Aus Sicht von IT-Anbietern stellt sich heute nicht mehr die Frage, ob Open Source Software (OSS) grundsätzlich eingesetzt werden soll, sondern wie mit solchen Anwendungen und Dienstleistungen erfolgreiche Geschäftsmodelle entwickelt werden können.
Die vorliegende Arbeit versucht aufbauend auf den Software-Merkmalen und insbesondere der Grundlagen und Besonderheiten von OSS mögliche Bestimmungsfaktoren für Geschäftsmodelle im Bereich OSS aufzuzeigen. Die Geschäftsmodell-Ontologie mit den vier Hauptelementen Produkt, Kundenmanagement, Infrastrukturmanagement und finanzielle Aspekte und den jeweiligen Ausprägungen bildet dazu die Basis für sog. Analyseraster. Mit Hilfe dieser Analyseraster werden die Bestimmungsfaktoren von ausgewählten OSS-Geschäftsmodellen beschrieben.
Aufgrund der Tatsache, dass dank des Internets digitale Informationen praktisch beliebig oft ausgetauscht und ohne grosse Berücksichtigung von Eigentumsrechten verbreitet werden können, entwickelten sich mindestens zwei unterschiedliche Perspektiven für die Vermarktungsweise von Software.
Die erste fokussierte sich auf einen verbesserten Schutz der Urheberrechte von digitalen Informationen mit Hilfe von Lizenzen. Denn eine Software-Lizenz ist eine Art Vertrag, in dem eine Partei (Lizenzgeber) einer anderen (Lizenznehmer) bestimmte Nutzungsrechte an einer urheberrechtlich geschützten Software überlässt oder beschränkt. Nichtsdestotrotz ermöglichen die einfachen Kopiermöglichkeiten von digitalen Gütern das leichte Erstellen und Weiterverbreiten von unrechtmässigen Kopien, insbesondere von proprietärer Software. Gemäss Business Software Alliance (BSA) hat Softwarepiraterie im Jahre 2002 weltweit Verluste von 13,08 Milliarden Dollar verursacht.
Die zweite Betrachtungsweise hingegen setzte sich zum Ziel, die freie Verbreitung von digitalen Informationen im Bereich Software unter den Begriffen „Free Software“ (FS) oder Open Source Software (OSS)“ zu fördern. Im Gegensatz zu proprietärer Software geht es bei FS und OSS nicht darum, Rechte einzuschränken, sondern darum, möglichst vielen Menschen eine Veränderung des Codes zu gestatten und damit u.a. eine langfristige Verbesserung der Software zu ermöglichen.
Eine Ausnahme bildet das sog. „Dual License“-Modell. Bestimmte OSS-Anbieter (z.B. MySQL und Trolltech) vertreiben ihre Software einerseits kostenlos unter einer OSS-Lizenz und andererseits kostenpflichtig unter einer weniger restriktiven Lizenz mit kommerzieller Verwendungsmöglichkeit.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Zielsetzung
1.3 Aufbau der Arbeit
2 Digitales Gut Software
2.1 Definition digitales Gut
2.2 Merkmale des digitalen Gutes Software
2.2.1 Angebotsseitige Merkmale
2.2.2 Nachfrageseitige Merkmale
3 Grundlagen Open Source Software (OSS)
3.1 Historische Entwicklung
3.1.1 Geschichte
3.1.2 Zusammenfassung
3.2 Definitionen und Lizenzen
3.2.1 Free Software (FS) versus Open Source Software (OSS)
3.2.2 Open Source Definition (OSD)
3.2.3 GNU / General Public License (GPL) und Copyleft
3.3 Begriffsabgrenzung
3.3.1 Proprietäre Software
3.3.2 Shareware
3.3.3 Freeware
3.3.4 Shared Source Software
3.3.5 Public Domain Software
3.3.6 Zusammenfassung Software-Lizenzmodelle
3.4 Open Source Software-Projekte heute
4 Geschäftsmodell-Ontologie
4.1 Definition Geschäftsmodell
4.2 Produkt
4.2.1 Wertbegründung
4.2.2 Werthöhe
4.2.3 Preishöhe
4.2.4 Lebenszyklus
4.3 Kundenmanagement
4.3.1 Kundenzielgruppe
4.3.2 Distributionskanal
4.3.3 Kundenbeziehung
4.4 Infrastrukturmanagement
4.4.1 Wertschöpfung
4.4.2 Fähigkeiten
4.4.3 Zusammenarbeit
4.5 Finanzielle Aspekte
4.5.1 Ertragsmodell
4.5.2 Kostenstruktur
5 Bausteine für OSS-Geschäftsmodelle
5.1 Geschäftsmodell Linux-Distributoren
5.1.1 Produkt
5.1.2 Kundenmanagement
5.1.3 Infrastrukturmanagement
5.1.4 Finanzielle Aspekte
5.1.5 Verdichteter Analyseraster Linux-Distributoren
5.2 Geschäftsmodell OSS-Anwendungs-Anbieter
5.3 Geschäftsmodell OSS-Dienstleistungen
6 Zusammenfassung und Ausblick
6.1 Zusammenfassung
6.2 Ausblick
Autor
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Literaturverzeichnis
Selbständigkeitserklärung
1 Einleitung
1.1 Problemstellung
Mit der Entwicklung und Verbreitung des Internets ergab sich die Möglichkeit, digitale Informationen praktisch beliebig oft auszutauschen und dies ohne grosse Berücksichtigung von Eigentumsrechten. Shapiro/Varian heben einerseits die Vorteile des Internets als neues, schnelles Distributionsmedium von digitalen Informationen hervor, sehen aber andererseits Probleme in der Tatsache, dass durch das Internet eine unkontrollierbare Kopiermaschine in Gang gesetzt wurde: „Digital information can be perfectly copied and instantaneously transmitted around the world, leading many content producers to view the Internet as one giant, out-of-control copying machine“.[1]
Aufgrund dieser Tatsache entwickelten sich mindestens zwei unterschiedliche Perspektiven für die Vermarktungsweise von Software.[2] Die erste fokussierte sich auf einen verbesserten Schutz der Urheberrechte von digitalen Informationen mit Hilfe von Lizenzen. Denn eine Software-Lizenz ist eine Art Vertrag, in dem eine Partei (Lizenzgeber) einer anderen (Lizenznehmer) bestimmte Nutzungsrechte an einer urheberrechtlich geschützten Software überlässt oder beschränkt.[3]
Nichtsdestotrotz ermöglichen die einfachen Kopiermöglichkeiten von digitalen Gütern das leichte Erstellen und Weiterverbreiten von unrechtmässigen Kopien, insbesondere von proprietärer Software. Gemäss Business Software Alliance (BSA) hat Softwarepiraterie im Jahre 2002 weltweit Verluste von 13,08 Milliarden Dollar verursacht.[4]
Die zweite Betrachtungsweise hingegen setzte sich zum Ziel, die freie Verbreitung von digitalen Informationen im Bereich Software unter den Begriffen „Free Software“ (FS) oder Open Source Software (OSS)“ zu fördern.[5] Im Gegensatz zu proprietärer Software geht es bei FS und OSS nicht darum, Rechte einzuschränken, sondern darum, möglichst vielen Menschen eine Veränderung des Codes zu gestatten und damit u.a. eine langfristige Verbesserung der Software zu ermöglichen.
So sind in den letzten paar Jahren diverse freie Software-Projekte entstanden, welche mit herkömmlichen proprietären Software-Anwendungen direkt vergleichbar sind. Im Server- und vermehrt auch Desktop-Bereich ist dies z.B. Linux mit K Desktop Environment (KDE) oder Gnome als grafische Benutzeroberflächen. Aber auch ganze Büroanwendungen (OpenOffice), Webserver und Webbrowser (Apache[6] und Mozilla[7]) sind Beispiele für erfolgreiche und z.T. stark verbreitete OSS-Anwendungen.
Das Problem von illegalen Software-Kopien stellt sich bei OSS nicht, da gemäss Open Source Definition (OSD)[8] ein freier Zugang zur Software und unbeschränkte Kopiermöglichkeiten gar vorgeschrieben sind.
Aus Sicht der Nachfrager wird proprietäre und urheberrechtlich geschützte Software durch die Erhebung von sog. Lizenzgebühren entgolten, welche einmalig oder wiederkehrend fällig sind. Bei OSS besteht keine Möglichkeit, Software-Lizenzgebühren zu verlangen, da sonst die freie Verbreitung gefährdet ist.[9] Es braucht deshalb andere Ansätze, damit auf Basis von OSS echte Geschäftsmodelle entstehen können.
Eine Ausnahme bildet das sog. „Dual License“-Modell. Bestimmte OSS-Anbieter (z.B. MySQL und Trolltech) vertreiben ihre Software einerseits kostenlos unter einer OSS-Lizenz und andererseits kostenpflichtig unter einer weniger restriktiven Lizenz mit kommerzieller Verwendungsmöglichkeit.
1.2 Zielsetzung
Das übergeordnete Ziel dieser Arbeit besteht darin, eine Übersicht über mögliche Bestimmungsmerkmale für Geschäftsmodelle im Bereich OSS zu geben. Es soll anhand der Definition und typischen Eigenschaften des digitalen Gutes Software aufgezeigt werden, welche Merkmale der Software-Markt aufweist. Anschliessend dienen die Ausführungen über die Grundlagen von OSS als Vorbereitung für das Verständnis von bestehenden OSS-Geschäftsmodellen.
Wie sich ein Geschäftsmodell zusammensetzt, zeigt die Geschäftsmodell-Ontologie nach Osterwalder.[10] Diese dient denn auch als Analyseraster für die Beschreibung von Bestimmungsmerkmalen, bzw. Bausteinen für OSS-Geschäftsmodelle.
1.3 Aufbau der Arbeit
Die vorliegende Arbeit ist in 6 Kapitel gegliedert. Die folgende Abbildung gibt eine Übersicht.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1 : Aufbau der Arbeit.
In Kapitel 1 werden einleitende Erläuterungen zur Problemstellung, Zielsetzung und zum Aufbau der Arbeit dargelegt.
Im 2. Kapitel folgen die theoretischen Grundlagen von digitalen Gütern. Zudem werden die angebots- und nachfrageseitigen Merkmale von Software aufgezeigt.
Mit den Grundlagen von Open Source Software (OSS) beschäftigt sich das 3. Kapitel. Der erste Abschnitt enthält eine Zusammenstellung der wichtigsten historischen Entwicklungen. Anschliessend werden im zweiten Abschnitt die Unterschiede der Begriffe Free Software (FS) und Open Source Software (OSS) aufgezeigt. Zudem werden die Open Source Definition (OSD) und die GNU / General Public License (GPL) erläutert. Der dritte Abschnitt führt eine Begriffsabgrenzung zwischen proprietärer Software, Shareware, Freeware, Shared Source Software und Public Domain Software durch. Im letzten Abschnitt werden heutige OSS-Projekte aufgeführt und kurz beschrieben.
Das 4. Kapitel befasst sich mit den Grundlagen der Geschäftsmodell-Ontologie nach Osterwalder. Zuerst wird das Geschäftsmodell nach Osterwalder kurz definiert und anschliessend werden die vier Hauptelemente Produkt, Kundenmanagement, Infrastrukturmanagement und finanzielle Aspekte der Geschäftsmodell-Ontologie betrachtet. Jedes der vier Hauptelemente wird mit den entsprechenden Ausprägungen, bzw. Bestimmungsfaktoren zu einem Analyseraster zusammengefasst.
Auf allen vorangehenden Kapiteln aufbauend, ist das 5. Kapitel geschrieben. Die Analyseraster werden für die Beschreibung der wichtigsten OSS-Geschäftsmodelle verwendet und veranschaulichen die Bestimmungsmerkmale, bzw. Bausteine von OSS-Geschäftsmodellen.
Begonnen wird mit dem bekanntesten und ältesten OSS-Geschäftsmodell, den Linux-Distributoren. Nach Abschluss der Detailanalyse dient die Verdichtung aller Merkmale in einer einzigen Tabelle als Übersicht über die einzelnen Bestimmungsfaktoren. Es folgt eine Analyse von weiteren OSS-Geschäftsmodellen.
Das 6. und letzte Kapitel fasst die wichtigsten Grundlagen und Ergebnisse nochmals zusammen und enthält einen kurzen Ausblick.
2 Digitales Gut Software
In diesem Kapitel werden die Definition und die für diese Arbeit zentralen Merkmale von digitalen Gütern behandelt.
2.1 Definition digitales Gut
Für das Verständnis des Begriffs digitales Gut ist es wichtig, zuerst zu verstehen, was genau mit dem Begriff Information gemeint ist. Für Shapiro und Varian ist alles Information, was digitalisiert werden kann.[11] Das heisst, die Information muss in Form eines Bitstreams[12] codierbar sein. Damit gelten Film-, Musik- und Bilddateien, elektronische Dokumente, Websites, Datenbanken und grundsätzlich auch Software als sog. Informationsgüter, bzw. digitale Güter. Da die Übergänge zwischen Information, Informationsgut und digitalem Gut relativ fliessend sind, werden im weiteren Verlauf dieser Arbeit die drei Begriffe zusammen unter der Bezeichnung digitales Gut verwendet. Hinzu kommt, dass die wichtigsten Merkmale von Informationen auch für Informationsgüter gelten.
Die Digitalisierung von Informationen führte zur Erstellung, Nutzung und Reproduktion von digitalen Inhalten wie Ton, Bild, Text und Software etc.[13] Durch die Vernetzung von Personal Computern mit Hilfe des Internets haben sich neue Arten der Informationsverbreitung über Datennetze eröffnet.[14] Digitale Güter können mit geringem Aufwand und vor allem ohne Qualitätsverlust kopiert und verbreitet werden. Die Transaktions- und Distributionskosten gehen dabei gegen Null.[15]
Es fällt jedoch auf, dass digitale Güter bezüglich ihrer Art und Verwendung differenzierter betrachtet werden müssen. Denn Inhalte wie Ton und Bild (u.a. Filme), aber auch Texte, benötigen normalerweise keine weiteren Instruktionen zur Konsumption.[16] Damit besteht auch keine Möglichkeit, z.B. über die Erbringung von Dienstleistungen eine Verwertungsstrategie zu betreiben. Es kann also zu einem gewissen Grade nachvollzogen werden, weshalb neuere Verwertungsmodelle solcher digitaler Güter stärker auf Verfahren des Digital Rights Management (DRM)[17] ausgerichtet sind. Hinzu kommt seit kurzem eine gezielte Entwicklung von Kopiersperren bei Anschlüssen an Datenempfangs- und Datenausgabe-Geräten wie z.B. Fernseher, Computer, Heimkinoanlagen, Digitalkameras und Videorecorder.[18]
Im Gegensatz dazu sind die meisten Unternehmen bei der Nutzung von Software auf weitere Dienstleistungen des IT-Anbieters angewiesen wie z. B. Beratung, Installation, Anpassung, Schulung und Wartung.
2.2 Merkmale des digitalen Gutes Software
Um die Besonderheiten des digitalen Gutes Software zu veranschaulichen, werden die wesentlichen ökonomischen angebots- und nachfragseseitigen Merkmale[19] von Software kurz beschrieben.
2.2.1 Angebotsseitige Merkmale
Die erstmalige Produktion des digitalen Gutes Software schlägt mit relativ hohen Kosten zu Buche. Bis die Software erfolgreich vertrieben werden kann, muss sie ausführlich getestet werden. Beide Aufwände fallen als einmalige Kosten (sog. Sunk Costs) an.[20] Umso mehr sollte Software nach ihrer Fertigstellung möglichst schnell auf den Markt gebracht werden.
Bei der Reproduktion von Software streben die Kosten praktisch gegen Null.[21] Die Grenzkosten der Produktion sind dadurch sehr gering. Eine kostenbasierte Verkaufsstrategie macht beim Vertrieb von fertiggestellter Software wenig Sinn. Shapiro/Varian schlagen deshalb vor, dass sich der Preis des digitalen Gutes an der individuellen Wertvorstellung des Kunden orientieren soll. Denn ein weiteres Merkmal von Software – die Immaterialität[22] – führt dazu, dass die genaue Messung des Wertes von Software nur schwer möglich ist.[23]
Durch eine gute Strukturierung und Modularisierung der Software können Änderungen schnell und einfach durchgeführt werden.[24] Unter Verwendung von sog. APIs (Application Programming Interfaces), können zudem verschiedene einmal angefertigte Programmelemente in anderen Programmen wiederverwendet werden.
Netzwerkeffekte führen dazu, dass die Attraktivität einer Software-Anwendung (z.B. eines Betriebssystems) mit zunehmender Marktdurchdringung steigt. Damit nimmt auch die Anzahl Nutzer zu und dies steigert wiederum die Attraktivität für neue Entwickler, eigene Entwicklungsleistungen beizutragen.
Ein weiteres wichtiges Merkmal von Software ist die Internationalität. Vor allem die Software-Entwicklung kann dank den Eigenschaften von digitalen Gütern weltweit verteilt und voneinander zeitunabhängig erfolgen. Zudem sind die Kosten für den Aufbau eines internationalen Vertriebsnetzes relativ gering. Was bleibt, sind allfällige Markteinführungskosten, Aufwendungen bezüglich diverser Sprachübersetzungen (Handbücher, Software, etc.) und Aufwendungen zur Steigerung des Bekanntheitsgrades.
2.2.2 Nachfrageseitige Merkmale
Digitale Güter, so auch Software, sind praktisch nicht erschöpflich, weil sie wie bereits erwähnt, beliebig oft und v.a. ohne Qualitätsverlust kopiert werden können.[25] Damit kann Software grundsätzlich nicht physisch abgenutzt werden.[26] Im Vergleich dazu beträgt z.B. bei Hardware die Lebenszykluszeit gemäss Balzert rund 3 Jahre.[27] Software kann jedoch technisch gesehen altern, wenn diese nicht an die sich ständig ändernde Soft- und Hardware-Umgebung (z.B. neues Betriebssystem, Objektorientierung als neue Programmiertechnik) angepasst wird.[28] Die Software gilt u.a. dann als veraltet, wenn eine neue Version neue gewünschte Funktionen zur Verfügung stellt.
Durch die offensichtlich vorhandenen Netzwerkeffekte bei einer grösseren Nutzeranzahl von Software-Anwendungen, werden der Dateiaustausch (u.a. infolge Standardisierung) und die Hilfeleistungen bei der Programmbenutzung vereinfacht und verbessert.[29]
Software gilt auch als Erfahrungsgut.[30] Vor dem Kauf können vom Konsumenten die Funktionen der Software-Anwendung nur teilweise festgestellt werden. Erst nach intensivem Gebrauch kann die Qualität und Eignung erkannt werden. Der Wechsel zu einer anderen Software wird schwieriger, je länger der Anwender sich mit der Software auseinandersetzt und damit anwendungsspezifisches Humankapital aufbaut. Zudem spricht eine hohe Integration einer Anwendung in der Unternehmung grundsätzlich gegen einen Wechsel.
3 Grundlagen Open Source Software (OSS)
Im folgenden Kapitel werden die Grundlagen von OSS erläutert. Es geht darum, einen Überblick über die historische Entwicklung zu geben. Zudem werden die Unterschiede der Begriffe Free Software (FS) und Open Source Software (OSS) aufgezeigt. Ausserdem werden weitere Software-Kategorien voneinander abgegrenzt und in einer Übersicht veranschaulicht. Der letzte Abschnitt beinhaltet eine Illustration der heutigen OSS-Projekte.
3.1 Historische Entwicklung
3.1.1 Geschichte
Um zu verstehen wie der Begriff der Free Software (FS) entstanden ist, soll hier auf die wichtigsten Ereignisse in der historischen Entwicklung von „Freier Software“ eingegangen werden. Auf eine ausführliche Beschreibung der geschichtlichen Hintergründe von FS und OSS wird an dieser Stelle jedoch verzichtet, da dies nicht im Zentrum des Forschungsinteresse steht. Zudem haben sich bereits einige wissenschaftliche Arbeiten und andere literarische Werke eingehend damit beschäftigt.[31]
In den sechziger Jahren bestand das Computergeschäft v.a. im Verkauf und Support von Hardware.[32] Für jedes Hardware-Gerät (z.B. Grossrechner) wurde ein spezielles Betriebssystem entwickelt und angepasst. Es gab kein Betriebssystem, welches auf unterschiedlichen Hardwareplattformen eingesetzt werden konnte. In den Forschungslabors von AT & T entwickelte Ken Thompson 1969 die erste Version von UNIX. Damit wurde Software erstmals proprietär, wodurch kommerzielle UNIX-Nutzer hohe Lizenzgebühren bezahlen mussten. Universitäten konnten UNIX jedoch gegen eine Schutzgebühr beziehen.
Auf Basis von UNIX entwickelten sich in der Folge einige wichtige Internet Technologien, z.B. das Computer Netzwerk „Usenet“ (1979), ein Vorläufer des Internets.[33]
1975 veröffentlichte Richard Stallman den ersten freien Editor genannt „Emacs“ und 1981 entstand durch Eric Allman „Sendmail“, ein heute immer noch dominierender Mail Transport Agent (MTA).
UNIX galt als grosses „Free Software“-Projekt bis 1982 AT&T die Lizenzpolitik von UNIX änderte und das Betriebssystem nur noch gegen hohe Lizenzgebühren an kommerzielle Nutzer verkaufte. Richard Stallman, der sich der freie Austausch von Quellcode unter Software-Entwicklern gewohnt war, kündigte Ende 1983 die Entwicklung eines freien UNIX Betriebssystems an. Er nannte es GNU. GNU ist ein rekursives Akronym und heisst „GNU’s Not UNIX“. Um das GNU-Projekt zu unterstützen, gründete Stallman 1985 die Free Software Foundation (FSF), eine Organisation, welche die Verbreitung von freier Software zusätzlich fördern soll. Mit professioneller Unterstützung von Juristen entwickelte die FSF die GNU General Public License (GPL). 1989 wurde die erste und 1991 die 2. Version der GNU / GPL veröffentlicht. Im selben Jahr entwickelt Linus Torvalds den UNIX-kompatiblen Linux Kernel (als Version 0.01), welcher als Kernel für das GNU-Betriebssystem verwendet wird. Dieser Linux-Kernel wird auch heute noch verwendet.
Ab 1992 traten die ersten Software-Dienstleister rund um Freie Software, insbesondere Linux, in Erscheinung. Zum einen war dies die Gesellschaft für Software und System-Entwicklung mbH aus Deutschland (heutige SuSE Linux AG) und zum anderen 1993 die ACC Corporation (heutige Red Hat Inc.) aus den USA. Im selben Jahr wurde auch der Linux-Distributor Debian gegründet, welcher als einziger von Beginn weg durch die FSF unterstützt wurde.
Das erste Linux-Betriebssystem mit der Kernel-Version 1.0 wurde 1994 freigegeben. 1995 erschien die Version 1.0 des Apache Webservers und ein Jahr später war Apache bereits weltweit führend unter den Webservern. Im selben Jahr entstanden die beiden Projekte KDE (K Desktop Environment) und GNOME (GNU Network Object Model Environment). KDE und GNOME sind graphische Benutzeroberflächen für GNU / Linux.
1998 kommt es zur Gründung der Open Source Initiative (OSI), eine Art Marketing-Organisation, welche sich die Förderung des von ihr entwickelten Begriffes „Open Source” zum Ziel gesetzt hat.[34]
Zum ersten Mal wurde 1998 der Quellcode eines Web-Browsers, derjenige von Netscape, unter dem Namen Mozilla veröffentlicht. Mit MandrakeSoft (Frankreich) nahm im selben Jahr ein weiterer Linux-Distributor die Geschäftstätigkeit auf.
Anfangs 1999 entstand Freshmeat.net eine OSS-Plattform (auch Mediator genannt[35]), welche gemäss eigenen Angaben über das weltweit grösste Verzeichnis von Unix- und anderen plattformübergreifenden Anwendungen verfügt. Hinzu kommen unzählige Palm OS-Software-Applikationen und andere OSS-Anwendungen. Die aktuelle Anzahl an registrierten Projekten und Entwicklern beläuft sich auf 33’673, bzw. 282’110 (Stand Ende Juni 2004).
Ende 1999 gründete das Unternehmen VA Software die OSS-Entwicklungs-Plattform Sourceforge.net. Sie gilt mittlerweile als weltweit grösste Datenbank mit Open Source Code und Anwendungen, welche über das Internet zugänglich ist. VA Software selbst ist in den beiden Geschäftsfeldern Software Entwicklung und Internet Medien/E-Commerce tätig.[36]
Die folgende Abbildung zeigt den Wachstumsverlauf der registrierten Projekt- und Entwickleranzahl auf Sourceforge.net. Wird davon ausgegangen, dass das Wachstum der registrierten Projekte- und Entwickleranzahl unvermindert anhält, dann wird Sourceforge.net in rund zwei Jahren die Grenze von 1 Million registrierten Entwicklern und 100'000 Projekten überschreiten.[37]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2 : Wachstumsverlauf der Projekt- und Entwickleranzahl.[38]
Die gesamte Nutzung von Sourceforge.net ist für Entwickler, Anwender etc. kostenlos. Die Software, die jedoch dahintersteht, wurde 2001 von VA Software als SourceForge Enterprise Edition veröffentlicht. Diese Projektmanagement- und Applikationsentwicklungs-Plattform gilt als Hauptprodukt von VA Software und wird als proprietäre Software (!) vertrieben. Sourceforge.net stellt also eine Art Vermittlungsplattform von OSS im Sinne eines Mediators dar. Die Plattform und die gesamte darauf arbeitende OSS-Entwickler-Community wird von VA Software jedoch als Vorzeigebeispiel für ihr proprietäres Produkt genutzt. Die Free Software Foundation Europe reagierte auf das Vorgehen von VA Software mit einem Boykott-Aufruf.[39]
Ein weiteres Beispiel für einen Mediator ist die Firma CollabNet mit dem Produkt SourceCast. SourceCast entstand aus dem ursprünglich 1999 initiierten Mediator-Projekt SourceeXchange. Damit sollte eine Art Marktplattform für OS-Programmierkenntnisse aufgebaut werden. Das Projekt scheiterte jedoch wegen mangelnder Attraktivität und wurde kurz nach der Gründung wieder geschlossen.[40] SourceCast ist eine sehr ausgereifte, webbasierte Entwicklungsumgebung mit Projektkommunikation und –administration, Wissensmanagement und weiteren nützlichen Anwendungen zur Entwicklung von (OS-) Software.[41] So wird z.B. OpenOffice auf Basis von SourceCast entwickelt, SourceCast selbst wurde jedoch nicht unter einer OSS-Lizenz veröffentlicht.
In den folgenden Jahren kamen nicht nur laufend neue Updates für bestehende OSS-Anwendungen heraus (z.B. Sendmail, Linux, KDE, GNOME Apache), sondern es entstanden auch immer wieder neue Projekte, wie dies u.a. die Zahlen der registrierten Software-Projekte auf Sourceforge.net verdeutlichen (siehe obige Abbildung).
Ein Höhepunkt in der Geschichte der FSF stellte 2001 die Gründung der FSF Europe und FSF India dar. Das ideologische Gedankengut der Free Software Foundation sollte damit in weitere wichtige Software-Entwicklungsländer fliessen.
Seit 2001 verfügt der Linux-Distributoren-Markt über einen weiteren Anbieter, nämlich Lindows.com. Neu an dieser Distribution ist das gleichzeitige Ausführen von Windows- und Linux-Programmen unter einer Oberfläche. Da Microsoft die Verwendung dieses Namens jedoch Anfangs 2004 gerichtlich stark einschränken und teilweise verbieten konnte, entschied sich das Unternehmen eine Umbenennung in Linspire.com vorzunehmen.
In Deutschland entstand Ende 2001 der nicht-kommerzielle Open Source-Mediator BerliOS.de. Die erste Version der Plattform ging Mitte 2002 in Betrieb. BerliOS.de hat sich zum Ziel gesetzt, die unterschiedlichen Interessengruppen im Umfeld der Open-Source-Software (OSS) zu unterstützen und dabei eine neutrale Vermittlerfunktion anzubieten. Die Zielgruppen von BerliOS.de sind einerseits Entwickler und Anwender von OSS und andererseits kommerzielle Hersteller von OSS-Betriebsystemen und Anwendungen sowie Support-Firmen.[42] OSDir.com, Bioinformatics.org, FreeOS.com, Savannah.gnu.org, Tigris.org, Schoolforge.net (OSS für Schulen) etc. sind weitere z.T. nicht-kommerzielle OS-Plattformen, auf die aber an dieser Stelle nicht näher eingegangen wird. Denn sie beziehen sich einerseits auf software-spezifische Anwendungen (z.B. nur Betriebssysteme oder GNU-Software) und zudem sind die genannten Portale bezogen auf die registrierte Projekt- und Entwickleranzahl wesentlich kleiner als Freshmeat.net oder v.a. Sourceforge.net.
Auch die Schweiz verfügt seit Oktober 2003 über eine Art Informationsplattform im Bereich Freier und Open Source Software (FOSS), genannt LOTS[43]. LOTS ist die Abkürzung des englischen Slogans „Let’s Open the Source“. LOTS ist als Verein aufgebaut und bezweckt, die Verbreitung von FOSS in der Schweiz zu fördern. Das Engagement des Vereins soll als neutrale Plattform zur Verbesserung der Kommunikation zwischen Entwicklern, Dienstleistern und Anwendern von FOSS beitragen. Dazu fand Mitte Februar 2004 erstmals eine Messe mit Firmenständen, und Referaten an der Universität Bern statt. Rund 500 Personen besuchten die Veranstaltung. Die Website von LOTS verfügt über eine Verlinkung zum sog. FOSS-Directory, welches von /ch/open, der Swiss Open Systems User Group initiiert und entwickelt wurde. Mittlerweile sind in diesem FOSS-Firmenverzeichnis 167 Einträge zu finden (Stand Mitte Juli 2004).
Wenige Tage nach der LOTS-Veranstaltung veröffentlichte die Bundesverwaltung in Bern ihre OSS-Strategie. Kurz zusammengefasst soll quelloffene Software bei jeder Beschaffung für die Schweizer Bundesverwaltung gleichberechtigt mit den bisherigen Produkten wie Windows, MS-Office, Unix und SAP geprüft werden.[44]
3.1.2 Zusammenfassung
Als Zusammenfassung dient die Abbildung 3, welche eine Übersicht zu den wichtigsten Ereignissen in der Geschichte von FOSS vermittelt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Software-Anwendungen Distributoren
Instititutionen Marktplätze / Infoportale
Abbildung 3 : Geschichte der freien Software.[46]
3.2 Definitionen und Lizenzen
3.2.1 Free Software (FS) versus Open Source Software (OSS)
Die Free Software Foundation (FSF) wurde wie bereits erwähnt 1985 von Richard Stallman, dem Gründer des GNU-Projekts, gegründet. Die FSF entwickelte Mitte der 80er Jahre die erste grundlegende Definition von Freier Software, die sog. „Free Software Definition (FSD)“[47]. Als eine Art Kurzversion dieser Definition gilt der folgende Satz: “Free software is a matter of the users' freedom to run, copy, distribute, study, change and improve the software”. Für die drei letztgenannten Aktivitäten gilt der freie Zugang zum Quelltext als Voraussetzung.
Offenbar hatte die Softwareindustrie mit dem Begriff „free software“ einige Berührungsängste, zumal „free“ v.a. als „umsonst“ statt gemäss der FSF im Sinne von Freiheit („Free software is a matter of liberty, not price.“[48]) zu verstehen ist.
Es brauchte eine alternative Bezeichnung für freie Software, eine Art Marketingbegriff, um das Grundkonzept der freien Software auch den Unternehmen oder Aktionären schmackhaft zu machen.[49] Damit entstand der Begriff Open Source, welcher ursprünglich von Christine Peterson[50] (Foresight Institute) erdacht und auf dem Gründungstreffen der Open Source Intitiative (OSI) 1998 geprägt wurde.[51] Unmittelbar danach griffen diverse grössere Computerunternehmen, darunter Corel, Sun Microsystems, IBM und Oracle „Open Source“ auf und kündigten Portierungen ihrer Hard- oder Software auf Open Source Programme an.[52]
Open Source heisst aus dem Englischen übersetzt „quelloffen“ (bzw. offene Quelle). Es handelt sich bei diesem Begriff demnach um eine eher technikorientierte Bezeichnung. Der bei der Entwicklung von Software entstandene Programmtext wird auch Quelltext, Quellcode oder Sourcecode genannt. Damit der Quellcode von Maschinen (Computer) korrekt interpretiert werden kann, bedarf dieser besonderer Übersetzungsprogramme (sog. Compiler, Assembler oder Interpreter).[53]
Bei herkömmlicher Software im Sinne von proprietärer, geschlossener Software, wird Quellcode nur in kompilierter, bzw. übersetzter Form veröffentlicht. Bei Open Source Software ist der Quellcode jedoch per Definition frei zugänglich.
Zusammengefasst kann festgehalten werden, dass sich aus dem Begriff Free Software, die Bezeichnung Open Source Software herausgebildet hat.[54]
Obwohl heute im kommerziellen Bereich vorwiegend der Ausdruck OSS verwendet wird, ist die Free Software Foundation der Ansicht, Free Software entspreche eher dem ursprünglichen Gedankengut von Freier Software.[55]
Aufgrund der obgenannten Ausführungen wird im Folgenden nur noch der Begriff OSS für die Bezeichnung von quelloffener Software verwendet.
3.2.2 Open Source Definition (OSD)
Open Source bedeutet nicht nur Zugriff auf den Quellcode, sondern es gibt weitere Bedingungen zur Verbreitung von OSS.
Die OSI beauftragte Bruce Perens[56] mit der Erstellung der Open Source Definition (OSD).[57] Perens nahm dafür die Debian Free Software Guidelines (DFSG) als Ausgangslage. Die OSD beinhaltet eine Anzahl von Rechten, die eine Software-Lizenz dem Benutzer einräumen muss, wenn sie als OS-Lizenz gelten soll. Damit ist die OSD selbst keine Lizenz, sondern sie enthält eine Aufzählung von Bestimmungen für OSS-Lizenzen. Diese zehn Bestimmungen werden in der Folge genannt und kurz erläutert.[58]
1. Free Redistribution (Freie Weiterverbreitung)
“The license shall not restrict any party from selling or giving away the software as a component of an aggregate software distribution containing programs from several different sources. The license shall not require a royalty or other fee for such sale.”[59]
Die unbeschränkte Weiterverbreitung durch beliebige Kopien muss gestattet sein und es dürfen keine Lizenzgebühren für die Nutzung verlangt werden.
2. Source Code (Quellcode)
“The program must include source code, and must allow distribution in source code as well as compiled form. Where some form of a product is not distributed with source code, there must be a well-publicized means of obtaining the source code for no more than a reasonable reproduction cost preferably, downloading via the Internet without charge. The source code must be the preferred form in which a programmer would modify the program. Deliberately obfuscated source code is not allowed. Intermediate forms such as the output of a preprocessor or translator are not allowed.”
Der Quellcode muss jedem Anwender in verständlicher Form offengelegt werden. Er darf aber auch in kompilierter Form verbreitet werden, sofern der Quelltext zugänglich bleibt. Der Quellcode stellt die Grundlage für jegliche Veränderungen dar. Bewusst verwirrend geschriebener Code ist nicht erlaubt. Andere, vorbehandelte oder übersetzte Formen des Quellcodes sind auch nicht erlaubt.
3. Derived Works (Auf dem Programm basierende Werke)
“The license must allow modifications and derived works, and must allow them to be distributed under the same terms as the license of the original software.”
Die Veränderung und Weiterentwicklung der Software muss durch die Lizenz erlaubt sein. Zudem muss die Lizenz die Weiterverbreitung der veränderten Software unter den gleichen Lizenzbedingungen gewähren.
4. Integrity of The Author's Source Code (Die Unversehrtheit des Originalcodes)
“The license may restrict source-code from being distributed in modified form only if the license allows the distribution of "patch files" with the source code for the purpose of modifying the program at build time. The license must explicitly permit distribution of software built from modified source code. The license may require derived works to carry a different name or version number from the original software.”
Hier geht es darum, dass Autoren von Software das Recht erhalten, ihren Originalcode vom veränderten Code zu unterscheiden. Auch Nutzer sollen zwischen Originalcode und verändertem Code unterscheiden können.
5. No Discrimination Against Persons or Groups (Keine Diskriminierung von Personen oder Gruppen)
“The license must not discriminate against any person or group of persons.”
Diese Bestimmung enthält die Grundidee von OSS, nämlich die Gewährleistung der uneingeschränkten Nutzung. Es sollen demnach keine Personen oder Personengruppen von der Nutzung ausgeschlossen werden dürfen.
6. No Discrimination Against Fields of Endeavor (Keine Einschränkungen für bestimmte Anwendungsbereiche)
“The license must not restrict anyone from making use of the program in a specific field of endeavor. For example, it may not restrict the program from being used in a business, or from being used for genetic research.”
Obige Bestimmung wurde entwickelt, um politische Streitereien auszuschliessen. OSS darf nicht für bestimmte Anwendungsgebiete eingeschränkt werden.
7. Distribution of License ( Verbreitung der Lizenz )
“The rights attached to the program must apply to all to whom the program is redistributed without the need for execution of an additional license by those parties.”
Die zur Software gehörende OSS-Lizenz muss für alle gelten. Es dürfen keine zusätzlichen Lizenzen referenziert werden.
8. License Must Not Be Specific to a Product (Die Lizenz darf nicht für ein bestimmtes Produkt gelten)
“The rights attached to the program must not depend on the program's being part of a particular software distribution. If the program is extracted from that distribution and used or distributed within the terms of the program's license, all parties to whom the program is redistributed should have the same rights as those that are granted in conjunction with the original software distribution.”
Um die uneingeschränkte Nutzung eines Programms nicht zu gefährden, müssen für jede Anwendung einer Distribution von Software auch dieselben Lizenzbedingungen der eigentlichen Distribution gelten, ob sie innerhalb oder ausserhalb der Distribution verwendet wird.
9. License Must Not Restrict Other Software (Die Lizenz darf andere Software nicht beeinträchtigen)
“The license must not place restrictions on other software that is distributed along with the licensed software. For example, the license must not insist that all other programs distributed on the same medium must be open-source software.”
Damit jeder Benutzer selbst wählen kann wie er die OSS nutzen und verbreiten will, darf die Lizenz keine andere Software einschränken, die zusammen mit der lizenzierten Software verbreitet wird.
10. License Must Be Technology-Neutral (Die Lizenz muss technologisch neutral sein)
“No provision of the license may be predicated on any individual technology or style of interface.”
Bezüglich Technologie und Schnittstellen dürfen die Bestimmungen in der Lizenz keine besonderen Vorschriften erlassen.
Die OSI fasst alle OSD-geprüften und somit anerkannten Open Source-Lizenzen auf ihrer Website zusammen.[60] Mittlerweile umfasst der sog. License Index rund 50 Lizenzen, darunter die BSD (Berkeley Software Design) Lizenz, MPL (Mozilla Public License) und die LGPL (GNU / Lesser General Public License). Aber auch weitere bekannte Lizenzen wie die Apache Software License (Webserver), die IBM Public License, die Intel Open Source License, die PHP License (Programmiersprache), die Zope Public License (Content Management System) und vor allem die verbreitete GNU / General Public License, werden dort aufgeführt.
3.2.3 GNU / General Public License (GPL) und Copyleft
Eine der bekanntesten Lizenzen, welche von der OSI geprüft wurde, ist die von der FSF entwickelte GNU / General Public License (GPL). Die GPL gilt als die am weitesten verbreitete OSS-Lizenz, denn rund die Hälfte aller unter Sourceforge.net veröffentlichten OSS-Projekte ist unter GNU / GPL lizenziert.[61] Ein wesentliches Merkmal der GNU / GPL (und auch von weiteren OSD geprüften Lizenzen) ist die in die Lizenz eingebaute spezielle Schutzklausel. Diese stellt sicher, dass Weiterentwicklungen von Software-Anwendungen unter denselben Bedingungen der Lizenz wieder freigegeben werden müssen.[62] Es ist also nicht möglich, geänderte Programme neu als proprietäre Software zu vertreiben. Ein deutsches Gerichtsurteil bestätigte vor kurzem erstmalig die rechtliche Wirksamkeit der GNU / GPL.[63] Software, die unter derartigen Lizenzen freigegeben wird, bezeichnet man als „Copyleft“-Software. Dieser Begriff wurde bereits 1984 von Richard Stallman entwickelt und ist auf eine Invertierung der Formel „Copyright – all rights reserved“ zurückzuführen.[64] Software unter Copyleft ist freie Software und bleibt frei, auch wenn sie kopiert und verändert wird.[65]
Im Gegensatz dazu gibt es sog. „Non-Copyleft“-Software, die vom Autor mit der Erlaubnis versehen ist, sie weiterzuverbreiten, zu verändern und zusätzliche Einschränkungen hinzuzufügen.[66] Die Lizenz beinhaltet keine Schutzklausel wie Software unter Copyleft, wodurch der Lizenznehmer die Möglichkeit erhält, die Software in eigene proprietäre Produkte einzufügen oder Weiterentwicklungen unter einer eigenen Lizenz zu vertreiben.[67] Ein Beispiel für Non-Copyleft-Software ist die GNU / LGPL (Lesser General Public License).[68]
[...]
[1] Shapiro/Varian (1999), S. 4.
[2] Vgl. auch Nuss (2002a), S. 1.
[3] Vgl. FOKUS (2004a).
[4] Vgl. Business Software Alliance (2003), S. 3.
[5] Für eine detailliertere Betrachtung der beiden Bezeichnungen vgl. Kapitel 3.
[6] Laut Netcraft.com (2004) besitzt der Apache Webserver einen weltweiten Marktanteil von rund 67%.
[7] Gemäss OneStat (2004) hat der Open Source Internet Browser Mozilla innerhalb von zwei Jahren einen Marktanteil von 1.8% erreicht.
[8] Vgl. Kapitel 3.
[9] Vgl. Abschnitt 3.2.2, Punkt 1.
[10] Vgl. Osterwalder (2004).
[11] Vgl. zum Folgenden Shapiro/Varian (1999), S. 3.
[12] Ein Bitstream ist eine zeitliche Abfolge von Bits und wird in den Computer- und Informationswissenschaften verwendet. Die Bezeichnung Bit stammt von Binary Digit und stellt die kleinste Informationseinheit zur Speicherung von Daten dar. Ein Bit bezeichnet zwei sich gegenseitig ausschliessende Zustände z.B. in Form von 0 oder 1 oder wahr oder falsch. (Vgl. Wikipedia [2004]).
[13] Vgl. auch Grassmuck (2002), S. 33.
[14] Vgl. zum Folgenden Nuss (2002c), S. 1; Vgl. Shapiro/Varian (1999), S. 4.
[15] Vgl. Grassmuck (2002), S. 36.
[16] Vgl. Nuss (2002c), S. 8.
[17] DRM-Systeme sind Software-Lösungen, die auf spezifische Geschäftsmodelle jeweils abgestimmt, den Vertriebsweg digitaler Güter vom Hersteller bis zum Nutzer kontrollieren können (Nuss 2002c, S. 1).
[18] Vgl. Voregger/Suter (2004).
[19] Vgl. zum Folgenden Kooths/Langenfurth/Kalwey (2003), S. 20ff.
[20] Vgl. OECD (2002), S. 105.
[21] Vgl. Shapiro/Varian (1999), S. 3.
[22] Vgl. Balzert (2000), S. 26.
[23] Vgl. Kooths/Langenfurth/Kalwey (2003), S. 21.
[24] Vgl. Balzert (2000), S. 27.
[25] Vgl. Grassmuck (2002), S. 387.
[26] Vgl. Balzert (2000), S. 26.
[27] Vgl. Balzert (2000), S. 35.
[28] Vgl. Grassmuck (2002), S. 234; Vgl. Balzert (2000), S. 27.
[29] Vgl. Pasche/von Engelhardt (2004), S. 4.
[30] Vgl. Kooths/Langenfurth/Kalwey (2003), S. 22; Vgl. Pasche/von Engelhardt (2004), S. 3.
[31] Vgl. Weber (2004), S. 20ff; Vgl. Grassmuck (2002); Vgl. Ploch/Stewin/Koch (2002); Vgl. Raymond (2001).
[32] Vgl. Berlecon Research (2002), S. 12.
[33] Vgl. auch Newman (1999), S. 6ff.
[34] Für weitere Informationen siehe Abschnitt 3.2.1.
[35] Mediatoren sind sog. Vermittler, die unterschiedliche Interessen von Anspruchsgruppen im Bereich OSS zusammenbringen. Zu diesen Anspruchsgruppen zählen v.a. Entwickler, Anwender, Dienstleister, Hersteller und z.T. auch Werbetreibende.
[36] Vgl. zum Folgenden VA Software (2004).
[37] Vgl. auch Boston Consulting Group (2002).
[38] Vgl. Internet Archive (2004).
[39] Vgl. Free Software Foundation Europe (2001).
[40] Vgl. Weber (2004), S. 206.
[41] Vgl. CollabNet (2004).
[42] FOKUS (2004b).
[43] Für weitere Informationen vgl. www.lots.ch.
[44] Vgl. Informatikstrategieorgan Bund ISB (2004).
[45] Als Distiribution wird die Zusammenstellung aller notwendigen Komponenten zu einem lauffähigen Betriebssystem bezeichnet.
[46] Vgl. Fink (2003), S. 15; Vgl. Ploch/Stewin/Koch (2002), S. 5ff; Vgl. Meretz (2000), S. 8ff.
[47] Vgl. zum Folgenden Free Software Foundation (2004a).
[48] Free Software Foundation (2004a).
[49] Vgl. Grassmuck (2002), S. 230; Vgl. FOKUS 2004a.
[50] Für weitere Informationen zur Person vgl. http://www.foresight.org/FI/Peterson.html.
[51] Vgl. Open Source Initiative (2004a); Vgl. Grassmuck (2002), S. 230.
[52] Vgl. Jaeger/Metzger (2002), S. 4.
[53] Vgl. auch Stahlknecht/Hasenkamp (2002), S. 85.
[54] Vgl. auch Fink (2003), S. 36.
[55] Vgl. auch Free Software Foundation (2004b) und Free Software Foundation (2004d).
[56] Bruce Perens gilt als Entwickler der Debian Free Software Guidelines (DFSG), eine etwas gekürzte Fassung der FSD; Vgl. http://www.debian.org/social_contract.html#guidelines.
[57] Vgl. Open Source Initiative (2004b).
[58] Vgl. auch Ploch/Stewin/Koch (2002), S. 13ff.
[59] Open Source Initiative (2004b).
[60] Vgl. Open Source Initiative (2004c).
[61] Vgl. FOKUS (2004a); Vgl. auch Jaeger/Metzger (2002), S. 31.
[62] Zu den Lizenzbestimmungen vgl. Open Source Initiative (2004d).
[63] Vgl. Golem (2004).
[64] Vgl. Grassmuck (2002), S. 282.
[65] Vgl. Free Software Foundation (2004b).
[66] Vgl. Free Software Foundation (2004b).
[67] Vgl. Jaeger/Metzger (2002), S. 5.
[68] Zu den Lizenzbestimmungen vgl. Open Source Initiative (2004e).
- Citation du texte
- Florian Lüchinger (Auteur), 2004, Bestimmungsmerkmale für ausgewählte Geschäftsmodelle im Bereich Open Source Software (OSS), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/42340
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