Bei der Entwicklung von Persönlichkeit und Identität spielt die Ausbildung, Arbeit und Beruf eine wichtige Rolle. Für die soziale Identität und Biografie ist die berufliche Erwerbsarbeit eine Sinnerfüllung.
Welche Funktion hat der Beruf bei der Identitatsbildung junger Menschen?
Bei der Entwicklung von Personlichkeit und Identitat spielt die Ausbildung, Arbeit und Beruf eine wichtige Rolle (Reinders, Mansel, Speck in Gusinde, Hildebrandt 2014: 567). Fur die soziale Identitat und Biografie ist die berufliche Erwerbsarbeit eine Sinnerfullung (Kahlert, Mansel in Gusinde, Hildebrandt2014: 568).
Nach von Keupp ist die Identitatskonstruktion ein aktiver Konstruktionsprozess und eine Syntheseleistung. Wahrend ihrer Kindheit und Jugend haben die jungen Menschen einen Ausprobier- und Schonraum, Moratorium genannt, die Moglichkeit verschiedene Formen des kulturellen, sozialen und politischen Leben auszuprobieren Jedoch wird gleichzeitig erwartet, dass sie einen schnellen Wandel von Schule in die Arbeitswelt durchfuhren (Zinnecker in Gusinde, Hildebrandt 2014: 568). Wahrend des Moratoriums sind die berufliche Ausbildung und der Ubergang in ein Arbeitsverhaltnis eine zentrale Entwicklungsaufgabe, die der Jugendliche auf dem Weg in den Erwachsenstatus bewaltigen muss. Von jedem jungen Menschen wird erwartet, dass er erwerbstatig ist und sein eigenes Gehalt verdient (Fischer et al. in Gusinde, Hildebrandt 2014: 568).
In den letzten Jahren hat sich die Arbeitswelt stark verandert (VoR> in Gusinde, Hildebrandt 2014: 569). Prekare Arbeitsverhaltnisse haben zugenommen und Normalarbeits- verhaltnisse haben abgenommen (Keller, Seifert in Gusinde, Hildebrandt 2014: 569). Es finden Segmentierungs- und Transformationsprozesse statt (Gusinde, Hildebrandt 2014: 569). In der heutigen technologisch globalisierten Wirtschaft ist man nicht mehr vom Massenarbeiter abhangig. Arbeiter werden durch Maschinen ersetzt.(Sennett in Gusinde, Hildebrandt 2014: 569). Die neue neoliberale Wirtschaftsform ist der Mensch dem Diktat des Kosten - und Gewinnvorteils untergeordnet (Klein in Gusinde, Hildebrandt 2014: 569). Der Wechsel menschlicher Arbeitskraft durch Maschinen ist auf die Entwicklung des technologischen Fortschritt der letzten Jahrzehnte zuruckzufuhren (Ribolits in Gusinde, Hildebrandt 2014: 570).
Auf die Wertorientierung, die Personlichkeit und die Lebensfuhrung der Individuen haben diese Entwicklungen zwangslaufig Auswirkungen. In unserer Gesellschaft findet durch Arbeit eine soziale Verortung und eine soziale Statuszuweisung statt (Beck in Gusinde, Hildebrandt 2014: 570). Junge Menschen mussen finden durch den Weg ins Berufsleben ihre gesellschaftliche Rolle (Gusinde, Hildebrandt 2014: 570).
Die heutigen jungen Menschen haben viele Verpflichtungen neben dem Strukturwandel der Arbeit, zunehmenden Freizeitorientierung, Individualisierung und Pluralisierung der Lebenslaufe (Zinnecker, Fend in Gusinde, Hildebrandt 2014: 570). In der heutigen Zeit bietet der Beruf bietet nicht mehr den Schutz und die Sicherheit (Beck in Gusinde, Hildebrandt 2014: 570). Die heutigen jungen Menschen haben durch die Verlangerung der Schulzeit und Verkurzung der Wochenarbeitszeit mehr Freizeit (Ecarius in Gusinde, Hildebrandt 2014: 571). Auch haben sie mehr Zeit fur die Vorbereitung auf den Erwachsenstatus dadurch ruckt der Ubergang in die Berufswelt in den Hintergrund (Schafer in Gusinde, Hildebrandt 2014: 571). Die berufliche Identitatsbildung wird erschwert durch die veranderten gesellschaftlichen Bedingungen, wie die formale Ausweitung der Jugendphase und der zunehmende Sinnverlust der Jugendphase bezuglich ihrerZukunft (Reutlinger in Gusinde, Hildebrandt2014: 571).
Folglich muss sich der heutige junge Mensch existenziell absichern und sich selbst verorten. Er muss auch mit Phasen zurechtkommen, in denen die berufliche Integration abgebrochen wird Oder nicht gelingt (Schroer in Gusinde, Hildebrandt 2014: 572). Daruber hinaus ist es eine Illusion zu glauben dass jeder Jugendliche erfolgreich in die Arbeitsgesellschaft integriert werden kann (Krafeld in Gusinde, Hildebrandt 2014: 572). Die soziale Integration ist nicht garantiert da sich die Arbeitsgesellschaft gewandelt hat und somit auch die Ausbildung einer lohnarbeitszentrierten Identitat. Dies betrifft insbesondere bildungsschwache Jugendliche. Denn nach ihrem Schulbesuch erfolgt meist der Ubergang in FordermaGnahmen Oder prekare Arbeitsverhaltnisse (Lex in Gusinde, Hildebrandt 2014: 573).
Fur die heutigen Jugend ist die berufliche Identitat nicht klar und linear strukturiert wie im Gegensatz zur fruheren Generationen deren Berufsleben vorgezeichnet war und linear und klar verlief. Innerhalb der Jugendphase haben sich die Wahlmoglichkeiten ausdifferenziert. Es ist heutzutage schwieriger typisch Erwachsene Oder Jugendliche Verhaltensweisen zu identifizieren (Chrisholm in Gusinde, Hildebrandt 2014: 573). Die jungen Menschen haben den Wechsel als Normalitat angenommen und einen aktiven Umgang mit gesellschaftlicher Instability in ihrem Leben integriert (Stauber, Walther in Gusinde, Hildebrandt 2014: 573). Im Strukturwandel der Arbeitsgesellschaft werden Jugendliche, die sich weniger gut in die Arbeitsgesellschaft integrieren konnen, werden besonders mit sozialen Problemen konfrontiert werden. Dies sind insbesondere Jugendliche die aus bildungsfernen Familien stammen und Forder- und Hauptschulen besuchen und aufgrund ihrer sozialen Herkunft unterschiedliche Startchancen haben (Shell Jugendstudie in Gusinde, Hildebrandt2014: 574).
Zudem verstarkt die Schule die soziale Ungleichheit und befordert zugleich die Arbeitsaufteilung, die auf soziale Differenzierung basiert, da sie die Schulerlnnen sozial differenziert. Die Schulerlnnen sollten bereits in der Schule auf die zukunftige Arbeitswelt vorbereitet werden da einige Jugendliche Probleme haben den Ubergang in die Arbeitswelt zu bewaltigen (Gusinde, Hildebrandt 2014: 575).
Literatur
Gusinde, Frank/Hildebrandt, Zilbiya (2014): Vorbereitung auf den Ubergang von der Schule in die Arbeitswelt. (Berufliche) Identitatsbildung als unendliches Projekt der Jugendphase. In: Hagedorn, Jorg (Hg.): Jugend, Schule und Identitat. Selbstwerdung und Identitatskonstruktion im Kontext Schule, Wiesbaden 2014, S. 567-581.
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- Anonym,, 2017, Welche Funktion hat der Beruf bei der Identitätsbildung junger Menschen?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/419410