Über den historischen Johannes den Täufer wissen wir nicht allzu viel. Dennoch ist er eine zentrale Figur des Christentums und der Evangelien. Sein Einfluss betraf jedoch nicht nur das Christentum. Er hatte auch zahlreiche Anhänger im jüdischen Volk, nicht nur in Israel, sondern auch in der jüdischen Diaspora1. Auch im Koran wird er erwähnt und Flavius Josephus, ein jüdischer Feldherr und Geschichtsschreiber aus dem ersten Jahrhundert, berichtet von ihm.
In der biblischen Tradition lassen sich nur wenige Stellen über den jüdischen Propheten finden, die unmittelbare Erkenntnisse über ihn zulassen. Umso mehr findet man jedoch Aussagen über ihn, die zeigen, wie stark diese Person die Menschen beschäftigt hat.
In der christlichen Kirche hat Johannes der Täufer eine bedeutsame Rolle gespielt. Er war jüdischer Prophet und versuchte auf seine jüdischen Zeitgenossen einzuwirken.
In den vier Evangelien wird Johannes dem Täufer eine unterschiedliche Stellung zugewiesen. Neben einer historischen Einleitung über das Leben Johannes des Täufers und einem kurzen Vergleich seiner Person mit Jesus von Nazareth soll in dieser Arbeit aufgezeigt werden, wie in den einzelnen Evangelien über den Täufer gesprochen und sein Verhältnis zu Jesus dargestellt wird. Dabei soll aufgrund der ausführlichen Darstellung der Biographie des Johannes von der Ankündigung seiner Geburt bis zu seiner Gefangennahme durch Herodes im Lukasevangelium dieses auch den Schwerpunkt aller Untersuchungen darstellen.
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1 Diaspora (griech. „Zerstreuung“) meint im modernen Sinn die Juden, die außerhalb des jüdischen Staates Israel leben.
Inhaltsverzeichnis
1 Vorwort
2 Johannes der Täufer
2.1 Geburt und Herkunft
2.2 Zeit und Situation seines Auftretens
2.3 Ort seines Auftretens
2.4 Seine Predigt
3 Johannes der Täufer und Jesus von Nazareth
4 Johannes der Täufer aus Sicht der Evangelien
5 Schlussbetrachtung
I Literaturverzeichnis
1 Vorwort
Über den historischen Johannes den Täufer wissen wir nicht allzu viel. Dennoch ist er eine zentrale Figur des Christentums und der Evangelien. Sein Einfluss betraf jedoch nicht nur das Christentum. Er hatte auch zahlreiche Anhänger im jüdischen Volk, nicht nur in Israel, sondern auch in der jüdischen Diaspora[1]. Auch im Koran wird er erwähnt und Flavius Josephus, ein jüdischer Feldherr und Geschichtsschreiber aus dem ersten Jahrhundert, berichtet von ihm.
In der biblischen Tradition lassen sich nur wenige Stellen über den jüdischen Propheten finden, die unmittelbare Erkenntnisse über ihn zulassen. Umso mehr findet man jedoch Aussagen über ihn, die zeigen, wie stark diese Person die Menschen beschäftigt hat.
In der christlichen Kirche hat Johannes der Täufer eine bedeutsame Rolle gespielt. Er war jüdischer Prophet und versuchte auf seine jüdischen Zeitgenossen einzuwirken.
In den vier Evangelien wird Johannes dem Täufer eine unterschiedliche Stellung zugewiesen. Neben einer historischen Einleitung über das Leben Johannes des Täufers und einem kurzen Vergleich seiner Person mit Jesus von Nazareth soll in dieser Arbeit aufgezeigt werden, wie in den einzelnen Evangelien über den Täufer gesprochen und sein Verhältnis zu Jesus dargestellt wird. Dabei soll aufgrund der ausführlichen Darstellung der Biographie des Johannes von der Ankündigung seiner Geburt bis zu seiner Gefangennahme durch Herodes im Lukasevangelium dieses auch den Schwerpunkt aller Untersuchungen darstellen.
2 Johannes der Täufer
2.1 Geburt und Herkunft
Das genaue Geburtsdatum von Johannes dem Täufer ist nicht bekannt. Er wurde zur Zeit Herodes des Großen (37-4 v.Chr.) geboren[2]. Aus priesterlichem Geschlecht stammend war er mit Jesus verwandt[3] (Lk 1,36). Seine Mutter Elisabeth war eine Verwandte von Maria, aus dem Geschlecht Aaron, des ersten Hohenpriesters, Mutter von Jesus. Die Geschichte der Geburt Johannes des Täufers wird in Lk 1, 5-25.57-80 ausführlich erzählt, wobei einige Parallelen zur Geburtsgeschichte Samuels (1.Sam 1) zu erkennen sind (Unfruchtbarkeit der Mutter, Gebet, Verheißung und Erfüllung). Zacharias, der Vater des Johannes, und seine Frau leben außerhalb Jerusalems, in den Bergen Judas (Lk 1, 23.39). Zacharias (aus der Klasse der Abia (1.Chr 24,10) wird stumm, weil er dem Engel Gabriel die Ankündigung der Geburt seines Sohnes nicht glaubt. Erst nach der Geburt kann er wieder reden und brach in einen Lobgesang aus (Lk 1,67-79), der heute unter der Bezeichnung Benedictus bekannt ist.
Bereits die Ankündigung der Geburt Johannes des Täufers unterstreicht die Schlüsselrolle des Johannes für die Heilsgeschichte Gottes und auch die Geburtsgeschichte enthält bereits umfangreiche Deutungen der Figur. Die Etymologie für Johannes bedeutet „Gott ist gnädig“.
Ein genauer Geburtsort ist ebenso wie das Geburtsdatum nicht feststellbar. In Lk 1, 39 machte sich Maria zu einem Besuch bei Elisabeth auf „und ging eilends in das Gebirge zu einer Stadt in Juda“[4]. Dem Schreiber ist demnach eine genaue Ortsangabe nicht wichtig. Er legt mehr Wert darauf, dass Johannes aus dem Stammland des Judentums stammt.
Es gilt festzuhalten, dass Johannes der Täufer priesterlichen Milieus entstammt, in seinem späteren Auftreten jedoch prophetische Züge besaß. In der Erzählung der Ankündigung der Geburt (Lk 1, 5-25), die mit der von seiner Geburt (Lk 1, 57-66) den Grundstock des ersten Teils des Erzählzusammenhanges bildet, wird Johannes als Vorläufer Gottes selbst angekündigt.
Lk 1, 16: „Und er wird vom Volk Israel viele zu dem Herrn, ihrem Gott bekehren.“
In Lk 1,80 wird ein abschließender Blick auf die Kindheit des Johannes geworfen. Obgleich er der Sohn eines Priesters und dadurch eigentlich zum Priester bestimmt war, wuchs Johannes in der judäischen Wüste auf:
Lk 1,80: „Und das Kindlein wuchs und wurde stark im Geist. Und er war in der Wüste bis zu dem Tag, an dem er vor das Volk Israel treten sollte.“
Als Kind schon sollte Johannes den Essenern in der Wüste in Qumran übergeben worden sein[5]. Mit der Beauftragung für Israel (Lk 3,2) ist Johannes’ Berufung durch Gottes Wort in der Wüste gemeint. Der frühe Hinweis auf den Aufenthalt Johannes in der Wüste wird eine vorausweisende Andeutung auf eben diese Berufung sein, stellt aber auch einen Ort der besonderen Gottesnähe dar[6]. Nach alttestamentlich jüdischer Anschauung ist sie der Ort des neuen Exodus und der Stiftung einer neuen endzeitlichen Gottesgemeinschaft[7] (vgl. Hos 2,16ff.; Jes.40, 3-5).
2.2 Zeit und Situation seines Auftretens
Johannes gehört in die Reihe jener zahlreichen jüdischen Endzeitpropheten,
„die während des 1.Jh.s n. Chr. In Palästina auftraten, im jüdischen Volk die Hoffnung auf die endzeitliche Erlösung Israels weckten und eben deshalb den politischen Machthabern als gefährlich erschienen.“[8]
Im Lukasevangelium finden sich sehr genaue Angaben über Zeit und Auftreten des Täufers. In Lk 3,1-2 wird das Auftreten von Johannes dem Täufer mit folgenden Worten dokumentiert:
Lk 3,1-2: „Im fünfzehnten Jahr der Herrschaft des Kaisers Tiberius, als Pontius Pilatus Statthalter in Judäa war und Herodes Landesfürst von Galiläa und sein Bruder Philippus Landesfürst von Ituräa und der Landschaft Trachonitis und Lysanias Landesfürst von Abilene, als Hannas und Kaiphas Hohepriester waren, da geschah das Wort Gottes zu Johannes, dem Sohn des Zacharias, in der Wüste.“
Insbesondere fünf Hinweise aus diesem Textausschnitt kann man mit Daten versehen:
1) Pilatus war Statthalter in Judäa von 26-36 n.Chr. oder Anfang 37 n.Chr.[9]
2) Herodes Antipas, Sohn Herodes des Großen, wurde 39 n.Chr. entmachtet.[10]
3) Der Tetrach Philippus starb 34 n.Chr.[11]
4) Kaiphas war Hoherpriester von 18-37 n.Chr.[12] Die Eckdaten des öffentlichen Auftretens Johannes des Täufers liegen also zwischen dem Jahr 26 n.Chr. und dem Passa 37 n.Chr.. Die bedeutenste Angabe liegt in den Worten des Lukas:
5) „im fünfzehnten Jahr der Herrschaft des Kaisers Tiberius“ (Lk 3,1).
Dieser Hinweis präzisiert das Auftreten des Johannes weiter. Für das fünfzehnte Jahr des Tiberius gibt es verschiedene Deutungsmöglichkeiten. Die Entscheidung darüber hängt von der damaligen Zeitrechnung ab. Seine Regierungszeit begann im Jahre 14 n.Chr. nach dem Tod des Kaiser Augustus. Ob man 27/28 oder 28/29 n.Chr. rechnet, hängt davon ab, ob man die Zeit des Regierungsantrittes (19.August) bis zum Jahresbeginn (damaliger Zeitrechnung der 30.September) als selbstständiges Regierungsjahr einbezieht.[13] Da man annimmt, dass Lukas syrischer Herkunft ist, mag er wohl auch in dieser Weise gezählt haben. Nach dieser Zählweise wurde das fünfzehnte Regierungsjahr von 1.Tischri 27 bis 1.Tischri 28 n.Chr. datiert werden (21.September 27-8.Oktober 28 n.Chr.). Somit trat Johannes der Täufer im Jahr 27 n.Chr. erstmals öffentlich auf.
2.3 Ort seines Auftretens
Der Ort des Auftretens Johannes des Täufers wird in den synoptischen Evangelien einheitlich genannt. Es ist unter anderem die Wüste, aber auch der Jordanfluss (Lk 3,2-3; Mt 3, 1.5; Mk 1, 4-5) sowie die angrenzenden Gebiete. Mit der Wüste wird in diesem Fall das Gebiet von Judäa bis hin zum Toten Meer gemeint sein, an welches das Jordantal grenzt. Der hebräische Begriff midbar für „Wüste“ bezeichnet nicht eine pflanzenlose Sand- und Gerölllandschaft, sondern nur für den Ackerbau wenig taugliche und die normalerweise als Weidefläche genutzten Landesteile.[14]
Aber warum trat Johannes genau an dieser Stelle auf? Die Wüste als wesentlicher Ort seiner Predigten hat eine heilsgeschichtliche Bedeutung[15] und steht im Zusammenhang mit der alttestamentlichen Elia-Tradition. Sie erinnert an Gottes Heilswirken an Israel in der Wüste.
Der Jordan als Ort der Taufe scheint eine biblische Tradition zu haben. In Jos 4,13 heißt es:
Jos 4,13: „An vierzigtausend zum Krieg gerüstete Männer gingen vor dem Herrn her zum Kampf ins Jordantal von Jericho.“
Im Johannesevangelium wird mit den Worten „Dies geschah in Betanien jenseits des Jordans, wo Johannes taufte.“ (Joh 1,28) das Ostufer als Handlungsort von Johannes dem Täufer präzisiert. Das Ostufer entspricht dabei der Situation Israels, bevor es durch den Fluss schritt.
[...]
[1] Diaspora (griech. „Zerstreuung“) meint im modernen Sinn die Juden, die außerhalb des jüdischen Staates Israel leben.
[2] Nach Lk 1,36 ist er jedoch nur 6 Monate älter als Jesus.
[3] vgl. Stuhlmacher 1992, S.60.
[4] Alle Bibelzitate beziehen sich auf die Bibel nach der Übersetzung Martin Luthers.
[5] vgl. Müller 2002, S.18. vgl. Goppelt 1985, S.84.
[6] vgl. Stuhlmacher 1992, S.60.
[7] vgl. Kapitel 2.3.
[8] Stuhlmacher 1992, S.58.
[9] vgl. Henning 1998, S.700.
[10] vgl. ebd., S.335.
[11] vgl. ebd., S.695.
[12] vgl. ebd., S.468.
[13] vgl. Grundmann 1978, S.100.
[14] vgl. Stegemann 1994, S.295.
[15] vgl. Müller 2002, S.21.
- Quote paper
- Angela Oetzmann (Author), 2004, Johannes der Täufer, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/41941
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