Die Geschichte des Osmanischen Reiches scheint auf dem ersten Blick ein weiteres Zeugnis über den Zusammenbruch einer einst großen Weltmacht zu sein. Vergleichbar mit dem Ende des Römischen Reiches sollte im Orient ein Vielvölkerstaat durch militärische Erfolge zusammenwachsen, nur um sich im Verlauf seiner Entwicklung nicht mehr selbst tragen zu können. Mit der territorialen Ausdehnung vergrößerten sich die innenpolitischen Spannungen, sodass das staatliche Gebilde seine Stabilität verlor du der Kollaps nur eine Frage der Zeit wurde. Kann diese plakative These vertreten werden oder greift dieses in aller Kürze überspitzt formulierte Resümee über das Osmanische Reich zu kurz? Ist die Geschichte womöglich kein reines Paradebeispiel über das Scheitern eines einst prunkvollen und respektierten Reiches, sondern eine Frage der Perspektive? Kann ferner sogar von einem Aufbruch in die moderne Zeit gesprochen werden?
Diese Arbeit möchte, in dem ihr zur Verfügung stehenden Rahmen, einen Einblick in die innen- und außenpolitische Politik des Osmanischen Reiches in seinem letzten Jahrhundert geben und dabei die Reorganisationsepoche des Tanzimats genauer beleuchten. Besonders hilfreich für diese Sichtweise erwies sich dabei Findleys differenzierter Aufsatz über die Ansprüche und Realität der geplanten Reformen. Der Zeitraum von 1839 bis 1876, also vom Rosengarten Edikt bis zur ersten Verfassung des Reiches, soll Aufschluss über die Frage geben, ob der orientalische Staat selbstverschuldet an Souveränität verlor oder ob bereits frühzeitig die Zeichen der Zeit für eine grundlegende Reorganisation gedeutet wurden. Ferner gilt es zu untersuchen, welche Ziele in der Ära des Tanzimat verfolgt wurden – eine wörtliche „Re-Form“ zurück zu den muslimischen Wurzeln des einst durchgängig islamisch geprägten Staates oder doch eher ein fortlaufender Modernisierungsprozess, inspiriert durch die französische Aufklärung und den Revolutionen auf dem europäischen Kontinent?
Das Ziel dieser Arbeit ist einfacher zu bestimmen und nicht annähernd so ambivalent wie die Reformen des Tanzimat. Mit der Beantwortung der Fragestellung soll erreicht werden, dass das Osmanische Reich, trotz Betrachtung der nüchternen Fakten, nicht grundsätzlich gescheitert und untergegangen ist, sondern vielmehr den Weg für die heutige Türkei bereitet hat.
Inhaltsverzeichnis
1 Die Tanzimat- Reformen - Zurück zu den Wurzeln oder Aufbruch in die moderne Zeit?
2 Die Reorganisation des Osmanischen Reiches
2.1 Die innen- und außenpolitische Entwicklung zu Beginn des 19. Jahrhunderts
2.2 Begriff, Bedeutung und Inspiration des Tanzimat
2.3 Die Ambivalenz zwischen Reorganisation und Modernisierung - Hoffnungen und Ziele
3 Durchführung der Reformbestrebungen - Aufbruch oder Abbruch der staatlichen Konsolidierung?
3.1 Gülhane Hatt-ıScherif - das Rosengarten Edikt von 1839
3.2 Islahat Hatt-ıHümayun - das kaiserlicher Edikt von 1856
3.3 Das Ende der Tanzimats- Ära - die Verfassung von 1876
4 Die Machtverschiebung vom Sultanspalast zur Hohen Pforte - Die Zeit der Diplomaten und bürokratischen Verwaltung
5 Zusammenfassung
6 Schlussbetrachtung
7 Literaturverzeichnis
- Citar trabajo
- B.A. David Koch (Autor), 2015, Die Tanzimat-Ära im Osmanischen Reich. Untersuchung der Ambivalenz zwischen Modernisierungs- und Reformperiode im 19. Jahrhundert, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/416902
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