Der Schulalltag soll für den Schüler nicht nur reine Wissens- und Informationsanhäufung darstelln, sondern auch Gedankenzusammenhänge und Verstehensprozesse vermitteln. Damit dies geschehen kann müssen Schüler denen ihnen angebotenen Lehrstoff internalisieren und durch individuell- gedankliche Prozesse für sich verständlich machen. Dabei ist das Ziel, sofern man von Ziel sprechen kann, der Gedankenprozess des Einzelnen. Diese Verstehensprozesse laufen im ZNS (Hirnrinde) ab und folgen intrapsychischen Regeln und Gesetzmäßigkeiten. Diese Gesetzmäßigkeiten bei kognitiven Vorgängen sind Gegenstand des ersten Teiles der Arbeit.
Doch nicht nur geistige Fähigkeiten kommen in der Schule zur Anwendung. Auch im motorischen Bereich lernt der Schüler und versucht durch Übung und Training individuelle Fähigkeiten in den jeweiligen Disziplinen zu verfeinern. Dabei kommt es ebenso zu Lernvorgängen, die auf Gesetzmäßigkeiten basieren. Im Vergleich sollen die Lernvorgänge des motorischen mit denen des kognitiven erläutert werden und an Wesensmerkmalen festgemacht werden.
Auf den ersten Blick scheinen beide Begriffe relativ selbständig zu agieren und schließen die Beteiligung des Anderen größtenteils aus. Dies ist jedoch nach genauerer Analyse nur bedingt richtig. Motorische Informationen (i.S. der Rückinformation über eine motorische Aktivität), wie auch kognitive (geistige) Informationen sind „unverzichtbare Nahrung“ für geistiges und körperliches Leben und Überleben eines Menschen. Dabei ist der eigentliche Vorgang das Resultat vieler komplexer und vernetzter Prozesse, die einen direkten Zugang von Außen nur schwer möglich machen. Erwiesen ist, das der Mensch einen regelrechten „Drang“ verspürt, Informationen aufzunehmen um die Welt mit „seinen Augen“ zu entdecken. Motorische Aktionen sind dafür unabdingbar und geben den Weg frei für vielfältige Bewegungsausführungen bis hin zu speziellen Sportarten.
Jedoch nicht nur körperliche Reize sind bei der Entwicklung gegeben, auch „geistige Reize“ i.S. vom Entdecken der Welt und ihren Zusammenhängen stehen im Vordergrund. Kognitiv- psychische Vorgänge und Gesetzmäßigkeiten sind dabei ein entscheidender Indikator für kognitives Lernen, abgesehen davon ob es sich jetzt um spezielles Wissen über eine Sache handelt oder um schlicht primitive Zusammenhänge (der Ofen ist heiß; das Messer ist scharf etc.) handelt.
Inhaltsverzeichnis
1. Aufgabenstellung
2. Voraussetzung und Grundlagen für den kognitiven Lernprozess
2.1 Einleitung
2.2 Begriffe der Psychophysik
2.3 Der Erkenntnisprozess
2.3.1 Gesetzmäßigkeiten der Wahrnehmung
2.3.2 Gesetzmäßigkeiten der Vorstellungen
2.4 Formen und Ebenen des Denkens
2.5 Das Lernen
2.5.1 Allgemeines.
2.5.2 Lerntheorien
2.5.3 Kognitives Lernen
3. Psychomotorik
3.1 Allgemeines
3.1.1 Begriffe und Sinnbestimmung
3.1.2 Physiologisch- Anatomische Voraussetzungen
3.2 Motorisches Handeln
3.3 Modellvorstellungen
3.4 Motorisches Lernen
3.5 Vergleich Motorisches Lernen vs. Kognitives Lernen
4. Resümee
Literaturverzeichnis
1. Aufgabenstellung
Der Schulalltag soll für den Schüler nicht nur reine Wissens- und Informationsanhäufung darstelln, sondern auch Gedankenzusammenhänge und Verstehensprozesse vermitteln. Damit dies geschehen kann müssen Schüler denen ihnen angebotenen Lehrstoff internalisieren und durch individuell- gedankliche Prozesse für sich verständlich machen. Dabei ist das Ziel, sofern man von Ziel sprechen kann, der Gedankenprozess des Einzelnen. Diese Verstehensprozesse laufen im ZNS (Hirnrinde) ab und folgen intrapsychischen Regeln und Gesetzmäßigkeiten. Diese Gesetzmäßigkeiten bei kognitiven Vorgängen sind Gegenstand des ersten Teiles der Arbeit.
Doch nicht nur geistige Fähigkeiten kommen in der Schule zur Anwendung. Auch im motorischen Bereich lernt der Schüler und versucht durch Übung und Training individuelle Fähigkeiten in den jeweiligen Disziplinen zu verfeinern. Dabei kommt es ebenso zu Lernvorgängen, die auf Gesetzmäßigkeiten basieren. Im Vergleich sollen die Lernvorgänge des motorischen mit denen des kognitiven erläutert werden und an Wesensmerkmalen festgemacht werden.
Auf den ersten Blick scheinen beide Begriffe relativ selbständig zu agieren und schließen die Beteiligung des Anderen größtenteils aus. Dies ist jedoch nach genauerer Analyse nur bedingt richtig. Motorische Informationen (i.S. der Rückinformation über eine motorische Aktivität), wie auch kognitive (geistige) Informationen sind „unverzichtbare Nahrung“ für geistiges und körperliches Leben und Überleben eines Menschen. Dabei ist der eigentliche Vorgang das Resultat vieler komplexer und vernetzter Prozesse, die einen direkten Zugang von Außen nur schwer möglich machen. Erwiesen ist, das der Mensch einen regelrechten „Drang“ verspürt, Informationen aufzunehmen um die Welt mit „seinen Augen“ zu entdecken. Motorische Aktionen sind dafür unabdingbar und geben den Weg frei für vielfältige Bewegungsausführungen bis hin zu speziellen Sportarten.
Jedoch nicht nur körperliche Reize sind bei der Entwicklung gegeben, auch „geistige Reize“ i.S. vom Entdecken der Welt und ihren Zusammenhängen stehen im Vordergrund. Kognitiv- psychische Vorgänge und Gesetzmäßigkeiten sind dabei ein entscheidender Indikator für kognitives Lernen, abgesehen davon ob es sich jetzt um spezielles Wissen über eine Sache handelt oder um schlicht primitive Zusammenhänge (der Ofen ist heiß; das Messer ist scharf etc.) handelt.
Die Diskussion beider Lernformen und der anschließende Vergleich geben natürlich nur einen kleinen Teil vom Forschungsstand und Repertoire auf diesen Gebieten wieder. Erschwerend kommt hinzu, das beide Lernarten auf Gesetzmäßigkeiten und Modellen basieren, die jeder Wissenschaftler aus einer Sicht betrachtet und untersucht hat. Ebenfalls wurden unterschiedliche Hauptmerkmale in den Vordergrund gestellt. Im Gesamtschnitt finden sich jedoch schon markante Hinweise auf Unterschiede und Gemeinsamkeiten. Diese sollen aber erst nach der allgemeinen Betrachtung beider Lernformen zur Diskussion kommen.
2. Voraussetzungen und Grundlagen für den kognitiven Lernprozess
2.1 Einleitung
Innerhalb der letzten 20 Jahre entwickelte sich auf dem Gebiet der Allgemeinen Psychologie ein Ansatz heraus, der sich mit Vorgängen der Reizaufnahme und dem daraus resultierenden Verhalten des Menschen befasst. Diese Richtung heißt kognitive Psychologie und wird beeinflusst durch Informationstheorien sowie kybernetische Modellvorstellungen. Direkt befasst sich die kognitive Psychologie mit der Erforschung des Gedächtnisses, des Lernens und Denkens1.
Versucht man nun den weiten Begriff des kognitiven Lernens zu umschreiben und ihn an markanten Phänomenen festzulegen, so lohnt es sich nach folgender Übersicht vorzugehen: Als Voraussetzung jedes Lern- und Denkprozesses steht der Gedächtnisprozess, d.h. Formen der Wissensspeicherung, der Abrufung und der Einprägung. Dieser Gedächtnisprozess wirkt wieder zurück auf den Bereich der Vorstellung und der Phantasie, die wiederum zum Denkprozess beitragen. Als Grundlage des Denkprozesses steht der sensorische Erkenntnisprozess, zu welchem die Empfindung und die Wahrnehmung gehören.
Als nächst höhere Ebene steht diesem der rationale Erkenntnisprozess gegenüber (zu welchem die Vorstellung/ Phantasie und das Denken gehört). Als Outputfaktor des Denkens, m. a. W. das Ergebnis dieses Prozesses angefangen vom aufgenommenen Reiz aus der Umwelt bis hin zum Denkprozess stehen sinnliche- und rational- psychische Abbilder (z.B. Lösen einer Mathematikaufgabe oder ein erfolgreicher Sprung über Bock etc.) .
Wie bereits genannt ist die Grundlage aller Denk- und Gedächtnisprozesse der sensorische Erkenntnisprozess, basierend auf dem Augenmerk der Empfindungen, die entstehen, wenn Reize aus der Umwelt in körpereigene Signale transformiert werden. Die nächste Stufe im Lernprozess ist die Wahrnehmung, welche in enger Wechselwirkung mit der Empfindung sowie auch mit der nächsthöheren Zwischenstufe, dem Gebiet der Vorstellung und Phantasie steht.
Praktisch kann man sich die beiden Begriffe folgendermaßen vorstellen: Empfindungen sind solche, wie beispielsweise die individuelle Interpretation von Tönen oder Lichtquanten (hoch, tief, stark, schwach). Wahrnehmung dagegen bedeutet, dass der Lernende auch genau das Lesen oder Hören soll, was man ihm vermitteln will (eine bestimmte Aufgabe oder ein Tafelbild). Anders ausgedrückt ist Wahrnehmung auch das Erkennen und spezielles Benennen einer Sache.
Im Bereich der Vorstellung und Phantasie (rationale Erkenntnisprozesse) sind nun wieder Gedächtnisprozesse (Speichern, Abrufen, Einprägen) notwendig um gewisse Aufgaben (Bsp. Bewegungsaufgabe im Turnen) erfüllen zu können. Der Lernende braucht eine Bewegungserfahrung um sicher über den Bock springen zu können oder die Stabilität eines Handstandes zu beherrschen. Dies setzt gewisse Erfahrungen voraus und benötigt kognitive Vorgänge, die nun im folgenden einzeln beleuchtet werden sollen.
2.2 Begriffe der Psychophysik
Mit den Sinnesorganen nehmen wir aus der Umwelt zahlreiche Informationen auf (109 bit/s2 ), wovon uns jedoch nur ein sehr kleiner Teil bewusst wird (101 -102 bit/s2).
Reize treffen in unterschiedlichen Energieformen auf unseren Körper (elektromagnetische Energie bei Sehreizen, Schallwellen bei Hörreizen etc.). Für diese Reize gibt es spezifische Rezeptoren (Sensoren), die entweder ein Sinnesorgan darstellen (Auge, Ohr, Nase) oder über die Körperoberfläche verteilt sind und aufgenommen werden. Ebenfalls befinden sich Druckrezeptoren im Körperinneren, so dass wir Schmerzzustände realisieren können. Jede Sinneszelle hat ihren adäquaten Reiz, mit dem sie jeweils spezifische sensorische Sinneseindrücke (Modalitäten) hervorrufen kann. Innerhalb dieser Modalitäten können oftmals noch verschiedene Qualitäten des Reizes unterschieden werden (Stärke, Frequenz etc.). Der Rezeptor wählt bei der Reizaufnahme diejenige Information aus, die für ihn geeignet ist und die er verwerten kann (Bsp.: Druckrezeptoren der Haut können mechanischen Druck verwerten, Sinneszellen des Auges dagegen elektromagnetische Wellen). Der jeweilige Reiz verändert die Membraneigenschaften der Rezeptorzelle und initiiert ein Rezeptorpotential (Sensorpotential). Wird ein bestimmter Schwellenwert erreicht, entsteht ein Aktionspotential, welches in der Nervenfaser weitergeleitet wird. Je intensiver dieser Reiz einwirkt, desto höher ist das entsprechende Rezeptorpotential und desto öfter wird ein Aktionspotential in der Nervenfaser ausgelöst und weitergeleitet (Transformation). Die Reizschwelle spielt eine besondere Bedeutung, da sie eine Art „Eintrittsbarriere“ der Informationen in den Körper darstellt. Bei älteren Menschen ist die Reizschwelle (Bsp.: Hörsinneszellen) höher, so dass hohe Frequenzen nicht mehr gehört werden können.
Weitere wichtige Begriffe für die Gesetzmäßigkeiten der Empfindungen bzw. für die 1. Stufe im Erkenntnisprozess sind die Begriffe Unterschiedsschwelle, Adaptation, Sensibilisierung und Gesetz der Wechselwirkung. Als Unterschiedsschwelle bezeichnet man den Punkt, ab wann man zwei Punkte als getrennt wahrnehmen kann (optisch, akustisch, taktil). Adaptation bezeichnet die Anpassung eines Sinnesorganes an Reize, von welchen wir umgeben sind. Aufgrund von Vorwissen können sich Sinnesorgane verfeinern, welches man als Sensibilisierung zusammenfasst. Ein Beispiel wäre die Betrachtung der Farbe schwarz, die von zwei Personen anders empfunden werden kann (hell oder dunkel). Das Gesetz der Wechselwirkung beschreibt die gegenseitige Beeinflussung von Empfindungen. Als Beispiel könnte man hier das appetitliche Anrichten einer Speise nennen, da hier zwei Sinne sich überlagern (Geschmack und Auge).
Als Empfindungen, die von Reizen hervorgerufen werden die außerhalb des Körpers entstehen zählen: die Gesichtsempfindung (Helligkeit und Farbe), die Gehörempfindung (Tonhöhe, Klang), die Geschmacksempfindung (süß entgegen sauer, bitter entgegen salzig) sowie die Geruchsempfindung. Innerhalb des Körpers wirkende Empfindungen, die durch Reize von innerhalb entstanden sind, zählen: die Hautempfindung (Wärme entgegen Kälte, Schmerz, Druck), die Bewegungsempfindung, die zusammen mit der Haut die Tastempfindung bildet. Als weitere innere Empfindungen kann man die Gewichtsempfindung sowie die Organempfindung hinsichtlich Schmerz, Hunger, Durst etc. charakterisieren.
2.3 Der Erkenntnisprozess
2.3.1 Gesetzmäßigkeiten der Wahrnehmung
Nach der Vorstellung der Kognitivisten (Vertreter der kognitiven Psychologie) besitzt der Mensch einen natürlichen Drang, Dinge aufzunehmen und sich Informationen anzueignen3. Dieses Informationsbestreben ist nicht nur an kognitive Inhalte (Wissen; Kenntnisse) gebunden, sondern bezieht auch motorische Bereiche mit ein. V.a. in der Kindheit besteht der Drang nach motorischer Aktivität und Bewegung, womit ein Grundstein für spätere motorische Betätigungsfelder in Hinblick auf die Ausübung bestimmter Sportarten gelegt wird. Wahrnehmung ist somit ein aktiver Vorgang, wo Informationen gedeutet und Zusammengetragen werden4.
Als Motive für den Vorgang der aktiven Wahrnehmung bestehen drei Theorien. Die erste Theorie (Existenz des Erkenntnismotivs) besagt, dass der Mensch nach Erkenntnissen strebt. D. E. Berlyne vertritt dazu die Auffassung, dass der Widerspruch und die Verwicklung bei der Wahrnehmung zur körperlichen Erregung führt, was der Mensch als angenehm empfindet und dementsprechend wiederholt.
Eine zweite Theorie benennt ebenfalls den Punkt der optimalen Stimulation. Der Mensch kämpft gegen Eintönigkeit und Langweile an, die seine Körpererregung absinken lässt. Durch anregende Erfahrungen, wie z.B. die Aufnahme von Information, lassen sich diese Erregungen neu aktivieren5.
Die dritte Theorie (Handlungstheorie der Wahrnehmung) kennzeichnet die Wahrnehmung als Mittel zur Aufzeigung von Mangelzuständen. Das Wahrnehmen einer Situation ermöglicht dem Menschen das Setzen von Zielen und das somit ebnet es einen Lebensweg. Der gesamte Lebensvollzug benötigt demzufolge Wahrnehmung. Umgedreht benötigt die Wahrnehmung den aktiven Lebensvollzug.
Bestimmte psychologische Gesetzmäßigkeiten sind auch hier markant für den Wahrnehmungsprozess. Dazu gehören die folgenden Begriffe: die Figurgrunddifferenzierung, das Prinzip der „Guten Gestalt“, die Ganzheitlichkeit der Wahrnehmung, die Apperzeption, das Kontrastgesetz und die Selektion.
Die Figurgrunddifferenzierung besagt, das Figuren (Zeichen etc.) erst dann schnell und sicher wahrgenommen werden, wenn sie sich vom aufprojezierten Hintergrund unterscheiden lassen. Das Prinzip der „Guten Gestalt“ zeigt auf, das Gegenstände mit runder, einheitlicher und abgeschlossener Gestalt schneller zu Erkennen sind und somit besser Wahrnehmbar werden. Nimmt man z.B. eine abgerundete, einheitliche Form (Folie, Übersicht), so werden Schüler diese als besser und lernfreudiger empfinden als unübersichtlicher, abgehackter und auf vielen Blättern verteilter Lernstoff.
Die Ganzheitlichkeit der Wahrnehmung meint eine Sinnerfüllung im entsprechenden Zusammenhang. So werden beim Textvorlesen Rechtschreibfehler häufig richtig gelesen, da vom Sinnzusammenhang her das Wort gar nicht „anders heißen kann“. Die Apperzeption beschreibt das Prinzip, das in die Wahrnehmung vorher schon gemachte Erfahrungen miteingebracht werden. Beispielsweise wird im Sportunterricht der Schüler sicher kräftig abspringen um über den Bock zu kommen, da er mit dieser Bewegungsausführung und deren Konsequenz schon eventuelle Erfahrungen in seiner Kindheit gemacht hat (über Mauer gesprungen etc.).
Das Kontrastgesetz meint die Hervorhebung bzw. die Differenz von Sinnesmodalitäten. Beispielsweise kann in der Sprache moduliert werden (laut und leise) oder in der Farbe (Hervorheben von Schrift durch Signierstift). Ebenfalls wird hier der Hintergrund mit in die Wahrnehmung einbezogen (Rotstift beim Korrigieren von Leistungsbewertungen, die mit blauer Tinte geschrieben sind). Die Selektivität ist eine wichtige Gesetzmäßigkeit in der Wahrnehmung, da sie Erklärungen v.a. über das Vergessen und Nicht- Wahrnehmen von Situationen liefert. Konzentriert man sich auf eine Sache (Bsp.: auf das Gespräch mit dem Banknachbarn), so erfolgt eine gerichtete Aufmerksamkeit auf diese Tätigkeit (Spannungszustand der Hirnrinde; gezieltes Hinwenden zu dieser Sache), so dass andere Bereiche (die Frage des Lehrers) nicht oder nur im Unterbewusstsein aufgenommen werden.
Ein weiterer einflussreicher Faktor für die Beeinflussung von Wahrnehmungen ist die Realisierung von Erwartungen. Die Erwartungshaltung spielt eine große Rolle, da ich gezielt nach etwas suche, was ich auch unbedingt finden will. Der Lehrer sucht so lange nach der richtigen Antwort (Analysieren der Umwelt) bis sie ein Schüler (wenn auch zufällig) richtig wiedergibt („Jawohl, jetzt haben wir’s“). Eine anderes Beispiel zeigt, wie Personen somit falsch eingeschätzt werden. Die Erwartungshaltung bei „starken“ Schülern ist anders als bei „schwachen“ Schülern. Bei den vermeintlich „starken“ Schülern werden häufiger Fehler übersehen als bei den „schwächeren“ Schülern. Eine ähnliche Situation ergibt sich aus der Bedürfnislage von Personen. Bin ich sehr ausgehungert, so nehme ich bedürfnisbezogene Wörter oder Abbildungen eher wahr als wenn ich gesättigt bin. Ebenfalls hat jedes Individuum eine eigene Art „zu handeln“ und „zu denken“. So gibt es Typen, die eher für komplexe Aufgaben geeignet sind, andere wiederum für einfachere Aufgaben. So kann es sein, dass verschiedene Menschen eine bestimmte objektiv überschaubare Situation jeweils verschieden wahrnehmen; beispielsweise wie in Prüfungssituationen.
Zusammengefasst stellt man nun fest, das Denkprozesse wesentlich von der Wahrnehmung der Situation abhängen, m. a. W. das die Wahrnehmung „der Wegweiser“ ist, in welche Richtung sich der Denkprozess bewegt. Nimmt der Schüler die Aufgabe „falsch wahr“, so denkt er anschließend in die falsche Richtung und kommt wiederum auf falsche Ergebnisse.
2.3.2 Gesetzmäßigkeiten der Vorstellungen
Zu den sensorischen Erkenntnisprozessen zählt ebenfalls der Begriff der Vorstellungen. Ohne Vorstellungen könnte der rationale Erkenntnisprozess nicht stattfinden, da er eine Art „Arbeit“ mit diesen Denkvorstellungen darstellt. Vorstellungen sind anschauliche Abbilder früher wahrgenommener Abbilder. Sie können über entsprechende Sinnesbereiche entstehen. Zu unterscheiden sind Vorstellungen zum Bereich der Wahrnehmungen durch folgende Merkmale: Vorstellungen sind „blasser“ (nicht so deutlich) wie Wahrnehmungen und sind fragmentarisch, d.h. es werden nur einzelne hervorstechende Merkmale reflektiert. Labilität und Unbeständigkeit kann man ebenfalls der Vorstellung zuordnen. Während es bei der Wahrnehmung zu einer Transformation vom Äußeren ins Innere kommt, ist die Vorstellung ein komplett innerer Vorgang, da man sich Dinge „von selbst her“ vorstellen muss (Denkweg einer Aufgabe; abstrakte naturwissenschaftliche Modelle etc.). Im Unterrichtsprozess nutzt man zwei Formen von Vorstellungen: zum einen die Gedächtnisvorstellung, also der Bezug auf frühere Erfahrungen. Zum anderen nutzt man die Phantasieprozesse, welche als Kombination von Vorstellungsinhalten und Verknüpfen von Inhalten zu verstehen sind. Wie bereits schon erwähnt benötigt man die Vorstellung als Vorstufe für den Denkprozess.
[...]
1 Vgl. Michel C./ Novak F., Kleines Psychologisches Wörterbuch, Erweiterte und aktualisierte Neuausgabe, Freiburg i.B. 1990, S. 194f.
2 engl.: binary digit; Maß für den Informationsinhalt, bit/s ist Maß für Informationsfluss in: Silbernagl, S./ Despopoulos A., Taschenatlas der Physiologie. 156 Farbtafeln von W.-R. Gay und A. Rothenburger, 4., überarbeitete Aufl., Stuttgart u.a. 1991.
3 Vgl. Schönpflug, W./ Schönpflug U., Psychologie, München 1995, S. 63.
4 Vgl. ebd., S. 65.
5 Vgl. ebd., S. 66.
- Arbeit zitieren
- Thomas Jacob (Autor:in), 2003, Gemeinsamkeiten und Unterschiede von Motorischem Lernen im Vergleich zu Kognitivem Lernen in Bezug auf die geisteswissenschaftlichen Unterrichtsfächer Sport und Sozialkunde, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/41750
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