Ich habe in dieser Arbeit zum Ziel, eine gesprächsanalytische Untersuchung von Chat-Kommunikation vorzunehmen und sie mit Face-to-face-Konversation zu vergleichen.
Im zweiten Kapitel liefere ich einen Einblick in die Chat-Kommunikation und ihre Besonderheiten. Dafür stelle ich in Abschnitt 2.2 die technischen und kommunikativen Rahmenbedingungen dar, die im erheblichen Maße die Interaktion im Chat beeinflussen. Im letzten Abschnitt des zweiten Kapitels wird noch die Bedeutung von Nicknames im Chat beschrieben.
Das dritte Kapitel befasst sich mit der medialen und konzeptionellen Einordnung von Chat-Kommunikation. Mit Hilfe der Forschungsergebnisse von Koch/Oesterreicher (1994) wird die Frage behandelt, ob es sich beim Chat um ein Gespräch oder einen Text handelt, die in Abschnitt 3.3 schließlich geklärt werden soll.
Im vierten Kapitel gehe ich zum Hauptteil der Arbeit über, einen umfassenden Vergleich der Chat-Kommunikation mit Face-to-face-Gesprächen. Im ersten Teil nehme ich einen Vergleich auf der Ebene der Gesprächsorganisation vor. Dafür erläutere ich zunächst die Gesprächorganisation in der Face-to-face-Kommunikation und dabei insbesondere das Turn-taking-Modell von Sacks/Schegloff/Jefferson (1974), um danach die Organisation von Chat-Gesprächen darzustellen und Unterschiede sowie Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten. Die Kernfrage ist, inwiefern das Turn-taking-Modell in der Chat-Kommunikation überhaupt zum Einsatz kommt. Abschnitt 4.1.6 stellt zu dieser Frage erst die Positionen von Nils Lenke und Peter Schmitz (1995) sowie von Denise E. Murray (1989) vor, bei denen es sich um Gegner des Turn-taking-Modells im Chat handelt. Diese Positionen werden in den folgenden Abschnitten auf ihren Wahrheitsgehalt untersucht, wofür ich Auszüge aus einem allgemeinem Web-Chat verwende, der sowohl für registrierte als auch nicht registrierte Benutzer zugänglich ist. Anhand eines größeren Chat-Auszugs untersuche ich, inwieweit in Chat-Gesprächen Elemente des Turn-taking-Modells auftauchen. In Abschnitt 4.1.7 ziehe ich schließlich ein Fazit.
Im zweiten Teil untersuche ich, in welchem Maße nonverbales Verhalten und paralinguistische Elemente aus Face-to-face-Gesprächen in der Chat-Kommunikation simuliert werden können und auch müssen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Grundsätzliches zur Chat-Kommunikation
- 2.1 Das Neue an der Chat-Kommunikation
- 2.2 Technische und kommunikative Rahmenbedingungen
- 2.3 Besonderheiten der Chat-Kommunikation
- 2.4 Nicknames
- 3. Zwischen Schriftlichkeit und Mündlichkeit
- 3.1 Elemente konzeptioneller Mündlichkeit in der Chat-Kommunikation
- 3.2 Mediale und konzeptionelle Mündlichkeit bzw. Schriftlichkeit
- 3.3 Einordnung der Chat-Kommunikation
- 4. Unterschiede des Chats zur Face-to-face-Konversation
- 4.1 Gesprächsorganisation
- 4.1.1 Allgemeine Prinzipien der Gesprächsorganisation
- 4.1.2 Sprecherwechsel in Face-to-face-Gesprächen
- 4.1.3 Reparaturprozeduren in Face-to-face-Gesprächen
- 4.1.4 Zur interaktiven Konstruktion von Beiträgen
- 4.1.5 Wichtige Aspekte für die Gesprächsorganisation in der Chat-Kommunikation
- 4.1.6 Sprecherwechsel in der Chat-Kommunikation
- 4.1.6.1 Paarsequenzen in der Chat-Kommunikation
- 4.1.6.2 Turn-taking-Modell oder reines Adressierungsmodell
- 4.1.6.3 Reparaturprozeduren
- 4.1.6.4 Einzelgespräch/ Mehrpersonengespräch
- 4.1.7 Fazit
- 4.2 Darstellung von paralinguistischen und nonverbalen Elementen im Chat
- 4.2.1 Substitutionsmöglichkeiten
- 4.2.1.1 Emoticons
- 4.2.1.2 Zuschreibungs-Turns und infinite Verb-Letzt-Konstruktionen
- 4.2.1.3 Großschreibung
- 4.2.1.4 Buchstaben- und Satzzeichen-Reduplikation
- 4.2.1.5 Abkürzungen und Akronyme
- 4.2.2 Fazit
- 4.2.1 Substitutionsmöglichkeiten
- 4.1 Gesprächsorganisation
- 5. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit verfolgt das Ziel, Chat-Kommunikation gesprächsanalytisch zu untersuchen und sie mit Face-to-face-Konversationen zu vergleichen. Die Analyse konzentriert sich auf die Besonderheiten der Chat-Kommunikation im Kontext von Schriftlichkeit und Mündlichkeit, sowie auf die Unterschiede in der Gesprächsorganisation und der Darstellung nonverbaler Elemente.
- Vergleich von Chat- und Face-to-face-Kommunikation
- Analyse der Gesprächsorganisation in Chat-Kommunikation
- Untersuchung der medialen und konzeptionellen Einordnung von Chat-Kommunikation
- Darstellung nonverbaler und paralinguistischer Elemente im Chat
- Bedeutung von Nicknames in der Chat-Kommunikation
Zusammenfassung der Kapitel
2. Grundsätzliches zur Chat-Kommunikation: Dieses Kapitel liefert einen Einblick in die Besonderheiten der Chat-Kommunikation. Es beleuchtet die technischen und kommunikativen Rahmenbedingungen, welche die Interaktion im Chat maßgeblich beeinflussen, und hebt die Neuheit des Chats als genuin schriftliche, simultane Kommunikationsform hervor. Die Bedeutung von Nicknames und die zunehmende Anwendung des Chats in verschiedenen Bereichen, von beruflichen Beratungsgesprächen bis hin zur Freizeitgestaltung, werden ebenfalls diskutiert. Die Anonymität des Mediums und seine Möglichkeiten zur Überwindung von Isolation werden hervorgehoben.
3. Zwischen Schriftlichkeit und Mündlichkeit: Das Kapitel befasst sich mit der Einordnung der Chat-Kommunikation zwischen Schriftlichkeit und Mündlichkeit. Anhand der Forschungsergebnisse von Koch/Oesterreicher (1994) wird die Frage untersucht, ob der Chat als Gespräch oder Text zu klassifizieren ist. Die Analyse konzentriert sich auf die Elemente konzeptioneller Mündlichkeit im Chat und die Beziehung zwischen medialer und konzeptioneller Schriftlichkeit und Mündlichkeit. Die Klärung dieser Fragen bildet die Grundlage für den Vergleich mit Face-to-face-Kommunikation in den nachfolgenden Kapiteln.
4. Unterschiede des Chats zur Face-to-face-Konversation: Der Hauptteil der Arbeit vergleicht die Chat-Kommunikation mit Face-to-face-Gesprächen. Zuerst wird die Gesprächsorganisation in Face-to-face-Konversationen erläutert, wobei das Turn-taking-Modell von Sacks/Schegloff/Jefferson (1974) im Mittelpunkt steht. Anschließend wird die Organisation von Chat-Gesprächen analysiert und die Frage untersucht, inwieweit das Turn-taking-Modell im Chat anwendbar ist. Die Positionen von Lenke und Schmitz (1995) sowie Murray (1989) werden vorgestellt und anhand von Chat-Beispielen evaluiert. Der zweite Teil des Kapitels untersucht die Simulation nonverbalen Verhaltens und paralinguistischer Elemente im Chat mithilfe von Emoticons, Großschreibung, Abkürzungen und anderen Strategien. Die Analyse beleuchtet die Auswirkungen dieser Substitutionsmöglichkeiten auf die Kommunikation.
Schlüsselwörter
Chat-Kommunikation, Face-to-face-Kommunikation, Gesprächsanalyse, Konversationsanalyse, Schriftlichkeit, Mündlichkeit, Gesprächsorganisation, Turn-taking, Nonverbale Kommunikation, Paralinguistik, Emoticons, Nicknames, Internetkommunikation, Medienwandel.
Häufig gestellte Fragen zur Arbeit: Gesprächsanalytische Untersuchung der Chat-Kommunikation
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Chat-Kommunikation gesprächsanalytisch und vergleicht sie mit Face-to-face-Konversationen. Der Fokus liegt auf den Besonderheiten der Chat-Kommunikation hinsichtlich Schriftlichkeit und Mündlichkeit sowie auf den Unterschieden in der Gesprächsorganisation und der Darstellung nonverbaler Elemente.
Welche Ziele verfolgt die Arbeit?
Die Arbeit zielt darauf ab, die Chat-Kommunikation zu analysieren und ihre Unterschiede zur Face-to-face-Kommunikation herauszuarbeiten. Konkret werden die Gesprächsorganisation im Chat, die mediale und konzeptionelle Einordnung des Chats, die Darstellung nonverbaler Elemente und die Bedeutung von Nicknames untersucht.
Welche Themen werden im Einzelnen behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Vergleich von Chat- und Face-to-face-Kommunikation, Analyse der Gesprächsorganisation im Chat, Untersuchung der medialen und konzeptionellen Einordnung von Chat-Kommunikation, Darstellung nonverbaler und paralinguistischer Elemente im Chat, Bedeutung von Nicknames in der Chat-Kommunikation. Die Arbeit geht dabei auch auf die technischen und kommunikativen Rahmenbedingungen des Chats ein.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Einleitung, Grundsätzliches zur Chat-Kommunikation, Zwischen Schriftlichkeit und Mündlichkeit, Unterschiede des Chats zur Face-to-face-Konversation und Zusammenfassung. Kapitel 4, "Unterschiede des Chats zur Face-to-face-Konversation", ist der umfangreichste Teil und vergleicht detailliert die Gesprächsorganisation und die Darstellung nonverbaler Elemente in beiden Kommunikationsformen.
Welche theoretischen Ansätze werden verwendet?
Die Arbeit bezieht sich auf das Turn-taking-Modell von Sacks/Schegloff/Jefferson (1974) zur Beschreibung der Gesprächsorganisation und auf die Forschungsergebnisse von Koch/Oesterreicher (1994) zur Einordnung von Kommunikation zwischen Schriftlichkeit und Mündlichkeit. Weiterhin werden die Positionen von Lenke und Schmitz (1995) sowie Murray (1989) zur Chat-Kommunikation diskutiert.
Welche konkreten Aspekte der Chat-Kommunikation werden analysiert?
Die Analyse konzentriert sich auf die Gesprächsorganisation (Sprecherwechsel, Reparaturprozeduren), die Darstellung nonverbaler Elemente (Emoticons, Großschreibung, Abkürzungen etc.) und die Einordnung des Chats zwischen Schriftlichkeit und Mündlichkeit. Die Bedeutung von Nicknames wird ebenfalls thematisiert.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Chat-Kommunikation, Face-to-face-Kommunikation, Gesprächsanalyse, Konversationsanalyse, Schriftlichkeit, Mündlichkeit, Gesprächsorganisation, Turn-taking, Nonverbale Kommunikation, Paralinguistik, Emoticons, Nicknames, Internetkommunikation, Medienwandel.
- Quote paper
- Sebastian Stumpf (Author), 2005, Chat-Kommunikation und Face-to-face-Kommunikation - Ein konversationsanalytischer Vergleich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/41802