Meine langjährigen Erfahrungen als Erzieherin im Arbeitsfeld Kindertagesstätten vermitteln mir den Eindruck, dass Konsum- und Suchtverhalten eng miteinander verknüpft sind. Auch im privaten Bereich mit zwei eigenen jugendlichen Kindern, deren Freundeskreis und darüber hinaus auch mit Kindern von Freunden im entsprechenden Alter setze ich mich fortwährend mit dieser Thematik auseinander.
Für mich stellen sich die Fragen:
- Wo liegen die Ursachen für Suchtverhalten und Abhängigkeit?
- Was bedeutet Suchtprävention konkret?
- Was kann Suchtprävention bewirken?
Dies wiederum führte zu der Frage:
- Wie können innovative Suchtprojekte aussehen, dass sie Kinder und Jugendliche ansprechen und wirksam sind?
In der Auseinandersetzung mit dieser Thematik stieß ich unter anderem auf das Projekt „Spielzeugfreier Kindergarten“ und führte dieses inzwischen zum wiederholten Male durch. In der vorliegenden Arbeit stelle ich einerseits meine persönlichen Erfahrungen dar, andererseits beantworte ich die oben genannte Ausgangsfrage. In der Einleitung der Arbeit gebe ich anhand einer Statistik einen Überblick über den aktuellen Konsum und beschreibe und definiere die verschiedenen Begrifflichkeiten. Der Hauptteil beschreibt die Möglichkeiten der Suchtprävention bei Kindern und Jugendlichen, stellt verschiedene Projekte, Möglichkeiten und Zielfelder vor. Im Anschluss daran werden das Projekt „Spielzeugfreier Kindergarten“, sowie die Ergebnisse einer Begleitstudie umfassend vorgestellt. Im Schlussteil reflektiere ich meine eigenen Erfahrungen mit dem Projekt, stelle Erkenntnisse dar, beantworte abschließend die Eingangsfrage des Theorieprojektes und gebe einen Ausblick.
Die vorliegende Arbeit will somit einen Überblick schaffen, inwieweit das Projekt „Spielzeugfreier Kindergarten“ eine Möglichkeit der Suchtprävention durch Förderung der Lebenskompetenzen bei Kindern im Kindergarten darstellt. Damit ich dem Anspruch eines Überblicks gerecht werden konnte, waren einige Einschränkungen notwendig. Die Beschreibungen und Definitionen, sowie die Vorstellungen der einzelnen Projekte zur Suchtprävention erheben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit. Bei der Auswahl der Literatur musste ich in erster Linie auf Publikationen der Jahre 1993 bis 1997 zurückgreifen, da es keine neueren speziell zu der Thematik „Spielzeugfreier Kindergarten gibt. Auch die Auswahl der Autoren war stark beschränkt, weil immer nur die gleichen Autoren zu dem Thema veröffentlicht haben.
Gliederung
1.0 Einleitung
1.1 Phänomen „Sucht“
2.0 Begriffserläuterungen, Inhalte und zugrunde liegende Theorien
2.1 Begriffsdefinition "Sucht"
2.2 Theorien zur Entstehung von Sucht
2.3 Begriffsdefinition "Prävention"
2.3.1 Primärprävention
2.3.2 Sekundärprävention/Tertiärprävention
2.4 Inhaltliche Beschreibung „Suchtprävention bei Kindern und Jugendlichen"
2.5 Begriffsdefinition „Lebenskompetenzen“
3.0 Projekt "Spielzeugfreier Kindergarten"
3.1 Zielfelder der primären Suchtprävention
3.2 Suchtprävention bei Kindern im Vorschulbereich
3.3 Entstehungsgeschichte des Projektes "Spielzeugfreier Kindergarten"
3.4 Inhalte des Projektes „Spielzeugfreier Kindergarten“
3.5 Ziele des Projektes „Spielzeugfreier Kindergarten“
3.6 Vorbereitung und Durchführung des Projektes Spielzeugfreier Kindergarten“
4.0 Auswertungen des Projektes „Spielzeugfreier Kindergarten“
4.1 Vergleichende Untersuchungen
4.2 Ergebnisse der Begleitstudie zum Projekt „Spielzeugfreier Kindergarten“
4.3 Eigene Erfahrungen zum Projekt „Spielzeugfreier Kindergarten“
5.0 Zusammenfassung, Schlussfolgerungen und Ausblick
5.1 Zusammenfassung
5.2 Schlussfolgerungen
5.3 Ausblick
6.0 Literaturangabe
Vorwort:
Meine langjährigen Erfahrungen als Erzieherin im Arbeitsfeld Kindertagesstätten vermitteln mir den Eindruck, dass Konsum- und Suchtverhalten eng miteinander verknüpft sind.
Auch im privaten Bereich mit zwei eigenen jugendlichen Kindern, deren Freundeskreis und darüber hinaus auch mit Kindern von Freunden im entsprechenden Alter setze ich mich fortwährend mit dieser Thematik auseinander.
Für mich stellen sich die Fragen:
- Wo liegen die Ursachen für Suchtverhalten und Abhängigkeit?
- Was bedeutet Suchtprävention konkret?
- Was kann Suchtprävention bewirken?
Dies wiederum führte zu der Überlegung
- Wie können innovative Suchtprojekte aussehen, dass sie Kinder und Jugendliche ansprechen und wirksam sind?
In der Auseinandersetzung mit dieser Thematik stieß ich unter anderem auf das Projekt
„Spielzeugfreier Kindergarten“ und führte dieses inzwischen zum wiederholten Male durch.
In der vorliegenden Arbeit stelle ich einerseits meine persönlichen Erfahrungen dar, andererseits beantworte ich die oben genannte Ausgangsfrage.
In der Einleitung der Arbeit gebe ich anhand einer Statistik einen Überblick über den aktuellen Konsum und beschreibe und definiere die verschiedenen Begrifflichkeiten.
Der Hauptteil beschreibt die Möglichkeiten der Suchtprävention bei Kindern und Jugendlichen, stellt verschiedene Projekte, Möglichkeiten und Zielfelder vor.
Im Anschluss daran werden das Projekt „Spielzeugfreier Kindergarten“, sowie die Ergebnisse einer Begleitstudie umfassend vorgestellt.
Im Schlussteil reflektiere ich meine eigenen Erfahrungen mit dem Projekt, stelle Erkenntnisse dar, beantworte abschließend die Eingangsfrage des Theorieprojektes und gebe einen Ausblick.
Die vorliegende Arbeit will somit einen Überblick schaffen, inwieweit das Projekt „Spielzeugfreier Kindergarten“ eine Möglichkeit der Suchtprävention durch Förderung der Lebenskompetenzen bei Kindern im Kindergarten darstellt.
Damit ich dem Anspruch eines Überblicks gerecht werden konnte, waren einige Einschränkungen notwendig. Die Beschreibungen und Definitionen, sowie die Vorstellungen der einzelnen Projekte zur Suchtprävention erheben nicht den Anspruch auf Vollständigkeit.
Bei der Auswahl der Literatur musste ich in erster Linie auf Publikationen der Jahre
1993 bis 1997 zurückgreifen, da es keine neueren speziell zu der Thematik „Spielzeugfreier Kindergarten gibt. Auch die Auswahl der Autoren war stark beschränkt, weil immer nur die gleichen Autoren zu dem Thema veröffentlicht haben.
1.0 Einleitung: „Phänomen Sucht“, Statistik, Konsequenzen
Begründung der Fragestellung:
Das Phänomen „Sucht“ und dessen Auswirkungen hat für unsere Gesellschaft eine hohe gesundheits-, sozial-, und wirtschaftspolitische Relevanz, die sich in den aufgeführten Zahlen widerspiegelt.
Suchterkrankungen spielen in unserer Gesellschaft eine nicht zu unterschätzende Rolle.
Die meisten legalen Drogen sind gesellschaftlich akzeptiert. Obwohl der Gebrauch und Verkauf legaler Drogen nicht strafbar ist, sind legale Drogen keineswegs ungefährlich.
Es gibt in Deutschland unter anderem Alkoholkranke, Medikamentabhängige, Raucher/innen und andere Stoffgebundene Drogenabhängige.
Dazu kommen die Stoffungebundenen Süchte, wie z.B. die Glücksspielsucht oder Essstörungen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Statistik aus dem "Jahrbuch Sucht 2001" der DHS.1
In Anbetracht der aktuellen Suchtstatistiken hat Suchtprävention einen hohen Stellenwert erhalten. Bei den Überlegungen zur Suchtprävention in Theorie und Praxis vollzog sich in den letzten Jahren ein Paradigmenwechsel von der Drogenprävention/Abschreckung hin zur Suchtprävention.
Tendenziell verlagert sich der Einstieg in den Konsum im Lebenslauf immer weiter nach vorne (Zigaretten und Alkoholkonsum). Auch der Einstieg in die illegalen Substanzen hat sich zeitlich nach vorne verlagert.[1] a
Diese Zahlen sind letztendlich nur Schätzungen und Hochrechnungen, die Dunkelziffer ist bei vielen Suchterkrankungen wesentlich höher. Diese Zahlen verdeutlichen, dass Suchterkrankungen gerade von Alltagsdrogen wie Alkohol und Nikotin weit verbreitet sind und dass die Gefahr von o. g. legalen Drogen abhängig zu werden weitaus größer ist als die Gefährdung durch illegale Drogen.
Diese Zahlen und Beobachtungen erfordern Konsequenzen im gesellschaftlichen, im politischen und im pädagogischen Bereich.
Eine dieser Konsequenzen ist die Vorbeugung von Suchterkrankungen, die Suchtprävention.
Suchtprävention will verhindern, dass ein abhängiges Verhalten entsteht. Eine Form von Suchtprävention kann beispielsweise die direkte Erziehung zu einem kritischen Konsum bzw. suchtfreien Konsum, ansatzweise schon im Kindergarten sein.2
Eine erfolgreiche Form der Suchtprävention ist die Förderung von Lebenskompetenzen. Deshalb steht die Förderung von Lebenskompetenzen bereits im Vorschulalter im Kindergarten in dem innovativen Projekt „Spielzeugfreier Kindergarten“ im Vordergrund.
Aus den oben beschriebenen Zusammenhängen entstand für mich die Fragestellung: „Spielzeugfreier Kindergarten“ eine Möglichkeit der Suchtprävention durch Lebenskompetenzförderung der Kinder im Kindergarten?
Dieser Frage möchte ich in der nachfolgenden Bearbeitung auf den Grund gehen und sie anhand von verschiedenen Theorien beantworten bzw. belegen.
Bei der Untersuchung der Frage verfolge ich vorrangig folgende Erkenntnisziele:
- Wie können aus den Theorien und Erkenntnissen zur Suchtentstehung die richtigen Schlüsse zur Vorbeugung (Prophylaxe) von Sucht gezogen werden?
- Wie kann der als richtig erkannte Gedanke der Suchtprävention im Vorschulalter im Kindergarten praktisch umgesetzt werden?
- Ist das Projekt „Spielzeugfreier Kindergarten“ geeignet die Lebenskompetenzen der Kinder zu fördern?
2.0. Begriffsdefinitionen, Inhalte und zugrunde liegende Theorien
2.1 Begriffsdefinition „Sucht“
Ich möchte mich hier auf 3 Definitionen des Terminus Sucht beschränken und die vielen anderen außer Acht lassen.
„Sucht“ und „Abhängigkeit“ haben im heutigen Sprachgebrauch fast die gleiche Bedeutung.
Begriffsdefinition „Sucht“ der Weltgesundheitsorganisation (WHO):
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beschrieb Sucht 1952 in einer international verbindlichen Definition folgendermaßen:
„Sucht ist ein Zustand periodischer oder chronischer Intoxikation, der durch die wiederholte Einnahme einer …Droge hervorgerufen wird. Ihre Charakteristika sind:
1. ein überwältigendes Verlangen oder Bedürfnis (zwanghafter Art) die Drogeneinnahme fortzusetzen und sich diese mit allen Mitteln zu beschaffen
2. eine Tendenz zur Dosissteigerung
3. eine psychische (psychologische) und allgemeine eine physische Abhängigkeit von den Drogenwirkungen
4. zerstörerische Wirkungen auf das Individuum und die Gesellschaft“3
Begriffsdefinition „Sucht“ nach Rolf Tolzmann:
Rolf Tolzmanns Definition des Terminus „Sucht“ wird konkreter, bezüglich der psychischen Abhängigkeit. Nach seiner Auffassung ist Sucht in erster Linie kein medizinisches, sondern ein psychosoziales Problem. So verstanden kann Sucht beschrieben werden als…“die zwanghafte psychische Abhängigkeit eines Menschen von Mitteln oder Verhaltensweisen. Dabei ist unter zwanghafter psychischer Abhängigkeit das subjektive Empfinden eines Menschen gemeint, auf „sein Mittel“ nicht mehr verzichten zu können bzw. bestimmte Verhaltensweisen nicht mehr lassen zu können…..….“4
Begriffsdefinition „Sucht“ der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA):
Die BZgA formuliert ihre Definition in ihrer Broschüre inhaltlich mehr orientiert an den Ursachen und legt den Focus bei der Definition von Sucht auch darauf:
...“ dass die dem Suchtverhalten zugrunde liegende psychische Abhängigkeit das Problem ist. Das unbezwingbare Verlangen eine Droge ständig und wiederholt einzunehmen, sei es als Ersatzbefriedigung für unerfüllte Bedürfnisse, sei es als Ausgleich für mangelndes Selbstvertrauen oder um sich unangenehmen Situationen und Gefühlen zu entziehen. Psychische Abhängigkeit ist bei allen Formen von Suchtverhalten gegeben…..Diese ist das Ergebnis eines langfristigen Prozesses und entsteht nicht von heute auf morgen oder durch ein einmaliges Erlebnis.“5
Da diese Definitionen von Sucht diejenigen sind, die mir für die Beantwortung meiner Fragestellung am wichtigsten und treffendsten erscheinen, da sie sich an den Ursachen orientieren sowie durch in der Kindheit entstandene Defizite, werde ich mich in der Folge auf sie beschränken.
2.2 Entstehung von Sucht
In diesem Kapitel werde ich verschiedene Suchttheorien anführen und mich letztendlich in meiner Ausarbeitung auf eine Auswahl beschränken. Auf die Frage „Warum werden Menschen süchtig“, also ausgehend von den Ursachen für das Phänomen Sucht, gibt es bis heute keine eindeutige und umfassende Antwort. Die Frage ist auch insofern schwer zu beantworten, weil es sich bei der Thematik Sucht um ein vielschichtiges Problem mit einer großen Zahl unterschiedlichster Erscheinungsformen handelt.
Für die Entstehung von Sucht gibt es eine Reihe von Erklärungsmodellen und Suchttheorien, die das Suchtphänomen jeweils von einer bestimmten Richtung aus betrachten und zu erklären versuchen. Von fast jedem geistes- oder sozialwissenschaftlichem und medizinischem Denkansatz gibt es Erklärungsmuster. Alle Theorien und Modelle besitzen Plausibilitäten und weisen zueinander zahlreiche Querverbindungen auf, so dass eine einzelne Suchttheorie weder isoliert betrachtet noch überbewertet werden sollte.
Insofern stellt auch die nachfolgende Ausführung nur einige mögliche Sichtweisen dar.
Nach Meinung des Autors Rudolf Knapp gibt es unterschiedliche Ansätze von Suchttheorien, die mir am wichtigsten erscheinenden führe ich nachfolgend auf:
Psychologische Erklärungsmodelle:
- die psychoanalytische Suchttheorie geht davon aus, dass die Persönlichkeit des Menschen besonders anfällig für Suchterkrankungen sein kann
- die lernpsychologische Suchttheorie besagt, dass Abhängigkeit und Sucht durch Lernen entwickelt werden
- motivationspsychologische Theorieansätze weisen gewisse Gruppierungen von Motiven zu Suchtmittelkonsum und Sucht auf wie z.B. ideologische oder gesellschaftskritische Motivation sowie die Defizienzmotivation
- als Teil der motivationspsychologischen Theorieansätze beschreibt die hedonistische Suchttheorie die unbefriedigte oder erfolglose Suche des Menschen nach Glücksgefühl, Erfolg und Bestätigung als Auslöser süchtigen Verhaltens. Sie vertritt die Ansicht, dass „das ganze Konsum- und Genusssystem unserer Gesellschaft auf primär hedonistischen Motiven aufbaut.“ Im Sinn dieser Erklärung wäre Sucht nichts anderes, als eine Übersteigerung hedonistischer Konsumbedürfnisse.
Des Weiteren gibt es soziologische bzw. sozialisationstheoretische Erklärungsmodelle:
Diese legen das Hauptgewicht auf soziale und gesellschaftliche Entwicklungen und Erscheinungen, die für den Einzelnen von Bedeutung geworden sind und als auslösend, verursachend und belastend empfunden werden. Hierzu zählen die nachfolgenden Suchttheorien:
- die genetische oder biologische Suchttheorie, welche davon ausgeht, dass Sucht weniger psychosozial sondern physiologisch-biochemisch verursacht wird, also Suchtkrankheit auf körperliche Prozesse festgeschrieben wird
- die Sinnorientierte Suchttheorie/Logotheorie geht von der Freiheit des Menschen aus, sein Leben sinnvoll zu gestalten und versucht mit Sinnangeboten, Sinnsuche und Sinnfindung Wege zu einer Sinnerfüllten Existenz aufzuzeigen.5
Da es den Rahmen sprengen würde, alle Theorieansätze im Einzelnen näher zu beschreiben und zu berücksichtigen, möchte ich mich in dieser Ausarbeitung im Wesentlichen auf
2 Ansätze als Erklärungsmodelle für die Entstehung von Sucht beschränken, die mir in ihren Aussagen zur Beantwortung meiner Themenfrage am weiterführendsten erscheinen:
a: der Erklärungsansatz von R. Tolzmann6
b: die hedonistische Suchttheorie
zu a:
Der Erklärungsansatz von Rolf Tolzmann:
R. Tolzmann führt in seinem Ansatz folgendes an:
„Im multifaktoriellen Ansatz als Erklärungsversuch für süchtiges Verhalten geht es darum, möglichst viele Faktoren zu identifizieren und ihre Wechselwirkung transparent zu machen
(vgl. H. Feser, Drogenerziehung 1981)“7
Hierzu zählen sowohl Faktoren, die in der Persönlichkeit des Individuums liegen, sowie auch in der umgebenden Umwelt. Hinzu kommen noch Faktoren die in direktem Zusammenhang mit dem jeweiligen Suchtmittel stehen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
In dem grafischen Modell wird dargestellt, dass Sucht ein multifaktorielles Phänomen ist, bei dem personen- und suchtmittelspezifische Faktoren von ursächlicher Bedeutung sind.
Mögliche Faktoren können sein:
Faktoren in der Person
- Psychosoziale Kompetenzen: Konfliktfähigkeit, Kontaktfähigkeit, Beziehungsfähigkeit, Frustrationstoleranz oder emotionaler Erlebnisfähigkeit
- Sozialisationsdefizite: Mangel an Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein, Selbstverantwortlichkeit
- existenzielle Frustration, Sinnverlust
Faktoren der Umwelt:
Diese beziehen sich auf Bedingungen in den verschiedenen Sozialisationsinstanzen und gesellschaftlichen Institutionen wie Elternhaus, Kindergarten, Schule, Arbeitssituation, Partnerschaft und Gesellschaft insgesamt und den individuellen Sozialisationsrahmen, in dem sich die emotionalen und psychosozialen Defizite entwickeln, und im starkem Maße durch die gesellschaftlichen Normen, Werte und Bedingungen geprägt sind.
Drogenspezifische Faktoren:
Diese spielen in Bezug auf Suchtpotential, Wirkungsweise, Image der Droge, Preis, Angebot und Verfügbarkeit sowie der gesellschaftlichen Akzeptanz eine Rolle in diesem Erklärungsmodell.8
zu b:
Die hedonistische Suchttheorie:
Nach Rudolf Knapp ist Sucht in letzter Konsequenz der hedonistischen Suchttheorie nichts anderes, als eine Übersteigerung hedonistischer Konsumbedürfnisse.
Um sich aufgrund von Konsum subjektiv wohl zu fühlen, müssen nach dieser Theorie suchtgefährdete Menschen immer mehr bzw. immer „intensiver“ konsumieren.9
Diese Suchttheorie scheint mir für die Beantwortung meiner Fragestellung sehr wichtig, beschreibt sie doch den Zusammenhang zwischen subjektivem Wohlbefinden und „suchtartig“ gesteigertem Konsumverhalten. Auf der Grundlage dieser Suchttheorie lassen sich Ansätze zur Suchtprävention entwickeln, z.B. den Ersatz des passiven Konsumverhaltens durch aktiv gestaltetes eigenes Erleben.
Auch wenn Forscher und Wissenschaftler über Ursachen und Behandlungsmethoden, sowie Präventionsmaßnahmen unterschiedlicher Meinung sind….einig sind sie sich darin:
….“der entscheidende Auslöser von Suchtverhalten ist ein zu schwach ausgeprägtes Selbstwertgefühl.“10
Mir erscheint diese einheitliche Aussage vieler Forscher und Wissenschaftler für die Beantwortung meiner Fragestellung immens wichtig. Denn aufgrund dieser Erkenntnis ist im Umkehrschluss die Förderung des Selbstwertgefühles und weiterer psychosozialer Kompetenzen, wie sie oben unter den Faktoren der Person genannt wurden, ein wesentlicher Bestandteil der Suchtprävention.
Aufbauend auf diese zwei Thesen, werde ich nachfolgend, die Ausgangsfrage „Spielzeugfreier Kindergarten – eine Möglichkeit der Suchtprävention durch Lebenskompetenzförderung von Kindern im Kindergarten?“ untersuchen.
Nach der Definition von Sucht und der Klärung/ Entscheidung für zwei Suchttheorien im Zusammenhang mit meiner Ausgangsfrage möchte ich nun den Begriff Prävention klären
und differenzieren.
2.3 Begriffsdefinition "Prävention"
Den Oberbegriff Prävention möchte ich noch einmal differenzieren in
1. Primärprävention, 2. Sekundärprävention und 3.Tertiärprävention
Die WHO definiert Gesundheit „als den Zustand vollständigen physischen, geistigen und sozialen Wohlbefindens.“11
Man kann also davon ausgehen, dass zur Prävention alle Maßnahmen gehören, die den obigen Zustand schaffen bzw. erhalten. Diese Definition berücksichtigt neben den körperlichen Aspekten auch psychosoziale Faktoren.
Eine genauere, enger gefasste Klärung des Begriffs bringt eine Unterscheidung in Primär- und Sekundärprävention.
2.3.1 Primärprävention
Die so genannte Primärprävention hat die Verhinderung von Störungen (analog der Gesundheitsdefinition der WHO) zum Ziel.
„Primärpräventive Maßnahmen haben somit immer mit dem Erlernen und der Förderung angemessener, noch nicht entwickelter Verhaltensweisen bzw. Einstellungen zu tun.“12
Besonders dem frühen Kindesalter, der Familie und dem Elementarbereich kommt hier eine Schlüsselfunktion zu.
Das Institut für Therapieforschung (IFT) hat 1993 im Auftrag der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) eine Expertise zur Primärprävention des Substanzmissbrauches erstellt. Dabei zeigten sich bei der Mehrheit der Studie deutlich positive Ergebnisse für präventive Maßnahmen auf der Basis der Lebenskompetenzförderung. Diejenigen Maßnahmen die versuchen Lebenskompetenzen zu stärken stellten sich als am wirksamsten heraus. Jene Menschen die Fähigkeiten im Bereich der Lebenskompetenzen haben, sind weniger gefährdet, Substanzmissbrauch zu begehen.13
Auf die Ergebnisse dieser Expertise werde ich meine Ausarbeitung bzw. Beantwortung meiner Ausgangsfrage stützen.
[...]
1 http://www.drogen-aufklaerung.de/texte/sachtext/politik14.htm
[1] a http://www.bundesregierung.de/dokumente/-,413.37893/Artikel/dokument.htm
2 Vgl. Tolzmann 1995, 8 ff
3. Bernd Kammerer: „Starke Kinder - keine Drogen“, Nürnberg 2000, Seite 12
4 Rolf Tolzmann:, „Suchtvorbeugung im Vorschulalter“, Münster 1995, Seite 8
5 Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung „Kinder stark machen“ Teil 1, Köln 1993, Seite 5ff
6 Vgl. Rudolf Knapp: „Vorbeugung gegenüber Suchtgefahren“ 1996, Seite 47 ff
7 Vgl. Tolzmann 1995, S.16 ff
Vgl. Tolzmann 1995, S.16
8 Vgl. Tolzmann 1995, S.16 ff
9 Vgl. Knapp, 1991, S. 51
10 Rolf Tolzmann:, „Suchtvorbeugung im Vorschulalter“, Münster 1995, Seite 20
11 Bernd Kammerer: „Starke Kinder - keine Drogen“, Nürnberg 2000, S. 12
12 Bernd Kammerer: „Starke Kinder - keine Drogen“, Nürnberg 2000, S. 9
13 Vgl. Becker-Textor/ Schubert, Strick: „Spielzeugfreier Kindergarten - Ein Projekt zur Suchtprävention für Kinder und mit Kindern“, München 1994 , S. 6
- Citar trabajo
- Stilla Gathof (Autor), 2004, Projekt "Spielzeugfreier Kindergarten". Suchtprävention durch Lebenskompetenzförderung, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/42172
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