Das Suffix –lich wird in der deutschen Sprache aus synchroner Sicht, und in einigen Zusammenhängen auch mit Hilfe der Diachronie, charakterisiert.
Von Interesse ist dabei, die bestehenden Systematisierungen und Regeln darzustellen, zu überprüfen, und – soweit dies nötig erscheint – zu diskutieren.
Dies soll insbesondere hinsichtlich der Basis der Wortbildungen, der morphologischen Merkmale, des Vorkommens von Fugen und der semantischen Besonderheiten geschehen.
Zusätzlich zu der näheren Beschäftigung mit dem Suffix –lich diskutiert diese Arbeit auch den traditionellen Derivationsbegriff, und gibt einen kurzen Überblick über die explizite Adjektivderivation mit ihren unterschiedlichen Affix-Varianten.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Was ist Derivation?
2.1. Anmerkungen
3. Die explizite Adjektivderivation
3.1. adjektivische Präfigierung
3.2. adjektivische Suffigierung
4. Das Derivationssuffix –lich
4.1. kurze, diachrone Betrachtung
4.2. substantivische Basis
4.3. verbale Basis
4.4. adjektivische Basis
4.4.1. Sonstige Merkmale
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Im Folgenden soll anhand vorhandener Literatur und eigener Beobachtungen das Suffix –lich in der deutschen Sprache aus synchroner Sicht, und in einigen Zusammenhängen auch mit Hilfe der Diachronie, charakterisiert werden.
Von Interesse ist dabei, die bestehenden Systematisierungen und Regeln darzustellen, zu überprüfen, und – soweit dies nötig erscheint – zu diskutieren.
Dies soll insbesondere hinsichtlich der Basis der Wortbildungen, der morphologischen Merkmale, des Vorkommens von Fugen und der semantischen Besonderheiten geschehen.
Vor der näheren Beschäftigung mit dem Suffix –lich scheint es allerdings sinnvoll, den traditionellen Derivationsbegriff zu umreißen, sowie einen kurzen Überblick über die explizite Adjektivderivation mit ihren unterschiedlichen Affix-Varianten zu geben. Dabei wird jedoch für keinen der beiden Bereiche ein Anspruch von Vollständigkeit erhoben.
2. Was ist Derivation?
Die Derivation (lat. derivare „leiten, ableiten, wegleiten“) stellt neben der Komposition eines der beiden hauptsächlichen Mittel der Wortbildung in der deutschen Sprache dar.
Unter den Begriff der Derivation fallen zwei Arten von Wortbildung:
Die explizite Derivation, bei der Wortbildungsaffixe an Wörter (Glück lich oder be laden) oder an Konfixe (polit isch) angehängt werden, und die implizite Derivation, bei der sich die Ableitung durch den Ablaut vollzieht (trinken – tränken). Einige Grammatiken ordnen außerdem die Konversion als eine dritte, „besondere Art der Ableitung“ (Schöneck 2000, 112) der Derivation zu.
Für diese kurze Übersicht wird jedoch nur die explizite Derivation von Interesse sein, und soll im Folgenden nur noch mit dem Begriff Derivation oder Ableitung bezeichnet werden.
Bei der Ableitung werden mindestens zwei Glieder zusammengefügt. Dabei ist ein Glied ein selbstständiges Wort oder ein Konfix, das andere
Glied ein Derivationsaffix (Glück lich – Substantiv Derivationssuffix).
Die Derivationsaffixe (im Allgemeinen Prä- und Suffixe, eingeschränkt aber auch Zirkumfixe) lassen sich folgendermaßen unterscheiden:
Suffixe bestimmen die Wortart des Derivats, so bilden z.B. –ung, -heit,
-keit, und – schaft Substantive (Leit ung, Frei heit, Einig keit, Freund schaft). Die Suffixe –bar, -lich, -haft, -isch, -ig usw. bilden Adjektive (brauch bar, grün lich, grauen haft, log isch, gold ig). Die Endungen – en, -eln, -ieren usw. zeigen Verben an (rauch en, heim eln, halb ieren), und –s, -falls usw. erzeugen Adverben (jeden falls, wochentag s).
Allerdings ist mit der Suffigierung nicht zwangsläufig ein Wechsel
der Wortart bei dem abgeleiteten Wort verbunden. Denn „bestimmte Suffixe können das Ausgangswort (Basis) nur modifizieren“
(Schöneck 2000, 110). So bewirkt z.B. das Suffix – chen bei Substantiven, ebenso wie - lich bei Adjektiven eine diminuierende Abschwächung (Fleischer et al. 1992, 261) – Baum zu Bäum chen,
gelb zu gelb lich.
Eine Gliederung nach der Wortart des abgeleiteten Wortes (Basis) sieht folgendermaßen aus: Wurde ein Substantiv abgeleitet spricht man von einem Desubstantivum (haarig), ein abgeleitetes Adjektiv wird als Deadjektivum (Freiheit) bezeichnet, und ein Verb als Deverbativum (lesbar).
Im Gegensatz zu den Suffixen bestimmen die Präfixe nicht die Wortart der abgeleiteten Basis. Ausnahmen können denominale und deadjektivische Präfixverben sein, bei denen das Präfix die grammatischen Merkmale bestimmt, bzw. der syntaktische Kern ist
(z.B. ver golden).
Ebenso wie die Suffixe lassen sich die Derivationsaffixe nach den Wortarten gruppieren, mit denen sie sich verbinden lassen.
Während miß-, re-, de- usw. sich u.a. mit Substantiven, Adjektiven und Verben verbinden können (Miß geschick, re kursiv, de konstruieren), können Präfixe wie erz-, ur- usw. ausschließlich Substantiven und Adjektiven zugeordnet werden (Erz schurke, ur komisch). Außerdem ist eine Gruppe von Präfixen wie be-, ent-, ver- oder ab-, an-, auf- nur mit Verben oder Ableitungen aus Verben kombinierbar. Insbesondere bei der Wortbildung von Verben hat die Präfigierung eine besondere Bedeutung, da sie „das wichtigste Mittel für den Ausbau des verbalen Wortschatzes“ darstellt (Schöneck 2000, 111).
Unter den Derivationsaffixen finden sich auch Zirkumfixe. Da diese Klassifizierung an dieser Stelle unter Linguisten aber umstritten ist und diese Zirkumfix-Erscheinungen ohnehin selten auftreten, sollen sie hier nur am Rande erwähnt werden. So finden sich derlei Ableitungen als Substantivderivate (Ge red e) oder auch als Adjektivderivate (un glaub lich). Letztere sind allerdings besonders umstritten
(vgl. „3. Die explizite Adjektivderivation“).
2.1. Anmerkungen
Um einen ausreichenden Überblick über die Derivation zu erlangen ist es wichtig diesen morphologischen Prozess von der Flexion, und weiter, der Komposition abzugrenzen. Angelika Linke et al. (2001, 64) bemerkt dazu unter dem Aspekt der morphologischen Funktion Folgendes:
„Die Flexion ist der morphologische Prozess der Wortformenbildung zur Ausdifferenzierung syntaktischer Wörter eines Lexems. Demgegenüber sind Derivation und Komposition morphologische Prozesse der Ausbildung neuer Lexeme.“ Hinsichtlich der formalen Mittel der Verfahren sieht Linke jedoch eine Opposition der Komposition gegenüber der Flexion und der Derivation: „Während Flexion und Derivation hauptsächlich mit der Affigierung an einen Stamm operieren (...), liegt bei der Komposition eine Zusammensetzung von Stämmen vor“ (Linke et al. 2001, 64).
Die Abgrenzung der Derivation gegenüber der Flexion ist jedoch wesentlich unproblematischer, als gegenüber der Komposition, und lässt sich durch wenige Punkte nachweisen: Derivation bildet ein neues Wort, die Flexion eine Wortform. Durch die Derivation verändert sich die Wortsemantik und die syntaktische Kategorie, durch die Flexion nicht.
Problematischer wird es bei der Unterscheidung von Derivation und Komposition, genauer: Determinativkomposition und expliziter Derivation. Beide Wortbildungsprodukte sind so gebaut, dass sie
jeweils in zwei Einheiten segmentiert werden können. Die traditionelle Grammatik bezieht sich vor allem auf zwei Hauptargumente, um die Unterscheidung zwischen Komposition und Derivation zu befestigen.
[...]
- Arbeit zitieren
- M.A. Florian Rosenbauer (Autor:in), 2003, Die Derivation im Deutschen und das Suffix -lich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/41767
-
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen.