Das im Jahr 1910 veröffentlichte Gedicht „der Gott der Stadt“ von Georg Heym befasst sich mit der für den Expressionismus charakteristischen Beziehung der wachsenden Städte zu der voranschreitenden Industrialisierung und dem sich daraus ergebenden gesellschaftlichen Umbruch zu Beginn des 20 Jahrhunderts. Die Städte dienen einem göttlichen Wesen, welches sie jedoch im Gegenzug mit Verachtung, Zorn und Tod bestraft.
Analyse
Das im Jahr 1910 veröffentlichte Gedicht „der Gott der Stadt“ von Georg Heym befasst sich mit der für den Expressionismus charakteristischen Beziehung der wachsenden Städte zu der voranschreitenden Industrialisierung und dem sich daraus ergebenden gesellschaftlichen Umbruch zu Beginn des 20 Jahrhunderts. Die Städte dienen einem göttlichen Wesen, welches sie jedoch im Gegenzug mit Verachtung, Zorn und Tod bestraft.
Das Gedicht beginnt mit einer Beschreibung des syrischen Fruchtbarkeitsgottes Baal, welcher im abendlichen Licht (vgl. V.5) auf einem „Häuserblock sitz[end]“ (V.1) wütend (vgl. V.3) in die Ferne und über die Stadtgrenzen hinaus (vgl. V.4) blickt. Dabei wird er zunächst lediglich mit dem Personalpronomen „er“ angesprochen, was das Nahen einer namenslosen, bedrohlichen Macht hervorhebt. Außerdem tragen die Wörter „Einsamkeit“ (V.3), „verirrn“ (V.4) und schwarze „Winde“ (V.2) zu dem pessimistischen Grundambiente der Szenerie bei. In der zweiten und dritten Strophe wird das Verhältnis des jähzornigen Baals zu den Städten dargestellt. Obwohl sie ihn als eine ihnen übergeordnete Autorität verehren, „um ihn her [knien]“ (V.6) und durch „Musik“ (V.9) oder opfergabengleichen, weirauchähnlichem „Rauch“ (V.11) versuchen zu beschwören und besänftigen, ist er nicht zufriedenzustellen. Vor „Zorn“ (V.16) lässt er aasfressenden „Geier[n]“ (V.15) gleichende „Stürme flattern“ (V.15) und ein Unwetter hinaufziehen, der Abend geht in die Nacht über (V.14). Im letzten Abschnitt gipfelt das Gedicht in einem Klimax. Beim Anblick seiner trostlosen Umgebung fordert Baals Wut auf brutale Weise Menschenopfer: er „streckt ins Dunkel seine Fleischerfaust“ und verursacht dadurch in einer Straße ein gewaltiges „Meer aus Feuer“ (V.18). Erst am nächsten „Morgen“ (V.20) beginnt sich „der Glutqualm“ (V.19) zu legen. Ein neuer Tag beginnt.
Das Gedicht besteht aus 5 Strophen mit jeweils 4 Versen und ist in einem Kreuzreim verfasst. Beim Metrum handelt es sich um einen rhythmischen, fünfhebigen Jambus mit größtenteils männlichen Kadenzen. Gekennzeichnet ist das Gedicht durch die gegensätzlichen semantischen Felder „Feuer“ (V.5, V.18, V.19) und Wasser (V.8, V.12, V.18), ebenso wie durch die düsteren und mit Tod und Gefahr konnotierten Farbadjektive „rot“ (V.5), „schwarz“ (V.2, V.8) und dem mystisch anmutenden „blau“ (V.12). Jene in Verbindung mit den akustischen und sakralen Elementen des Gedichts (vgl. V. 9, V. 12, V.10, V.6, V.7, V.5), dessen Ausmaß mit Hilfe von Hyperbeln wie „ungeheuer“ (V.7) oder „dröhnt“ (V.9) veranschaulicht wird, kreieren eine chaotische und beinahe apokalyptische Atmosphäre. Darüber hinaus lassen sich auffällig viele Personifikationen (vgl. V.4, V.8, V.14, V.20, V.18), sowie Metaphern (vgl. V.18, V.8) oder Neologismen (V.19, V.17) erkennen, die Natur wird personifiziert und so ihre Macht über die Menschen dargestellt (siehe oben).
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Georg Heym sich an den Mitteln und Themen expressionistischer Lyrik bedient, um das Gefühl von Hoffnungs- und Ausweglosigkeit in dieser Epoche zu veranschaulichen. Die Stadt wird als einen von Gewalt und Zerstörung geprägten Ort dargestellt, den man nicht entkommen kann.
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- Anónimo,, 2018, "Der Gott der Stadt" von Georg Heym. Eine Gedichtsanalyse, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/421574
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