Einleitung
„Ein ziemlich sicherer Indikator für die Lebendigkeit einer religiösen Überlieferung ist die Weise, wie sehr sie erinnert und begangen wird. In dieser Beziehung sieht es mit dem Osterfest eher noch bedenklicher aus als mit dem Weihnachtsfest – der christliche Gehalt hat sich längst verflüchtigt.“1
Zu diesem Schluss kommen Horst Klaus Berg und Ulrike Weber in ihrem Didaktischen Begleitheft zu Unterrichtsmaterialien zum Thema Ostern. Auch das Lexikon der Religionspädagogik konstatiert, dass für die nachwachsende Generation ein „christlicher Substanzschwund“ gerade „in den Essentials“ des christlich-kirchlichen Glaubens als „gesicherter Trend“ gelten könne.2 Dass und inwiefern das Osterfest und sein mit Quadragesima und Pentekoste etwa 100 Tage umfassender Festkreis diese „Essentials“, also die Grundlagen bzw. das Wesentliche des Christentums beinhalten und verkörpern, werde ich in dieser Arbeit sowohl unter historischem als auch dogmatischem Blickwinkel darstellen, um vor diesem Hintergrund die Möglichkeiten und Grenzen der Didaktik auszuloten, den obigen Feststellungen entgegenzuwirken.
Dabei wird zunächst die Entwicklung des Osterfestkreises ausgehend vom Osterfest als seiner Mitte nachgezeichnet, bevor mit der Darstellung von Entstehung und Bedeutung des vielfältigen Brauchtums auf die Ausgestaltung des Festkreises eingegangen wird. Der historische Teil schließt mit einer Vorstellung verschiedener Theorien zur umstrittenen Herkunft des Wortes Ostern. Mit Buße und Fasten, Leiden und Kreuz sowie Auferstehung und ewigem Leben werden dann mit dem Osterfestkreis verbundene zentrale Themen der Dogmatik thematisiert und fruchtbar gemacht für den folgenden didaktischen Teil, der zunächst die Voraussetzungen der Behandlung des Osterfestkreises in der Schule untersucht, die Relevanz dieser Behandlung im Horizont der fünf didaktischen Fragen nach Klafki beleuchtet und auf dieser Basis sowie unter Beachtung der Vorgaben des Hessischen Rahmenplans Grundschule schließlich konkrete Ansätze zur Behandlung des Osterfestkreises vorstellt.
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1 Berg und Weber 1998, 4.
2 Vgl. Rickers 2001.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Osterfestkreis in historischer Perspektive
- Entstehung und Entwicklung der Osterfeier
- Ursprung und Alte Kirche
- Mittelalter und 16. Jahrhundert
- Neuzeit und 20. Jahrhundert
- Entstehung und Entwicklung von Karwoche und Osteroktav
- Entstehung und Entwicklung der Quadragesima
- Brauchtum
- Bräuche der Quadragesima
- Bräuche der Karwoche
- Bräuche des Osterfestes
- Die Etymologie des Wortes „Ostern“
- Germanische Göttin „Ostara“?
- Ableitung von Osten als Richtung des Sonnenaufgangs?
- Übersetzungsfehler von „albae“?
- Heidnische Form der Taufe „vatni ausa“?
- Entstehung und Entwicklung der Osterfeier
- Der Osterfestkreis in dogmatischer Perspektive
- Buße und Fasten
- Leiden und Kreuz
- Auferstehung und ewiges Leben
- Der Osterfestkreis in didaktischer Perspektive
- Voraussetzungen der Behandlung des Osterfestkreises in der Grundschule
- Lehrkraftbezogene Voraussetzungen
- Institutionelle Voraussetzungen
- Schülerbezogene Voraussetzungen
- Die Relevanz der Behandlung des Osterfestkreises in der Grundschule
- Exemplarische Bedeutung
- Gegenwartsbedeutung
- Zukunftsbedeutung
- Inhaltliche Struktur
- Unterrichtliche Zugänglichkeit
- Vorgaben des Hessischen Rahmenplans Grundschule
- Ansätze zur Behandlung des Osterfestkreises in der Grundschule
- Der Ansatz beim Phänomen Osterfest
- Der Ansatz bei der Darstellung von Passion und Ostern anhand biblischer Texte
- Der Ansatz bei existenziellen Fragen
- Voraussetzungen der Behandlung des Osterfestkreises in der Grundschule
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Osterfestkreis und dessen Bedeutung für den christlichen Glauben. Ziel ist es, den Festkreis aus historischer, dogmatischer und didaktischer Perspektive zu beleuchten und so ein tieferes Verständnis für seine Entstehung, seine Bedeutung und seine Relevanz für die heutige Zeit zu vermitteln.
- Die Entstehung und Entwicklung des Osterfestkreises
- Die Bedeutung des Osterfestkreises für den christlichen Glauben
- Die Relevanz des Osterfestkreises für die Grundschuldidaktik
- Die Möglichkeiten und Grenzen der Vermittlung des Osterfestkreises in der Grundschule
- Die Bedeutung des Brauchtums im Osterfestkreis
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet den aktuellen Stand der Auseinandersetzung mit dem Osterfest und dessen Bedeutung im Kontext des christlichen Glaubens. Das zweite Kapitel widmet sich dem Osterfestkreis in historischer Perspektive, zeichnet die Entstehung und Entwicklung der Osterfeier, der Karwoche und des Osteroktav nach und analysiert das vielfältige Brauchtum des Festkreises. Im dritten Kapitel wird der Osterfestkreis aus dogmatischer Sicht betrachtet und die Themen Buße und Fasten, Leiden und Kreuz sowie Auferstehung und ewiges Leben näher beleuchtet.
Schlüsselwörter
Osterfestkreis, christlicher Glaube, Geschichte, Dogmatik, Didaktik, Brauchtum, Quadragesima, Karwoche, Ostern, Auferstehung, Buße, Fasten, Leiden, Kreuz, Grundschuldidaktik
- Quote paper
- Michaela Hofmann (Author), 2005, Der Osterfestkreis - historische/dogmatische/didaktische Perspektive, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/41937