisierte Unterricht zum Lesen und Schreiben. 1941 wurde er vorzeitig aus dem Internierungslager Saint Sulpice entlassen, auf Grund krankheitlicher Umstände.
Nach dem Krieg organisierte Freinet sofort wieder eine Tagung der C.E.L. Es nahmen 130 Lehrer teil. Freinet versuchte, seine pädagogische Bewegung wieder aufzubauen. Er hoffte, dass er dies durch die Veröffentlichungen erreichen könne, die er in den Jahren der Gefangenschaft geschrieben hatte. Er publizierte alles in den Jahren von 1946 bis 1950. 1947 wurde das Landerziehungsheim, die „Freinet-Schule“ wiedereröffnet.
[...]
- Quote paper
- Janet Beutler (Author), 2005, Das Schulkonzept der Freinet-Pädagogik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/42400
-
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X.