Warum Mackintosh?
Mackintosh zählt zu einem der Jugendstilkünstler des letzten Jahrhunderts und macht den Jugendstil in Europa, im speziellen in Deutschland und Österreich, bekannt und beeinflusste diesen im Wesentlichen mit. Charles Rennie Mackintosh sorgte im Jahre 1901 in Deutschland und Österreich nachhaltig mit seinem Entwurf zum „Haus eines Kunstfreundes“ für Furore – vielleicht das Beste was Mackintosh je eingefallen ist, da sich die Stadt Glasgow zu einer späteren Verwirklichung der detaillierten Pläne entschlossen hat.1 Die große Revolution lag in der Asymmetrie von Grundriss und Fassade indem er den architektonischen Stimmungswert, den man als pittoresk modern bezeichnen könnte vorweg, und den Le Corbusier viele Jahre später in Chaux- de-Fonds realisiert.2
Mackintosh konnte damit auf dem europäischen Festland seine kreative Vielschichtigkeit und sein damaliges, extrem modernes Denken, für das er zuvor schon in mehren Journalen, Magazinen, Biennalen und Weltausstellungen erwähnt und honoriert wurde, unter Beweis stellen. Infolge dessen fand er namhafte Anhänger seiner Kunst, die seinem speziell reduzierten schottischen Stil folgten.
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1 vgl. Sembach, Klaus- Jürgen; Jugendstil, Köln, Benedikt Taschen Verlag GmbH, 1990, S. 178
2 vgl Garcias, Jean-Claude; Charles R. Mackintosh, Basel Birkenhäusler Verlag 1989, S. 89
Inhaltsverzeichnis
1.0 Einleitung
1.1. Warum Mackintosh?
1.2. Gliederung der Arbeit
2.0 wie alles begann
2.1. Architektur und Design zur Jahrhundertwende
2.2. .und so entstand die Künstlergruppe „The Four“
3.0. Mackintoshs Werke
3.1. Die Glasgow School of Art
3.1.1. und so begann der Bau der Glasgow School of Art
3.1.2. zum Bauwerk an sich
3.1.3. Die Lage des Gebäudes
3.1.4. Gliederung des Gebäudes mach hirarchischen Maßstäben
3.2. 1902 – 1904 Hill House – ein Traum wird Wirklichkeit
3.2.1. Bei Mackintosh steht der Raum im Vordergrund
3.2.2. Die Aussenfassade des Hill House
3.2.3. Hill House – und seine Wirkung nach Aussen
3.3. 1896 – 1916 Miss Cranston – eine unglaubliche Auftraggeberin
3.3.1. Der Teesalon in der Buchanan Street
3.3.2. Hous’hill, Willoe Teasolon, Teasalon in der Buchanan Street u.s.w
3.3.3. Der Willow Teasalon Mackintosh Interieurs
3.4.1. Mackintoshs Möbelstücke
3.4.2. Mackintoshs Stoffentwürfe
4.0. Würdigung
5.0. Literaturverzeichnis
6.0. Abbildungsverzeichnis
ANHANG auf Mackintoshs Spuren
Quellen im Internet Anlage I
1.0. Einleitung
1.1. Warum Mackintosh?
Mackintosh zählt zu einem der Jugendstilkünstler des letzten Jahrhunderts und macht den Jugendstil in Europa, im speziellen in Deutschland und Österreich, bekannt und beeinflusste diesen im Wesentlichen mit.
Charles Rennie Mackintosh sorgte im Jahre 1901 in Deutschland und Österreich nachhaltig mit seinem Entwurf zum „Haus eines Kunstfreundes“ für Furore – vielleicht das Beste was Mackintosh je eingefallen ist, da sich die Stadt Glasgow zu einer späteren Verwirklichung der detaillierten Pläne entschlossen hat.[1] Die große Revolution lag in der Asymmetrie von Grundriss und Fassade indem er den architektonischen Stimmungswert, den man als pittoresk modern bezeichnen könnte vorweg, und den Le Corbusier viele Jahre später in Chaux- de-Fonds realisiert.[2]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Mackintosh konnte damit auf dem europäischen Festland seine kreative Vielschichtigkeit und sein damaliges, extrem modernes Denken, für das er zuvor schon in mehren Journalen, Magazinen, Biennalen und Weltausstellungen erwähnt und honoriert wurde, unter Beweis stellen. Infolge dessen fand er namhafte Anhänger seiner Kunst, die seinem speziell reduzierten schottischen Stil folgten.
Um diese Situation zu verstehen, muss man zunächst wissen, dass sich das kunstsinnige Leben in dieser Zeit von avantgardistischen Strömungen wie Jugendstil und Art Nouveau beherrschen ließ, das eine neue Formenwelt in der Kunst und Architektur anstrebte und damit auf einen Eklektizismus des 19. Jahrhunderts verzichtete. Die Rebellion war auch in Wien zu spüren, wo Otto Wagner Leiter der Akademie der Bildenden Künste wurde und dieser seine Zustimmung zur Gründung der Wiener Secession an seinen Assistenten Joseph Maria Olbrich und seinen Lieblingsschüler Josef Hoffmann zusammen mit Gustav Klimt und Koloman Moser gab.[3]
Der Skandal war perfekt, als Wagner zwei Jahre nach der Gründung der Secession dieser 1899 selbst beitrat, da diese als anti-akademisch und fern ab der gefestigten Normen galt.
Zur gleichen Zeit, als die Wiener Secession ihren Durchbruch als eigenständige Kunstströmung erlebte, entwickelte sich in Glasgow eine ähnliche Bewegung. Diese wurde von vier Personen getragen und nannte sich „The Four“. Mackintosh war der einzige Architekt in der Gruppe.
„The Four“ hatten sich in der Glasgow School of Art kennengelernt und entwickelten den Glasgow Style, eine Variante des Jugendstils, der sich von der vorherrschenden Arts- und Crafts Bewegung absetzte.[4]
Das Bestreben der Vier war es sich gegen die schädliche Auswirkung der Industrialisierung zu stellen; sie setzte sich für die Erneuerung des Handwerks ein. Schlichte und solide kunsthandwerkliche Erzeugnisse sollten in das alltägliche Leben integriert werden. Als Vorbild diente die ländliche Architektur sowie die Kultur und Tradition Schottlands und auch in manchen Teilen ein Hauch des japanischen Einflusses, das insgesamt von den Künstlern neu verstanden, modernisiert und angepasst wurde.
Architektur und Kunsthandwerk wurde als ein voneinander abhängiges Gesamtkunstwerk betrachtet, wenngleich ihre Ausgangspunkte und Einflüsse vergleichbar waren.[5]
Die Kombination dieser traditionsbewussten Einflüsse in Verbindung mit einer bis dato noch nie dagewesenen Neuproportionierung der Flächen und geometrischen Mustern, die auf den verschiedenen Gestaltungsformen basieren, schuf einen Stil, der auf den Eklektizismus verzichtet und der es Wert ist, ihn kennen zu lernen.[6] Die Verschmelzung einheimischer Tradition mit einem weit vorausschauenden Modernismus und Funktionalismus ist das, was Mackintosh auszeichnet.[7]
Es ist der Stil, den Mackintosh entscheidend in futuristischer Art und Weise beispiellos mitkreiert und entsprechend verfeinert und ausgearbeitet hat. Ein Stil, der selbst unter den großten Fachleuten in Europa seine Bewunderer und Nachahmer fand. Nicht umsonst wurde Josef Hoffmann, der Mackintosh verehrte und Mackintosh versuchte nachzueifern „ Quadratel-Hoffmann“ genannt. – Bei Mackintosh begann es mit .“der Kraft der Linie“ und zahlreiche österreiche und andere europäische Künstler eiferte seiner unverkennbaren Linie nach. In der Jugendstilmetropole Wien wurde ihm gerne die Rolle des Heilsbringers zugesprochen[8], wo er auch ein Musikzimmer einrichtete. Von allen bedeutenden Künstlern des 19. Jahrhunderts ist Mackintosh sicher einer der rätselhaftesten. Seine fruchtbarste Periode hatte er zwischen 1896 –1906, bevor er dem Alkohol verfiel.[9]
Bezuglich seiner Kunst lässt sich fragen: wusste er, was er tat, oder war er nur ein Jongleur der sich verausgabte? Die Virtuosität seines Oeuvres ruft neben Bewunderung auch eine Art Unsicherheit hervor.
Worauf basierte sein Schaffen? Die Frage, warum er und zwei andere Mitglieder seiner Künstlergruppe so früh stürzten, sich unweigerlich über jede Beurteilung und man versucht, das Geheimnis vom Ende her zu entschlüsseln. Er besaß einen Reichtum an Begabung und die Bedenkenlosigkeit, diesen auszunutzen.[10]
1.2. Gliederung der Arbeit
Meine Arbeit basiert auf meinem persönlichen Interesse am Wiener Jugendstil und am Jugendstil im Allgemeinen, was durch den Besuch des fachwissenschaftlichen Kurses „Von Ledoux bis Libeskind - die Genese der Architektur“ im Sommersemester 2004 sensibilisiert wurde. Im Laufe der Recherchen und Arbeiten lernte ich die architektonischen Gesamtzusammenhänge innerhalb Europas zur Zeit der Jahrhundertwende besser kennen und konstatierte darüber hinaus die Bedeutung und den Einfluss, die Charles Rennie Mackintosh hatte. Seine Spuren finden wir noch heute in unserem Alltag. Ein Blick in den IKEA Katalog verrät, dass sein gestalterische Erbe, das er hinterließ, noch immer modern ist – wenngleich davon auszugehen ist, dass eine Vermarktung der Massenware Möbel nicht in seinem Interesse war.
In meiner Hausarbeit werde ich mich zuächst mit dem künstlerischen Klima der damaligen Zeit und seiner Künstlergruppe befassen und anschließend werden drei Schaffensbereiche des Architekten und Designers näher beleuchtet.
Demzufolge beschäftigt sich diese wissenschaftliche Arbeit zunächst mit dem öffentlichen Gebäude. Hierbei wird auf Details seines für die Öffentlichkeit bestimmtes Hauptwerk eingegangen, das von der ersten Minute an von ihm als Gesamtwerk geschaffen wurde. Es ist eines, von zahlreichen öffentlichen Aufträgen, wobei dieses das größte und impulsanteste darstellt und gleichzeitig sein Schaffen über eine jahrelange Periode dokumentiert. In einem weiteren Teil befasst sich diese Arbeit mit seinem furiosestesn, realisierten Privathaus, das in der damaligen Kunstszene als das „Traumhaus“ gehandelt wurde und Mackintoshs größter Auftrag eines Privathauses war.[11]
Darüber hinaus werde ich teilweise auf die Auftragsarbeiten für die Teesalons und das Hous’hill von Miss Cranston eingehen, die als Auftraggeberin einmalig war und auch verschiedenstes, facettenreichstes Architektur- und Designhandwerk von Mackintosh geschaffen bekam.
Während der Architekt Mackintosh sich schon in seiner Architektenlaufbahn mit Design beschäftigte und diese in den letzten Jahren seines Schaffens immer mehr intensivierte werde ich abschließend noch auf seine zahlreichen Entwürfe und Designs eingehen, die in ihrer Vielzahl und Kreativität einzigartig sind.
2.0. wie alles begann
2.1. Architektur und Design zur Jahrhundertwende
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Architektur und Design zu Zeiten der Jahrhundertwende war das Bestreben die Welt in Formen zu erweitern und sich gegenseitig zu beeinflussen. Zahllose Entwürfe und Zeichnungen wurden gefertigt und publiziert, doch die Anzahl der realisierten und verwirklichten Objekte von Architekten war letzendlich nur ein
Bruchteil davon. Der Jugendstil nam den Weg über die Zeitschiften[12], Luxusgeschäfte, Biennalen und Weltausstellungen und trotz dieser hohen Produktivität wird der Jugendstil häufig aus vorübergehenden Erscheinung und flüchtige Mode bezeichnet. Das Gegenargument kontert damit, dass der Jugendstil keine flüchtige Mode darstellt, sondern tief in der Geschichte der Kunst und der Philosophie verwurzelt ist – und – betrachtet man den Stil von „The Four“, so geht der Jugendstil auf die Gothik zurück und nimmt auf diesem Wege Ideen aus der Romantik, aus der Arts- und Crafts Bewegung und dem Symbolismus auf. Sein gedankliches Fundament ist genauso ernst zunehmen wie das der Moderne. Der Glasgow Jugendstil hat viel William Blakes, aber auch anderen Künstlern die z.B zu den Präraffaeliten zuzuordnen, sind zu verdanken. Japonisierende Stilelemente und die fernöstliche Erotik der geschwungenen Linien inspirierten, so dass diese im Glasgow Style teilweise integriert sind.[13] Die Linie wird zur gestalterischen Basis, aus dem das Entstehende entscheidend geprägt und diesem letztendlich auch den Ausdruck und Charakter verleiht. Alle Kurven und Linien vermitteln eine Idee von Bewegung und von Leben. Die Besessenheit von Linien führt auch zu neuen Sujets aus dem Reservoir des Symbolismus.[14] Darüber hinaus bedient sich der schottische Jugendstil einer Reihe von Themen des Symbolismus und der nebulösen Religiosität[15] Zeitlebens bewegten sie sich „The Four“ am Rande des Okkultismus, was den damaligen verdeckten Strömungen des Glasgower Bürgertums entsprach. Der Versuch der Vier nach einer Symbolsprache zu greifen, die ihre Arbeit mit spirituellem Gehalt erfüllen sollte, ist wie das Werk der Präraffaeliten als eine Abkehr vom Konservativismus und Materialismus der viktorianischen Zeit zu verstehen.[16] Die von ihnen verwendeten verwendete Wesen und Gegenstände waren typische Motive dieser Zeit. Mackintosh selbst reduzierte sich auf ein paar Elemente die u.a. das Motiv von Blumenfrauen, Tulpen, Fruchtknoten, umgestülpte Herzen, des Pfaus, Rosengirlanden und schnäbelnde Tauben hatten.
Die Vier schaffen einen Stil aus Elementen unterschiedlicher und teilweise recht widersprüchlicher Natur.
Der Anspruch auf „Ehrlichkeit des Materials“, der aus der Arts und Crafts Bewegung stammt, blieb dabei erhalten.[17]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2.2. und so entstand die Künstlergruppe „The Four“
Die Bildung der Künstlergruppe „The Four“ entstand nicht zufällig, sondern wurde vom Direktor Francis Newbery der Glasgow School of Art forciert und geplant. Die Studenten setzten sich damals auszwei Gruppierungen zusammen, so dass es zum einen Männer waren die tagsüber als junge Angestellte bei Künstlern und Architekten arbeiteten, um so ihr Geld verdienen und im Anschluss daran den Abendkurse der Glasgow School of Art belegen. Die Männer arbeiten in der Werkstatt und belegten Schmiedeeisen- Goldschmiede- sowie Holzschnitz- und Kunsttischler Kurse. Die andere Gruppierung waren die Day students ( lady artists ), also vorwiegend junge Frauen, die u.a. Aquarellmalerei- und Stickerei Kurse belegen, aber auch Kupfer- und Silberarbeiten lernten und sich im Emaillieren und Buchbinden übten.
Gemeinsam besuchten die zwei Gruppierungen die Zeichnen und Entwurfsklassen Kurse.
Die bewußte Organisation von gemeinsamen Aktivitäten war ebenfalls Teil des Schulkonzepts, bei dem u.a. zahlreiche gemeinsame Tees, Maskenbälle, Picknicks etc. veranstaltet wurden.
[...]
[1] vgl. Sembach, Klaus- Jürgen; Jugendstil, Köln, Benedikt Taschen Verlag GmbH, 1990, S. 178
[2] vgl Garcias, Jean-Claude; Charles R. Mackintosh, Basel Birkenhäusler Verlag 1989, S. 89
[3] vgl. De Jong, Mattie; Architekturwettbewerbe 1792 – 1949, Köln, Benedikt Taschen Verlag GmbH, 1994, S. 164
[4] vgl. ebd, S. 164f
[5] vgl. De Jong, Mattie, S. 164
[6] vgl Garcias, Jean-Claude, S. 90ff
[7] vgl. Fiell, Charlotte; Fiell, Peter; Mackintosh, Köln, Benedikt Taschen Verlag GmbH, 2004, S. 12
[8] Sembach, Klaus- Jürgen, S.177
[9] vgl Garcias, Jean-Claude, S. 110ff
[10] vgl. Sembach, Klaus- Jürgen, S. 175/176
[11] vgl Garcias, Jean-Claude, S.90/91
[12] zu den namhaften Zeitschriften zählen: The Studio, The Hobby Horse( Das Steckenpferd) The Dial ( Die Sonnenuhr) Art et Decoration (Pariser Zeitschrift) vgl Garcias, Jean-Claude S.90f
[13] vgl. Fiell, Charlotte; Fiell, Peter, S. 16
[14] vgl Garcias, Jean-Claude, S. 37
[15] vgl. ebd, S. 29
[16] vgl. Fiell, Charlotte; Fiell, Peter, S. 18
[17] vgl Garcias, Jean-Claude, S. 37
- Quote paper
- Saskia Sorg (Author), 2005, Jugendstilarchitektur - Charles Rennie Mackintosh (1868 - 1928), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/42032
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