Zurzeit erfahren arabische Mitmenschen in den öffentlichen Medien viel negative Aufmerksamkeit, die mittels Nachrichten zu Terroranschlägen, dem Islamischen Staat (IS) oder arabischstämmigen Verbrechern verbreitet wird. Bekannt sind der Selbstmordanschlag am Konzert von Ariana Grande, die Terroranschläge am Flughafen Brüssel 2016 und im Pariser Club Bataclan 2015.
Diese Arbeit wendet sich Erklärungen und Erläuterungen zu expliziten und impliziten Einstellungen zu.
Methoden:
Gruppierung von 22 Adjektiven. Dabei wurden Ähnlichkeiten und Unähnlichkeit durch zugrundeliegende Dimensionen/Strukturen untersucht. Aufbau des Impliziten Assoziationstests (IAT).
Ergebnisse:
Messung der Einstellung gegenüber arabischen und westeuropäischen Männern mittels Implizitem Assoziationstest (IAT). Ergebnisse für explizite und implizite Einstellungen mittels geeigneter Methodik.
Diskussion:
Erläuterung, welcher Kulturgruppe (arabisch oder westeuropäisch) mehr positive oder negative Eigenschaften zugesprochen werden. Dimensionalität der Einstellungen. Vorteile des Modells. Erfassung von relativer Präferenz.
Limitationen für zukünftige Studien.
Einleitung
Zurzeit erfahren arabische Mitmenschen in den öffentlichen Medien viel negative Aufmerksamkeit, die mittels Nachrichten zu Terroranschlägen, dem Islamischen Staat (IS) oder arabischstämmigen Verbrechern verbreitet wird. Bekannt sind zum Beispiel Berichte über den jüngsten Selbstmordanschlag am Konzert von Ariana Grande in Manchester am 22. Juni 2017 sowie in den vergangenen Jahren beispielsweise über die Terroranschläge am Flughafen Brüssel 2016 und im Pariser Club Bataclan 2015. Die hierbei erzeugten oder beeinflussten Einstellungen werden teilweise sehr einseitig dargestellt, da im Gegenzug inländische und westeuropäische Verbrechen weniger Aufmerksamkeit erfahren. In Folge dessen werden Gefahr und Bedrohung mit arabischen und muslimischen Menschen assoziiert. Die daraus entstehenden Einstellungen und Vorurteile bewirken eine negative Haltung gegenüber der arabisch-muslimischen Bevölkerung. Petersen und Six (2008) definieren den Begriff „Vorurteil“ als automatische affektive Reaktion, die aus einer Aktivierung von Assoziationen resultiert. Diese Assoziationen verknüpfen eine Erinnerung an eine soziale Kategorie mit einer negativen oder positiven Bewertung.
In der vorliegenden Arbeit untersuchen wir die Unterschiede in und Zusammenhänge zwischen den expliziten und impliziten Einstellungen und Vorurteilen gegenüber arabischen im Vergleich zu westeuropäischen Männern. Implizite Einstellungen repräsentieren schnelle, spontane und unbeabsichtigte Beurteilungen, die auf Assoziationen beruhen und einen automatischen Prozess darstellen (Vogel & Wänke, 2016c). Ein Instrument, das diese impliziten Einstellungen misst, tut dies unabhängig von der bewussten Objektbeurteilung. Implizite Einstellungen sind meist affektiv. Ihr Vorteil besteht darin, dass sich die Person ihrer Einstellung nicht bewusst sein muss, und es können Einstellungen erhoben werden, die unabsichtlich, spontan und wenig elaboriert gebildet werden (Vogel & Wänke, 2016a). Gemäss Vogel und Wänke (2016c) sind implizite Einstellungen nicht die „wahren“ Einstellungen und sind teilweise heuristisch. Falls wir mit mehr Motivation, kognitiver Kapazität und Zeit über die impliziten Einstellungen nachdenken, entsteht aus diesen Prototypen die explizite Einstellung. In dieser Form wird die explizite Einstellung der Reflexion und Kognition zugänglich und kann direkt mittels Selbstbeurteilungsmethoden wie Fragebögen erhoben werden (Petersen & Six, 2008). Es ist jedoch kritisch zu hinterfragen, inwieweit Personen über ihre impliziten Einstellungen Kenntnis haben. Menschen sagen nicht immer, was sie denken, weil sie es entweder „nicht wollen“ oder „nicht können“. Diese Unterscheidung differenziert bewusstes Verstecken vor anderen und unbewusstes Verstecken vor sich selbst (Schnabel, Nosek, Banaji, & Greenwald, n.d.).
Um implizite Einstellungen zu messen, welche die Menschen explizit nicht angeben wollen oder können, haben wir in unserer Untersuchung den Impliziten Assoziationstest (IAT) verwendet. Er ist eine der am häufigsten verwendeten indirekten Messtechniken (Vogel & Wänke, 2016c). Gemäss den Autoren misst er unterschiedliche Assoziationen zweier Zielkonzepte (zum Beispiel Menschen mit schwarzer oder weisser Hautfarbe) mit einem evaluativen Konzept (zum Beispiel angenehme oder unangenehme Beurteilungen). Die dabei hervorgerufenen Assoziationen werden mittels Reaktionszeit erfasst. Eine schnelle Reaktion entsteht durch die Kombination hoch assoziierter Begriffe wie „Blume“ und „angenehm“ im Gegensatz zu wenig assoziierten Begriffen wie „Insekt“ und „angenehm“. Unterschiedliche Reaktionszeiten gegenüber den Begriffen bedeuten eine unterschiedliche Beurteilung der zwei Zielkonzepte. Der Nachteil des Tests besteht darin, dass er nicht frei von sozial erwünschten Antworten ist. Wenn Teilnehmer*innen mit seinem Aufbau vertraut sind oder gelernt haben, wie er zu verfälschen ist, kann sein Ergebnis willentlich beeinflusst werden. Der IAT ist jedoch weniger anfällig für motivierte Verfälschung als Fragebögen (Vogel & Wänke, 2016c). Der IAT misst Reaktionszeit durch den Wechsel von einem kompatiblen Block zu einem inkompatiblen Block oder umgekehrt. Hierbei ist zu beachten, dass die Reihenfolge der Blöcke die Resultate beeinflusst. Das Wechseln zwischen den Blöcken beansprucht das Arbeitsgedächtnis, weshalb auch Unterschiede in geistiger Fähigkeit einen Einfluss auf die Ergebnisse ausüben (Vogel & Wänke, 2016c). Die Auswahl der Stimuli sollte ebenfalls sehr sorgfältig getroffen werden, da subjektive Unterschiede in der Wahrnehmung der Stimuli das Ergebnis beeinflussen können; ein Problem, das später auch in der Diskussion dargestellt wird. Des Weiteren stellt sich die Frage, inwieweit diese vom IAT gemessenen Assoziationen mit den expliziten Einstellungen übereinstimmen.
Weder explizite noch implizite Einstellungen sind in Stein gemeisselt, jedoch sind beide relativ stabil. Schnabel, Nosek, Banaji und Greenwald (n.d.) befürworten die Verwendung des IAT, um ein Bewusstsein für automatische Präferenzen und Einstellungen auszubilden. In unserer Untersuchung integrieren wir diesen Gedanken, indem wir uns damit auseinandersetzen, was es bedeutet, als arabischer Mann in einem westeuropäischen Land zu leben, von deren Bewohner*innen er mit Stereotypen, Vorurteilen und Diskriminierung über Terror, Religion und Arbeitsmoral konfrontiert wird. Die Autoren lehnen die Nutzung des IAT für Entscheidungen über sich selbst, über andere und zur Schädigung anderer aufgrund ihrer Vorlieben als unerwünschten und missbräuchlichen Einsatz ab.
Zur Messung der expliziten Einstellungen haben wir in der vorliegenden
Untersuchung einen spezifischen Fragebogen entwickelt. Der Fragebogen beinhaltet22 Items, welche im Format einer Likert Skala präsentiert wurden. Diese Gruppe an Items hat im Vergleich zu Einzelitems den Vorteil, dass der Fragebogen dadurch eher misst, was er zu messen vorgibt. Dies lässt sich dadurch erklären, dass die Summe aller Items zufällige Fehler kompensiert (Vogel & Wänke, 2016b). Für eine aussagekräftige Messung sollten mehrere Faktoren beachtet werden.
Da explizite und implizite Einstellungsmessungen verschiedene Konstrukte erheben (Greenwald & Banaji, 1995), sollten deren Messinstrumente für unsere Untersuchung eine grosse Ähnlichkeit aufweisen. Des Weiteren sind Skalen mit einer hohen Reliabilität notwendig. In unserer Untersuchung wurde die Reliabilität in Form der internen Konsistenz anhand von Cronbach α erhoben. Die interne Konsistenz widerspiegelt die Korrelation der Items eines Instruments untereinander. Eine hohe interne Konsistenz weist auf homogene Items hin. Um eine hohe Reliabilität zu gewährleisten, ist ausserdem eine grosse Stichprobe essentiell (Vogel und Wänke, 2016c). Des Weiteren weisen die Autoren darauf hin, bei der Durchführung nicht einfach diejenigen Methode zu wählen, welche den grössten technischen Fortschritt aufweisen, sondern möglichst einfache Messinstrumente einzusetzen, weil diese ökonomischer sind und über eine höhere Konstruktvalidität verfügen (Vogel und Wänke, 2016c).
Basierend auf diesen Ausführungen arbeitet die vorliegende Untersuchung die Frage aus, inwiefern sich explizite und implizite Einstellungen gegenüber arabischen und westeuropäischen Männern unterscheiden, aber auch zusammenhängen. Für diese Umsetzung prüfen wir die Dimensionalität der expliziten Einstellungen und Vorurteile. Ein eindimensionales Modell widerspiegelt eine Einstellung auf einem Kontinuum von einem negativen zu einem positiven Pol. Ein zweidimensionales Modell beinhaltet zwei Kontinuen. Um die Dimensionalität zu untersuchen, haben wir im Fragebogen elf positive und elf negative Eigenschaften ausgewählt, die mehr oder weniger kohärent sind. Wir erwarten, dass die positiven und negativen Eigenschaften jeweils eindimensional sind. Weiter gehen wir davon aus, dass die Einstellungen gegenüber westeuropäischen Männern zweidimensional sind, während gegenüber arabischen Männern eindimensionale Einstellungen erwartet werden. In einem weiteren Schritt interessieren wir uns für das Ausmass und die Richtung der expliziten und impliziten Vorurteile gegenüber arabischen Männern im Vergleich zu westeuropäischen Männern. Hierbei steht vor allem die Frage im Zentrum, ob gegenüber westeuropäischen Männern sowohl mehr positive als auch weniger negative Einstellungen vorhanden sind.
Methoden
Explizite Einstellung gegenüber arabischen und westeuropäischen Männern
Zur Erhebung der expliziten Einstellungen gegenüber arabischen und westeuropäischen Männern wurde ein Fragebogen mit Hilfe von Inquisit-4-Lab programmiert. Die 22 Items wurden in zufälliger Reihenfolge auf insgesamt fünf Seiten präsentiert. Die Auflistung aller in dieser Studie verwendeten Items des Fragebogens findet sich im Anhang A1 wieder.
Zuerst wurden hierfür von allen Seminarteilnehmenden jeweils zehn positive und zehn negative Adjektive bzw. Eigenschaftsbeschreibungen generiert und in einer EXCEL-Tabelle zusammengetragen. In einem nächsten Schritt sollten die zusammengetragenen Eigenschaften gefiltert werden. Hierzu markierte jede Person die ihrer Meinung nach relevantesten zehn positiven und zehn negativen Eigenschaften aus der Liste aller gesammelten Eigenschaften, um die Einstellungen gegenüber arabischen im Vergleich zu westeuropäischen Männern zu erfassen. Am Ende ergaben sich nicht 20 sondern 22 Stimuli, die in einem nächsten Schritt mit Hilfe der multidimensionalen Skalierung (MDS) gruppiert wurden. Allgemein besteht das Ziel dieser Analyse darin, beobachtete Ähnlichkeiten (z.B. Produktmomentkorrelationen) oder Unähnlichkeiten (z.B. Euklidische Distanzen) von untersuchten Objekten durch zugrundeliegende bzw. „dahinterstehende“ Dimensionen bzw. Strukturen zu erklären (Hupfeld, 2002). In der vorliegenden Studie war es das Ziel, die positiven und negativen Eigenschaften getrennt auf ihre Ähnlichkeit oder Unähnlichkeit zu betrachten und diese graphisch darzustellen. Darüber hinaus können mittels dieser Analyse jegliche Arten von Ähnlichkeits- oder Unähnlichkeitsmatrizen analysiert werden (Hupfeld, 2002). Es wird versucht, die empirisch ermittelten (Un-)Ähnlichkeiten zwischen Objekten so in einem n-dimensionalen Raum abzubilden, dass die räumlichen Distanzen zwischen den Punkten, die diese Objekte repräsentieren, den empirischen (Un-)Ähnlichkeiten möglichst gut entsprechen (Hupfeld, 2002). Letztendlich wurden hierzu jeweils elf positive und elf negative Eigenschaftsbeschreibungen als „Objekte“ für die Positionierung im durch die Anzahl der angegebenen Dimensionen definierten Raum (hier zweidimensional) so angeordnet, dass die beobachteten Distanzen reproduziert wurden (Hupfeld, 2002). In der folgenden Studie konnten aus der Analyse der MDS folgende Lösungen auf Basis der Dimensionen für die negativen (Abbildung 1) als auch für die positiven (Abbildung 2) Eigenschaften interpretiert werden. Für die MDS wurde eine klassische Skalierungslösung nach Torgerson als Ausgangskonfiguration verwendet.
Das Stress-Mass ist die Anpassungsgüte und beantwortet die Frage, wie tauglich eine bestimmte Konfiguration die beobachtete Distanzmatrix reproduziert (Hupfeld, 2002). Der nicht-normierte Stress-Wert φ einer Konfiguration ist wie folgt definiert: φ = Σ [ dij - f (δij)]2. In dieser Formel steht dij für die reproduzierten Distanzen bei gegebener Anzahl von Dimensionen und δij für die Daten der Eingabe (d.h. beobachtete Distanzen). Der Ausdruck f (δij) beinhaltet eine nichtmetrische monotone Transformation der beobachteten Distanzen. Das Programm versucht damit, die Rangfolge der Distanzen zwischen den Objekten in der Analyse zu reproduzieren (Hupfeld, 2002).
Abbildung in dieser leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1. MDS-Lösungen für negative Eigenschaften (S-Stress= .14836b)*.
*Faktor für optimale Skalierung = .932.b
Abbildung in dieser leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2. MDS-Lösungen für positive Eigenschaften (S-Stress= .10121b)*.
*Faktor für optimale Skalierung = .945.b
Der Fragebogen begann mit der Begrüssung der Versuchspersonen (Vpn), wobei ihnen zudem die Anonymität ihrer Angaben und der vertrauliche Umgang mit den Daten versichert wurden. Die Vpn wurden dabei gebeten, den Fragebogen vollständig und wahrheitsgemäss auszufüllen. Sie wurden auch informiert, dass sie den Fragebogen an jeder Stelle abbrechen konnten. Danach wurden die Vpn um einige demographische Angaben (Alter, Geschlecht, Bildungsabschluss, Nationalität und Land, indem die Vpn leben) gebeten. Anschliessend erfolgte die Instruktion zur Beantwortung des Fragebogens, die darauf aufmerksam machte, dass arabische Männer in unserer Gesellschaft mit verschiedenen Einstellungen aufgrund ihrer Herkunft konfrontiert werden. In einem ersten Teil des Fragebogens wurde zu jedem der elf positiv und elf negativ konnotierten Items die explizite Einstellung gegenüber arabischen Männern auf einer fünf-Punkte Likert Skala (1 = gar nicht zutreffend, 2 = wenig zutreffend, 3 = mittelmässig zutreffend, 4 = ziemlich zutreffend, 5 = völlig zutreffend) erhoben, während im zweiten Teil des Fragebogens auf dieselbe Weise die Einstellungen gegenüber westeuropäischen Männern erfragt wurden. Die Stimuli wurden in beiden Teilen des Fragebogens in fünf Blöcken auf fünf Fragebogenseiten präsentiert. Hierbei wurden in Block eins und zwei jeweils fünf Items präsentiert. In den Blöcken drei, vier und fünf wurden je vier Items präsentiert. Sowohl die Reihenfolge der Blöcke als auch die der Items innerhalb der einzelnen Blöcke wurden randomisiert. Rückschritte zur vorherigen Seite waren im Fragebogen nicht möglich, damit die Vpn ihre Bewertung der westeuropäischen Männer nicht mit ihrer Bewertung der arabischen Männer vergleichen konnten. Solche Vergleiche führen zu einer Verzerrung der Ergebnisse. Nach Abschluss des Fragebogens folgte die Ermittlung der impliziten Einstellungen mittels IAT, welcher den Vpn als „Zuordnungsaufgabe“ vorgestellt wurde und nun näher erklärt wird.
Impliziter Assoziationstest (IAT)
Der IAT ist eine Methode, die Unterschiede zwischen dem Bewussten und dem Unbewussten zeigen kann. Die Vpn absolvierten den IAT, damit die impliziten Einstellungen gegenüber arabischen und westeuropäischen Männern gemessen werden konnten (Greenwald et al., 2003). Der IAT wurde, wie der Rest der Studie, über die Plattform Inquisit-4-Lab (Version: 4.0.10.0) http://www.millisecond.com/download/ administriert.
Der IAT geht davon aus, dass stärker miteinander assoziierte Reize auch schneller einander zugeordnet werden. In seiner ursprünglichen Form benutzt der
[...]
- Citar trabajo
- Marius Iseli (Autor), Marvin Helbing (Autor), Stephanie Meyer (Autor), 2017, Einstellungen gegenüber arabischen im Vergleich zu westeuropäischen Männern, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/419840
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